hier den alten Zwiespalt, der den Faschismus seit seinem Entstehen begleitet hat: jene materielle und psychologische Zwangslage, die das Regime nötigt, seine Widersacher außer- halb des Rechtsschutzes zu stellen, führt gleichzeitig mit Notwendigkeit dazu, seine Parteigänger von den Rechts- schranken zu befreien. Selbst, wenn er es wollte, könnte der Faschismus diese logische Verknüpfung nicht lösen. Aber im Grunde will er es gar nicht und kann es nicht wollen. Die Rechtsungleichheit der Bürger gehört zu seiner Staatsauffassung, wie die Forderung des gleichen Rechts für alle zur modernen Staatsidee gehört.„Gerechtigkeit allen, die diszipliniert arbeiten," hat Mussolini vor einigen Monaten verkündigt: also: nicht Gerechtigkeit für alle, sondern nur für solche, die gewissen vom Faschismus gestellten Ansprüchen genügen.„Denen, die es oerdienen, Gutes tun," heißt es in dem Rundschreiben an die Präfekten . Diese Auffassung setzt eben einen voraus, der von oben herab die Kinderstube leitet, der die Guten gut, die Bösewichte böse behandelt, und diesem einen schafft die wschistische Gesetz- gebung ein Arsenal von Zwangsmitteln: von der Hunger- peitsche zur dunklen Ecke der Maßregelung, von der Polizei- aufsicht zur Zwangsoerschickung auf irgendeine Insel oder in ein Nest Sardiniens oder Süditaliens. Gleichzeitig engt man diesen Antinationalen die Betätigungsmöglichkeit ein: sie dürfen nicht lehren, keine Kinder erziehen, keine Feste feiern, die Ihren nicht feierlich begraben, ihre Ideen weder schriftlich noch mündlich verbreiten, nicht zusammenkommen. Sie sind Italiener nur noch für den Steueveintrefbcr. Ein feinmaschiges Netz sperrt sie aus dem Leben des Landes aus. Sie dürfen das Land nicht verlassen, beileibe nicht: sie sollen in ihm verkommenl Dies ist das Rezept, nach dsm der„totalitäre" faschistische Staat entsteht, der Staat ohne Widersacher, ohne Nörgler, der Staat der artigen Kinder mit glattgekämmten Haaren und sauberen Schürzen, der gar zu langweilig wäre, wenn nicht gelegentlich Paranthesen der entfesselten Gewalttat den Schwarzhemden als angestammtes Recht bewilligt würden. Dieser Staat wäre ewig, wie eine Mumie, wenn es nur gelänge, alles in ihn hineinzuwickeln, in all die unzähligen Gesetzesbinden, die der Iustizminister liefert. Aber manches bleibt draußen, auch abgesehen von der„freien Plünderung im freien Staate". Draußen bleibt die Volkswirtschaft und die Finanz, so oft man auch versucht, auch sie hineinzu- präparieren. Draußen bleibt das Spiel der Interessen. In dem früheren, dem überlebten, dem liberalen Staate gab es noch so etwas wie eine Kontrolle durch die OeffentliÄkeit. in ihrer Meinungsäußerung nicht lebhafter als eine Mumie. Und die so geschaffene hübsche Ordnung zeitigt dann gelegent- lich Skandalaffären, wie die des Rücktritts des römischen Gouverneurs, dem feine eigenen Amtsgefährten Schmiergelder in der Höhe von Millionen vorgeworfen haben. Gewiß sichert der Faschismus die Herrschast durch die dicht ineinandergreifenden Knebelgesetze. Aber er sichert sich nicht gegen sich selbst: gegen das Ueberwuchern der Korruption, die um sich greift, wie der Schimmel im licht- und luftlosen Raum. Früher ventiliert« da die ö'fent- lich« Meinung, die freie Presse, das Versammlungsrecht. Jetzt ist dieser„liberale Unfug" abgeschafft. Jetzt ist alles geregest und ordentlich. Die einen hüten und die anderen werden gehütet, im gleichen Staate nach zweierlei Reckst. Das itt alles fein ausgeklügelt, rücksichtslos, brutal, vernichtend. Es ließe sich nachweiseil, daß das in alle Ewigkeit halten muß. Aber, wer hütet die Hüter? » Die Deportationen politischer Gegner de» Faschismus nehmen in Ztatien immer brutalere Formen au. wie wir indirekt aus Mailand erfahren, Ist jetzt auch der berühmte Sozialwissen- schast'er und srnhcre Arbeitsminister. Genosse Arturo Labrlato. bisher Professor an der Universität von Neapel , deportiert worden. nachdem ihm der faschistische Mob sein gesamtes Hab und Gut zer
