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ondergessenes" Land.

690 000 preußische Morgen Land nicht auffindbar.

Am 26. April dieses Jahres richtete der preußische Landtags­abgeordnete Gen. Baezel an die preußische Regierung eine Kleine Anfrage( Nr. 1600, Blatt 955) wegen der Mitteilung in der ,, Bodenreform"( 1926, 379 ff.), daß über 690 000 preußische Morgen. bei der landwirtschaftlichen Anbauflächenerhebung 1925,, pergeffen" worden seien. Nach dieser Mitteilung hat das preußische Statistische Landesamt durch 1825 Rückfragen an die in Betracht kommenden Gemeinden und Gutsbezirke das vor den Augen der Statistit plötzlich zauberhaft versunkene Land wieder an die Oberfläche gebracht. Abg. Baezel fragte: ob das Staatsministerium angeben tönne, welche Gemeinden und Gutsbezirke dieser Gewissensschärfung bedurften, und welche Besitzgrößen es waren, die sich so zu verfrümein ver­mochten. In der Antwort des Landwirtschaftsministers heißt es: Die Nichtangabe von insgesamt 173 000 Heftar bezieht sich nicht die einzelnen Betriebsleiter befragt werden, sondern nur der durchweg auf sämtliche Bezirke. Da bei der Anbauflächenerhebung Gemeinde- oder Gutsvorsteher für feine gesamte Fläche, ist es nicht ohne weiteres möglich, die Größentlassen festzustellen, innerhalb deren zunächst Flächen verschwiegen werden find. Es ist jedoch nach den Erfahrungen, die auch bei der Bearbeitung der land­wirtschaftlichen Betriebszählung( einer Individualerhebung) ge­macht worden find, im allgemeinen eher damit zu rechnen, daß in mittel- und flet merden, als in großbäuerlichen oder solchen mittel- und flein bäuerlichen Bezirten Flächen nicht angegebe mit Großgrundbesitz; so sind in der Rheinprovinz   mit ihrem typisch bäuerlichen Grundbesig bei der Betriebszählung 22,2 Broz. weniger an Ackerfläche festgestellt worden, als nach der Anbau­flächenerhebung hätte vorhanden sein müssen, während in Pom­ mern  , dem inpischen Lande des Großgrundbefizes, der Fehlbetrag Die Bodenreform"( Nr. 27) fragt nun, wie es möglich sei, daß im Rheinland   mehr als ein Fünftel aller Aderfläche vergessen werden konnten; ob dabei etwa irgendwelche organi­satorischen Einflüsse unmittelbar oder mittelbar mitgespielt haben

nur 4,4 Proz. ausmacht."

fönnten.

Diese Vermutung drängt sich einem in der Tat auf, wenn man die im Jahrbuch der Bodenreform"( 1926, 223 ff.) abgedruckte An­leitung für die Anbauermittlung in Preußen 1925 des Präsidenten des preußischen Statistischen Londesamtes liest. Es heißt dort, daß neben den landwirtschaftlich genutzten Flächen auch die übrigen Bodennuzungen wie Forsten und Holzungen, Haus- und Hof­räume, Moorflächen, sonstiges Ded- und Umland sowie Wegeland, Gewässer usw. anzugeben sind, so daß die Gesamtfläche der Gemartung jeder einzelnen Ortschaft nachzuweisen ist. Um den Gemeinden einen genauen Anhalt für die Größe ihres Ortsbezirtes an die Hand zu geben, sind am Schluß des Erhebungsformulars die Gesamtflächen der Liegenschaften von 1924 nach Ausweis der kataster­amtlichen Hauptübersichten angegeben worden. Ferner wurden für jede Fruchtart und jede Bodenmuzung, die bei der Bodenbenugungs­erhebung von 1913 ermittelten Zahlen eingetragen.

