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Donnerstag

14. April 1927

Kulturarbeit

Ein Wort an die Alten!

In vielen gut besuchten Werbeveranstaltungen hat die Sozialistische Arbeiterjugend in den vergange­nen Wochen die Schulentlassenen begrüßt. Die organisierte Jugend hat den Neuen, die nunmehr den gleichen Weg der Erwerbsarbeit und des Lebenskampfes beschreiten müssen, die Hand gereicht, um sie aufzunehmen in die kampffrohe Bewegung der werttätigen Jugend. Als die Organisation des jungen Proletariats hat die Sozialistische Arbeiterjugend auch die Pflicht, diesen soeben der Kindheit Entwachsenen den Weg in die große Heerstraße der sozialistischen Arbeiter­bewegung zu weisen.

Und das ist das Erfreulichste an der Mehrzahl der Ver­anstaltungen: die Eltern und die erwachsene Arbeiterschaft überhaupt nahmen in großer Anzahl Teil an den eifrigen Darbietungen der Jungen. Sie zollten dem ehrlichen Kampf­willen und dem natürlichen Frohsinn, die aus diesen Kund­gebungen hervorleuchteten, den wärmsten Anteil. Immer fonnte der Beobachter feststellen, wie ergriffen die Alten waren, wenn von den vertrauten Zielen der Bewegung ge­sprochen wurde. In diesem Punkt erwies sich am vollkom­mensten die enge

Zusammengehörigkeit von alt und jung

in der sozialistischen Bewegung. Aber mehr noch ließ die Berbewoche die Größe und Bedeutung der Aufgaben erkennen, die in Angriff zu nehmen und zu bewältigen der jungen und der kommenden Generation zukommt. Vor einigen Jahr zehnten noch war der Sozialismus mehr oder weniger nur ein Zauberwort, das die arbeitenden Menschen mit tiefem Glauben an die Befreiung der Menschheit erfüllte. Der Gedanke Sozialismus erfüllte die ersten Verfechter unserer heute so starken sozialistischen Bewegung und hob sie empor über den dumpfen Alltag.

Arbeiter, Frauen und Jugend werden immer mehr er faßt von der Flamme sozialistischer Begeisterung. Ueberall in der Welt bricht sich der Sozialismus Bahn und erleuchtet die dräuende Finsternis unserer Zeit. Die zerrissene und aus vielen Wunden blutende Menschheit wird immer wieder zu­sammengeführt durch die bezwingende Kraft des sozialistischen Zukunftsgedankens. Heute steht die politische und gewerk schaftliche Arbeitnehmerbewegung durch ihren politischen und sozialen Fortschritt in vielen Ländern bereits vor der In­angriffnahme erster praktischer Versuche zur Gestaltung fünf­tiger Gesellschaftsordnung. In Kultur und Wirtschaft regen sich die Geister. Aber viele Baumeister sind von­nöten, um den gewaltigen Bau Sozialismus aufzurichten. Ueberall in den Bellen unseres öffentlichen Lebens muß der Geist der werdenden Zeit hineingetragen werden. Wer anders, als die heranwachsende Jugend soll diese Pionier­arbeit leisten? Die

Sozialistische Arbeiterjugend

ist die Schule dieser Pioniere. In vielen Jahren hat sich die arbeitende Jugend in gemeinsamer ausdauernder Arbeit die Methoden angeeignet, die zur Bewältigung eines reichlichen Arbeitsgebietes beitragen sollen. Und unter Betonung der Selbstverwaltung und Selbsterziehung, lernend aus den Er­fahrungen der alten Generation, schafft sie mutige und fühne Streiter für die große Bewegung. Manches Hemmnis läßt die Begeisterung und die Zähigkeit für die Sache in un­geahntem Maße wachsen. Der

