100 Ratten und 20 Kinder. Auflehnung gegen die Staatsgewalt
( Fortsetzung von der 1. Seite)
fie mit Liebe und Heiterfeit auch seelisch emporzurichten, wie es nicht nur Aerztepflicht, sondern Menschenpflicht gebietet, hat man fie seelischen und förperlichen Folfern ausgefeht, über deren Einzel heiten die Berichte in Fachblättern wohlweislich schweigen. Fragen drängen sich da auf:
Zwei
Wer gab diesen Aerzten das Recht, gewisse Kinder als Verfuchskinder zu betrachten? Nach welchen Gesichtspunkten wurden diese unglüdlichen zwanzig Rin. der, die mit 100 Ratten ein gemeinsames Schicksal berband, ausgewählt?
Daß diese Aerzte das Leben der Kinder nicht höher bewerteten als jenes der Ratten, geht aus aus der frivalen Bemerkung hervor, daß nach unseren Erfahrungen der rachitische Prozeß nicht die geringste Heilungstendenz
zeigt, wenn man floride Rachitifer an ungünstigen Plägen in gefchloffenen Räumen hält. Nach unseren Erfahrungen! Man bat demnach die franken Kinder unter ungünstigen Berhältnissen in geschlossenen Räumen eingesperrt, vielleicht mochen und monatelang, statt ihnen Luft und Licht zu geben. Wer fann ermessen, welche Qualen diese Kinder ertragen mußten, um schließlich nicht geheilt zu werden. Kein Bort der Verurteilung fann scharf genug sein, um diese Art des Raubbaues an der Gesundheit von Kindern zu charatterifieren. Von allen ethischen und moralischen Gründen, die gegen ein solches barbarisches und mittelalterliches Verfahren in modernen Krantenanstalten sprechen, ganz abgesehen, mögen die betreffenden Aerzte sich doch selbst überlegen: Sie selbst find es, die das Vertrauen der Bevölkerung zum Aerztestand untergraben.
Es ist ja kein Wunder, wenn Eltern, die von der Marterung ihrer Kinder in den Krankenhäusern hören, an denen solche Behandlungsmethoden üblich find, es sich in Zukunft überlegen dürften, ihre Kinder und sich selbst wieder diesen Instituten anzuvertrauen und lieber einen Kurpfuscher" aufsuchen, der die Kinder als Menschen und nicht wie Ratten behandelt.
Dazu kommt noch, daß diese Kinder aus ihren Erfahrungen mit den Aerzten einen unüberwindlichen a ß, zumindest aber ein nicht mehr zu beseitigendes Mißtrauen gegen die Aerzte überhaupt davontragen müssen.
Wenn sich die Aerzteschaft über das Mißtrauen des Bottes gegenüber den Schulmedizinern beflagt, dann möge sie sich nor allem bei jenen Kollegen bedanken, die den Keim zu diesem Mißtrauen schon in die Kinderfeelen gelegt haben.
Es wäre auch zu erwägen, ob die Handlungen dieser Aerzte in der von ihnen selbst geschilderten Art nicht strafgefeßlich zu ahnden find. Man hört oft genug und bei jeder Gelegenheit Bormürfe der Aerzte gegen die so gefährliche, Kurpfuscherei". Hier aber murde Kurpfuscherei ärgfter Art getrieben, es murden Behandlungsmethoden angemanbt, die alles andere als bis Heilung der Patienten zum Erfolge hatten.
Er braucht wohl auch nicht gesagt zu merden, daß man fich für diese graufigen Erperimente nicht die kinder wohlhabenber Eltern aussuchte, sondern Armelautetinber, beren Eltern feine Möglichkeit ber Kontrolle der Behandlungsmethoden und eines Ein fprudhes dagegen hatten. Vielleicht wird jemand einmenben, daß diese Experimente im Intereffe der Wissenschaft nötig sind. But Dann mögen jene Aerzte ihre eigenen Kinder dazu verwenden. Ein großer Arzt und Menschenfreund hat einmal gesagt: Ein guter Arzt muß ein guter Mensch sein. Sind biele Leute, die Ratten und Kinder in gleicher Weife malträtieren, gute Merzte? Dr. Julius Moses .
