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fordert wird, in reaktionären Bersammlungen ebenso mutig" mit Sprengungen vorzugehen wie in linfskommunistischen. Zum Schluß heißt es:

Wir sehen wahrhaftig in der Bersammlungssprengerei tein besonders überzeugendes Kampfmittel. Wir sind ganz und gar da­gegen, daß man in Arbeiterversammlungen Keilereien und Spren gungen an die Stelle fachlicher Auseinandersetzungen treten läßt. Die Spitzen von KPD  . und RFB. tun so, als seien fie anderer Ansicht. Nun wohl, so werben wir, nur um Schulter an Schulter bei den jetzt allein von dieser Führung" veranstalteten revolutio nären" Taten dieser Führung" dabei zu sein, sofort und überallhin mit ihr gehen, um in gegnerischen Bersammlungen das zu leiften, mas in unseren Versammlungen wir uns seitens des 3. nicht mehr werden gefallen lassen.

Wir erklären aber: Läßt 3K der KPD  . und Bundesleitung

des RFB. uns ohne fonkrete Antwort auf dieses unser Angebot, oder werden diese Instanzen versuchen, mit windigen Ausflüchten sich von einer Antwort zu drüden, so werden wir sie nicht nur als elende Feiglinge brandmarken, die nur gegen links­geftimmte Arbeiter, und auch das nur in der llebermacht, ihren Mut" beweisen, sondern wir werden noch mehr als bisher alle Sträfte einsetzen, um Partei und RFB. von diesen politisch bantrotten und in jeder Beziehung feigen Führern" zu befreien, die den Kommunismus tagtäglich tompromittieren und Arbeiterversammlungen zu Tumultplägen andersge Jinnter Rowdys machen wollen."

Scham und Efel."

Deutschnationale Sittenwächter.

11971

In einer Anfrage des deutschnationalen Abg. Winkler an die preußische Regierung heißt es u. a.:

Scham und Etel müffen jeden ehrenhaft denkenden Deutschen   und Preußen erfüllen, wenn er der Feststellung gegen übersteht, daß Schlageter, Sabomsti und Beder an unsere Feinde non sogenannten Deutsch en verraten worden find. Un. erträglich ist der weit über die Grenzen des besetzten Gebietes hinaus verbreitete Berdacht, daß die preußische Bolizet an der Auslieferung von Schlageter, Sadowski und Becker an die Franzofen mit schuldig ist."

,, Scham und Etel" steigen normalen Menschen nur auf angesichts der Heuchelei, die in dieser Behauptung fiegt. Die fogenannten Deutschen", von denen die Anfrage spricht, waren Roßbach Leute, also aus dem Holze der nationalfommunistischen Haufen" geichnißt, die die Schwarze Reichswehr   bildeten, und bis heute den Schuß gerade deutsch nationaler Barlamentarier fanden. Die preußische Polizei und vor allem Severing mit diesen Burschen in Ber­bindung zu bringen, ist schon mehr, als Scham und Etel" erregend, es ist deutschnational!

Die Rechte obftruiert im Landtag. Trotzdem wird die Oeffentlichkeit des richterlichen Disziplinar verfahrens beschlossen.

Zu Beginn der heutigen Landtagsfizung verlangten die fommu nistischen Abgeordneten Pied, Kilian und Möride zur Geschäftsordnung wiederum die sofortige Besprechung der fommuni ftischen Anträge gegen die Berordnung des Wohlfahrtsministers über die weitere oderung ber Wohnungszwangsmirta fchaft. Da Abgeordnete der Rechtsparteien der Berhandlung dieses Gegenstandes widersprechen, werden die Anträge der Kommunisten nicht auf die Tagesordnung gesetzt.

Hierauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein und überweist ohne Debatte eine Reihe von Uranträgen an die zuständigen Aus:

schüffe.

Der Gefeßentwurf über die Deffentlichkeit des Be­Disziplinarverfahrens gegen richterliche amie wird nunmehr in drifter Cejung in einfacher Abstimmung angenommen. Bekanntlich hatten am Freitag die Deutschnationalen durch ihre Obstruktion bei diesem Entwurf das Haus zum zweiten Male beschlußunfähig gemacht. Die Deutschnationalen haben alfo ihren Antrag auf namentliche Abstimmung zurückgezogen.

