auf die sie sich stützen kann, es fehlt der weit ausgebrestete Prefseapparat, der sie trägt, es fehlt aber auch, offen heraus- gesagt, die Möglichkeit, im sozialistischen Sinne das zu leisten, was man von einer rein sozialistischen Regierung verlangen kann. Deutschland steht unter dem allerstärksten äußeren Druck einer Allianz kapitalistischer Staaten, denen es mit unermeßlichen Beträgen als Schuldner verpflichtet ist. Die wichtigste Aufgabe einer deutschen Regierung ist es heute, für ein Kapital, dessen Größe alle Borstellungsmöglichkeiten übertrifft, Zinsen und Tilgungsraten herbeizuschaffen. Das ist gewiß keine„rein sozialistische" Regierungsaufgabe. Hinter sie müssen aber alle anderen Aufgaben zurückgestellt werden, auch solche, die selbst von bürgerlichen Sozialpolitikern unter glücklicheren Umständen als unaufschiebbar anerkannt würden. Nur eine völlig veränderte Weltlage könnte einer sozia- listischen Regierung freie Bahn für ihre Arbeit schaffen. Könnte sie selbst eine solche Veränderung herbeiführen? In Frankreich stehen die Berhältnisse in dieser Beziehung für absehbare Zeit trostlos, auf Englands insulare Ab- geschlossenheit würde Deutschlands Vorbild ohne Wirkung bleiben, in Amerika aber ist man geneigt, jeden Syzial- demokraten als einen Bolschewik anzusehen. Auch als Opti- mist muß man sich sagen, daß die Aufräumung des Dickicht draußen in der Welt zum mindesten jahrelange Arbeit'erfor- dern würde. In diesen Jahren hätte die rein sozialistische Regierung sich gegen den wütenden Ansturm ihrer kapita- listischen Gegner zu behaupten und stände sie zugleich vor der Notwendigkeit, ibre Anhänger durch das Maß des Erreichten zu enttäuschen. Mit ihrem Anhang würde sie aber auch ihre Macht dahinschwinden sehen. Bleibt also die rein sozialistsiche Regierung das Ziel, so gebietet doch die Aufrichtigkeit zu sagen, daß zu seiner äugen- blickllchen Verwirklichung alle Voraussetzungen fehlen. Soweit sie nun durch Zeitablauf und Weiterentwicklung zu erreichen sind, muß die schwere Kunst des Wartens geübt werden. soweit sie durch menschlichen Willen zu schaffen sind, müssen sie geschaffen werden. Die erste Voraussetzung aber, die durch menschlichen Willen geschaffen werden kann, ist die, Wiederherstellung einer starken, einigen Sozial- demokratie, die dem kommunistischen Wirrwarr und der Zersetzung der Arbeiterbewegung ein Ende bereitet.
Mie's trefft. Der Sozialdemokratie ist es nicht möglich, es den übrigen Parteien rechtzumachen. Tritt sie in die Regierung ein, so „drängt sie sich nach der Futterkrippe." Bleibt sie der Regierung fern, so„d r L ck t s i e s i ch u m d i e V e r- antwortun g". Von den Agitationsmethoden der Deutsch - nationalen ist nichts anderes zu erwarten, daß aber auch das Zentrum dieses demagogische Spiel mitmacht, muß gerade im gegenwärtigen Augenblick befremden. Wir erwähnten schon, daß gestern der Abg. Brust im Preußischen Landtag von der„Futterkrippensehnsucht der Sozialdemokratie sprach, er, der Vertreter einer Partei, die bisher nach in jeder Regierung seit Aufrichtung der Demo- kratie war. Umgekehrt macht es die„Zentrumsparlcmentskorrespon- denz". In einem Artikel