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Moraczewskis- Ausschluß aus der pps.

Wegen weiterer Teilnahme am Kabinett Pilsudski . Warschau , 1. Oftober.( Eigenbericht.)

Der Minister für öffentliche Arbeiten im Pilfubfti- Kabinett, Moraczewsti, ist jetzt in aller Form aus der polnischen Sozia listischen Partei ausgeschlossen worden. Die Parteiinstanzen hatten ihn wiederholt aufgefordert, gemäß der Oppositionsstellung der Partei sein Ministeramt niederzulegen. Da Moraczewski, der persönlich mit Pilsudsti aus dessen revolutionärer Kampfzeit her eng befreundet ist, diefer Aufforderung nicht nachtam, hat das oberste Parteischiedsgericht auf Ausschluß erkannt. Der Parteivorstand ist diesem Beschluß beigetreten.

Moraczewski war schon als t. t. Staatsbahn- Oberingenieur 1907 in das österreichische Barlament gewählt worden und hat 1918/19 die erste Regierung der polnischen Republik geleitet. Er hat auch in dem jezigen Kabinett zweifellos noch am stärksten soziale und demokratische Ansichten vertreten, aber die Rechtswendung des Pilsudski - Kurses nicht verhindern fönnen.

Vorzensur in Polen !

In den Geschäftsstellen der Lodzer Zeitungen erschien Polizei und ließ sich die neuen Nummern vorlegen. Vor dieser Durchsicht durften die Zeitungen nicht ausgegeben werden! Das bedeutet nicht weniger als die Wiedereinführung der zariftischen Methoden!

Polnische Lehrer in Litauen entlassen.

Warschau , 1. Oftober.( Eigenbericht.)

Die Amtsentsegung von 160 polnischen Lehrern in Litauen wegen Nichtbeherrschung der litauischen Sprache hat in Polen große Erregung hervorgerufen und die antilitauischen Ge­fühle von neuem verstärkt. In Wilna und anderen Litauen nahe­gelegenen Städten haben Protestversammlungen getagt. Daß Bolen felbst einmal ähnlich gegen deutsche Lehrer in Oberschlesien vor gegangen ist, wird jetzt in der polnischen Deffentlichkeit begreiflicher­weise nicht erwähnt.

Der Mittelmeerbund. Paris glaubt den Dementis nicht.

Paris , 1. Oktober. ( Eigenbericht.) Die Pariser Breffe, besonders die der Linken, bespricht mit aus. gesprochenem Mißtrauen die Zusammenkunft Chamberlain Primo de Rivera. Man glaubt nicht, daß der spanische Diftator mur aus reiner Höflichkeit den englischen Außenminister auf der Insel Mallorca besucht hat, sondern vermutet eine wichtige Aus­Sprache. Trotz aller englischen und spanischen Dementis, die der Begegnung jede politische Bedeutung absprechen wollen, ist man beunruhigt. Man hat in Paris nicht vergessen, daß faum ein Jahr nach der Zusammenkunft Chamberlain- Mussolini in Livorno der Batt von Tirana abgeschlossen wurde, durch den der italienische Diktator Hand auf Albanien legte. Der Berdacht, daß auf Mallorca ein Mittelmeerbund Italien - Spanien Griechenland unter Führung Englands gegründet worden ist, wird immer bestimmter.

Der füdafrikanische Flaggenstreit.

Smuts am Reden verhindert.

Johannesburg , 1. Oftober.

In Bloemhof fam es anläßlich einer politischen Bersammlung, bei ber Ministerpräsident General a. b. Smuts das Wort ergreifen sollte, zu stürmischen Auseinandersetzungen mit den Nationalisten. Diese Sprengten die Versammlung, wobei ein Handgemenge entstand. Schließlich wurden die Anhänger Smuts aus dem Ber­fammlungslotale verdrängt, und die Nationalisten feierten ihren Sieg durch 8 erreißen einer britischen Flagge. Später wurde ein der füdafrikanischen Partei gehörender Basar von den Nationalisten gestürmt. Die Streitigkeiten hängen mit der Flaggenfrage zusammen. Dem General Smuts wird von General Herzog vorgeworfen, daß er sich in furzer Zeit von einem Baren­führer zu einem der energischsten Berfechter der englischen Intereffen in Südafrika verwandelt habe.

