fc. 4- 1918
dauert.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Winterfonnenwende.
Und dennoch für den tiefer in die Natur Blickenden ist der große Abschnitt im Leben des Jahres wohl erkennbar, und gut sicht bar sind die Fäden, die von da zu manchen Symbol und Brauch leiten, dessen wahrer Sinn und Ursprung längst verschüttet schien. Nicht an das Erste und Oberflächlichste soll dabei erinnert werden, daß der erste Januar wirklich oft genug der Wendepunkt des ganzen Winters ist, von dem ab es wirklich falt, erst richtig Winter wird, mit Schnee. Hochfroit und gleichmäßigem Wetter. Viel tiefer reicht die Wende hinab, vom flimatologischen zu dem davon so abhängigen biologischen Gesetz.
vorbei.
Freitag, 4. Januar
gründen, sondern damit noch mitten im Schnee, bei Temperaturen beginnen, bei denen wenigstens im Menschenherzen im Walde jeder Gedanke an Liebe erfrieren würde. Die Sträben beginnen im Weit über eine halbe Million Zentner Butter hat in den lezien Seit dem 21. Dezember twendet sich die Erde in ihrer Bahn um Februar, oft schon im Januar damit; auch die Wölfe , die Füchse, Friedensjahren Sibirien nach Deutschland geliefert, und doch war die Sonne, und sie erreicht am 1. Januar ihr Perihelium, d. H. ibre sogar die Hafen denken noch im Schnee an die Pflicht, ihre Art diefe Menge nur ein kleiner Teil der geiamten Butterausfuhr diefes größte Sonnennähe. Damit beginnt erst der eigentliche astronomische nicht aussterben zu lassen; niemals geschieht dies aber vor Landes. Sie tam in der Hauptsache England zugute, während wir Winter, der dann bis zum 21. März, dem Frühlings- Aequinottium Weihnachten. sibirische Butter meist nur im Winter bezogen, wenn England sich In den Teichen und Bächen lebt eine tausendgestaltige Klein- mit australischer Butter versorgte. Infolgedessen haben die EngDas sind grundlegende Säge der astronomischen Geographie, welt zierlicher Pflanzen und winziger Tiere am Gründe, die es alle länder mehr als doppelt soviel Butter verbrauchen können als die die feit der täglichen Erfahrung des Lebens nicht zusammenzufallen sehr woh! merken, wann es Winter wird. Sie bauen ihm vor und Deutschen , nämlich 13% gegen 6 Bentner pro Stopf. Wie Prof. scheinen. Denn von der größten Sonnennähe merken wir im Januar bilden, oft auf großen Umwegen und mit Anstrengung aller Kraft, E. Rath in der„ Umschau" ausführt, kam die fibirische Butter erst wahrlich nichts, und feufzend empfinden wir es in den Kriegsjahren die in solch ein Tröpfchen Lebensstoff gelegt ist, Dauerzustände, vor zwanzig Jahren auf den europäischen Markt und wurde mit der Babi besonders schmerzlich, daß der astronomische Winter nicht mit dem ruhende, wohlverschlossene Kapieln, in denen sie wie in einem gläsernen nach den baltischen Häfen geschafft. Die Ausfuhr über See geidiab wirklichen zusammenfällt. Wäre nicht die Wende von der Abnahme Sarg alles Ungemach des Winters ungefährdet überstehen tönnen. hauptsächlich von Riga und Windau. Zunächst war der Zustand der zur Zunahme der Tageslänge, so würde das Perihel für das Emp- Es schadet ihnen dann die Kälte nicht; sie ertragen es, wenn die Buiter nach der langen Reise etwas fragwürdig, aber ichon 1899 finden des Alltags spurlos verschwinden im Einerlei der falten, Gewässer bis zum Grunde ausfrieren; ja, man will beobachtet wurden besondere Kühlwagen beschafft und dann schnell in großer düsteren, sonnenarmen und froststarrenden Wintertage. haben, daß sie gerade danach besonders lebensfrisch, nämlich fort Bahl erbaut. Da die Bahnfahrt nach Riga nur etwa 13 Tage pflanzungsfroh Auferstehung im Lenz feiern. Ihr Lenz beginnt dauerte, gelangte die Butter tadellos an ihren Bestimmungsort. aber nicht mit den linden Lüften und dem Knospensprießen, sondern Die gesamte Fahrtdauer von Sibirien ( Ticheljabinst) bis Hamgerade dann, wenn es erst richtig