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Und nun wollen wir in feierlicher Stunde unser neues Banner I zeigen, zuerst unseren Kameraden. Dieses unser neues Wahrzeichen foll sein der bildhafte Ausdruck des Vertrauens zu uns selbst, zu unserer gerechten Sache, soll auch sein Ausdruck und Verkörperung des Vertrauens zu unserer Bundesleitung und zu unserem viel geschmähten, von uns deshalb aber desto heißer geliebten Bundes­

Im Namen des Reichsausschusses übergebe ich dieses Banner der Bundesleitung. Aus Aus tiefergriffenen Herzen weihe ich es unserer Sache und wenn ich in dieser Stunde einem Wunsche Ausdruck geben möchte, so ist es der, daß sein erstes Erscheinen befeuchtete Augen, höherklopfende Herzen, aber auch troßige Fäuste finden möchte, die es heben und tragen und wenn es nottut auch ver­teidigen werden.

Und nun ein Wort zu denen, die zu einem großen Teil auf diesem Blaze und im Reichsbanner stehen, meinen Gewerkschafts fameraden. Wir Gewerkschaftler bejahen den neuen Staat. Wir sehen im Gegensatz zum alten Obrigkeitsstaat im neuen Staat und in der Weimarer Verfassung die verfassungsmäßige Verbriefung von Rechten, die wir im alten Staat vergeblich angestrebt haben.

ſehen zum Beiſpiel in der Weimarer Berfassung Die Gewährleistung der Freiheit der Vereinigung und wünschen nur, daß von diesen Rechten möglichst nützlicher Gebrauch gemacht werde.

Die Grundrechte der Weimarer Verfassung bedeuten eine geiftige Wende gegenüber der Verfassung von 1871. In den Grundrechten wird ausgesprochen, daß Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein für das gemeine Beste.

Die Grundrechte sagen, die Ordnung des Wirtschafts­lebens soll ein menschenwürdiges Dasein allen gewährleisten. Die Arbeitskraft soll unter besonderem Schutz des Rechtes stehen. Und wenn wir die Veränderung der Dinge, die verfassungsmäßig gewährleistet sind, betrachten, find wir berechtigt zu sagen, wir be­gewährleistet t jahen diesen Staat, wenn er uns auch noch nicht die letzte Erfül lung bedeutet. Wir haben mehr als einmal Gelegenheit gehabt, diesem unseren Bekenntnis zum Staat Ausdruck zu verleihen. Bir haben in den Märztagen des Jahres 1920, als eine handvoll Aben­teurer glaubte nur zupacken zu müssen, den beabsichtigten Streich zunichte gemacht, unter Einsegung unserer Existenz und wenn es nottut, machen wir es morgen wieder.

Wenn es manchmal in der Erfüllung der Grundrechte zu Iangiam ging, wenn die Reaktion auf politischen und wirtschaft lichen Gebiete erstarkte, dann sind wir selbst schuld. 16 bis 18 Millionen Arbeitnehmer haben wir innerhalb der Reichsgrenzen und davon sind ein Drittel organisiert. Die anderen stehen bei­seite und ernten die Früchte unserer Arbeit.

Wir haben mehr als 30 Millionen wahlberechtigter Bürger und Bürgerinnen, die ihr politisches Gewicht in die Wagschale werfen fonnten. Wir haben feststellen müssen, daß sie es zu einem Teile zur Verstärkung der reaktionären Parteien verwendet haben. Von unserer wirtschaftlichen Macht machen wir nur unvollkommenen Ge­brauch. Wir wollen unseren Anteil nicht nur an der Ordnung der gesellschaftlichen und politischen Dinge, sondern auch in der Ordnung der wirtschaftlichen Dinge haben. Wir haben es in der Hand, es muß anders werden. Wir wollen nicht auseinandergehen, ohne den festen Vorsatz, das vor uns liegende Jahr zu benutzen, um zu werben für unseren Gedanken, zu werben für den Gedanken des Reichsbanners, zu werben für die sozialen und wirtschaftlichen Grundsätze der Weimarer Verfassung , zu werben für den sozialen Gedanken, damit wir, wenn das deutsche Volk aufgerufen wird, mit dieser unserer Arbeit zufrieden sein können!