Gegen die Experimentierwut.
Die norstehend miebergegebenen Tatsachen hat der Berfaffer heute morgen im Hauptausschuß des Reichstags Bor getragen, wo sie von den übrigen Abgeordneten mit sichtbarer Be wegung aufgenommen wurden.
Bon der Sozialdemokratischen Partei wird eine Entschließung vorbereitet, die der Experimentiermut von Aerzten Einhalt gebieten soll.
Gegen die einseitigen Rundfunkdarbietungen.
Ein Appell an die Preußenregierung wegen der Landbundhehe.
Fast unglaublich anmutende hezmanöver des Landbundes, die vor terroristischen Drohungen gegen über den Landarbeitern und vor Aufreizung gegen die Staatsgemalt nicht zurückschreden, entrollt eine große An. frage der sozialdemokratischen Landtagsfraktion an die Preußenregierung. Sie lautet:
In allen Teilen Bommerns, besonders in Vorpommern, benutzen die Deutschnationalen den Landbund zu Demonstratio. regierung In Stralsund , Greifswald und anderen nen gegen die preußische Regierung und die Reichs, Orten wurden Forderungen an die Regierung gerichtet, die direkte Drohungen bzw. Aufforderungen zur Steuersabotage und Selbsthilfe enthielten. Die Arbeiter sind zu diesen Demonstrationen, wie in Stralsund , durch Gewährung von Geldmitteln( 4 bis 6 M. pro Main ) bewogen worden, an diesen Demonstrationen teilzunehmen. In Demmin fand am Sonnabend, dem 3. März, eine solche Demonstration statt, zu der man teilweise die Arbeiter burch Entlassungsdrohungen gezwungen hatte. Die ganze Bevölkerung des Ortes wurde dadurch provoziert und in starte Erregung versetzt. Wie zu einem Sturm rüdten am Mittag des 3. März um 2½ Uhr die Candbündler aus vier verschiedenen Straßen in geschlossenen Zügen zum Marktplatz vor, wo sich eine große Menge Neugieriger einfand. An der Spitze eines Zuges marschierten
50 bis 60 mit schweren Stöden bewaffnete Stahlhelmer, geführt von dem Stahlhelmführer Friedrichs, der auch die Uniform bes Stahlhelms trug. Unmittelbar hinter dem Stahlhelm marschierte im Zug der Bürgermeister Münter der Stadt Demmin und neben ihm der Schulrat Kölz. Bei dem Eintreffen des Zuges verteilten die Kommunisten Flugblätter. Das wurde zunächst von einzelnen Beamten der Polizei verhindert, dann aber von dem Polizeiinspektor Rosel gestattet. Der Zuschauer bemächtigte sich beim Anblid der bewaffneten Stahlhelmer eine ftatte Erregung. Der Mon
teur Röthen forderte Herrn Kosel auf, das Tragen der Eichen stöde auf Grund des Stockverbotes zu verhindern. Kosel lehnte das mit den Worten ab, er tenne fein Stockverbot.
Aus den Reihen der Umstehenden wurden bald Rufe laut, sich auch mit Städen zu bewaffnen Röthen beftieg mun einen als Rednertribüne bestellten Bagen. Er murde sofort zusammen mit dem Landbundredner Bolter vom Wagen gestoßen und mit Stöden blutig gefchlagen. Bolter selbst wurde im Gedränge von den Stahlhelmern ebenfalls schwer geschlagen.