Das. Leben im Schaufenster. Eines der großen New Yorker Barenhäuser der 5. Avenue hat in seinen großen Schaufenstern eine vollständige Wohnung, aus drei Zimmern und Küche bestehend, eingerichtet; felbst ein elegantes Badezimmer fehlt nicht. In dieser Wohnung lebte eine Frau während der vergangenen Wochen in aller Deffentlichkeit, um für die Gebrauchs- und Lurusgegenstände, die man in den verschiebenen Abteilungen des Warenhauses faufen fann, Reflame zu machen. Ihre Tätigkeit begann miß Kimby, so hieß die junge Dame, indem sie sich vor den Augen der Straßen bummler ihr Frühstück im Bett servieren ließ; im Echaufenster las fie Bücher und Zeitungen, hier erledigte sie auch ihre Rorrefpon­benz, nicht einmal ihre Mahlzeiten fonnte sie unbeobachtet ein­nehmen, denn um diese Seit staute sich die Zuschauermenge vor dem Schaufenster in geradezu beängstigender Weise. Nachmittags veran staltete Fräulein Rimby regelmäßig einen fleinen Fünf- Uhr- Tee, zu dem stets einige ihrer Freundinnen erschienen, und meist behielt sie diese auch noch zum Abendessen da, das ebenfalls in voller Deffent­lichkeit eingenommen wurde. Das junge Mädchen scheint sich an ihr Leben in der Deffentlichkeit rasch gewöhnt zu haben, denn fie bewegte sich völlig unbefangen in ihrer Wohnung, spielte Klavier, wählte ihre Toiletten für die verschiedenen Gelegenheiten, furzum, fie führte das Leben einer großen Dame, deren Mittel es ihr ge­statten, ihr Leben so behaglich wie möglich zu gestalten. Bu ihrer Be­dienung hat Fräulein Rimby ein Mädchen zur Verfügung, das ihr gleichzeitig als Köchin und Kammerzofe dient. Dieses Mädchen benützt ihre häuslichen Arbeiten, die verschiedenen modernen Apparate, die man in dem Warenhaus taufen kann, und deren Anwendung den Zuschauern vor dem Fenster auf diese Weise ge­zeigt wird.

Ein neues franzöfifches Soldatenlied. Bon einem elfäffischen Barteigenossen wird uns geschrieben: Kurz nach bem letzten Besuche Poincarés in Mülhausen meilte ich in meiner Vaterstadt. Durch das Zentrum der Stadt schlendernd hörte ich plötzlich hinter dem Ratthaus fröhlichen Gesang. Was war los? In einem Raume des Rathauses fand Musterung der jungen Refruten( Conscrits) ftatt. Und wie überall fangen auch diese jungen Burschen, um sich hinweg zutäuschen über die Dinge, die ihrer in einer langen Militärzeit, meist fern der Heimat, harren. Was aber fangen die elsässischen Refruten? Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" Die Sonderabteilungen der Boltsbühne E. B. bieten ihren Mitaliebern im Laufe des Jabres neben fünf Aufführungen im Theater am Bülowplak, Sheater am Schiffbauerdamm und Thalia- Theater fünf Boritellungen der Piscator- Bühne. Sie baben aber nichts mit dem Abonnements der Biscator­Bühne zu tun. Mitgliederaufnahmen in die Sonderabteilungen der Bolts­bühne tönnen noch jederzeit erfolgen; Anmeldungen find an die Beschäfts­stellen der Volksbühne C 25, Linienstraße 227, 40, Platz der Republit 7 oder an eine der Bahlstellen des Vereins zu richten.

