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London , 6. September. ( BTB.) Times" meldet aus Washington: Schatzsekretär Mellon fagte in einer Erklärung über die deutsche Anleihe: Die Ausfuhrkredite, die von den finan= ziellen Interessenten Ameritas gewährt werden würden, würden an Höhe die Dawes- Anleihe für Deutschland noch übertreffen. Die Anleihe soll Deutschland inſtand setzen, ſeine Verpflichtungen zu erfüllen und seine Kredite wieder herzustellen. Wenn bekannt werde, daß eine erste Hypothet auf die deutschen Eisenbahnen und Industrien die Sicherheit für die Staatsanleihen darstelle, und daß die alliierten Regierungen felbst im Falle eines deutschen Berzuges bei den Reparationszahlungen nichts tun würden, um diese Sicherheit zu gefährden, und, falls erzwungene Zahlungen notwendig werden, die Alliierten erst die Ergebnisse solcher Zahlungen für den Dienst der Anleihe anweisen würden, so sei zu erwarten, daß die Kapitalanleger nicht zögern würden, die Anleihe aufzunehmen. Ueber die Frage der alliierten Schulden sagte Mellon, es werde besser sein, zu warten, bis der Dawes- Plan einige Zeit in Wirkfamfeit sei und die Schuldnernationen Gelegenheit gehabt hätten, daraus Vorteile zu ziehen. Dann erst sollte eine Anregung bezüglich der Zahlung der Schulden an Amerifa gemacht werden.
Der amerikanische Kredit für die Ruhrindustrie. Effen, 6. September. ( Mtb.) Die deutsche„ Bergwertszeitung" bestätigt die Meldung über Verhandlungen zum Abschluß eines amerikanischen Kredits für die Ruhrindustrie. Es soll sich dabei um einen Betrag von 10 Millionen Dollar handeln, der auf ein Jahr fest gegeben werden soll. Der Zinsfuß betrage 6½ bis 6% Broz, nachdem die amerikanisch - deutsche Bantgruppe zuerst 7 Broz. Zinsen verlangt hatte. Die deutschen Banken, die die Bürgschaft für den Kredit übernehmen, erhalten eine Provision von 3 Proz. Die Gefamtverzinsung des Kredits beläuft sich also auf 9% bis 9% Proz.
Die dänische Kinderhilfe.
Kopenhagen , 5. September. ( Eigener Drahtbericht.) Das feit 1919 besteende, Komitee für Kinderhilfe in den am Krieg beteiligten Ländern" schließt am 1. Oktober seine Arbeiten ab. Aus seinem Wirken ist hervorzuheben, daß ungefähr 55 000 Kindern aus Deutschland , Desterreich und Danzig durchschnittlich vier Monate to stenlos Aufenthalt gewährt wurde. Der Plan, cuch belgische und französische Kinder nach Dänemark zu nehmen, wurde von diesen beiden Staaten dankend abgelehnt. Dafür hat das Komitee in Frankreich zwei Kinderheime eingerichtet, unter stützt noch andere und hat ungefähr 9 Millionen Kronen für verschiddene Hilfe an belgische und französische Kinder gegeben. Im August wurden z. B. 2000 belgische arme Kinder vom Hemd bis zu den Schuhen neu eingekleidet. An Bargeld find 25 Millionen Kronen im Laufe der sieben Jahre gesammeit worden. Von ihnen erhielt Deutschland 12 millionen. Der Rest wurde auf Defter. reich, Danzig , Belgien und Frankreich verteilt. Rechnet man, daß die Pflegeeltern für ihr Kind monatlich ungefähr 75 Kronen aufwenden mußten, so tommt man zu einem Wert der Kinderauf nahme in Dänemart von mindestens 11 Millionen Kroner, so daß Deutschland allein Dänemark eine Hilfe für seine Kinder von 23 Millionen zu danken hat. Der Dant gebührt nicht zuletzt den Männern, die diese Hilfe so lange geleitet haben. Das sind insbesondere der dänische Regierungsvorsitzende des Komitees Departementschef Schröder und der bekannte dänische sozialdemofratische Folkethingsmann J. P. Nielsen.
