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34. Fortsetzung. Curtin setzte sich, nahm seine Pfeife und begann sie zu stopfen. Er gab sich Müh«, ruhig zu erscheinen. Dobbs blieb stehen und sah Curtin unverwandt an. Dann lachte er laut und höhnisch auf:„Du hast recht, Söhnchen. Nun weiß ich es. Nun weiß ich, was du vorhast. Ich habe es schon lange gewußt." „Was hast du schon lange gewußt?" fragte Curtin, ohne aus- zusehen. „Daß du das selber im Sinn hast, daß du mich heute oder morgen nacht niederknallst, mich verscharrst wie einen krepierten Hund, dann mit chowards Packen und mit meinen noch dazu abziehst und dir eins lachst, was für blöde Kühe wir gewesen sind." Curtin ließ die Pfeif«, die er eben anzünden wollte, sinken und sah auf. Seine Augen waren weit geöffnet. Aber sie waren hohl und leer. Gegenüber dieser Anschuldigung verlor er die Fähigkeit, seinen Augen einen Ausdruck zu geben. An eine Tat, wie sie ihm hier unterschoben wurde, hatte er nie gedacht. Er zählte sich durch- aus nicht zu den ehrenhaften Mustermenschen. Er wußte wohl zu- zugreifen, wenn es etwas zum Zugreifen gab, und er ließ sich von Gewissenskrupeln nicht plagen. Die schweren Oelmagnaten, die Stahl- könige, die Eisenbahnriesen könnten nicht sein, was sie sind, wenn sie sich von dem sogenannten Gewissen beeinflussen lassen würden. Warum sollte er, der Kleine, der Winzige«in edleres und feineres Gewissen haben als fen«, die als die Sterne der Nation bezeichnet werden, und die in Zeitungen, Zeitschriften und Lesefibeln als die großen Beispiele der Tatkraft, der Willenskraft und des Erfolges hin- gestellt werden? Aber was Dobbs ihm hier unterstellte, das war die schäbigste Tat, die er sich denken konnte. Vielleicht hätte er die Tat nicht so sehr schäbig gefunden, wenn er von selbst auf den Gedanken gekommen wäre. Da sie ihm jedoch von Dobbs in so hämischer und widerwärtiger Weise an den Kopf geworfen wurde, fand er sie so hundsgemein wie keine Tat, von der er je gehört hatte. Denn da- durch, daß ihm Dobbs diese Tat zutraute, erkannte er mit einemmal die grenzenlose Schäbigkeit und Gemeinheit des Dobbs. Wie konnte er so etwas von jemand denken? Doch nur, weil er es selbst iin Sinne hatte, chatte er aber eine solche Tat im Sinn, dann war Curtin«in toter Mann: denn Dobbs wird nicht zögern, ihn um- zubringen, um alles Gut zu besitzen. Und dieses Bewußtsein, daß es nun um sein Leben ginge, war es, das jeden Ausdruck in seinen Augen verlöschte. Er sah die Gefahr und konnte ihr nicht entgehen. Er war hilflos. So Hilfslos, wie ein Mensch selten sein kann. Denn wie konnte er sich gegen Dobbs schützen? Vier oder fünf Tage hatten sie noch zu wandern. Allein, selbst wenn sie jemand trafen, so war das keine Sicherheit. Dobbs brauchte den Leuten, denen sie begegneten, nur anzudeuten, was es zu verdienen gäbe, und sie würden sofort auf seiner Seite sein. Und trafen sie niemand, um so bester für Dobbs. Eine Nacht tonnte Curtin wohl ohne Schlaf zu- bringen und sein Fell bewachen. Aber in der nächsten Nacht schlief «r nur um so fester. Dobbs brauchte dann gar nicht einmal eine Kugel zu vergeuden. Er konnte ihn binden, ihm einen Hieb über den Kopf geben und eingraben. Den Hieb konnte er sich sogar noch sparen. Da war nur ein Ausweg. Curtin hatte das mit Dobbs zu tun. was Dobbs mit Curtin vorhatte. Eine andere Rettung gab es nicht. Schlinge oder du wirst verschlungen. Da ist kein anderes Gesetz. Seine Bronze will ich gar nicht haben, dachte Curtin. aber ich muß ihn beiseiteschaffen. �Der Alte bekommt seine Ladung, ich be- halle meine, und die des Schurken grabe ich ein. An ihm will ich mich nicht reich machen, aber mein Leben ist ebensoviel wert wie das seine. Er hotte die link« Hand mit der Tabakspfeife in seinem Schöße ruhen. Seine recht« Hand lag auf dem Knie. Jetzt zog er die rechte Hand langsam an sich und ließ sie nach hinten zur Hüfttasche gleiten. Aber im selben Augenblick hatte Dobbs seinen Revolver hoch. „Eine Bewegung, Junge," rief er,„und ich ziehe ab." Curtin hielt die Hände ruhig. „Hoch damit!" sagte Dobbs.
