wie öas Volk l Grundsteinlegung für ein Die organisierte Arbeiterschaft Michendorfs in der Mark, dem an der Borortstrecke nach Beelitz -cheilftätten gelegenen Orte von tMO Einwohnern, hat am vergangenen Sonntag im Rahmen einer würdigen Feier den Grundstein zu einem Volkshaus gelegt. Es zeugt von der Lebenskraft der beteiligten Organisationen, daß das im Jahre INII erbaute alte Gewerkschaftshaus den Erfordernissen unserer Zeit nicht mehr gerecht wird, und daß es trotz aller Schwierig- ketten, die reaktionäre Behörden in den Weg legten, gelungen ist, mit der Verwirklichung eines schon lange gehegten Planes zu beginnen. Bauherr des Hause», für dessen Er- richtung der Verband der Steinarbeiter eine Hypothek in Höhe von 5000 Mk. hergegeben hat, ist die neugegründete Volks- Hausgenossenschaft. Von großer Bedeutung ist es dabei, daß das von dem Architekten Genossen Walter Grüneberg- Michendorf entworfene Gebäude, das neben einem F e st f a a l ein Kino und eine Badeanstalt enthält, vor allem ein Werk der Selbsthilfe sein wird. Die Veranstaltung, die stch einer starken Anteilnahme der Michen- dorfer Einwohnerschaft erfreute, begann mit einem Festumzug, an dem sich die Mitglieder der freien Gewerkschaften, der sozialdemokratischen Partei, des Reichs- banners, der Arbeiterjugend, des Arbeiter-Turn- Vereins, des Arbeiter-Gesangvereins und des Arbeiter-Samariter-Bundes beteiligten. Die Kom- m u n i st e n spielten hierbei wieder die traurige Rolle der Stören- friede. Sie hatten von auswärts einen Trupp Rotfrontler heran- geholt, die sich trotz gegenteiliger Abmachungen mit allem Klimbim an dem Umzug beteiligen wollten. Damit hatten sie aber kein Glück und unbeachtet mußten sie sich trollen. Der Festakt auf dem Bau- platz, der außerordentlich günstig in der Hauptstraße Michendorfs liegt, nahm dann einen schönen Verlauf. Gauleiter Schenke vom Verband der Steinarbeiter wies in seiner Festrede auf die Aufgaben der Gewerkschaften hin und forderte die noch Fernstehenden auf, sich einzureihen als bewußt« Klassenkämpfer in die Kulturbewegung des Sozialiemus. Rur durch praktische Mitarbeit im Staate und ein- heitliches Vorgehen wird es dem Proletariat möglich sein, die Re- publik zu einem sozialen Dolksstaat auszubauen. In diesem Sinne wünschte der Redner der Michendorfer Arbeiterschaft zu ihrem Unternehmen Glück und schloß mit einem dreifachen, von der Fest- Versammlung begeistert aufgenommenen Hoch auf die So- lidarität der Arbeiter aller Länder. Nachdem die Urkunde eingemauert war und die Vertreter der ver- schiedenen Organisationen mit drei Hammerschlägen aus den Grund- stein ihren Weihspruch gesagt hatten, sang die Menge die Inter - nationale und zog in geschlossenem Zug zum Festplatz, auf dem nach dem Ernst der Stunde der Frohsinn zu seinem Recht kam. Sommerfest in Tempelhof . Die Genossen des 13. Kreise, leiteten ihr diesjähriges Sommerfest mit einem Umzug durch den Ort unter Vorantritt des Reichsbanner. Tambourkorps ein. Der Zug, in dem zahlreiche rot« Fahnen und Banner mitgeführt wurden und den Radfahrer mit schwarzrptgoldenen Wimpeln flankierten, legte der Tempelhofer Beamtenbeoöikerung beredtes Zeugnis von der Existenz und der Stärk« unserer Bewegung ab. Bald war da» Lokal zum„Birkenwädchen" ziemlich gefüllt. Genosse Schützinger betont« in setner Ansprache, daß unsere Feste
