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Zechenstillegungen ohne Ende. 2300 Bergarbeiter sollen stempeln gehen. Gcljeakirchen. 29. Juni.(Eigenbericht.) Dm Donnerstag wurde unter dem Vorsitz von Oberbergamt- direktor Dr. Weise über die Stillegunasanzeige der Zeche ,.(A r a f Bismarck"- verhandelt. Gegen die beabsichtigte Maß- nähme wurde kein Widerspruch erhoben. Es werden demnach noch Ablauf der Sperrfrist am 3. Juli entsprechend der erstatteten An- zeige 800 Bergleute entlassen werden. Diese Zahl ver- teilt sich auf sämtliche Bisinarck-Schächte. Der vom Aufsichtsrat der Bergwerks A.-G., Recklmghousen, be­schlossene. von der Verwaltung vorgeschlagen« Abbau von rund 1300 Belegschaftsmitgliedern auf den Schacht- anlagen des ehemaligen Bergfiskus in Vest-Recklingshau- s e n, ist durch in regelmäßigen Partien erfolgende Kündigungen auf den verschiedenen Schachtanlogen in die Wege geleitet worden. In der Hauptsache kommen zwar Invaliden und ältere Leute in Frage, doch macht die Verwaltung keinen Hehl daraus, daß auch andere, ungeeignete Elemente bei dieser Gelegenheit ab- gestoßen werden sollen. Die Verringerung der Belegschaftszisfer bedingt natürlich auch eine Einschränkung der Ange- stell tenzahl, teilweise in recht erheblichem Umfange.
Entlassung statt Genugtuung! Sind Kellner Menschen zweiter Klasse? Der Gast, der den Kellner beschimpft, wird.cheruhigt". Der Kellner, der Zurücknahme der Beleidigung verlangt, und, weil sie nicht erfolgt, die Selbstbeherrschung verliert, wird entlassen. So geschehen in einem A s ch i n g e r- Restaurant. Ein Gast verlangte von dem Kellner Herausgabe des Geldes auf einen 10-Mark-Schein, den er ihm angeblich in Zahlung gegeben habe. Der Kellner versicherte, er habe ja noch gar leine Zahlung erhalten. Der Gast behauptete in großer Erregung, der 10-Mark-Schein, den er aus den Tisch gelegt, sei doch nicht mehr da, der Kellner habe ihn genommen und wolle nichts herausgeben. DerGast schimpfte den KellnerLump" undBetrüger". Der Geschäftsführer trat zu den Streitenden, suchte den Totbestand aufzuklären und fand den umstrittenen I0-Mort-Schein auf dem Tisch unter einer Kaffeetass«, die der Gast darauf- gestellt hatte. Der Geschäftsführer beruhigte den nach immer auf- geregten Gast und hielt damit den Vorfall für erledigt. Aber für den grundlos beschimpften Kellner war die Angelegenheit noch nicht erledigt. Er verlangte, der Gast soll« die Beleidigung zurück- nehmen. Jeder anständige Mensch hätte das ohne weiteres getan. Aber der Gast tat es nicht.Muß ich, ein 50jähriger Man n, der noch nie einen Menschen betrogen hat, mich hier öffentlich als Lump und Betrüger beschimpfen lassen," rief der Kellner, schüttelte den Gast am Arm und verlangte Zurücknahme der Beleidigung.Jetzt muß ich den Gast gegen den Kellner schützen," sagte der Geschäftsführer. Er trennte die Streitenden und ver» anlaßte die fristlos« Entlassung des Kellners. Der Kellner klagte wogen der Entlassung beim Arbeits» g e r i ch t, wurde aber mit der Klage abgewiesen, denn lo sagt da» Urteil er durfte nicht selbst gegen den Gast in dieser Weise vorgehen, sondern er hätte ihn feststellen lassen und verklagen können. Gewiß, so würde jemand bei ruhiger Ueberlegung handeln. Aber wenn ein so Beleidigter die ruhig« Ueberlegung verliert, so ist das begrefflich. Ihn deshalb mit Entlassung zu bestrasen, ist nicht gerecht. Es ist auch sehr zweifelhaft, ob es der Geschäftsführer geduldet haben würde, wenn der Kellner einen Schutzmann geholt hätte, um die Person seine, Beleidigers feststellen zu lassen. Der schimpfende Gast wird.beruhigt", aber der beleidigte Kellner wird nicht geschützt.