Warnend fährt die Anleitung fort:

Zur Ermittlung richtiger Zahlen ist es dringend erforderlich, Zur Ermittlung richtiger Zahlen ist es dringend erforderlich, daß diese Erhebung so eingehend und gewissenhaft wie möglich durchgeführt wird. Die Erhebung liegt den überlassen, die erforderliche Auskunft von den Betriebs inhabern einzuholen oder nötigenfalls feld und ortskundige Sachverständige oder Vertrauensleute zur Mitwirtung zu gewinnen.. Wo es besondere Verhältnisse in einzelnen Orten er= fordern, tönnen auch Schätzungskommissionen gebildet werden." idrach diefer Anleitung waren dem Gemeinde und Gutsvorsteher durch die Zahlen von 1913 die im allgemeinen zuverlässig find, und Me Gesamtflächenzahlen von 1924 auf Grund der tatasteramtlichen Hauptübersichten Maßstäbe an die Hand gegeben, die einen Fehl betrag von mehr als ein Fünftel der vorhan denen Fläche auch dann unbegreiflich machen, wenn man berüc fichtigt, wie wenig Landgemeinde- und Gutsporsteher zumeilen für die mit einem verantwortungsvollen Amt verbundenen Arbeiten zweckmäßig vorgebildet und begabt find. Um so bitterer wird den Mittel- und Kleinbauern die Bemerkung des Landwirtschaftsministers

schmeden, daß im allgemeinen eher damit zu rechnen sei, daß in mittel- und kleinbäuerlichen Bezirken Flächen nicht angegeben werden, als in großbäuerlichen oder solchen mit Großgrundbefiß." Diese Be­mertung sollte das Verlangen in der deutschen   Bauernschaft nach reft lofer   Aufklärung ganz besonders beleben. Nicht nur die von dem Landwirtschaftsminister verdächtigte Bauernschicht, das ganze Bolt mit Ausschluß der Feudalherren, ist lebhaft an der Durchleuchtung dieser dunklen Vorgänge interessiert, und wir möchten wünschen, daß der Preußische Landtag   sich mit der Antwort des Herrn Landwirt­schaftsministers nicht zufrieden gäbe.

Die Regierung von Mecklenburg- Strelitz  . Einheitsfront von Völkischen   bis zu den Demokraten. Neustrelit, 26. Juli.

Die Debatte im Nationalrat.

Otto Bauer   antwortet Seipel.

Das Rededuell Seipel- Otto Bauer   in der Dienstagfißung| und mit den schändlichsten Mitteln, die in der Kriegszeit angewandt des Nationalrats zu Wien   ist gekennzeichnet durch den Hoch mut des Bundestanzlers und die Offenheit, mit der der Wortführer der Arbeiterschaft gesprochen hat.

Bon dem katholischen Priester Seipel hätte man wohl die Anwendung eines der elementarsten Gebote der Lehre Christi erwarten dürfen, die Bescheidenheit. Statt dessen hörte man einen Menschen, der mit sich selbst höchst zufrieden ist. Er fühlt sich hundertprozentig unschuldig; er rechtfertigt hundertprozentig die Polizei; er macht nicht einmal den leise­sten Versuch, die Frage aufzuwerfen, ob nicht die politischen gödie bilden, durch die maßlose Sprache seiner Organe und und sozialen Gegenfäße, die den Ursprung der Wiener   Tra­durch die Maßnahmen seiner Regierung unnötig verschärft worden sind. Kein Wort des Bedauerns darüber, daß unter den Toten zahllose Unbeteiligte sind; fein Wort der Erflärung gegenüber der schweren Anklage, die auch von der freien Polizeigemertschaft erhoben wurde, daß Scheiben­daß Scheiben­ins Ungeheure gestiegen ist. Kein Wort endlich der An­munition verwendet wurde und dadurch die Zahl der Opfer die Zahl der opfer erkennung für das selbstlose Eintreten des Republikani­fchen Schuhbundes, der unter schwersten Gefahren die rasende Menge stundenlang in Schach   hielt und viele Justiz­beamte und Polizisten aus dem brennenden Justizpalast herausholte.... Nur selbstbewußte, selbstzufriedene Worte der Antlage gegen die politischen Gegner hat dieser chriftliche Staatsmann" gefunden. Er fühlte sich eben als Sieger, weil er über eine fleine Mehrheit im Barlament von vornherein verfügt und weil man um den Preis von 100 Toten und 1000 Verwundeten Ordnung" geschafft.