Es folgt der Bericht des Ausschusses für das Unterrichtswesen über die Uebersichten und Anträge, über die Zahl der stellen. lofen Schulamtsbewerber. Der Berichterstatter Abg. König- Swinemünde  ( Soz.) weist darauf hin, daß nach der Statistik noch über 30 000 Anwärter auf Anstellung warten. Es sei nur möglich, fie durch Schaffung neuer Hilfslehrerstellen im Etat unter­zubringen. Der Bericht wird zur Kenntnis genommen.

Die Abstimmung über die Erhöhung der Ber waltungsgebühren nach dem Antrag des Ausschuffes für das Rechtswesen ergibt im Hammelsprung die Beschlußunfähigkeit

des Hauses.

Der Präsident beruft auch sofort eine neue Sigung mit dem Rest der Tagesordnung ein. Die Sigung dauert an.

Stahlhelm und Volkspariei.

Geldte tritt aus der DBP. aus.

Stahlhelmführer und Liförfabrikant Selbte ift aus der Deutschen Bolkspartet ausgetreten, die er feinerzeit mit begründet hat. Er behauptet, er wolle parteipolitisch frei sein. Die der Deutschen   Bolkspartei angehörigen Reichstagskandidaten, die, wie Abg. Sulenkampff, gleichzeitig Mitglieder des Stahlheims fund, sollen bei den Wahlen weiter die Unterstügung der Organisation erfahren.

Der Stahlhelm ist, so erklärt Geldte, heute politisch ge­worden. Seinen Kampf gegen den Barlamentarismus beginnt er damit, daß er die schwarzweißrote Einheitsfront" fördert, wenn feine eigenen Leute auf den Randidatenlisten stehen. Das Beispiel von Braunschweig   hat jedoch schon gezeigt, wie

Berschleppung der Besoldungsreform? bie Bählermaffen auf dieſe freundliche Unterſtügung reagieren.

Borstoß des Zentrums.

Wie wir aus Reichstagstreifen erfahren, hat das Zentrum Die Absicht erkennen lassen, das Infrafttreten der Besol. Jungsreform hinauszuzögern. Es geht mit dem Vorschlag um, von den Sägen der Vorlage am 1. Januar 1828 nur 75 Proz. in Wirksamkeit treten zu lassen, das reftliche Viertel aber erst am 1. April 1929!

Ob dieser Verschleppungsvorschlag bei den Blodparteien Gegen. Ob dieser Verschleppungsvorschlag bei den Blodparteien Gegen liebe findet, bleibt abzumarten. Die Nähe der Reichstagswahl könnte im deutschnationalen und volksparteilichen Lager immerhin noch Bedenten gegen einen solchen Schritt auslösen.

Wegen Spionage für Deutschland   verurteilt wurde in Sönigs. hätte ein polnischer Eisenbahnbeamter zu eineinhalb Jahren Gefängnis.

Bronx  - Expreß.

Erstaufführung in den Rammerspielen.

Das find die Juden von New York  : mehr als anderthalb Mil­lianen, die russische Progrome uno galizier hunger über den

Stresemann und der finkende Kahn.

Eine Rede in Nürnberg  .

Nürnberg  , 3. Dezember.( Eigenbericht.) Auf der Reise nach Genf  ( prach am Freitag abend Außen­minister Dr. Stresemann hier in einer Versammlung der Deutschen Bolkspartei. Er bezeichnete es dabei als Unfinn, immer wieder zu erklären, mit den Sozialdemokraten fönne man nicht zu­fammen in einem Kabinett jizen. Nach Aufgabe des Ruhrwider standes feien diejenigen, die das heute behaupten, fehr froh ge­mesen, als die Sozialdemokraten in den gefährdeten Rahn fliegen und die schwere Verantwortung mittrugen. Der Außenminister wandte sich dann vor allem auch gegen die deutsch  nationale Bresse, die von einer Berftlavung Deutschlands   spricht.

soll und von dem Regiffeur Heinz Hilpert   mit Theater maschine Lekten Raffinements aufgebonnert wird, verjagt voll­tommen. Die Bildung ist dem Regiffeur im Wege. Ihm fehlt das Urfamierentum. Man ft beleidigt. Dichter, Regisseur und Schau­spieler find schuld daran, allerdings nicht alle.