stört und gestohlen hatte. Er ist zwangsweise tn ein ganz entlegenes vors Mantemurra im südilallenischen Geblrgsmasslv Vasiticata, verschickt worden. Es ist dies die rückständigste, ungesundeste und unkultivierteste Gegend Ztoliens, neben der sogar die Berge At- baniens als zivilisiert anmuten!_ Ein geniales Ablenkungsmanöver. Für russische und andere Zlnalphadeten. Wie der„Demokratische Zeitungsdienst" in seiner außen- Solitischen Beilage mitteilt, schreibt im Anschluß an die Rede lucharins die offizielle„Iswestija": „Die Hand der englischen Diplomatie ist in der Granatenkampagne der deutschen Sozialdemokratie deutlich zu er- kennen. Jehl, wo es klar Ist. daß der größte Teil der llunkers- Aktien In englische Hände übergegangen l?) ist. läßt sich die Der- bindung zwischen dem„vorwärts" und dem „Foreign Off Ire" nicht verbergen. Die Tatsach« intimer Beziehungen zwischen Chambertai« und Scheide. mann ist jetzt osseubar." Wir geben diesen Erguß im Fettdruck wieder, weil er für den politischen Analphabetismus bezeichnend ist, in dem der Bolschewismus die russischen Arbeiter hält. Denn anders ist es nicht zu erklären, daß das führende Organ der Sowjetregierung einen solchen Irrsinn seinen Lesern vorzu- setzen wagt. Die geradezu geniale Behauptung einer Verbindung zwischen dem„Vorwärts" und dem englischen Auswärtigen Amte oder einer Intimität zwischen Ehamberlain und Scheide- mann ist nur ein hilfloser Versuch, von der Tatsache a v z u- lenken, daß zwischen der Sowjetregierung und dem Reichswehr Ministerium seit Iahren in- time Beziehungen bestehen: siehe Stettiner Mu- nitionstransporte, Gefu-Zahlungen an die russische Staats- dank, Giftgasfabrik in Trotzt usw. Die wehrverbänöe in Valüeck. Eine Erwiderung der preußischen Regierung. Wir hatten vor einigen Tagen das preußische Staatsministerium gefragt, wie es sich dazu stelle, daß die in Preußen verbotenen Per- bände Olympia und Wiking tn dem preußisch verwalteten Freistaat Waldeck ungehindert weiter bestehen können. Daraus wird jetzt geantwortet, daß zur Zeit des preußischen Berbots in Waldeck Ortsgruppen der Olympia überhaupt nicht, und vom Wiking nur zwei kleine Ortsgruppen vorhanden gewesen seien, die nicht sonderlich hervorgetreten sind. Aus diesem Grund« hat da» preußische Innenministerium es nicht für notwendig gehalten, das Verbot auch auf Waldeck auszudehnen. Es ist also nicht so, daß der preußische Landesdirettor Schmieding im Gegensatz zu einer Maß- »ahme der preußischen Regierung das Weiterbestehen erlaubt hätte. Nichtsdestoweniger liegen gegen da» System Schmieding genug ander« und gewichtige Beschwerden vor. Um üas Diktaturgesetz. Eine Aussprache über Art. 4« der Reichsverfassung. In der Ortsgruppe Berlin des Deutschen Republika- nischen R« i ch s b u n d e s referierte Ministerialdirektor Dr. Falk über dos Austührungsgesetz zum Artikel 48 der Reichsversassung. Es Handell sich um keine Lersasiungsänderung. sondern um ein« genaue Formulierung der Befugrisse des Reichspräsidenten in Zeiten des Notstandes. Es handelt sich um das Notwehrrecht des Staates, das so gut wie das Notwehrrccht des Bürgers gewahrt bleiben muffe. Der Staat darf bei außergewöhnlichen V«hältntssen in die Sphäre des einzelnen nur so weit eingreifen, wie es u n b e- dingt notwendig ist. Daher ist der Ausnahmezustand zeitlich zu begrenzen und die Ausnahmeverordnungen müssen automa- tisch außer Kraft treten. Gegen ein« willkürliche Anwendung der T ch» tz h a f t srrd Rechtsmittel einzuführen. Die Wieder-
