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Gustav Link gestorben. Mit G u st a v Link starb gestern ein unermüdlicher Arbeiter. ein vorbildlicher Gewerkschafter, ein Vorkämpfer des Bauarbeiter- schutzes und ein Bahnbrecher der Vertretung der Arbeiter in der Rechtsprechung. Dem knorrigen, immer noch blonden Westpreußen  , den gestern ein Schlaganfall dahinraffte, hätte niemand angesehen, daß er bereits 67 Jahre alt war. In einem Alter, wo andere mit Recht sich zur Ruhe setzen, schlug Link gewissermaßen eine neue Laufbahn ein, die allerdings dort endete, wo seine Lausbahn als
Gewerkschafter eigentlich begonnen hatte: im Jahre 189» wurde Link auf der ersten Bauarbeiterschutzkonferenz in Berlin   zum Ver- trauensmann gewählt und mit 6S Jahren vertauschte Link seine Stelle als Arbeitersekretär von Berlin   mit der des besoldeten Sekretärs der Berliner   Bauarbeiterfchutzkommisston. Link war Gründer des' Berliner   Arbeiter- sekretariats und in diesem von 1899 bis Ende 1925 als Ar- beitersekretär unermüdlich tätig. Diese Tätigkeit, die ihn vom Morgen bis zum späten Abend in Atem hielt, hinderte Link nicht, nebenamtlich und Zwar im Auftrage der Berliner Gewerkschafts- kommission im Jahre 1991 denVerein Berliner A s p h a l t e u r e" zu gründen, aus dem im Jahre 1993 der Z e n- tralverband der Asphalteure sich entwickelte, dessen Vor- sitzender und Redakteur Link nebenamtlich war, wie er dann auch bis zu seinem Tode nach der Verschmelzung mit dem Baugewerksbund Reichsfachgruppenobmann der Asphalteure und ehrenamtliches Hauptvorstandsmitglied des Baugewerksbundes war. Mit diesen Angaben ist bei weitem nicht das Tätigkeitsfeld des Verstorbene» erschöpft. Wir fügen hinzu, daß wir in Link einen geschätzten Mitarbeiter verlieren, dessen gründliche Kenntnisse, dessen unermüdlichen Fleiß wir stets zu schätzen wußten. Mit Link ver- liert die Arbeiterschaft, besonders aber die Bauarbeiter, einen bei aller persönlichen Bescheidenheit ausgezeichneten Verfechter ihrer Interessen. Eine Kulturiat Preußens. Ein Westharz-Talsperrengeseh für Hannover. Hoch« Wasserschutz, Landesmeliorationen, verbesserte Wasser« Versorgung, Beseitigung der Typhusherde. Die preußische Regierung hat dem Staatsrat den Entwurf eines Westharz-Talsperrengefetzes mit der Bitte um beschleu- »igte gutachtliche Aeußerung überwiesen. Hiernach dürfen der Pro- oinz Hannover   aus Staatsmitteln wefenttiche Summe zur Er- richtung einer Talsperre im Sösetal, einer Talsperre im Oder- t a l und eines Rhumepolders bei Northeim   als Beihilfen gezahlt werden. Die Kosten des Hochwasserschutzes sind auf insgesamt 8 999999 Mark zu oeranschlagen. In der Begründung des Entwurfs heißt es: Die teilweise lata- strophalen Hochwasser, die das Leinetal fast Jahr für Jahr heimsuchten, bilden eine ernste Gefahr für die fruchtbare Niederung des Leinetales. Die geplanten Hochwasserschutzanlagen sind geeignet, diese Gefahren, wenn nicht ganz zu beseitigen, so doch erheblich zu mindern und den Hochwässern, die zeitweilig bis zu einem gewissen Grade erwünscht sind, ihre schädigenden Wirkungen zu nehmen. Das Vorkommen an brauchbarem reinen Wasser im Leinegebiet ist infolge des geologischen Aufbaues gering, das Grund- wasser des Leinetales infolge chemischer Verunreinigungen nur be- dingt branchbar, die Typhusherde im Leinetal bedeuten eine ständig drohende Gefahr der Bevölkerung, solange Wasser aus der Leineniederung entnommen wird. Diese großen Gefahren bedrohen die Bolksgefundheit in ernster Reise, wie die Epidemien der