Vkenstag 10. Mgujll02ö
Unterhaltung unö ÄVissen
öeilage des vorwärts
Das Riff, das seinen Namen verlor. Eine Badestrandgeschichte von Zl. de Ttora. Am 18. Juli 19..(da es sich bei dieser Geschichte um eine An. gelegenheil von Diskretion handelt, sei ein Schleier gestattet) war die Düne von Jxmünde wie immer die Manege vieler Badegäste, die sich mühten, dem Sonde Bewegung zu verschaffen. Sie teilten diese Arbeit mit dem Meere, aber dies. bezahlte wenigstens keine Kurtaxe dafür. In den Ernst, womit sie ihrer Pflicht oblagen und den die Dummheit stets zeigt, wenn sie sich wichtig nimmt, knallte plötzlich die Stimme eines Jungen:„'n Haifisch!" Alle Augen wandten sich ihm zu. Er saß auf dem Geländer der Kaipromenade, die sich drei Meter hoch über der Düne erhebt, um ihre eleganten, Hotel genannten Räuberhöhlen gegen den Zu» griff des Meeres zu schützen, konnte daher weiter sehen als die Leute zu seinen Füßen, und deutete erregten Finger» auf die See hinaus. Blicke folgten zuerst vergeblich seiner Richtung. Dann aber erkannten einige und bald sahen alle den runden breiten Rücken herantreiben, glatt und von Nässe schimmernd... Doch als es näher kam, war es kein Haifisch, sondern ein umgestülptes Boot.— Umgestülptes Boot-- das bedeutete Schiffbruch— Tod— katastrophales Geheimnis— geheimnisvolle Katastrophe-- Die Wellen schickten den stummen Zeugen dieser Tat an das Ufer und besorgten noch ein übriges, mit einer geschickten Bewegung richteten sie den Kahn auf. während er den Sand berührte. Man stürzte augenblicks darüber her. Allein ein Herr mU Kneifer stellte sich stramm vor den Find- ling und erhob die Hand:„Bitte, den Tatbestand nicht zu ver- dunkeln, meine Herrschaften! Nichts anfassen,«he die Polizei da war! Mein Name ist Bemke, erster Staatsanwalt am Moabiter !" Seine achtunggebietende Stellung verbaute laienhafter Neugier den unmittelbaren Weg zu dem Geheimnis— Füße und Hände kuschten. Augen aber bohrten sich um so durchdringender in den Bauch des Boote», und auf einmal kreischte eine Dome:„Ich sehe einen Hut!" Es gibt Damen, die jede Stunde einen Hut sehen. An Hut- Visionen geradezu leiden. Diese Bision iiidcssen brach den Bann. In der Tat! Unter den Kielsitz geklemmt stak da ein blonder Panama , wie ein Hund, der sich verkroch. .Sehe ihn auch," gillerte und gackerte«« aus dem erlösten Hühnerhaufen, und obwohl der Kneifer sein„Nichts berühren!" schnarrte, ließ sich die Forschergier doch nicht mehr zähmen— schon schwang einer den Hut— und eine weiße Flanellweste triumphiert«: ..Ich fasse nichts an, ich sammle nur corpore delicti! Mein Name ist Gnäsebach, au» Plauen im Vogtland «. Untersuchungsrichter," setzte er betonungsfroh hinzu. Nun fand aber die Dame, die den Hut entdeckt hatte, es fei höchste Zeit, dem Laienelement in dieser Iuristenauseinondersetzung Geltung zu verschaffen.„Es ist ein Herrenhut!" gixte sie. Und mit Rührung:„Der arme junge Mensch!" „Kennen Sie den Besitzer des Hutes?" horchte der Staats- dnwalt auf.„Nein," sagte die Dame. .Woher wissen Sie denn, daß es sich um einen jungen mittellosen Mann handell?" „Das sieht man doch! Das fühle ich! Ein unglücklicher Iüng- ling fand hier den Tod, der sich aus Liebe ertränkte..." ».Oder ein Schieber, der Pleite gemacht hat! Oder ein wegen Defraudation verfolgter Banklehrling..." „Was denken Sie?!" wehrte die Dame.