aufnahm« d» Verfahrens gegen die Urteile der Sondergerichte ist einzuführen. Die Verfaffung bestimmt, daß die bewassnete Macht nur.erforderlichenfalls" einzugreifen hat, also gebührt den ordentlichen Machtmitteln des Staates, der Polizei, der Vorrang. Die Reichswehr darf nur zur Verstärkung der Polizei dienen und muß daher unter ihrer Leitung stehen. In der Aussprache forderte Reichstagsabgeordneter Genosse Landsberg , daß das Gesetz ausdrücklich vorsehen muß. der Reichstag darf nicht ausgeschaltet uud verfassungsmäßige Einrich- tungsn nicht beseitigt werden. Er darf nicht zum Vorwand ge- nommen werden, um ein Budget zu verabschieden, Steuern zu er- heben und Anleihen cuszunehmen. Genosse Dr. f). Heller warnte davor, die juristischen Bindungen des Reichspräsidenten im Aus- nahmezustand zu überschätzen. Der letzte Schutz der Reichswehr liege in der Entschlossenheit der Republikaner . Staats- sckretär A b e g g betonte, daß gegenüber dem geschlossenen Willen eines einheitlichen Preußens keine sogenannte reale Macht etwas ausrichten könne. Sorgen sind nicht gegeben, sondern die Zukunft gehört uns._ Einwohnerwehr, Reichswehr , falsche passe. Reunzert vor dem Femeausschuß des Reichstags. Der Femeuntersuchungsausschuß des Reichstages trat heute vor, mittag zusammen, um noch Zeugen zu den Fragen der bayerischen Einwohnerwehr zu vernehmen. Der Zeuge D o b n e r hält sich ver, borgen und ist trotz der Vorladung nicht erschienen. Dagegen kann jetzt die Vernehmung des bisher ebenfalls erfolglos geladenen Zeugen Reunzert erfolgen, der bestritt, sich bisher vor Aussagen gedrückt zu haben und lediglich infolge einer Reise von seiner Vorladung nichts gewußt haben will. Mar Reunzert. jetzt 34 Jahre alt. schildert auf Aufforderung de» Vorsitzenden seine Tätigkeit bei der Münchcncr Einwohnerwehr. Bei der W a f f e n b e s cha f f u u n g hat er sich lebhaft betätigt. Mit Paßheschasfungen habe er sich nicht abgegeben. Einen f a l- s ch« n P a ß aus den Namen Markus Neumann habe er von behördlicher Seite zu militärischen Erkundungen im besetzten Se- biet erhalten. Von wem er den falschen Paß bekam, erklärt Zeuge. nicht genau zu wissen. Er selber habe den Paß beim Oberregie- rungsrat Freyberg vom bayerischen Ministerium des Innern beantragt. Don falschen Pässen, die Schweickart oder Berchtold er- halten haben, weiß der Zeuge nichts. Der Zeuge war. wie er auf Befragen durch den Abgeordneten Dr. Levi mitteilt, bis Zuni lgZZ aus privatdienstverirag beim Wehrkreiskommando angestellt. Er erklärt, daß Militärbehörden und Einwohnerwehr damals immer zusammengearbeitet hätten. Reunzert, der übrigens nicht unter Eid vernommen wurde, b e- stritt jede Beteiligung an den in Untersuchung stehenden Mordtaten. In den Fällen Dobner und Härtung Hot er die Auto» gelenkt und saß selbst am Steuer, aber was hinter seinem Rücken vorging, hätte ihn nicht interessiert. Daß er auf- gefordert würbe, schneller zu fahren, hat ihn nicht gewundert. Darüber hatten die Insassen zu bestimmen. Das Fahrzeug sei ein La st trostwagen der Nachrichtenabteilung, wahrscheinlich einer Truppe gewesen, das ein« falsche Nummer trug. In Augsburg wurde der Wagen kontrolliert, aber nicht beanstandet. Auf ein« Frage de» Abg. P a s s eh I(Soz). ob auch«in zu der falschen Nummer passender falscher Auswels vorhanden gewesen sei, erklärt Reunzert, sich daran nicht mehr erinnern zu können. Auf dl« Frage de» Abg. Levi(Soz.). warum Neuwert sich vor der Polizei verborgen habe, erklärte dieser, er wollte nicht unschuldig in Untersuchungshaft sitzen. Reunzert war übrigens bei dem bekannten Hauptmann Röhm Ordonnanzosfizier. Kammeröebatte über üke Arbeitslosigkeit. pari». 22. Januar.(Eigener Drahtbericht.) In der Kanuner begann am Freitag die gnterpellationsdebatt« über die Wirt, s ch a f t s k r i s e und Arbeitslosigkeit. Der Radikalsozialist Borell erklärte, daß wirkliche Abhilf, gegen die Arbeitslosigkeit nur durch eine Stabilisierung der Währung geschaffen werden könnte, forderte gleichzeitig ein großzügiges Programm zum Neubau von Wohnungen und fragt« im übrigen die Negierung, was sie gegen die Wirlschaftenot zu unternehmen gedenke. Poincarc sah sich schließlich zu dem Eingeständnis gezwungen, daß ssinr Stobili- sierungsmeihoden keinen Schutz gegen die Arbeitslosigkeit be- deuten.