talt wird, im Februar und burg beläuft sich auf 14-15 Tage, und die Butter kam namentlich Januar. Wenn man ganz genau nachforicht, beginnt er unmittelbar im Winter stets so in Deutschland an, daß sie im Geschmad çar Nur Kenner fagten nach der beiligen Zeit der Zwölfernächte. Dann sprießt am Grund nicht von deutscher Ware zu unterscheiden war. der Bäche eine samtbraune weiche Decke aus Millionen diefer Klein- ihr ein etwas schwächeres Aroma nach. Die Hauptmärkte für pflänzchen, und bis es am Bachesrand richtig Frühling wird unter fibirische Butter waren nächst London Kopenhagen und Hamburg . den Weiden, ist die ganze Lenze pracht im Wasser schon wieder Abgesehen davon, daß die Handelsbeziehungen durch den Krieg Dagegen ist es von den ersten Frösten bis Weihnachten wichtige Veränderungen erfahren dürften, ist zu beachten, daß die still und traurig bestellt auch in der Kleinivelt des Wassertropfens. Meiereiwirtschaft in Westfibirien noch einer großen Entwicklung Des Volfes unbeirtbare Weisheit, als welche man seine Er- och tummeln sich einzelne Nachzügler des Sommers darin, aber fähig ist, da der Milchertrag durch die Einführung eines modernen fahrung bezeichnen fann wußte das schon längst und fleidete es in jeder Tag läßt neue ihr schüßendes Gehäuse aufsuchen; und just von Betriebes noch auf das Doppelte gesteigert werden könnte. Der die Orakel alter Weiblein, die das Aufblühen der„ Barbarazweige" Witte bis Ende Dezember erleben auch sie die große innere Viebſtand in jenen Teilen Sibiriens wird auf 25 Millionen Siüld nicht vor Weihnachten weissagen. Man schneidet sie zwar im No- Wandlung" der Winterionnenwende, die nun schon wie ein all geschäßt, so daß dort weit mehr Minder als Menschen leben. vember oder zu Beginn des Dezember vom Baum, stellt sie aber gemeines Lebensgefeß allerorten aus der Natur zu uns spricht. vergeblich vor dem Feft auf den Tisch. Denn erst die WinterWas aber für alles Leben gilt, kann auch in des Menschen sonnenwende bringt die zarten, milchweißen Kirschblüten aus ihnen Dafein nicht spurlos vorübergeben. Und in dem ersten Augenblick, zutage. da man nach den Spuren diefes Gefezes in unserem eigenen Bezirk fucht, drängen sich auch schon die bisher unverstandenen und nun so lichtvollen Tatsachen zu. Die uralten fultischen Gebräuhe aller Völker messen den Und doch gibt es Tiere, die solches tun, und nicht, wie wir, Wendepunkten der Erdbahn im Dezember und Juli Bedeutung bei. nur ein paar fröbliche Stunden, sondern ihr ganzes Leben lang. Besonders die Wintersonnenwende wird darin als Scheidewand Im warmen Uferschlamm der gefegneten Adria, in den seichten Unzweier Lebensabschnitte hervorgehoben, von denen der alte ver- tiefen ihrer Küsten leben diese wunderlichen Gesellen, die so unzugangene mit einer Periode der Ruhe und Besinnung beschlossen, der frieden find, Krabben zu sein und durchaus pflanzliche Nicht nur dulden sie, daß neue aber mit Sträftesammeln, mit besonders guter Ernährung und Geschöpfe vortäuschen wollen. Algenbüsche, Bolypenkolonien, Schwämme, Röhrenwürmer Lebensfreude begonnen wird. und selbst Seeanemonen sich auf ihrem flachen, breiten Rücken an siedeln, nein, wo all das sich nicht von selber einfinden will, beladen sie sich unermüdlich mit Büscheln von Meerespflanzen, die sie mit ihren Scheren abfneifen und über sich halten. Sogennante„ Angelhaare" auf ihrem Panzer übernehmen sehr bald die Rolle hilfreicher Hände und ein winziger Wald marschiert seelenvergnügt im Sand umber, ein Wald, unter dem spähende Stielaugen, gepanzerte Waffenzangen und ein ewig hungriger Magen lauern. Diesent letzteren und feiner ungestörten Sättigung zuliebe wird die ganze Masterade wohlt hauptsächlich aufgenommen, denn das Schngbedürfnis ist bei Tieren, die ohnedies so ausgezeichnet ihrer Ulmgebung angepakt sind. faum mehr so besonders groß.
