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betrogen zu haben! Er hat dem Reichstag unter falschen| erhoben haben. Die Verhandlungen find vom Amtsgericht| wurde zum Tode veruriefft, dann zu Freiheitsstrafe begnabtgt, Vorspiegelungen die Kriegskredite herausgeschwin Berlin- Mitte auf den 4. und 8. Oftober angefeßt worden. In sehr bald erhielt er Strafauffchub. Er ist heute Direttor der Süddeutschen Lufthansa, und die Hindenburgamnestie delt und schrieb dazu hämisch: Nach dieser Leistung wurde der am 8. Oktober beginnenden Verhandlung wird eine um­Es find als hat den Strafaufschub für ihn in endgültige Begnadi der Reichstag geschlossen." Offenbar glaubte er, auf die fangreiche Beweisaufnahme geführt werden. Es sind als ,, Kaiserliche Hoheit", die er mit den untertänigsten Flosteln Beugen geladen: Reichsinnenminister Don Keudell, gung umgewandelt. Die Gnade hier, und die Graufamteit bortfie machen diese anwinselte, einen guten Eindruck zu machen, wenn er den be- Rittergutsbesiger v. Sydow, Rittergutsbesitzer M. d. R. trogenen Reichstag mit höhnischer Ueberlegenheit des Tones von der Osten Warnih, Leutnant d. R. Preuß, Amnestie zu einem Att empörender Klassenjustiz behandelte. Dazu hatte er freilich am allerwenigsten Berech- Leutnant a. D. von der Lanten, Ordenskanzler Borne­tigung, denn so fläglich schwach auch der Reichstag zum Un-| mann, Generalleutnant a. D. Salzenbero. glück des deutschen Boltes war, so hatten doch die meisten Ab- Die Institution der gesellschaftlichen Feme der Ostelbier geordneten immer noch mehr politischen Verstand im fleinen wird vor Gericht stehen, zugleich die Rolle, die der heutige Finger, als dieser unfähigste aller offiziellen Staatsmäner" Reichsinnenminister dabei gespielt hat. Der Reichstanzler in feinem Kopfe befaß. Marr hat allen Anlaß, diesen Prozeß genau zu verfolgen.

Welchen Wert, welche Bedeutung hatte die Friedens­resolution des Reichstags unter solchen Umständen noch? Das feindliche Ausland traute ihr nicht, es sah in ihr nur eine Falle". Die deutsche Politik wurde in der ganzen Welt als über alle Maßen zweideutig und verlogen angegriffen. Und wer hat heute den Mut, zu behaupten, daß sie etwa ehrlich and aufrichtig gewesen wäre? Oder gehört Herr Michaelis auch zu denen, die nach dem Wort des Reichspräsidenten v. Hindenburg ,, mit it reinem Herzen" Krieg geführt haben? Am 1. August 1917 erließ Wilhelm II. einen Aufruf, gegengezeichnet von Michaelis: taisit

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Unsere Feinde strecken die Hand nach deutschem Lande aus. Sie werden es niemals erlangen. Sie treiben immer neue

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Beamtenhetze gegen den Magiftrat. iten.

Schwarzweißrote Unverschämtheiten. Unverschämtheiten.ber

Der Januschauer gratuliert.

Mit dem Gut Neudeck als Geschenk. Dem Reichspräsidenten wurde heute vormittag neben anderen Geschenken, so einem großen Porzellanservice aus der Preußischen Manufaktur als Geschenk der Reichsregierung, auch die Urkunde. überreicht, durch die der Reichspräsident von Hindenburg Eigen­tümer des Gutes Neudeck in Ostpreußen wird, das bisher einer Ver­wandten von ihm gehörte. Der Kauf wurde durch Beiträge reicher Industriellen und Landwirte bestritten, in deren Namen ein Komitee heute die Urkunde überreichte. In der längeren Namensliste dieser Abordnung, die heute beim Präsidenten der deutschen Republik vor­ſprach, finden wir neben den Herren Ravené und Rießer, bekannten Bertretern des Berliner Großfapitals, auch Herrn Elard Olden­burg auf Januschau!

Die Besorgten.