„Nein. Mindestens ein Baron. Er liebte die Erzieherin im Schlosse seiner Mutter, ein schönes, armes Mädchen aus dem Volke, kurz..." „Sturz: Courts-Mahler..." ergänzte ein literarisch gebildeter Herr aus der Menge. Sie wandte sich um:„Maler auf keinen Fall! Maler tragen andere Hüte. Die» ist die Kopfbedeckung eines Elegants..." Man wagte einzuwenden:„Er könnte auch ertrunken fein, ver- unglückt.. Sie schnitt es brüsk ab:„An solchem Nachmittag? Es kentert kein Kahn bei heiterem Himmel. Nein, er hat ihn nur absichtlich umgedreht, um Unglück glaubhaft zu machen. Seine hohen Ver- wandten sollten nicht die Schande tragen müssen, einen Selbstmörder in der Familie zu haben!" „Was wissen Gnädigste von seinen Anverwandten?" unterbrach sie der Untersuchungsrichter sanft.»Man würde ihnen tele- graphieren." .Sie bewohnen eine Villa in Grunewald . Für gewöhnlich leben sie auf ihrem Gute in Holstein—" Jetzt wurde es dem Staatsanwalt zu bunt.„Unsinn!" rief er. .Was für Märchen erzählen Sie uns? Hier ist nichts weiter als ein Hu*.«Hte Sie etwas wissen, so nennen Sie Namen!" ,4»«, Namen nennen, Namen nennen!" echote die Masse. Die öame wollte eben alle Namen des Gotha nennen, die ihr im Laufe der Jahre untergekommen, als ein neues Ereignis das Gespräch wendete. Der Junge, der zuerst den Haifisch angekündigt und dann sich herabbegeben hatte, um die Verwandlung seines Fisches in ein Boot persönlich zu kontrollieren,— jener Junge hatte— hinter dem Rücken des Staatsanwalts— den Kahn inzwischen einer genauen Besichtigung unterzogen. Jetzt warf er die alarmierende Nachricht unter die Versammlung: .'ne Angel!" Was er hochhielt, war jedoch keine Angel, sondern— eine Haarnadel.... Allgemeines Ah! Besonders seitens der Dame.„Sagte ich es nicht? Ein Liebesroman! Der Baron hat fein« Braut mit in den Tod genommen. Eng umschlungen jind sie in die grausige Tiefe ge° fahren!" „Wo hast du die Nadel gesunden?" forschte der Staatsanwalt. „Hier in der Ritz« is se gesessen..." Der Untersuchungsrichter nickte.„Es scheint sich in der Tat um einen Doppelselbstmord zu handeln—" Dl« Dame wollte die Wahrscheinlichkeit in längeren Aussührun- gen begründen, aber der Staatsanwalt lenkte ob:.Man müßte vor allem feststellen, wem da» Boot gehört." „Dar könnt« ick," mischte sich in diesem Augenblick der Orts- Vorsteher ein, den man herangeholt hatte.„Dot Boot is miin und is Hütt morrns gemietet sür'n ganzen Tach—" .Bon wem?" .Lun en Moler, Adam Dobermann, was bei mich loschiert schon det halbe Iohr, indem daß hei de Gegend abmalen dett—* .Also doch ein Maler!" grinste der Staatsanwalt der Märchen- tante zu, aber sie parierte: wie alt dieser Herr Dobermann sei. Fünfundzwanzig, schätzte der Schiffer..Also doch ein junger Mensch!" bekam der Änefferonkel zurückgegeben.
Der Untersuchungsrichter fragte:.Ist der Mann verheiratet?" »Nee, bat is hei allmiendag nicht!" „Wie erklären Sie sich denn diese Haarnadel in seinem Boot?" Der Vorsteher kratzte hinter den Ohren:.Sollte der Jung' sich doch'ne Ladung Unnerröck an Bord gehißt hewwen?" Wer weih, welche Tiefen das Lot noch ermessen hätte, wäre dem Alten nicht eingefallen, daß man die jungen Leute unter allen Um- ständen suchen müsse. Ja, das mußte geschehen. Man erfuhr, Ertrunkene trieben oft tagelang auf dem Wasser. Wenn das Unglück morgens eingetreten, war es möglich, wenigstens die Leichen zu bergen. In einer Viertel- stunde stachen zehn Boote in die See, bemannt mit Schiffern, dem Arzt, den beiden Juristen und der Dame. Ein Konsistorialrat aus Aachen schloß sich an, um den Sterbenden vielleicht letzte Trostworte
Seckers Zlaggenerlaß.
