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Nr. 219.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

34. Jahrgang.

Der Anzeigenpreis beträgt f. die ftebengespaltene Rolonel­elle 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 20 fg.( zu­Täffte 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Bort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für awei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewertschaftliche Vereins Anzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin   S. 68, Lindenstraße 8, abs gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 12. August 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. #ernsprecher: Amt Morisplah, Nr. 151 90-151 97.

Bulgariens   Kriegsziele.

Englischer Angriff bei Hollebeke gescheitert. Gesteigerter Feuerkampf im Küsten­Teilkämpfe in der Cham­

abschnitt.

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pagne. 19 Flugzeuge, 2 Feffelballone abgeschossen.- Erfolge in den Karpathen­tälern. Die Sufita- Linie gegen heftige Gegenangriffe gehalten.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 11. Anguft 1917.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die englischen Angriffe am geftrigen Morgen wurden von mehreren Divisioncu geführt. In mehr als 8 Kilometer Breite zwischen Frezenberg und Hollebeke brach der Feind vor; trot des starken Einsatzes hatte er keinen Erfolg.

Zwar gelang es anfänglich dem tiefgegliedert vorstürmenden Gegner, an mehreren Stellen in unsere Kampflinie ein­zubrechen, doch wurde er durch schnellen Gegenstoß der Bereit­schaften wieder geworfen, bei Westhoek erst nach längerem, erbitterten Ringen.

Der Feuerkampf fleigerte fich im Rüftenabschnitt und von Merdem bis Warneton   am Abend wieder zu großer Heftigkeit; auch heute morgen war er vielfach äußerst start. Nächtliche Erkundungsstöße der Engländer bei Nieuport scheiterten ebenso wie starke Teilangriffe, die der Feind beiderseits der Bahn Boefinghe- Langemard frühmorgens ansette.

Nördlich von St. Quentin griffen die Franzosen mehrmals die bei Fayet von uns gewonnenen Gräben an, die bis auf eineu geringen Teil sämtlich gehalten wurden.

Heeresgruppe Deutscher 2rprins Am Chemin- des- Dames spielten sich Brtliche Infanterie kämpfe bei der Royère Fe ab, die eine Aenderung der Lage nicht ergaben.

Bei Cerny versuchte der Feind ohne besondere Feuer­vorbereitung in unsere Stellung zu bringen; rascher Gegen­angriff der Grabenbesatzung warf ihn zurück.

Am Hochberg in der Westchampagne entriffen Teile eines heffen- naffauischen Regiments den Franzosen wichtige Graben­stücke, die gegen starte Wiederoberungsversuche behauptet wurden. Hier wurde eine größere Zahl von Gefangenen einbehalten; auch füdlich von Corbeny, nördlich von Reims   und auf dem Westufer der Maas   waren Borstöße unserer Erkunder erfolgreich.

19 feindliche Flugzeuge und 2 Fesselballone wurden ab­geschossen; der größte Teil in Luftkämpfen, die besonders in Flandern   sehr zahlreich waren. Offizier- Stellvertreter Bize feldwebel Müller errang seinen 20. und 21. Luftfieg. Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern.

Nichts Neues.

Font des Generalobert Erzherzog Jofeph In den Grenzbergen der Moldau warfen deutsche und österreichisch ungarische Truppen den zähe fich wehrenden Feind am Slanic und Ojtoz- Tal ostwärts zurück.

Auch am Mt. Cleja und Mgr. Casinului wurden die Nu­mänen von beherrschenden Höhen verdrängt.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madensen.

Durch Einsatz fehr starker Kräfte, die bis zu fiebenmal gegen die von uns gewonnene Susita- Stellung anstürmten, suchten Russen und Rumänen in verzweifelten Angriffen den verlorenen Boden zurückzuerobern. Jeder Stoß brach an der Front unferer tapferen Truppen zusammen.. Der Tag kostete die Gegner ungewöhnlich schwere Blutopfer; Gewinn hat er ihnen nicht gebracht.

Mazedonische Front.

Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 11. August 1917, abends. Außer den Frühkämpfen in Flandern   keine besonderen Ereignisse.

Im Osten Fortschritte gegen das Trotus- Tal und nördlich von Focsani  .

Der österreichische Bericht.

Bien, 11. August 1917.( 8. T. 8.) Amtlich wird

verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah.

Nördlich von Focsani   unternahmen die Russen und Rumänen gestern nachmittag abermals heftige Massenangriffe, die stellen­weise zwanzig Wellen tief geftaffelt waren. Die deutschen  Divifionen schlugen den Feind in fiegreicher Abwehr zurüd. Die Kämpfe an der Djtoz- Straße verlaufen erfolgreich. Desterreichisch­ungarische und deutsche Streitkräfte drangen, dem Verteidiger Graben auf Graben entreißend, bis auf die Höhen südlich und westlich von Dena vor. Weiter nördlich keine wesentliche Menderung der Lage.