»mit und feiert. Volkshaus in Michendorf. in dieser Zeit niemal» der politischen Note entbehren dürften. Cr gedachte der Wiener Genossen, deren beleidigtes Rechtsgefühl sie in den Tod getrieben hat und warnte die deutsche Justiz vor weiteren Rechtsbeugungen. Genosse Schützinger schloß mit der anfeuernden Aufforderung:„Nie wieder Krieg!'. Um dos reichhaltige Programm von 31 Punkten haben sich der Bildungsausschuß und sein Obmann Otto Günther- Mariendorf verdient gemacht. Neben der guten Musik, ausgeführt vom Berliner Konzertorchester, sei der erstklassigen exquilibristischen und okrobatischen Leistungen des Artisten-Vereins Berlin gedacht. Zwischendurch brachte der Volkschor Tempelhos- Mariendorf alte Arbeiterlieder zum Vortrag, und es erfreute die Freie Turnerschaft Grotz-Berlin die Genossen durch wohl- gelungene Leistungen. Um die Unterhaltung der Kinder waren die .Kinderfreunde' bemüht. Ein Fackelzug und der gemeinsame Gesang der Internationale schlössen die Veranstaltung, der die Mariendorfer Genossen eine Derfassungsfeier folgen lassen wollen. Parteibannerweihe in Köpenick . Am Sonntag wurde in Köpenick das von den Genossinnen der Abteilung gestiftete Parteibanner geweiht. Unter Führung des Reichsbannertambourkorps und des Musikoereins„Echo' mar- schierte der Zug zum Marktplatz, wo die Weihe des Banners voll- zogen wurde. Nach einem Festspruch, vorgetragen von der Genossin Jankowski, und Einleitungsgesang durch den Männerchor Köpenick bestieg die Genossin I u ch a c z die Rednertribüne, um in lies- empfundener Rede auf die Bedeutung des Tages hinzuweisen, de- sonders auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Frau und Mann in der Partei und Wirtschast. Nach Uebernahme des Banners durch den Vorsitzenden der Abteilung, Genossen Monte, und Schluß- gesang des Männer- und Gemischten Chors ertönte die„Jnternatio- nale', worauf sich der Zug nach dem Festlokal Restaurant„Wenden- schloß' begab, wo bei Spiel und Tanz die Parteigenossen den für die Parteigeschichte Köpenicks bedeutsamen Tag harmonisch ab- schlössen. Hervorzuheben ist die Teilnahme von Parteigenossen aus der näheren und weiteren Umgebung, die mit ihren Bannern dem Feste eine über den Kreis hinausreichende Bedeutung gaben. * Die Wethe ihres Banners vollzog am Sonntag die Reichs- bannerkameradschajt Königswu st erhausen unter großer Äe- teiligung von auswärtigen Kameraden. Bereit» am Sonnabend abend zog«in großer Fackelzug durch die Straßen, bei dem der Kreisleiter, Kamerad Fraenkel, des zweiten Opfers von Arensdorf, des Kameraden W o l l a n ck, gedachte..Wir,' so rief er aus, „fordern strengste Bestrafung des Mörders.' In seiner Festrede am Sonntag führte der Kamerad Polizeisekretär K o t h e aus, Gegenwart und Zukunft gehören der Repu- blik und" bei ihrem Ausbau muß das Reichsbanner an der Spitze marschieren. Der Redner gedachte der Toten de» Welt- krieges und der Republik sowie unserer gefallenen Kameraden T i e tz e und W o l l a n ck. Die Weihe der Fahne wurde durch den Kreisleiter, Genossen Fraenkel, vorgenommen. Mit einem drei- fachen Hoch auf die Republik schloß der Redner seine Ausführungen. Anschließend daran fand ein längerer Ummarsch durch die Stadt statt, dem sich eine Besichtigung der Funkstation anschloß.