___ Vittor Auburtin gestorben. An einem schweren Gehirnleiden, das ihn die letzten Tage seines Daseins zur Qual werden ließ, fft Viktor Auburtin, einer der feinsten und gemütvollsten Plauderer Deutschlands   in Partenkirchen   gestorben. Er war ein Feuilletonist au» Passion, d?r sich, weil ihn das Glück auf einen günfffgen Posten gestellt hotte, auch nicht zu jener Diel- schreiberei erniedrigen brauchte, die den Begabten tötet und die Unbe- gabten völlig unerträglich»nacht. Er glich in seinein A äußeren dem was er schrieb auf ein Haar: roar der Typ des rncht verbitterten Philosophen mit dem leise begüfenden Lächeln, auch wenn es sich mal um Dinge harrdelt«, die hart angefaßt werden mußten. Er stammte vom Urgroßvater her aus einer fronzöfffchen Familie, fein Vater war Ehefvedakteur der damals libarolenBerliner Börsen. zoitung". Die Tätigkeit de, Achtundfünfzigjährigen galt In den letzten zwanzig Iahren dem.Berliner Tageblatt", das ihm die großen Reisen ermSglichte, die ihn jahrelang im Ausland hielten. Während des Krieges war er als Korrespondent des genannten Blattes auf der Insel Korsika interniert. Und da, Leiden, da» ihn jetzt zu Boden zwang, führte er selbst auf die Qualen und Entbehrungen dieser Jahr« zurück._ Filchner bei Hindenburg  . Der Reichspräsident empfing heute den Tibefforscher Dr. F i l ch n« r. Er hieß den Forscher in der Heinmt herzlich will- kommen und ließ sich von ihm eingeheirden Bericht über sein« letzt« Expedition durch jjentralasien erstatten. Wetterbericht aus deutschen   Reifegebieten. Herausgegeben von der Oeffentlichen Wetterdienststelle Berlin. Dordsee. Westerland   auf Sylt  : Regen. Helgoland  : beoölkt. Borkum  : bewölkt. Bremen  : bedeckt. Hamburg  : regnerisch. Ostsee  . Travemünde  : Regen. Warnemünde  : Regen. Saßnitz  : regnerisch. Swinemllnde: regnerisch. Stettin  : regnerisch. Kolberg  : Regen. Danzig  -Zoppot  : fast bedeckt. Seebad Kranz: bewölkt. harz. Schierke  : bewölkt. Harzburg: bewölkt. Bad Sachsa  : wolkig, nach Nebel. Brocken: wolkig. Thüringen  . Erfurt  : wolkig. Eifenach: heiter. Oberhoff wolkig. Inselsberg: wolkig. Bad Liebenstein  : wolkig. Hessen  . KassA: heiter. Wasserkuppe  (Rhön  ): wolkig. Sachsen  . Annobcrg: bewölkt. Fichtelberg(Erzgebirge  ): heiter. Schandau: heiter. Zittau  : heiter. Schlesien  . Breslau  : heiter. Flinsberg  : heiter. Schreiberhau  : heiter. Schneekopp«: ziemlich heiter. Bad Reinerz  : heiter. Bad Lan- deck: heiter. Rhcingebiei. Köln  : bewölkt. Bad Aachen  : ziemlich heiter. Bad Ems  : heiter. Wiesbaden  : bewölkt, nach Regen. Frankfurt   o. M.: ziemlich heiter. Feldberg(Taunus  ): heiter. Bad Dürkheim  : heiter. Baden. Karlsruhe  : heiter. Baden-Baden  : heiter. Freiburg  : heiler. Feldberg(Schwarzwold): heiter. Württemberg  . Freudenstadt  : heiter. Friedrichshafen  : helter. Bayern  . Würzburg  : heiter. Fürth  : heiter. München  : heiter. Garmisch-Partenkirchen  : heiter. Zugspitze  : heiter. Berchtesgaden  : heiter: Oberstdorf  : heiter. Bad Tölz  : heiter. Tegernsee  : heiter. Vclterberichl der öffentlichen Wetterdienststelle Verlin und Um- gegend.(Rachdr. verb.) Wechselnd bewölkt und ohne Hoesentliche Niederschläge. Temperaturen wenig verändert, mäßige südwestliche Winde.   Für Deutschland  : Im Süden und Sudmesten trocken und voriviegeird heiter, im übrigen Reiche noch veränderlich, im Norden juichweise Rtederschläsc.»irgends wesentliche Temperaturänderung.
