einzig die erstmaligen Anschaffungskosten find etwas hoch. Sie be� tragen für ein grohcs �aus, das bereits eine' Zentralheizung besitzt, etwa öftOO bis 8000 Mark. Am leichtesten ist der Anschluß natürlich bei Neubauten. Die Wörmeverluste in der mehrere Kilometer langen Rohrleitung sind infolge der guten Isolation sehr gering: sie betragen vom Heizwerk b's in die Verbrnilcherstellen höchstens zwei Grad. Gelbst an der Stelle, wo die Rohren beim Siemenssteg über die Spree geführt werden, besteht im Winter nicht einmal eine Aiost gcfohr. Die Arbeiten werden so beschleunigt, daß bereits in diesem Winter neben de» bisher beheizten Gebäuden auch das Opern- Haus, die V o l k s b a d e a n st a l t in der Krummen Strohe, die großen Schulanlagen in der Wilmersdorfer Straße und noch andere städtische Gebäude ani Wilhelinplatz beheizt werden können. Der Ausbau des Stadtheizwerkcs und seines Rohrnetzes wird mit dem steigenden Bedarf weiter ersalgen, so daß die Zeit nicht mchr»fern erscheint, in der umfangreiche Gebiete Charlottenburgs von deni Stadthcizwerk mit Wäime beliefert werden.
Die berliner Lustbarkeitssteuer. Neuregelung der Sinosieuer.— Herabsetzung der Steuern für künstlerische Veranstaltungen. Der Stadtverordnetenversammlung liegt eine Borlag« über «inen Nachtrag zur Berliner Bergnügungsste.uer» o r d n u n g vor. der infolge der Aenderungen der Reichsrats- bestimmungen über die Bergnügungssteuer vom 10. Juni 1926 tReichsgesetzblatt I S. 259 ff.) notwendig geworden ist. Di« Haupt- Neuerungen der Reichsrotsnovelle bestehen in einer Neuregelung der Kino st euer und einer Herabsetzung des Steuer- sctzcs für künstlerisch hochstehend« B e r a n st a l< t u n ge n. Für die Lichtbildvorführungen wird die bisherig« Befugnis der Gemeinden, die Steuersätze nach freiem Ermessen zu bestimmen, stark eingeschränkt. Im einzelnen kommen folgend- Steuersätze in Frage: Bei einem Beiprogramm'' von mehr als ZW Meter künstlerischem oder vollsbildendem Film 1Z Proz. Macht der privilegierte Film mehr als ein Biertel der Gesamtlänge der vorgeführten Filme aus, so ermäßigt sich der Steuersatz auf � 12'/« Proz., beträgt er mehr als die Hälfte, so sinkt die Steuer auf 10,7 Proz. und nimmt er mehr als drei Viertel der Gesamtlänge ein, so beträgt die Steuer nur 9 Proz. Ist der privilegierte Film als Lehrfilm anerkannt, so werden die Steuersätze noch weiter gesenkt. So beträgt bei einem Beiprogramm mit mehr als 100 Meter Lehrfilm die Steuer nur 12 U Proz. und sinkt se nach dem Umfang des Lehr- stlms bis auf 8U Proz. bzw. bis zur Steuerfreiheit. Diese Senkung der Bergnügungssteuer für die Lichtbildtheater gegenüber der bis- iherigcn Steuerordnung bedeutet einen Cinnahmeausfoll von etwa 1 Million. Durch eine entsprechend« Gestaltung der Ausführungs- bestimmungen wird im Interesse der notleidenden Artisten dafür Bor - sorge getroffen werden, daß ein« Einschränkung der jetzt vielfach üblichen sogenannten Bühncnschau aus steuerlichen Gründen ver- mieden wird. Bei den künstlerisch hochstehenden Beronstal- t u n g« n Hot die Reichsratsnovelle an Stell« des bisherigen Einheits- satzes von 10 Proz. brutto einen Normalsatz von 5 Proz. brutto ge- bracht, der von den Gemeinden bis zu 3 Proz. über- und mn 2 Proz. »unterschritten werden darf. Auch