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er sich an profunder Gelehrsamkeit errungen hatte, vereinigte, an der Begründung gearbeitet. Wem schaudert's nicht bei fich mit seinen alle aktuellen und persönlichen Angelegenheiten dieser Gründlichkeit. Reichskabinett, Reichswirtschaftsrat, umfassenden Kenntnissen, die er sich als Reichstagsabgeord: Reichsrat; es sind weite Etappen, die zurück zu legen sind, bis neter erwarb, zu einem Arsenal, aus dem er je nach Bedarf sich der Reichstag   mit dem Gesezentwurf beschäftigen kann. seine Waffen holte. Sein Stil war im schweren Säbelhieb Wir unterstreichen deshalb mit allem Nachdruck die For­ebenso gewandt wie im zielficheren Degenstoß. Durch jede derung der Gewertschaften: ein Notgeset muß auf Zeile, die er schrieb, zitterte die Angriffsluft des glänzenden dem kürzesten Wege den fürzesten Wege den Achtstundentag Fechters. wieder einführen. Das kann durch eine Aenderung der bestehenden Vorschriften über die Arbeitszeit geschehen. Ins­besondere sind die Bestimmungen zu streichen, die auf dem Wege des Tarifvertrags und durch behördliche Anordnungen die regelmäßige Ueberschreitung des Achtstundentages zulassen. Hier liegen die eigentlichen Mängel der gegenwärtigen Arbeitszeitreglung. Eine falsche Tarifpolitik der Schlichtungs­behörden, die auch durch Verbindlichkeitserklärung von Schiedssprüchen den Arbeitern und Angestellten den Acht­stundentag raubte, hat wesentlich zur Verschärfung der Arbeits­losigkeit beigetragen.

So wurde die Leipziger Volkszeitung  " Bruno Schön­lanks für die damalige junge Generation zu einem Erlebnis. Sie gewann der Partei den Respekt sowohl der Gegner wie auch der mit ihr sympathisierenden Schichten, die nun bemerk ten, daß ein sozialdemokratisches Blatt mit den bürgerlichen Zeitungen an Reichhaltigkeit wetteifern, aber an Geist sie übertreffen konnte. Für die sozialdemokratische Journalistik wurde Schönlant Meister und Vorbild.

Nicht vergessen werden darf, daß die Leipziger   Genossen zum Gelingen des Werkes das Ihre beitruggn. Man darf in diesem Zusammenhang nicht Geschäftsführer wie Gustav Heinisch, nicht Borsigende der Pressekommission wie Baul Kleemann vergessen. Was in den damaligen engen Ver­hältnissen geleistet wurde, um das Geld zur Verfügung zu stellen, ohne das nun einmal fein Krieg geführt werden kann, ist erstaunlich.

Die Parteipreffe begann, sich nach dem Muster der ,, Leipziger Volkszeitung  " einzurichten. Auch der Borwärts" gewann bald, besonders durch das Wirken des genialen Kurt Eisner   eine respektable journalistische Höhe. Sein Blatt den Erforderniffen der Zeit anzupassen und mit der bürger­lichen Bresse den Wettlauf der Aktualität und der Reichhaltig­keit des Gebotenen aufzunehmen, wurde das Ziel des Ehr­

geizes für jede sozialdemokratische Redaktion.

Go läßt sich aus der Geschichte unserer Parteipreffe die Gestalt Bruno Schönlants nicht hinwegdenken. Ihre Erfolge und damit die Erfolge der Partei sind zu nicht geringem Teil der schöpferischen Anregung dieses Mannes zu danken. Sie hat aber auch auf die geistige Entwicklung der deutschen  Arbeiterbewegung dauernd miteingewirkt, denn indem sich die Presse in ihrem Kampfe auf das heute und hier ein­stellte, tat das auch die Partei selbst. Sie fand so ihre Auf­gabe, nicht nur eine bessere Zukunft zu prophezeien, sondern allen Schaffenden und Bedrängten in den Nöten der Gegen­wart ein Helfer zu sein.

Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion ist bereit, sich mit allem Nachdruck für die sofortige Berwirklichung dieser einmütigen Forderungen aller Gewerkschaften einzusetzen. n Forderungen aller Gewerkschaften einzuleben

Hergt von der Kreuzzeitung  " gerüffelt. Wegen seiner Liegnitzer Rede.

gar nicht in der Lage, die polizeilichen Belange der einzelnen Reichs­teile vor ihren Entscheidungen zu wahren. Redner der Sozial. demokraten  , Demokraten und Kommunisten be­stritten entschieden die Zulässigkeit des Verbots. Ihren Höhepunft erreichte die Angelegenheit am Schluß der Debatte, als die Re­gierungsparteien einschließlich der Minister folgenden Antrag a b lehnten:

,, Das Staatsministerium zu ersuchen, in solchen Fällen, in denen nach bestehenden Gesetzen Reichsstellen innerhalb ihrer Zu ständigkeit endgültig entschieden haben, von abweichenden Maß­nahmen abzusehen.

Die Erflärungen, die von Vertretern der Regierungsparteien zu der Abstimmung abgegeben wurden, vermögen die Tatsache nicht ab­zufchwächen, daß sich Württemberg   das Recht vorbehält, entgegen reichsgefeßlichen Regelungen selbständig zu entscheiden.

Fürstenforderungen in Württemberg  .

Vor einem neuen Vergleich".

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fratische Anfrage im Landtag wegen der Abfindung des Hauses württemberg   ließ die Regierung erklären, baß Berhandlungen

Stuttgart  , 29. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Auf eine demo­

in dieser Richtung mit den Erben des ehemaligen Königs aufgenommen worden seien. Zu welchem Ergebnis diese Berhandlungen führen werden, laffe fich im Augenblick noch nicht fagen. Die Regierung werde aber demnächst dem Landtag einen Bergleichsvorschlag vorlegen."

Grundbesig im Lande, nämlich über rund 36 000 morgen Acer  , Wiesen, Weinberge und Wald. Außerdem bezieht die herzog­entgeltlichen Nutzung des Schloſſes Bebenhausen  . Die Un­liche Witwe eine namhafte staatliche Rente neben der un­sprüche des Hauses Württemberg   gehören zu den unverschämtesten in ganz Deutschland  . Die deutschnationale Regierung wird aber dennoch in dieser Angelegenheit sehr großzügig sein.

Herr Hergt, der frühere Vorsitzende der deutsch­nationalen Partei, wird in der Kreuzzeitung  " wegen seiner Das Haus Württemberg   verfügt heute über den größten Liegniger Rede, die gestern hier schon besprochen wurde, derb angefahren. Das Blatt des Grafen West arp schreibt: Ausführungen dem Verlauf nach so gemacht hat, läßt sich vorläufig Ob Staatsminister Hergt die in obigem Bericht wiedergegebenen nicht feststellen. Daß die Erfüllungspolitit jetzt weit hinter uns liegt, davon könnte doch erst vielleicht die Rede sein, wenn das Dames Joch wesentlich gemildert ist. Die Deutschnationalen haben sich in Köln   bereiterflärt, in die Regierung hineinzugehen. Nachdem sich aber die Bolkspartei jogar in Preußen immer mehr nach links zu orientieren scheint, war die Aufforderung des Grafen estarp an die Mittelparteien, nunmehr zwischen den Deutsch­nationalen oder den Sozialdemokraten zu wählen, sehr richtig; denn fie enthält gleichzeitig die Ankündigung der Oppofition für den Fall eines Zusammengehens mit der Sozialdemokratie.

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Masaryk über die Mitarbeit der Deutschen  .