„Hoch damit!" sagte Dobbs. Curtin streckte die Arme hoch. „Habe ich doch ganz richtig oermutet," sagte Dobbs höhnisch. „Berräuchern mit langen Redensarten. Da kommst du bei mir nicht durch." Dobbs kam näher.„Steh auf!" sagte er. Curtin sprach kein Wort Er war blaß geworden. Als er stand, kam Dobbs ganz nahe, ging um ihn herum und griff in die Revolver» tasche des Curtin, um ihn zu entwaffnen. Mit einem kurzen Ruck fuhr'Curtin herum. Dobbs schoß. Aber durch die unerwartete Bewegung des Curtin fehlte die Kugel, und ehe Dobbs ein zweites Mal ziehen konnte, hatte ihm Curtin einen Faust- schlag gegen das Kinn gegeben, der Dobbs zu Boden warf. Curtin warf sich sofort aus ihn und entwand ihm den Revolver. Dann sprang er auf und trat einige Schritt« zurück. „Die Karten sind jetzt anders gemischt. Dobbs," sagte er. „Sehe ich," erwiderte Dobbs. Er richtete sich hoch, blieb aber auf dem Boden hocken. „Nun will ich dir nur sagen, daß du ganz im Unrecht bist," meinte Curtin.„Ich habe nicht«inen Augenblick daran gedacht. dir etwas abzunehmen oder dich gor aus dem Wege zu räumen." „Kannst du mir jetzt gut erzählen. Aber wenn du ein so gut«s, frommes Kind bist, wie du behauptest, dann gib mir meine Kanone wieder."
Curtin lachte.„Das werde ich doch besser bleiben lassen. Das ist kein Spielzeug für dich." „Verstehe," erwidert« Dobbs kürz und ging zum Feuer. Curtin zog die Patronen aus dem Revolver des Dobbs und schob sie in die Tasche. Dann wog er die Masse eine Weile in der Hand. Er wollte sie Dobbs zureichen, und Dobbs streckte auch schon den Arm aus. Aber er besann sich und schob den Revolver ebenfalls in die Hosentasche. Dann setzte er sich auch ans Feuer, achtete aber darauf, daß er genügend Platz hatte, um einem unerwarteten Angriff des Dobbs auszuweichen. Nun brachte er seine kurze Tabakspfeife hervor und zündet« sie an. Dobbs sprach kein Wort, und Curtin hatte reichlich Gelegen- heit, seinen Gedanken nachzuhängen. Er war keineswegs bester dran als eine halbe Stunde vorher. Er konnte nicht vier Tage und vier Nächte Dobbs bewachen. Endlich würde er einschlafen, und Dobbs würde ihn überwältigen. Dobbs wird kein Erbarmen zeigen. Er ist ja nun überzeugt, daß er richtig oermutet Halle, daß er in Notwehr handele, wenn er Curtin beseitig«. Es konnte nur einer überleben. Beide würden halb wohnsinnig werden vor Furcht und vor Uebermüdung. Wer einschlief, war das Opfer des anderen. „Könnten wir uns nicht morgen früh oder heute nacht noch trennen und jeder seinen eigenen Weg ziehen?" fragte endlich Curtin. „Würde dir gefallen." „Warum gefallen?" Dobbs lachte höhnisch auf.„Mich von hinten packen? Nicht wahr? Oder mir Banditen auf den Nocken Hetzen?" „Dann freilich, wenn du das denkst," sagt« Curtin,„dann weiß ich nicht, wie wir auseinanderkommen. Dann werde ich dich wohl binden müssen, Tag und Nacht." „Ja, das wirst du wohl müssen. Also komme nur heran und binde. Ich bin dabei." Dobbs hatte recht. Das war nicht so einfach, ihn zu binden. Das konnte leicht dazu führen, daß die Karten abermals vertauscht würden. Und das wäre zum letzten Male gewesen. Dobbs war der, der robuster war, der rücksichtsloser Zugriff. Er war durch die Rsbustheit seines Gewissens der Stärkere der beiden. Der Rücksicht?- lose überlebt den Zögernden. Diejenigen, die einer raschen Tat mehr vertrauen, als einem ruhigen, sorgfältigen Ueberlegen und Ab- wägen, sind die Eroberer. Aber die anderen sind die Sieger und werden die Besitzer. Hier aber kam nur die Eroberung in Frage, weil die Sicherheit des eigenen Lebens ollein in der rücksichtslosen Ueberwältigung und Vernichtung des anderen lag. Curtin hatte die Macht, ober er fürchtete sich, sie zu gebrauchen. Er war Politiker, aber kein Schöpfer. Dobbs dagegen konnte vergeuden, aber nicht verschwenden: er konnte vernichten, aber nicht zerstören. Und darum war auch er kein Schöpfer: denn der Schöpfer kann verschwenden und zerstören. 19. Für Curtin begann eine entsetzliche Nacht. Nicht aber für Dobbs. Nachdem er die schwache Seite Curtins entdeckt hatte, fühlte er sich durchaus sicher. Er konnte nun mit Curtin spielen.
