Oer Zoll Cumberlanü. Eine Fürstenabfindung und wie sie zustande kam. Die Vermögensauseinandersetzung mit dem ehemals regierenden Herzog von Braunschweig Ernst August von Cumberland ist am 23. Oktober 192S mit knappester Mehrheit ersolgt. Di« Rechtsparteien stimmten einem Vergleich zu, der das Land Braun- schweig auf das schwerste schädigte. Hätte der einzige National- sozialift des Landtages in Braunschweig , der Zeichenlehrer Riese aus Helmstedt , gegen den Vergleich gestimmt, wie das seine Parteifreunde von ihm verlangten, so wäre der Vergleich abgelehnt gewesen. Da der Nationalsozialist Riese aber m i t den Rechts- Parteien stimmte, wurde der von der schwarzweißrvten Ländesregie- rung vorgeschlagene Vergleich angenommen. Durch ihn wurde das Land Braunschweig allein um über 52000 Morgen(das sind über 13 000 Hektar) besten braunschweigischen Bodens geschädigt. Dazu gingen das Landesmuseum in Braunschweig und die Landes- bibliothek in Wolfenbüttel , m der schon Gotchold Ephraim Lesstng als Bibliothekar wirkte, an«ine milde Stiftung über. Mehrere Schlösser und vier Domänen wurden Eigentum des ehe- maligcn Herzogs von Braunschweig , besten Familie während der Bismarckschen Regierungstätigkeit niemals versucht hatte, vom Lande Braunschweig oder von Preußen eine Auseinandersetzung zu ver- langen. Das Interessanteste und zugleich Erschütternd« ist aber an dem Zustandekommen dieses Vergleichs, daß der Welfenführer, der jetzige Rcichstagsabgeordnete und Führer der Wirtschastsgruppe des Reichstages, Senatspräsident H a m p e aus Braunschweig , o n die Hofverwaltung in Gmunden einige Tage vor dem Ab- schluß des Vergleichs ein Telegramm richtete, in dem die Hof- Verwaltung in Gmunden aufgefordert wird, diesen Nationalsozialisten Riese umzustimmen und ihn durch eine Tafeleinladung gefügig zu machen. Das Telegramm, das der.Wiener Ar- beiterzeitung" von österreichischen Parteifreunden zur Versügung gestellt und am Sonnabend— wie uns telegraphisch berichtet wird— im Wortlaut verösfentlicht wurde, lautet: ..Hofverwoltung Braunschweig, Gmunden . Riese wird baldigst dort eintreffen. Landtagsfraktion bittet durch mich, ihn f r e u n d l i ch st zu empfangen, unter Lorteil« fürs Land zu belehren, nicht kalte Schulter zeigen, viel- leicht sogar Tafeleinladung, sonst Ablehnung wahrscheinlich und Rücktritt dann sicher. ft a m p e.* Der Zweck des Telegramms wurde erreicht, indem Riese gegen den Willen seiner Partei für den Vergleich stimmte und so gleich- zeitig die Regierung stützte. Den Schaden trägt das braunschwugische Volk. Riese wurde inzwischen aus seiner Partei aus- geschlossen. Er ist aber immer noch Mitglied des Land- t u g s, sein Verhalten zeigt, wie notwendig und berechtigt bei den Beratungen im Rechtsausschuß des Reichstages die Forderung der Sczialdemokratie nach Rückwirkung des geplanten, vorläufig aber erledigten bürgerlichen Abi'ndungscntwurfes war. Abgesehen daoen liefert der Fall Riese , der zugleich ein Fall Hampe ist. ein neues Beispiel dafür, auf welche trügerische Art die Fürstenfreunde den .angestammten Herrscherhäusern" für alle Ewigkeit ein Leben voller Freude und Wonne zu sichern gedenken.
