Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts
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Nr. 96
B 48
45. Jahrgang.
66 Anzeigenpreis: Die einfaltige Nonpareillezeite
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Schiffskatastrophe im Kanal.
Der italienische Dampfer ,, Alcantava" mit Mann und Maus gesunken.
Der italienische Dampfer„ Alcantara" ist nach einem im Nebel auf der Höhe von Dungeneß erfolgten Zusammenstoß mit dem russischen Schulschiff„, Iowarisch" gesunken. Es besteht kaum eine Hoffnung, daß von der Schiffsbesatzung auch nur ein Mann gerettet wurde. Ein Londoner Telegramm berichtet folgende Einzelheiten: London , 25. Februar. Blättermeldungen zufolge berichtet der britische Dampfer Moldavia", der die Stelle, an der gestern abend im dichten Nebel der italienische Dampfer Alcantara"( 1682 Tonnen) zwei Meilen von Dungeneß mit dem russischen Schulschiff Towarisch" zufammenstieß, 1½ Stunden abgesucht hatte:
Wir haben einen Mann tot aufgefischt und sind überzeugt, daß niemand am Leben geblieben ist.
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,, Daily Mail" berichtet über den Zusammenstoß: Als der Dampfer ,, Moldavia " auf dem Wege nach Australien gestern abend in Höhe von Dungeneß an der Südküste von Kent in der Nähe von Lydd vorbeifuhr, ertönten aus der in Rebel gehüllten See schrille Hilferufe. Die„ Moldavia " hielt ihre Maschinen sofort an und ließ in fieberhafter Eile Rettungsboote herab. Aus dem mit Wradftüden besäten Meer wurde ein fferbender italienischer Matrose aufgefischt. In der Nähe lag der beschädigte russische Dampfer To marisch". Seine Mannschaft versuchte, die Mannschaft der ,, Alcantara" zu retten. Die ,, Moldavia " sandte eine drahtlose Meldung, die von der Station Dungeneß aufgefangen wurde.
,, habe einen Mann aufgefischt, höre andere schreien." Sofort wurden Kanonenschläge abgefeuert und die Nachricht über den Zusammenstoß an der ganzen Küfte entlang gefunkt und um Hilfe gebeten. Das Rettungsboot von Dungeneß stieß etwa zehn Uhr abends in See und suchte um Mitternacht immer noch den Ort des abends in See und suchte um Mitternacht immer noch den Ort des Zusammenstoßes ab. Kurz nach elf Uhr nahm die„ Moldavia " ihre Rettungsboote wieder an Bord und sehte ihren Weg fort. Der ge: rettete italienische Matrose starb bald nachdem er an Bord genommen wurde. Er wird auf See bestattet werden.
Schleppdampfer sind aus Dover nach dem Schauplatz der Katastrophe abgefahren. Rettungsbootsstationen und Küstenwachendepots an der ganzen Küfte sind in drahtloser Verbindung mit den Reffungsmannschaften. Eine um Mitternacht abgesandte Meldung teilte mit, daß der Dampfer Towarisch" nicht in unmittelbarer Gefahr ist und versucht, Southampton zu erreichen.
Genaue Mitteilungen über den Umfang der Katastrophe waren auch heute früh in London noch nicht bekannt. Da Augen. zeugen des Unglüds nicht vorhanden sind( das Unglüd geschah bei dichtestem Nebel), ift man über die Zahl der Erfruntenen nicht im flaren. Es wird behauptet, daß auch Passagiere zu den Opfern zählen.
Straßenbahnzusammenstoß in der City.
Verletzungen durch zersplitterndes Glas.
Die Fahrgäste der beiden Wagen der Straßenbahnlinin 1 und 25 wurden heute morgen furz vor 8 Uhr in Angst und Schrecken versetzt, als die beiden Wagen an der Ecke der Friedrichstraße und der Karlstraße mit einem fürchterlichen Krach zusammen. fuhren, so daß fämtliche Fensterscheiben zerplitterten. Gellende Hilferufe ertönten aus dem Innern. Durch die Bucht des Zusammenpralles wurde der Anhänger der Linie 1 aus den Schie nengeworfen und stellte sich quer über den Fahrdamm. Sieben Fahrgäste erlitten Verletzungen, die aber glücklicherweise nur leichter Natur waren. Andere bekamen Nervenfchocks. Die Betroffenen begaben sich selbst in ärztliche Behandlung. Die Eingleisungs arbeiten, die von einer Hilfskolonne der Straßenbahn vorgenommen wurden, dauerten über eine Stunde. Während dieser Zeit war der Straßenbahnverkehr in beiden Richtungen gestört, fonnte aber später durch Umleitungen durch die Oranienburger Straße wieder auf
genommen werden.
Wann endlich werden übrigens Straßenbahn und Aboag dazu übergehen, ihre Wagen mit Scheiben aus nicht splitterndem Glas zu versehen? Die meisten Verlegungen bei derartigen Zusammenstößen rühren von Verletzungen durch Glasscherben her.
Die Metallangestellten im Kampf!