hier mußte aus denselben Gründen der Höchstsatz von 8 Proz. in die Steuerordnung eingestellt werden, eine Senkung von 10 Proz. auf 8 Proz. hat einen weiteren Einnahme- ousfall von 350 000 Mark zur Folge. Eine andere Aenderung betrifft die Besteuerung von Volks- belustigungen aller Art auf nichtständigen Vergnügungsplätzen, insbesondere bei Jahrmärkten, Messen, Volksfesten, Schützensesten usw. Für diese Veranstaltungen ist künstig nur die Pauschsteuer nach einem Diekfachen des Einzelpreises und für den ganzen Tag zu erheben. Üleben diesen durch die Reichsratsnovelle vorgeschriebenen Aende- rutzflen wird in dem Nachirag« zur Steuerordnung eine B«- steuerung der Spielklubs mit 10 Proz. der Rohsinnahm« efttö'1 dem Spiel vorgeschlagen. Für eine solche Besteuerung kommen in Berlin zurzeit etwa 80 der Polizeibehörde bekannt« und erlaubte Spielklubs in Frag«, in denen fast ausschließlich dem Ecartä- spiel gehuldigt wird, einem Spiel, welches noch reichsgerichtlicher Ent- scheidung kein Glücksspiel ist und deshalb ohne Verstoß gegen die Strafvorschriften überall ausgeübt werden kann. Die„Reichsbankgläubiger�. Eine stürmische Versammlung nach dem Urteil. I- Als Finale der Verhandlung gegen den Vorsitzenden des '„Reichsbankgläubigeroerbandes", Gotthard Roll, und seiner wegen schwerer Beleidigung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht erfolgten Verurteilung zu einer Geldstrafe gab es abends im„Deutschen Hof", � Luckauer Straße, eine öffentliche Versammlung. Als Veranstalter zeichneten„Der Verein der Reichsbankgläubiger" und die„Reichspartei für Aufwertung und Recht e. V." Der tragische Held des Tages— Gotthard Roll— schilderte als Einleitung die „Ungerechtigkeit" des Richterspruches. Als hiernach der Führer eines Verbandes für Vcrsjcherungsaufwertung sich in hysterischen Angriffen auf Regierung und Reichsbant erging, kam es zwischen den Versammlungsteilnehmern zu heftigsten Zusammen st ößen, die sogar in T ä t l i ch k c i te n ausarteten. Der Redner, der diesen Aufruhr verursachte, rühmte sich, dem Reichsbankpräsidenten die schwersten Injurien an den Kopf geworfen zu haben, ohne vom Beleidigten jemals zur Verantwortung gezogen worden zu sein. Auch jetzt ließ er seinen Gefühlen wiederum freien Lauf und bezeich- nete Dr. Schacht als den Urheber der ganzen Jnflationsmisere. Ein anderer Redner kündete für den 19. September«ine öffentliche Demon st ratio» im Lustgarten an im Sinne einer in Frank- furt a. d. O. bereits stattgehabten Veranstaltung gleichen Stiles. Ein Provinziallandtagsabgeordncter plädierte im Namen aller„an- ständigen deutschen Männer" für Beleidigung der Gegnerschaft. In welcher Form er sich eine solche denkt, war allerdings' nicht zu er- fahren. Gotthard Roll wurde dann unter ungeheurem Beifall der tobenden Menge in die Ehrentafel der„Märtyrer" ausgenommen. Durch Geldspenden soll ein Forfd gegründet werden, um die Geld- strafen verurteilter Mitglieder aus der„Bereinskasse" decken zu können. Im Laufe des Abends wurden die angefeuerten Gemüter immer erregter, die Drohungen und Beschimpfungen der Gegner immer wüster, und wer es wagte, zu widersprechen, dem riß man 'buchstäblich die Kleider vom Leibe. Der Radikal-Redner für Ber- sicherungsaufwertung schuf schließlich eine derartige