Wille zu neuer Menschheit

ist in den Reihen dieser jungen Garde lebendig. Bildung und Wissen, von altersher die Fundamente jedes Fortschritts, vermittelt die Jugendorganisation. Darüber hinaus wedt fie im jungen Menschen die Fähigkeit eigener Denfarbeit. Sie entfacht in ihm das gewaltige Gefühl der Zusammengehörig feit mit den Kameraden und Gleichaltrigen. Das ist die Borstufe zu jenem Klassenbewußtsein späterer Jahre, das gepaart mit Erkenntnis und kritischem Urteil erforderlich ist für das Gelingen jeglicher politischer und gewerkschaftlicher Gewiß fein bequemer Pfad, sondern eine rauhe Straße führt durch eine unwirtliche und harte Zeit zu unserem Menschheitsziele. Wohl wird mancher noch verzagen und auf die Mitarbeit auf halbem Wege verzichten. Aber die Jugend rüftet und wird mit Freude den langen Eroberermarsch an­treten. Als junge Armee wird sie das Banner vorantragen zu den von fern schon grüßenden Gipfeln der Vorberge des Zukunftslandes. Viele Mädchen und Burschen haben in diesen Tagen die Brücke in das Leben überschritten.

Bewegung.

Beruf und Erwerbsarbeit stehen vor den Jungen. Einem großen unbekannten Etmas werden sie anvertraut und irgend wo geschieht eine Landung. Auch hier tritt die Sozialistische Arbeiterjugend wieder in Erscheinung, sie zeigt sichere Stellen des Ueberganges. Sie leitet den jungen Menschen in seine freie Gewerkschaft, die er benötigt zur Sicherung seines wirt schaftlichen Daseins, fie bietet ihm einen Halt in den Stunden des Zweifels und der Verzagiheit und zeigt ihm vor allen Dingen den Weg zur sozialistischen Arbeiterbewegung. Gleich bedeutend mit

Kultur- und Fortschrittswille

ist dieser Weg. Die organisierte Arbeiterschaft hat selbst ihr lebendigstes Interesse daran, daß die kommenden Geschlechter diese Richtung einschlagen.

So wird die Sozialistische Arbeiterjugend in ihrer nunmehr einfegenden Arbeit der Sammlung und Werbung vertrauen auf die willige Unterstübung ihrer er­wachsenen Rampfgenossen in den Arbeiterorganisationen. Denn nur in engstem Zusammenwirken mit ihnen besteht die Möglichkeit eines vollen Erfolges. Heute klopft die junge Garde an eure Pforten, schenkt ihr Gehör, unterstüßt sie, helft ihr die arbei. tende Jugend in der jungen Arbeiter= bewegung zusammenzufaffen! Aus starken Gruppen der Sozialistischen Arbeiterjugend werden zahl reiche und mutige Wegbahner für die politische und gewerk­schaftliche Bewegung heranreifen.

L. D.

Beilage des Vorwärts

Bayerischer Volksbühnentag.

feiten als im übrigen Reiche, gewinnt in Bayern die Idee des Beharrlich, wohlüberlegt, wenn auch unter größeren Schwierig­Gemeinschaftstheaters mehr und mehr Anhänger. Das zeigte der zweite bayerische Bezirkstag des Verbandes der deutschen Boltsbühnenvereine am Sonntag, dem 10. April, in Regensburg , der eine erfreuliche Delegiertenzahl zusammenführte. Vertreten waren München , Nürnberg , Würzburg , Regensburg , Augsburg , Bayreuth , Bamberg , Weilheim , Traunstein , Penzberg , Freilassing , Beiffenberg, Hof, Schweinfurt , Aschaffenburg , Erlangen .