Prag  , 29. Oftober.( WTB.) Bei der offiziellen Staats­gründungsfeier führte Präsident Massaryk aus: Ich drücke meine Genugtuung darüber aus, daß sich unsere deut schen Landsleute zur Mitarbeit im Parlament ent­Der Bericht, auf den sich die Kreuzzeitung  " bezieht, stammt schloffen haben. Ich überschätze diesen ersten Schritt nicht, aber ich aus der rechtsgerichteten TU. und wird übrigens durch andere erblicke in der administrativen Zusammenarbeit eine gute Bedingung Berichte bestätigt. Der Zweifel an der Richtigkeit des Berichts für die weitere politische Annäherung. Unsere demokra­Das Arbeitszeit- Notgesetz. ist hier nur die diplomatische Form, um die Meinungsverstische Republik ermöglicht diese Annäherung. Die absolutistische schiedenheiten zwischen dem abgesägten Parteiführer und dem monarchie fonnte eine Nation gegen die andere ausspielen. In Die Forderung sämtlicher Gewerkschaften. jeßigen Parteidiftator Westarp festzustellen. Dabei ergibt sich der Republit und in der Demokratie ist das bei unserer Wahlord­Wir haben wiederholt auf den Zusammenhang zwischen ein seltener Fall eine gewisse Uebereinstimmung zwischen nung ausgeschlossen. Der Entschluß unserer deutschen   Landsleute Dauer der Arbeitszeit und Arbeitslosigkeit der Kreuzzeitung" und dem Borwärts": auch das deutsch   erfolgte in einem Augenblic, in dem sich in ganz Europa   die Böller hingewiesen und die baldige Verabschiedung eines Notgelegestern der Erfüllungspolitif" ift, nur vergißt sie hinzuzufügen, Deutsche   einander die Hände reichen. Poincarés Reise durch nationale Organ erkennt an, daß der Dawes- Patt Kern und einander nähern und insbesondere, wo Franzosen   und gefordert, das den Achtstundentag sicherstellt. daß das sogenannte Dawes- Joch" dem deutschen   Bolt mit Hilfe Elsaß- Lothringen   und seine neue Sprachenpolitit sind ein lehrreicher von 49 deutschynationalen Abgeordneten auferlegt worden ist. Beweis dafür, wie die Annäherung der Staaten und Bölker und die Hergt sagt: Wir drängen uns zur praktischen Mitarbeit." Außenpolitit organisch mit der Innenpolitit zu Das hat vor ein paar Tagen Weſtarp auch gesagt, aber jekt, fammenhängt. Ich selbst habe auch während des Krieges nicht da sich die ganze Drängelei als ziemlich aussichtslos erweist, daran gezweifelt, daß sich die deutsche Nation von ihrer Niederlage droht er, das ganze Porzellan faputzuschlagen. Inzwischen erholen wird. Ich habe in ihrer Niederlage die Erziehung zur drängelt Hergt munter weiter. Demokratie gesehen, und deshalb habe ich immer mit einem Regie! Regie! gestärkten und starten Deutschland   gerechnet. Wir wollen zu Deutsch  land wie zu allen Nachbarn und Völkern Europas   ein freund. fchaftliches Verhältnis haben. Dabei werden wir nicht vergessen, daß fich unsere auswärtigen Freunde mit uns nicht nur auf wirtschaftlichem Gebiete, sondern auch in allen Zweigen, ber nationalen und kulturellen Tätigkeit messen und mit uns tonfurrieren merden. Dazu haben wir das gleiche Recht und die gleiche Pflicht. Freundschaft schließt Rechnen nicht aus, und so werden wir nicht nur unsere Außen, sondern auch unsere Innen­politit auffaffen und von europäischen   und Weltgesichts­graphische Lage im Herzen Europas  , durch die nationale Zuſammen­punkten aus machen. Dazu sind wir durch unsere geo­fegung des Staates und durch die bisherige Entwicklung berufen.i

Noch vor wenigen Tagen führten wir den einwandfreien Nachweis, daß der Unternehmerfyndifus Dr. Meißinger mit feiner berühmten Attennotiz vom September v. J., in der er behauptete, das Reichsarbeitsministerium würde die Ver­abschiedung eines neuen Arbeitszeitgesetzes mit allen Mitteln in die Länge ziehen, recht behalten hat.