Gewitter- oimosphäre, daß die Versammlung ohne Distuffionsgelegenheit in später Nachtstunde kurzerhand geschlossen werden mußte. Sechs Fälle von Kinderlähmungen in Potsdam . Auch in Potsdam und in den in der Nähe gelegenen i Werder und K l e i n- G l i«n i ck e sind, wie jetzt erst be- ! kannt wird. Erkrankungen von Kindern an spinaler Kinder- j lähmung eingetreten, und zwar handelt es sich um ins- gesamt sechs Fälle. Zwei von diesen Erkrankungen liegen bereits fünf bis sechs Wochen zurück, und die Kinder,«in : etwa 8 Monate altes Mädchen Aster Kagel und ein einjähriger j Knabe Gerhard Kettner wurden im Städtischen Krankenhause ! Potsdam behandelt und konnten bereits vor einigen Tagen wieder au» der Infektwnsstation entlasten werden. Die Krankheit hat keine allzu schlimmen Folgen hinterlassen, denn es ist den ärztlichen De- mühungen gelungen, die gelähmten Glieder der Kinder bis zu einem hohen Grade wieder beweglich zu machen. Ein dritter Fall, der gleichfalls nicht allzu gefährlich aufgetreten ist, hat sich in Werder ereignet. Das erkrankte Kind wurde zu Haus isoliert, um eine Ver- breitung der Krankheit zu oerhindern. Die übrigen drei Falle liegen zurzeit noch im Iosephs-K rankenhaus in Potsdam . Unter diesen Erkrankungen, die etwa 14 Tag« zurückliegen, befindet sich auch est, Geschwisterpaar aus Potsdam und zwar ein 18jähriges
Mädchen und deren 19jShrig«r Bruder. Dieser Fall kann als äußerst selten bezeichnet werden, da sonst nur Perjonen im jugendlichen Alter von den Krankheitserregern befallen werden. Bisher ist es noch nicht möglich gewesen, Art und Quelle der Er- krankuugen festzustellen. Lediglich ist bisher bekannt geworden, daß eines der Kinder die Krankheit höchstwahrscheinlich aus einem Badeort nach Potsdam mit eingeschleppt hat. Wie ver- sichert wird, bestehen keinerlei Besorgnisse, daß die Kinderlähmung epidemischen Charakter annehmen werde, da sofort sämtliche sani- tären Maßnahmen, wie Isolierung der Erkrankten usw., ergriffen worden sind._ Ankunft und Abfahrt des zweiten Russenfliegers. Moskau — Berlin — Paris — Rom — Wien — Warschau . Diesmal ist der Rüste wirklich zum angesetzten Termin gekom- men. Wenn wir genau sein wollen: Fünf Minuten früher sogar. 12.20 Uhr am Mittag kam er in schnellem Flug von Osten über den Platz, im Sonnenlicht blitzten die fauchenden Propeller. Ein silbern Leuchtendes rollt über den Boden, das angekündigte z w e N e russische Stoatsslugzeug, diesmal ein Militär- f l i e g e r, hat seine Zwischenlandung glücklich ausgeführt. Punkt- lich um 2.27 Uhr nachts ist der Pilot G r o m o w mit seinem Bordwart im fernen Moskau gestartet, um 8 Uhr landeten sie in Königs- berg, nach einstündiger Pause ging die Fahrt weiter und nun waren sie für zwei Stunden in Berlin . Es ist ein P r o p a g a n d a s l u g für die russische Flugzeugindustrie. Am Dienstag abend hofften die Russen in Paris zu landen, am Mittwoch, also heute früh, soll es weiter nach Rom, -Wien , Prag , Warschau und zurück nach Moskau gehen. Der Rüste, mit den Initialen der UdSSR . und dein„Proletarier aller Länder, vereinigt euch" im roten Kranz, ist ein offenes„Aoiachim".Flugzeug, in der Bau- ort vielleicht nicht ganz unähnlich unseren Beobachtungsflugzeugen im Kriege, jedoch mit weit breiterem Rumpf und