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Ursachen der Reichsbahnunfälle

( Fortsetzung von der 1. Seite.)

Scheiben des Borzuges, hätte sehen müssen. Nachprüfungen an Ort und Stelle, die erst gestern stattgefunden haben, hätten das ein­deutig erwiesen. Zwanzig Jahre lang sei nach den bisherigen Methoden im Münchener Hauptbahnhof gearbeitet worden, und es sei nur dem unglücklichen Zusammentreffen der genannten Momente zuzuschreiben, daß die Katastrophe, eingetreten ist.

Zu Dorpmüllers Ausführungen über die Arbeitszeit und die behauptete Ueberanstrengung des Personals werden sich die Eisen­bahner und Beamtenverbände noch zu äußern haben. Er macht die bemerkenswerte Feststellung, daß

während in Preußen die Ruhepausen 10 bis 12 Stunden be­tragen, in Süddeutschland nur Ruhepausen von 8 Stunden bestehen.

Diese Diensteinteilung mit den furzen Ruhepausen unter gleichzeitiger Möglichkeit von zwei freien Tagen von je 30 bis 35 Stunden habe auch bei dem Münchener Unglück eine Rolle gespielt.

Staatssekretär von Frank der bayerischen Gruppenverwaltung der Reichsbahngesellschaft stellte die Ueberanstrengung des bayerischen Personals in Abrede. Für den Blockstellendienst an der Hackerbrücke und der Donnersberger Brücke in München be­stehe ein durchschnittlicher wöchentlicher Blockstellendienst von 52,4 bzw. 54,1 Stunden. Im Jahre seien 52 Ruhetage gewährleistet, und für die Werktage ergebe sich ein durchschnittlicher Dienst auf den Blockstellen von nicht über acht Stunden. Auch diese Behauptungen werden sicher noch nachzuprüfen sein.

Die Behauptung, daß die Reichsbahngesellschaft die bayerische Eisenbahn vernachläffige, wurde zurückgewiesen. Bayern sei für die Reichsbahn ein Zuschußgebirt. Während im Reich die Ausgaben nur

Bezirksverband Berlin SPD . Montag, 30. Juli, 19.30 Uhr

Die gefälschten Wertpapiere.

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Ein früherer Stinnes- Gefretär wegen Kriegsanleihefchiebung verhaftet. 18

Bor wenigen Tagen wurde der frühere Sekretär von zogen wird, erhält also statt 250 m. 1250 M. zuzüglich Brog. Hugo Stinnes , v. Waldow, in Salzburg , wo er zur aufgelaufener Zinsen. Die Neubefizer dagegen sind von dieser Erholung weilte, plötzlich verhaftet. Diese Verhaftung kommt| Bergünstigung ausgeschlossen. für Eingeweihte feineswegs unerwartet. In vieler Er­innerung wird noch die große Schwindelaffäre mit Kriegs­anleihe- Neubefit sein, wodurch das Deutsche Reich um Mil­lionen geschädigt wurde.

Als das Hirn dieser geschickt angelegten Betrugsaffäre, die aber schließlich an der Aufmerksamkeit der deutschen Behörden scheiterte, war bisher immer der jetzt 30jährige Bankdirektor May Kuhnert Berlin bezeichnet und viel genannt worden. Durch die sensationelle Verhaftung v. Waldoms rückt die Affäre in ein wesentlich anderes Licht, und nach dem bisherigen Ergebnis der mit größter Sorgfalt geführten Untersuchung scheint es in der Tat so, daß Bantier Kuhnert, wie er auch immer behauptet hatte, eine nur unter­geordnete Rolle spielte.

Im Februar des Jahres wurde in der Oeffentlichkeit bekannt, daß das Reich dadurch um Millionen geschädigt worden war, daß Kriegsanleihe- Neubesitz als Altbesitz angemeldet worden war. Der Unterschied zwischen Altbesig und Neubejizz spielt bei der Aufwertung der Kriegsanleihe deshalb eine besondere Rolle, weil die Altbesitzer eine Aufwertung erhalten, die fünfmal fo hoch ist, als die der Neubefizer. Der Nennwert dieser neuen Ab­lösungsanleihe beträgt in jedem Falle Broz. des Nennwertes der alten Kriegsanleihe. Für 10 000 m. Kriegsanleihe erhielt man also 250 M. Ablösungsanleihe. Wer aber den Nachweis erbringen konnte, daß er die Kriegsanleihe seinerzeit selbst gezeichnet hatte, oder daß er schon seit einem bestimmten Stichtage im Besize dieser Papiere war, erhielt außer diesen 250 M. Ablösungsgeld noch ein sogenanntes Auslofungsrecht. Die mit einem Auslosungsrecht ver­sehenen Schuldscheine werden allmählich, und zwar im Laufe von 30 Jahren, auf Grund eines bestimmten Auslofungsplanes zum eines Auslosungsrechtes, dessen Nummer etwa im Jahre 1930 ge­