In der Galerie Johannes Hinrichien im Stürftlerhaus, Bellevueftr. 3, wird die Anstelluna Albert Birtle am Sonntag, bem 2. Oftober, geſchloſſen. Im Anschluß daran wird vom 4. bis 20. Dltober eine Sonder ausstellung von Lucien Adrton veranstaltet. Die Ausstellung von Laurent F. Seller wird bis zu diesem Termin verlängert.

Der Kunstfalon Hirzel- Spanier , Schfllstraße 5, am Lüßoreplay, stellt im Ottober deutsche Architekturen und Landschaften des Malers Erich Kug aus. Die Ausstellung ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet.-

Die Nöte eines Landkreises.

Verfehlte Wirtschaft.

Heimstättensabotage.

Landarbeiterelend.

notwendig geworden. Die vielen Schwierigteiten, in denen ber Kreis steckt, haben dem jetzigen Landrat, der fein Nominal., sondern ein wirklicher Demokrat und Republikaner ist, Veranlassung zu der Bemerkung gegeben, daß er sich ganz in der Rolle des Konturs. verwalters fehe. Auf alle Fälle hat er eine sehr üble Erb­schaft antreten müssen.

Frankfurt a. d. O.( Eigenbericht.) Vor den Toren der Reichshauptstadt liegt der Kreis Lebus , in dessen Verwaltung einst der spätere Feldherr von Bäderig, Reubell , gemeinsam mit seinem Busenfreunde von Kamede, der nach Beginn der Keudellschen Ministerherrlichkeit schleunigst die Treppe hinauffiel, als junger Assessor tätig war. Das war zur Zeit, als Herr Kleiner, der iezige Präsident des Deutschen Giroverbandes, ben Kreis regierte. Die regierte es sich doch damals so bequem! Die Sozialdemokratie, durch ein schmachvolles Wahlrecht von den Streisförperschaften ferngehalten, existierte für die Herrschenden taum. im Kreise. Unter der Führung der Sozialdemokratie So fonnte eine Bolitit gemacht werden, die ganz nach dem Herzen hat der Lebuser Kreistag im März d. I. Mittel zur Gewährung der der Junker war. Wies der Kreis auch damals schon wichtige sogenannten Spizenbeträge und zur Zinsverbilligung für Land Industriepunkte auf Fürstenwalde, Briestow- Fintenherd, soarbeiterheimstätten bewilligt, für melche der Staat unverzinsliche, zu tat man doch ganz, als wäre das

Land Lebus ein einziges Junferparadies.

Das wurde Anfang 1919 ein wenig anders, als die Sozial demokratie ihren Einzug in den Kreistag hielt und auch in den Kreisausschuß eindrang. Herr Kleiner fühlte recht bald, daß sich seine Zeit erfüllt habe. Er wechselte nach Berlin hinüber, und an die Spitze des Kreises trat ein ehemaliger Boltsschullehrer aus Charlottenburg , Herr Pautsch, der sich als Anhänger der Fort­schrittspartei schon eine Zeitlang im politischen Leben getummelt hatte und von dem das Gerücht ging, daß er ein überzeugter Demokrat sei. In der Stickluft von Seelow , das Junterlaune einst zum Siz der Kreisverwaltung bestimmte, ist er, allzusehr der Friebfertigkeit zugeneigt, schnell schwach geworden. Er vergaß republikanische Notwendigkeiten, die nur für den oberflächlichen Beurteiler im Aeußerlichen liegen, z. B. die Beschaffung von Reichsflaggen für die Gebäude der Kreisverwaltung. Das Kreisverwaltungsgebäude hat erst in diesem Jahre erstmalig die Farben der Republit gezeigt, als Herr Pautsch sich längst in die beschauliche Ruhe eines Regierungsbureaukraten geflüchtet hatte.