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bezirksver bandes Bayern, Landtagsvizepräsident Erhard Auer , gab Kunstschriftsteller Hermann Eßwein ein durchgearbeitetes Referat über das Thema: Die Boltsbühne als Kultur trägerin. Eingangs stellte der Redner fest, daß die Volksbühnen bewegung in Bayern leider dadurch start gehemmt sei, daß ein Teil der Presse die Ideen der Volksbühne ihren Lesern nicht genügend oder gar falsch nahebringe. Die Voltsbühnenbewegung erstrebe die oder gar falsch nahebringe. Die Volksbühnenbewegung erstrebe die Vermittlung edlerer Genüsse an alle, frei von politischen Neben­peden; weltanschauliche Sonderbildung überlasse sie den dafür zu ständigen Organisationen. Zweckaufgabe der Boltsbühne sei, die Kunst um der Kunst und des Volkes willen zu pflegen. Das Klassisch- historische Theater im Sinne des Ursprünglichen und das zeitgenössische dramatische Schaffen müßten bei der Auswahl der Stücke an erster Stelle stehen. Künstlerisch wertvolle, der Bolts­bühnenidee naheliegende Tendenzwerke, geschmadvolles Unter­haltungstheater und fulturbildnerischer Film brauchten nicht ausge­schlossen zu sein, aber nicht nur das was, sondern auch das Wie sei entscheidend. Hier heiße es nicht gegen die Fachleute, sondern mit ihnen, und verirrendem Dilettantismus und abwegigem Laien­spiel fönne er nicht das Wort reden. Lieber folle man an Plätzen, die kein gutes Theater zur Verfügung haben, schöne Dichtung wirffam vorlesen. Auch das Institut der Landesbühne, das keine paritätische Spielplanpolitik treibe, bedürfe der Kontrolle und tünstlerischen Hebung. Freilich, Theaterfragen seien solche des Ein­fluffes, darum müßten die Massen in die Volksbühnenbewegung. Der Staat müsse tatkräftiger helfen.

übermittelte der Vorsitzende des deutschen Gesamtverbandes Kurt Nach diesem, mit einmütigem Beifall aufgenommenen Vortrag Baate die Grüße des Hauptvorstandes. In der Aussprache wurde zu der Ablehnung des Laienspiels durch den Redner Stellung ge= nommen. Eßwein gab den Befürwortern zu bedenken, daß bei an­geregten mittelalterlichen Mysterienspielen der heutige Laie nicht mehr der des Mittelalters sei. Der Existenzkampf der Berufsschau­spieler dürfe nicht durch das qualitativ fast immer fragwürdige Laienspiel erschwert werden.

Theater für Kinder .

Bon Trude E. Schulz.

Für das Kind haben alle Märchen noch den beglückenden Wert von Wirklichkeiten. Der graue, enge Tag fließt in sie über, wird weit, bunt, erlebensreich. Es wäre grausam, wollte man das Kind lehren, an seine nüchterne Begrenztheit zu glauben, ehe ihm von selbst diese Erkenntnis aufgeht. Jedes Kind, zumal jedes Kind der ärmeren Schichten, kommt früh genug in Konflikt mit unserer Wirt­lichkeit. Aber das wird ihm nur undeutlich bewußt, solange es seine Wirklichkeit noch hat, die beglückende Welt der Träume und Märchen. Was dort Spannung war, löft sich hier in Entspannung. Hier werden Kranke im Augenblick gesund, Wunder oder tapfere Taten verwandeln Not und Sorge in Glück und Wohlstand, jedes Leid findet sein gutes Ende. Manches Kind würde ohne diesen tröstlichen Glauben in Verzweiflung oder dumpfe Resignation fallen tröstlichen Glauben in Verzweiflung oder dumpfe Resignation fallen und seelisch verkrüppeln. Und wie Tiere und Menschen unbewußt die Nahrungsstoffe suchen, die ihren Körpern besonders zuträglich find, so sucht das Kind auch die Kost, die seinem Geist zuträglich ist. In dieser Tatsache liegt wohl der tieffte Grund für das Verlangen nach Märchenstoffen oder mindestens nach solchen, die außerhalb der Erlebnismöglichkeiten des Kindes liegen.