Nach der oft von Beifalls- und Zustimmungsrufen unterbroche­nen Rede Graßmanns, die, wie übrigens alle Reden, durch den Siemens- Lautsprecher bis in den fernsten Winkel des Playzes den Massen sehr verständlich war, fiel die Hülle von dem Banner. Die tausend Banner auf dem Platz hoben sich hoch empor und wurden freudig hin und her geschwenkt. Dann nahm die Feier ihren Fortgang. An Stelle des behinderten Zentrums­Reichstagsabgeordneten Joos sprach der Führer der Windhorst­Bünde, Krone.

Dr. Krohne:

Zu einer Feierstunde haben wir uns heute zusammengefunden, unser neues Banner enthüllt. Nürnberg ist übertroffen, bei weitem auch Magdeburg . Da wollen wir denken an die erste Berfassungs­feier, an jenen Tag, wo der verstorbene Reichspräsident Ebert die Geburtstagsstunde des Reichsbanners gefeiert hat. Heute ist das Reichsbanner eine große Bewegung geworden. Wir alle stehen unter dem Eindruck dieser erhebenden Feier, den wir mit hinaus

Der umworbene Theaterbesucher

Die Theater rüften zu einer neuen Spielzeit. Und überall hat bereits eine lebhafte Besucherwerbung eingefeßt. Die älteste und allgemein bekannte Form der Heranziehung von Dauerbesuchern ist die Auflage eines Abonnements. In Berlin gelang es aber eigent­lich immer nur den beiden staatlichen Bühnen, sich einen nennens merten Stamm von Abonnenten zu sichern. Die Privattheater scheuten auch vielfach davor zurück, ein Abonnement auszuschreiben, weil es ihnen wichtiger schien, in der Spielplangestaltung freie Hand zu behalten. Ein neuer Weg bot sich hier aber durch die Berbindung mehrerer Bühnen zur Auflage eines gemeinsamen Abonnements. Er wurde mit der Bildung des Reibaro" Konzerns beschritten. Nicht ohne Erfolg. Freilich fehlten auch wieder Verstimmungen der Abonnenten nicht, weil sie sich in ihren Erwartungen hinsichtlich der Aufführungen und der Besetzung der Stücke enttäuscht sahen.

Neben den Abonnementswerbungen steht dann in Berlin seit geraumer Zeit die Propaganda aller möglichen Theater gemeinden. Eine zunächst von den Theatern unabhängige Organisation sucht Mitglieder mit der Verpflichtung zu geregeltem Theaterbesuch zu gewinnen und pachtet für sie dann Vorstellungen oder Bläge in den zur Berfügung stehenden Häusern. Ein Teil dieser Theatergemeinden ist im Grunde nichts anderes, als die Hülle, die ein geschäftstüchtiger Unternehmer für eine von ihm schon vorher unterhaltene Billettagentur eingerichtet hat. Die wenigen Theater gemeinden, die nicht dem Profitstreben einer Theaterfarten- Handlung dienen, stellen fast durchweg Einrichtungen dar, die im Sinne einer bestimmten politischen oder wenigstens weltanschaulichen Tendenz wirken wollen. Hier handelt es sich einmal um den Bühnen­volksbund, der nach seinem Programm Theaterpflege im christlich- deutschen Volksgeist" treiben will. Was unter ,, chriftlich deutsch" zu verstehen ist, darüber sind sich freilich die Gelehrten nicht einmal im Bühnenvolksbund selbst einig, wie noch fürzlich wieder der vom Bühnenvoltsbund veranstaltete Reichsjugendtag in Magde­ burg bewiesen hat. Im Bühnenvolksbund gibt es einen mehr zentrümlich und einen mehr deutschnational- völkisch orientierten Flügel. In jedem Fall aber ist das Ziel dieser Besucherorganisation, die Kunstpflege bestimmten fulturreaktionären Bestrebungen unter­zuordnen. Neben dem Bühnenvolksbund hat sich dann in jüngster Zeit noch eine Großdeutsche Theatergemeinschaft" aufgetan, augen scheinlich von Leuten, denen der Bühnenvolksbund noch nicht ,, deutsch " genug ist. Sie will ein ,, nationales Theater" schaffen, um mit den politischen Tendenzbühnen bolschewistischer Abstammung" aufzuräumen.