Die zwölf heiligen Nächte von da bis Neujahr haben die Kraft, die Blüten des neuen Obstiegens aufzuweden, fagten schon die Alt vorderen davon, und haben vielerlei fultischen Gebrauch um die
„ Rauhnächte" gesponnen, als eine hochheilige, erwartungsvolle Zeit, mit der ein neues Lebens ins Jahr tritt, schon lange bevor die Briefterlehre von der Geburt des Heilands dem alten Glauben neue Deutung gab.
Immer wieder kehrt in diesen Voltsbräuchen, die zahllos sind, eine grundlegende Anspielung wieder im Schmaus und Weihnachts: gebäck als schmückender Zierat der Festtafel und des Weihnachtsbaumes, und das ist der Hinweis auf das neue Leben, das von jetzt ab wieder entstehen kann und soll. Die Sonnenwend' läßt die Woge des Lebens, die seit den ersten fühleren Nächten des August ganz allmählich verebbie und in den lichtlosen Wochen des Dezembers nahezu völlig verronnen war, wieder ansteigen und straft gewinnen zum neuen Siegeszug über die Erde, dem das Aphelium, die Sonnenferne, am 2. Juli ebenso ein Ende bereiten wird, wie noch stets im majestätischen Rhythmus, in dem das Sein auf Erden wird, um zu sterben, und stirbt, um zu werden.
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Advent ist in diesem Sinne ein tiefernstes Wort und die stillen Wochen" vor dem Feft des Winters wurzeln in einem Naturgeiet. Schon in der vorchriftlichen Zeit durfte man in diesen Tagen der sinkenden Lebenskraft keine Ghe schließen; wohl aber begann auch schon lange vor dem christlichen Stalender mit dem Winterfest deraiching", die Beit des frohen neuen Lebens, die von der menschlichen Natur nie anders empfunden wurde, fie als die wahre Beit der Eheschließung, als der große Aufstieg der Fortpflanzung, so wie auch im Weiher, im Spätwinterwald und, im heimlichen Lebenszentrum der Pflanzenknofpen wirft.
Maskierte Tiere.
Wo wäre es im Fasching auch dem phantasiebegabtelien Menschen eingefallen, fich beispielsweise als Auwald, als Ufer böschung oder Gartenbeet zu fostümieren?