Der Sozialdemokrat aber hat dem Prälaten Seipel eine bittere Lektion in christlicher Demut und Bescheidenheit erteilt, indem er mit rückhaltloser Offen­heit zu Beginn seiner Antwortrede die eigenen Fehler der Arbeiterorganisationen hervorhob. Wie tief muß der Eindruck dieser Lektion gewesen sein, wenn der Sizungsbericht ein­mütigen Beifall des ganzen Hauses an der Stelle seiner Rede verzeichnet, in der es heißt: Das Bild der 57 Särge auf dem Zentralfriedhof und der Jammer der Hinterbliebenen follte alle nötigen, sich zu fragen, wie weit sie ihre eigene Ver­antwortung für belastet hielten."

Am deutlichsten trat der Gegensatz zwischen der vor Selbsttritit nicht zurückschreckenden Sachlichkeit Otto Bauers und der oberflächlichen Einseitigkeit Seipels an jener Stelle der Rede des Bundeskanzlers zutage, die sich auf den Generalstreit bezog. Seipel leistete sich da den geist­

wurden, gearbeitet. Systematisch seien unter den Polizeimann­schaften Nachrichten über Greuel verbreitet worden, die an Wachleuten verübt worden seien, um sie ähnlich wie in Kriegszeiten in eine Stimmung der Rache und des Zornes zu versehen. Ferner sei mit Scheibenschußmunition auf Menschen geschossen worden. Als Beweis für diese Behauptung legt Bauer

G

Muster solcher Munition auf den Tisch des Hauses. In seinen weiteren Ausführungen ging Bauer im einzelnen auf die Forderungen der Sozialdemokratie aus Anlaß der Wiener   Bor­fommnisse ein. Zunächst verlangte er die Einsegung eines paria. wäre, wenn ein solches Unglück vom Parlament nicht untersucht mentarischen Untersuchungsausschusses und erklärte in leidenschaftlichen Worten, daß es das erstemal in der Geschichte würde. Wieviel schlechtes Gewissen würde sich dadurch zeigen, wenn diefer Antrag abgelehnt werden sollte! Bauer verlangt ferner Amnestie für die Verhafteten. Es sei zum mindesten, wenn nicht ein Gefühl der Menschlichkeit, so ein Gebot der Staatsräfon, den Hazz und die Rachsucht, die sich in den Tiefen der Gesellschaft anzusammeln für die Opfer und die Hinterbliebenen sprechen würde. Auch das sei, drohe, zu entwaffnen. Abgesehen davon, hätte man wenigstens er warten müſſen, daß der Bundeskanzler von Hilfsmaßnahmen primitivster Staatsfunft. Man müsse doch verstehen, wie sich diese wenn schon nicht ein Gebot der Menschlichkeit, so doch ein Gebot Dinge dem einfachen Menschen darstellen. Das Ergebnis der legten sieben Jahre, da Seipel unter verschiedenen Firmen nun regiere, zeige fich jedenfalls in den hundert Toten. Zuerst die jahrelange entfeßliche Arbeitslosigkeit ohne jeden wirksamen Bersuch des Staates, sie zu befämpfen, dann die peinliche Aufbeckung der Rorruption und als Krönung des Ganzen das Blutvergießen auf den Straßen: Ein Regime des Schmuges, nun aug mit Blut befledt; Der 15. und 16. Juli hätten eine andere Sprache erfordert, als sie geäußert wurde. Herr Bundeskanzler" so schloß Bauer ,, Sie waren zu fleinlich, diesen Weg zu gehen, und ich kann nur sagen: We hedemarmen Land, das so klein­lich in solchen Stunden regiert wird!( Stürmischer, minutenlanger Bauer brachte sofort zwei Beifall bei den Sozialdemokraten.) Anträge ein. Der eine fordert die Einsetzung eines Untersuchungs­ausschusses; der andere spricht der Regierung das Miß: trauen aus.