Seethoven-Zeier in Frankreich . Aul den Borschlag des Ministers Edouard Herriot Hot die fron, zösische Regierung beschloffen, das hundertjährige Kedenkfest Beel- Hoven» zu feiern. Eine Ausführung von Werken des großen Künstlers wird entweder in der Oper oder in der Sorbonn« statt- finden Herriot wird bei Beginn der Feier das Wort ergrcijen. Der Ileberschuß der Einnahmen wird zu Wohltätigkeitszwecken ver- wandt. Man unterstreicht, daß Frankreich als erste Nation seine Absicht kundtut, ossiziell Beethoven seine Huldigung darzubringen. Bei dieser Gelegenheit ist es nicht uninteressant zu erfahren, welches die Pläne der Orchestcrdirigenten in Paris für die Jubiläumsfeier sind und welche Wünsche französische Komponisten haben. Der von den großen Orchestern in dieser Saison am meisten gespielte Kom- ponist ist zweifellos Beethoven : allein die 9. Sinfonie ist schon dreimal aufgeführt worden. „Man muß sein Werk wieder ausnehmen, seine Sinfonien wieder ausführen, seine Sonate» studieren, die Umstände untersuchen, welche ihrer Schöpfung vorangingen oder folgten, sagt V I d o r, Komponist und Organist an St. Sulpice. Sehen Sie sich das Manuskript der Appassionata an» welches Frau Bigot dem Konservatorium überlassen hat. Sie werden es mit Regentropfen bespritzt finden, denn es war an einem Gewitterabend, als Beethoven es zu der Pianistin brachte, deren Talent er so sehr schätzte. Die Regen- tropfen hatten sich mit den Roten vermischt, und die Lektüre schien schwierig. Doch Frau Bigot spielte, als Hölle sie die Sonate schon lange gekannt. Entzückt beglückwünschte Beethoven sie. Sie bot ihn, ihr die Sonate zu lassen. Warten Sie. bis sie verpsfentlicht ist, sagte der Meister. Am anderen Tage brachte Frau Bigot das Manuskript zum Verleger. Dank ihrer Güte besitzen wir es heute." Paul D u k a», ein bekannter Komponist, ruft aus:„Beet- Hoven huldigen, scheint mir unmöglich. Er hat uns alles gegeben. Was sollen wir ihm anbieten? Wünschen w>r wenigstens eine sehr schön« Aufführung seiner Werke. Man darf wohl annehmen, daß bei der Hundertjahrfeier Orchesterdirigenten und Ausführend» zahl- reichere Proben veranstalten werden---- Und da die Oper uns b«> Gelegenheit der Hundertjahrfeier Webers den»Freischütz " ge- geben hat. warum könnte mon m diesem Jahre in demselben Rahmen nicht„Fidelio" hören? Man könnte auch die Kantate >'0» Liszt ausführen, die dieser bei Gelegenheit der Denkmolsetn- weihung in Weimar komponiert hat. Vergessen wir auch nicht den persönlichen Kull. Beethoven ge- hört un, allen: jeder wird damit tun. wo» er kann.— Noch den musikalischen Darbietungen würde es interessant sein, dl« Zeugnisse bedeutender Geister aller Art(Philosophie, Schriftsteller, Maler) zu sammeln, auf welch« Beethoven Eindruck gemocht hat. Beethoven ist einer der Menschen, welcher den größten Einfluß auf die Mensch. hell gehabt hat. Er gibt un» den Beweis, daß die mustkoltsche Kunst nichts Vergängliches hat trotz der Veränderungen, welcher