letzten Jahre beweisen. Der Ausbau der Sösetalsperre bietet die Möglichkeit, unter günstigen Bedingungen eine in jeder Hinsicht gute Wasserversorgung zu schaffen. Bei der Bcschästigung von Erwerbslosen kann voraussichllich mit einem effektiven Zuschuß von 3,6 Millionen Mark aus der produk- tioen Erwerbslosenfürsorge gerechnet werden. Zwischen Staat und Provinz besteht ein grundsätzliches Ein- Verständnis über alle wesentlichen Punkte. Vom Provinziallandtag wird das Zusammenwirken von Staat und Provinz a u f e'lektrizitätswirtschastlichem Gebiet noch durch be- sondere Vereinbarungen im einzelnen näher festgelegt werden. Die Provinz betrachtet ine Urbarmachung aller im Harzgebiet der Provinz Hannooer noch ungenutzten Wasserkräfte als ihre vornehmste Aufgabe: sie hat zu diesem Zweck ein besonderes Borarbeitenamt in Goslar   errichtet. Zur Durchführung des Unternehmens hat die Provinz Hannover   das West harztal- sperren-Kuratorium als besondere Provinzialkommission gebildet, der eine den Vau projektierende und ausführende West- Harz-Talsperrenverwaltung untersteht. Der Provinz wird das Enteignungsrecht, dessen sie zur Durchführung ihres wasserwirtschaftlichen Unternehmens bedarf, mit gewissen Ein- schräntungen gegenüber der Enteignung an staatlichem Eigentum verliehen. Ein moderner Gokrates. Gelbstmord eines Professors inmitten seiner Schüler. Budapest  , 25. Februar. Der Professor an einer jüdischen Bürgerschule. Leo Bruck. hat heute zu Beginn einer von ihm gegebenen Lehrstunde ein« große Dosis Verona  ! eingenommen. Hierauf nahm er in bewegten Worten Abschied von seinen Schülern, indem er sagte, daß eine Krankheit, die er sich während des Kriegsdienstes zugezogen hatte, sich wieder erneuert habe, und daß
Einkommen ohne Arbeit und Risiko
Die Geheimnisse des Systems Keil.
Man erinnert sich noch des Falles Klante. Und nach Klantes Fall auch seines Prozestes. Der Prozeß erregt« seinerzeit die Oeffentlichkeit nicht weniger als jetzt der Krantz-Prvzeß. Am kommenden Montag wird nun ein Prozeß aufgehen, der offenbar in mancher Beziehung dem Prozeh Klante nicht nachstehen wird. Es handelt sich diesmal nämlich um den in gewissen Kreisen nicht unbekannten Herrn Arthur Keil. Nicht weniger als 225 Zeugen und Sachverständige werden nach und nach vor dem Vorsitzenden der Sonderabteilung des Großen Schöffengerichts in Moabit  . Amts- richter Burkert, aufmarschieren, denn auch Herr Arthur Keil scheint es recht bunt getrieben zu haben. Von Montag ab wird man also näheres über ihn und seinstets gewinnbringendes Wettsystem' denn darum handelt es sich natürlich wieder einmal zu hören bekommen. Heute nur soviel darüber: Obwohl das große Publikum durch die trüben Erfahrungen, die es mit Klante. K ö h n und Konsorten, mit deren Wett- konzernen gemacht hatte, ist es Keil gelungen, mit seinemstets gewinnbringenden Wettsystem", das er als seineG« l d f a b r i k' bezeichnet hat, wieder eine große Zahl von Leichtgläubigen zu finden. In marktschreierischer Weis« hatte er angekündigt, daß sein behördlich nachgeprüftes, stets gewinnbringendes Wettsystem jedermann ohne Arbeit und Risiko ein« ständige Einnahme- quelle verschaffen �ijnn«. Den Einzahlern stellte er monatlich 19 Proz. Zinsen und«ine Gewinnbeteiligung von monatlich bl» 65 Proz. in Aussicht. Eine Treuhandgesellschaft sollt« angeblich die Verwendung der Einzahlung zu Wettzwecken genau kontrollieren. Binnen ganz kurzer Zeit haben 215 Personen über 27 000 Mark Wetteinlagen gemacht. Nach der Behauptung des Angeklagten soll