1000 Mark Abendgage- noch M wenig!
Ausruf der Opern-prominen<en".
Eine Gruppe van Berliner   Opernsängern hat sich zusammengetan, um vor Gericht gegen die Anwendung jenes Gehaltsregulativs zu protestieren, das vor ein paar Jahren, als es vom Bühnen- verein festgesetzt wurde, unter dem NamenG a g e n- K o n- o e n t i o n" viel von sich reden gemacht hat. Allmählich ist es, weil die Sache praktisch wenig Beäcutung hat, still davon geworden. Nun soll am 30. Juni vor dem Landgericht I die Frpge geklärt werden, ob es gegen die guten Sitten verstößt, daß die im Bühnen- verein organisierten Theaterleiter sich oerpflichtet haben, keinem Opernsänger pro Abend mehr als 1000 M. in Worten: Ein­tausend Reichsmark zu bezahlen. Denn darum geht, kurz gesagt, der Streit; die Berliner  Prominenten" sind ent- schlössen, ihn durchzufechten. Höchstpreise für K u n st l e i st u n g e n: gew!ß. es läßt sich dafür und dagegen allerlei vorbringen. Das ist schließlich eine wirtschaftliche Frage. Auch eine moralische? Darüber werden die Juristen sich morgen unterhalten. Einstweilen will uns nicht ein- leuchten, daß der Versuch, wirtschaftlicher Unvernunft eine obere Grenze zu setzen, sich nicht mitguten Sitten" verträgt. Wodurch unterscheiden sich Prominente von Nichtprominenten? Beim Nichtprominenten wird die Leistung bewertet und bezahlt: beim Prominenten die Anziehung, die er übt. Die er »»irklich oder vorgeblich übt. Die Ucbcrschätzung des Prominenten, nämlich seiner Anziehung, also seines Kasscnwertes, ist ein G r n n d- übel des Berliner   Theaterlebens. In der Oper wie im Schauspiel. Diel wichtiger als alle gewiß sehr interessanten Nachforschungen nach den guten oder schlechten Sitten des Bühnen- Vereins wäre die Frage, ob denn in der Tat die Opernsänger, in Mark umgerechnet, ganz so viel wert sind, wie sie meinen. Wir fürchten, das Gericht wird die Frage iricht beantworten. Wie viele deutsche Sänger und Sängerinnen gibt es, bei denen ein Abendhvnorar von mehr als 1000 M. sich von feiten der Bühnen- leitung geschäftlich etwa rechtfertigen ließe? Wie viele, mit anderen Worten, deren Austreten jedesmal eine sichere Mchreinnahmc von mehr als 1000 M. garantiert? Zwei oder drei; mehr sind es nicht. Wenn es soviel sind. Wenn es nicht noch weniger sind. Dar- über sollte die Schar der Prominenten, die kollektiv gegen die Konvention anrennen, sich klar sein. Und um dieser Ungewissen
Zwei oder Drei willen ein Priirzipienstreit? Auch S ch a l j a p i n hat als Gast im Ensemble der Staatsoper für 1000 M. gesungen. Den Boris Godunoiv. Schaljapin  , der höchstbezahlte von allen. Er hat an keinem Abend besser gesungen als an diesem. Wie viele Sänger gibt es in Berlin  , die nicht nur in stiller Selbsteinschätzung oder großsprecherischer Uebertreibung ihrer An- spräche, sondern mit der Realität ihrer Bezüge der ominösen Tausendmarkgrenze nahe kommen: so nahe, daß sie an ihrer Be- scitigung mehr als ein, nun ja,ideales" Interesse haben? Ihrer sind nicht gar Picle, Gott sei dank, ein bescheidenes Häuslein, ge> messen an der. Zahl