Der Aufstand in Georgien . Blutige Repreffalien der Sowjetregierung. Anläßlich des in der vorigen Woche ausgebrochenen Aufstandes in Georgien und Aserbeidshan, über den anfangs sehr unbestimmte Meldungen vorlagen, werden jetzt Einzelheiten bekannt. die ein allgemeines Bild der Vo.gänge liefern. Danach scheint der Aufstand vollkommen spontan ausgebrochen zu sein, als Folge der ungeheuren Erbitterung der örtlichen Bevölkerung gegen die terroristische Herrschaft der russischen Bosschewisten, die in Georgien wie in einer eroberten Provinz hausen. Der beste Beweis für den fpontanen Charakter des Aufstandes liefert die Tatsache, daß die örtliche Bevölkerung sich gegen ihre Bebrüder erhob, obwohl die stärkste georgische Partei, die Sozialdemokratie, fich fortgesetzt mit allem Nachdrud gegen einen bewaffneten Aufstand erklärte. Die Aufstandsbewegung, die anfangs zur Besizergreifung eines greßen Teiles aller Ortschaften durch die Aufständischen führte, wurde sehr bald durch die ungeheure militärische Uebermacht der russischen Bolschewisten niedergeworfen. Jetzt vollzieht sich in dem
gemarterten Lande ein Bacchanal der Rache, wie es bisher nur bei den türkischen Eroberern im Kaukafus oder in Kleinafien üblich war. Zu Hunderten werden die gefangenen Arbeiter und Bauern abgeschlachtet, Tausende werden eingeferfert, alle. die nur irgendwie im Verdacht oppositioneller oder sozialistischer Gesinnung Um dieſem blutigen Treiben einen Schein von Rechtfertigung zu geben, verbreitet die Sowjetpresse die ungeheuerlichsten Verleumdungen gegen die georgische Sozialdemokratie und die Sozialistische Arbeiterinternationale, die an geblich den Aufstand in Georgien angezettelt hätten. Ueberflüssig zu
ſagen, daß an diesen Berleumdungen kein wahres Wort ist. Aber die Sowjetregierung und ihre kommunistischen Soldschreiber in Europa brauchen diese Lüge, um das ungeheuerliche Verbrechen zu bemänteln, das an dem georgischen Bolte verübt wird.
Sawinkow und die Mirbach- Affäre. In seinen Aussagen vor dem Moskauer Militärgericht hatte der jetzt zu den Bolschewisten übergelaufene Bandenführer Sawin kow u. a. auch die Hintergründe des Attentats auf den deutschen Gesandten Mirbach im Jahre 1918 berührt. Hierzu werden wir von der Auslandsdelegation der linken Sozialrevolutionäre Ruß lands um Aufnahme folgender Erklärung gebeten:
In der Verhandlung gegen den Konterrevolutionär Saw in fow am 27. Auguft in Moskau hat dieser als seine Bermutung ausgesprochen, daß die linken Sozialrevolutionäre mit den franzö fischen diplomatischen Vertretern in Rußland fonspiriert hätten und baß das Attentat a bad pielleicht braut zurückzu. führen sei. Da die bolfchemistische Preffe aus dieser Bermutung" des Sawintow schon ihre Parteiverleumdungen zu deftillieren verfucht, stellen wir hier der Wahrheit gemäß feft: Die Partei der linken Sozialrevolutionäre hat niemals mit irgendeiner aus ländischen Macht, weder mit der französischen noch mit der
deutschen oder sonst einet, weder in Moskau noch an irgendeiner anderen Stelle, Beziehungen angefnüpft. Alle gegen teiligen Behauptungen und Folgerungen find Lüge und verfolgen lediglich den Zwed, die brutalen, seit Jahren erfolgenden Marte rungen sozialistischer Revolutionäre durch die bolfchemistischen Machthaber mit einem Schein von Berechtigung zu umgeben."
but still add ther
Höflichkeit im Verkehr.
Im Anschluß an die feine Betrachtung Höflichkeit im Berkehr" Dom 2. d. M. geht uns folgende Juustration zu diesem Kapitel zu, die sich auf die Verhältnisse in Paris beziehen.