Das war das Signal für die Stahlhelmer, auf die wehrloje Menge einzuhauen. Drei Arbeiter erhielten blutige Verletzungen; der Polizeibeamte 3 ander, der einem Bouern den Revolver abe nehmen wollte, wurde von den Stahlhelmern ebenfalls zu Boden gel hlagen und verletzt. Der Bürgermeister und der Polizeiinspektor Rofel sahen diesen Dingen tatenlos zu. mittags mit scharfer Munition in Alarmbereitschaft gelegen haben. Das rechtsstehende„ Demniner Tageblatt bestätigte die Absicht, die Reichswehr gegen die Arbeiter zu verwenden. Nach einem Bericht des Stralsunder Vorpommer" vom 6. März veranstaltete der Stahlhelm am 5. März wieder eine Demonstration, wobei
dem Magistrat das Ultimatum gestellt
wurde: sämtliche Polizeibeamte bis Mittwoch 6 Uhr von der Stadtverwaltung zu entlassen, andernfalls werde der Stahlhelm bie Polizeigewalt und Ordnung in der Stadt übernehmen. Durch diese ungeheuerlichen Drohungen und Butsch absichten des Stahlheims ist die ge famte Bevölterung in stärtste Erregung perfekt worden.
Wir fragen: Ist die Staatsregierung bereit, eine sofortige Unterfuchung vorzunehmen und die Schuldigen zur Berantwortung zu ziehen?
hevlug Der Völkerbundsrat
tagt wieder einmal in Genf . Unser Bild zeigt links Dr. Stresemann, ferner Brand und den Chinesen Tschengloh, den gegenwärtigen Vorsitzenden des Rats.
Raubüberfall auf einen Bankboten.
Der Bote niedergeschoffen, der Täter flüchtig.
3m Borraum der Reichsbautnebenstelle versuchte beute morgen ein ubetanufer einem Boten der Dresdner Bant die gefüllte Geldtasche zu rauben. Ein anderer Bofe ellte seinem Kollegen zu Hilfe. Der Ungreifer 30g darauf einen Revolver, feuerte mehrmals auf den Baufboten Erich Bernhardt, der schwere Lungenverlegungen erlift, und eattam unertaunt, ohne daß es ihm gelungen war, das Geld an sich zu bringen.
Technifer und Arbeiter solidarisch.
Kundgebung des Butab.
,, Arbeiter und Angestellte gehören in eine Front! Das war die Stimmung, die in der Bersammlung herrschte, die zu gestern abend vom Bund der technischen Angestellten und Beamten( Butab) für die technischen Angestellten der Berliner Metallindustrie nach dem„ Nordischen Hof“ einberufen worden war.
famkeit des Ausschusses auf die gänzlich einseitige Haltung des Mefiina- Cofenza bemerkbar gemacht hatte, ist nach einer zusammenstehen, den leider noch vielfach vorhandenen Standes
Der sozialdemokratische Abg. Crispien lenfte die Aufmerk. Reichskommissars für den Rundfunt. Diese groß artige neue Errungenschaft des menschlichen Geistes werde ganz bewußt und einseitig in den Dienst der Rechtsparteien und nationalistischer Bestrebungen geftellt. Von einer Neutralität der Leitung der" Funtſtunde zu sprechen, sei nicht möglich. Sollte wirklich einmal hier und da eine Darbietung geboten werden, mit der auch die Masse des Boltes einverstanden sein fönnte, so setzte sofort wie auf Kommando eine Hetze der Rechten gegen die Funkstunde ein, der nur zu gern nachgegeben werde. Es sei unbedingt zu verlangen, daß von der Funkstunde nicht nur religiöse, sondern auch welt liche Sonntagsfeiern veranstaltet werden.
Keudells Reichsfarbenschen.
Gegen eine Aeußerung des Innenministers n. Reudell, daß
Mitteilung des Aerologischen Instituts in Messina ein sehr heftiger Sirocco vorausgegangen. Weiter wird berichtet, daß der Erdstoß verschiedentlich von einem überaus starken Getöse begleitet war, das die Panik der Bevölkerung vermehrte. Nach den inzwischen eingegangenen genaueren Meldungen sind Menschen opfer glüdlicherweise nicht zu beklagen Hervorge. hoben zu werden verdient, daß sich die Zementbauten in Reggio di Calabria sehr bewährt haben, so daß dort im Gegensatz zu anderen Orten auch fast kein Bauschaden angerichtet wurde.