Atlantit schwemmen. Einer von ihnen, Chastel, der Knopimacher, betrütet mit rührender Mütterlichkeit den foscheren Fisch

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lebt im New Yorker Ghetto  . Bon dort, von Frau und Kind, morgens weg in die Fabrik. Abends wieder heim. Am Schabbes au   foscherem Fisch und Barches. Warum tam Chastel nach New York  ? Er hat die Stadt, die glücklich und reich ist, niemals ge­fehen. Er ist immer unter dem Broadway, wo es leuchtet und lodt, mit der Untergrundbahn durchgesauft. Sein Bug, der ihn vom Ghetto in die Fabrit brachte, der Bronz- Expreß, erlaubte ihm nicht, die Glücksstadt zu sehen. New Yorker Ghetto, Singfang des Gabbath liedes, nicht viel verschieden von dem, was auch in Rußland   und Bolen war. Bielleicht manchmal noch ein bißchen mehr Not. Und ba feßt dem Chastel, während er in der vollgestopften Untergrund einen Umweg um den Broadway macht, Jantel, der Windhund, den Floh ins Dhr. Immer im Ghetto verfümmern, niemals den Broad­way stürmen? Broadway, das bedeutet Millionen, Weiber, Chancen, die Welt auszutaufen, den Bluff auszuprobieren und einen Palast friegen und ein Bankkonto, wie die Morgans und Rockefellers Chastel schläft in der Untergrundbahn ein. Dann träumt er, daß alles bas plöglich zu ihm fommt, daß er, der kleine Jüb und Bro. letarier, genau so wie die Bonzen in der 5. Avenue ein Jude ist, macht ihn der Reichtum noch besonders toll, so daß er als Fabrifherr den höchsten Judentag, den jüdischen Weltfeler tag, den Jomlippur, abschafft. Dazu noch alle anderen Weltfeier­tage, an denen der arme Mann ausruhen durfte, chriftliche und mohammedanische. Chastel selbst ist kein Prolet mehr, er ist nur noch Kapitalspotentat. Alle Broleten müssen für ihn schuften, für ihn, den Millionär und Schuft. Er macht auf, als der Traum gerabe allzu meschugge mit ihm herumwirtschaftet. Chastel, der Snopfmacher, wird wieder Berfluchte Nationalökonomie und Milliarbårsmoral! Die schönsten, sogar die dicksten Weiber bleiben bei den Schedbudbonzen. Chaste!, fchon Elitetnopfmacher mit 40 Dollar in der Woche, wird erst wieder obenauf kommen, wenn Abraham ihn in den Schoß nimmt.

Da er

Der Dichter Difip Dymom gibt die Garantie bafür, daß die Ghettoleute die Leute im Broadwaypilast nicht stören. Dymom versucht sich als jiddischer Neftron, er überfest den guten Biener ins Jubendeutsch von 1927. Die Traumbilder Chastels find primitiv mirtlam und erbaulich für Rigger, Jüd und Chinamann, die abends Peinen Smofing anziehen, wie die flugen Besucher der Berliner  Rammeripiele. Ein Bolteftüd, das in Amerita fahrelang Raffe machte, verlagt in den Kammerspielen. In New Dort hat der alle Schildkraut den Chastel geträumt. Das mus berrlich ge­wesen sein und ein wundervolles Gemauschel des Gefühls. So etroas läkt fich nicht ohne weiteres zu uns übertragen, wenn auch manche Künstler der Kammerspiele das Gemauschel im Tone munder voll imitierten. Alles, was in dem Stüd heimatlich und realistisch ift, die notionale Note, das Interieur mit hebräischer Melodie und ritueller Küche, das geht zum Herzen. Was nachher dichterisch sein