Obwohl ich leider annehmen muß, daß sowohl Ihre Veröffentlichung vom 2. September wie auch andere Bemühungen in dieser Richtung wenig an dem bestehenden Zustand allgemeiner Unhöflichkeit im Verkehr bei uns ändern werden, kann ich doch nicht umhin, Ihnen zu diesem Thema zwei Episoden von meinem jüngsten Bariser Aufenthalt zu berichten, an denen sich die noch nicht ganz Hoffnungslosen vielleicht ein Beispiel nehmen können, und die wenigstens dazu dienen sollen, den törichten Glauben zu zerstören, daß Deutsche in Frankreich ständig chauvinistischen Demonstrationen, Beleidigungen oder gar persönlichen Gefahren ausgesezt sind, wenn sie als Deutsche erkannt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Es wird auf den Straßen, in Lokalen, auf Omnibus und Untergrundbahn sie als Deutsche erkannt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Es und sonstigen Verkehrsmitteln ganz ungeniert deutsch ge sprochen, ohne daß sich jemand die Mühe nimmt, sich danach umzusehen, geschweige denn in französich- völkischer Form- nach berühmten Mustern seine Mißbilligung fundzugeben. seine Mißbilligung fundzugeben. Das ist schon aus dem Grunde völlig ausgeschlossen, weil ja in allen fran zösischen Städten, besonders aber in Paris , sich ständig zahlreiche Schweizer und Elsässer aufhalten, die natürlich ihre Muttersprache sprechen und es sich von den Franzosen höflichst verbitten würden, wenn man sie daran hindern wollte. Nun zu den Beispielen.
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Ich wollte zur Zeit recht starten Verkehrs mit einem Bekannten, der zum erstenmal in Paris weilte, die Untergrunbahn besteigen. Dabei passierte meinem Begleiter das Mißgeschick, daß er seinem Bordermann auf die Hacken trat. Er selbst war der einzige, der darüber erschroden war, blieb ein bis zwei Setunden offenbar mit verhaltenem Atem stehen in der Erwartung, daß der„ Berletzte sich umdrehen und ihm seine Ansicht über Lebensart im allgemeinen und über diesen Unfall im besonderen mitteilen würde. Nichts dergleichen geschah. Ich erklärte dem Unvorsichtigen ganz ruhig:„ Gehen Sie nur weiter, Sie werden hier nicht angeschnauzt, wir sind hier nicht in Berlin . Wenn hier im Gedränge jemand auf den Fuß getreten wird, so weiß er, daß der Missetäter es nicht zu seinem Vergnügen getan hat."
Der zweite Borfall war noch lehrreicher. Es besteht in Paris die sehr vernünftige Einrichtung, daß man sich zu verfehrsreichen Tageszeiten an den Omnibushaltestellen von den dort auf kleinen Tafeln angenagelten Blöcken kleine numerierte Zettel abreift. Dies sind sozusagen Omnibusfahrtbezugscheine. Sie geben die Reihenfolge an, in der die Fahrgäste gekommen sind und in der sie befördert zu werden das Recht haben. Es fällt niemandem ein, sich irgendwie vorzudrängen, wenn der Chauffeur die Nummern aufruft, und es ist auch nicht üblich, irgendeinen Versuch zu machen, noch in letzter Sekunde aufzuspringen, um auf diese Art den anderen zuvorzukommen. Einmal passierte es aber doch. Ein Offizier in Uniform, der gerade ankam, als der Schaffner schon abgeflingelt hatte, sprang auf. Prompt brachte der Schaffner durch Klingelzeichen den Wagen wieder zum Stehen und erklärte dem Offizier: Ihre Nummer ist noch nicht an der Reihe, Sie müssen warten." Darauf entspann sich folgender Dialog. Der Offizier: Ich kann nicht warten; ich habe größte Eile, ich muß zum Dienst." Der Schaffner: Dann hätten Sie früher fommen müssen. Ich muß nach meinen Borschriften handeln." Der Offizier schweigt. Der Schaffner:„ Ich fordere Sie auf, den Wagen zu verlassen und werde nicht eher weiterfahren." Das Bublifum schweigt ebenso wie der Offizier. Der Schaffner:„ Wenn Sie jetzt nicht den Wagen verlassen, werbe ich einen Polizisten rufen.“ Darauf verließ der Offizier den Omnibus, ging an die Tafel mit den Nummerblöckchen und riß sich seine Nummer ab, um mit dem nächsten Omnibus zu fahren. Ich stelle den Lesern anheim, sich auszumalen, wie eine solche Episode in Berlin verlaufen wäre.
Ein Kaubmörder gesucht!