Abg. Kunschat( chr.- soz.) erklärte, daß

die Chriftlichsozialen gegen den Mißtrauensantrag und gegen den Antrag auf Einsehung einer Untersuchungskommission stimmen werden. Dann verlas der Vizekanzler Hartleib( ayr.- joz.), der als Innenminister erflärte, für die Maßnahmen der Polizei die volle Verantwortung zu übernehmen, einen von der Polizeidirektion verfaßten Bericht. Abg. Dr. Wottawa( Dnat.) warf den Sozialdemo­fraten vor, daß sie durch Obstruktion die Mehrheit an der Durch­sezung ihres Willens hinderten; das widerspreche der Demokratie,

Abg. Dr. Renner( Soz.) wies in bezug auf den Polizeibericht zwei Fällen die völlige unrichtigkeit und Berlogenheit Der offiziellen Darstellung nach. Die Sozialdemokratie habe es im übrigen nicht nötig, einen Trennungsstrich zwischen sich und den Anarchisten zu ziehen, das habe Viktor Adler   schon 1889 getan. Die Sozialdemokratie sei eine

Partei des Aufbaues und der Demokratie und werde die Mehrheitsherrschaft nicht hindern, sofern sie nicht das Recht beu g.t. Renner schloß: Die Katastrophe vom 15. Juli ist vor allem eine Tragödie der österreichischen Justiz. Die Debatte wird am Mittwoch um 11 Uhr fortgefeht

lofen i 3, diese Streikausrufung komme ihm vor, wie wenn in man bei einer Wirtshausrauferei das Licht ausdrehe. Selbst wenn dieser Vergleich richtig wäre, so könnte man darauf ant­worten, daß dies oft das wirksamste Mittel set, um Kämpfende zu trennen. Aber es scheint, daß der von dem gesamten reaktionären Bürgertum Europas   gegenwärtig fo hoch ge priesene Bundeskanzler Seipel noch immer nicht begriffen hat, daß die Proklamierung des Streits durch die Partei und die Gewerkschaften das einzige Mittel war, um die Massen wieder in die Hand verantwortlicher Organisationen zu bringen. Nur so war ein weiteres Blutvergießen zu ver hindern. Auch hat der Bundeskanzler anscheinend noch immer nicht begriffen, daß dem Staate Desterreich der Bürgerfrieg, nur dant dem mutigen Entschluß der Arbeiterführer, der Streit schon am Montag abend abzubrechen, erspart ge blieben ist. Ein wirklicher Staatsmann hätte doch soviel Objektivität aufbringen müssen, biefen flaren Tatbestand an­zuerkennen. Herr Seipel hat aber durch seine Rede bewiesen, daß er nichts mehr ist als ein Kirchturms politifer Kirchturmspolitiker

im wahrsten Sinne des Wortes.

Die ruhigen, bescheidenen, sachlichen Worte Bauers be­weisen, daß die Sozialdemokratie auch in schweren Tagen un­vergleichlich größer ist als die Bourgeoisie im Siegerrausch Wie kläglich diese Bourgeoisie in Zeiten der Niederlage ist, das haben wir im Herbst 1918 gesehen und nicht vergessen.

Den Sizungsbericht laffen wir folgen.

Wien  , 26. Juli.  ( Eigenbericht.)

Nach der Rede des Bundeskanzlers Dr. Seipel( im gestrigen Abendblatt   veröffentlicht. Red. des ,, Borw.") ergriff Abg. Dr. Otto Bauer  ( Soz.) das Wort, um in 2½stündiger, leidenschaftlicher, von