Kurt Bois  , der den Ghettoichieber Sanfe! spielt, mimt fichwobronierend und schleimig und sprenkelt gelegentlich bas Gemauschel in seine Rede. Das gehört sich fa 31ta und die Schabbesleuchter und die Unschuld ihrer Tochter Refele. Mischtet, Liebermann, entlarot mit zehn Worten allen Schmerz und alle Lächerlichkeit des amerikanischen   Judenvolfes. Doch die anderen spielen mir Rollen, obwohl sie ernsthaft gebrillt sind. Sie find folchen Aufgaben, die mur Naturtomödianten jüdischen Stammes vielleicht spielen fönnen, nicht gemachsen. Albert Steinrüd bewältigt seinen jüdischen Proletarier nur mit großem Latte. Hier ift aber mehr notwendig, eben die foloffale ins Geniale gesteigerte Irschmierenbeoabung. Es wirken zwei Theatertinder, Bet er offf und lerandra Radler, mit, und Hanna Ralph  , die das geträumte Monstrum des füfternen Welberfleisches zu prä fentieren hat. Nichts als gute Dreffur, boch schon theatralisch ver zerrt. Ostar Karlsweis, ein jiddischer Dichter, und illi Prager, ein alter Rebbe; fle spielen ihre Episoden auch mit iener Schulung, die für ihre Künstlerschaft, noch nicht für ihre Natur bürgt. Ihr Inneres ist nicht mehr judaisch genuo. Sie sind Ichon nicht mehr inftanhe, Rationaltheater zu spielen. Mit Kultur unb Technik ist biefem Stücke aber nicht beizukommen, das schlecht und aut zugleich ist. Zu literaris- h für die Vorstedt, zu plump für die Kammerspiele. M. Hochdorf.

Der fluge und der falsche Prophet.

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tanzte In grauen Jahren tein Laban lehrte noch. teine Bigman fam ein Mann aus dem Westen, nannte fich Jacques Dalcroze   und ließ sich nieder zu Hellerau   im Sadfenland. Und er rief zu sich Jünglinge und Jungfrauen und lehrte sie nach Tönen der Mufit ihre Glieder repen. Und veranstaltete in fest­licher Halle Tanzaufführungen mit Gelang und Instrumententlang. Und es gab piele, die da fagten: Sehet, hier ist eine neue Tanz funft erstanden, die euch befreit non den Fesseln toter Tradition. Andere aber schüttelten das Haunt und sprachen:" Diefes ift mit nichten ein neuer Tanz; es ist Mufit in rhythmische Körperbeme­aung übertragen. Solche Uebungen mögen dazu dienen. des Mu­fifers Gehör und rhythmisches Gefühl zu verfeinern und zu ftar ten, dem Tanze aber dienen sie nicht. Und es ward stille um den Mann aus dem eften und er entschwand aus unserem Angesicht... In diesen Tagen aber ift er wie er unter uns erfchienen und hat uns eingeladen. in die Staatliche Hochschule für Mufit und zeigte uns etliche feiner Maadelein, wie sie fangen und must zierten und ihre Glieder rhythmisch bewegten. Und er öffnete seinen Mund und sprach also: Was Sie hier sehen, hat nichts mit dem modernen Kunsttanz zu tun. Es ist lediglich eine neue Me thode musikalischer Erziehung. Da atmeten alle Beisen auf und freuten sich über die luge Einsicht des Mannes und feaneten ihn und wünschten ihm aufrichtigen Herzens Glück zu seiner Arbeit.

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Freitodepine

des Redakteurs der Illustrierten Reichsbanner Zeitung. Magdeburg  , 3. Dezember.

Bon zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Der Polizei­präsident 3. D. Gustav Krüger   hat sich heute morgen um 9 Uhr in feiner Wohnung in Magdeburg   erschossen. Es muß ein feelischer Zusammenbruch vorliegen, da irgendwelche Gründe zu einem Selbstmord nicht vorhanden sind.