500 Mark Belohnung auf seine Ergreifung.
Vor einigen Tagen war einer der beiden Raubmörder, die auf der Feldmark Beelitz in der Nacht zum 18. August den Borschnitter Hermann Müller ermordet und seiner gesamten Ersparnisse, die er bei sich trug, beraubt hatten, a m Schlesischen Bahnhof er= griffen worden. Es war dies der 24 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Julius Czarnegti. Er wurde dem Untersuchungsrichter in Schwerin zugeführt. Seine Komplice, der landwirtschaft liche Arbeiter Gustav Schwarz, hat sich ebenfalls eine Zeitlang in Berlin aufgehalten. Das Geld, das er erbeutet hatte, hat er inzwischen für seinen Unterhalt verbraucht. Zuletzt hat er sich unter falschem Namen auf dem Gute Lindenhof bei Berlin auf gehalten. Hier besuchte er seine frühere Braut. Da er sich aber auch hier nicht sicher genug fühlte, verschwand er bald wieder. Um sich neue Mittel zu schaffen, brach er vorher in die Wohnung eines dortigen Vorschnitters ein. Er entwendete hier Kleidungsstüde und Geld. Bis jetzt ist er noch nirgends wieder aufgetaucht. Auf seine Belohnung von 500 Marf ausgesetzt. Schwarz ist 23 Jahre Ergreifung ist von der Staatsanwaltschaft in Schwerin eine alt, 1,70 groß, hat dunkles Haar und ist bartlos. Zuletzt war er mit einer hellgrauen Müze befleidet, deren Schirm mit Leder eingefaßt ift. Ein blaues Jakett von ziemlich heller Farbe und feldgraue Beinkleider bildeten seinen Anzug. Es ist möglich, daß er sich wieder Land begibt, um unter falschem Arbeit zu nehmen. aufsite ugut ermordet her fameter Ramen reinen Hofe Dahlsen in der Nähe von Hemer den Vater seines Dienstherrn, einen Pferdeknecht und verwundete die Haustochter schwer. Seine Opfer trug er in die Scheune und versteckte sie hier. Danach raubte er in dem Hause bares Geld und andere Wertsachen und verschwand damit. Wahrscheinlich hatte er die Gegend verlassen. Am Mittwoch, den 3. September, fand man ihn in der Nähe des Hofes Dahlsen an einem Baume erhängt. Er hat sich selbst gerichtet.
Das Unglück auf dem Potsdamer Bahnhof. Das Un
Ins Der Prozeß vor dem Schöffengericht.
Das schwere Unglück auf dem Potsdamer Fernbahnhof, das fich am 14. Juli 1924 ereignete und sehr viele Schwerverletzte und eine Anzahl Toter zur Folge hatte, soll heute sot Gericht seine gerichtliche Klarstellung finden. Als Urheber sieht die Anklage bekanntlich den Fahrdienstleiter des Stellwerts P. o. o., den Eisenbahnfekretär Adolf Krüger, und den Lokomotivführer des Magde burger Schnellzuges Bruno Sauer aus Brandenburg an, die der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverlegung und der Transportgefährdung beschuldigt werden. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Orthmann vertritt die Anklage, während Landgerichtsdire or Dr. Schneider den Vorsiz der Verhandlung des großen Schöffengerichts II führt. gerichts Berlin- Schöneberg im gerichts Berlin- Schöneberg im Schwurgerichtssaal des Land
damer Fernbahnhof ein Zusammenstoß zwischen dem Wie erinnerlich, erfolgte am 14. Juni 1924 furz vor dem Potse Magdeburger Schnellzug 361 und dem aus Werder tommenden Vorortzug 4121a. Die Folge war furchtbar. Vier Wagen wurden hochgehoben und fingen zum Teil an zu brennen. Zwei Damen waren sofort tot, ein schwerverletter Bankbeamter starb bald darauf und schließlich erlitt noch ein Verletzter den Tod. 13 Schwerverletzte lagen noch auf dem Plaze, so daß im ganzen 57 Personen Verlegungen davontrugen. Bei Be ginn der Sizung ermahnt der Vorsitzende zunächst die Zeugen, in rigen Ereignisses mehrfach in der Deeffentlichkeit bemerkbar machte, Anbetracht der Kampfesstimmung, die sich gelegentlich dieses trausich nicht dav to beeinflussen zu lassen. Ebenso ersuchte er die Sachverständigen, im Hinblick auf die technischen Fragen, die faſt ausschließlich den Prozeß beherrschen, nicht nur in technischem, for= dern in einem gutverständlichen Deutsch zu sprechen. Sodann stellte Rechtsanwalt Dr. Bahn den Antrag, der Sachverständigen Brandt abzulehnen, da er der Eisenbahndirektion Berlin angehöre, und die Angeklagten haben der Standpunkt eingenommen, daß nicht sie, sondern einzig und allein die Eisenbahndirektion die Schuld trage. Er kann daher nicht objektiv