Einzelbild herunterladen
 

Der Bundespräsident 5örfing hat bereits am Sonntag auf der Reichskonferenz der Gauvorsigenden und Gausekretäre zu dem vorstehend gekennzeichneten Brief in einer Erklärung Stellung genommen, die wörtlich lautet:

,, Der Aufruf des Reichsbanners auf Grund der Wiener Bor­tommnisse ist von mir ohne Befragen aller Bundes­vorstandsmitglieder erfolgt, da Eile notwendig war. Ueber die Formulierung des Aufrufs mag man verschiedener Auffassung sein. In der Sache selbst war er zweifellos richtig und notwendig. In Anbetracht der drohenden Haltung der Faschisten aller Länder mußte er erlassen werden. Daß in dem Lager des Zentrums und der Demokratischen Partei Unruhe erzeugt wurde, bedaure ich aufs tiefste. Ein ernster Konflikt zwischen diesen Parteien und dem Reichsbanner wird aber durchaus daraus bestimmt nicht entstehen. In einer Bundesvorstandssitung wird über diese

Dinge gesprochen und ein Weggesucht werden, der Fühlung

0

Schlapp gemacht!

Das Ende einer deutschnationalen Staatsaktion. Die Ernennung des fozialdemokratischen Regierungspräsidenten Krüger Lüneburg zum Staatssekretär im preußischen Landwirt schaftsministerium hatte die Agrarier völlig aus dem Häuschen ge­bracht. Die Ernennung war taum bekanntgegeben, als die deutsch­nationale Landtagsfraktion eine fleine Anfrage einbrachte, in welcher die mangelnde Vorbildung des neuen Staats­sekretärs für sein Amt gerügt wurde. Diese heroische Tat murde dann unter dem Stichwort Ein ungeeigneter Staats­sekretär" in großer Aufmachung durch die rechtsgerichtete Bresse, insbesondere die lokalen Winkelblätter, befannntgegeben.

-

Inzwischen hat die deutschnationale Landtagsfraktion diese kleine Anfrage ganz. still und heimlich zurückgezogen an geblich, um sie noch etwas abzuändern. In Wirklichkeit kommt das natürlich einer völligen Zurücknahme gleich. Wir warten nun ge­spannt, unter welcher Ueberschrift die Rechtspresse diesen Rüd­6ug ihren enttäuschten Lesern mitteilen wird.

-

nahme mit den Parteien auch in dringendsten Fällen ermöglicht." In ähnlichem Sinne wird sich der Bundespräsident Hörsing auch schriftlich auf den Brief der führenden Reichsbannermitglieder des Zentrums äußern. Inzwischen haben diese Mitglieder beschlossen, sich mit den letzten Vor- Der Grund für den peinlichen Rückzug der Deutschnationalen gängen im Reichsbanner in einer Konferenz, die Ende der dürfte darin bestehen, daß die Ernennung des Genoffen Krüger in Woche in Berlin stattfinden soll, zu befassen. Die schrift- bäuerlichen Kreisen mit großer Genugtuung begrüßt liche Antwort Hörsings dürfte die Grundlage zu diesen Ver- worden ist, weil er sich wie es in einer Bauernzeitung heißt handlungen bilden. Die Hoffnung der Rechtspresse, daß sie um die Hebung des Bauernstandes und durch sein Eintreten für zu einem Beschluß gegen das Reichsbanner führen den notleidenden und gedrückten Bächterstand in hohem Maße fönnte, ist wie dem Sozialdemokratischen Pressedienst aus verdient gemacht" hat. Die deutschnationalen Großagrarier sehen Zentrumstreisen ausdrücklich versichert wird auf fal- wohl ein, daß fie fich mit ihrem Sturmlauf gegen Genoffen Krüger schen Voraussegungen aufgebaut. Auch der vor den Bauern nur gehörig blamieren können. Darum jetzt ihr be­Austrift des Reichskanzlers Marg aus dem Reichsbanner tretenes Schweigen. Sollten sie sich aber doch noch zu parlamentari­dürfte daran nichts ändern. In linten Zentrumskreisen beschen Großtaten" aufraffen, so wird ihnen hoffentlich die Preußen­trachtet man diesen Schritt als eine rein persönlich e regierung die Antwort nicht schuldig bleiben. und unter dem Drud rechtsstehender Politiker unternommene Handlung.