»Ach. Herr Studien direklor, die niedliche Fahne haben Sie wohl Ihrem kleinen Kurt gekauft, der an der Verfassung»- seier iu der Schule«och nicht teilnehmen kann?" .Nein, diese Fahne habe ich zur Seflaggung meine» Gymnasium» getauft! Man muß doch dem Erlaß de» Herrn Kultusministers Rechnung tragen!"
zu geben. Man schwärmte auf Rufweite aus und fuhr Nordnordost, denn von dorther hatte die Flut den Kahn getragen. Nach etwa zwei Seemeilen stieß man auf Kleidungsstücke. Ein Damensttefelchen spazierte mutterseelenallein wie ein silbergrauer Käfer über die Wogen hin. Andere Boote fanden einen Herrengürtel und einen rosa Sonnenschirm. Um ö Uhr tauchte Riff 13 aus der See. Gefährlicher Fels von achthundert Metern im Geviert, kahl wie der Schädel des Habakuk. Oder war es Elias? Jedenfalls aus dieser BUdhaftigteit ohne biblischen Reiz. Im Schiffe de» Staatsanwalts war man der Ansicht, hier könnten die Unglücklichen gescheitert sein. Herr Gnäsebach dagegen schöpfte Hoffnung, sie möchten gerade hierher sich gerettet haben. Die courts-mahlerische Dame meinte: der Fels sei das Grab- mal der Liebenden— weiter nicht». Während die übrigen das Meer absuchten, erhob sie ihre Augen zum Himmel, dann stieß sie plötzlich einen lauten Ruf au» und deutete nach der Insel. Aus der Höhe des Felsens sah man im Lichte der tiefer- werdenden Sonne die Silhouette einer elfenbeinernen Stawe aus dem gelben Himmel geschnitten— mit erhobenen Armen, edel in den Formen wie ein antikes Stunstwerk. Niemand erinnerte sich, dort jemals etwas ähnliches gesehen zu haben, noch konnte man sich erklären, wie es auf die Klippe kam. Von allen Schiffern war sie inzwischen bemerkt worden und beflügelte den Ruderzug. I« mehr man sich näherte, je mehr entzog sie sich zwar dem Blick— aber schon legten die Boote an der Insel an. Kleines Helgoland, diese Insel. Es gab da ein Unterland, nicht viel größer als der Boden eines Zimmers, sehr geschützt für eine Landung, sanft in die See abgleitend. Drüber erhob sich das Oberland als nackte Felsen- küste, getrommelt von den Fäusten der schreienden Brandung. Vorsichtig fuhren die Leichensucher ein, drehten bei, und während einige Schiffer die Kähne hielten, machten sich die übrigen daran, den Fels zu erklettern. Es war nicht leicht, denn die wenigen Griffe und Tritte hatte das Meer glattgehobelt, aber in Mannes- höhe unter dem oberen Rande lief eine Leiste hin, auf der es mög- lich schien, über die Kante des Plateaus zu blicken. Ein Dutzend Köpfe wuchs wie ein Kranz von Pilzen daran empor— und sah--. Ja, da« war nun allerding» der Mühe wert gewesen, zu rudern und zu klettern... .Nicht einmal eine Badehose," erzählt« später der Staat«- anwalt,»hatte der Kerl an. der Malerl". „Allein, er war tatsächlich ein hübscher junger Mensch," be- merkte die Dame leicht errötend.»Ich begreife nur das feile Geschöpf nicht, das sich so na— so hüllenlos vor ihm hinstellen konnte!" .Meine Gnädige," warf hier der Arzt ein..wie soll ein Künstler seinen Freilichtakt. malen, wenn nicht— Der Untersuchungsrichter unterbrach ihn:»Aber wozu muß er selbst dabei—." „Gott , die jungen Leute hatten vorher gebadet, liebten die Sonne und fanden an ihren schönen Körpern Gefallen." „Man badet nicht zusammen," entschied der Staatsanwalt, .wenn man nicht verheiratet ist"! Der Herr Konsistorialrat fügte hinzu:„Nicht einmal, wenn man verheiratet ist! Meine Frau und ich würden un« voreinander schämen." .Gott « Dunner,'n banniges Frugenftück is fei wesen I Wo blot de oll Jung ihr aufgefischt hätt!" »Sie war seine Braut. Er hat sie un« doch vorgestellt." „Mir nicht," wies der Konsistorialrat ab.„Ich habe sie nicht angeseh'n."' .— nachdem ick ihn in mein Oelkittel gesteckt hatt', Herr Pastor. Aber vorher hätten Sei beinahe den Bodden unnern Fäuten verlurn.....!" „Niedlich war sie, wie sie dos Skizzenbuch als Feigenblatt be- nützte!"—„Man hätte ihr das Strafgesetzbuch geben müssen!" der Staatsanwalt.— Lochend der Doktor:„Wenn Sie es wirklich dabei hatten, so fanden Sie offenbar kein« Zeit, es heraus zu ziehen. Uebrigens, wer erinnert sich der Worte, die wir al» erste hörten, nachdem wir den Kopf über die Felsenwond gesteckt hatten?"