Jeder Einzelne fann es an sich selbst erleben, wenn er nur ein Die Pflanzenforscher haben zuerst dem tiefen Gefeß nachge- wenig Act hat auf die stille und doch so deutliche Sprache feines Hangen, das dahinter stedt. Ein russischer Botaniker, Astenai, törperlebens. Goethe, von dem berichtet wird, daß er in den hat entdeckt, daß schon lange vor der Winterionnenwende Wochen vor der Wintersonnenwende tagelang Besonders drollig ist es nun, solche Krabben im Aquarium zu alle Knospen von Blütern und Blättern fertig sind, in sich gefehrt, beobachten, wenn man ihnen die gewohnte Hülle abgestreift hat. zum wortlos, brütend und tatenlos saß, ist auch darin wie ein Symbol Verzweiflungsvoll icren fie umber und beladen sich mit allem, was Austreiben. Aber sie vermögen es nicht. Gerade in den Tagen der Menschheit. Der Januar bringt uns neuen Herzschlag und sie aufzufinden vermögen. Selbst Glasscherben, Blech- und Holzvom 25. Dezember bis 1. Januar gewinnen sie die innere Be- andere Körpergefühle, den Kranten neue Hoffnung und oft günstige füde sogar Leichen der eigenen Stammesangehörigen werden nicht fähigung" dazu. Wenn man es in der Sprache ausdrückt, die erwendungen, den Schaffenden bringt er neue Anregungen, dafür anwendet, so heißt es: es tritt in dieser Beriode eine innere ombroso, der sich die Mühe gab, eine große Zahl geistiger Die Gefangenen glauben wohl, verhungern zu müssen, wenn Und verfamäht, sondern oft mit großem Kraftaufwand fortgeschleppt. Umstimmung ein, die das neue Wachstum veranlaßt. Von da ab ist es nur mehr die Frage des„ Klimas", Beistungen auf ihre Entstehungszeit hin zu prüfen, findet die uns sie nicht unter dem Schutz einer mehr oder weniger geschickten wann es im Walde Frühling wird. Es gab schon Jahre, in denen der Januar wochen- et nicht mehr erstaunliche Tatsache, daß ihre Zahl im Januar und Verkleidung ihre Beute, die aus Seegarneelen und ähnlichem belang April- und Maitemperaturen beicherte, und den Aelplern ist Februar ſprunghaft ansteigt gegenüber dem November und De- stebt, anschleichen können. Und trotzdem die Hand des Aquarienzember, zu welcher Zeit sie finfende Tendenz aufweisen. folches durch den Föhn sogar in jeder Generation geläufig. Da besizers gleich einer höchst realen Vorsehung für die Wünsche ihres Magens forgt, lassen sie selbst nach langem Aufenthalt im tünſt blübten denn die Frühlingsboten und die Obstbäume kleideten sich lichen Bassin nicht davon ab, sich zu mastieren und ihre Maske mit in Blütenschnee. Aber um Dezember ward solches noch nie erlebt. dem Eigensinn seit Generationen erprobter Erfahrungen festMan kann die Barbara zweige wohl durch ein fünstliches Klima". zuhalten. nämlich Stubenwärme und warmes Wasser, schon im Dezember zum Austreiben bringen, aber nie vor deffen zweiter Hälfte; gewöhnlich blühen sie gerade an dem Tag der Sonnenwende felbst auf; auch die Gärtner, von denen die Blumensehnsucht der Großstädter die blüher aufhalten und Rosen und Maiblumen dann noch im NoKünste der Frühtreiberei verlangt, wissen es, daß man wohl Sommersember und Dezember verkaufen fann, daß aber die eigentliche und leichte Frühtreiberei erst mit Weihnachten einsetzt und dann im Januar und Februar ein Kinderspiel ist.
Die Jäger und Tierkundigen hingegen wissen, daß es genug Tiere gibt, die nicht erst den Mai abwarten, um eine Familie zu
B
schrieben?"
Ein und dasselbe Geiez ist es also, das sich ausprägt im Kulturund Naturleben, im Geistigen und im Leiblichen. Sitte und GeBräuche, Rechtsanschauung, Sage und Religion, Störperkraft und Gefundheit, das Gesetz der genialen Leistungen, die Teilungen der affertierchen, die innere Umwandlung der Sträucher und Bäume, das Liebesleben der Vögel und des Wildes, all' das verrät den gleichen Rhythmus und ist mit einem geheimen und unbegreifliden Faden angesponnen an den ehernen Gang der Gestirne und das ichimmert das Ewigeine, und in die 182 Tage vom Perihel bis zur große Weltgefez des Nieveränderlichen. In tausend Gestalten erSommersonnenwende ist das ganze Weltgeheimnis eingeschloffen. R. Francé.
Notizen.
- Vorträge. Prof. P. Shubring hält einen zehnstündigen Illustration vom 14.- 19. Jahrhundert. Abonnements zum Preise Bortragszyklus im Schillersaal Charlottenburg über das Thema Dantes Göttliche Komödie ". Die Dichtung und ihre
von 6,50 M. Beginn am 9. Januar 9 Uhr.
Theaterchronit. Das neue Werk von Hermann Burte : Simson, wurde für das Deutsche Theater zur Uraufführung angenommen.