derer, die als Teilnehmer der Kampfaktion genannt werden. Aber wie viele mögen sich unter denen befinden, denen es nur eine P r e st i g c fache ist, mit dabei zu sein, halt auch zu den Bevorzugten gezählt zu werden, denen 1000 M. abend­lich noch nicht genug ist. Man bezahlt herzlich gerne seine 100 M. Anwallskosten; das sind Reklamespesen, die man nicht scheut, sie sind mindestens so gut angewandt, als sähe man sich dafür in einem Prochtwerk ganzseitig abgebildet. Aber ein bißchen komisch ist es freilich, wenn ein Sänger, der es bestenfalls auflumpige" 500 M. pro Abend bringt, öffentlich gegen den Bühnenverein los- geht, der ihm nur 1000 M. genehmigen will ein bißchen komisch; und eigentlich auch ein bißchen gegen die guten Sitten. Der Bühnenvercin wir haben gewiß keinen Grund, ihm besondere Sympathie entgegenzubringen. Sollen wir die armen Opfer kapitalistischer Unterdrückung in ihrem Kampf mit unserem sozialen Mitgefühl stärken? Wir wollen eine Kleinigkeit nicht ver» gessen: der Groll der Prominent?» richtet sich nicht gegen Privat- Unternehmertum, sondern gegen Staat und Stadt. D'e Berliner  Opernhäuser, D e f i z i t u n t e r n e h in e n wie alle in Deutschland  . arbeiten mit Millionenzuschüssen aus öffentlichen Mitteln. Nicht das Publikum, das auf gekauften Plätzen drin- sitzt, die Gesamtheit der Steuerzahler finanziert den Betrieb. Wenn ein Privattheatcr mit Operette oder Revue mag dos nicht un- möglich sein solche Einnahmen erzielt, daß es seinen Tauber oder Bohnen Abend für Abend mehr als 2000 M. und mehr be- zahlen kann, so hat das schließlich nur die Beteiligten zu kümmern. Die Operngagen gehen, wie die Staatsgewalt, vom ganzen Volk aus. Das ist eine Tatsache, an die auch die Allerprominentesten sich hie und da erinnern sollten. XUus Fringsheim.
Oiehenschmidt:Mord im Hinterhaus" Uraufführung im Staatl. Schillertheater. Dietzenschmidts Hinterhaustragödie ist so schlecht, weil sie so gut gemeint ist. Ein Mann und ein Dichter übcr,nimmt sich, indem er eine schwindelhafte Moral der Heiligkeit vorträgt, obwohl er allem Anschein nach nur mit solcher großen Sittlichkeit herum- spielt. Mag es ein Priester sein, der sich von überirdischen Stimmen inspiriert glaubt, so bleibt doch die Tatsache gewiß, daß die Worte seines Herzens und seiner Zunge bloß, verräterisch matt und sogar oft lächerlich wirken. Dietzenschmidt dichtet eine Hinterhaustragödie, er nennt sie 5)interhauslegende. Selbst im Bezirk um die Müll- kästen des Bertiner Hinterhauses soll allerhand Geheimnisvolles, Großartiges, Himmlisches und Grauenvolles möglich fein Da wohnt der Hauswirt, der ein Wucherer ist und gleichzeitig mit der ärmsten seiner Hinterhausbewohnerinnen zu Bett geht. Und diese Frau leidet natürlich unter ihrem besoffenen Mann, und da ihre Schande an den Tag kommt, wirft sie den letzten Groschen in den Gasautomaten, nicht um Licht zu machen, sondern um den giftigen Tod einzuatmen. Und der rouchernde Hauswirt wird von dem kessesten seiner Hinterhausbewohner erstochen, und der saufende Hinterhaus- bcwohner kommt in den