kürzerem Schwanz. Das Flugzeug ist übrigens rein russische Konstruktion mit einem englischen 450 LZ-Napir-Mator. Der Apparat ist ganz aus Metall und erinnert in seiner Wellblechmontierung an die Iunkersmaschinen. Auf dem Flugplatz hatte man die Sowjetslagge mit Hammer und Sichel, die schwarzrotgoldene Reichssahne und die Berliner Stadt- sahne gehißt, außerdem auch noch, vermutlich weil Berlin eine Flug- b a f e n stadt ist, die schwarzweißrote Handelsflagge. Eine stattlich« Gesellschaft Halle sich versammell, um die beiden russischen Piloten zu begrüßen. Der Botschaftsrat der Sowjetgesandtschast, B r a t m a n- B r o l o w s k i, begrüßte seine Landsleute. Weiterhin sprachen vor und bei einem von der Lufthansa zu Ehren der Russen gegebenen Imbiß die Direktoren Fette von der Deruluft und W r o n s k i von der Lufthansa, die beide ein hoch auf die deutsch -russische Lust- freundschast ausbrachten. Sie hoffen, daß dieser Russenslug sowie der Ostasienflug der Lusthansa Deutschland und Rußland einander näherbringen und verknüpfen werden. Der russische Militärattache
Mit Grabbes.Herzog Theodor von Gothland " beginnt der Rundfunk seine Serie„Das deutsche Drama aus zwei Jahrhunderten". Lange von der deutschen Bühne vergessen, erlebt Grabbe augenblicklich seine Wiedergeburt, beherrschte in der legten Saison beinahe die Berliner Theater. Ein lebender Protest. ungezügelt in seinem Leben, leidend unter den Kleinlichkeiten des Dofeins, gegen die er sich immer wieder mit ätzender. Ironie wendet. die er mit wildem Hohn übergießt, greift Graub« in seinen Dramen nach den bekanntesten Figuren der Weltgeschichte oder der Literatur: hannibal, Napoleon , Faust, Don Juan oder Barbarosta. Warum spielt man ihn heute? Man fühlt hier eine Wahlverwandtschaft mit seinem Trotz, mit seiner Verneinung des Bestehenden, mit seinen haß gegen alles Durchschnittliche. Als Einführung zu dem Sende- spiel war der erste Teil des gestrigen Abendprogramms gedacht. Julius B a b dozierte das Leben de» Dichters, gab ein« Analyse seiner Schöpfungen und suchte Zusammenhänge zwischen Grabbe und der Gegenwart. Werner K r a u ß rezitierte aus den Werken, zuerst den Monolog des Herzogs von Gothland. Aber hier fehlle das ver- zehrende, stürmende Temperament, das dies« Anklagen heraus- schleudert, besser die Ansprache Napoleon » und unerreicht die Szene des Königs Prusias aus dem„hannibal", die Krauß mit verschleim- ten Pathos und koketter Würde sprach. Etwas Dozierendes haftete den ganzen Darbietungen an, im Grunde wollten sie aber auch nichts weiter sein als eine Einführung. Nach dem stürmenden Grabbe zwei Klassiker der Sonate: Händel und Bach, ruhig, abgeklärt und formvollendet. Beseelt war der Vortrag des Flötisten Friedrich Thomas, den Seidler-Winkler mit feinster Einfühlung begleitete. Das Nachmittagskonzert dagegen war nicht einmal für ein mittleres Cafe genügend. Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 1. September. Außer dem üblichen Tagesprogramm: 3 30 Uhr nachm.; Jugendbühne(Unterhaltungsstunde). Die Funkprinzesssin erzählt:„Von Engeln und Teufelchen". Die Funkprinzessin: Gertrud Nube 4 30— BUhrabends; Naoh- mittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpanowski. Anschließend: Ratschläge fürs Haus. Theater- und Filmdienst. 