Der Fachgruppenleiter Snell zeigte an vielen Beispielen, daß die Metallindustriellen in der Bezahlung teinen Unterschied machen zwischen dem Mann an der Werkbank und Maschine und dem, der im technischen Bureau am Reißbrett steht. Es ist in vielen Fällen fogar so, daß der technische Angestellte noch ein bedeutend ge ringeres Einkommen hat als der mit ihm vergleichbare Fach arbeiter. Die Angestellten werden ihre Lage aber nicht verbessern tönnen, ehe sie nicht genau so geschlossen wie die Arbeiter die für ihre mirt schaftliche Besserstellung zu fämpfen gewillt find. Um diese Erfenntnis bei allen Angestellten zum Ausdruck zu bringen, bedürfe es noch einer unermüdlichen Aufklärungsarbeit, die aber von den Angestellten geleistet werden muß, die bereits die Notwendigkeit des haben. Die Bersammlung bewies ihre Verbundenheit mit den Handfreigewertschaftlichen Zusammenschlusses der Angestellten erkannt arbeitern durch die einstimmige Annahme folgender Sympathieentschließung für die kämpfenden Berliner Metallarbeiter:
Die am Dienstag, dem 6. März 1928 im Nordischen Hof" verjammelten Mitglieder des Bundes der technischen Angestellten und Beamten, Fachgruppe Metallinduftrie, betrachten den von den Ber liner Werkzeuginachern zur Erringung menschlicher Arbeits- und Cohnverhälfuiffe geführten Kampf als den ihren und sprechen de u
er im Gegenjah zur preußischen Regierung megen der Siffung Kriegszustand an der Palästinagrenze. Kollegen Sandarbeitern ihre vollste Sympathie
der Reichsflagge feine Verordnung herauszugeben beabfichtige, weil er die Beamten nicht in Gepiffens zwang bringen molle, wandte sich mit Entschiedenheit der sozialdemokra tische Abg. Sollmann. Er fragt, wie man da überhaupt von Ge wiffenszwang reden fönñe, da die Beamten hoch sämtlich den Eid auf die Berfaffung geleistet hätten. Der Minister selber zeigt an feinem Auto stets die Reichsflagge; er wolle doch sicher nicht behaupten, daß er das als einen Gewissenszwang empfindet.
Belagerungszustand über Lemberg fall verhängt werden, wenn die schweren Studenten egzeffe gegen die Juden nicht aufhören. So fündigt das Barschauer Pilsudsti
Blatt an.
Borbereitung gegen 3bn Gaud.
Condon, 8. März.
Die Regierung non Palästina trifft Berteidigungsmaßnahmen gegen einen Einfall der Wahabiten. An der transjordanischen Grenze wurde der Kriegszustand verhängt. Alle auf Ur. laub befindlichen Offiziere und Mannschaften find zurüd. gerufen worden. Die in Ramle ( Balästina) stationierte zweite Panzerwagentompagnie der Luftstreitkräfte ging nach Amman ab. Aus Aegypten sind Truppen und Flugzeuge, von benen jedes 20 Mann fassen tann, nach Amman abgesandt worden. Militärische Bewegungen der Anhänger Ibn Sauds sind bisher noch nicht festgestellt.
aus. Sie verurteilen aufs schärffte die vom BBM3. vorgenommene/ Ausfperrung großer Teile der Berliner Metallarbeiterschaft und geloben, Streitarbeit jeder Art, die in diesem Zusammenhang eventuell von den technischen Angestellten gefordert wird, unter allen Umständen abzulehnen Sie fordern die Berliner Metallarbeiter auf, einig und gefchloffen zu. fammenzustehen, um die reaffionäre Haltung des BMJ. zu brechen, und wünschen der Bewegung einen vollen Erfolg.
denten Tanata in Totio demonstrierten und die Auflösung Japanische Faschisten, die vor dem Haufe des Ministerpräsi der Arbeiter und Bauernpartei verlangten, wurden durch die Polizei vertrieben, als sie tobten, weil der Ministerpräsi dent ihre Delegation nicht empfing. 80 Faschisten wurden vers haftet.