Italienischer Kriegsschauplah. Am Isonzo   lebte der Artilleriekampf wieder auf. Balkan  - Kriegsschauplah.

Nichts zu melden.

Der Chef des Generalstabes.

unerwarteten und bebentlichen Ruhm. Das sind die Ur­sachen, weshalb die bulgarische Presse so aufgeregt wurde und weshalb ich mich ganz gegen meine Gepflogenheiten ent­schlossen habe, Herrn Wendel zum letzten Male zu erwidern.

Herr Wendel ist ein eigenartiger Polemiker. Von meinen zwanzig Argumenten zum Nachweis der bulgarischen Natio­nalität der mazedonischen Slawen" hat er nur drei zu widerlegen versucht, weil er sie für weniger stichhaltig hielt, während er von den anderen die meisten überging, einige enbloc berwarf und die übrigen durch eigene ersetzte. Man merkt, daß er die Eristik" von Schopenhauer   auswendig ge­lernt hat.

Auf meine Behauptung, daß die serbischen Könige während threr Herrschaft in Mazedonien   sich Könige der Serben und Bulgaren   nannten, da sie selbst die Mazedonier als Bulgaren   betrachteten, antwortet Herr Wendel, die Titulatur der serbischen Könige erwähnte die Bulgaren   nur, weil ge­wisse Striche Bulgariens   Bestandteile ihrer Staaten bildeten - wie es bei dem größten serbischen Königreich Duschans der Fall war. Nun dieser Einwand ist, euphimistisch   gesagt, ein irriger. Herr Wendel wird sich selbst davon überzeugen, wenn er die Karte des Königreichs Duschans in der Ge­schichte des serbischen Volkes" von Professor St. Stanojewitsch Bern, 11. Auguft. Wie das Berner Tagblatt  " aus Paris   zu Rate zieht. Er wird darin sehen, daß kein Teil Bulgariens  erfährt, hat Poincaré Ribot mitgeteilt, daß er zurückzutreten zu seinem Stönigreiche gehört hat. beabsichtige. Ribot habe nach Befragung seiner Stollegen über die Ethnographie Mazedoniens   nachlesen, deren Ver­Auf meine Empfehlung, er möge die reiche Literatur Poincaré   gebeten, die Angelegenheit bis zum Busam- fasser sachverständige Gelehrte aller zivilisierten Nationen

Poincaré   will zurücktreten.

mentritt der Rammer an bertagen.

Pro Macedonia  .

find, die diese Frage an Drt und Stelle gründlich studiert haben, erwidert Herr Wendel, daß mit Tatsachen vergangener Jahrhunderte die Nationalität der Mazedonier im 20. Jahr­hundert sich nicht nachweisen läßt. Diese Art der Beweis­Bon D. Rizoff, gl. bulgarischen Gesandten in Berlin  . führung stellt die ganze Weltgeschichte auf den Kopf, denn Die folgenden Ausführungen veröffentlichen wir nicht jede Nation hat ihren historischen Ursprung. Aber das mert­um gegenüber bem diplomatischen Bertreter eines würdigste ist, daß Herr Wendel so tut, als ob er nicht ein­berbündeten Bolles die selbstverständliche Pflicht der Gast- sähe, welchen großen Wert als unparteiisches Zeugnis alles freundschaft zu üben, sondern auch um ihrer selbst willen, das besikt, was über die Nationalität der mazedonischen da sie der deutschen   Deffentlichkeit einen ungewohnt tiefen Slawen" vor dem Ausbruch der bulgarischen, serbischen Blick in das Wesen der bulgarischen Bolitit und griechischen Ansprüche auf den Besitz Mazedoniens   ge­eröffnen und damit zur Klärung eines verwidelten schrieben worden ist. Problems Bedeutendes beitragen. Daß der Standpunkt, Ist es wirklich möglich, daß Herr Wendel die Bedeutung den der Herr Gesandte zur allgemeinen Frage dieser so wesentlichen Zeugnisse verkennt? Statt auf diese des Berständigungsfriedens einnimmt, nicht Literatur einzugehen, zitiert er nur das, was über diese Frage der unsere ist, brauchen wir nicht erst zu versichern. Im