Hüter der Kinderfeelen. 1323

Bölfer in den Krieg gegen uns. Das schredt uns nicht. Bir lichen und ungeschickten Beeinflussungsversuche in der Aus rechtsstehenden Blättern ertönt folgender Angstschrei:

Pennen unsere Kraft und sind entschloffen, sie zu gebrauchen. Sie wollen uns schwach und machtlos zu ihren Füßen sehen, aber fie zwingen uns nicht. Unferen Friedensworten find sie mit Hohn begegnet.

Der Magistrat hat durch Verfügung vom 14. September 1927 die Beschaffung von Reichsflaggen auch für Siedlungs­häuser der Berliner Siedlungsgesellschaft angeordnet. Die chaffung erfolgt auf ſtädtische Koſten und ſoll so beschleu­nigt werden, daß die Reichsflaggen schon am 2. Oftober ge­zeigt werden können. Wie wir bereits mitteilten, hat die Deutschnationale Volkspartei , Ortsgruppe Tempelhof , da­gegen ein Flugblatt verbreitet, in dem es heißt: Bewohner des Tempelhofer Feldes! Gebt auf die ungewöhn- 36 mi usi Flaggenfrage von seiten der Stadt und der Siedlungsgesellschaft die rechte Antwort, indem alle am 2. Oftober 1927 Schwarz­weiß- Rotflaggen! Weg mit jeder ängstlichen Bedenklichkeit! Sie ist den neuen Metternichen gegenüber Feigheit!" Unterzeichnet ist dieser Aufruf: Dr. Mussehl und ist Stadtrat und Studienrat, Herr Sprie städtischer Ober­inspektor. Beide fordern öffentlich zur Bekämpfung der An­ordnungen ihrer vorgesetzten Behörde auf und beehren sie mit Im der Bezeichnung die neuen Metterniche". Munde von schwarzweißroten Reaktionären übrigens eine reizende Beschimpfung!

,, Unseren Friedensworten sind sie mit Hohn begegnet." Aber wer hat diese Friedensworte" mit schärferem. Sprie. Beide sind städtische Beamte, Herr Mussehl Hohn übergoffen als der Reichskanzler Michaelis! Welcher Abgrund der Heuchelei!

Der Frieden, den der Reichstag wollte, ist nicht erreicht worden. Die erften, die ihn hintertrieben, waren die wirt­lichen Machthaber des alten Systems, vor allem die Herren von der Obersten Heeresleitung. Ein Jahr später folgte der jähe Absturz aus aller phrasenhaften Ruhmredigkeit in eine tlägliche Bitte um Waffenstillstand.

Herr Michaelis war inzwischen längst wieder in der Ber­fentung verschwunden. Aber durch seinen Abgang war das herrschende System von seiner inneren Berlogenhett nicht befreit worden. Leider hat diese Verlogenheit stellen­weise sogar den Krieg überlebt noch hat das deutsche Volk in breiten Schichten nicht begriffen, daß sie eine der tiefsten Ursachen des Zusammenbruchs gewesen ist....

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Der Fall Tresckow .

Die Feme derer um Kendell vor Gericht. Als Herr von Keudell Reichsminister des Innern wurde, stand er als Angeklagter vor dem Reichstag . Teil­nahme am Kapp- Butsch, Teilnahme an den Rüstungen staatsfeindlicher Organisationen, Teilnahme an gesellschaft­licher Aechtung des Rittergutsbesizers Hasso von Tresdom waren die Anklagepunkte. Herr von Keudell hat sich nicht von der Anklage gereinigt, er wurde trotzdem vom Zentrum in Gnaden als Reichsminister zugelassen. Die De­batte um Reudell schloß mit einem Att der Ungerechtig teit. Der Reichskanzler Marg deckte Keudell und be-| schuldigte Tresdow des Vertrauensbruchs und des Berrats nationaler Landesinteressen ohne eingehende Prüfung, ohne den so von ihm schwer beleidigten Mann gehört zu haben.