Alle Bersprechungen des Reichsarbeitsministeriums und der Reichsregierung sind nicht gehalten worden. Am 17. September 1924 wurde den Gewerkschaften eine baldige gesetzliche Neuregelung der Arbeitszeit und die Rati­fizierung des Washingtoner llebereinkommens über den Acht­stundentag in Aussicht gestellt. Es geschah nichts. Am 3. Februar 1925 erflärte der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns im Reichstage: er hoffe, noch im Laufe des Jahres 1925 den neuen Gefeßentwurf herauszubringen. Es geschah wiederum nichts. Das Arbeitsschutzgesetz wird nach wie vor so gründlich" bearbeitet, daß auch die bisherigen

zehn Monate des Jahres 1926 den Geheimräten des Reichs­arbeitsministeriums nicht genügten, einen Gesezentwurf von 57 Paragraphen fertig zu stellen. Noch heute wird intensiv"

Was ein Franzose in Berlin   gesehen hat!

Bon Dr. Scharrenbroich, Paris.

Für die Franzosen besteht augenblicklich naturgemäß ein großes Interesse an Deutschland  . Deshalb hat das viel gelesene liberale ,, Journal" Herrn Henri Beraud   nach Deutschland   geschickt, um den Franzosen ein Bild von diesem ihnen ja ziemlich unbekannten Lande zu geben. Nun, man fann ruhig sagen, daß ihnen nach diesen Be­richten Deutschland   nicht nur weiter unbekannt bleiben wird, sondern daß ihnen eine Reihe uralter Vorurteile weiter bestätigt, andere groteste Entstellungen hinzugefügt werden. Das ist um so bedauer­licher, weil nach dem Kriege in Frankreich   so gründliche und instruf tive Bücher wie von H. Lichtenberger und Jules Huret   nicht wieder über Deutschland   erschienen sind und die Berichte von Beraud hier mehr Aufsehen gemacht haben, als sie verdienen.

Mit dem erstaunten Pathos eines Eingeborenen von Tibet  , der zum ersten Male Europa   sieht, schildert er Verhältnisse in Berlin  , die man in jeder Großstadt findet. Er findet z. B. im Café Bater­land am Potsdamer Platz   einen derartigen fozialen Salat" wie nirgends in der Welt. Ja, was sieht man denn in den Boulevards­cafés? Ist das nicht buchstäblich der soziale Salat der ganzen( oft auch der halben) Welt? Die Berliner   kennen Sonntags nur dreierlei Vergnügungen: sich auf den Strand des Freibades Wannsee   legen, als Wandervogel herumtreiben oder stumpffinnig unter den 3elten ihren Herdeninstinkten frönen. Im Zoologischen Garten sieht er ein Kindermädchen vor einem Affenhaus perverse, dunkle Triebe be­friedigen, auch die Betrachter des Aquariums find wahrscheinlich Nachkommen Sadistischer Hunnen. Die Herren betreten vor den Damen das Lokal, hat Herr Beraud gesehen. Auch finden wir das beliebte Klischee vom Theaterbüfett wieder. Gretchen, das verher im ,, Lohengrin  " sentimentale Tränen vergossen hat, steckt sich in der Pause eine warme Wurst in den Mund. Herr Beraud erzählt natür lich nicht, daß die Theater bei uns nicht wie in Frankreich   um 8 oder 8% Uhr, sondern, besonders eine Wagneroper, schon um 5 oder 6 Uhr beginnen. Die Hauptsache ist ja, daß der Leser des Journal" das hört, was er immer wieder gerne hört. Daß sich aber Herr Beraud in seinen Konsumenten doch etwas getäuscht hat, werde ich gleich

berichten.

Ich habe hier nämlich zwei Bersammlungen besucht, die über die Berichte von Beraud diskutierten. In diesen Veranstaltungen, Faubourg" genannt, pflegt man über allerlei aftuelle Themata zu referieren und diskutieren. Das Publikum ist also nicht einseitig politisch orientiert. Da fonnte ich also feststellen, daß man die Artikel­serie unseres rasenden Reporters doch glücklicherweise nicht allzu ernst nahm. Ein Redner sah in ihm nur einen von seiner Zeitung bezahlten Berufspatrioten, von dem man natürlich nichts anderes erwarten könne. Ueber die Tatsache, daß Beraud bei uns überall mur Militarismus sieht, machte sich ein anderer luftig, indem er von einem Bekannten erzählte, der Sonntags nicht ohne seine Trompete

Württembergische Potemkin- Debatte.

Sie pfeifen auf das Reich.