sie unterworsen ist. Ist die L- Moll> Sinfonie gealtert? Das ist ein Werk, welches immer dauern wird: Wie die Wunder der Natur existiert« sie schon oor ihrer Verwirklichung. Beethoven hat Altäre aus der ganzen Welt: er lebt noch." Gabriel P I e r n e, der Dirigent der Eolonne-Konzerte. hat die 9. Sinfonie schon im Oktober aufgesührt.«Ich Hobe die Ab- ficht," sagt er,„besonders die Werke mit Thören zu geben: Christus aus dem Oelberg, die Messe in v-Dur und die 9. Sinfonie. Ich möchte dann den am wenigsten bekannten Werten Raum geben, doch ohne die wieder auszunehmen, di« außer Gebrauch gekommen sind und nichts zum Ruhme des Meisters beitragen können." „Ich gebe alle Jahre die Sinfonien von Beethoven ", sagt Paul P a r a y, der Dirigent der Lamoureuse-Konzerte.„Was soll ich Neues machen? Um abzuwechseln, werden wir vielleicht die 9. Sin. fonie vor der 5., die 4. nach der 2. setzen. Wenn es möglich wäre. mit dem toten Meister in Verbindung zu treten, sollte man ihn um neun andere Sinfonien bitten. Es ist richtig, sich dieser hundertjährigen Gedenktage zu«rinnern: das Wesentliche ist. nicht zu ver- gessen, daß das Genie sich zu jeder Zeit feiert"»cb.
Ludwig Hardt spricht in der Volksbühne. In dem übersülllen Bürgersaal des Rathauses tieft Ludwig Hardt aus Heinrich Heine . Ein Bild des Dichters entsteht, das weit von dem üblichen abweicht. Nicht der Versaffer des»Buches der Lieder" oder der Schöoser popu» lürer Balladen sieht im Vordergrund, sondern der große Revolutio- när und Freiheitslämpfer. Auch klein», zart« Dinge sehten nicht, sie vollende» das Bild der Persönlichkeit, doch der Hauptakzent liegt aus den politischen Gedichten, die das Größte bedeuten, das revolutio- nöre Lorik jemals geschaffen hat und mit denen vergltchen das„Buch der Lieder " beinahe belanglos wird. Und in Ludwig Hardt finden diese grandiosen Verse ihren meisterlichen Sprecher. Er spricht sie nicht mit überlegener, messerscharfer Ironie, mit kühl beherrschter Stimme, nein, er lebt in ihnen, er kreischt den Haß hinaus, das avium wird zum Forum, der Rezitator verwandelt sich in einen emagogen. Jeder Vers in den»Wanderratten" wird im Mund« dieses genialen Dolksredners zur tödlichen Waffe gegen die prassenden Fürsten . Nicht Ironie, offener Hohn klingt in der Stimme, wenn sie von dem treuen Hund« Brutus erzählt, oder wenn sie die Pslichten-ine« guten Bürgers auszöhli oder besser herunterleiert. Und ganz leise, und dach ohne Spur von Sentimentalität spricht st« von dem englischen König Karl I. oder trauert um die Müller in Deutschland . Der Bolksbühne gebührt Dank sür diesen Wend. F. S- Noch ein kleines solides Fälfchersiück. Unser Mitarbeiter Jodok schreibt uns- Die Gottverlassenheit kapitalistischer Denkweise ironi- sieren.»dos habe ich mit meiner kleinen Glosse vom Tanzpalast" in Nummer 27 des„Vorwärts" gewollt, ober gleich zwei Berliner Bläller schuldig werden lassen der gröbsten journalistischen Un- anstandigkeit. der gemeinen Zitatensälschung. das Hab« ich wahrlich nicht gewollt. Das ein« der beiden, die„Deutsche Tageszeitung". hat die„Borwärt»"-Nedaktion sich sretzndlicherweise schon selbst vor- geknöpft, das andere Platt ist di«.Täglich« Rundschau", die in
