D3m gräflichen Baufe.
Geit drei Jahren feinen Lohn gezahlt.
Gräfin Anastasia v. B. hat in der Kaiser allee in CharInttenburg eine elegant ausgestattete Achtzimmerwohnung, hält sich aber mit ihrem alten franken Bater zurzeit am Tegernsee auf. Die Bermögens- und Einkommensverhältnisse der gräflichen Familie find nichts weniger als glänzend. Trozdem hielt Fräulein Anastasia zwei Hausgehilfinnen und eine Pflegerin für den Bater.
Diese drei Angestellten haben feit zwei bzw. drei Jahren teinen Pfennig Lohn bekommen.
Sie waren vertrauensselig genug, sich auf beffere Seiten vertrösten zu lassen, die eintreten sollten, wenn die Gräfin eine reiche Heirat gemacht habe. Aussichten schienen vorhanden zu sein, denn die Gräfin war verlobt mit einem angeblichen spanischen Grafen. Doch die Berlobung wurde rüdgängig gemacht und auch das Arbeitsverhältnis der drei Hausangestellten nahm ein jähes Ende. Aber den schuldigen Lohn zahlte die Gräfin nicht. Die Angestellten, die sich in Berlin aufhalten, zeitweise auch im Berliner Haushalt der Gräfin tätig waren, flagten beim Arbeitsgericht Berlin gegen den alten Grafen, in der Meinung, dieser jei der Haushaltungsvorstand. Die Klage wurde abgewiesen, weil sich herausstellte, daß der angeblich einkommensloje Graf im Haushalt seiner Tochter lebt. Nun wurde die Gräfin pertlagt Doch fie tam nicht zum Termin und die Klägerinnen erzielten ein Versäumnisur. teil, das sie dem Gerichtsvollzieher übergaben. Aber als der in der Berliner Wohnung der Gräfin erschien, mußte er unverrichteter Gache umkehren, denn die Gräfin hatte furz vorher ihr ganzes Mo biliar an ihren früheren Berlobten, den angeblichen spanischen Grafen verkauft.
Gegen das Berfäumnisurieil erhob die Gräfin Einspruch. Gie hatte für sich das Armenrecht in Anspruch genommen, beshalb wurde ihr ein Referendar als Bertreter bestellt. Dieser machte geltend, daß die Gräfin in Berlin zwar eine Wohnung, in Oberach aber ihren dauernden Aufenthalt habe und nur dort verklagt werden fönne. Das Gericht erkannte diesen Einwand als begründet an und überwies die Klage an das für Oberach zuständige Arbeitsgericht.
auch nicht die einzigen Beibtragenden, denn, wie eine vor bem Ar beitsgericht ermähnte Befundung des Amtsgerichts Tegernsee besagt, marten in Oberach viele Geschäftsleute vergebens auf Bezahlung der Schulden, welche die Gräfin bei ihnen gemacht hat.
Mahnung für Autofahrer.
In verschiedenen Blättern ist in diesen Tagen auf die fchweren Gefahren an der Kreuzung Maaßen- Ede Kurfürstenstraße hingewiesen worden.
In der Tat handelt es sich hier um einen Bunft, an dem schon wiederholt Verkehrsunfälle sich zugetragen haben. Aber wenn jetzt als erstes von einer gewissen Bresse nach dem Eingreifen der Ber tehrspolizei gerufen wird, so scheint diese Mahnung doch etwas star?
Die Klägerinnen haben unter diesen Umständen wenig Aussicht, zu ihrem Lohn zu kommen, denn da sie nicht zum Termin nach Bayern reisen fönnen, befinden sie sich vor dem dortigen Gericht natürlich in einer ungünstigen Bofition gegenüber der Gräfin, die übrigens auch im Falle ihrer Berurteilung nicht zahlen wird, weil fie es versteht, fich vor dem Zugriff des Gerichtsvollziehers zu fichern. Die um ihren Lohn geprellten Hausangestellten haben alfo sondern ein Verkehrspolizist in England, der durch ihre unangebrachte Bertrauensseligkeit teuer zu bezahlen Sie find seinen weißen Mantel auch im Nebel sichtbar bleibt.
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nur an eine Seite gerichtet zu fein. Auch die Chauffeure und namentlich die herrenfahrer, wie der schöne Ausbruc lautet, scheinen in der Kurfürstenstraße eine Domäne zu erbliden, in der sie rasen und toben fönnen, wie es ihnen Vergnügen macht. Vielleicht wäre es wünschenswert, auch hier einen Posten der Verkehrspolizei einzurichten. Aber diese Beamten müßten auch den Autofahrern, die hier, aus dem Westen kommend oder aus der City nach dort zurückkehrend, ohne jede Rücksicht auf das Fußgängerpublifum mit ihrem Wagen operieren und so ihre Mitmenschen in Lebensgefahr bringen, scharf auf die Finger sehen.
Wenn also nach der Verkehrspolizei gerufen wird, dann ist gleichzeitig zu fordern, daß auch an die Autofahrer die dringende Mahnung gerichtet wird, sich an ständig zu benehmen und nicht wie die Wilden einherzurasen. Das wird von einer gewissen Presse leider nur allzu oft vergessen.
Große Märzfeier des Reichsbanners.
In diesen Tagen jähren sich zum 80. Male die Märztage von 1848 und damit der erste stürmische, von hohem dealismus ge tragene Versuch des deutschen Bolkes, sich Freiheit und Recht zu erfämpfen. Aus diesem Anlaß veranstaltet das Berliner Reichsbanner am fommenden Sonntag neben der Ehrung auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Friedrichs hain eine große Kundgebung vor dem Berliner Schloß, der historischen Stätte damaliger Kämpfe. Die Feier, die um 12 Uhr beginnt, wird durch Musik- und Chorvorträge er. öffnet. Dann folgen Rezitationen und die Rede eines bekannten politischen Führers. Das Reichsbanner und die republikanischen Parteien rufen die Bürger Berlins auf, sich an dieser Veranstaltung in Massen zu beteiligen.
Die OPD. im neuen Heim. Die im Februar begonnene Berlegung der Oberpostdirektion Berlin in das neue Dienst. gebäude in Berlin Charlottenburg , Herbartstr. 18-20, wird mitte März fortgesetzt. Der Präsident wird am 15. d. M. feine Amtsräume dahin verlegen. Die Anschrift der Oberpoſtdiret. tion Berlin lautet alsdann: Berlin- Charlottenburg 5, HerbartStraße 18-20.
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