Aber abgesehen von solchen Berfäumnissen hat die Aera Pautsch dem Kreise viel Unsegen gebracht. Die Kreisbant, einst ein blühendes Unternehmen, wurde unter einem Günstling des früheren Landrats, dem Generaldirektor" Alfred Kleemann, der sich demnächst wegen Betrugs und Untreue vor Gericht zu verantworten haben wird, zugrunde gewirtschaftet, ein freistommunales Unternehmen, eine Ziegelei, durch verkehrte Maßnahmen an den Rand des Ruins gebracht, bis tein anderer Ausweg mehr blieb als die Berpachtung zu für den Kreis ungünstigsten Bedingungen. Die von der Aufsichtsbehörde verlangte Sanierung foftet den Steuer zahlern vorerst jährlich 10 Prozent Kreissteuern. Bei der Liquidation der Kreisbant ergab sich der reizende Tatbestand, daß zu einer Zeit, als der Herr Generaldirektor" die bedrohliche Lage des Unter­nehmens längst fennen, mußte, den früheren p: ioaten Gesellschaftern, zumeist vermögenden Leuten, unter denen fich auch der Führer der Deutschnationalen im Kreise, Don Stünzner Rarbe, befindet, der

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dreifache Geschäftsanteil in Goldmart ausbezahlt worden war. Dem selbstverständlichen Verlangen, die zu Unrecht erhobenen Beträge wieder herauszurüden, widersetzten sich die Gefell fchafter, die Jonst gern mit ihrem Batriotismus und ihrer Sorge für den Kreis prunten. So ist denn ein Brozeß des Kreises gegen fie

Der Sträflingsaufstand in Toulon . Renandel fordert Untersuchung der Zustände im Marinegefängnis.

Toulon , 1. Oktober. ( Havas.)

Im Marinegefängnis haben sich weitere 3wischenfälle nicht er­eignet. 80 Meuterer befinden sich auf dem Fort. Man hat die Ueberzeugung, daß sowohl die Zwischenfälle an Bord des Kreuzers Ernest Renan " wie auch die im Marinegefängnis auf den Einfluß von außen her zurückzuführen seien.

Reine Sorge ist in diesem Augenblid größer als die der Schaffung von Candarbeiterheimstätten

tilgende Gelder zur Berfügung stellt. Mit füßfaurer Miene, innerlich zerfnirscht, mußte der bürgerliche Mischmasch- Bloc der Sache zu stimmen, ja, sein Wortführer, Graf Hardenberg, ein Intimus des Ertronprinzen und Freund der Femeleute, betonte in öliger Rebe, daß er und seine Freunde das Siedlungswert in jeder Weise fördern würden. Die Praris hat etwas ganz anderes, nämlich die Sabotage der Landarbeiterheimstätten durch die Junter gezeigt. mi sup

Durch Borenthaltung des notwendigen Baugeländes wird das fozial und fulturell fo wichtige Werk hintertrieben. Dafür siedeln einige Großagrarier auf eigene Fauft. Sie greifen zwar nicht in die eigene Tasche, aber sie besorgen ihren" Arbeitern die Gelder und suchen ihnen die Meinung beizubringen, daß die Kreissiedlungsgenossenschaft gar nichts leiste, sie, die Junker, aber desto mehr. Es geht ja allmählich den Wahlen entgegen, und da muß das arg ramponierte Ansehen ein wenig wieder aufgefrischt werden.

Das Ideal der Junter bleibt die Werkswohnung, die Wohn-, Schlafzimmer, Küche und Abstellgelegenheit in einem Raum vereinigt, wie es beispielsweise in dem Machtbereich des Grafen Rochus Lynar in Seefe im Spreewald ist. Die Berts wohnung bietet den Vorteil, mißliebige Arbeiter, die sich etwas linksverdächtig gemacht haben, turzerhand an die frische Luft zu feßen. Die neuzeitliche Rechtsprechung der Mieteinigungsämter ift diesem menschenfreundlichen Streben taum hinderlich. Wer sich aber untersteht, auf diese unbestreitbaren Tatbestände einmal hinzuweisen, der wird von den Junkern als Heger" angeschrien.