„Es klang etwas wie vom„Paradies", nicht wahr?" zirpte die Dame. »Dobermann sagte eben: Herrlich ist es, Eva, wie im Para- diese. Es fehlen nur di« Affen." Der Staatsanwalt:.Sie wollen doch wohl nicht sagen--?" „Ich?— Er sagte es! Später hat er uns ja noch— Schweine genannt. Behauptete, es ginge niemand etwas an, was und wo er male. Wir mühten auf der falschen Fährte sein, Trüffel wüchsen auf ganz anderem Boden!" „Ein frecher Bursche!" „Nee!'n prächtiger Jung! Aber wenn ick ihm nich klor ge- macht hätt, daß sein Boot mit Kleidern weggesackt was, un daß wi ihm blot aus chrislliche Nächstenleiw und nich aus dämliche Neugier in de Supp gespuckt hewen, ick glöw, de Kirl het uns all in de Nordsee smeten!" „Beste Lust hatte er mindestens, uns durchzu'-n—* Der Vorsteher blies eine Kringel Rauch vo:; hin:.Dvw�! Ick hew min besten Summergast dran verlurn! De is wegreist wie'n Anker, und kümmt allmindag nicht wedder...." .Schade!" seufzte die Dame,„ich hätte mich von ihm malen lassen." Der Doktor meinte:»Adam und Eva sind ja leider dahin, aber wie wäre es, wenn wir das Riff 13 von nun an„Die Insel de» Paradieses" tauften?" Und dies ist die Geschichte vom Riff, durch die es seinen Namen verlor. 56 Millionen Lichtjahre. C» war lange eine Streitfrage der Astronomen, ob das Wellall mit der Milchstraße sein Ende erreicht, das heißt, ob alle am Himmel sichtbaren Objekte— Sterne, Sternhaufen, Spiralnebel und Nebel- slecke— zum System der Milchstraße gehören, oder ob es in den Tiefen des Weltraums noch mehrere solcher Milchstraßensysteme gibt. In den letzten Jahren ist man aber zu der Ueberzeugung gekommen, daß di« zweite Auffassung zu Recht besteht. Unser Milchstraßen- system bildet nach dreser Auffassung nur eine kleine Insel in einer Unendlichkett gleichartiger Weltsysteme. So hat der Gedanke des Astronomen Lambert recht behalten, der schon 17K0 das Bild eines unendlichen Unioersums mtt einer Nielzahl von„Milchstraßen " ent- warf, die sich zu einem System höherer Ordnung oereinigen, das mit anderen gleichen Systemen wieder ein System dritter Ordnung bildet und so fort. Di« Aufgabe war nun, diese fremden Welten zu ent- decken. Den älteren Ästronomen mit ihren primitiven Instrumenten war das nicht möglich: denn nur durch die stärksten, vollkommensten Instrumente und subtilsten Rechnungs- und Beobachtungsmethoden läßt sich entscheiden, ob ein Nebelsleck in MUchstraßen-Entfernung steht oder weit außerhalb dieses Systems seine unendliche» Kreise zieht. Unmittelbare Beobachtung mit Fernrohr und Spektralapparat, Photographie und Analogieschlüsse mußten zusammenarbeiten, um hier einigermaßen feste Ergebnisse zu gewinnen. Schon lange waren dem Astronomen die Spiralnebel verdäch- tige Objekte, von denen man annahm, daß sie unserer Well gleichende Systeme seien. Man kann sagen, daß diese Annahme jetzt so gut wie bewiesen ist.. In der Tot handelt es sich bei den Spiralnebeln, von denen man jetzt mindestens eine Million kennt, um Weltsysteme weit außerhalb unseres Milchstraßensystems. Eine ganz ausführ- liche und zuverlässige Untersuchung über dieses Problem ist kürzlich von dem schwedischen Astronomen Knut Lundmark veröffentlicht worden, der aus verschiedenen Wegen übereinstimmende Werte für die Entfernung einiger der größten und lichtstärksten Nebel ge- funden hat. Sie übertreffen weit die Ausmaße unseres eigenen Weltsystems. Die Entfernung des schon dem bloßen Auge als ver- waschener Fleck sichtbaren Spiralnebels in der Andromeda z. B. schätzt Lundmark auf eine bis anderthalb Millionen Lichtjahre(zu je etwa 18 Billionen Kilometer). Ein