Stunde ihren schattigen Garten oder ihr fühles Zimmer, in] Frau Krüger wischte sich den Schweiß ab: war das undem der Tisch schon gedeckt stand, und das behagliche breite erträglich heiß heute! Und zu Hause hatte sie noch so viele Sofa, das zu einem Mittagsschläfchen einlud, zu verlassen. gute Stindersachen! Aber heute ging es nicht anders, sie hatte Versäumtes nach- Aus dem niedrigen Fenster zu ebener Erde erschos jetzt zuholen; sie wollte wieder gutmachen. Wenn sie dem Gustav eine kräftige Seinderstimme, ein lautes, ungestümes Gefchrei. schreiben konnte, daß sie die Gertrud aufgesucht hatte, freund-" Ja, ja, na, warte man, du!" Die Waschende hob den
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Aber, Frau Krüger, haben Sie ihm denn gar nicht ge" J, wo wer' ich!" Die Krüger warf den Stopf in den lich mit ihr gewesen war, daß sie das Kind gesehen hatte Kopf, da begegnete ihr Blick dent fest auf ihr ruhenden Auge Nacken.„ Wenn er nich schreibt! Aber nu wer' ich an ihn sein Stind dann würde er sich freuen. Sie würde einen der Krüger. Sie stuzte; sie schien einen Augenblick nachzuWenn er nich schreibt! Aber nu wer' ich an ihn Brief von ihm bekommen, einen versöhnlichen Brief, und sie denken, dann flog ein rasches Rot über ihr Gesicht. Etwas schreiben, jaja. Herr Bertholdi wird gewiß so gut sein, mir würde, sie würde- ja, was würde sie denn? Das wußte sie eindseliges fam in ihren Ausdruck. Sie wünschen?" fagen, wie ich's anfangen soll. Storfifa auf Korsika- ach Gott, das is wohl sehr weit? Mein Junge, mein guter alter jetzt selber noch nicht. Das würde sich finden. Junge!" zudte in ihrem Gesicht als wolle sie weinen; fuchte die Mutter weiter. Mit einer Entschlossenheit, die ihre Müdigkeit überwand, böse ist sie dir auch noch. Hatte die Hieselhosn nicht Groll Frau Krüger wußte fofort: die hat dich erkannt, und aber es tamen feine Tränen.„ Wenn man böse auseinander wohnte die vielleicht auch hier nicht mehr? Sie fand die Hieselhahn nicht. in den Augen- etwas Herausfornderndes- oder war es Schon gingen gegangen is mit einem, dann is das Warten auf ihn noch die Häuser zu Ende. Endlich erfuhr sie vom Postboten, der nur Abwehr? Aber das half ja jetzt alles nicht, jetzt mußte viel schrecklicher. Das glauben Sie man!" des Weges fam:„ Hieselhahn- Fräulein Hieselhahn? ie gutmachten, sie tam wegen Gustav, ja, wegen Gustav, und iDegen Ach so, die mit dem Kind! Die wohnt noch weiter draußen, Langsam ging die Krüger von der Bertholdischen Villa in dem kleinen Gehöst an dem Kartoffelland, bei Strecken- Das Kindergeschrei erhob sich immer stärker, und mitten die Straße hinunter. Die Sonne stand hoch, die Hize war arbeiter Dombrowski." in das Geschrei hinein sagte die Krüger lähmend. Sie schlich im Schatten. Und doch hätte sie eigent- Frau Krüger stieß die vermorschte Lattentür auf und be- ruhig, aber das Herz schlug ihr dabei: Jit das der Kleine? lich gehen sollen wie eine ganz Junge, laufen, fliegen ihr trat den eingefriedeten Hof. Es fah hier recht einfach aus,' ne gute Lunge.' is doch' n Junge, was?" Gustav, ihr Gustav lebte ja! Ein schwerer Gang stand ihr ziemlich armselig. Geringes Ackergerät stand umher; eine" Jawohl," sagte die junge Mutter kurz und kehrte sich noch bevor. Den mußte sie machen. Als sie mit Frau Schiebfarre, Schippe, Besen, ein paar schadhafte Körbe. An ab, um ins Haus zu gehen.