Um die Solidarität zwischen Arbeitern und Angestellten im Metallgewerbe auch nach außen zu dokumentieren, sprach in einer glänzend besuchten Funktionärversammlung der Angestellten des AfA- Metallfartells im Nordischen Hof der Vertreter des über ,, Die Deutschen Metallarbeiterverbandes, Hentschel, über„ Die Lehren des mitteldeutschen Metallarbeiterstreifs". Der Vortragende gab einen Ueberblid über die Lohnbewegungen der Metallarbeiter und zeigte, wie in diesen Kämpfen stets die Solidarität der Arbeiterschaft die wirtsamste Waffe mar. Doch auch die Unternehmer haben die Wichtigkeit des Zusammenschlusses erkannt. Gerade die letzte, von Mitteldeutschland ausgehende Lohnbewegung ist deutlich Rampf zwischen zwei geschlossenen Fronten.
Der Vertreter des AfA- Metallfartells, Günther, unterstrich die Ausführungen feines Borredners und betonte die dringende Notwendigkeit der Solidarität auch besonders für die Angestellten, unter denen leider immer noch ein großer Teil bürger licher Kollegen fich zur Freude der Unternehmer bewußt von der Arbeiterschaft trennt.
Eine Drohung mit Fragezeichen. Muffolini im Zweifel, ob er den Gesandten in Wien abberufen soll.
Rom , 25. Februar. Das„ Giornale d'Italia" meldet in seiner sechsten Ausgabe, daß Mussolini beschlossen habe, den italie. nischen Gesandten in Wien , abzuberufen. An zuständiger Stelle findet diese Nachricht bisher keine Be itätigung.
Auch die Morgenblätter bringen die gestern abend bereits im Giornale d'Italia" enthaltene Mel dung über die mögliche Abberufung des italienischen Gesandten in Wien ; aber auch die Morgenblätter versehen diese Nachricht mit einem Fragezeichen. Die Parlamentstagung, für die die faschistischen Abgeordneten die von Mussolini bestellte Interpellation eingebracht haben, beginnt am Montag.
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Die Tarifverträge, die für die Angestellten im Metallgewerbe Ende März ablaufen, find von den Angestelltenvertretern, und zwar von den freigewerkschaftlich organisierten und von denen des GdA. und des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes gemeinsam gekündigt worden. Die Gehälter wie die Löhne im Metallgewerbe zählen zu den schlechtesten, die überhaupt gezahlt werden. Eine Gehaltserhöhung ist daher dringend notwendig. Aber der Referent warnte: leicht wird der Kampf nicht sein! Nur geschlossenes Vorgehen der gesamten Angestelltenschaft tann zum Siege führen.
Nach einer anregenden Diskussion nahmen die versammelten Funktionäre eine Entschließung an, in der sie ihre Ge nugtuung über die Kündigung der Gehaltssäge aussprechen. Sie geben der Zuversicht Ausdruck, daß die Ergebnisse und Folgen des mitteldeutschen Metallarbeiter. streits der gesamten Angestelltenschaft die Augen darüber geöffnet haben, daß Solidarität und freigewerkschaftliche Organisation ihre einzigen Helfer in dem bevorstehenden Kampf fein können.
fönnen einen solchen Prozeß weder erfolgreich anhängig machen noch zu einem guten Ende führen". Das höchste, wozu sich Seipel verstieg, war die Formulierung, daß ein enges freund nachbarliches Verhältnis zu Italien nicht möglich ist, solange die Tiroler Frage nicht gelöst ist.
Mussolini läßt seine Preffemeute vorschießen, ohne selbst bis jetzt flar erkennen zu laffen, was er will. Selbst die Drohung, den italienischen Gesandten aus Wien abzurufen, läßt er mit einem Fragezeichen versehen. Aber selbst die Ausführung dieser Heldentat ließe sich ertragen. Im übrigen wird sich Mussolini an die diplomatische Niederlage erinnern, die er sich vor zwei Jahren holte, als er auch Deutschland angriff. Die Zurückweisung, die er damals im Reichstag einstecken mußte, ist noch unvergessen. Je lauter sich Mussolini wegen Tirols aufregt, um so mehr lenkt er die Aufmerkſamfeit der Welt auf diese Kulturschande, die 42 Millionen Italiener gegen 200 000 Deutsche täglich verüben.
12200 Arbeiter im Kampf.
Die Aufgeregtheit der italienischen Presse über die Wiener Tirolbebatte ist eine gar zu fünstliche mache. Alle Streif und Aussperrung in der Textilindustrie Redner im österreichischen Nationalrat befleißigten sich der äußersten Zurückhaltung bei der Debatte über die brutalen Mißhandlungen, der die Tiroler Bevölkerung durch die Schergen Mussolinis ausgesetzt sind. Der Bundestanzler selbst wand sich förmlich zwischen Verneigungen vor Italien auf der einen Seite und fleinen, allerdings recht schwächlichen Worten der Kritik. Er lehnte es sogar ausdrücklich ab, Tirol vor den Bölkerbund zu bringen; ,, wir
Gera , 25. Februar.( Eigenbericht.) In Triebes streifen die Arbeiter und Arbeiterinnen der dortigen Jutespinnerei wegen Lohndifferenzen, was dazu geführt hat, daß die Belegschaft des Schwesterbetriebes in Weida heute ausgesperrt wurde. Insgesamt sind in beiden Betrieben 2200 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt.