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BERLIN  Freitag, 6. Juli 1928

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Der Abend

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Elf Todesurteile in Moskau  !

Bilder vom Schachty  - Prozeß.

Monteur Otto

Das Urteil.

Generalstaatsanwalt Krylenko  

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Moskau  , 6. Juli.

Das Urteil im Schachty  - Prozeß wurde vom Obersten Gerichtshof heute früh nach insgesamt 52stündiger Beratung verkündet.

Von den 53 Angeklagten wurden 11 zum Tode verurteilt, nämlich: Gorlekki, Bojarinow, Krschischanowski, Jussewitsch, Budny, Matow, Bra tanowski, Beserowski, Bojarschinow, Kasarinow, Schadlun. Das Gericht beschloß jedoch in bezug auf die sechs Lettgenannten, angesichts ihrer Neue und ihrer hohen technischen Fähigkeiten beim Zentral: exekutivkomitee der Sowjetunion   um Milderung der Strafe nachzusuchen.#ed signant

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34 Angeklagte erhielten Gefängnis strafen von einem bis zu zehn Jahren, darunter Rabinowitsch sechs und Kusma drei Jahre, vier An­geklagte wurden unter Zubilligung von Bewährungs­frist verurteilt und vier Angeklagte freigesprochen.

Freispruch der deutschen Angeklagten.

Moskau  , 6. Juli.

Im Schachth- Prozeß wurde heute früh das Urteil verkündet. Die deutschen Angeklagten Meher und Otts wurden freigesprochen, der deutsche Ange­flagte Bad stieber wurde unter Zubilligung von Be­währungsfrist zu einem Jahr Gefängnis

berurteilt.

Der Freispruch Meyers und Ottos erfolgte, da das Gericht die gegen sie erhobenen Beschuldigungen nicht für erwiesen erachtet. Badstieber wurde von der Anklage der Zugehörigkeit zu der gegenrevolutionären Organisation freigesprochen, dagegen der Bestechung schuldig befunden.

In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, der Oberste Gerichts­ hof   habe es als erwiesen angesehen, daß eine weitverzweigte gegen revolutionäre Schädigungsorganisation im Do nezbeden bestand, die ihre Zentralen in Charfom und Moskau  hatte und mit ehemaligen Grubenbefizern im Auslande fowie mit einigen ausländischen offiziellen Inftitutionen in Beziehungen stand. Unter den verhängten Freiheitsstrafen sind noch hervorzuheben: Zehn Jahre Gefängnis für Storutto, Deter und Susch tschewski; acht Jahre Gefängnis für Bajchtin, Kalga now, Andrei Kolo dub und Alexander Nitrassow. Untar Subilligung von Bewährungsfrist wurden zu einem bis drei

Die von Soldaten bèrvachie Anklagebank

Monteur Badstieber

Rom  - Brafilien in 50 Stunden.

Refordflug über den Ozean.

New York  , 6. Juli.

Aus Rio de Janeiro   wird gemeldet, daß die italienischen Ozean­flieger an der Küste von Jose de Mipubu südlich Natal  um 18,15 Uhr( amerikanischer Zeit) durch Nebel und Sturm zu einer Notlandung gezwungen wurden.

Italienischer Geschwaderflug nach Berlin  .

Am heutigen Freitag früh kurz nach 7 Uhr sind im Lon doner Flughafen Croyden 12 italienische Militär. flugzeuge unter Führung des Staatssekretärs Baibo zum Fluge nach Berlin   gestartet. Die Maschinen hatten an den Flugveranstal­tungen in Hendon   bei London   teilgenommen und fehren nun über Berlin   nach Rom   zurück. Fünf Flugzeuge, darunter die Maschine Wie aus Rio de Janeiro   gemeldet wird, sind die italie. Balbos, sind im Laufe des Vormittags in Amsterdam   zwischen­

nischen Ozeanflieger, die bei Natal   notlanden mußten, am Donners. tag um 10 Uhr zum Weiterflug nach Rio de Janeiro  aufgestiegen. Nach den ersten Berechnungen haben sie bis zur Notlandung etwa 7450 Kilometer in 50 Stunden zurückgelegt und dadurch den Reford Chamberlin von 6294 kilometer gebrochen. Die beiden Flieger del Prete und Terrair sowie der Erbauer des Flug­zeuges, Ingenieur Marzhetti, sind in Rom   natürlich die Helden des Tages.