über die preußische Regierungsfrage schreibt diese: „Es ist auffallend, daß die Sozialdemokratie fast ein ganzes Jahr den bürgerlichen Parteien im Reichstage die Art und Ver- antwortung seelenruhig überlassen hat und aus rein parteitoktischen Motiven in Opposition trat. In Preußen, wo die Sozialdemokraten durch einen Austritt aus der Negierung vielzuverlieren hatten, dachtensieimvorigenIahre gar nicht daran, aus dem Kabinettwedssel im Reiche auch in Preußen die Konsequenzen zu ziehen. Im Reiche sich an der Arbeit und Verantwortung vorbeizudrücken, in Preußen aber herrschen!" Der Sozialdemokratie im gegenwärtigen Augenblick den Vorwurf zu machen, daß sie sich im Reich um die Verant- wortung herumdrücke, zeigt ein so glänzendes Verständnis
Schlagfertigkeit. Don Fritz Müller, Chemnitz . Redner: In dieser wichtigen Frage-- Zwischenrufer:-- will heutzutage jeder Esel sprechen« Zurufe: Unerhört!— Nicht gefallen lassen!— Schmeißt den Kerl rausl Redner: Wenn ich recht gesehen habe, dann ist der Herr, der diesen Zwischenruf machte, derselbe Herr, der sich als zweiter Redner an der Aussprach« beteiligte? Zurufe: Jawohl! Redner: Da ich in der Frage, über die ich mich in meinem Vortrag verbreitet habe und zu der ich mir im Schlußwort noch einige Bemerkungen gestatten möchte, Fachmann bin, kann ich den Ausdruck Esel nicht auf mich beziehen. Zurufe: Man hat Sie aber damit gemeint! Redner: Das glaube ich nicht. Sie haben doch meine Aus- führungen gehört und wohl bemerkt— ich will durchaus nicht protzen—, daß ich von der Sache etwas verstehe. Zurufe: Allerdings! Redner: Der Herr Zwischenrufer hat aber, als er sich an der Aussprache beteiligte, nicht gerade bewiesen, daß er von der Sache viel versteht, l Zurufe: Gar nichts versteht er!— Das war großer Quatsch! Redner: Da kann ich seinen Zwischenruf, in dieser wichtigen Frage wolle jeder Esel mitsprechen, nicht anders aufsassen, als efn— Selbstbekenntnis!(Große Heiterkeit.)
Goekhe-Sabokage. In der guten alten Zeit vor dem Welt- triege stellte einst ein Gymnasiallehrer seinen Obersekundanern das Aufsatzthema zur Behandlung:„Ueber die Beinstellung der Hohenzollern in der Siegesalle." Das wurde ruch- bar, die Presse aller Richtungen brach über diese Ausgeburt ober- lehrerhafter Themenschöpfung in ein schallendes Gelächter aus. Auch die vorgesetzte Schulbehörde fühlte sich veranlaßt, jenen Sekunda - Herrscher auf das Ungeeignete des von ihm phantasiereich erdachten Themas zu verweisen. Es gab wohl eine kleine Rase. Di«— sagen wir— Eigenart der Herren, die cm unseren Gym- »asien die Themen der Aussätze zu geben beruflich beflissen sind, scheint jedoch keine Einbuße gelitten zu haben. Vor wenigen Wochen wurde an einem Berliner Gymnasium bei der Abiturientenprüfung das Thema zur Behandlung gestellt:„Goethe als Nach- ahmer der Griechen im Epos und Drama." Goethe als Nachahmer! Wir hatten bisher angenommen, daß Goethe ein„Eigener" war. Möglich wäre es ja allerdings, daß der Themensteller hier unter„Nachahmung" lediglich den Einfluß des Griechentums auf Goethe und sein Schaffen meinte. Aber hätte sich denn nicht ein« geschicktere Fassung des Themas finde» lassen?.