Herr von Tresdom sucht nun sein Recht vor Gericht. Er flagt gegen den Major von Sodenstern von der Deutschen Zeitung", und gegen Major Radicke, die beide öffentlich den Vorwurf des Vertrauensbruchs gegen ihn

Erstes Klemperer- Konzert.

Eine Verheißung für das Kroll- Haus. Nicht das erste, aber das bedeutungsvollste. Ein neuer Geist zog in das Kroll- Haus ein. Wir dürfen erwarten, daß dieser Tat des sinfonischen Dirigenten die zweite des Theatermannes bald fol­gen wird. Es gibt wenige Musiker von dieser Besessenheit, von dieser hymnischen Bracht, von dieser um Musik kämpfenden, für Reinheit der Musik werbenden Kraft. Ein halb neues Orchester ist zu einer unvergleichlichen Disziplin in wenig Wochen erzogen. Die Unerbittlichkeit des strengen Führers lebt sich in der Straffheit eines männlichen Rhythmus, in der Farbfreude der Instrumental­melodie aus. Ein Temperament, beherrscht vom Willen zur For­mung, eine Romantik neuer Zeit mit der Ablehnung heißen Ueber­schwanges, mit dem Kommando, zur Linie, zum Bauwerk hin zu steuern. Die D- Dur- Suite von Bach wird Symbol dieser außer. cewöhnlichen Energie, dieses letzten Willens, Mufit um ihrer selbst willen zu geben. Klemperer entthront in einer einzigen Stunde das deutsche Kapellmeister- Birtuosentum. Wenn man ihn feiert, wie faum einen anderen Berliner Musiker, so gilt das nicht allein bem Techniker, der da ein erzieherisches Wert vollendet, ehe er es zur Diskussion stellt. Sondern es ist der Reflex einer endlich wieder ehrlich gewordenen Musikbegeisterung. Undenkbar, undankbar wäre es, auch im Rückblick auf diesen Abend, etwa eines Furtwängler oder Walter zu vergessen. Große Formate tönnen nicht dadurch, daß sie sich überschneiden, einfach weggeklatscht werden. Aber die Ziele sind andere bei jeder dieser Individualitäten. Und Klempe­rers Ziel heißt Berjüngung der Musit, Berlebendigung durch Sauberkeit der handwerklichen Arbeit, des geistigen Aufsaugens. Die Monumentalität der Bach'schen Ouvertüre wurde so noch nie wirksam. Und die Air, in ihren Vor- und Nachschlägen merkwürdig verändert, glitt aus der fühlsamen Region gesungener Lyrit noch nie jo nivelliert, so eben, klar und fühl in das Fahrwaffer Bach'schen so Stils. Ich sage nicht, das sei die einzige Religion, die Seligkeit verspricht. Aber es ist eine aus persönlicher Begnadung. Sie wurde von allen, die anwesend waren, laut gepriesen, von allen denen duch, die das Anderssein um jeden Preis lieben.

Diese lehte Sachlichkeit löfte sich in den Tänzen wieder in Tem­erament und Schwung auf. Schnabel spielte( nach Bach) das Moll- Konzert Mozarts mit den Kadenzen Beethovens. Man weiß, wie er das macht, mit welcher gereisten Beseelung, melcher filigranartigen Eleganz und welchem Gefühl für die schwebende Metodi. Die Einheit zwischen ihm, Klemperer und dem Orchester meine rige, nachdem der Dirigent das furze, aber bedeutende Borfpiel zie aus fernen, unirdischen Regionen heraufbeschworen hatte. Es war jo, als hätten Kapellmeister und Solist gelegentlich die Rollen getauscht, Klemperer dichtete die Poesie des Klaviers im Orchester nach, Schnabel versenkte sich in die Wesenhaftigkeit der

Die Hindenburg - Amnestie im Reiche. Ganze 75 Fälle.