-

Wie die Hintermänner fälschen.

Der Haß der Reaktion gegen das Reichsbanner und Hörsing brandet hoch empor. Kein Wort über die Gemeinheiten, die per­sönlichen Infamien der Hugenberge und verwandten Seelen gegen Hörsing der Dreck ist nun einmal ihre Welt. Aber ihre Fät. schungen müssen niedriger gehängt werden.

-

Die Deutsche Zeitung" schreibt:

Die legte Rede des Reichsbannerhäuptlings 5 or[ ing über die Wiener Vorgänge, die bekanntlich eine unerhörte Beschimpfung der österreichischen Regierung und zugleich unumwundene Solidaritätsertiärung mit dem plündernden Wiener Straßenpöbef enthielt."

Aufruf und Rede Hörfings dankten dem Schutzbund, daß er Ordnung gegen den Mob geschafft habe. Daraus wird Solidaritäts­erflärung mit dem plündernden Straßenpöbel.

Die Kreuzzeitung ":

Hörfing hat nämlich am Schluß seiner Rede ausgeführt, das Reichsbanner marschiere seinem klaren Biel zu und werde bei der nächsten Wahl mit allen Kräften für den Sieg der Republik fämpfen, für ein starkes Reichsbanner, für die Stärkung der repu blikanischen Partei und für eine freie sozialdemokra tische Republit."

Der Schluß der Rede lautete in Barheit: Für ein startes, un­bezwingliches Reichsbanner, für die Stärkung der republikanischen Barteien und damit für eine freie foziale und demokra­tische Republik !"

Eine nette, fleine, aber ach so dumme Fälschung!

Das englische Anti- Gewerkschaftsgelet it pom Oberhaus be fchloffen. Das Unterhaus wird die paran vorgenommenen Zende: tungen am Donnerstag prüfen".

Anläßlich von Jaurès Todestag wurde in seinem Wahltreife,

Carmour, von der Partei eine Gedenffeier veranstaltet, bei der Paul Boncour sprach.

Die polnisch- russischen Verhandlungen über die Beilegung der aus Anlaß der Ermordung Woikoms entstandenen Schwierigkeiten find noch nicht beendet. Der polnische Gesandte in Moskau ist dorthin zurückgekehrt, ohne eine neue Note Warschaus mitzunehmen.

-

Der Held von Wien .

Von Hans Bauer.

Held" das ist ein in fünf Kriegsjahren etwas anrüchig ge mordenes Wort und nach der Buntheit der Medaillen, die einer béfißt, der Charge, die er befleidet, und der Anzahl von Menschen, die er ums Leben gebracht hat, richtet es sich gewiß nicht, ob ihm dieser Ehrentitel zuzuerkennen ist.

Dennoch, es gibt Helden in unseren Tagen, Repräsentanten leuchtenden Menschentums. Was waren sie vor ihrer Heldentat? Bolt unter Volt. Es schmückte sie teine Bezeichnung, es rührte keiner die Reklametrommel für sie, die Scheinwerfer der Deffent­lichkeit waren nicht auf sie gerichtet. Mit einem ereignete sich da irgendetwas unvorhergesehenes, Elementares. Da wuchsen sie, die Kleinen, unbedeutenden, in tritischen Schicksalssekunden zu Giganten

heran.

Auch in allerneuester Zeit waren manche von dieser Art des braven Mannes, deffen Lied Gottfried Bürger gesungen hat. Der Streckenwärter Klusmann zum Beispiel, der durch seine wadere Unerschrodenheit einen aus Hannover heranbrausenden Schnellzug dapor bewahrte, in die Katastrophe von Leiferde mit hineingezogen zu werden, jener schlichte amerikanische Matrose Fritz Steger, der siebzehnmal sein Leben aufs Spiel setzte um 17 Menschen aus See­not zu retten und es beim achtzehntenmal dahingab.