Man muß das begreifen, um die Bedeutung einer Theateraufführung für das Kind zu ermessen. Diese Verkörperung all der phantastischen Dinge schafft ihnen ein Höchstmaß von Wirklichkeit, die das Kind mit seiner ganzen Märchensehnsucht aufnimmt und bis in jede Einzelheit zu verarbeiten versucht. Eine Theateraufführung ist nicht, wie manche Menschen glauben, für das Kind nur Unterhaltung für einen Nachmittag, sondern eine Erregung zittert davon im Kinde nach und zieht unabsehbar weite Kreise. Daher ist es sehr wesent lich, was und wie man eine Sache dem Kinde auf der Bühne vor leßt. Hier wird noch viel gesündigt.

Der Inhalt der Werke ist oft alles andere als findlich. Es gibt eine Reihe von Theaterstücken, die erziehungsbefliffene Eltern locken wollen, und in denen die kindlichen Hauptpersonen zu den besten Hoffnungen berechtigen, daß aus ihnen einst die oft zitierten Normal­menschen werden. Sie leben schon jetzt in der Welt der Verbote, die überall Warnungstafeln aufpflanzt: Du sollst nicht. Damit tann ein Kind aber höchstens zur Heuchelei und zur Lüge erzogen werden. Biel besser sind da lustige Streiche auf der Bühne, übermütige Ausgelassenheit, Auswertung der Abenteuerlust, aus denen es das Recht auf seine Kindlichkeit begreift und doch auch die Grenzen dieses Rechtes.

Aber alle diese Stücke, die ihren Stoff aus einem mindestens wirklichkeitsmöglichen Gebiet nehmen, bleiben auf der Kinderbühne in der minderzahl. Im allgemeinen herrscht die phantastische Fabel, die höchstens eine wenig ins Auge springende reale Basis hat. Hier machen es sich die Verfasser meist sehr bequem. Sie gehen von dem Standpunkt aus, daß alles, was Märchen" heißt, Lektüre für Kinder sei. In Wahrheit aber find durchaus nicht alle Märchen für Kinder geeignet. Häufig triumphiert darin der Schlechte durch Lüge und Falschheit, oder wenn das böse Prinzip besiegt wird, so ist es nicht felten durch einen Menschen verkörpert, der auf eine Art den Tod erleidet, die ein mittelalterlicher Hentersknecht erfunden haben könnte. Kein vernünftiger Mensch wird aber wünschen, daß so der Mugen des Betruges den Kindern beigebracht werde oder daß sie die Berechtigung der primitivsten Rachegefühle erkennen lernen. Daher gehören natürlich auch keine Soldaten- oder gar Kriegsszenen auf die Bühne Auch daß den Kindern ein Märchenkönig als der beste, flügſte und gütigste Mann vorgeführt wird, ist heute nicht recht am Blaze. Für die Generation, die nach unseren Kindern aufwächst, mag das wieder eine durchaus berechtigte Bühnen­erscheinung sein. Wir aber haben es noch zu schwer, unseren Kindern, entgegen den irrigen Auffassungen mancher Lehrer, flar zumachen, daß wir nicht nur in einer Republit leben, sondern auch, daß das die zweckmäßigfte Staatsform für unser Land ist.

Ein Fehler noch wird in den Märchenstücken häufig gemacht. Die Verfasser gehen zu freigebig mit Sput um, der oft in den gräulichsten Ungestalten erscheint und den Kindern nicht nur auf der Bühne, jondern lange Reit danach in den Träumen noch die schred­lichste Angst einjagt. Man darf eben nicht vergessen, daß das Kind, solange noch Aufführungen des Kindertheaters für sie in Frage

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Münchener Boltsbühne behandelte die Frage der Wanderoper. Musikschriftsteller Dr. Alfred Einstein vom Kunstbeirat der Nach Abwägung der Schwierigkeiten an fleineren Pläzen Aus­wahl geeigneter Stüde, technische und fünstlerische Hindernisse fam er doch zu der Schlußfolgerung, daß die Wanderoper zu er= ftreben sei.