Sie, die ihre Klasseninteressen in bekannter Rücksichtslosigkeit wahrnehmen, verübeln es ihren Gutsangehörigen zumeist sehr, wenn diese durch das Mittel der Organisation bestrebt sind, ihr tultur­widriges Dafein zu verbessern. Unter dem unausgesetzten Druck der Junker find nur allzu viele Gutsarbeiter fleinmütig und furchtsam geworden. Statt dem Terror ihrer Bebrücker die Macht einer starten, in sich gefestigten Organisation entgegenzusehen, haben sich vielerorten die Landarbeiter in das Heerlager der Indifferenten geschlagen oder find gar zu den verächtlichen Gelben" gestoßen. In den sogenannten Atamanen, den ,, nationalen" Aufbaujünglingen, ist den Landarbeitern in manchen Gegenden ein neuer Feind erstanden, der sich den Junfern für ein fümmerliches Taschengeld anbietet. Wir rufen die öffentliche Meinung auf, daß fie fich des freudenarmen Schicksals der Landarbeiter annehme. Aber das Wert der eigenen Befreiung fann schließlich doch nur die Sache der Landarbeiter selbst sein!

Kriegsschuldfrage ganz anders gewertet hätte, heute aber, da mich die Tägliche Rundschau" mit den trifischen Aeußerungen des Reichs­dienstes" identifiziert, gegen mich selbst hetze", wie das Blatt so wikig sagt.

Die Tägliche Rundschau", an deren Intelligenz und Bonalität man in einem Augenblick, in der sie mit der ihr gesinnungsverwand­ten Nachtausgabe" einen nicht gerade amüsanten Bogtampf wegen einer unfäglich unwichtigen Anastasia- Legende" aufführt und aus­gerechnet von der Hugenbergschen Bruderpreffe fich einen Lief stand der Journalistit" attestieren lassen muß, aus Mitgefühl nicht Der Matin" berichtet, daß der größte Teil der Meuterer des zu hohe Ansprüche stellen soll, wird aber vielleicht doch noch einsehen Marinegefängnisses sich erst Sonnabend vormittag ergeben hat. Die fönnen, daß man sehr wohl ein entschiedener Bekämpfer der Kriegs­ganze Nacht hindurch hatten sie sich in ihren Bellen verschuldlüge sein kann und trotzdem oder vielmehr gerade deswegen barrifabfert, die sie durch Löcherschlagen in die Wände und die feierliche Kriegsschulderflärung von Tannenberg als einen poli­Decken miteinander verbunden hatten. Fünfzig Gendarnien befeßten tischen Fehler ansehen darf. Und vielleicht versteht die Tägliche die Korridore und forderten die Gefangenen auf, die Türen zu Rundschau" darüber hinaus auch noch, daß man es ablehnen fann, öffnen. Da die Aufforderungen erfolglos blieben, wurden die für diesen Fehler den Herrn Reichspräsidenten verantwortlich zu Türen mit egten eingeschlagen, und erst jetzt ergaben machen und es für die Würde und das internationale Ansehen des von fich die Meuterer nach kurzem Kampf. Sie wurden nach dein greifen Reichspräsidenten von Hindenburg durchaus nicht förberlich Fort Malbousque gebracht. Die Meuterei ist darauf zurückzuführen, findet, wenn die verantwortlichen amtlichen Stellen dem Herrn daß das Gefängnis stärter belegt war, als es den Vor- Reichspräsidenten zunächst eine feierliche Erklärung vor aller Belt schriften entsprach. Die Gefangenen mußten daher zu je zehn oder abgeben lassen und sofort hinterher versichern, daß das amtlich zwölf in einer Zelle untergebracht werden. Sie stellten dauernd nichts zu bedeuten hätte und die amtliche deutsche Politit mit Forderungen, besonders wegen des Essens. Die Gefängnisver- der Kriegsschulderklärung Hindenburgs gar nichts zu tun hätte. maltung hatte beschlossen, die Rädelsführer" in das Fort Malbousque zu überführen, wo sie schärfer überwacht werden fönnen. Von dieser Absicht hatten die Gefangenen auf einem bisher nicht entdeckten Wege Kenntnis erhalten und beschlossen, sich dieser Maßregel zu widersetzen. Als die Gefängniswärter den Befehl cusführen wollten, entstand die Meuterei.