Zu diesen Heroen des Alltags hat sich in diesen Tagen ein neuer Anwärter gesellt, und er nimmt sich wahrlich nicht gering aus in der Reihe der opfermütigen Männer, die geradestanden, als es darauf ankam, die nicht versagten, als der Ruf an sie erging, die die wahren Heiligen der Menschheit sind. Die freie Gewerk. schaft der österreichischen Bundesgendarmerie hat einen Aufruf er­fassen, und darin wird auch eines Wiener Schutzbündlers Erwäh nung getan, der einem von der Menge bedrohten und in den Justiz palast geflüchteten Wachmann feine Kleidung fieh, damit er unange­fochten durch die Reihen der wütenden Demonstranten gefangen tönne. Der Wachmann kam mit dem Leben davon, dafür wurde aber der Schutzbündler für einen Wachmann angesehen und ge­tötet. Ein kurzer, fachlicher Bericht, eine Tatverhältsfeststellung Aber diese eine Opfertat föhnt mit millionenfachen Niedrigkeiten aus. Hier war einmal einer, der es ernst meinte mit der Nächsten­liebe, der stellvertretend litt aus dem Gebot seines Herzens heraus und nichts anderes dafür eintauschen konnte und wollte, als das Gefühl der Erfüllung einer menschlichen Pflicht. Die Begleitum stände dieser Seelengroßtat find unfeierlich genug. Kein patheti sches Wort läßt sich aus ihr herausschälen, das würdig für die Lefe­bücher der Lyzealschülerinnen wäre, und fast erinnert der Kleider austausch ein wenig an die Situationskomik der Verwechselungs schwänte. Es hat fein Rittersmann hoch zu Roß für seine Dame den Sprung über einen gähnenden Abgrund gewagt, und teine Mutter hat ihr einziges Kind aus dem brennenden Haus gerettet:

M

Deutschnationale und Anschluß.

Eine parteiamtliche Erklärung. Die deutschnationale Pressestelle teilt mit:

Die Stellungnahme der Kreuz- Zeitung zu einem Auffaz Das Problem Mitteleuropa " wird von der Linkspresse zum Anlaß genommen, eine Wandlung in der Auffassung der Deutschnationalen Volkspartei über den deutsch österreichischen Anschlußgedanken festzustellen. Dazu liegt feinerlei Beranlassung vor."

-

Staate nichts zu sagen haben foll! Man kann banach gespannt fein, was dieser Verteidiger und Bekenner der Verfassung dem deutschen Volke an dem Weihetag seines neuen Staates verkünden wird. Schönes ist nicht zu erwarten. Weiß man doch auch, daß Kardorff mit feiner Partei dagegen ist, diesen Tag zum gefeßlichen Nationalfeiertag zu erklären. Es gehört schon einige politische Dickfelligkeit und eine desto geringere Portion demokratischen Berantwortungsgefühls dazu, ausgerechnet einen solchen Reprä fentanten Weimarer Geistes zum Festredner für den Verfassungstag auszuwählen. Wir fürchten sehr, daß der Er- Reichsbannerkamerad und Reichskanzler Marg einige Mühe haben wird, in seiner Schluß ansprache die Entgleisungen gutzumachen, die sein Borredner nicht

fehlen laffen wird.

Die Feier im Reichstag wird eingeleitet mit dem Vortrag von Goethes Symbolum" durch den Sprechchor an der Universität

und an der Hochschule für Leibesübungen, der dann nach Kardorffs Rede noch Goethes Talisman" spricht. Auf der Freitreppe des Reichstags wird während der Feier der Berliner Sängerchor Lieder vortragen. Reichspräsident v. Hindenburg schreitet danach die Front einer Ehrenfompagnie ab, die vor dem Reichstag auf­marschiert.

Der Verfassungstag in Thüringen .

Die Demokraten wollen keine Regierungskrise. Weimar , 25. Jult.( Eigener Bericht.)