,, Wie aus Kreisen besorgter Eltern mitgeteilt, ist Kindern vers schiedener Schulen, besonders Lyzeen, von deren Lehrern bzw. Lehrerinnen eröffnet, daß sie am Sonntag im Stadion an einer Aufstellung teilzunehmen hätten, die die schwarzrotgoldene Fahne darstelien solle, dementsprechend hätten die Kinder ihre Kleidung ohne eigenen Schmuck usw. zu lassen. Die Anord­nung dieser Maßnahme soll von dem Provinzial- Schulfollegium ausgegangen sein, und zwar auf Verfügung des Preußischen Staatsministeriums. Also auch hier wieder hineinzerrung der Kinderfeelen in den politischen Tagesstreit der Alten. Und das nun auch hier noch, wo die Kinder sich so gefreut hatten, ihren Hindenburg zu sehen. Der Erfolg wird sein, daß viele Kinder fernbleiben."

Logit, Logik! Die verfassungsmäßige Nationalflagge bedeutet politischer Tagesstreit". Wenn man die Kinder gegen diese aufheßt,

so ist das ebensowenig ein hineinzerren der Kinderfeelen in den politischen Tagesstreit", wie wenn man sie vorher unter der schwarz­weißroten deutschnationalen Parteifahne marschieren läßt!

Uns ist diese Aufforderung zum Boykott der Schulveranstaltung ein neuer Beweis, daß die Rechtskreise die Hindenburgfeier lediglich u parteipolitischer Propaganda auszuschlachten be­

strebt fin..

Amtlich wird mitgeteilt: Aus Anlaß seines 80. Geburtstages hat der Reichspräsident auf Vorschlag des Reichsministers der Justiz in 75 Fällen Strafen, die von Gerichten des Reichs erkannt worden sind, im Gnadenwege erlassen oder gemilbert. Er hat sich ferner entschlossen, seine sämtlichen Strafanträge wegen Beleidigung zurückzuziehen und bei den Länderregierungen die Begnadigung der wegen Beleidi gung seiner Person bereits abgeurteilten Personen in Anregung zu bringen; die Länderregierungen haben sich bereit erklärt, dieser An­regung zu entsprechen. Die Länder haben ihrerseits den 80. Ge­burtstag des Reichspräsidenten zum Anlaß genommen, in gleicher eine Patentlösung gefunden, um im Kaiserhof" seine Der Aschinger- Konzern, Haupttreiber im Hotel- Flaggenkrieg, hat Weise für Strafen, die von ihren Gerichten erkannt worden sind, eine Patentlösung gefunden, um im Kaiserhof" seine Einzelgnadenerweise in größerer Anzahl zu bewilligen oder in Ausfürnehmen" Gäste und in den Bierstuben die Arbeiter zufrieden ficht zu nehmen.

Ein Att der Klassenjustiz in Bayern .

München , 1. Oktober. ( Eigenbericht.)

Die bayerische Hindenburgämnestie umfaßt 200 Personen, darunter sämtliche Räterepublikaner bis auf zwei. Unter den beiden, die weiter im Zuchthaus bleiben müssen, ist der Meßger Lindner, der am Tage des Eisnermordes im bayerischen Landtag den Ab­geordneten Osel der Bayerischen Volkspartei durch Revolverschüsse tötete und den Genossen Auer schwer verwundete.

Diese Ausnahme von der Amnestie ist eine schreiende ungerech­tigkeit. Das Attentat Lindners war die Folge der Erregung, die die Ermordung des Genossen Kurt Eisner durch den Grafen Arco hervorgerufen hatte. Dieser Graf Arco , der Eisnermörder,

Instrumente, denen er Klang und Form seines Spiels anpaßte. Zuletzt Janacets Sinfonietta, ein höchst interessantes, vom Geist mährischen Volkstums gespeistes Wert, schlicht in der Thema­tif, abrupt und ungeschlossen in Durchführung und Entwicklung, auffallend im Kolorit der Blasinstrumente( 12 Trompeten). Frei von tiefer Gedanklichkeit unterhalten diese tänzerischen Säge und er­regen, zwingen zur Gefolgschaft. Klemperer dirigierte auch dieses Wert auswendig. Großer, ehrlicher Erfolg für den greifen Kompo­nisten, den jugendlichen Interpreten, das Orchester. Stürmisch be­jubelt und gerufen, erschien Klemperer oft, den Taktstock in der Hand. Möge er ihn viele Jahre, eifernd und niemals zufrieden, im Kroll- Haus schwingen. Ein Anfang ist gemacht, der Bollendung heißt. Wir hoffen auf ein immer wieder erneutes Anfangen.