einzelnen möchten wir heute mur noch zwei fleinere sach- unbekannte Leute gesagt haben oder unbedeutende Politiker, liche Frrtümer des Herrn Gesandten aufklären: 1. Wendels die in der Frage nicht sachverständig sind, und schließlich den Artikel haben feinerlei genfur passiert, weder wohlbekannten Korrespondenten der russischen Zeitung, Novoje die der deutschen   Behörden noch die unserer Redaktion; Vremja", A. Amfiteatroff, der über die Nationalität der fie find von uns einfach und ohne Befragen irgendeiner Mazedonier geschrieben hat aus Gründen, über die Herr Stelle als persönliche Meinungsäußerung eines fehr ge- Wendel sich vertraulich bei Herrn Paschitsch informieren fchätzten Mitarbeiters wiedergegeben worden. 2. Genosse mag.... Und was noch erstaunlich ist, Herr Wendel macht Wendel, deffen Ruhm" Herrn Rizoff erst in den legten mir den Vorwurf, ich hätte keine Autoren neuesten Datums 14 Tagen ins Ohr gedrungen ist, hat in Deutschland  längst als politischer Schriftsteller einen ausgezeichneten über Mazedonien   angeführt, weil diese alle gegen die bulga­und wohlverdienten Ruf. Red. d. Borwärts". rische These wären. Der Vorwärts" vom 26. Juli bringt wieder einen Auf­Nun auch das entspricht nicht der Wahrheit. Hier find satz von Herrn Wendel als Erwiderung auf meine Antwort. die Namen fast aller Gelehrten und Kenner des Balkans, die Der Verfasser ist sehr stolz, mit seinen Artikeln einen wahren geschrieben oder sich im Laufe der letzten 40 Jahre, das heißt Sturm in Bulgarien   ausgelöst zu haben, und in zwei Wochen seit 1877, über Mazedonien   ausgesprochen haben.- Sie ein berühmter Mann geworden zu sein. Ich gönne ihm den alle haben den ausgesprochen bulgarischen Charakter dieses Triumph! Leider habe ich die undankbare Pflicht, Herrn Landes anerkannt.

Der ethnographische Zustand Bulgariens  , wie ich ihn aus authentischer Quelle fenne und wie er aus der besten Karte Rieperts hervorgeht, ist der folgende: die Grenzen der bulga­rischen Nation gehen im Westen unberührt durch andere Natio­nalitäten bis jenseits Salonitis hinunter und dehnen sich nach Dften aus, mit geringen türkischeit Elementen unterbrochen, bis zum Schwarzen Meere.

Wendel sagen zu müssen, daß der durch seine Aufsäge in Bulgarien   Im Jahre 1878 war es fein geringerer als Fürst Bis­hervorgerufene Sturm weder dem inneren Werte seiner Person, mard, der vor bollbesetztem Reichstag auf eine Anfrage von noch der Gelehrsamkeit seiner Ausführungen zuzuschreiben ist Bennigsen über die Ethnographie des bulgarischen Volkes ( denn in Bulgarien   sind die serbischen Argumente folgende denkwürdige Worte gesprochen hat: über Mazedonien   zur Genüge bekannt). Wenn seine Aufsätze einen so starken Widerhall in Bulgarien   gefunden und sogar sogar dort viele Leute in Bestürzung versett haben, so verdankt Herr Wendel das anderen Umständen. Herr Wendel ist nämlich deutscher Reichstags­abgeordneter, dazu kommt die eindrucksvolle Tatsache, daß seine Auffäße durch eine sehr strenge Striegszenfur ge Im Jahre 1885 war es der russische Geograph gangen sind, und vor allem der Umstand, daß die großen A. F. Rittich; im Jahre 1888 der belgische Professor Drgane der deutschen   und österreichischen Presse mit sehr E. de Laveleye in seinem Wert über die Balkanhalbinsel  "; wenigen Ausnahmen auf seine Aufsätze gar nicht reagiert im Jahre 1890 die Slawische Wohltätigkeits- Gesellschaft" in haben und dadurch den Gebanken aufkommen ließen, daß Petersburg, deren Mitgliederverzeichnis, Namen wie Lamansky, man von oben ein Schweigen billigte. Palmow, Korablem usw. aufweist, in ihrer Ethnographischen

Da Bulgarien im Jahre 1913 von seinen Verbündeten Karte der Slawischen Völker  "; im Jahre 1891 der polnische hintergangen wurde, so verlieh das Gros der bulgarischen Professor in Lemberg   A. Kalina in seinem berühmten Wert Leser den Aufsätzen Wendels einen symptomatischen Charakter über die Geschichte der bulgarischen Sprache( 2 Bände); in dem Sinne, als ob die leitenden Kreise in Deutschland   im Jahre 1893 der russische Professor A. P. Lavrow in und Desterreich sich eines Sozialisten bedient hätten, um den seiner Studie über die bulgarische Sprache; im Bulgaren   klarzumachen, daß sie ihre territorialen Ansprüche Jahre 1896 der slovenische Slawist und Sprachforscher herabsehen müßten, oder zum mindesten in dieser Richtung B. Oblat, Schüler von Professor Jagitsch, der Mazedonien  zu sondieren. Was die intelligenteren Bulgaren   anbelangt, bereift hat, um die Sprache der slawischen Mazedonier" zu so waren dieselben erstaunt über die Gleichgültigkeit der studieren; im Jahre 1898 der Leipziger   deutsche Professor Völker Deutschlands   und Desterreichs gegenüber den Kriegs- G. Weigand  , der ebenfalls Mazedonien   als Reisender besuchte, zielen Bulgariens  ". Auf dem Balkan   ist man leicht miß- um die wallachischen Mazedonier zu studieren; im Jahre 1899 trauisch. Diesen Umständen verdankt Herr Wendel seinen der französische   Konsul in Ueskueb   und Monastir Mar