Mißbilligung in Schweden . Stockholm . 31. Mai.(Eigener vrähtberichts 3m Haupt- ausschuh des schwedischen Reichstag» wurde am Sonnabend der bürgerliche Antrag, der die Haltung der sozialistischen Regierung im Stripakonslikt mißbilligt, mit allen bärgerlichen gegen die sozialdemokratischen Stimmen angenommen. Seit einiger Zeit schon wurde die s o z i a l i st i s ch e Regie- rung S a n d l e r, die eine parlamentarische Mehrheit nur mit dem linken Flügel der Liberalen, den.Volksfreisinnigen", besitzt. in der Presse dieser Partei scharf angegriffen: sie .sieht sich vor Anträgen Im Parlament, die eine ihrer Regierungs- Handlungen rückgängig machen sollen. Es handelt sich um die Auslegung des Arbeitslosen- g e s« tz e s vom Jahre 1922. In diesem Gesetz wird bestimmt, daß einem Betrieb, der.astgemein" bestreikt wird, keine Arbeitslosen zur Arbeit zuzuweisen sind bzw. keinem Arbeitslosen die Unterstützung entzogen werden darf,.wenn er sich weigert, A r b e i t in einem so bestreikten Betriebe anzunehmen. Diese Bestimmung ist aktuell geworden durch einen wilden Streit in der Grub« Stripa. Die.Arbeitslosigkeiiskommission", der die Ausführung des Arbeits- losen- und Arbeitsanweisungsgesetzes obliegt, verfügte, daß der Stripagrube Arbeitslose zuzuweisen wären, da es sich nicht um einen„allgemeinen" Streit handle. Der sozialistische Arbeits- m i n i st e r aber ordnete als übergeordnete Instanz der Arbeits- losigkeitskommistion an, daß Stripa Arbeitslose nicht an- nehmen dürfe. Diese Auslegung hat die bürgerlichen Parteien zu ihrem Sturmlauf gegen die sozialistische Regierung veranlaßt und hazu geführt, daß von bürgerlicher Seite Abänderungsan- träge zu dem Gesetz von 1922 gestellt worden sind, die das Auf- treten der Regierung im Stripakonslikt verurteilen und inhibieren. Der schwedische Reichstag ist noch versammelt und wird wahrschein- lich in der kommenden Woche diese Angelegenheit behandeln. Beharren die Linksliberalen auf ihrer Mißbilligung gegen den Arbeiteminister und damit des Kabinetts, das sich mit ihm solida- risch erklärt hat, dann wird die Regierung wahrscheinlich zu- r ü ck t r e t e n. Sie ist übrigens schon verschiedene Male in der letzten Zeit mit ihren Anträgen in der Minderheit geblieben. So hat z. B. der Reichstag einen Regierungsantrag, 500 000 Kronen Staats- zuschuh für die S ch ü tz e n k o r p s zu st r e i ch e n. abgelehnt, ohne daß das Kabinett deshalb das Feld räumte. Dagegen sind auch die früheren sozialistischen Kabinette Schwedens , damals unter der Führung Brantings. zurückgetreten, wenn sie ihre Ansichten in der Arbeitslosenfrage nicht durchsetzen konnten und der Stock- holmer.Socialdemokraten" läßt keinen Zweifel daran, daß auch diesmal das sozialistische Kabinett eine Desaoouierung in der Anwendung des Arbeitslosengesetzes als Mißtrauensvotum an- sehen würde. Es stärkt die Position der Bürgerlichen , daß es sich in der Stripagrube um einen Streik gegen den Willen der zuständigen Gewerkschaft handelt, anderseits läßt der Wortlaut des Gesetzes die Auslegung de» Arbeitsminifters zu. Schließlich ist aber die Stripa- angelegenheit zum mindesten für die Rechte nur ein Anlaß, das verhaßte sozialdemokratische Regime zu beseitigen, während die Liberalen ihren Wählern zeigen wollen, daß sie„Ord- nungsliebhaber" sind. Die nächste Woche wird darüber entscheiden, ob sich ein Kompromiß mit der bürgerlichen Linken noch erzielen läßt oder ob diese sich schon völlig von der Rechten hat in das Schlepptau nehmen lasten._ 3m Befinden de» Reichslagsprösidenten Genosten täbe ist welter eine erhebliche Besserung eingetreten. Fieber und Schmerzen sind geschwunden. Der Patient wird bereits morgen zeitweise das Bett verlassen und voraussichtlich m der nächsten Woche seine Tätigkeit zvieder ausnehmen,