6.30 Uhr abends: Kriminalschriftsteller Ernst Engelbrecht:„Kriminalistische Streifzüge durch süddeutsche Städte". Vortragsreihe anläßlich der großen Deutschen Funkausstllung Berlin 19-26. 7 Uhr abends: Dr. Michel:„Die große Deutsche Fnnkausstellung, die größte Funkausstellung der Welt". 7.30 Uhr abends: Dr. Alfred Kerr : Einführung zu dem Sendespiel„Herzog Theodor v. Gothland". 8 Uhr abends: Sendespiele.„Das deutsche Drama aus zwei Jahrhunderten"(in Gegenüberstellungen). I. Grabbe— Wedekind.„Herzog Theodor von Gothland". Tragödie in fünf Akten von Chr. Dietrich Grabbe. Für den Rundfunk bearbeitet von Klabund und Alfred Braun . Musik von Kurt Weill . Dirigent: Bruno Seidler-Winkler . Regie: Alfred Braun . Olaf. König der Schweden : Theodor Laos: Der alte Herzog von Gothland: Artur Kraußneck; Theodor, Herzog von Gothland, Kronfeldherr: Werner Krauß ; Friedrich. Herzog von Gothland, Reichskanzler: Lothar Müthel ; Graf Skiold: Ferdinand Gregori ; Cäcilia, seine Tochter, Gemahlin Theodors von Gothland: Johanna Hofer : Gustav, ihr Sohn: Veit Harlan ; Graf Holl: Oskar Ingenohl; Graf Arboga; Robert Müller; Bjöm, ein schwedischer Hauptmann: Gert Briese; Erik, Burgvogt Theodors von Gothland: Otto Eggert; Rolf, Diener Friedrichs von Gothland: Bruno Fritz ; Berdoa, ein Xeger. Oberfeldherr und Oberpriester der Finnen: Walter Franck ; Usbeck, Feldherr der finnischen Reiterei: Meinhart Maur ; Rossan, Irnak, Feldhorrea der finni schen Infanterie: Amandus G rohmann, Stefan Lux. Volk; schwedische Große; schwedische und finnische Hauptlente und Soldaten; russische, norwegische und deutsche Krieger usw. Der Ort der Handlung ist Schweden Berliner Funkorchester. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Füm- dienst, Königswusterhansen, Mittwoch, den 1. September. 1.16—1.40 Uhr nachm.: Lektor Granderu. Walinsky: Französisch für Schüler. 3— 3.30 Uhr nachm.: Stud.-Rat Friebel und Lektor Mann: Englisch für Anfänger. 3 30— 4"Uhr nachm.: Stud.-Rat Friebel und Lektor Mann: Englisch für Fortgeschrittene. 4 bis 4.30 Uhr nachm.: StucL-Rat A. Domer: Die Behandlung der Bruchrechnung. 4.30—5 Uhr nachm.: Mitteilungen des Zentral- institntes. 5—5.30 Uhr nachm.: Dr. Max Winkel: Wasser, Luft, Sonne als Faktoren der Ernährung. 5.30 Uhr abends: Ueber- tragong aus Berlin .
ßunjeff revanchierte sich, indem er die LustHmsta hochleben ließ. Ferner waren anwesend: Legationsrat v. Bibra vom Auswärtigen � Amt, Geheimrat Fisch vom Reichsverkehrsministerium sowie ein Vertreter des Reichswehrministeriums, ferner herb D a w i d o f f, der russische Direktor der Deruluft. Um 2.29 Uhr starteten die Rüsten, um die Weiterfahrt nach Paris anzutreten. <?r hatte keinen Freund und keine Freundin. Im Berlaufe des gestrigen Dienstag wurde das Verhör des oerhafteten Karl Böttcher bis aus weiteres abgebrochen. weil zahlreiche Personen oernomemn werden mußten, die von den ausgesandten Personen herbeigeholt worden waren. Die Angaben der Vernommenen über den Charakter des jungen Menschen stimmen in den meisten Punkten überein. Sie schildern ihn alle� als einen stillen verschlossenen Menschen, der mit niemand recht warm wurde. Er hatte keinen Freund und keine Freundin. Sobald jemand den Versuch machte, ihn, näher zu treten, gab er kurze abweisende Antworten