Das Betrugskonsortium mit Kuhnert scheinbar an der Spizze hatte in Deutschland Kriegsanleihe- Neubesitz in allen erreichbaren Mengen aufgetauft und nach Frankreich geschafft. Durch Mittelsmänner wurden beim Deutschen Reich daraufhin An­sprüche angemeldet, und größere Posten angeblicher Alt­bejiz gingen nach Deutschland ab. Der Betrug gelang nur zum Teil die Behörden wurden aufmerksam und schöpften Verdacht. Das Reich war inzwischen schon um Millionen geschädigt. Die Be­trüger wurden entlarvt und zur Verantwortung gezogen. Schon damals wurde der Name v. Waldow mehrfach genannt. Dieser frühere Sekretär und engere Mitarbeiter von Hugo Stinnes , mehr. facher Aufsichtsratsvorsitzender, tam bei dem bekannten Erbschafts­streit zwischen Eduard Stinnes und Familie um Glanz und Ruhm. wurde entlarvt. Man hielt ihn zunächst für den Anstifter; inzwischen Jetzt folgte Schlag auf Schlag, Sensation auf Sensation. Kuhnert war die hervorragende Rolle, die Baldom in der Angelegenheit spielte, bekannt geworden. Waldom hatte es vorgezogen, ins Aus. land zu flüchten, bis man vor einigen Tagen zu seiner Verhaftung schreiten konnte.

Der Coup, das Reich um erhebliche Beträge zu schädigen, glückte aber nicht, sondern hatte nur den Erfolg, daß die Anleihe­altbesigstelle und das Reichskommissariat für die Abwicklung der An­leiheaufwertung hellhörig wurde und sich die einlaufenden Anmel bungen von größerem angeblichen Altbesig in Verbindung mit der Bolizei und Staatsanwaltschaft schärfer unter die Lupe nahm. Durch die Aufmerksamkeit der Behörden sind bisher in den meisten Fällen die Betrugsversuche mißglüdt.

Die Ermittlungen der Berliner Kriminal. polizei und der Staatsanwaltschaft werden zurzeit noh außerhalb von Berlin geführt, und es ist nicht aus­weitere erfolgen werden.

SPD. - Sportlerversammlung ffachen Betrage ihres Rennwertes zurückgezahlt. Der Inhaber geſchloſſen, daß noch weitere Berhaftungen in dieser Angelegenheit

im großen Saal des Lehrervereinshauses, Alexanderp'atz

Thema:

Die Vorgänge in der Arbeitersportbewegung" Referent Gen. Adolf Buck. - Parteimitgliedsbuch legitimiert.

Der Franzosenkopp" von Zweibrücken .

94,2 Broz. der Einnahmen betragen, werden in Bayern die Ei Ein Vergleich zwischen der Auslieferung Hindenburgs und eines Französlings.

nahmen durch die Ausgaben um über 3 Broz. übertroffen. Die Unterhaltung der bayerischen Anlagen koste dreimal mehr, als Bayern in der Friedenszeit für die Unterhaltung ausgegeben habe. Außerordentlich bemerkenswert war die Feststellung, daß die Katastrophen in der lehten Zeit nicht auf den Geldmangel der Reichs. bahn zurückzuführen fei. Bis zum 1. Juli habe der Reichsbahn tein Geld für die refiloje Sicherung des Oberbaues und die Ber­hütung von Unglücksfällen gefehlt.

Die Zahl der Unfälle betrug auf eine million 3ugtilo. meter 1913 4.66, 1919 10,78, 1927 5,71. Die Belegung der Züge 1913 246 1919 10.78, 1927 war 1927 um 24 Proz. größer als 1913. Sie hat sich also im Ber­gleich zu 1919 erhöht. Die Forderungen für 1913 und 1927/28 find aber gleichzusehen, denn wir leben heute weder in der Kriegszeit von 1919 bis 1923. Herr Dr. Dorpmüller gesteht zu, daß die Zahl des Bahnunterhaltungsperfonals heute ge= ringer ist als 1913. Das steht in Widerspruch zu der Steige: rung der Anforderungen an das Personal bei dem Ausbau des Ber­fehrs in den letzten sechs Jahren.