Der Organisationsbericht der beiden Sekretäre für Süd- und Nordbayern gab Einblick in die erspießliche Arbeit und gute Ge­währ für das Fortschreiten der Bewegung.

Im Anschluß an die Debatte zum Geschäftsbericht wurde eine Entschließung angenommen, in der es unter anderem heißt: Der zweite in Regensburg tagende sehr start besuchte Bezirkstag der bayerischen Boltsbühnenvereine betont die Notwendigkeit einer fünstlerisch hochstehenden Landeswanderbühne und einer wertvollen Landeswanderoper, die allen Organisationen zu gleichen Bedingungen zur Verfügung steht und ernsthafte Arbeit auf dem Gebiete der Theaterkultur leistet. Die Staatsverwaltung hat für die Unterhaltung dieser Einrichtungen ausreichende Zuschüsse bereitzustellen. Soll die Vereinigung bayerischer Theatergemeinden fortgeführt werden, so hält der Bezirkstag ihre Erweiterung durch Eingliederung der zum Verband der deutschen Volksbühnenvereiné gehörigen Besucherorganisationen für notwendig. Natürlich müssen Die Theatergemeinden des Bolfsbühnenverbandes bei ihrem Eintritt in die Vereinigung bayerischer Theatergemeinden verlangen, daß fie in der Leitung dieser Organisation eine angemessene Vertretung erhalten und daß es die Vereinigung unterläßt, fünftighin_für Sondereinrichtungen einer bestimmten Richtung, von sich aus Pro­paganda zu machen. Der Bezirkstag regt schließlich noch an, die ganze Vereinigung bayerischer Theatergemeinden dadurch überflüffig zu machen, daß der bayerischen Landesbühne unter Beteiligung der beiden Zentralen innerhalb der kulturellen Besucherorganisationen ein neuer Rechtsträger gegeben wird. Er verweist hier besonders auf das Beispiel der württembergischen Volksbühne, die auf der Basis einer gemeinnüßigen G. m. b. H. unter paritätischer Beteiligung des Volksbühnenverbandes und des Bühnenvolksbundes geführt wird und bei der sich diese Beteiligung der Besucherverbände bestens be­währt hat.

Der Generalsekretär des Deutschen Volksbühnenverbandes, Dr. Nestriepte, hielt einen Vortrag über Boltsbühnen­tag und Theaterausstellung in Magdeburg 1927. Er gab Einblick in die großzügigen Gestaltungspläne der bevor­stehenden deutschen Theaterschau. Die deutsche Volksbühnenbewegung wird auf dieser Ausstellung in einer besonderen Halle ihre Kultur­arbeit der letzten Jahrzehnte plastisch vor Augen führen.

Als Vorsitzender der Bezirksgruppe Bayern wurde Erhard Auer einstimmig wiedergewählt, der bisherige Vorstand bestätigt.

fommen, eine ganz besonders unfritische Einstellung zu dem Ge­schehen auf der Bühne hat.

Zu den Aufführungen der Stücke läßt sich noch manches sagen. Das Kind braucht Bühnenbilder, die leicht und klar zu übersehen find. Denn es achtet noch auf jede Einzelheit und gewinnt erst daraus seine Anschauung. Gibt es aber zuviel zu sehen, so ermüdet das Kind, ehe es fertig ist, und bleibt unbefriedigt. Daher soll man auf alles überflüssige Nebenher verzichten und der Phantasie des Kindes einige Entfaltungsmöglichkeit gönnen. Man glaubt gar nicht, wie bescheidene Andeutungen eines Brunffaales, eines Waldes, einer Wiese genügen, um daraus die glanzvollste Wirklichkeit ent­stehen zu lassen.