und ging bald seiner Wege. Auch der C h e f der Kriminalpolizei, Regierungsdirektor Dr. Weiß, sprach kurze Zeit mit dem Verhafteten, um ein Bild von dem Charakter des Mörders zu gewinnen. So erfuhr man, daß Böttcher angeblich nach dem Morde durch fein schlechtes Gewissen um alle"Ruhe gebracht wurde. In den Nächten irrte er planlos umher. Einmal ging er bis zum Portal des Polizeipräsidiums, um die quälenden Gedanken loszuwerden. Dann aber siegte die Angst, und er kehrte wieder um. Seiner verschlostenen Wesensart ist es zuzuschreiben, daß er sein Geheimnis so lange bewahren konnte. Mittelfeuer in Niederschönhause «. Die Wehren von Niederschönhausen , Pankow und der Zug 24 der Berliner Feuerwehr wurden gestern nachmittag gegen �2 Uhr nach der Buchholzer Straße 54/89 in Niederschonhausen gerufen, wo in dem Dachgebälk einer großen Montagehalle Feuer ausgebrochen war. Auf dem Gelände besitzt die Nord- deutsche Schrauben- und Metallwerke A.-G. mehrere große massive Fabrikationshallen. Aus bisher noch nicht gestärter Ursache geriet ein Tiel der Dachkonstruktion einer Halle in Brand. Da» Feuer brestete sich schnell aus und bei Eintreffen der Wehren brannte der Dachstuhl lichterloh. Es wurde aus drei Rohren großen Kalibers Wasser gegeben. Nach längerer Löschtätigkeit.gelang es, das Feuer zu lokalisieren. Der Dachstuhl ist zum größten Teil vernichtet._ Sleingartenbanausstellung Wedding. Zur Besichtigung seiner dritten Ausstellung hatte der Klein- gartenbezirksoerband Wedding nach den Pharussälen eingeladen. 27 Vereine hatten die Ausstellung beschickt, die im großen und ganzen die Vorgänger weit übertraf. Genoste O st e r m a n n er- öffnete die Ausstellung mit Worten des Dankes an die Ausstellung' und die Erschienenen. Er"streifte den Zkulturwert der ausgestellten Produkte, die gezogen sind von Männer und Frauen, die in schwerer Erwerbsarbett stehen. Namens der städtischen Behörden sprach Genoste Bürgermeister Leid und versprach tatkräftige Unter- stützung im Rahmen der berettgestellten Mittel. Um den Wert der Ausstellung voll beurteilen zu können, muß man sich die Boden- beschaffenhett des rauhen Nordens oergegenwärtigen. Auf den Stand 2 hatte der Pflanzerverein„Nordpol " feine Pro- dukt« untergebracht. Der Derein besteht sett 1915 und baut an> uf dem ehemaligen Müllabladeplatz in der Londoner Straße. Der Boden bestand aus Hausmüll. Asche und Schlacke und erreichte eine Mächtig- keit bis zu zwei Meter. Achtunggebietende Erzeugnisse sind, wie die Aussteller zeigen, diesem Boden in wenigen Iahren abgerungen worden. An Ehrenpreisen sah man solche der Baumschule Spaeth, des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, der Landwirtschaftskammer Brandenburg , des Magistrats Groh-Berlin durch das Bezirksamt Wedding und was besondere Freude auslöste, eine vom der Stadt Wien gestiftete bronzene Medaille. Die Ausstellung wird sicher starke Anziehung»- und Werbekraft ausüben. vi« ,.Vorwörts"'Spedillon für Licht erfelde-Ost und Lankwitz be- findet sich bei Wenzel, Zietenstr. 