Oer energische eiserne Vorhang» Im L e s s i n g- T h e a t e r gab es gestern mittag aus Anlaß des schönen Berliner Maiensonntags ein interessantes Erlebnis. Ein bis weit in die Lande unbekannter Herr Salm hatte die Presse mit der Mitteilung beunruhigt, daß am Sonntag, 30. Mai, die deutsche Uraufführung der Groteske von Henri Sonmagne, dessen.Typ Tailor Tiller" stattfinden würde. Die eingangs gegebene Charakteri- sierung des Theatervormittags bezieht sich nun keineswegs auf das Stück. Die Komödie an sich hat sich weder als interessant oder grotesk noch als Erlebnis erwiesen. Die Wahrheit zu gestehen: über .Typ Tailor Tiller" kann man überhaupt nichts aussagen. Es wurde nämlich die Groteske gar nicht aufgeführt, sondern es spielten sich andere sensationelle und in der Tat denkwürdige Vorgänge ab. Die Aufführung sollte um 11,30 Uhr beginnen. Um 12,10 Uhr stellten Zuspätkommende mit Genugtuung fest, daß der eiserne Vor- hang noch nicht beiseite gerollt war. Als er um 12,20 Uhr seine Position immer noch unerschütterlich beibehielt, sprang beflügelten Schrittes ein junger Mann auf die Rampe und hielt die inHalls- schwere Ansprache:»Herr Salm bittet mich, mitzuteilen, daß die Matinee nicht stattfindet. Ueber die Gründe wird er die Presse zu gegebener Zeit unterrichten." Diese Eröffnung empfanden die Anwesenden begreiflicherweise als lückenhaft. Da man gerode zugegen war, hielt man diesen Augenblick für die gegebene Zeit,
Qttie denkenden Arbeiter, Angestellten und Beamten werben im Betrieb und im Haus- für die Liste: GcyUmNjHail!
Erklärungen entgegenzunehmen. Da erhob aus einer Loge der Theaterrendant grollend feine Stimme:„Das Stück wird nicht auf- geführt, weil Herr Salm nicht bezahlt hat und die Bühnenarbeiter sich weigern, den eisernen Lorhang beiseite zu schieben." Und dann mischte sich eine Schauspielerin ein. Die Darsteller hätten auch keinen Pfennig bekommen, im Gegenteil, sie hätten dem Herrn Salm noch Geld geborgt. Im folgenden Akt(An der Kasse) ging es sehr aufgeregt zu. Es waren im ganzen 40 Mark eingekonnnen und die mußten zurück- gegeben werden, was sich nicht ohne Schwierigkeiten abwickelte. Z. B.: Einer zeigt seine Karten vor. Kassiererin:.Von wem haben Sie die Karten gekauft?" Der Mann:„Don Herrn Salm." Kassie- rerin:„Dann lassen Sie sich das Geld von Herrn Salm zurückgeben." Als Herr Salm die Matinee ankündigte, befand er sich in derselben Lage wie die Wettertundigen, die ihre trügerischen Prophe- zeiungen nach bestem Wissen und Gewissen veröffentlichen. Den guten Glauben kann man dem Veranstalter der originellen Matinee nicht absprechen. Am Sonntag früh ahnte Herr Salm wohl noch nicht, daß ihm seine Mama die sehlenden Moneten nicht vorstrecken, und daß er am SonMogmittag nicht den Regisseur, sondern eine klägliche Rolle spielen würde.
Schweres flutomobilunglück in Lichtenrade . Vier Versoaen schwer, zwei leichter verletzt. Ein folgenschweres Automobilunglück ereignete sich heute morgen gegen%7 Uhr auf der Lichtenrader Chaussee in unmittelbarer Nähe der Raabestraße. Der Fuhrunternehmer Otto Ludwig aus der Grunewaldstraße 88 in Schöneberg war mit mehreren Per- so neu auf seinem L o st l riz s t w a g e n unterwegs. An der Kreuzung Raabestraße geriet der Lastkraftwagen auf bisher noch nicht gettärt« Ursache in» Schleudern, prallte gegen einen Chausseebaum und stürzte in den E ha u s s e eg r a b e n. Sechs Dersonen, die sich auf dem Wagen befanden, wurden unter den Trümmern begroben. Lorüberkommende unternahmen die ersten Hilsversuche und benachrichtigten gleichzeitig das Rettungsamt und die Feuerwehr/ Der Besitzer sowie dessen Bruder Max aus der Michaelkirchstraße 33 erlisten schwere Kopfverletzungen, Arm- und Beinbrüche. Die Ehefrau Margarete K l a u n i ck aus der Grunewaldstrahe 88 sowie der Führer des Wagens, Friedrich H a r t m a n n aus der Strelitzer Straße 11 in Mariendors erlitten gleichfalls schwere Kopf- und innere Verletzungen. Hartmann wurde in bedenklichem Zustand in das Lankwitzer Krankenhaus, die übrigen schwerverletzt in das Buckower Krankenhaus eingeliefert. Eine Frau Anna Ludwig