Stuttgart  , 29. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Württem­bergische Landtag   beschäftigte sich am Freitag mit dem Berbot des Potemkin" für den Polizeibereich Stuttgart  . An der außerordentlich lebhaften Debatte beteiligten sich die Regierungs­parteien faft gar nicht. Der Minister des Innern erflärte, in feinem Widerspruch zu den reichsgesetzlichen Be­Er ſtimmungen.

das Berbot ſteher faffe es auf eine Entscheidung des Ber: waltungsgerichtshofes ankommen. Die Filmprüfstelle fei

aufs Land ging. Man sagte, daß Beraud Deutschland nur vom Hotel aus gesehen habe, daß man ein Land in drei Wochen nicht kennen lernen fönne usw. Ein Berliner  , der nicht gerade gewandt und taftvoll eine ausgiebige Kritik portrug, wurde nicht nur ruhig an­gehört, sondern hatte sogar großen Beifall. Man braucht also den Fall Beraud nicht besonders tragisch zu nehmen.

Brailsford und der New Leader". Mit dem soeben erfolgten Rücktritt von H. N. Brailsford als Herausgeber und Chefredakteur der in London   erscheinenden New Leader" endet nach vier Jahren eine der glänzendsten Episoden in der Geschichte des sozia­ listischen   Journalismus in England. Brailsford hatte es seit 1922 verstanden, aus dem damaligen Labour Leader" ein Organ zu schaffen, das meit über die englische Sprachgrenze hinaus einen von Jahr zu Jahr wachsenden Leserkreis mustern fonnte Als Organ der Unabhängigen Arbeiterpartei wurde der New Leader" mehr und mehr das Sprachrohr der englischen Arbeiterbewegung felbft. An diesem Blatte fonnte die Entwicklung der Partei abgelesen werden, denn die Auffassungen, die der New Leader" vertrat, pflegten nach und nach auch die offizielle Politik der Partei zu bestimmen. Aber noch bedeutender als Brailsfords glänzende schriftstellerische Leistungen war seine Begabung als Herausgeber. Er verstand es, alle wertvollen sozialistischen   Schriftsteller seiner Nation zur Mit arbeit heranzuziehen und der Zeitschrift dadurch ein außerordentlich hohes geistiges Niveau zu schaffen. Eine besondere Stärke Brails­forbs war seine Unabhängigkeit. Troßdem die Zeitschrift das offizielle, auch finanziell abhängige Organ der Unabhängigen Arbeiterpartei darstellte, hielt Brailsford niemals mit eindringlicher Kritik an Führern und Partei zurück. Nur in einem Falle, bei seinen Angriffen auf Macdonald, hat er sich von einer persönlichen Verstimmung hinreißen lassen. Sein Rücktritt von seinem Boften ist eine Folge der Sparpolitit, zu der sich die Unabhängige Arbeiter­partei genötigt sieht. Die Zeitschrift war in ihrer bisherigen Form zu fostspielig geworden und soll in Zukunft weniger auf die Bedürf nisse eines anspruchsvollen Leserkreises und mehr auf die Bedürfnisse größerer Massen zugeschnitten werden. So begreiflich diese Maß­nahme auch sein mag, so sehr wird man doch das Ausscheiden dieses glänzenden Journalisten aus der Leitung der Zeitschrift unserer englischen Genossen bedauern.

Softbarkeiten alfchinesischer Kunft. Im British Museum   zu London   wird demnächst eine Anzahl Gemälde ausgestellt werden, die an Bert ihresgleichen suchen. Es handelt sich um altchinesische Fres­fobilder, die der griechische Kaufmann Eumorphopulos dem Museum zu Ausstellungszwecken geliehen hat. Der griechische Nabob ist bereits Besizer einer wertvollen Sammlung chinesischen   Porzellans und hat außerdem die erwähnten Frestobilder erworben. Er hatte einen Londoner Kaufmann mit dem Auftrag nach China   entsandt, den Transport der Bilder aus dem Innern der Provinz Tschili zu über. wochen. Zu diesem Zweck mußte eine große Zahl von Kulis auf­geboten werden. Die Fresken haben nämlich ganz ungewöhnliche Ausmaße. Ein Bild ist so groß, daß es in zwölf Teile zerlegt werden mußte, um nach England übergeführt werden zu können. Nach der Erklärung des Kustos am British Museum   handelt es sich bei diesem Bilde um das vollendetste Meisterwert aller Zeiten und Schulen".