Der Reichsverkehrsminister von Guérard wird hoffentlich dafür sorgen, daß nicht das Vertrauen auf die Berkehrssicherheit bei der Reichsbahn weiter erschüttert wird.

Neuer Raketenwagen.

Das Bailier Experiment bei Nordhausen - Gernrode .

Gestern nachmittag fand auf der Eisenbahnstrede Nord­hausen- Gernrode die erste Verfuchsfahrt des neuen von Ballier unabhängig von Opel fonstruierten Raketenwagens Eisfeld- Ballier- Rat. I unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Der neue Wagen meist gegen das Opelsche Modell sehr starke konstruktive Beränderungen auf. Diese kommen am stärksten darin zum Ausdruck, daß die Raketen über den ganzen Wagen verteilt sind. Ferner fehlen dem neuen Wagen die Flügel, die der Opelsche Wagen Rat. III an den Seiten trägt. Die erste und zweite Versuchsfahrt verlief bei halber Rafetenladung außerordent­lich zufriedenstellend. Der Wagen erzielte eine Geschwindig teit von 180 Stundentilometer. Bei dem dritten Start, bei dem die Raketen mit 4,5 Ladung versehen waren, erreichte der Wagen zwischen der zweiten und dritten Zündung eine amtlich ge­prüfte Geschwindigkeit von 210 Stundentilometern. Nach­dem sich alle vier Raketenbündel entzündet hatten, wurde der Wagen in einer scharfen Kurve aus den Schienen geworfen und vollkommen zertrümmert. Ballier sowie die Vertreter der Pyrotechnischen Firma Eisfeld , die die Raketen herstellt und nach der der Wagen mit­benannt ist, erklärten, daß sie mit diesem Unfall gerechnet hätten, da der Versuchswagen ganz aus Holz gebaut, nur 50 Kilogramm miegt und für die Schnelligkeit, die er erreichte, zu leicht war. In 10 bis 14 Tagen wird Ballier mit einem stabilen aus Leichtmetall gebauten neuen Wagen feine Versuche wiederholen.

Unaussprechlich!

,, Der preußische Innenminister mit dem unaussprech lichen polnischen Namen... so beginnt der deutschnatio­nale Deutsche Schnelldienst" geiftvoll einen Erguß gegen Genossen Grzesinsti.

Bären wir boshaft, so fönnten wir einen Artikel beginnen etwa mit den Worten: Die deutschnationalen Führer Bazille( prich: Behi), Lejeune( sprich: Lejön) und Graf von Garnier ( sprich: Garnjeh) mit den unaussprechlichen französischen Erb. feindnamen usw. usw.

Aber wir wollen uns erinnern, daß ein deutscher Dichter namens Goethe einmal geschrieben hat: Name ist Schall und Rauch, mobei wir uns allerdings bewußt find, daß für die Deutschnationalen Goethe nicht gelett hat.

Das Auslieferungsbegehren französischer Militärbehör:| weniger angemessen, die beiden Auslieferungen miteinander Den wird von der Rechtspresse zu einem Generalfturm auf die Reichsregierung benutzt. Mit Ausnahme der Deutschen Tageszeitung", die von der ganzen Angelegenheit fein Wort bringt, schlagen alle Blätter die schärfsten Töne an. Natür lich weniger gegen die bornierten französischen Militär­behörden, als gegen eine Reichsregierung, die so schmach­Doll" bereit sei, ein ,, nationales Harafiri" zu vollziehen.

Er spielt die drei am weitesten rechts stehenden Gruppen Ganz geriffen fängt es dabei der Lokal- Anzeiger" an. gegen die Koalition aus gegen die Koalition aus:

,, Jene drei Parteien haben die Macht dazu. Lassen fie gleich wohl geschehen, was geplant wird, so wird das deutsche Bolt nicht traut, und deren demokratisches bürgerliches Anhängsel, sondern die Sozialdemokratie, der es schließlich alles zu Berantwortung dafür belasten. Nicht nur das deutsche Volk am in erster Linie sie drei, von denen es Besseres erwartet, mit der Berantwortung dafür belasten. Nicht nur das deutsche Volk am deutschen Rhein , sondern das deutsche Volk überall in deutschent Landen, innerhalb und außerhalb der schwarzrotgoldenen Grenz Pfähle. Und die Geschichte wird ihnen wie der Regierung Müller einst das Urteil sprechen."