Kurt Singer .

Drei Akte Hokuspokus.

Kurt Göz betätigt sich im Komödienhaus als Universal­fünftler: er führt Regie, spielt die Hauptrolle, und dazu die Neben rolle eines armseligen Stüdeschreibers, und den spielt er nicht nur, er ist leibhaftig der Autor des famosen Lustspiels Hokuspofus", und in Wirklichkeit ist dieser Verfasser gar nicht armselig, sondern ein Mann von liebenswürdigem Talent und vielen guten Gaben. Das Etüd fängt schon sehr luftig an. Der Theaterdirektor der­sammelt ein paar Bekannte um fich, um ihnen eine( bei Theater­birettoren nicht sonderlich erstaunliche) Eröffnung zu machen. Er ist pleite. Die Kassiererin meint, die Schuld an diesem bedauerlichen Unfall trügen die Abonnenten, denn sie zahlten im Sommer das Geld, und im Winter, wenn es der Direktor brauche, sei es schon alle. Da blißt ein Hoffnungsschimmer auf. Der Dramaturg hat ein Stück des berühmten Dramatiters im Schubfach liegen, und dies Stück des berühmten Dramatifers im Schubfach liegen, und dies Stüd geht fogleich in Szene. Es ist eine sehr merkwürdige Mischung Stüd geht fogleich in Szene. Es ist eine sehr merkwürdige Mischung Bernard Shawscher Satire. Die schöne Frau Kjeruls ist angeklagt, von Sensationsschauspiel, Pirandelloscher Gedankenakrobatik und ihren Mann ermordet zu haben, und alle Indizien sprechen gegen sie. Einen Tag vor dem Urteilsspruch passiert dem Gerichtspräfi benten etwas sehr Sonderbares. Ein etwas mystischer Herr Bille beweist ihm schlagend, daß ihn sein Freund in der nächsten Nacht er­morden will. Als beide, der Gerichtsherr und der Freund, starr vor Staunen sind, eröffnet er ihnen, es fei alles nur Hokuspokus ge­wesen. Er hat nur zeigen wollen, wie blödsinnig es ist, sich auf In­dizien zu verlassen. Dann bezichtigt er sich selbst des Mordes. Die Spannung des Parketts steigt bis zur Siedehize, und die Lösung der vielfach verknoteten Wirrnisse läßt, wie in sonstigen Sensations Schauspielen, fein schales Gefühl zurüd,

Denn Kurt Göz jongliert mit Gedanken und Einfällen. Er machte den Zuschauern famojen Hokuspokus vor. Er bezaubert wirt. lich und wahrhaftig das Publikum, und das Nette ist, es sind über­Götz voltigiert. Genau befehen, ist das Spiel zwar spannend, aber mütige Einfälle und gar nicht oberflächliche Gedanken, mit denen undramatisch. Im zweiten Att, in der Gerichtsszene, redet immer nur einer und sehr lange, aber wie und was er redet, das ist ganz prächtig. Der Borsigende erwidert da dem Verteidiger: Es

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Aschingers Patentlösung.

Jedem seine Flagge!

zu stellen. Auf dem Kaiserhof Hotel hißt der Konzern die Reichsfahne auf einem Nebenmast. In den Aschinger­Bierstuben wird dagegen die schwarzweißrote Fahne auf den Nebenma ft gesetzt.

Ueber den Eingängen zu den Bierstuben ist seit gestern abend die Reichsfahne zu sehen. An versteckter Stelle ist aber auch die schwarzweißrote Fahne gehißt. Die Lösung ist vielleicht flug aus­gedacht. Es bleibt aber fraglich, ob diese Doppellösung die Arbeiter, die in den letzten Wochen glaubten, ihr Bier in den anderen Lokalen trinken zu müssen, veranlassen wird, ihre Meinung zu ändern.

Woldemaras in Berlin . Zu Verhandlungen über das Memellind ist auf der Rückreise von Rom der litauische Ministerpräsident Woldemaras in Berlin eingetroffen. Der Präsident des Memeler Landesdirektoriums, Schallnus, ist ebenfalls hierher gekommen.