Genosse Krüger stammtel aus dem Buchdrucerberuf und war lange Jahre Arbeiterfekretär in Magdeburg  . 1919 wurde er guns Polizeipräsidenten ernannt. Eine fommunistisch- deutschnationale Sebze gegen ihn erregie feinerzeit großes Aufsehen. Er wurde zur Disposition gestellt und in einen langwierigen Disziplinarprozeß verwickelt, der allerdings mit seiner völligen Rehabilitierung endete. Sett Gründung des Reichsbanners war Krüger in dieser republi­fantschen Organisation sehr tätig. Er hat auch die Illustrierte Reichsbanner 3eitung" gegründet, deren Hauptredakteur er bis zu feinem freiwilligen Tode geblieben ist. bis zu feinen

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Der Kappist und seine Pension.

Ehrhardi und der Reichswehrfisfus.

Vor dem Landgericht I fand heute morgen die por furzem per tagte Verhandlung über den Rechtsstreit zwischen dem Reichsfistus und Kapitän Ehrhardt statt. Bekanntlich macht der Reichswehrj.skus jomohl Lüttmik als Ehrhardt für den Schaden verantwortlich, der durch den Kapp- Butsch entstanden ist. Lüttmig und Ehrhardt meigern sich aber, die Schadensersazansprüche des Reichswehrfistus anzuerkennen. Die Gerichtsverhandlung gegen Lüttwig findet am 7. Dezember statt.

ansprüchen, die Millionen Goldmark betragen, nur bie rüd Der Reichswehrfistus hat allerdings bei seinen Schadenersatz­ständigen und in Zukunft fälligen Pensionen Ehrhardts im Auge, nicht die Einnahmen, die aus irgendeiner anderen Tätigkeit stammen. Aber auch diese Selbstbeschränkung des Reichswehrfistus genügt Ehrhardt nicht. Er bestreitet überhaupt das Recht des Reichswehrfisfus, irgendwelche Schadenersazansprüche ihm gegen­über geltend zu machen. Augenblicklich hält der Reichswehrfistus ein Bierte! feiner Pension zurüd.

Der Borfizende versucht einen Vergleich herbeizuführen. Er redet dem Vertreter Ehrhardts, Rechtsanwalt Bloch, zu, letzterer möge fich mit einem mäßigen Abzug von seiner Pension einver­standen erflären. Rechtsanwalt Bloch will jedoch davon nichts hören. In erster Linie will er unter feinen Umständen mit ben 9000 Mart rückständiger Pension" herausrücken. Nach langem Hi und Her erflärt der Bertreter des Reichswehrfistus, Rechtsanwalt Miglaf, ein Bergleich wäre vielleicht auf der Grundlage möglich, dafür aber um so höher bie Abzüge von den laufenden Benfio­daß entweder der Staat auf die rückständigen Pensionen verzichtet, nen bemißt oder daß der Reichswehrfistus die rückständigen Benfio nen behält, dafür aber die Abzüge von den laufenden Pensionen entsprechend niedriger hält.

Rechtsanwalt Blodh mendet demgegenüber ein, daß Ehrhardt außer der Benfion überhaupt feine Einnahmequellen befigt. Aus dem Vermögen seiner Frau habe er sich ein fleines Gut in der Nähe von Neu- Ruppin   getauft. Er sei somit auf seine Pension angewiesen.

Der Vorsitzende versucht nach wie vor einen Bergieich herhei zuführen und glaubt, daß dies im Interesse des Ehrhardt selbst fein würde. Denn wenn dieser auch glaube, daß er für die millionen Goldmark nicht aufzukommen habe, die aus der höheren Besoldung der Truppen auf Lüttwiz Befehl während des Kapp- Butsches ent­standen feien, so fönnte ja der Reichswehrfistus seine Schadenersatz­ansprüche noch aus anderen Gründen geltend machen.

Da Rechtsanwalt Bloch anscheinend bereit ist, auf einen Ber­gleich einzugehen, bittet der Vertreter des Reichswehrfistus um eine Bertagung der Verhandlung, da er bei seinem Mandatgeber über die Form des Bergleiches Rücksprache nehmen müsse.

Rechtsanwalt Dr. Bloch besteht jedoch darauf, daß verhandelt werde. Das Gericht trat deshalb in die Verhandlung ein.