1915

Italien   und Griechenland   schützen ihren Besiß an Kunst heute durch Ausfuhrverbote; früher wurden sie auch ausgeplündert. In China   fann aber noch jeder reiche Kaufmann unerfezliche Meister­werke an sich bringen, exportieren und sich dafür obendrein als Kunstmäzen feiern laffen.

Die Götter sterben. Die japanische Regierung hat ein Defret er­laffen, demzufolge die Berehrung der Götter verboten wird. Auch die Tempel, die im ganzen Lande zerstreut, namentlich an erhöhten Bunften errichtet sind, sollen niedergerissen werden! Diese Nachricht wird der aufgeflärte Leser teils mit Freude, teils mit Staunen zur Kenntnis nehmen. Es muß aber bemerkt werden, daß die japa­nische Regierung durch das erwähnte Dekret lediglich die Tiergötter trifft. Die übrigen Götter, soferne fie als reine Geister" erklärt und angebetet werden, bleiben unbehelligt! In Japan   werden vom Volk Füchse und Karpfen, Hasen, Tauben, Drachen usw. verehrt. Zwischen Göttern und Dämonen sind natürlich zahllose Uebergänge. Meri­würdig ist, daß auch in Japan   der Fuchs als schlau und gefährlich gift, er ist ein Zauberer. Mit alle dem soll es nun nach dem Willen der japanischen Regierung zu Ende sein.

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Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften veranstaltet folgende Borträge in ihren Räumen im Schloß: Mittwoch, den 24. November: Prof. v. Harnad Was gab der christlichen Religion über die anderen Religionen im römi. schen Reich den Sieg?"- Professor Neuberg: ,, Bonden Leistungen der Mikroorganismen im Dienste der Menschen". Mittwoch, den 15. Dezember: Prof. Spielmeŋer: Die Bedeutung der Kreislaufstörungen für die Entstehung von Gehirntrantheiten". Mittwoch, den 19. Januar 1927: Profeffor Lise Meitner  : ,, leber ben Bau des Atominnern". Mittwoch, den 16. Februar 1927: Professor Bruns über Das moderne Völkerrecht". Die Bor­träge beginnen pünktlich 8 Uhr abends. Es können auch Freunde der Gesellschaft daran teilnehmen. Der Eintritt ist frei, jedoch nur gegen Karte.

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Theaterchronit. Die Nachmittagsvorstellung im Deutschen   Theater

muß am Sonnabend ausfallen.

Das Berliner Sinfonie- Orchester veranstaltet am 31., abends 8 Uhr, im Blüthner   Saal ein Konzert unter Leitung von Emil Bohnle. Golist: B. Bernfeld( Violine).

2. November, 8 Uhr abends, mit einem Bericht des Forschungsreifenden P. Spaß über: Ergebnisse einer balbjahrigen Reife durch die unbelannte 3njel sreta zu Lichtbildern eigener Aufnahme.

Die öffentlichen Vorträge im Museum für Meeresfunde beginnen am

Eine Reinhardt- Festschrift. Anläklich des Reinhardt- Jubiläums lassen die Reinhardtbühnen eine offizielle Festschrift in Form eines Sonderbeftes der von Erich Köhrer   herausgegebenen Zeitschrift Das Theater ers fcheinen, die u. a. etiva 60 Bilder aus der Geschichte der Reinhardtbühnen enthält. Die Festschrift wird in den Reinhardt- Theatern fäuflich zu haben sein. zufolge ist in London   ein Deutsch  - englisches Afademisches Amt" eingesezt Gründung eines deufft- englischen Alademischen Amles." Times

worden, das ein System des Austauschs von Universitätsstudenten zwischen Deutschland   und England entwickeln soll. Das Amt wird zusammen mit dem Akademischen Austauschdienst in Berlin   arbeiten, deffen Direktor Dr. Werner Picht   ist.