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Letzten Endes find alle diese Theatergemeinden Nach= ahmungen der Wolfsbühne, die in Berlin bekanntlich schon 1890 aus der Arbeiterschaft heraus geschaffen wurde. Aber es find recht tägliche Nachahmungen, die sich mehr oder weniger an

nehmen werben in den Alltag, in die Fabriken, in die Bureaus, an die Arbeitsstätten. Wir sind nicht politisch alle einer Meinung, aber wir haben uns in unserer Reichsbannerbewegung schäzen und achten gelernt und gefunden, daß es noch mehr gibt als engste partei­politische Einstellung, und daß über dem ganzen der Dienst am Staate steht, wie es Wirth gestern abend ausdrückte.

An diese schwarzrotgoldene Fahne fnüpft sich eine große Sehnsucht. Der Weltfrieg liegt hinter uns. Zehn Millionen Tote ruhen unter grünem Rasen ober auf dem Grunde des Meeres; zwei Millionen deutsche Brüder sind darunter. Deshalb knüpft sich an diese Fahne die Sehnsucht unseres Volfes,

daß uns nie wieder ein solches Elend beschert werde. Dafür wollen wir uns alle einsetzen. Und nun ein zweites: Unser Land ist uns zu klein, schwarzrotgold ist das Symbol der großdeutschen Tradition, die zerbrochen und neu wieder aufgepflanzt wurde.

Es ist die Sehnsucht aller Deutschen , daß ein großes in Frieden bestehendes Großdeutschland fein soll.

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bice und so weht die Flagge schwarzrotgold hinüber nach Bien, daß ein

Reich sein soll von Wien bis Flensburg und vom Bodensee bis Königsberg . Und schließlich knüpft sich an Schwarzrotgold die Hoffnung der Aermsten unseres Volfes, derjenigen, die langsam auf­stehen wie vor Jahrhunderten der Bürgerstand und die Bauernschaft frei wurden. Heute hat die Maschine die deutsche Lohnarbeiterschaft aus dem Boden gestampft und

an Schwarzrotgold fnüpft fich die Hoffnung dieser Menschen, mif

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Die neue Verfassung hat vor der alten den entscheidend wich tigen Vorzug, daß sie von der Seele des Boltes getragen wird, und daß sie denen den Weg zum Staate geöffnet hat, denen er früher versperrt war. Den Hunderttausenden, die heute hier vertreten sind, und den vielen Millionen, die hinter ihnen stehen, ist diese Verfassung und die aus ihr erwachsende Staatsform ein Stück ihres Herzens. Sie find bereit, für sie zu leiden, zu kämpfen, zu bluten, zu sterben. Heute find Millionen Bürgerinnen und Bürger staatsfreudig, die früher ſtaatsseindlich over ſtaatsindifferent waren. Das ist ein Gewinn, den man in seiner politischen Bedeutung gar nicht über­schäßen tann. Das ist das größte Zukunftsaftivum für Deutschland , für die deutsche Nation. Nun erst tönnen alle Bürger staatsfreudig sein. Nun erst gibt es feinen Klassenstaat, feine Staatsfremd­heit mehr.

Gewiß, den Millionen treuer Staatsfreunde, die mir gewonnen haben, stehen einige hunderttausend Staatsfeinde gegenüber, die zwar Freunde des alten Staates waren, die aber den neuen Staat ablehnen.

Aber eins muß man auch in bezug auf die neue Verfaſſung feſt­halten: legtlich entscheidet nicht die Form, sondern der Geist des Staates. Auch die neue Republik tönnte zu einem halbfeudalen Klassenstaat werden. Das ist die Gefahr, in der wir stehen. Tausende Kräfte sind am Werfe, aus der deutschen Republik einen Feudalstaat mit oder ohne Monarchen zu machen. Deshalb wiegt euch nicht zuviel in Sicherheit, achtet nicht so auf die Form, sondern auf den Inhalt.

Vor allem: forgt dafür, daß die Republik nicht von Monarchisten regiert wird, sondern von Republikanern!

teilzunehmen an den geifligen und materiellen Güfern der Bor

Menschheit, mitzuarbeiten an der politischen Leitung dieses Staates.

Dieſe dreifache Schnſucht tragen wir alle im Herzen. Alle eint uns dieses Streben, und daß es noch mehr als bisher Allgemeingut des deutschen Volkes werde, das ist unsere Hoffnung und unser teffter Wille. Daran wollen wir mitarbeiten, jeder an feiner Stelle. lebe hoch! In diesem Sinne rufe ich: Die deutsche Republik, fie

Nach der mit starkem Beifall aufgenommenen Rede Dr. Krones betrat der Vorsitzende der Deutsch - demokratischen Partei, Reichs­tagsabgeordneter Erkelenz , die Rednertribüne, dad die

Reichstagsabgeordneter Anton Erkelenz :

Der wichtigste, der politisch gesehen katastrophalfte Fehler der alten Verfassung lag darin, da sie in weiten Boltstreifen als eine Verfaffung der oberen Klaffen, als eine Berfaffung der Klaffenherrschaft von oben, als eine Verfassung des Halb­feudalismus gewertet wurde.