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Erregung und Erschütterung über die furchtbaren Ereignisse durch zitterter Rede wuchtige Anklagen gegen die Regierung zu erheben. Bauer begann mit dem Hinweis, daß angesichts so furchtbarer Er­eignisse jeder sich selbst fragen müsse, ob er nicht auch eine Schuld trage. Man dürfe nicht so pharisäisch wie der Bundes­kanzler sagen: Unschuldiger sei man niemals in eine solche Sache gekommen; da stelle er fest, daß die Sozialdemokratie streng geprüft habe, wie weit sie zu einem anderen Verlauf der Dinge hätte beitragen fönnen. Sie sei überzeugt, daß es besser gewesen wäre, wenn sie für Freitag eine geordnete Demon­ftration veranstaltet hätte. Freilich" so fuhr Bauer fort- ,, was hätten die bürgerlichen Parteien dann an Heze gegen die Sozial­demokratie getrieben! Es wäre auch besser gewesen, wenn man rechtzeitig rechtzeitig genügend Schutzbundmannschaften gehabt hätte. Es wäre auch besser gewesen, wenn man die Ge meindeschutz wa che, die erst die Beruhigung in Wien   geschaffen hat, schon am Freitag aufgestellt hätte. Wenn man nun dem Bürgermeister von Wien   den Vorwurf macht, daß er der Ver­wendung von Militär nicht zugestimmt habe, so zeigt sich darin, daß der Bürgermeister ebenso wie die Sozialdemokraten grundsä- lich andere Methoben zur Beilegung solcher Bewegungen lich andere Methoden zur Beilegung solcher Bewegungen anwenden will. Das ist vor allem die Methode der moralischen Einwirkung, während die Regierung die Methode der gewalt­samen Niederwerfung angewendet hat. Diese moralische Ein­wirkung hat sich in den aufgeregten Zeiten des Jahres 1918/19 be­währt, und sie ist auch vom Bürgermeister und der Sozialdemokratie am 15. und 16. Juli angewandt worden. Der Bürgermeister hat nicht nach dem Militär gerufen, sondern sich selbst auf den ersten Sprißenwagen gestellt und versucht, die Feuer­

Der neugewählte Mecklenburg  - Streliger Landtag hatte sich mit der Regierungsbildung für dieses kleine Ländchen zu befassen. Vorher wurde als Vertreter der stärksten Fraktion Ge­noffe Dr. Foth zum Landtagspräsidenten gewählt. Nachdem der Landtag fich constituiert hatte, stellte der deutschnationale Staats­minister Schwabe zugleich im Namen seines demokratischen Kol­legen Dr. Hustedt dem Landtag die Neubildung des Kabinetts anheim. Ein deutschnationaler Antrag, wonach die beiden Minister ersucht wurden, ihre Aemter weiterzuführen, fand die Annahme mit 19 Stimmen der Deutschnationalen, der Bölkischen, der Handwerker, der Deutschen Volkspartei und der Demokra ten gegen 15 Stimmen der Sozialdemokraten sowie der Kommu­nisten. Genosse Bartosch brachte einen Urantrag ein, wonach der Landtag den beiden Ministern das Vertrauen entzieht. Nach der Geschäftsordnung kann über diesen Antrag erst später abge­stimmt werden. Die nächste Sizung findet heute, Mittwoch, statt. Die neugebildete Regierung ftüßt sich also auf fämtliche Parteien des Bürgertums, die bereits bei den Wahlen eine Listenverbindung eingegangen waren, einschließlich der Demo­fraten. Formell verfügt sie über eine absolute Mehrheit, da diesen Parteien 19 von 35 Stimmen angehören. Ob jedoch die unterein ander nicht ganz einigen Handwerker bie mittelstandsfeindliche Steuerpolitif, die bisher von dem Ministerium Schwabe Hustedt getrieben wurde, auf die Dauer werden mitmachen können, muß mindestens fraglich erscheinen. Auch für die Demokraten stellt die Regierung, die vom Wohlwollen der Deutschnationalen und Völlöschaftion in Gang zu bringen. fischen abhängt, heute mehr als früher eine Belastung dar, da die Neuwahlen in Mecklenburg  - Strelik entschieden eine. Stärkung der Linten gebracht haben, ohne daß die Parteien des Bürgertums daran denken, dem Rechnung zu tragen.

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Kommunistenverhaftungen in Monfolcone. Wie die italienischen Blätter berichten, wurden in Monfolcone vor mehreren Tagen 18 Kommunisten verhaftet. Bei der Durchsuchung der Wohnungen Der Berhafteten fand man neben Propagandamaterial zwei rote Fahnen und Ausmeispapiere der Dritten Internationale por

15mal hat der Schutzbund zum Sturm angesetzt, um den Justiz­palast für die Feuerwehr freizumachen, 14mal ist es ihm miß­lungen, das 15. Mal erst gelang es, und als der Sprißenwagen vor dem Justizpalast angelangt war und die Pumpen zu grbeiten begannen, da tam die Salve der Polizei und hat den Sieg der gewaltsamen Methode herbeigeführt.