zu vergleichen, als es sich im Falle Zweibrüden vor allem um einen Dummenjungenstreich handelt. Es wurde in, der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni unternommen, die in Zweibrüden feit alters her als eren nacht" gilt, in der allerhand Unfug verübt wird. Dabei haben nicht mur die Briefkästen der Reichspost und Fensterscheiben ehra würdiger Honoratioren, sondern auch die Symbole der Be mäßiges Attentat handelt, geht auch daraus hervor, daß fagungsmacht etwas abgefriegt. Daß es sich um fein plan­einer der Täter als Franzosentopp" gilt, der dafür bekannt ist, daß er und seine Verwandten mit den Franzosen freundschaftlich verkehren; feine Schwester ist mit einem fischen Fremdenlegion. Die Rechtspreffe macht sich schon französischen Beamten verheiratet ,, sein Bruder in der franzö mehr als lächerlich, wenn sie solche Gestalten mit Hindenburg und anderen Armeeführern veraleicht.

Im übrigen sind in den letzten Jahren schot. Hunderte von Auslieferungsbegehren in ähnlich gelagerten Fällen gestellt und auf Grund der bestehenden Abmachungen formell erledigt worden; natürlich ganz unabhängig davon, wie die Reichsregierung zusammengesezt war, aud) unter der Rechts blodregierung wurden Ausliefe rungsbegehren gestellt und ihre Durch Reichskabinett mit der Angelegenheit noch gar nicht befaßt, da allein die zuständigen Stellen bisher in der Sahe ver­handelt haben. Von einer nationalen Würdelosigkeit der Regierung Müller zu reden, ist aus allen diesen Gründen schon der Gipfel nationalistischer Hetze.

Dabei passiert der Rechtspresse ein kleines Malheur. Sie bläft die drei in Zweibrüden wegen eines Dummenjungen streiches Berurteilten zu nationalen Heroen auf. Sie ver­gleicht das neue Auslieferungsbegehren mit dem Ausführung angeordnet. Im übrigen hat sich das lieferungsbegehren, das vor acht Jahren gegen den jezigen Reichspräsidenten Hindenburg und andere Generale gestellt wurde. Sie unterschlägt dabei, daß es die Regierung Bauer - Außenminister Hermann Müller gewesen ist, die dieses Begehren damals abgelehnt hat. Uns scheint es um so

-

Sinowjew aufgetaucht.

Ginswjew erhielt wieder ein offizielles Amt in der Sowjet- Union.

Unter

werfung

Kort schwimmt oben.

In der Garage erstickt. Tragischer Tod eines jungen Chauffeurs.

In einer Box der Weiß Garage, Restorstraße 35/36 in Wilmersdorf , wurde heute früh der 22jährige Chauffeur Friz Baate aus der Johann- Georg- Straße 10 in Halensee , leblos aufgefunden. Ein hinzugezogener Arzt fonnte nur noch den Tod infolge Ory dg aspergiftung feststellen.

Nach den Ermittlungen ist B. das Opfer eines Unglüds falles geworden. Nachdem er gestern nacht seinen Wagen in die Bor gesteuert hatte, ließ er den Motor weiterlaufen. Die start gift haltigen Auspuffgafe schläferten den jungen Menschen zunächst ein und führten im Laufe der Nacht seinen Tod herbei.

Als heute früh Chauffeure leises Motorengeräusch vernahmen und in die Boy hineinsahen, entdeckten sie das Unglüd.

Steine auf dem Gleis. Transportgefährdung durch junge Taugenichtse. 3wei junge Burschen verübten am Dienstag abend gegen 9 1hr cinen bösen Streich auf der Vorortstrede zwischen Wannsee und Stahnsdorf .

Etwa 500 Meter vom Bahnhof Stahnsdorf entfernt hatten fie mehrere große Steine auf das Gleis gepackt. Der Führer eines von Wannsee fommenden Dampfzuges verspürte zwar einen Rud, fonnte aber die Fahrt fortsetzen. Er erstattete Meldung und der gleich darauf von Stahnsdorf abfahrende elektrische Zug wurde langsamer über die gefährdete Stelle geführt. Dabei sah der Führer zwei junge Bengel, die die Wirkung ihres Streihes beobachteten. Er brachte den Zug zum Stehen, verfolgte die jetzt Flüchtenden und konnte auch einen einholen und der Polizei übergeben. Es ist ein 14 Jahre alter Laufbursche Willy B. Sein Helfershelfer bei dem üblen Streich wurde ebenfalls er­mittelt als ein glei haltriger Schlosserlehrling Mag 3. Die Uebel­täter werden sich wegeu Transportgefährdung zu verantworten haben.