Das lag nicht im Wortlaut der Verfassung. Es lag nicht ein­mal im Wesen der Staatsform. Es gibt eine Reihe Monarchien, die von ihren Bürgern durchaus nicht als Fremdkörper, als Bollwert volksfeindlicher Bestrebungen aufgefaßt werden. Auch aus der alten Reichsverfassung konnte die Demokratie herauswachsen, und der so gestaltete Staat fonnte ein wahres Heim für alle Klaffen werden. Daß es der alten Verfassung und ihren Trägern nicht gelang, alle Bürger innerlich zu gewinnen, lag nicht an den Paragraphen, lag nicht an der Staatsform, sondern an der Handhabung der Gewalt in diesem Staate, mit einem Wort:

Weite Kreise der Bürger hatten das Gefühl, vom Staate aus­gefchloffen zu fein.

Dazu gehörten die Sozialdemokraten, dazu gehörten die Pintsliberalen, dazu gehörten die Katholiken und mit ihnen das Zentrum. Selbst ein Nationalliberaler galt in ein­zelnen Teilen des Landes schon als staatsfeindlicher Revolutionär. zelnen Teilen des Landes schon als staatsfeindlicher Revolutionär. zerbrach das alte Reich.

Das war der Fehler der alten Verfassung. An diesem Fehler

Was lehrt uns diese Tatsache? Gie lehrt uns, daß es nicht adlein, nicht einmal in erster Linie auf die Form der Ver­faffung ankommt, als vielmehr auf den Geist, in dem sie gehand. habt wird. Es kann ebenjogut schlechte, volksfendliche Republiken geben, wie es gute oder schlechte Monarchien gibt.

So gesehen, zeigt sich aber auch die innere, tiefere Ursache, warum es Demotraten, Sozialdemokraten und Zentrumsleute waren und sein mußten, die im Augenblick der Gefahr die neue Verfassung schaffen mußten und schufen. Sie brachten den Geist, die Gesinnung mit, die nötig war, um in der Zeit der größten Gefahr das Reich aufzurichten und wieder aufzubauen.

Aeußerlichkeiten halten. So ist für die Volksbühne charakteristisch die entschiedene Ausschaltung aller privaten Erwerbszwecke. Bei den übrigen Theatergemeinden trifft das höchstens bei einem fleinen Teil zu. Charakteristisch für die Volksbühne ist ferner die absolute Selbstverwaltung durch die Mitglieder: sie wählen in allgemeinen Versammlungen die für die Geschäftsleitung und für das fünstlerische Programm zuständigen Organe. Dieses Selbstbestimmungsrecht der Mitglieder ist nirgends fonft in gleicher Weise durchgeführt. Charakteristisch für die Volksbühne ist weiter die Verwirklichung der Gemeinschaftsidee durch den für alle Mitglieder gleichen Vorstellungs­beitrag und die Auslosung der Plätze, die mit jedem Befizvorrecht im Theater aufräumt. Keine andere Berliner Theatergemeinde hat den Einheitsbeitrag und das Auslosungssystem, sondern sie alle haben mehrere Blahgruppen, und wer am meisten zahlen fann, gewinnt damit ein Vorrecht auf Parkett und ersten Ring. Nur die Volks= bühne dient auch einer wirklichen Kulturidee; nur sie hat ein Brogramm, das ohne Engherzigkeit alle große lebendige Kunst be rücksichtigen und zugleich der Fortentwicklung der Menschheit zur Freiheit und zu einer neuen Gemeinschaftskultur dienen will.

Um so erfreulicher ist, daß alle Konkurrenz nicht imftande ge­wesen ist, die Volksbühne aus ihrer führenden Stellung zu ver­drängen. Die Berliner Voltsbühne verfügt über zwei eigene Betriebe. An Mitgliedern zählt sie allein weit mehr als alle anderen Theatergemeinden zusammen. Obgleich sie ihren Mitgliedern Bestes bietet zu den Vorstellungen in den beiden eigenen Häusern fommen noch die Aufführungen in der Staatsoper am Platz der Republik usw.-, bleibt sie mit ihren Vorstellungsbeiträgen von 1,50 M. für das Schauspiel und 2 M. für die Oper( Nachmittags­vorstellungen gar nur 1,10 m.) auch unerreicht an Billigkeit.