der positischen � Situation, daß wir mit einigem Erstaunen fragen, welchen hervorragenden Geistern das Zentrum die Anfertigung seiner ofsiziösen Korrespondenz überläßt. Offenbar stich es Leute, die noch nicht einmal den Unterschied zwischen der Sozialdemokratie und der Deutschen Volkspartei kennen. Dieses Doppelspiel mit„Futterkrippe" und„Drückers um die Verantwortung" zeigt aber eins deutlich: Es gibt m den bürgerlichen Mittelparteien gewisse Leute, die meinen, die Soziachemokratis sei zu nichts anderem da, als dort in die Regierung zu gehen, wo die Herren Bürgerlichen ohne sie nicht weiterkönnen und bescheiden abseits zu stehen, wo man zur Not auch ohne die Sozialdemokratie fertig zu werden glaubt. Wir haben schon einmal mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen, daß für diese Magdsrolle die Sozialdemo- kratie sich nicht mißbrauchen lassen wird. Max läßt sich Lump titulieren. In der„Deutschen Zeitung" läßt deren Chefredakteur Max Maurenbrecher einen sicheren Otto von Schilling schreiben, der nach gemeinsten Beschimpfungen des Reichstages die gewohnten antisemitischen Töne bläst. An allem sei nur die Der- judung des deutschen Volkes schuld, die v. Schilling folgendermaßen schildert: In zäher, unermüdlicher Arbeit mußte deswegen alles daran gesetzt werden, daß keine deutsche Einigkeit zustande kam bzw. die vorhandenen Ansätze zur Einheit wieder zerstört wurden. Diese Bemühungen, deren erste unbestreitbare Errungenschaften mit dem Namen der Juden Marx und Lassalle ver- knüpft sind, haben im Laufe der Jahre Erfolg gezeigt, die geradezu staunenswert sind. Die 221 Reichstagsabgeordneten, die in der Nacht auf Mittwoch ihre Stimmen für das jüdische Geschäft und gegen die deutsche Ehre(wir polemisieren gegen derartige Niedrig- keiten nicht. Red. d. V.) abgegeben haben, sind ein einwandfreier Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung. Run aber kommt v. Schilling zu der Ausfassung, daß die Schlimmsten nicht die Juden, sondern die verjudeten Deut- s ch e n seien. Wir vzollsn uns möglichst kraß ausdrücken, um unter keinen Umständen mißverstanden zu werden. Auch nack) deutscher Auf- fassung kann es anständige, gute und ehrenhafte Juden geben, oerjudete Deutscheft!nd jedoch immer Lumpen. Als Urheber der deutschen Verjudung waren oben Marx und Lassalle bezeichnet worden. Run erinnern wir uns eines ge- wissen Max Maurenbrecher , der nicht nur jahrelang selber die Lehren von Marx und Lassalle verkündet, sondern sogar noch als Chefredakteur der„Deutschen Zeitung" Lassalles Andenken in Ehren gehalten hat. Nach der Definition v. Schillings wäre daher Max Maurenbrecher zu den verjudeten Deutschen zu rech- nen, die„immer Lumpen sin d". Daß ein lLieftedatteur in seinem eigenen Blatt sich Lump titu- lieren läßt, dürfte ein selten dagewesene» Beispiel deutschvölklscher Ueberzeugungstreue sein. Wir gratulieren zu dieser Märtyrertat!
Stuöentenehre. Das„B. T." veröffentlicht einen Prozeßbericht aus Gießen , der ein bezeichnendes Licht auf das Heldentum antisemitischer Couleur-Studenten wirft. An der Universität Gießen geben sich die deutschnationalcn Verbindungen alle Mühe, ihren jüdischen Kommilitonen das Dasein zu verekeln. Bei der geringen Zahl der letzteren gehört natürlich ungeheurer Heldenmut dazu, diese bei jeder Gelegenheit zu hänseln. Setzt sich dann einer der Angegriffenen zur Wehr, dann verurteilen die Gerichte nicht etwa die Beleidiger, son- dern den Juden, der seine Ehre verteidigt hat. Ein Student Falken st ein, der einer jüdischen Verbindung angehört hat, war von einem antisemitischen Studenten Otto Jung in öffentlichem Lokal wegen seines Glaubens gehänselt worden. Er forderte nsch studentischer Sitte oder Unsitte den Beleidiger zum Zweikampf, dieser lehnte jedoch mit höhnischen Bemerkungen ab. Wir verurteilen das studentische Duellunwcsen auf das schärfste, aber dieser Vorgang ist doch charakteristisch, weil von den Antisemiten den Juden stets der Vorwurf gemacht wird, daß sie feige wären und „kniffen". Als der Beleidigte keine Satisfaktion erhalten konnte, gab er seinem Gegner einen Schlag ins Gesicht. Darauf verurteilte ihn