Diszkplinlosigkeit üer Radfahrer. Die Verkehrswacht fordert Polizeiliches Einschreite». In der letzten Sitzung der Verkehrswacht spielten besonders die Radfahrer eine Rolle. Aus allen Kreisen der Verkehrsinter- essenten kamen Klagen, daß in Berlin die Radfahrer durch außer- ordentliche Disziplinlosigkeit auffallen. Die Verkehrs- wacht faßte einen Beschluß, daß den Polizeibehörden nahegelegt werden soll, die bestehenden Vorschriften strenger zu handhaben. Im besonderen soll das Belasten der Fahrräder mit zwei erwachsenen Personen und das Anhängen der Radfahrer an andere Fuhrwerke geahndet werden, da durch diese Unsitte die Lerkehrsunsicherheit stark gefährdet wird. Dem Polizeipräsidenten wurde empfohlen, Motorradpatrouillen «inzurichten, um speziell der verbotswidrig fahrenden Radfahrer habhaft zu werden. Daß Motorradpatrouillen gleichzeitig ihr Augenmerk auf unbeleuchtete Fuhrwerke zu richten hätten, versteht sich von selbst. Besondere Beachtung oerdient, daß diese Beschlüsse unter ausdrücklicher Zustimmung der in der Ver- k ehrswacht vertretenen großen Radfahrer- Ver- bände geschahen.. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die in den Verbänden organisierten Radfahrer sich vorbildlich der Verkehrs- ordnung unterwerfen, daß aber die sogenannten wilden Rad- fahr er die Verkehrsordnung oft nicht einmal dem Namen nach kennen. Die Verkehrswacht Berlin-Brandenburg hat sich mehrfach mit Eingaben an die zuständigen Behörden gewandt, die auf Ver- befferungen namentlich der Berliner Zufahrtsstraßen hinweisen. Es ist eine bekannt« Tatsache, daß einige nach Groß-Berlin führenden Straßen sich in einem derartig schlechten Zustande befinden, daß dos Befahren geradezu lebensgefährlich ist. Meldungen über Mißstände im Verkehrswesen, soweit sie die Verkehrssicherheit betreffen, können von jedermann an die Geschäftsstelle der Verkehrswacht Berlin-Brandenburg , Berlin S 51, Planufer(51, gemacht werden. Nicht Weltausstellung, soaöern öauausstelluog. Wie die LZ.-Korrespondenz au» städtischen Kreisen«r- fährt, wird sich der Magistrat in einer für heute vormittag anbe- räumten außerordentlichen Sitzung weder mit dem Bau einer neuen Ausstellungshalle auf dem Messegelände in Witzleben noch mit den Plänen für eine Weltausstellung im Jahre 1930 be- schäftigen. Auf der Tagesordnung der heutigen Magistratssitzung steht vielmehr die„Stellungnahme zu den Verträgen über eine Deutsche Bauausstellung für da» Jahr 193 0', deren Veranstaltung schon seit IX Iahren geplant und von den zuständigen Stellen der Stadt und der Wirtschaststreif« erörtert wird. Aus der Tatsache, daß der Magistrat ein« außerordentlich« Sitzung am Diens- tag angesetzt hat, läßt sich mit größter Bestimmtheit schließen, daß die Projekt« nunmehr eine feste Gestalt angenommen haben und un- mittelbar vor der endgültigen Entscheidung stehen. Von den heutigen Beschlüssen de» Magistrats wird auch die ferner« Gestaltung de, ganzen Messegelände» abhängen.
Wohnungseinbrüche ohne Ende. Ein Autodroschkenb-esitzer, der seine Wohnung am Gröbenufer3 Hot, hat die Gepflogenheit, sich um 5 Uhr morgens mit seiner Ehefrau nach der nahegelegenen Garage zu begeben, um die Reinigung der Droschken zu beaufsichtigen. Gegen 8 Uhr kehrt da» Ehepaar gewöhnlich zurück. Diese Gelegenheit müssen Einbrecher ausgekundschaftet haben. Sie drangen am Montag früh mit Nach- schlüsseln in die Räume ein, erbrachen alle Behältnisse und stahlen die gesamte Garderobe de» Mannes und der Frau, sämtliche Bett-, Tisch- und Leibwäsche, Tafelsilber und zwei Stand Betten. Zum Wegschaffen der umfangreichen Beute müssen die Verbrecher unbedingt einen Wagen benutzt haben. Auf die Er- greifung der Diebe ist ein« Belohnung von 300 M., für die Wieder- beschassung des gestohlenen Gutes«ine solche von 10 Proz. ausgesetzt. Mitteilungen sind an die Dienststelle L 3 im Polizeipräsidium zu richten. � Dank der Aufmerksamkeit einer Nachbarin wurden drei W o h- nungseinbrecher in der