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Für die neue Spielzeit darf man mit einem besonderen Auf­schwung der Volksbühne rechnen. Ueber Erwarten groß ist bereits die Zahl der Neuanmeldungen. Die Berliner Arbeiterschaft kann stolz sein, daß diese große und mächtige Organisation aus ihr herausgewachsen ist und im wesentlichen auch heute noch von ihr getragen wird.

Indianeraufstand in Bolivien .

Schafft republikanische Mehrheiten! Erhaltet das Reichsbanner, er­haltet es als überparteiliche Majjenorganisation aller Republikaner!

Erhaltet den Geist ber Weimarer Koalition! Staat gestaltet von dem Tage ab, an dem alles zerbrach bis heute, Wir sind im Bunde mit der Zukunft! Wir haben den neuen me Deutschland als einiges Reich wieder leben und arbeiten kann! Wir haben den neuen Staat veranfert in Millionen Herzen, die der alte Staat nicht gewinnen fonnte. Nun erst sind Nation und Staat eins geworden! So gerüstet gehen wir daran, weiter die tiefen Wunden zu heilen, die uns der Weltkrieg geschlagen. Deutschland lebt, weil es Bolfsstaat ist!

Nach der Rede des Reichstagsabgeordneten Erkelenz , der die Maffent mit größter Aufmerksamkeit gefolgt waren, mußte Kreis­hauptmann& ange mitteilen, daß der Borsigende des Bauern bundes, Reichstagsabgeordneter Konrad Kübler Regensburg , durch einen Autounfall am Kommen verhindert sei. Dann sprach, von frohen Burujen begrüßt, als letzter der Bundesvorsitzende Hörsing :

Bundesvorsitzender Otto Hörsing :

nid Ein Banner weht über uns, geschenkt von den Kameraden des Reichsausschusses und uns mit anerkennenden Worten vom Kameraden Graßmann übergeben. Wir danken den Kameraden des Reichsausschusses für dieses kostbare Geschent und dem Kame­raden Graßmann für seine liebevollen, ehrenden Worte und das Bertrauen zu uns, das in feinen Worten lag. Wir werden das neue Banner nicht nur schützen und schirmen, sondern werden es tragen und mit ihm die neue Zeit verkünden.

Kameraden! Ein Jahr schwerer Arbeit und politischen Kampfes ift dahingegangen, ein Jahr, das nicht nur unseren Bund gestärkt und innerlich gefestigt, sondern auch der republitanischen Front manchen Erfolg gebracht hat.

Nie war sich der gesamte Bundesvorstand darin einiger als jetzt, daß wir die Ueberparteilichkeit des Bundes nicht antasten lassen, daß wir eine selbständige, streng republikanische Organisation find, aber fein Anhängsel irgendeiner Partei, daß wir mit Sachlichkeit und Schärfe den Kampf gegen die Feinde der Republik von rechts und lints zu führen haben, daß wir nur überzeugte Republikaner und nicht 3eitgenossen mit Hemmungen nach rechts oder links in unserem Bunde gebrauchen können, daß die Republik den Republilanern gehört, alle Republikaner fich zur positiven Mitarbeit einzustellen haben, damit den Fein­den der Republik die Regierungsgewalt entriffen wird.

Kameraden! Echwer fämpfen die Republikaner, fämpft die soziale Demokratie auch in den meisten übrigen Staaten Europas . Wer gegen den Faschismus und Bolschewismus fämpft, fämpft gegen Krieg und Bürgerfrieg. Den republikani­schen Kämpfern für soziale Demokratie, wo sie auch stehen mögen,

stürzt wurden? Damals hatte man die Hochland- Indianer be­paffnet; aber schließlich fannten fie meder Freund noch Feind, nur noch Weiße, gegen die jahrhundertelang gebändigter Haß endlich Rachemöglichkeit fand. Eine ganze Schwadron, die sich, von den Indios gejagt, in eine Kirche geflüchtet, wurde dort abgeschlachtet, daß Fliesen und Feiler in Blut schwammen.