Der Landesvorstand der Demokratischen Partei Thüringens hat fich jegt in einer außerordentlichen Sizung mit den innerhalb der thüringischen Demokratie bestehenden Differenzen über die Fest­legung des 11. August zum Nationalfeiertag beschäftigt. In einer offiziellen Erflärung heißt es über das Ergebnis der Sizung, daß die Thüringer Landesgruppe der Demokraten die Er­flärung des 11. Auguft zum Berfassungsfeiertag erstrebt, sie bei aller Würdigung der Gründe, die die Thüringer Regierung zu ihrer Abstimmung im Reichsrat veranlaßt haben, diese Stellung­nahme bedauert, sich aber dagegen aussprechen müsse, daß fie als Anlaß zu einer Regierungskrise genommen werde. Man hat also bem republikanischen Flügel sehr starte zessionen machen müssen, um schließlich die Koalition mit Wirtschaftspartei, Volkspartei und Landbund noch einmal über eine michtige politische Klippe hinmeg zu retten.

Das Gaargebiet ist deutsch .

on.

Die französischen Genossen bestätigen Sas. Saarbrüden, 25. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Am Sonn abend und Sonntag veranstaltete die Sozialdemokratie einen ja ars

Diese Antwort der Hergt- Westarp- Partei gleicht den mit Recht berühmten Orakeln der Pythia fie waren immer derart, daß jeder alles heraushören konnte. Tatsache ist jedenfalls, daß das Blatt der Deutsch - konservativen Partei nicht nur einmal in dem er­wähnten Auffat, sondern in miederholten Artikeln seine Ab­neigung gegen den Anschluß bekundet hat und daß aus jeder Zeils feiner Beröffentlichungen die helle Freude über die willfom- ländischen Sozialisten tag. Die Veranstaltung wurde mit mene Ausrede mit den Wiener Unruhen sprach. Die parteiamt liche Erklärung der Deutschnationalen fann also nur dahin gedeutet werden, daß diese Partei trag gelegentlicher schöner Borte auch früher nichts vom Anschluß hat wissen wollen. In einge­weihten Kreisen war das tein Geheimnis. Demgegenüber weihten Kreisen war das tein Geheimnis. Demgegenüber ist das fann man getrost unterschreiben bis heute feine Wand­lung eingetreten.

Verfassungsfeier des Reichs. Kardorff als Verteidiger, der Verfassung.

Es wurde bereits berichtet Sabre Reichsregierung am

11. Auguſt im Reichstag tihe Terfüllungsfeier belanstattet. Die Feier, die mittags 12 Uhr stattfindet und wahrscheinlich auch erhält diesmal ihre besondere Weihe durch den Festredner, den der durch Rundfunk für die breiten Volksmaffen zu hören sein wird, durch Rundfunk für die breiten Boltsmaffen zu hören sein wird, Reichsinnenminifter v. Keudell ausgesucht hat. Es ist tein geringerer ein Mann, der als der Reichstagsabgeordnete von tardorff auf dem rechten Flügel der Deutschen Volkspartei fteht und deffen demokratische Gesinnung sich dadurch auszeichnet, daß er die Große Roalition ablehnt, weil die linksgerichtete Arbeiterschaft im

-

ein Arbeitsmann, in wirren Tagen gestellt zwischen überschäumen­des Volt, dem er angehörte, und die Ausführungsorgane der Staatsmacht, vermittelte zwischen beiden und bezahlte die Vermitte lung mit dem Leben. Die Flammen der Leidenschaften züngelten hoch. Die Polizei und die Demonstranten hatten den Kopf gleicher maßen verloren. Der Schutzbündler von Wien aber hatte ihn nicht verloren. Im Gejohl der entrüsteten Bollsmassen, im Salvenfeuer der Gendarmerie, angesichts des qualmenden Gebäudes, war sein Kopf falt geblieben, und warm mur geworden war sein Herz, das nicht dulden wollte, daß ein Mensch, der wahrscheinlich nicht anders in seiner Gesinnung war als die da draußen, das unschuldige Opfer eines qualvollen Mißverständnisses würde.