Nebel im Triangel hat un- gefähr den gleichen Abstand, ein drittes, kugelförmiges, tcleskopisches Objekt ist 8 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Den Rekord hält aber ein bekannter Nebel in der Jungfrau, der wegen des eigen- tümlichen dunklen Randes, der ihn umgibt, und der uns einen Teil des spiralförmigen Kernes verbirgt, oft abgebildet wird. Nach Lundmark beträgt die Entfernung dieses Nebels von uns nicht weniger als S6 Millionen Lichtjahre, der Durchmesser de» Nebels 199 000 Lichtjahre, und seine Gesamtmasse ist dreißigmjlliardenmal so groß wie die Sonnenmasse. Zu solchen unfaßbaren Entfernungen war die astronomische Forschung bisher nicht einmal annähernd ge- kommen: eine Distanz von etwa 700 090 Lichtjahren galt noch vor kurzem als die äußerste Grenze, bis zu der die Forschung den un- endlichen Wellenraum visuell und rechnerisch zu durchdringen ver- mochte. Die Gröbenverhältnisse dieser fremden Welt stimmen aber nach der Schätzung Lundmarks mit der unseres eigenen Systems, eben dem unserer Milchstraße, überein. Und auch die Entfernung ent- spricht den Forderungen, die der Mathematiker Charlier im An- schluß an die Hypothese von Lambert aufgestellt hat. Das von Lambert geforderte System höherer Ordnung bat man indessen bis- her nicht gesunden. Es muß so weit entfernt sein, daß die Messung des Abstandes von unserem System unsere Beobachtungsmöglich. leiten übersteigt._ Wie entsteht da» Summen der Stubenfliege? Wenn man eine Stubenfliege beobachtet, hat man unwillkürlich das Gefühl, das während des Fliegens hörbare Summen müsse durch die ungeheuer raschen Flügelbewegungen des Tieres hervorgebracht werden. Nun haben aber Versuche ergeben, daß die Stubenfliege auch summt, wenn man ihr die Flügel entfernt hat, ja, daß man sie sogar im Magen des Laubfrosches noch summen hören kann, wo eine Tätigkell der Flügel natürlich ebenfalls ausgeschlossen ist. Die Flügel kommen bei der Entstehung der sogenannten.Flugtöne" tatsächlich nicht in Be- tracht, da man als die.Tonquellen" jenes F�iegengebrumms die Schwingkölbchen oder Halteren erkannt hat, die kleinen gestielten Gebilde, die zu beiden Seiten des Hinterleib» sitzen und beim Fliegen besonders als Steuervorrichtung dienen. Auf die Schwingungen dieser Halteren ist nun der Flugton der Fliege zurückzuführen. Man kann diese Tatsache unter anderem auch daran erkennen, daß die Töne bei vermutlich älteren Tieren, die mit einer kleineren Zahl von Schwingenschlägcn in der Sekunde fliegen als junge Fliegen, dumpfer klingen. „Schrebergärten" vor Schreber ! Die jetzt bei keiner Stadt fehlenden„Schrebergärten" werden bekanntlich nach dem Leipziger Arzt Schreber benannt. Dieser ist aber erst am IS. Oktober 1808 geboren, während die ersten derartigen Gärten bsreits 1787 nach- zuweisen sind. Ee geht dies aus einem Brief Schillers an Körner vom 18. August 1787 zweisellos hervor. Die Stelle lautet:„Ein Stück Land,' nicht viel größer als der„Japanische Garten" in Dresden , ist unter 7S Pächtern verteill, welche 1—2 Taler jährlich für ihr Plätzchen erlegen! Auf diese Art ist ein ewiges Gewimmel arbeitender Menschen zu sehen, welches einen fröhlichen Anblick gibt. Am Ende des Ganzen ist eine Anlage zum Vergnügen." Das aufgeteilte Land laq neben dem Garten de» herzoglichen Geheim- sekretärs Börtuch(Goethes„Vertu cio") in der Bürgerschulstraße zu Weimar , von dem auch die„recht ortige Idee", wie Schiller sagte, „ausgegangen war"! Streng historisch dürfen wir nach dieser Fest- i stellung nicht mehr von„Schrebergärten" sprechen, sondern müssen ! sie.Börtuchgärten" nennen.