Curtin hatte sich so weit entfernt von Dobbs niedergelegt, daß er ihn gut im Auge behalten konnte und zu gleicher Zell Raum genug hatte, um ihn mit vorgehaltener Waffe zu empfangen, falls er einen Ueberfall versuchen sollte. Curtin bemühte sich mit allen Kräften, wach zu bleiben. Er war durch den Tagesmarsch ermüdet, und er fühlte, daß es nicht leicht sein würde, die ganze Nacht durch- zuhalten. Umhergehen mochte er nicht, weil er glaubte, das würde ihn noch mehr ermüden. Er saß eine Weile aufrecht, aber auch das ermüdete ihn. Dann dachte er, es sei besser, sich in die Decke zu rollen und niederzulegen. Dabei könne der Körper ruhen. Dobbs würde auch nicht wissen, wenn er ein wenig einschliefe, weil er das nicht so genau sehen könnte. Nach einer Stunde etwa, als Curtin sich solange nicht bewegt hatte, richtete sich Dobbs auf und begann zu kriechen. Sofort hatte Curtin den Revolver hoch:„Nicht einen Schritt weiter." ries er hinüber. „Guter Nachtwächter," erwiderte Dobbs und lachte.' Spät nach Mitternacht wachte Dobbs durch das Schreien eines der Esel auf. Er macht« wieder den Versuch zu kriechen, aber Curtin hielt ihn sofort auf. Nun wußte Dobbs, daß er gewinnen würde, und schlief fest ein. Er holte sich seine Nachtruhe, die er durch die beiden kleinen Tricks Curtin entzog. Die nächste Nacht gehörte ihm. Am Tage hatte Dobbs die Spitze des Zuges zu nehmen. Da konnte er nichts ausrichten. Dann kam wieder der Abend und dann die Nacht. Kurz nach Mitternacht stand Dobbs ganz ruhig auf, ging hinüber zu Curtin und nahm ihm die Revolver ob. Dann stieß er ihm mit dem Fuße heftig in die Rippen. „Auf, du Schurke." sagte er.„die Karten sind abermals ge- mischt. Diesmal aber zum letzten Male." Curtin war schlaftrunken und fragte:„Was? Karten gemischt?" Dann begriff er und wollte ausstehen.' „Bleibe nur sitzen," sagte Dobbs und setzte sich vor ihm nieder. Er stieß das Holz weiter ins Feuer, und die Flammen leuchteten auf. „Viel zu sprechen haben wir wohl nicht," fuhr Dobbs fort.„Ich mache nicht für dich die Kinderwärterin, wie du für mich die letzte Nacht und den vergangenen Tag. Ich mache jetzt reines Geschäft. Ich will hier nicht die ganze Zeit in Angst leben." „Also Mord." Curtin sagte es ohne Aufregung. Er war zu müde, als daß er den Sinn des ganzen Vorgangs erfaßt hätte. „Mord?" antwortete Dobbs.„Wo ist Mord? Ich muß mich meiner Haut wehren. Ich bin doch nicht dein Gefangener. Ich bin doch nicht auf dein« Gnade angewiesen, wie lange du mich zappeln läßt." „So glatt wird das nicht gehen," sagte Curttn, langsam zu seinen Gedanken kommend.„Der Alte wird dich ja nicht so leise abziehen lassen." „Wird er nicht? Einfach..Du hast mich an einen Baum ge- bunden und bist mll der ganzen Güte abgezogen. Ist doch ganz einfach. Der sucht nach dir. Du bist der Schuft. Daß er dich nicht findet, das laß nur ruhig meine Sorge sein. Auf nun und marsch, vorwärts."(Fortsetzung folgt.)