Verdacht, selber der Täter zu sein. Und da er niemals aus der Fuseldämmerung aufwachen kann, glaubt er schließlich selber daran, dos Mordmesser geführt zu haben. Und die Portierfrau und noch eine andere, die lungenaushustende, arm- selige Proletariermutter, glauben daran, daß nicht der Säufer und nicht der kesse Bengel, sondern der Iud im Hause, der Lumpen- sammler, den Mord begangen hat. Und dieser Iud ist nun ein besonderer Mann, ein Rabbi wie Nathan der Weise, ein Wohltäter wie ein König Salomon. Der Iud hat einen Freund im Hinter-
haus, einen Lcierkastcnmann, einen Romantiker, einen Meister auf der Drehorgel, auch einen Hellseher, der längst weiß, daß der kesse Hintcrhausjunge den Mord an dem wuchernden Hauswirt beging. Run handelt es sich darum, diesen noch versteckten Jungen moralisch zur Strecke zu bringen. Er muß in sich gehen wie alle Gewissens- Märtyrer der Heiligenlegende und der Jude und der Leierkasten- mann sorgen mit Wonne dafür, daß die Seele des kessen Jungen gezwiebelt wird. Endlich ist es so weit. Er wird hingehen und sich beim Staatsanwalt melden. Dietzenschmidt hat dos alles mit letzter Energie des Gedankens ausgeträumt. Doch er wälzt sich in einer unerträglichen Süßigkeit. Der Weihrauch seiner Gesinnung ist schon ranzig. Der moralische Schwindel entlarvt sich, weil aller­orts zu merken ist, dieser Dichter ernährt sich zwar raffiniert von der Schwärmerei, aber er prüft nicht, ob der Gegenstand seiner Anbetung auch dem gesunden Menschenverstände behagt. Dießen  - schmidt ist ein kindlicher Prediger, doch die Einfalt fehlt ihm. Emil Pirchans hat dieses Hinterhaus, diesen Bezirk um die Müllkästen, als eine sehr eindrucksvolle Dämmcrungswelt auf- gebaut, und H o f f m a n n- 1) a r n i s ch hat die Regie so angelegt, daß Realismus und Traum durchcinanderspuken. Das war alles richtig in» Stil, nur spürt« man allzuoft die leeren Textstellen, für die der Regisseur kein« theatralischen Stopfmittel ersand.
G r a n a ch hat den ewigen Lenin   wegen der Piscator-Pleit« abgeschminkt; er ist wieder zum ewigen Juden geworden und redet seinen Bibeltext mit rituellster Frömmigkeit Bei t Harlan spielt den Hinterhausmörder, der langsam in die Zangen der Rache- göttinen hineinläuft. Auch dieser Rolle ist er gewochsen, dank seiner vorzüglichen komödiantischen Mittel, er ist immer wieder eine Freude. All die Hinterhausepisoden und Figuren, Herr Werner, der wuchernde Hauswirt, Fräulein K o p p e n h ö f e r, die saftige Portiersrau, Fräulein Knüpf er, die Hinterhausproletarierin mit dem Gosfchlauch, Franz Weber  , der romantische Leierkastenmann, sie bemühen sich alle vorzüglich, dem Dichter zu nützen. Bald wird aber sichtbar, daß sie nur einer Proletariertragödie zu dienen haben, die von einem ernsthaften, doch unzulänglichen Freund der kleinen Leute gedichtet wurde. Alles Soziale in diesem Stück ist ein Unsinn, alles Herzliche in diesem Stück scheint aus Pump angelegt, alles Moralische wird argumentiert mit der Zuverlässigkeit eines Knaben. Das Ganze ist und bleibt ein Schwindel. Max Hochdorf  .