eine aus acht einwandfreien Fachleuten zusammengesetzt« Prüfungs- kommission die Richtigkeit seines Wettsystems bestätigt und für die Prüfungs zeit einen Gewina von 34t proz. errechnet haben. Die- selben irrsinnigen Behauptungen hat man schon bei Klante unid Köhn erlebt. Nachdem das Strafverfahren gegen Keil schon eingeleitet worden war, richtet« er noch eine Berdienstabteilung ein. Dies« sollte Spareinlagen au» dem Publikum in kleinsten Beträgen bis herab zu 59 Pf. entgegennehmen. Als Quittung wurde eine Sparmarke mit dem Bild Arthur Keils ausgegeben. Eine große Menge Neiner Leute hat die wöchentlichen Ersparniste, die mit 19 Proz. monatlich verzinst werden sollten, auf Nimmerwiedersehen bei dieser Berdienstabteilung«ingezahlt. Die sämtlichen Unter- nehmungen Keils brachen zusammen. Vorher hatte er bereits ein anderes Unternehmen gegründet gehabt, in dem er 221 Personen als Filialvorsteher. Kassierer, Kontrolleure, Kassenboten, Zellelver- teiler eingestellt hatte, die einen bestimmten Geldbetrag als Interessen- einlage in das Unternehmen einzahlen mußten. Innerhalb weniger Monate liefen auf diese Weise 55 000 wart durch die Hände Keils. Auch diese Summe verwirtschaftete er vollständig. Auch bei diesen Einzahlungen arbeitet« Keil wiederum mit dem Versprechen enormer Verzinsung und Gewinnbeteiligung. Die Anklage gegen Keil in dem am Mnotag beginnenden Straf- prozeß wird Staatsamoaltschastsrat Messerschmidt vertreten, während die Verteidiger Keils die Rechtsanwälte Dr. Herbert Fuchs und Arthur Schulz, der vorübergehende Ofiizialver- terdiger im Krantz-Prozeß, sind. Unter den Zeugen befindet sich auch Rechtsanwalt Dr. Frey.(Wir werden über den Prozeß ausführlich berichten.)
er sein Leben nicht länger ertragen könne. Wie ein Sokrates wolle auch er in der Mitte'seiner Schüler sterben. Er wurde dann plötzlich von Unwohlsein befallen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden, wo er verstarb.
Ein Opfer der Gpionenfurchi. Der Reichsdeutsch« Gudermuth endlich freigesprochen! Die polnische Strafkammer in K'attowitz verhandelte unter Aus- schluß der Oeffentlichkeit gegen den seinerzeit listig über die Grenze gelockten Reichsdeutschen Baumeister Gudermuth aus Gleiwitz  und den polnischen Staatsangehörigen Buchhalter L o b e r aus Kattowitz  , die beide im Zusammenhang mit den Haussuchungen bei derKattowitzsr Zeitung" am 9. September v. I. unter dem Ver- dacht der Spionage zugunsten Deutschlands   verhaftet worden waren. Die Anzeige war erstattet worden von einem Polizeisergeanten, der angab, daß im Herbst 1926 ihm Gudermuth 399 Zloty in einem Kattowitzer Restaurant angeboten habe, wenn
Schulgespräch.
Trau einer den Großen. Gestern hat unser Pastor geseufzt: Mit der Schule ist es vorbei) seit das Schulgesetz gescheitert ist"- und jetzt müssen wir trotzdem zur Schule gehen?
er Gudermuth militärische Akten überlaste. Bei dieser Unterhai- tung soll nach Aussage des Sergeanten der Buchhalter Lober, da­mals bei der Kattowitzer Buchdruckerei- und Verlags-A.-G. beschäf­tigt, bei welcher Gesellschaft Baumeister Gudermuth damals einen Umbau leitete, zugegen gewesen sein. Die Beweisaufnahme ergab keinerlei Anhalte für die Richtigkeit der Angaben des Sergeanten. Nach zwölsstündiger Verhandlung wurden beide Angeklagte freigesprochen, nachdem der Staatsanwalt je drei Jahre Zuchthaus beantragt hatte. Die beiden Angeklagten haben unschuldig eine Haft von über 5 Monaten verbüßt, obwohl schon bei ihrer Verhaftung sich die Unwahrscheinlichkeit der erhobenen Beschuldigungen ergab.