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tommt hier nicht auf die Bernunft an, sondern auf die Strafprozeß­ordnung. Der Zeuge wird gefragt:" Was haben Sie denn ge­macht, als Sie Herrn Kjeruls ins Wasser gestoßen hatten?" Er antwortet: Ich habe noch ein paarmal Hallo gerufen, aber es hat sich niemand gemeldet" Ueberall gibt es luftige Anspielungen, am spaßigsten ist die Karitatur auf Deutschlands flügsten Theater? ritifer Alfred Kerr , den der Theaterdirektor immer mit Herr Knorr an= redet.

Kurt Göz als Darsteller spielt wieder mit seiner unnachahmlichen liebenswürdigen Blasiertheit. Er ist der unbeweglichste Schauspieler Berlins . Aber mit seinen gemessenen Gesten und seiner sparsamen Mimik erzielt er nachhaltigere Wirkungen als der quedfilbrigste Mime. Hermann Ballentin spielt seinen Verteidiger leise, hastig, beißend ironisch und mit der hastenden Sachlichkeit, die Verteidi­gern angeboren ist. Balerie von Martens ist eine mater dolorosa im Gesellschaftskleid. Walter Steinbeck und Ernst Stahl Nachbaur als Gerichtsherren plazen vor Würde. Der echte Theaterdirektor Barnomstí braucht feine Sorge zu haben. Mit diesem Stücke wird er nicht pleite gehen. Ernst Degner.

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braucht

Fredericus als Operettenheld. Das Residenztheater spetu liert auf den faszinierenden Klang des Fridericusnamens, sonst ist fein anderer Grund für die Neueinstudierung von Snagas mittel­mäßigem Singspiel Der Leibtutscher des Fredericus Reg" vorhanden. Und der Verfasser Gustav Quedenfeldt spekuliert ebenfalls die Gesinnungstüchtigkeit der Schwarzweißroten, denn die Handlung könnte auch am Hofe Ludwig XV. oder des englischen Königs vor sich gehen. Daß der königliche Leibfutscher die Liebschaften eines fleinen Prinzen deckt, in diesem Falle handelt es sich um den späteren Friedrich Wilhelm II. nicht notwendig in Potsdam zu geschehen, das wäre auch in Paris oder in Madrid möglich. Sonst zeichnet sich das Libretto faum durch originelle Einfälle aus. Alles verläuft in dem üblichen Schema. Die Menschen sind so wundervoll brav, daß es wieder einmal eine Lust ist, in der besten aller Welten zu leben. Fredericus hat nichts weiter zu tun, als sich um die Intimitäten seiner Diener. fchaft zu fümmern. Auch eine königliche Beschäftigung. Eigentlich müßte dieser Regent in Pantoffeln und Schlafrod herumlaufen. Die Mufit Snagas bevorzugt neben Marschmelodien das sentimentale Gartenlaubengenre. Sehr einfallsreich in Melodien ist Snaga gerade nicht Der Komponist leitet die Aufführung. Das Orchester ist unwahrscheinlich dünn besetzt, jede Provinzbühne, die einiger maßen Niveau wahrt, weist Besseres auf. Auch die Auführung bleibt im Mittelmäßigen. Theo Lucas in der Titelrolle hat einen hübschen Tenor mit allerdings unfreier Höhe, unterstreicht aber zu start jede Pointe. Bei George Burghardts Fredericus genügt Porträtähnlichkeit. Nur Gustaf Jahrbed mit seinem gut ge­fchulten Inrischen Bariton, mit feiner fundierten Technik und seinem Dezenten Spiel überragt den Durchschnitt. F. S.

Gallspiel." Milffw. Renaissance- b: Stalienisches Gafipirl." Talino. Erffaufführungen der Woche. Dienstag: Renaissance- h.: Stalienisches Tb.: Die Paula vom Metrobal." Freit. Dt. Künstler Zh.: Justiz." Renaissance- Ib.: Stalienisches Gastspiel." Th. am Kurfürsten­ damm : Höhensonne."