Jahren Gefängnis verurteilt: Nitisch in, Owtsch aret und Gorlow. Freigesprochen wurden außer Otto und Meyer Potemkin und Stelbring.

Alle Freigesprochenen und unter Zubilligung von Bewährungs­frist Berurteilten wurden sofort auf freien Fuß gesetzt. eund

Was hat der Prozeß ergeben?

gelandet, um zu tanten, eins landete in St. Inglevert bei Calais  

und ein siebentes nahm eine Notlandung bei Dienen, nördlich von Amsterdam  , vor, wobei das Fahrgestell der Maschine beschädigt

wurde.

Die übrigen sind direkt nach Berlin   weitergeflogen, wo sie in den frühen Nachmittagsstunden erwartet und im Flughafen Tempel­ hof   von Bertretern der Reichsregierung und der Stadt Berlin   be­grüßt werden. Auch die zwischengelandeten Flugzeuge wollen, wenn irgend möglich, noch heute in Berlin   eintreffen.

leben geübt wird, während ihre russischen Vorbilder bereits auf unzweckmäßige Behandlung von Maschinen die nackte Todesstrafe setzen.

Tatsächlich hat der Schachty  - Prozeß ergeben, daß von irgendeiner deutschen Beteiligung an den behaupteten Sabotageaften nicht die Rede fein fann. Die deut­schen Ingenieure, soweit sie nicht schon vor der Verhandlung aus der Anklage entlassen werden mußten, sind freigesprochen - mit der einzigen Ausnahme des ehrenwerten Herrn Bad­stieber, des Urhebers lügenhafter Denunziationen gegen seine deutschen Kollegen. Da dieser ,, Kronzeuge" sich der be­jonderen Sympathie des Herrn Krylenko   und der Roten Fahne" erfreut hat, so kann man in seiner bedingten Ver­urteilung zu einem Jahr Gefängnis wegen Bestechung wohl kaum irgendeine Belastung der deutschen Seite erblicken.

Zu den 23 Todesanträgen Krylenkos hat die Rote Fahne" brüllend Beifall geflatscht, aber selbst dem Obersten Sowjetgericht, dem wohl niemand Mangel an fommunisti­scher Ueberzeugungstreue nachsagen wird, ist diese Blut­hefatombe zu viel gewesen; es hat die Zahl der Todesurteile auf 11 begrenzt, von denen fünf tatsächlich vollstrect werden sollen. Doch ob 23, ob 11, ob 5- die Tatsache einer weit Was die russischen Ingenieure anbelangt, so muß gehenden Beibehaltung der Todesstrafe in Ruß­ land  , und zwar für Vergehen, die fein westlicher Staat höher man sich stets vergegenwärtigen, daß ihre Verurteilung er­als mit ein paar Jahren Freiheitsentziehung bestraft, bleibt folgt ist, nachdem monatelang eine offizielle Presseheze ersichtlich. Sie rückt das Geschrei der deutschen Kommunisten größten Stiles gegen sie entfacht worden war. In einem überjozialdemokratischen Amnestieverrat" in das rechte Lande, das keine Pressefreiheit, teine Entgegnungsmöglichkeit Licht. Es ist ein starkes Stück, daß die deutschen Kom- fennt, bedeutet eine derartige Stimmungsmache schon von munisten auch weitgehende Milde für unzureichend er vornherein die Verurteilung. Herauszufinden, was an den klären, die von der deutschen Republik gegenüber Dynamii- öffentlich erhobenen Beschuldigungen Spizelphantasie und anschlägen und Bernichtung von Menschen- gehässige Angeberei, was Wahrheit und Tatsache ist, das ist