Mecklenburgischen Straß« zu Wilmersdorf festgenommen. Eine Frau sah aus dem Fenster und bemerkt« drei verdächtige Männer, die in das Haus hineingingen: sie hörte sie an der Tür der Unterwohner hantieren, wußte aber, daß diese nicht zu Hause waren. Die Frau lief nun auf den Treppenflur hinaus, um die Verdächtigen zu beobachten. Diese sahen sich ertappt, warfen die Wohnungstür, die sie schon mit einem Nachschlüssel ge- öffnet hatten, rasch wieder zu und taten, al» seien sie hormlose Be- wohner gewesen. Ihre wiederholten Rufe„A u jf W i e d e r- sehen! konnten aber die Frau nicht täuschen. Zum Pech für die Einbrecher erschien auch gerade im rechten Augenblick der Woh- nungsinhaber. Die drei wurden nun festgenommen und der Polizei übergeben und als Polen namens I. Schapiro, A. Ajdel- mann und Josef Millstein, alle aus Warschau , festgestellt, die trotz Ausweisungsbefehls sich noch immer, in Berlin aufhielten. Sie wurden dem Untersuchungsrichter vor- geführt. Drei schwere Verkehrsunfälle. An der Eck« Grellstraße und Prenzlauer Allee geriet gestern nachmittag der 14jährige Schüler Erich K. aus der Metzer Straße 15 mitseinemFahrrad unter einen La st kraftwage n. Der Verunglückte wurde mit schweren Verletzungen zur nächsten Rettungsstelle und von dort in das Krankenhaus am Fried- richehain gebracht.— Ein weiterer schwerer Verkehrsunfall trug sich gegen X<5 Uhr in der Wilmersdorfer Straße in Eharlottenburg zu. Ein Lastkraftwagen geriet in» Schleudern, wobei der Hintere Teil des Wagens auf den Büraersteig kam. Ein Rad- fahrer, der 23jährige Paul W. au» der Klausewitzstraße in Char- lottenburg, der in demselben Augenblick die Unglücksstelle passiert«, wurde so unglücklich zwischen dem Lastkraftwagen und einem Baum eingequetscht, daß er sich schwere innere Verletzungen zuzog. W. mußte in das Westender Krankenhaus über- geführt werden.— Auf dem B ü l o w p l a tz wurde gestern abend gegen 7 Uhr der 35jährige Bankbeamte Werner E. au« der Prinzen- straße beim Ueberschreiten des Fahrdammes von einem Autobus überfahren. Schwerverletzt wurde E. durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamt«» in da» Kranken- Haus am Friedrichshain gebracht. Sein Zustand Ist besorgnie- erregend. Die betrügerischen Wohlfahrtspfleger. Zu den neuesten Meldungen über Unterschlagungen von Wohlfahrtsgeldern teilt das Bezirksamt Kreuzberg mit, daß Hänel und Hensel nie Äommissions- Vorsteher waren. Beide gehörten einer und derselben Wohlfahrts- kommission an. Hensel war Stellvertreter des Vorstehers, Hänel nur Mitglied. B«id« haben Hand in Hand gearbeitet und damit den Kommissioneoorsteher täuschen und die Stadt betrügen können. Entdeckt wurden die Fälle Anfang des Sommers 19ZS. Die Ueberwachungsadteilung des Magistrats hat in eingehender, erst im Apn! des Jahres abgeschlossener Untersuchung dem Hensel«ine Veruntreuung von 443,35 M., dem Hänel eine solch« von 112 5». nachweisen können. Um Tansende oder gar Zehntausende von Mark, wie zutrst gemeldet tvurde. handelt es sich nicht. Hensel hat die von ihm veruntreuten 443,86 M. an die Stadt zurückerstattet.
lvochenendsahrt in di« Ruppiner Schweiz . Der Touristen- »»rein.,Die Naturfreunde, Zentrale Wien ' veranstaltet am Sonntag, dem 31. Just, eine Wochenendfahrt in die Ruppiner Schweiz . Abfahrt srüh(5,55 Uhr vom Stettiner Ferndahnhof nach Neu-Ruppin . Von dort Dampferfahrt über den Ruppiner See nach Altruppin , Neue Mühle, über den Wolchow - See, Peetzen-See, Scharmützel-See nach Forsthaus Tornow. Von
dort Wanderung am Teuselssee entlang nach Binenwalde(Mittags- rast), dann zurück am Binenbach entlang, vorbei an der Balten- mühle und Tornowsee, zurück zum Dampfer. Teilnehmerkarten a 5 Mk.(Eisenbahn- und Dampferfahrt hin und zurück) bei Bruno D a m n i tz, N. 65, Lüderiftstr. 58, Erich Thomas, N. 65, Luxem- burger Str. 1(Laden), Hugo Sinn, N. 20, Stettiner Str. 30, Vorwärts- Spedition Berlin- Treptow, Graetzstr. 50. Richard Walter, Neukölln, Siegfriedstr. 55(Laden).