Die Reichstagsfraffion des Zentrums wählte den Abgeordneten Stegerweld zu gleichberechtigten zweiten Borsitzenden. Bisher hatte v. Guérard zum ersten Vorsitzenden und die Abgg. Perlitius und noch Reichsfanzler Dr. Mart sein Amt als erster Fraktionsvorsitzen der inne.

Es begab sich aber, daß zu der felbigen Zeit ein anderer Mann erschien und im 3entralinstitut für Erziehung und Unterricht vor uns trat. Er war ein Abgefandter der Elisabeth Duncan  , die eine Lanzschule irgendwo in Desterreich betreibt. Und der Mann redete gewaltige Worte und gab in Lichtbildern einen Ueberblid über die Entwicklung der Kunstgeschichte aller Böl ter und aller Zeiten und erzählte von der Riefenarbeit. Sie gelelftet werde in der Schule seiner Auftraggeberin. Und wir wurden ge= spannt und erregt und harrten begierig der Dinge, die da lommen sollten. Aber als dann leicht geschürzte Jungfrauen erschienen und zu Klavier- und Harmoniumspiel zu wandeln, zu hüpfen und z11 tanzen begannen, fiehe, da war es eitel Kitsch und ein Nichtsfönnen, daß uns Mitleid erfaßte, und eine fade Süßlichkeit, daß es selbst ernste Männer nach vielen Kognafs verlangte. Und man raunte sich zu: Wie kommt ein solcher blühender Dilettantismus in die staatlichen Räume?" Und die, die es willen wollten, sprachen: Nur wenige gehen heute noch dieser Elifabeth in die Falle. Cin einflußreicher Geheimrat im preußischen Kultusminsterio aber flebt an ihrem Leim und sucht ihr Pfade zu bahnen und Pforten zu öffnen. Da entsetzten sich die anderen und dachten in ihrem Her zen: Sollte es in Wahrheit so sein? Sollte eine Reglerung, bie für die große und ernste Sache des modernen deutschen Kunsttanges nicht einen Pfennig übrig hat, diese fläglichen Jämmerlichkeiten unterstützen wollen?" lnb fie beschlossen, ein wachsames Auge zu haben, auf daß nicht Dinge geschehen, die uns vor aller Welt lächer lich machen müßten. John Schitowsti.

Zerstörung des Theaters durch den Realffent? In dem Zythus ber Leffing- Hochschule Das Theater" sprach Gustav Hartung  zu dem Thema Der Regisseur". Die leberwertung und leberentwicklung der Regiefunktionen in unferen Tagen charakteri­fierte Hartung als eine Verfallerscheinung des Theaters. Das ge hunde Theater brauchte feine fühlbare Regie. Es hatte das Stück dem gerechnet werden kann, mit dem aber auch gerechnet werden und es hatte die Schauspieler. Heute ist das feste Ensemble, mif muß. höchsters noch in der Provinz vorhanden. Der Regisseur hat also für das jeweilige Stüd sih die Schauspieler zusammenzusuchen, bie ihm für die Verkörperung seiner Auffaffung des Wertes am geeignetsten erscheinen. Denn der prominente Reniffeur bildet sich beute feine höchft persönliche Auffaffung von jedem Theaterst d. Aufführung. wie Hartung fie nannie, höchstens dann erträgt wenn Mirr dann ist das große Bublifum befriedigt, das die normale" es fich um ein meres.Bert hanbelt. Selten find jedom die Dramen hellung der Ideenwelt des Disters durch die Regie. Das Drema unferer Zeit wirklich bühnenfähig. Sie brauchen Klärung. Auf einer vergangenen Reit aber tann nur durch die Regie für unfere Zeit neu und leben in gemacht merben. Doch glaub Hartum fer Höhepunkt der Berftörum des Theaters durch die Menie sei fon scheinend ziemlich steptisch gegenüber. überschritten. Troktem steht er der Zukunft des Theaters an -

Die Bürger- Konzertere'nigung zur Pflege volkstümlicher Orchestermufit" will, um aute Orchestermusik und allgemeines Kunst­verständnis in den republikanischen Boltstreisen zu fördern, in regel mäßigen Abständen monatlich zwei Konzerte in verschiedenen Stadt teilen Groß- Berlins veranstalten. Während der Bintermonate