Ueberdies— einer der Examinanden, der das gestellte Thema in jenem Sinne behandelte, der also unter„Nachahmung" nur die Einwirkung griechischen Geistes auf Goethes Schaffen verstand und in diesem Sinne das Thema ausführte» erhielt für seinen Aussatz eine sehr mangelhafte Note und überdies die Bemerkung:„Thema falsch aufgefaßtl" Demnach scheint man an jener Lehranstalt Goethe tatsächlich nur als„Nachahmer" werten zu wollen. Diese bemerkenswerte Auffassung der gymnasialen Literatur- lehrer eröffnet interessante Ausblicke. Vielleicht wird demnächst in einem Abiturientenaufsatz auch einmal„Schiller als Geschichts- falscher" unter die kritische Lupe genompren, weil er die Jungfrau von Orleans eines ganz anderen Todes sterben läßt, als die Ge- schichte zu berichten weiß: vielleicht auch„Schiller als Verherrlicher des Beamtenmordes'(siehe Wilhelm Tell ), ober„Lessing als ver- rohter Kritiker" usw. Bemerkenswerterweise hat auch das Pro. vinzial-Schulkollegium, dem die Themen der Abiturientenaussätze zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt werden müssen, sich mit jenem Thema und dessen eigenartiger Fassung einverstanden erklärt. Meine Herren Oberlehrer, Studien- und sonstig« Räte! Unsere Klassiker und die erfreuliche Schätzung, die diese trotz des Weltkrieges noch immer in der Welt aenießen, gehören zu dem Wenigen, das uns noch geblieben ist. Sie sehen Ihre Aufgabe zweifellos nicht darin, diesen Schatz zu mindern. Bitte leine Klassiker. s a b o t a g e I V/.— kr. Sebastian kneipp . Wenn Professor Jäger, der Stuttgarter Wollapostel, den Grundsatz:„Wer weise, wählt Wolle" zum Dogma einer die Menschheit beglückenden neuen Heilslehre erhob, so hat Sebastian Kneipp , der heilkundige Pfarrer von Wörishofen , dessen Geburtsiag sich am 17. Mai zum hundertsten Male jährt, die leidende Menschheit zum Barfußgehen im Grase bekehrt, wie es früher be- sonders am Walpurgistage von Gelähmten geübt wurde. Sebastian Kneipp , in Stefansried bei Ottobeuren in Bauern geboren, hatte das Weberhandwerk erlernt und auch bis zu feinem 21. Lebens- jähr ausgeübt. Erst dann entschloß er sich zum Studium der katho- tischen Theologie, dem er in Dillingen und München oblag. In der Studienzeit war er durch eine persönliche Erkrankung zu seinem Verfahren der Wasserbehandlung geführt worden, dessen am eigenen Körper erprobte Wirkung er dann auch bei der Behandlung anderer bestätigt fand. Der Erfolg ermutigte ihn, sein Verfahren zu einem System auszubauen, das er in seinen oft aufgelegten und in viele Sprachen übersetzten Hauptwerken„Meine Wasserkur" und„So sollt ihr leben" ausführlich beschrieben hat. Daneben trat Pfarrer Kneipp auch für den Ersatz des seiner Meinung nach sehr schäd- lichen Kaffees durch ein von ihm hergestelltes Surrogat ein, das aus mit Zucker überzogener, schwach gemälzter und mäßig gebrannter Gerste besteht. Kneipp starb in Wörishofen am 17. Juni 1897. vrahklose» Zerngespräch. Ein sehr interessanter Versuch auf dem Geviete der drahtlosen Telephonie� wurde unter Mitwirkung der Marconi -Gesellschoft zwischen Santos und South- w a r k gemacht.'Zwei Journalisten hielten ein Gespräch von S0 Minuten miteinander und konnten sich vorzüglich verständigen. Da» Experiment wurde aus ein« Entfernung von 125 See» meilen unternommen,
das Schöffengericht Gießen wegen„hinterlistigen klefrer« falls" zu vier Wochen Gefängnis! Das Landgericht kam zu der Ueberzeugung, daß ein hinterlistiger Ueberfall nicht vorliege, erkannte aber wegen einfacher Körperverletzung auf 500 M. Geldstrafe. Der beleidigte jüdische Student hat jahrelang im vordersten Schützen» graben gelegen und zahlreiche Kriegsauszeichnungen erhalten. Dies war der„Dank des Vaterlandes". In einem zweiten Fall hatten nicht weniger als fünf Burschenschafter denselben Studenten Falkenstein, als er sich in Begleitung einer Dame befand, erst öffentlich beleidigt und dann, als er sich zur Wehr setzte, so barbarisch mit Stöcken mißhandelt, daß ihm das Nasenbein zertrümmert wurde und er schwere Ver- letzungen erhielt. Auch in diesem Fall hatte das Schöffengericht den angegrissenen jüdischen Studenten wegen„hinterlistigen Ueber- falls" zu 2S0 Mark Gechstrafe, die fünf Angreifer dagegen zum Tell zu geringeren Strafen verurteilt. Das Landgericht sprach als Be- rujungsinstanz Falkenstein frei. Man weiß in diesem Falle nicht, ob man mehr den Heldenmut der antisemitischen Jünglinge oder die richterliche Unbefangenheit des Schöffengerichts bewundern soll. Deutscknationaler Telephonklatsch. Hermann Müller schreibt uns: „Die„Deutsche Zeitung" bringt in ihrer Nr. 215 vom 11. Mai 1921 an Stelle des Leitartikel» eine Zuschrift eines Deusschösterreichers namens Luck-Lotzmann mit der fetten Ueberschrift:„Hermann Müller und der Versailler Frieden". Herr Luck-Lotzmann will im Rovem- der 1919 als Mitglied einer Deputation Reichsdeutscher aus Oester- reich bei mir im Auswärtigen Amt gewesen sein. Während der'Le- sprechung soll ich telcphonisch angeblich zu Eduard Bernstein gesagt haben, daß er. in London den Leuten dringend nahelegen möchte, auf eine Verfolgung der Kriegsverbrecher zu verzichten, denn sonst beginne bei uns der nationalistische Rummel und dann würden u n» serem Volke die Augen über die Schrecken des Ver- sailler Vertrags aufgehen. Trotzdem Herr Luck-Lotzmann dieses angeblich von ihm aufgefangene Telephongespräch nach ändert. halb Iahren wörtlich wiedergeben will, mußte ich im Interesse der Wahrheit die„Deussche Zeitung" auf Grund des Z 11 des Preß- gesctzes ersuchen, festzustellen, daß die mir in den Mund gelegten angeblich an Eduard Bernstein gerichteten Ausführungen unwahr sind." Soweit Gen. Hermann Müller . Der Blödsinn der all- deutschen Behauptung richtet sich von selbst. Die„Schrecken des Versailler Vertrags " waren im November 1919 jedem Deutschen bekannt, die angebliche Aeußerung,„dann würden unserem Volke usw." ist ganz unsinnig und entspringt alldeut- scher Bierphantasie. Richtig ist von dem Ganzen nur, daß Gen. Hermann. Müller als Minister des Auswärtigen den Verzicht auf die Auslieferung der Kriegsverbrecher durchgesetzt hat. Der Luck-Lotzmansche Schwindel ist der alldeutsche Dank dafür._ Vuttes Schwinöel. Wie wir- bereits berichteten, hatfe das Abendblättchen des deussch- nationalen Abgeordneten W u l l e(„jede Nummer ein politisches Er. eignis") die Behauptung aufgestellt, daß der Chef der mecklenburgi- scheu Sicherheitspolizei, Oberst Lange, in einer„Sitzung des Aktionsausschusses der Roten Armee" vom 27. Dezember 1920 zum Führer der Roten Armee bestellt worden sei. Diesen fetten Bissen konnte sich die volksparteilichs„Mecklenburgische Zeitung" natürlich nicht entgehen lassen. Sie muß nun folgende Erklärung des Obersten Lange bringen: Mir Ist von der ganzen Angelegenheit nichk das geringste be- könnt, Irgendwelche Beziehungen zu jenen Kreisen habe ich nicht. Das Ministerium hat die nötigen Schritte zur Aufklärung emge- leitet und wird das Ergebnis der Oeffentlichkeit mitteilen. Lange, Oberst der Ordnungspolizei. Bei der ganzen Geschichte handelt es sich offenbar um bestellte Arbeit reaktionärer mecklenburgischer Kreise, die die Sache in das Blatt des Herrn Wulle lanciert haben, um sie nachher in Mecklen- bürg als„Neuestes aus Berlin " ohne eigene Verantwortung ver- breiten zu können. Die schmierigsten Mittel sind der deusschnationastu Verleumderbande eben recht.