Ein weiterer Zwischenfall hat sich wahrscheinlich im Zusammen­hang mit dieser Meuterei auf dem Panzerfreuzer Ernest Renan " in Toulon ereignet. Als die Matrosen zum Empfang des Effens an­treten sollten, weigerte fich die ganze Besayung, das verabreichte Essen anzunehmen. Der Kommandant des Schiffes be­gab sich darauf in Begleitung von mehreren Offizieren in die Küche und stellte fest", daß an dem Essen nichts auszusehen sei. Der Besagung wurde daher der strikte Befehl erteilt, die Nahrung zu effen. Die meisten Matrosen famen, wenn auch unwillig, diesem Befehl nach, zahlreiche jedoch nicht. Die vier Wortführer wurden verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis gebracht.

Die Ehrfurcht vor dem 80jährigen Reichspräsidenten verbietet es mir, diesen ersten Versuch amtlicher Deckung des Herrn Reichs­ präsidenten in das alltägliche Deutsch zu übersehen, und ich verjage es mir auch, mit der Täglichen Rundschau" in eine Bolemit über eine Reihe noch anderer, politisch auch nicht uninteressanter Dinge, die mit dieser bedauernswerten Entgleisung amtlicher Stellen zu­fammenhängen, einzutreten. Ich habe bis zum heutigen Tage noch nicht eine Beile gegen die jetzige Reichsregierung, eines ihrer Mit­glieder oder ihre Tätigkeit geschrieben und kein öffentliches Bort gegen fie gesprochen, weil ich das Zustandekommen dieser Regie. rung für nötig gehalten und auf dem Standpuntt gestanden habe, daß, wie jede andere, auch diese Regierung erst nach ihren Werten beurteilt werden dürfte. Ich gestehe allerdings, daß heute die Versuchung stärker wird, wirken und Bollen unserer Reichsregierung einmal im Zusammenhang und in ihren Triebträf­ten zu überblicken und insbesondere auch eine Bilanz der Stresemannschen Außenpolitit zu ziehen.

Was Stresemann aber mit dem Artikel der Täglichen Rund­schau" zu tun hat? Wahrscheinlich ebensoviel wie ich mit bem

Renaudel hat vom Marineminister eine Untersuchung über die Zwischenfälle im Marinegefängnis in Toulon sowie über die hygienischen und Betöftigungsverhältnisse im Artikel des Reichsdienstes". Sie hatten mir entgegen, daß ich Gefängnis gefordert.

Nachspiel zur Tannenberg- Rede. Eine Belehrung für die Tägliche Rundschau". Herr Ministerialdirektor z. D. Spieder jchreibt uns:

Das Blatt des wieder zurückgekehrten Herrn Reichsaußenmi­ministers, die Tägliche Rundschau", hat es für richtig be funden, mich für einen Artikel des Reichsdienstes der deutschen Preffe, der über Hindenburgs Kriegsschulderklärung bei der Tannenbergfeier ein fritisches Wort gesprochen hat, verantwortlich zu machen und der Wandlungsfähigkeit zu zeihen. Die Tägliche Rund­ schau " erblickt diese Wandlungsfähigkeit darin, daß ich früher die

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dem Reichsdienst" aber doch wohl näher stünde als Herr Strese­mann der Täglichen Rundschau"? Nun, zugegeben dafür ist aber der Reichsdienst" auch unvergleichlich besser als die Tägli Rundschau".

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Präsentiert das Gewehr! Reichswehrehrenbezeugung vor der Stahlhelmuniform. Reichspräsidentenpalais. sterberg und Seldte, die Häuptlinge des Stahlhelms, fahren im Kraftwagen vor. Der Reichs wehrposten präsentiert das Gewehr. Bor der Uniform des Stahlhelms.

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