bei

F. A. Brockhaus erschienen Buch Südamerika ", filometer, meilen, Da liegen, so erzählt Colin Roß , in seinem neuen, fönigreichweit die Fincas Goytias. Ein typisch amerikanisches Schicksal. Vom amerikanischen Maultiertreiber brachte er es zum vielfachen Millionär und einflußreichen Mann im Staat. Heute liegen die Fenster seines Balastes in La Paz in Scherben. Er selbst it landflüchtig. Die Hörigen auf seinen Gütern, die er mehr be brückte als jeder Weiße. obwohl er oder vielleicht weil er einer Raffe mit ihnen ist, witterten Freiheit. Sie standen auf und schlugen ihre Stlavenhalter nieder. Aber feine Revolution tonnie die Grundlage ändern, auf der dieser Staat ruht. Es ist die harte Herrschaft über die Masse der Farbigen, von einer fleinen Schicht ausgeübt, die sich Blancos nennt, in deren Adern aber viel Indianer­blut fließt. Die Truppen tun ihre Arbeit wie immer. Kurz, blutig und grausam. Sie tun es, obwohl ihre Haut die gleiche Farbe auf­weist, ihre Büge den gleichen Schnitt wie jene, auf die sie ihre Maschinengewehre richten; sie tun es, obwohl sie selbst auf eisig falter, winddurchbrauster Buna auf dem Lehmboden armseliger Hütten das Leben empfingen und aufwuchsen. Gefangene überall, offen wurden fie über den Markt geführt. Die grauen Uniformen fäumen die bunten Ponchos ein, aber die Gesichter sind dieselben. Eigentlich ist es nur eine dünne Decke, die die Herrschaft der Weißen" trägt, fatalistischer Glaube an die Macht der Blancos und die Uneinigkeit der Ureinwohner. In dem Bündel eines der Indianer, das dieser heimlich fortzuwerfen versuchte, fand man noch einen mit Chunos zusammengefochten menschlichen Arm. Es ist ein uralter, unerbitterlicher Haß, der sich unter stlavischen Formen verbirgt, aber unter der Decke glüht.

Aus Bolivien Tommen joeben Alarmmeldungen über einen Aufstand von 80 000 Indianer, dem größten feitẞizarros Betten Das Maschinengewehrfeuer mar verhallt, die Revolution hatte gefiegt. Bewaffnete Aufständische an allen Straßenecken, die Ge­fängnisse voll von Ministern und Beamten der gestürzten Partei. Auf der Plaza von La Paz wollte das Vivatrufen auf den neuen Machthaber fein Ende nehmen. Aber mit finkendem Tag legte fich der Jubel. Gerüchte rannten durch die Stadt. Gespenster . Was werden die Indios machen? Die Indianer! Gewiß, die neue Revolutionsregierung hatte sie auch an sie gewandt. Recht und Freiheit allen Unterbrüdien! Aber man fonnte nie wissen. Auch als Bundesgenoffen konnten sie gefährlich werden. War es nicht in der Revolution der neunziger Jahre, als die Konjernativen get

Edison über die Zukunft des sprechenden Films. Edison äußerte fich gegenüber dem Bertreter des Matin" über die Zukunft des sprechenden Films steptisch. Obwohl er selbst einen Apparat erfun­den habe, für den ihm Japan 50 000 Dollar zahlte, halte er das Interesse der Kinobesucher für den sprechenden Film für sehr gering.

In der Großen Berliner Kunstausstellung werden Führungen veranstaltet für Vereinigungen und Einzelpersonen, falls fich eine Mindestanzahl von lich anmeldet. Der Eintrittspreis mit abrung beträgt 0,70 M. Mit den 20 Teilnebmern zusammenfindet und ihren Besuch einen Tag vorher schrift­Führungen ist der Bildhauer William Bauer beauftragt.

Die Piscatorbühne im Theater am Nollendorfplatz eröffnet ihre Spiel­zeit am 1. September mit der Uraufführung von Ernst Tollers Hoppia,

wir leben!"

Der 350. Geburtstag Peter Paul Rubens ' tourbe in Antwerpen durch Feierlichkeiten begangen. Ein feierlicher Aft am Grabe und vor dem Standbild des großen Malers leitete sie ein. Eine riesige Menschenmenge und ausländische Abordnungen wohnten der Feier bei.

1,2 millionen Mart für ein Pferd. Der Hengit Call- Boy", der in diesem Jahre das britische Derby gewann, ist für 1,2 Millionen Mart ver­m