sowie eine 14jährige Erika K l a u n i ck zogen sich stark blutende Fleischwunden zu. tonnten jedoch nach Anlegung von Notverbänden auf der nächsten Rettungsstelle in ihre Wohnungen entlassen werden. Der Lastkraftwagen muhte in zertrümmertem Zustand abgeschleppt werden. Ein Automobilunglück, das leicht schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können, ereignete sich gestern abend gegen 7 Uhr in Niederlehme. Em mit etwa sechs Personen besetztes Auto kam au» der Richtung Ziegenhals durch Niederlehme gerast. Die Gesellschaft hatte in einer Wirtschaft schnell noch ein paar Schoppen getrunken und raste in voller Fahrt wieder zurück nach Ziegenhals . Der Lenker des Wagens muß offenbar sinnlos b e- trunken gewesen sein. Der Wagen steuerte von einer Straßen- seit« zur anderen, und alle Passanten mußten schleunigst flüchten. Kurz hinter dem Hause des Gemeindevorstehers flog plötzlich einer der Insassen im hohen Bogen aus die Chaussee und dem Wagen, der sehr nahe an die Chausseebäume Seraten war, wurde die Tur und ein Teil des Verdecks abgerissen. n unverminderter Fahrt und ohne Rücksicht auf den Hinausge- flogenen raste das Auto weiter über die verhältnismäßig stark be- lebte Chaussee. Der Hinausgeschleuderte wurde auf das Gehöft des Gemeindevorstehers gebracht, wo der hinzugezogene Arzt einen zwei- maligen Bruch des linken Beines und einen Bruch des Oberarms feststellte. Ein Landjäger nahm die Verfolgung des Autos, dessen Besitzer in Ziegenhals wohnen soll, auf. Der Schwerverletzte wurde besinnungslos in das Königswusterhaufener Krankenhaus geschafft.
Ausstellung von Amateurphotographien. Der Verband Deutscher Amateurpholograp'hen. D e r e i n e. Gau Brandenburg, veranstaltet vom 30. Mai bis 6. Juni im Lefsing-Museum, Brüderstr. 13, eine Aus- st e l l u n g potographischer Arbeiten. Bereits im Jahre 1922 schlössen sich die BerNner und Märkischen Amateurphotographen- Dereine zu einem Unterverband, dem Gau Brandenburg, zum Zwecke der Verbreitung und Annerkennung der Amateurphotographie zusammen. Durch die Inflationsjahre wurden ihre idealen Be- ftrebungen stark unterdrückt und erst nach der„Kipho" im Herbst 1925 trat der Gau Brandenburg zum erstenmal an die Oesfentlich- keit. Inzwischen hat die Amateurphotographie weitere bedeutend« Fortschritte gemacht und die Frühjahrs-Ausstellung zeigt allerlei Neues auf d«m Gebiete der bildmäßigen Photographie, Aufnahmen aus der Naturwissenschaft, der photographischen Technik usw. Inter- essant sind bisher nicht gezeigte Ausnahmen rhythmischer Gymnastik, dann Beobachtungen aus dem Liebesleben der Fische und anderer naturwissenschaftlicher Momente. Der Besuch der Ausstellung ist für den Fachmann wie für den Laien von großem Interesse.
TonntagverkehrSnöte. Auf den überfüllten Stadtbahnzügen prangt an einem der letzten Wagensenster das Schild: ,.F ü r Reisende mit Traglasten." Wenn man nun unglücklicherweise in dieses Abteil zwischen Kinderwagen und Rucksäcke hereingedrängt und als Stiesel- abputzer benutzt wird, fragt man sich unwillkürlich, inst welchem Aecht Me» fe Aawche int Traglasten Kfcniect ML V*m
der Raum nicht im geringsten dazu für Gepäck wie bei den Fern- zügen in diesen Abteilungen eingerichtet und nicht verschieden ist von den übrigen Abteilungen. Mit dem Schilde allein ist es nicht getan und die Kleidung wird von lehmigen Wogenrädern und Kinderstiefelabsätzen ebenfalls nicht besser. Noch unerträglicher ist an Sonntogen beim überfüllten Verkehr in der Untergrund- bahn die in den Wagen trotz aller Luftöffnungen herrschenden Hitze. Wäre es nicht möglich, daß der abfertigende Beamte der verschiedenen Stationen genau so wie er jede einzeln« Türe schließt, zur lindernden Wohltat den einzelnen Wagen einen„Schuh " Sauerstoff spendete? Sicherlich keine erhebliche Ausgabe in den paar Stunden des sonntäglichen Volloerkehrs. Eine Vorfichtsmaß- regel, die dringend erforderlich ist, um Hitzschläge zu vermeiden.