15, G. III. Fernsprecher: Lichter- felde 2793. Ein ungetreuer Postbeamter. Mit 19 999 M. Amtsgeldern ist der 38 Jahre alte Postassistent Paul Becker aus der Stargarder Straße 33 geflüchtet. Der Ungetreue war bei einer Verteilung»- stelle beschäftigt und erhiett Montag früh den Auftrag, vom Post» a m t W. 15 das Geld abzuholen, kam aber damtt nicht auf seine Dienststelle zurück. Die Untersuchung ergab, daß Becker den Streich von langer Hand geplant und vorbereitet haben muß. Es wirö alle Tage schöner auf üer Eisenbahn« vier Eisenbahnunfälle in 24 Stunden. Vor kurzem konnte man noch von den„täglichen Eisenbahn- Unfällen in Frankreich " hören. Jetzt sind wir in Deutschland schon so weit, daß wir in einem Zeitraum von 24 Stunden vier Eisenbahn- Unfälle registrieren können. In der Nacht zum Dienstag entgleiste di« Lokomotive des Zuges v 237 Stuttgart - Berlin mtt der vordersten Achse bei Kilometer 153 der Strecke Probstzella— S aa l f e l d, wahrscheinlich infolge eines Schadens an der Lokomotive. Personen wurden nicht oerletzt. Der Zug erlitt eine Verspätung von 2VH Stunden.— Aus dem Hauptdahnhof in Frankfurt a. M. fuhr eine Lokomotive bei der Ausfahrt auf einen unbesetzten Speisewagen auf. Ein an diesen gekoppelter Packwagen entgleiste. Der Speisewagen stürzte um und wurde stark beschädigt. Personen sind nicht zu Schaden gekommen.— Auf dem Bahnhof N i ede r w o h lste d t in der Nähe von Frank- furt entgleiste die Lokomotive eines ausfahrenden Personenzuges. Der Zug hatte l'A Stunden Verspätung.— Am 39. August nachmittags 5,59 Uhr entgleist« bei der Einfahrt In Oppau— Edigheim der Packwagen und ein Personenwagen des schmal- spurigen Lokalzuges L u d w i g s ha f« n— F r a n k« n t h a l. Verletzt wurde niemand. Di« Entgleisungsursache konnte noch nicht feftgcftcllt werden. Mit Recht bemerkt die„Vossisch« Zeitung" dazu: Die Geschichte von den geheimnisvollen Eisenbahnattentätern verfängt nun nicht mehr. Auch die harmlosesten Gemüter werden allmählich auf den Ge- danken kommen, daß in dem Berich« des Herrn Dorpmüll«: ver- ichiedenes sehr faul sein muß. Anstatt Beamte abzubauen und Panzerwagen herzustellen, sollte sich die Eisenbahnverwaltung mal um den schadhaften Oberbau etwas mehr als bisher kümmern. Be- sonders die Strecke Leipzig— Hof, auf der man während der Schaukelfahrt jede Minute eine Entgleisung befürchten muß, scheint uns in höchstem Grade verdächtig zu sein." Eine ebenso gefährliche Schaukelfahrt ist übrigens auch die Strecke hinter Probstzella — Ludwigsstadt , von der höh« des Thüringer Waldes hinunter nach Bamberg . Der fünfte Eisenbahnunfall. Ein ganz merkwürdiger Zufall will es. daß, nachdem wir die in vorstehenden Zellen enthaltene Warnung bezüglich der Streck« Probstzella— Bamberg niedergeschrieben, in später Nachtstunde die Nachricht von einem Unglück auf eben dieser Strecke kommt. Wie au» München gemeldet wird, sind bei Bamberg fünf Wagen eines Güter- zuge» entgleist. Die Strecke Bamberg — Lichtenfels wurde dadurch für einige Zeit gesperrt' und die Berlin - Münchener Schnellzüge wurden über Schweinfurt umgeleitet. Die Störung soll jedoch inzwischen bereits wieder beseitigt sein. Verbrecherunwesen in Oberschlesien . Banditen drangen in die Postagentur in L e u b a r bei Neustadt(O.-S.) ein und raubten etwa 499 Mark von den dort verwahrten Geldern. Di« Post- h a l t e r i n und deren Mutter, von denen die Täter bei ihrer Arbeit anscheinend überrascht wurden, fand man heute früh mit durchschnittener Kehle tot im Postraum aus.