Wie unfagbar schäbig mutet daneben die verlogene Greuel­propaganda der Hekpresse an, der gar nicht genug Blut in Wien propaganda der Heßpresse an, der gar nicht genug Blut in Bien fließen konnte, die zur Befriedigung ihres Sadismus. noch die mit Petroleum begossenen und zertretenen Polizisten dazu erfand. Das ist einmal fein Hezer gewesen, dieser brave Mann von Wien , der den Haß auf sich nahm, der dem anderen galt, fein Ausnutzer aus den Fugen gegangener Stunden, sondern ein guter Mensch. Er ist ein Denkmal wert, und sei es nur eines, das nicht aus Stein und Mörtel, sondern aus Buchstaben und Lauten besteht.

Es tamen einmal böse Tage über Wien . Viel Leidpolles ge­schah. Aber einer wurde dabei ans Licht gehoben, der sich bc­währte, der das schöne Heldentum opferbereiter Anständigkeit be­wies, der sein Blut dafür zum Pfande gab, daß es noch Hersen gäbe. Er war fein Fürst, kein Ritter und kein Kriegsmann. Er gehörte als Ordner dem österreichischen Schutzbund an.

Ein sozialwirtschaftliches Reichsmuseum. In unserem Jahrhundert der raftlosen Maschinenarbeit und fa­pitalistischen Profitmacherei erkennt man immer mehr die Rot wendigkeit, daß Wirtschaft und Technik dem Menschen dienen und nur um seinetwillen betrieben werden sollen. In den Kriegs­und Nachkriegsjahren zeigte sich dieses Hauptproblem der Gesell ichaftsfunde mit elementarer Wucht und hämmerte sich selbst nicht sozialistischen und nichtgewerkschaftlichen Kreisen ins Bewußtsein. sozialistischen und nichtgewerkschaftlichen Kreisen ins Bewußtsein. Hungerblockade, die Inflationszeit mit ihrer Umwertung aller Werte Erinnert sei nur an fozialwirtschaftliche Erscheinungen wie die und die Deflationszeit mit ihrer schwierigen Arbeitsmarktlage. Um nun alle solchen und ähnlichen sozialwirtschaftlichen Erscheinungen anschaulich den breiten Bottsmassen zu erklären, hat man die Stätte der ehemaligen der ehemaligen Gejolei in Düsseldorf in ein Reichs museum für Gesellschafts- und Wirtschaftstunde umgemandelt, das noch im tommenden Herbst der Deffentlichkeit und ihrer kritischen Beurteilung zugänglich gemacht werden soll.

Das Reichsmuseum will den arbeitenden Menschen in den Vordergrund der Forschung und in den Mittelpunkt des gesamten die Museumsleitung bei ihrer Arbeit zurück und nimmt von hier wirtschaftlichen Geschehens ftellen. Auf primitivste Berhältnisse greift aus den logischen Aufbau vor. Durch Zahlen, Bilder, Schemata, Modelle und andere einfache Symbolisierungen wird fie Entmid. lungen und Begriffe veranschaulichen, Wie die Zeitung verfündet,

einer glanzvollen Feier im städtischen Saalbau eingeleitet, deren Höhepunkt die Reden von Hermann Müller ( Berlin ), Bracke ( Paris ) und Mag Winter( Wien ) bildeten. Hermann Müller wandte sich in deutlichen Worten an die Entente mit der Aufforde rung, endlich die großzügige Geste der Rheinlandräumung, die seit Locarno , Genf und Thoiry alle Welt erwarte, nicht länger zurück­zuhalten. Bracke schloß sich den Worten Hermann Müllers an und betonte insbesondere den Standpunkt der französischen So zialdemokratie, die stets das Gaargebiet als deutsches Gebiet be trachtet habe und betrachten werde. Winter streifte die letzten Bor. gänge in Wien und gab der Hoffnung der Deutschösterreicher Auss brud, bald ebenso wie das Saargebiet zu Großbeutstand zurüctehren zu dürfen.