Ein Gnadengesuch. Der Landtag beschimpft und angebettelt. Der ehemalige Sozialdemokrat, jetzig« Hakenkreuzler, Emil K l o t h aus Neukölln, wegen Verleumdung des Genossen Dr. Breit- scheid oorbestrast, war vor einiger Zeit wegen Beleidigung des Genossen Kuttner zu 499 M. Geldstrafe verurteilt worden. Anlaß-
lich der Hindenburg-Amnestie erließ ihm das Justizministerium mit Zustimmung des Beleidigten die Hälfte der Strafe. Aber Kloth, hiermit nicht zufrieden, wollt« auch den Rest der Sttafe los sein. Zu diesem Zweck verfaßte er eine Eingabe an den P r e u- ßischen Landtag, die am Mittwoch im Rechtsausschuß zur Beratung stand. Der Vertreter des Justizministeriums machte auf den seltsamen Umstand aufmerksam, daß der inkriminierte Artikel eine Anpöbelung und Beschimpfung des Preu- ßischen Landtages und seines Untersuchungsaus- s ch u s s e s darstellt! Wenn Kloth von dem gleichen Landtag, den er alsHanswurstiade  " undGipfel der Lächerlichkeit" bezeichne, jetzt begnadigt werden wolle, so werfe das ein eigeMümliches Licht auf seinen Charakter. Auch der Rechtsausschuß zeigte für diese Charakterathletik kein Verständnis und wies« i n st i m m i g die Eingabe zurück.
Die Afghanen in Oöbentz. Vor König Amanullah und seinen a spanischen Begleitern zeigte sich heute vormittag, um all« Mögtichkeiten eines monarchischen Empfangs ganz zu erschöpfen, auch die republikanische deutsche Reichswehr  . Es gab in D ö b e r i tz. dem alten Heerlager, eine Art Manöver, wobei Neine Teile der Reichswehr  , zum EiftjjästWi der Gäste, um den Hasenheidenberg herum, Krieg spielten. Für dfe. Zuschauer, die nur in beschränkter Zahl zugelastm waren, hatte man auf dem Berg selbst Plätze angewiesen.
Durch Draht und Funk. Heute beginnt in Zürich   die Tagung des Exekutivkomitees der Sozialistischen Internationale. » Die Aufwertung der polnischen Zölle stört nicht nur die Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland  . Jetzt ist aus Prag   eine Delegation in Warschau   eingetroffen, um über die Störung der Ausfuhr aus der Tschechoslowakei   mit Polen  zu oerhandeln. » An den Festlichkeiten in Reval   anläßlich der zehnjährigen Selbständigkeit Estlands   nahm der deuifche Gesandte nicht teii. Das Manisch der Regierung war aus einen deutschfeindlichen To., eingchellt. * Die Ausbeute an Petroleum   im M o ssu l- G eb i et wurde von neuem ausgetellt. Neben der amerikanischen   Near East Revelopment, den englischen Royal Dutch und Anglo-Persian- Gesellschaften erhält auch die Lcxnätö Eranqaise de Petirol einen Anteil.. Die französische   Regierung schloß mit der sowjetrussi- schen Naphia-Gesellschaft einen Dertrag auf Lieferung von 149 999 Tonnen Petroleum für die fronzöstsh« Kriegs- flotte. * Die Unabhängigkeit de r Richter wurde in Polen  aufgehoben. Für zehn Jahre bei den unteren Gerichten, für ein bis zwei Jahre bei den höheren Gerichten kann der Justizminister jeden Richter auf jeden anderen Posten gleichen Ranges und auch in den Ruhestand versetzen. * Bei der Nachwahl in I l f o r d(ländlicher Wahlkreis Nordwest- lih von London  ) behaupteten die Konservativen den Sitz. Ihre Mehrheit ging jedoch von 18 999 auf 4699 zurück. Die A r- bei4erpartei stieg von 8499 aus 8999, die Liberalen von 7899 auf 13 699 Stimmen. * Ob die in Frankreich   untergebrachten Anleihen Brasi- li e n s in Goldsranken oder in Papiersranken verzinst oder zurück- gezahlt werden sollen, war streitig. Die Regierungen beider Län- der einigten sich, den Streitfall vom Ständigen Internationalen Gerichtshof   entscheiden zu lassen. * Der neu« Botschafter Japans   in Paris   Adatschi übergab dem Präsidenten sein Beglaubigungsschreiben. Er erinnerte dabei daran, daß seit 1859 zwischen de>n beiden Ländern Beziehungen bestehen. * Huf dem Höhepunkt der südchinesischen Freiheitsbewegung war die Mehrzahl der ausländischen Beamten in der chinesischen Steuerverwalttmz abgesetz' worden. Jetzt berief die Nanking. regierung 17 dieser Ausländer in die Salzsteueroerwaltung wieder zurück.