urteilen. Das Gericht lehnte jedoch diefen Antrag ab. Bei seiner Vernehmung gab der 47jährige Angeflogte Krüger zunächst an, daß er seit 1922 im Fahrdienst auf dem Stellwert tätig sei. Nach seiner Angabe hat er an dem fraglichen. Tage, als er den Dienst antrat, festgestellt, daß in dem Block= werf zwei Störungen sich befänden, so daß er weder für motivführer befamen deshalb den Befehl" A", d. h. sie durften auf die Einfuhr noch Ausfuhr die Signale geben konnte. Die LotoMeldung hin die Haltefignale überfahren. Der Angeklagte madhte Dann, wie er behauptet, dem Beamten Seegebüsch telephonisch vor den Störungen Meldung. Als sich dann infolge der Störungen am Blockwert ein Zug verspätete, tam der Oberbahnhofsvorsteher in das Stellwert und der Angeklagte teilte ihm mit, daß er nicht in der Lage sei, ordnungsgemäß das Block verk zu bedienen. Der Oberbahnhofsinspektor sagte ihm deshalb, er folle sich sofort eine Hilfskraft beordern, die bisher immer verDieſem will der Angeklagte nun nach seinem Antritt gesagt haben: boten worden sei, die auch dann nach etwa 10 Minuten eintraf. Diesem will der Angeklagte nun nach seinem Antritt gesagt haben: Wir müssen die Züge zurückmelden." Er will also das vorschriftsmäßige Meldeverfahren angeordnet haben, was jedoch, wie der Borsigende ihm entgegenhält, von dem Telegraphisten bestritten wird. Als um 8 Uhr 11 Min. der Unglücszug fahrplanmäßig auf das Gleis 3 eingefahren war, war dieses noch von Lotomotiv en besezt. Der Angeflagte machte daraufhin das Gleis frei und gab dann das Einfahrtssignal für den Zug, der von dem Stellwert Pos. gemeldet war, als das Gleis noch nicht frei war Deshalb hatte er den Unglückszug zunächst zwischen den beiden Stellwerten halten lassen In dem Augenblick, als er das Signal gegeben hatte, soll dann nach Behauptung des Angeklagten ihm jemand gesagt haben: ,, Was ist denn los, da steigen ja so viele Leute aus." Er war zunächst der Meinung, daß Fahrgäste, weil der Zug mehrere Minuten gestanden hatte, ausgestiegen waren, um den nahegelegenen Bahnhof zu Fuß zu erreichen. Krüger gab nun die Anordnung, daß die Leute wieder in den Zug einsteigen follten, da er ja fahren könne. Da will er die Mitteilung bekommen haben, der Zug föme nicht weiterfahren, weil er entgleist sei. Dann hörte er aber, daß der Magdeburger Schnellzug. auf den Borortzug aufgefahren sei. Die Verhandlung geht weiter.
Bei
Kursänderung der Süddeutschlandfahrt. Friedrichshafen , 6. September. ( Eigener Drahtbericht.) prachtvollem sonnigen Wetter hat heute morgen um 9 Uhr der Amerika- Zeppelin 3. R. 3 feine erste größere Probefahrt nach Stuttgart und München angetreten. Bereits von 8 Uhr morgens an herrschte in der großen Halle II fieißiges Treiben. Die letzten Vorbereitungen zu der Fernfahrt, die das Luftschiff in achtstündiger Fahrt über den Süden des Reiches führen wird, wurden unter Leitung des Kommandanten Dr. Edener und des Kapitänleutnants Flemming getroffen. Die Motore, die Schmerzenskinder, die nach der ersten Werkstättenfahrt Anlaß zu Reparaturen gaben, wurden noch einmal ausprobiert und der Probelauf verlief anscheinend zur vollen Zufriedenheit. Um 9 Uhr bestiegen dann die fommission Hulden, Smith und Kennedy , der Leiter des flugGäste, die Mitglieder der Amerikanischen Abnahmetechnischen Instituts der Universität Berlin, Professor Hoff, sobie Vertreter der Reichs- und württembergischen Regierung, die Bassagiergondel. Um% 49 Uhr wurde dann das Luftschiff aus den Veranberungen in der Halle gelöst, und das Abwiegen begann. Auf dem Felde vor der Halle wurde dann der 3. R. 3 mit der Spize nach Süden gedreht und auf das Kommando, Cos!" bob fich pos Luftschifft auf zwanzig Meter Höhe. Ein helles Glockenfignal und die fünf Motore sprangen an. Unter den Klängen des Deutschlandliebes" der Reichswehrtapelle und der Hochrufen der Zurückbleibenden flog das Luftschiff durch den Bodennebel davon. Es flog zu= nächst nach Lindau , fehrte dann zurück und flog dann furz quer über den Bodensee auf Konstanz , wo es mehrere Schleifenfahrten ausführte. Bon Konstanz fehrte der 3. R. 3 wieder nach Friedrichshafen zurück, um dann gegen 9% Uhr mit nördlichem Kurs den Heimathafen zu verlassen.