Ein Nethplalkoholprozeß in Saüen. Angeklagter Bethe zu 11 Jahren Zuchthaus verurteilt. 0ssenburg. 25. Juli. (TU.) Vor etwa Jahresfrist waren in Mittelbaden und in Westfalen Methylaltoholver- g i f t u n g e n aufgetreten, die den Tod von 15 Personen herbeiführten, während zwei weitere Personen vollkommen e r- blind et en. Die Untersuchungen führten zu der Verhaftung des Kaufmanns B r u ch f a l e r aus Offenburg , der Mechyolanol in großen Mengen von verschiedenen Firmen bezog und diese» dann als reinen Sprit in ganz Mittelbaden und nach Westfalen verkaufte. An diesem Geschäft beteiligte sich auch ein Kaufmann namens Bete aus Mittelbaden. Während seiner Inhaftierung war.bei Bruchsaler eine Geistesstörung aufgetreten, so daß sein Erscheinen bei der jetzigen Schwurgerichtsverhandlung in Offenburg unmöglich war. Nach viertägiger Verhandlung verurteilte das Schwurgericht den Kaufmann Bethe zu elf Iahren Zuchthaus unter Ab- erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre und Stellung unter Polizeiaufsicht. Ein weiterer Angeklagter, der als Chauffeur die Transporte des Methylalkohols ausführte, wurde freigesprochen.
Der Sonntag erfreute durch ein kurze», aber recht geschmack- volles Abendprogramm, das den Titel trug:„Französischer Abend'. Gewiß wurde nichts Erschöpfende» in dieser Auswahl geboten oder auch nur erstrebt. Aber ausgezeichnete Künstler, Boris und Joseph Schwarz , Dora Bernstein-Börner und Walther Frank. setzten sich für die einzelnen Darbietungen ein und ließen jede zur besten Wirkung kommen.— Eine Erinnerungsstunde an Max Dauthendey brockte der Montagabend. Ernestine Münchheim sprach mit tiefem Verständnis Dichtungen Dauthendeys. Auch der letzte, ergreifende Brief des Dichters an feine Frau kam zum Vortrag. Nikolaus Lambinon, am Flügel begleitet von Prof. Wappenschmied, umrahmte die Feier mit vollendeten Geigendarbie- tungen. Im Anschluß sang Paul Seebach, ein gutgeschulter Baß- bartton, Lieder von Schubert, Brahm» und Wolfs. — Die Novellen- stunde am Nachmittag bestritt K l a r a V i« b i g. Die Schriftstellerin las«ine psychologisch scharfgesehene Novelle„Das Kind'.— Die fesselnde Vortragsreihe„Die Kunst der Nationen' des ausgezeichne- ten Rundfunkdozenten Dr. Ernst Eohn-Wiencr wurde mit Aus- führungen über die Holländer und Flamen fortgesetzt.— Dr. Willy Blumenthal sprach über„Pas Wort als Ausdrucksmittel unserer Zeit' und wie» darauf Jjin, wie jetzt allmählich nach einer Epoche der Unterwertung des Wortes wieder seine Anerten- nung sich durchzusetzen beginnt.— Ludwig Spitzers Ausführungen „Was bietet Berlin dem Fremden?' waren in mehrfacher Beziehung unzureichend. Erstens störte da» geradezu unmögliche Schriftdeutsch setner Sätze und die dadurch bedingte Schwerfälligkeit de« Stils. Dann aber waren die Ausführungen so trocken und nüchtern und wurden dazu so schnell geboten, daß bestimmt kaum einer der Funkhörer Zeit fand, sich irgendwelche zweckmäßigen Notizen zu machen. Es ist schade, daß der Dortragende seine sicher- sich reichen Kenntnisse nicht in eine gefälligere Form gebracht hatte. Tes.