Eröffnung des Volksbühnentages in Mainz  . In Mainz   begann am Donnerstag der 9. Deutsche   Volksbühnen. tag. Etwa 500 Vertreter der Ortsgruppen deutscher   Volksbühnen hatten sich zu der Tagung �eingefunden. In dem öffentlichen Be- grüßungsakt konnte der Präsident der deutschen   Volksbühnen, Staotssrckrctär a. D. Baake, unter anderem den hessischen Staats- Präsidenten, den Oberbürgermeister der Stadt Mainz  . Vertreter der preußischen Regierung, den Regierungspräsidenten von Hessen- Nassau  , willkommen heißen. Der Präsident führte in seiner Er- öfsnungsrcde aus, daß der Volksbühnentag in Mainz   zusammen- trete, um die Zusammengehörigkeit mit dem besetzten Gebiet zu betonen. Er sehe in der Dolksbühnenbewegung mit ein Mittel, den Haß unter den Völkern zu beseitigen und mit der Masse der Kultur die Versöhnung unter die Völker zu bringen. Oer Geist mii Hosenträgern. Ein merkwürdiger Vorfall ereignete sich kürzlich während einer spiritistischen Geisterbeschwörung, die im Hause einer Frau Alexandre zu Nantes   stattfand und ein gerichtliches Nachspiel haben wird. Der Pariser Journalist Jean Nasson wohnte zusammen mit einem Freund. der Sekretär der Gesellschaft für psychische Studien ist. der Sitzung bei. Das Medium, ein früherer Gärtner namens Blaise, der in spiritistischen Kreisen sehr bekannt ist, saß in einem durch einen Vor- hang abgeteilten Winkel des Raumes, während die Zuschauer, etwa 20 an der Zahl, in einem doppelten Hufeisen Platz nahmen. Der Höhepunkt der Sitzung war die Beschwörung der Tochter der Frau Alexandre, Madelaine, die vor«inigen Jahren gestorben ist.Et»vos Weißes   schien aus dem Borhang, der das Medium verbarg, hervor- zlirvachsei»," so schildert Masson den Vorgang.Es war eine dünne. lange Erscheinung, in weiße Schleier gehüllt, ganz so, wie man sich den klassischen Geist vorstellt. Madelaine schlug sieben Töne auf dem offenen Klavier an, tanzte dann einige Schritte und küßte, sich vor- wärts bewegend, ihre Mutter; dabei sprach sie in einem merk- würdige» Falsett. Die Gestalt schwebte dann rund um die Stühle und bot Blumen dar. Es war«in entsetzlicher Anblick, und wir waren van Schauder ergriffen, bis plötzlich mein Gejährt« und ich durch bis dünnen«chleier Hosenträger erblickten. Nun packte mein Gefährte den Geist an einem Arm, während ich ihn am Hals nahm,»ine Taschenlampe anknipste und ihm die Schleier herunterriß. Da zeigte sich das Gesicht des Gärtners Blaise. Keiner der Anwesenden war uns für diese Entlarvung dankbar; man sprang von den Stühlen auf und schlug auf uns ein." kSchluß des redaktionellen Teils.)
Die Fleischwcelc Presto, welche äb-r 2» eigene Filialen in Troft.Berlin ve» fugen, eröffnen heute ein neues Haupfgefchäft in Berlin  . Wilmersdorf  , Berliner Straße Z0, mit einem preiswerten Verkauf oou Qualitätswaren. Wir verweisen auf die Anzeige in vorliegender Nummer. Spezialdan» filr feine Kerreumoden. fertig und Maß. Na» genauer Prst. fung der gewaliigen Lager kann man nur alle Käufer auf die altbekannf» lrirma veinrich Svttentag u. So.,«ilmersdoef. Uhlandstr.»M, 1, Stage, au». merkiam Maiden. Es werde» nur Qualitätsvaren zu fadelhaft billigen Preisen adgegeden. Man beachte heutige Anzeige. Beranrwartlich für die Nedaktion: Engen   Präger. Berlin  : Anzeigen: Th.»locke. Berlin  . Berlag: Borwärt» Verlag Ii. m. b. Verlin. Druck: Borwärt» Buch. drulterei und Bcrlagsanstalt Paul Singer<!o Perlt» SS   tt, Lindenftraße S,