Eine großüeutsche kunügebung. Der Deutsch-OesterreichischeVoltsbund, derinder Funkhalle zurzeit die Alpenländische Sommerschau ver- anstaltet, und das Reichsbanner oersammelten gestern ihre Anhänger zu einer großdeutschen Kundgebung. Gegen 3 Uhr rückten die langen Züge des Reichsbanners mit Musik und Fahnen, von dichten Men- schenmassen begleitet und überall stürmisch begrüßt, vor der Halle an. Der große Raum war bald gefüllt. Nach dem Spiel des Reichs- bannermarsches rezitierte Alfred B e i e r l e Herweghs„Hoch die Re- publik". Dann bestieg, von stürmischem Beifall begrüßt, Reichs- kanzler a. D. Philipp Scheidemann die Rednertribüne: Alle Historiker, die sich je mit deutscher Geschichte beschäftigt haben, von Tacitus bis Maurenbrecher,, haben nicht nur über die deutsche Tapferkeit, sondern auch über die Zwiertracht innerhalb der deutschen Stämme geschrieben. Maurenbrecher hat am drastischsten heraus- gearbeitet, daß diese Zwietracht auch heute noch auf die Eifersüchte- leien und die Herrschsucht der deutschen Fürsten zurückzuführen ist, für die wir sie jetzt belohnen sollen. Das mangelnde deutsche Ratio- nolbewuhtsein ist das Ergebnis dynastischer Interessen gewesen. 1848 machte die deutsche Demokratie den Versuch, Greßdeutschland zu schassen. Die Reaktion durchschlug diese Pläne 1860. In diesen Wochen waren es 60 Jahre, daß noch deutsche Stämme gegen deutsche Stämme kämpften. Preußen kämpfte gegen Oesterreich , Hannover gegen Kurhessen. Die Diktate von Versailles und St. Germain wollen uns hindern, den Zusammenschluß Deutschlands und Oester- reichs herbeizuführen. Unsere Gegner täuschen sich. Granaten zer- reißen Felder und Wälder, Dörfer, Städte und ganze Provinzen, unzerreißbar aber ist das Band, das alle deutschen Stämme um- schließt. Wir haben ein Recht, daraus zu bestehen, daß deutsch bleibt, was deutsch ist, denn wir waren es, die auch im Kriege verkündeten, was-französisch ist, soll französisch, was belgisch ist, soll belgisch bleiben. Wir werden unser Ziel erreichen, wenn wir fest bleiben: ein großes Vaterland des deutschen Volkes, das geeint in seinen Stämmen unter einem einheitlichen Banner der Welt verkünden will: Einheit, Friede, Freiheit! Ein Banner: Schwarzrotgold! — Im Namen des Oesterreichischen Deutschen Volksbundes sprach das Vorstandsmitglied Wilhelm Heile dem Reichsbanner den Dank für seine begeisterte Beteiligung an der Anschlußkundgebung aus. In Vertretung des von Berlin abwesenden Oberbürgermeisters Bäh überbrachte Bürgermeister M i e l i tz die Grüße der Stadt Berlin . Er führte aus, daß gerade die Bürgerschaft Berlins in seiner Mehr- heit freiheitlich und republikanisch gesinnt sei und an der Anschluß- bewegung lebhaften Anteil nehme. Als Vertreter des Gauvorstandes wies Redakteur Nowack auf die bisher geleistete grohdeutsche Arbeit des Berliner Reichs- baners hin, aus den Besuch österreichischer Kameraden in Berlin und die bevorstehende Reise Tausender Berliner Reichsbannerkame- roten zur großen Kundgebung nach Wien . Nach einem Hoch auf die großdeutschen Farben Schwarz-Rot-Gold und die deutsche Re- publik schloß die eindrucksvolle Feier mit dem gemeinsamen Gesang de» Deutschlandliedes. _