vas Sergunglück auf Feche fluguste Victoria Kraterbildung an der Unglücksstätte. An der Stelle, wo der Schacht III der Auguste-Diktoria-Grube in hüls bei Essen zu Bruch ging, versanken das ZNaschinenhaus. die Fördermaschine. 30 Tonnen Kabel, zwei Betonmischmaschinen. ein fahrbarer Kran, das Abteufgerät in einem Krater vou 100 Meter Durchmesser und 2 5 Meter Ties«. Zurzeit süllt sich der Trichter, dessen Ränder auch heute noch aachbrechen, mit Wasser. Schätzungsweise sind 75 000 bis 100 000 Kubikmeter Fließmassen eingebrochen. Beim Ausbau von Schacht III sind etwa 30 000 Subik- meter zutage gefördert morden. Der Schacht III gilt al» verloren. Als ein Glück ist es zu bezeichnen, daß der Zusammenbruch au einem Sonntag erfolgte, an dem nicht gearbeitet wurde. Sonst hätte die Be- legschast der dritten Sohle im Schacht l/II in Stärke vou 200 Mann sicher den Tod gefunden. Verursacht wurde das Unglück noch Ermittlungen des WTB. durch einen Bruch der Tübbingsäule, di« aus gußeisernen Ringen von 6X Meter.Durchmesser besteht und durch die Schwimmsand- schicht von 200 Meter hindurch in festes Gebirge führt. Der Grund zu dem Bruch ist nicht bekannt, ist aber wahrscheinlich auf eine Bewegung des Gebirges zurückzuführen: die Gefrierrohre befanden sich noch um den Schacht. Bei Beginn der Katastrophe gegen 7 Uhr früh befanden sich ein Steiger und ein Mann im Schacht, um vom Kübel aus in 100 Meter Tief« das Lot für di« Spurlatten, zwischen denen der Förderkorb laufen sollt«, einzuhängen. Di« beiden be- merkten, daß die Tübbing schwitzte. Plötzlich hörten sie, daß die unteren 100 Meier der Tübbing brachen. Sie hörten dys Rauschen de» Wassers und riefen um Hilfe. Nach schrecklichen Minuten wurden sie hochgezogen, während oben die Bühne schon zu versinken begann. Um 8X Uhr versank der Bohrturm, eine halbe Stunde später war von den Anlogen nichts mehr zu sehen. Der Ouerschlag zu Schacht I/II und die Sohlen III und II der Schachtanlaoe I/II hatten sich bei Eintritt der Katastrophe sofort mit Wasser und Schlamm gefüllt, und zwar mit solcher G«- wall, daß in einer Entfernung von 2X Kilometer in Schacht I/Il die Kohlenwagen fortgeschleudert und umgeworfen wurden. Sohle III ging bei der Katastrophe zu Bruch. Da» verhindert« hier ein weiteres Vordringen der Schlammassen, die nun durch einen Blind- schacht in Sohle II nach oben und von da herab in den übrigen Teil von Sohle III und in den Stapelschacht drangen, in denen die fünf Bergleute sich befanden. Di« Be- dauernswerten sind bei der furchtbaren Gewalt des von oben hereinbrechenden Wassers und Schlammes sicher sofort zu Tode gekommen. Die Rettungskolonnen drangen in die ver- schlämmten Teile vor, mußten qber die Arbeit aufgeben, da sie bis zu den Armen im Schlamm versanken. Am Montag früh ver- suchten sie erneut vorzudringen, aber vergeblich.
Cin englischer Militärflieger abgestürzt. Bei lebendigem Leibe verbrannt. London , 25. Juli. (TU.) Bei den großen englischen Luft� Manövern, die heute über London begonnen haben, hat sich bereits ein tödlicher Unfall ereignet. Bei Northot stürzte ein Flugzeug de» 17. Kampfgeschwaders ab. Der Insasse, ein Fliegerofsizier, ver« brannte bei lebendigem Leide. Gegen Mittag wurden die ersten „feindlichen' Maschinen über London gesichtet. Zweieinhalb Mi- nuten später waren bereit» die ersten Kampfflieger zur Verteidigung gestartet. Die Operationen dehnten sich bald über ein großes Ge- biet aus.