Auch die Schauspieler werden den Kindern einen großen Ge fallen tun, wenn sie von jedem Zuviel absehen. Bewußt findliche Darstellung gerät meist ins Kindische, rein menschliche Gestaltung da­gegen wird selten verjagen. Man hat mehrmals versucht, Stüde für Kinder ausschließlich von Kindern aufführen zu lassen. Doch fann das nur im Laientheater in Frage tommen, wo die Spielfreudigkeit von den Darstellern auf die Zuschauer überspringt. Aber findliche Berufsschauspieler geben mit feltenen Ausnahmen eine verlogene, affettierte Darstellung und bleiben dem naiven Inhalt des Stückes viel ferner als Erwachsene.

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Jedenfalls ist es notwendig, in einer Zeit, in der man soviel über Kindererziehung redet und schreibt, und in der sogar einiges davon in die Tat umgesetzt wird, an einem so wichtigen Erziehungs­mittel im modernsten Sinne, wie es das Theater für Kinder dar­stellen kann, nicht mehr blind vorüberzugehen. Bisher ist es in diefem Sinne so gut wie gar nicht geschüßt und verwertet worden. Sollte ich Beispiele für eine gute Kinderaufführung zitieren, ich wäre in Berlegenheit, wenn nicht die Bolls­vor etwa zwei Jahren bühne ein in jeder Hinsicht musterhaftes Kinderstück herausgebracht hätte. Es hieß Siegfried, der tapfere Schneiderjunge" und stellte durchaus teine geniale Dichtung dar. Aber es war von Liebe und Verständnis für das Wesen des Kindes erfüllt. Alle jugendliche Sehnsucht nach Wunder, Abenteuer, Heldentaten und einem glüd­lichen Ende fand Berücksichtigung, und alles war getragen von der Idee eines schönen, freien Menschentums. Werte dieser Art aber brauchen wir dringend für unsere Kinderbühnen.

Arbeiterkonzerte.

Frühjahrskonzert des Friedrich- Hegar- Chores.

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Unter Mitwirfung des Berliner Ronzertorchesters des DMV. veranstaltete der Friedrich- Hegar- Chor( M. d. DAS.) in der neuen Welt sein erstes Frühjahrskonzert. Beethovens Eg­mont- Duvertüre" leitete den Abend ein. Es folgten dann die präch­tigen Uthmann'schen Chöre Sturm", Das heilige Feuer" und" Lord Foleson". Obwohl schon oft gehört diese Gesänge bilden die Säulen jedes Arbeiterchors- wird man immer wieder gepackt und tief ergriffen von der elementaren Wucht der Empfindung, die einem aus Worten und Musik entgegenströmt. Der zweite Teil des Pro­gramms brachte Tschaikowsky's Ouvertüre ,, 1812". Ein Stüd Weltgeschichte voll erschütternder Tragit, ausgedrückt in einem un­erhörten Reichtum musikalischen Empfindens. Man sieht die fran­ zösische Armee als Opfer napoleonischer Herrschsucht auf ihrem Rüd­zug aus Rußland , das Hinsinten der Kraftlojen, hört von ihren er­sterbenden Lippen das Lied der Heimat, das sich in feiner Phrasie­rung durch das ganze Werk zieht, um zum Schlusse, vermischt mit flawischer Melancholie, in einem gewaltigen Klangbilde zu verhallen. Den Abschluß und Höhepunkt des Abends bildete die Aufführung einer iozialistischen Kantate" von Hemme, Text nach dem Dänischen von A. C. Meyer. Die außerordentliche Wirkungskraft liegt hier weniger im rein Künstlerischen, als in der lebenswarmen Ursprünglichkeit, mit der die dänischen Komponisten dem Notschrei des Boltes und dem Kampfruf fürs Besserwerden in tiefstempfundenen Worten Ausdrud verleihen. Der mächtige, fraftvolle Chorgesang, der in den letzten Zeilen des Wertes in die Internationale überleitet, wirfte sehr start. Die Solisten des Abends, Gertrud Wolff( Sopran) und Willi Briel( Bariton), Chor und Orchester bofen prächtige Leistungen. Der ausverkaufte Saal spendete ehrlichen, reichsten Beifall.

K- g.