Eine Arbeitsgemeinschaft zwischen K u n st a k a d e m i e und Kunstgewerbeschule soll nach den Entschließungen einer Länderkonserenz der deutschen Ministerialrcferenten angestrebt wer- den. Eine solche Arbeitsgemeinschaft entspricht den Reformplänen, wie sie Geh.-Rat W a e tz o l d t vom Preußischen Kultusministerium in seiner bekannten Denkschrift entwickelt hat, und die wird nach einer Erklärung des bayerischen Kunstreferenten im Münchener Landtagsausschuß nun auch dort durchgeführt werden. Hoffentlich führt das zu einer Erneuerung der Münchener Kunstakademie, oeren Rückständigkeit zu einer Zeit, wo an den anderen deutschen Kunsthochschulen erfreulich reges neues Leben eingezogen ist. nicht gerade im Interesse der Entwicklung Münchens als Kunststadt llegt. Was die Entdeckung Kanadas kostete. Man kann nicht behaup- tcn, daß die Entdeckung der Neuen Welt sonderlich kostspielig ge- wesen wäre. Was Amerika anbetrifft, so wissen wir, das Columbus' Entdeckungsfahrt Spanien genau 1140 000 Maravedis gekostet hat, was nach unserem Gelde einen Betrag von etwa 45 000 Goldmark ausmacht. Aber dieser Betrag muß noch hoch genannt werden im Vergleich zu den Kosten, die die Entdeckung von Kanada verursachte. Kanada wurde von dem Genuesen Giovanni Caboto entdeckt, der iw Juni 1497 mit vier englischen Schiffen auf einer vom König Hein- rich VII. von England ausgerüsteten Entdeckungsreise nach der Halbinsel Labrador gekommen war. In den Rechnungsaufstellungen des Königs Heinrich VIl. von England, mit dem das Haus Tudor den englischen Köniqsthron bestieg, findet sich unter dem Datum des 10. August 1498 die folgende Eintragung:„Eine Belohnung von 10 Pfund Sterling demjenigen gezahlt, der die neue Insel(!) entdeckte." Aber auch dieser bescheidene Betrag dürfte dem König noch als verlorenes Geld erschienen sein; denn weder Caboto, der erste Entdecker des Landes, noch die Spanier, die bald darauf nach Kanada gelangten, hatten auf das rauhe Land irgendwelchen Zweck und Wert gelegt. Nach dem ihre Enttäuschung kennzeichnenden Ausruf der landenden Spanier: nada"(Hier ist nichts zu holen) soll ja das Land auch einen Namen erhallen haben.
(yenossenschaft Deutscher VübnenangehSriger. Am 1. und 2. PäilgÜfeierla-, billige NaKmittagssorliellunzen:.Der Herr Senator" zu» nirniicn ibrcr eugageuientsloseu Mitglieder im W a l h a l l- t h e a t! r am WeinbergSweg. Yft- Deutsches OPerohauS. Freitag Parfifal. Parsifal : Paul Hanse» als Gast. Tie Schtvarz-Weisl-Zlusstellung der Akademie der Künste, Parrer Platz 4, mit den SonderauSstellcrngcn von Max K l i n g e r und Adolf von H i I d e b r a n d ist an beiden Psingstjeiertagen von IG-S Uhr a» Pfingstsonnabend von 10—1 Uhr geöffnet. Bolksvochschnle Groß-Verlin.(Arbeitsstätte Neukölln.) Der Unter- richt de? Kussus Marx.Kapital - fällt am Sonnabend, den 14. d. MtS.. aus. Suxusstcuer und AnSfubrabaaben. Der Vorstand des Deutsche » NsrtbrnideS bat jetzt an die Neichsdehörden den Antrag gerichtet, die er« böhte Umsatzsteuer auf sog. Luxuserzc-ulNisse während der Zeit der neue» lSntentematznahmen gegen unsere Aus'uhr zu s u s p e n d i e r e n, um da» mit durch den Fortsall des Erportes die.Luxusproduktion- im Inland z» stärken u»d de» Käufern in dies« Zwischenzeit eine» Anreiz z» gebe».