4 35***

An dem Demonstrationszuge am Sonntag beteiligten fic) 15.000 schierten im Zuge mit. Im anschließenden Maffenmeeting sprachen Bersonen aus allen Teilen des Gaargebiets, 4000 Kinder mar wiederum Müller, Brade und Winter. Tosender Beifall der Zu hörer begleitete eine symbolische Berbrüderungsfzene der deutschen , französischen und deutschösterreichischen Sozialdemo tratie auf dem historisch denkwürdigen Boden des Völkerbund­

landes" an der Saar ..

strebt sie bei ihren Darstellungen eine unbedingte Sachlichkeit und Neutralität an, um strengster Kritik standhalten zu können. Eine Inangriffnahme des ganzen umfassenden Aufgabenkreises verbietet fich vorläufig noch durch Mangel an Play und Mitteln. Der augen­blickliche Museumsbau umfaßt 3300 Quadratmeter Bodenfläche, Einst­weilen will man sich mit wichtigen Einzeldarstellungen begnügen. Aus dem Gebiete der Wirtschaftskunde feien angeführt: die euro­ päische Getreideversorgung, die Weltwirtschaft der Düngemittel, die Erdölversorgung, Stahl und Eisen, Berkehrsfragen, die Rationali fierung und ihr Stand in der deutschen Industrie. Dabei soll auch die internationale, weltwirtschaftliche Berknüpfung der einzelnen Gebiete berücksichtigt werden. Aus dem Gebiete der Gesellschafts­tunde seien erwähnt: das Bevölkerungswesen, die Stellung der Ehe- und Hausfrau im Wandel der Zeiten, Bilder aus der Ge­schichte der menschlichen Arbeit.

Beweglichkeit ist das ausgestaltende Brinzip bei der ganzen Museumsarbeit. Ganze Telle der Ausstellungsbestände sollen nur zeitweise den Besuchern offen stehen. Dann soll das Alte Neuem Platz machen und als gefchloffene Wanderausstellung durchs Land ziehen. Daneben will man von zahlreichen Ausstellungsgegenständen Duplitate anfertigen, die dauernd auf Abruf versandt werden können. Diese Duplitate fönnen bei Kongressen, Ausstellungen und in Schulen und Universitäten als wertvolles Belehrungsmaterial dienen. Auch die Arbeiterschaft wird hier für sich viel brauchbares instruktives Material finden. Aufgabe ihrer Funktionäre aber ist es, scharf darüber zu wachen, daß die angekündigte Objektivität und Neutralität nicht, wie es in ähnlichen Fällen schon so oft geschehen ist, zu einer Maste entartet, um die Verbummungsinteressen bestimmter Wirt schaftskreise zu verbergen oder wissenschaftlich" zu rechtfertigen.

Christian Schmi.

Der goldene Boden New Yorks . Die ungeheure Wertsteigerung, die der Boden New Yorks in der Hauptgeschäftsgegend gewonnen hat, wird durch einige Zahlen beleuchtet, die New Yorker Blätter veröffentlichen. Man hat fürzlich ein Schriftstück gefunden, in dem der Preis für ein Grundstück von 4 Hektar am Ende des 17. Jahr hunderts angegeben ist. Ein Holländer namens Johann Roese zahlte danials 1000 Bfund, und der Preis wird als ungeheuer hoch" bezeichnet. Wäre diefes Grundstück noch im Besiz der Familie, dann tönnte sie heute mit Leichtigkeit 25 Millionen Pfund dafür er­Gründung im Jahre 1836 zum sechsten Male um. Das unsprüngliche zielen. Der Union- Klub, der älteste der Stadt, zieht seit seiner Terrain am Broadway fostete wenige hundert Dollar; für seinen

neuen Siz an der Ecke der Bark- avenue und der 69. Straße muß er 1 Millionen Dollar zahlen. Die Barf- avenue, die heute das Wohnviertel der Milliardäre darstellt, ist erst seit wenigen Jahren so fehr im Preis gestiegen.

Das Univerfifäisjubiläum in Tübingen . In der alten Aula der Tübinger Universität fand Montag der offizielle Festakt aus Anlaß des 450 jährigen Bestchens der Universität statt.

Der vierte Internationale Kongreß für Individualpsychologie findet vom 17. bis 19. September in Wien statt. Den einleitenden Bortrag bält Dr. Alfred Adler . Verhandlungsgegenstände find u. a. Berhütung und Behandlung von Psychosen; Berwahrlosung und Kriminalität, ihre Ber­hütung und Behandlung in Schule und Haus.