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Bauer erhob fortfahrend schwere Anklagen gegen das Vorgehen der Polizei. Die Polizei habe in einer Zeit, wo es gar nicht mehr notwendig fein fonnte, blindlings in die Majsen hineingeschossen

Die Stadt Wien   untersucht.

Wien  , 26. Ju Heute trat die Gemeinderatskommission zusammen, die die Er eignisse vom 15. und 16. Juli untersuchen soll. Nach der Wahl des Landtagspräsidenten Dr. Danneberg( Soz.) zum Borsitzenden und des Gemeinderats Dr. Kolassa( Christ. Soz.) zu dessen Stellver

treter legte Stadtrat Rummelhardt( Christl- Soz.) eine Rechts­

fich als unzuständig erklären. Dieser Antrag wurde abgelehnt. erwahrung ein und stellte den Antrag, der Ausschuß möge Hierauf beschloß die Kommission, für den Fall, daß der Nationalrat einen Untersuchungsausschuß nicht einseßt, ihre Tätigkeit unper­züglich aufzunehmen und zunächst von der Polizeidirektion eine Darstellung der Ereignisse vom 15. und 16. Juli zu verlangen.

Hofrat Tauß.

Der Wiener   Polizeikommandant vom 15. Juli.

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I. 1891. Bersammlung im Arbeiterbildungsverein im Gast­haus Bum schwarzen Adler" in Döbling  . Der inzwischen berühmt gewordene Historiker Ludwig Brügel   hält eine Rede zu den ver­sammelten Arbeitern, neben ihm sitt ein junger Polizeikonzipist, wie es damals schon so üblich war. Plöglich hört der Polizist aus Brügels Munde: Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht. Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden, wenn unerträglich wird greift er hinauf getrosten Mutes in den Himmel und holt herunter seine ew'gen Rechte..." Weiter kam er nicht. Blut­Bersammlung aufzulösen, wenn Brügel noch mit einem Worte seine Bersammlung aufzulösen, wenn Brügel noch mit einem Worte seine Rede fortsetze. Brügel erwidert ruhig, daß der Polizist den seligen Schiller einsperren solle, der diese Worte im Wilhelm Tell   dem Stauffacher in den Mund gelegt hat... und will fortfahren. Allein das brüllende Gelächter der Arbeiter reizt den Polizisten noch mehr, Brügel darf an diesem Abend nicht mehr sprechen. Er wird angezeigt und zu 3 Tagen Arrest megen Verspottung der Polizei verdonnert.

II. 1919. Staatskanzler Dr. Renner fommt mit seinem Gehilfen Ludwig Brügel   auf dem Franz- Josefs- Bahnhof  " an. Pflichtgemäß meldet sich der die Aufsicht führende Polizeikomman­dant, ein Regierungsrat, beim Staatskanzler. Brügel sieht sich den Herrn genauer an und sagt: Wir sollten uns fennen!" und zu Renner gewendet, während der Polizeibeamte einen roten Kopf bekommt: Das ist der Polizeibeamte, der mich vor mehr als 25 Jahren wegen eines Zitates aus Schillers Werken zu drei Tagen Arrest hat verurteilen lassen!"

Und wer war der Polizeikonzipist, dann Regierungsrat? Der heutige Polizeihofrat Tauß, der beschuldigt wird, den schrecklichen Freitag mitverschuldet zu haben!

Von einem Bären zerfleischt.

Hörter, 26. Juli.  ( BTB.) Seute nachmittag hatte am Weserufer bei Corven ein Bären. führertrupp haltgemacht. Ein an einem Baum angefoppelter, aber fchlecht beaufsichtigter Bär riß sich los und fiel auf der Landstraße ein 19jähriges Mädchen an. Zwei zu Hilfe eilenden jungen Männern gelang es nicht, das Mädchen aus den Pranken des Bären zu befreien, der sein Opfer in einen Wassergraben schleppte. Nunmehr machte ein Domänenpachter das Tier durch mehrere Schüsse unschädlich. Das Lebensgefährlich per legte Mädchen wurde dem Krankenhaus zugeführt. Auch einer der beiden Helfer erlitt ich were Berlegungen. Die Bären. führerfamilie wurde festgenommen.