nilich die bis
Ein neuer Rundfunksender Berlin II. Da die Uebertragung des Senders Berlin II, den bekanntlich die Firma Huth erbaut hat, nicht allen Anforderungen genügte, besonders die Güte der liebertragungen sehr zu wünschen übrig ließ, wird jetzt ein zweiter Sender dort aufgestellt, den das Telegraphentechnische Reichsamt in eigener Regie erbaut. Es tann in einigen Wochen mit der Inbetriebnahme des Senders gerechnet werden, und es wäre zu hoffen, daß Berlin nun endlich mit einem Sender ausgerüstet würde, der es an Güte mit denjenigen ausländifcher Stationen aufnehmen könnte. Ueber die Ausmaße des neuen Senders steht zur Stunde noch nichts endgültig fest, doch soll darauf Bedacht genommen werden, daß seine Antennenenergie derartig groß gehalten wird, daß eventuell auch Provinzsender als Relaisstationen mit den Berliner Uebertragungen arbeiten können. Der Bau des auf dem Gelände der großen Berliner Funk schau errichteten Genders fchreitet, wie wir erfahren, füftig vorwärts. Die Gitter. maften der Sendeantenne find bereits bis zur halben Höhe gediehen. Selbstverständlich fann feine Rede davon sein, daß, wie eine Fachzeitschrift wissen wollte, in 40 Meter Höhe des Antennermasses ein Café- Restaurant eingerichtet werden soll. Die Masten unterscheiden sich in räumlicher Beziehung nicht im geringsten von anderen der
Ein weiteres Telegramm meldet: Aus Gründen, die bisher noch unbekannt sind, hat der 3. R. 3, der ursprünglich heute von Friedrichshafen zunächst nach Stuttgart und dann erst nach München fliegen wollte, unterwegs seine Fahrtroute geändert und gegen 10 Uhr vormittags Kurs nach Osten, nach Bayern genommen. Gegen 12 Uhr mittags, also nach etwa 1%- stündiger Flugzeit, traf der Zeppelin- Kreuzer, von Süden kommend, in München ein, wo sein Erscheinen, das zu so früher Stunde noch nicht erwartet war, riesiges Aufsehen erregte. Auf allen Pläzen und Freiflächen der Stadt sammelten sich zahlreiche Menschenmassen, die dem in niedriger Höhe einige Schleifen fliegenden Amerika - Zeppelin zujubelten. Nach einigen Minuten flog dann das Luftschiff in nördlicher Richtung mit Kurs auf Stutt gart davon. DI
Wetter für morgen. Harend, feine erheblichen Niederschläge. Berlin und Umgegend: Wollig und früh nebelig, zeitweise etwas aufDsten noch Regen. Deutschland : In West- und Süddeutschland größtenteils trocken, im
gleichen Art. Als Sendeenergie ist vorläufig eine Antennenleistung Parteinachrichten
von 3 Rilomott in Aussicht genommen. doch bleibt eine Steigerung der Sendeenergie für den endgültigen Sender vorbehalten. Die Arbeiten sind soweit gediehen, daß mit ihrer pünktlichen Fertigstellung bei Eröffnung der Ausstellung am 4. Dezember bestimmt gerechnet merden fann.
für Groß- Berlin
ftets an das Bezirkssekretariat,
2. Hof, 2 Trep. rechts, zu richten.
42. Abt. 116., 117. und 120. Bezirk. Am Sonntag Familienausflug nach Pichelswerder( Lokal Alter Freund"). Treffpunkt 10 Uhr Bahnhof Heerstraße.