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fagte es ganz
Bertholdi gesprochen hatte, war ihr das gekommen, wie in der offengebliebenen Tür eines leeren Bretterschuppens, den Da faßte die alte Mutter einen starten Entschluß: sie einer plöglichen Aufwallung: sie mußte zu dem Mädchen hin- fläglich miauend eine Kaze umschlich, hing ein verschlissener durfte sich nicht an die Abwehr der anderen fehren, sie gehen. Sich einmal nach dem umsehen, sich selber über- Männerrock, den Wind und Wetter zur Vogelscheuche gemacht mußte der sagen, was sie zu sagen hatte, die mußte hören, zeugen, wie es ihm ging, damit sie es dem Sohn hatten, und ein alter Filzhut, der nur eine Krempe, aber und mit einem großen Schritt war sie bei dem Mädchen schreiben konnte. Und lieber wollte sie dann gleich gehen, feinen Kopf mehr hatte. Dieser zerwehte Rock, der durch und faßte es beim Handgelent:" Sie, wissen Sie was?' der sofort. löcherte Hut, der leere Schuppen hatten etwas Trauriges und Gustav lebt!"
Es war ein weiter Weg von hier bis dahin. Früher Verlassenes, obgleich die Sonne hell schien. Frau Krüger ,, as geht mich das an?" Die Hieselhahn wollte gleichhatte die Hieselhahn ganz in der Nachbarschaft gewohnt, nicht fühlte eine Betlemmung: so sah es hier aus? Nur das Ge- gültig tun, aber dann wurde sie doch totenblas. Sie strebte weit vom alten Kirchhof, hinten heraus in der Blumen- und schnatter einer Gans, die jetzt heranwatschelte, und ein nicht mehr fort, sie blieb stehen. Mit weitgeöffneten, fast Stränzebinderei. Da hatte der Gustav sie auch kennen ge- mauferiges Huhn, das im Sand trakte, beruhigten sie; das angstvollen Augen starrte sie seine Mutter an: warum, lernt. Dann war sie fortgezogen. Jetzt sollte sie entgegen- war doch etwas einigermaßen Vertrauenerweckendes. warum kam die und sagte ihr, ihr das?! Wollte die sie gesetzt wohnen, ganz draußen, da, wo die Villen ein Ende Eine Frauengestalt, die Aermel hochgestreift, die Füße in wieder beleidigen, ihr wieder wehe tun wie damals? Oh, sie haben und Arbeiterwohnungen, in gleichförmigen Bauten, Holzpantinen, stand an einer Bütte vor der Haustür und wußte sehr wohl, die mochte sie nicht leiden, die hatte es aus Feldern, die nicht mehr Aecker, aber auch noch nicht spülte Kinderwäsche. Sie mußte fich tief bücken, Schweiß hintertrieben, daß Gustav ehrlich an ihr gehandelt hatte. Aus Gärten sind, ragen. Frau Krüger hatte hier nie etwas zu tropfen perlten ihr hinab ins Waschfaß, aber sie hatte flinke sich selber hätte der ja niemals gefagt: Das Kind ist nicht suchen gehabt, nun aber suchte sie von Haus zu Haus. Hände. Und fleißig war fie. von mir." Er wußte es ja, daß sie feinen andern angesehen Sie schwigte, sie hinkte schon. Die Füße taten ihr Das war die Hieselhahn! Frau Strüger erkannte sie so hatte, seit er mit ihr verkehrt, daß sie nicht einmal den Stopf weh. Dieses Gehen in der Mittagsglut machte sie sehr fort, obgleich sie sie nur flüchtig ein paar Mal gesehen hatte. nach einem andern gedreht hatte. Was kam nun seine Mutter müde. Hier war gar kein Schatten, die Bäumchen, die Sie blieb ganz still stehen und sah der Fleißigen zu. Sehr und sagte ihr: Er lebt'? Für sie war er tot, doch tot, und zur Seite der Straße angepflanzt waren, standen noch armselige Hemdchen, aus schon dünn getragenem altem Zeug wenn auch Nachricht von ihm gekommen wäre. jung und klein. Es wäre ihr sonst nie eingefallen, um diese zusammengenäht, ein paar winzige Jäckchen und Windeln! Forts. folgt.)