Rätsel= Ecke des„Abend". MinniiniiimiiimiMnmiiiiiiiiiiiiiiiinniiiiuiiiiiniiiiiiiiiMimiiiiiiiiiiMinmiiiniiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimniniMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiMiiinmRiM
Kreuzworträtsel.
Senkrecht: 1. Vulkangestein, 2. buddhistischer Priester, 4. Verwandte, 5. europäische Hauptstadt, fi. Fluß in Italien , 7. Vogel, 9. Insel im Indischen Ozean, 14. Fanggerät, 15. Zahl, 16. europäisches Reich, 17. Flächenmaß, 19. Getränk, 21. Komposition von Händel , 22. Tierfuller, 24. Pflanze, 26. Fürwort, 28. Fürwort, 36. griechisches Heldengedicht, 32. Naturerscheinung, 34. Kochsalzlösung, 35. Haustier, 38. Meerenge bei Iütland, 40. Fürwort. Wagerecht: 3. Nebenfluß der Donau , 6. Gestalt der germanischen Sage, 8. Spielkarte, 10. Stadt in Posen, 11. wie Nr. 8, 12. Hochebene in Kleinasien , 13. Fluß in Lellland, 17. Fluß in Italien , 18. poetischer Ausdruck für ein Haustier, 19. Gewässer, 20. Getthogefpenst, 23. Fanggerät, 25. Faultier, 26. Wild, 27. Neben- stuft der Donau , 28. biblische Gestalt, 29. Strand in Venedig , 31. Stadt in Böhmen , 33. Fürwort, 36. Teil des Beines, 37. Fluh in Sibirien , 39. Stadt in der Schweiz , 41. Fürwort, 42. römischer Bürger niederer Herkunft, 43. Stadt in Hessen . Charade. w Mll l am Ende ist's oft gescheit, Mit t am Ende nimmer: Mit l am End' tut's manchem leid, Mit t jedoch nicht immer: Doch ist's mit t sehr löblich auch, Mit l kann es erschrecken, Mit t sieht man's nach üblem Brauch Oft unbarmherzig necken.
Rösselsprung.
Auflösungen der Rätsel aus voriger Rummer. Kreuzworträtsel: Senkrecht: 1. Bor, 2. Clio, 4. Ger. 6. Dora, 7. Bast. 8. Tobolsk , 10. Darm. 11. Enz . 14. Angora, 15.' Eis, 16. Hel, 18. Tizian . 19. Aare. 20. Nanking. 21. Boot. 27. Tor, 28. Orr. 31. Liga, 33. Dorf. 35. Goa . 36. Oels , 40. Ney. 42. Salz. 45" W�a q�c r e ch t: 3. Golf. 5. Ried, 7. Beet. 9. Ode. 12. Rom . 13. Iran . 14. Ase, 17. Arzt. 19. Antipoden. 22. Hag, 23. Lab. 24 Ozon 25 Brom. 26. Ost. 29. Jon, 30. er. 32. Konkordat. 34. Agio, 37. Ton, 38. Oger , 39. Inn , 41. Aal. 43. Genf , 44. Star. 46. Klee . Silbenrätsel. 1. Nargsteh. 2. Island . 3. Chaiselongue. 4. Hameln . 5. Tiara. 6. Ilmenau . 7. Naumburg . 8. Dame. 9. Interlaken . 10. Eierstab. II. Fröbel. 12. Erirani 13. Radicc- vir. 14. Numismatik. 15. Eberesche. 16. Zinnober. 17. Edinburg . 18. Isar . 19. Tagore 20. Verdi. 21. Eichendorsf. 22. Rönne. 23. Laute. 24. Iser. 25. Eboli . 26. Ramses. 27. Eisenbart. 28. Dortmund . 29. Jockei. 30 Champignon. Nickst in die ferne Zeit verliere dich, den Augenblick ergreife, der ist dein. Rösselsprung: Sagt, wo der Liebe Heimat ist, Ihr Anfang, ihr Ende? Wer's nennen könnte! Schelmisches Kind, Lieb' ist wie Wind Nasch und lebendig, Ruhet nie Ewig ist sie, Nur ist sie nicht immer beständig, Mörick«.