Ein Rausch und seine folgen. Daß nicht jeder Berauschte sich zum Fleddern eignet. mußte ein„Gelegenheitsarbeiter" am Sonnabendabend zu seinem Leidwesen erfahren. Ein Kaufmann T aus der Dunckerstraße kehrte leicht angeheitert nach liause, schloß aber sorgsam hiMer sich die Haustür ab. Auf der Treppe siel ihm ein, daß er schwiegermütterlichen Besuch habe und daß ihm wohl ein„warmer" Empfang bevorstehe. Als vorsichtiger Mann wagte er sich daher erst nicht in die Höhle der Löwin, sondern beschloß. auf dem Treppenabsatz vor seiner Wohrnrngsstir lieber einige Grade seines Rausches zu verschlafen. Cr hatte gerade ein kleines Nicker- chen hinter sich, als er eine fremde Hand in seiner Brust- t a s ch e fühlte. Jäh ermuntert und ernüchert, griff er zu, faßte aber ins Leere. Im Schein einer Taschenlampe sah er zwei fremde Männer und in der Hand des einen ein Messer. Als die beiden sahen, daß der Angefallene vor Schreck nüchtern geworden war, rannte der ein« die Treppe hinunter, während der zweite nach dem oberen Stockwerk flüchtete. Jetzt kam I der Besuch seiner Schwieger- mutter recht gelegen. Mit den Fäusten schlug er einen Trommel- Wirbel gegen die Tür. Das ermunterte nicht nur die Dame, son- dern auch die anderen Bewohner. Gemeinsam ergriff man den Einbrecher und Dieb und übergab ihn der Polizei, nachdem man ihm eine gehörige Tracht Prügel verabreicht hatte. Auf der Wache wurde der Ergriffene als ein 31 Jahre alter Franz B. sestgestellt, der schon mancherlei auf dem Kerbholz hat.
Die ersten Werder-Kirschen in Berlin . Heute früh wurden in Werder die ersten Kirschen nach Berlin verladen. Es handelt sich um„D i e f r ü h e st e n d e r M a r k". Das Pfund wurde in Berlin mit 60 bis 70 Pf. verkauft. Am Donnerstag soll der erste Kirschdampfer eintreffen. Vorläufig geht der Transport noch per Bahn. „Der Barbier von Sevilla " auf der Sendebühne. Das bühnen- wirksamste Wert Rossinis, der in einem halben Menschenleben soviel Opern komponierte, wie andere Musiker kaum in ihrem ganzen Leben, hat sich nun auch auf der Berliner Sendebllhne bewährt. Die anmutig«, unkomplizierte Musik und der leicht verständliche Text machen das Werk schon von vornherein für die Verbreitung durch den Rundfunk geeignet: die ausgezeichnete Wiedergabe aber durch Darsteller und Musiker schmeichelte es gewiß in die Herzen aller Hörer. Selmar M e y r o w i tz mit dem Funkorchester, dazu die Darsteller Eugen Transky, Cornelis Bronsgeest , Bernhard Köhler , Erich Schubert, der für den erkrankten Leo Schützen- darf den Basilio vortrefflich sang, sind zu rühmen. Violetta S ch a d o w s schöne Stimme ließ leider etwa» die Leichtigkeit ver- missen, die die Rolle der Rosina verlangt. Auch das gesprochene Wort klang bei ihr bisweilen fast leblos. Man hätte an Indisposi- tion glauben können, wenn nicht das Rein-Gesanglich so gar keinen Grund für diese Annahme gegeben hätte. Hätte hier nicht also die Regie noch etwas ausgleichen können? Schweres öootsunglück auf üem Rhein . Sechs Personen ertrunken. vuisburg. 30. Mai.(TU.) Ein mit 15 Personen besetztes Ruderboot des Marinevereins Hamborn geriet am Sonntag nachmittag auf dem Rhein unter einen Schleppzug. Das Boot kenterte und sämtliche Insassen stürzten ins Wasser. Den Rettungsarbeiten der Mannschaft des Schleppzuges gelang es. neun Personenzu retten, während die übrigen sechs, unter denen sich zwei Damen befanden, ertranken.
Groß-berliner parteinachrichten. 38. Abt. Wicktige �unktleniirsibuna am Dienstaq. den t. Zuni. abends. Uhr bei Bartusch. Fricdenslr. 88. Sämtliche Obteutr der Schulen miissen oertreten sein. Z�NjPi�ieUisben�Srn, P« �z«t-ick«�or��»nte�M»N»il�»be��ltzr t«