Nummer 32 gelegentlich einer Glossierung meiner Glosse auch wieder das entscheidende»st«" des letzten Satzes—: di« türlisch, n Kapita- listen nämlich— in ein„wir—: die Sozialdemokraten nämlich—- umlügt und im übrigen durch irreführende, dem Original zuwider« Gäsesüßchensetzung, durch Satzzusammenziehungen und böswillig« Streichungen aus kurzem Raum und an kleinem Objekt da» Menschen- mögliche an jonrnnlistischer Schäbigkeit und an oberslächlicher Schmockerei leistet. Und da soll man nicht in die Versuchung gebracht werd?n. sogar die Iazzschnösels aus der Hagia Sophiv noch für bessere Charaktere zu halten, als diese Sorte Christenmenschen es sind. Eine 220 000 Voll-Fernleilung. Die erst« europäisch« elektrische Fernleitung, die die ungeheure Spannung von 229 000 Voll besitzt. ist von dem Rheinisch-Westfalischen Elektrltätswert fertiMesteilt worden. Nach näheren Angaben In„Reclams Universum" beträgt die Gesamtdrahtläng« 1200 Kilometer, die in sechs Leitungen nebenein- ander die 200 Kilometer lang« Strecke von Neuenahr über Koblenz nach Rheinau durchlaufen. Di« Hochspannungsleitung stellt« der Isolatorentechnik ganz neue Problem«, zumal bei der Rheinkreuzung der Leitung über die Insel Niederwort zwei Strecken von über 500 Meter vollständig freier Spannweit« austreten. An den Enden dieser Strecken ruht die Leitung auf über 100 Meter hohen Masten und weist«ine» Durchgang von über 60 Meter auf. Di« Lesiungsbahn ist«in Hohlseil von 41 Millimeter Durchmesser mit einem Gewicht von 4100 Kilogramm pro Kilometer imd einer Bruchfestigkeit von 16,6 Tonnen. Ein Gerichtsurteil verbietet Kinobesuch. Vor dem Jugendgericht zu Wimbledon erschien dieser Tag« ein vierzehnjähriger Junge, der seiner Mutier ein Zehnfchillingsstück gestohlen und hinter dem Rücken seiner Eltern«inen»Kinderwagen verkauft hatte. Bon dem Erlös wie von dem gestohlenen Geld bestrill er di« Ausgaben, di« ihm seine Leidenschast für» Kino auferlegte. Der Jugendrichter oerhängt« über den jugendlichen Sünder ein« Strafe, die der pädagogischen Wirtsam- keit nicht entbehren dürft«: er wurde verurteilt, für die Dauer von zwei Jahren lein Kino mehr besuchen zu dürfen.
«rslavssöhrvvgen der Woche. ZN-vlog. Ventsches Kiinstler-Th.:„Sc- mille L ch 1 m e l". Dienst. Trlanun-Üi.!„Der Mann derAIine Lögar. tonnersf. Aomadicniiau»! ,D v v e r C a I a i Zrcilaa. Tl,. am Kursürstend.-„lli l i', Sonnad. Kamnicrspio!«:„Gorma in c*.— Sltnaifiancc-If).:.Die<» e I ch i ch t e vom Soldaten",— Tribüne „vcr 2»« 6»ja 6 er". llraaia-ve« aussaltvogev. Sonnt u.S):„Snouk. der Eisbär- äoer."(7):„SS ölten trat er."(0):„« b e n t e u« r im unkeilten Erdteil." Ab Vloatoa täch.:„Die Weltgeschichte Ol« Kolonialgelchlchte." Dienst(S): Oirinotr;„Die Deut schen in der Sowjet- Union" Nlittiv(7);„Nieder- sreouenzveritörker." Dorn.<?):„Die Rettung Echiss- brüchiger." Sonnod.(7):„g i l m s ch a u s p i e l e r." Sine Ansskhrnng der.Perser» Die Städtische Oper veronstaltet gemeinsam mit der Gemeinnützizen Bereinigung zur Wege deutscher ftirnit. Sonntaa, vormittag II1/, Uhr, eine Aufführung der.Perser" de« AischhloS. Die LenO-Lbire werden dargestellt von dem gesamten.Sprechchor an d«n Untversuät und am Sport-gorum Berti«',