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&in von JasojI

(12. Fortsetzung.) Dieses Gespräch hott« bei den beiden, bei der Hilde und dem Edi, gar fein« Verstimmung Hinterlossen. Der Edi mar ein guter Kerl und zeigte sich bloß sehr beflissen, von Hilde etwas über ihre nächsten Pläne erfahren zu fönnen. .�setzt haben S' doch endlich die Lyzealmoturo, mos wollen S' denn noch weiter?" Die Gymnosialmaturo!" �Uje! Immer die gleiche fade Lernereil Dos führt doch zu nichts!" Soll ich mich vielleicht zur Ruh« setzen, in meinem Alter?" Na ja... freilich... obgleich..." Man sah es dem Edi an, dah er etwas hinunterschluckte, aber er sagte nichts. So waren die zwei Monate vergangen,«ine Reche von frohen Tagen, die in der Erinnerung Hildens wie eine sonnenbeglänzte Landschaft dalagen. Motorbootfohrten, Bäder im See, Ausflüge und Bergbesteigungen, ein Kostümfest, auf dem die Hilde als fron- zösische Marquis« de» achtzehnten Jahrhunderts erschienen war, Schäferin und Hofdame zugleich, reizvoll das Tellerhütchen auf dem weihgepuderten Haar,«in lebendiges Schäfchen an der Leine... und die gute, lustige Mama Gruber... und die Versicherung, dah der Edi sie lieb habe... und so viele neue Freundschaften, mit so vielen, netten wohlerzogenen Leuten, die einander immer nur Höf- lichfeiten sagten... Am Abend nach dem Abschiednchmen von den Betannten, die alle versprachen, am nächsten Tage zur Bahn zu kommen, ging Hilde in ihr Zimmer, das ganz oben neben dem der Dcly und der Lutz lag, ein Zimmer mit hellockierten lustigen Bauernmöbeln, und drinnen nahm sie auch noch Abschied von dem so oft geschauten und immer auf» neue sie bewegenden Bilde, das sich vom Fenster aus ihren Blicken darbot, und dann, als sie sich entkleidete, dachte sie: Es ist so schön, reich zu sein! Di« reichen Leute haben'? gut! Und weiter spannen sich die Gedanken... Reich sein... reich sein.. so ganz noch eigenen Wünschen leben... die Welt ist schon.-.. wenn man reich ist... und wenn man reich ist... so ist man gut... wie gut ist die Mama Gruber... dah sie sie in ihren Reichtum aufgenommen hott«... ein Kind dieser Mama Gruber sein... Hilde Gruber wohin gingen nur ihre Gedanken! Aber die hielten sich nicht an den Willen ihrer Gebieterin, sondern schweiften, wohin sie wollten, gelöst von ollem, was sie auf dem Boden der Wirklichkeit festhielt, noch nicht Traum und nicht mrhr von irgendeiner Ueberlegung beschwert... Reich sein... reich sein... reich sein... später einmal, später... Und dann schlief Hilde ein. tockung der Gegenwart. Mti Blumen und Bonbons beladen, die ihr die neuen Freunde und Freundinnen in langem Zuge zur Bahn gebracht hatten, kam Hilde wieder nach Hause, zurück in die enge Stube. Mutti sah gut aus, erzählen konnte sie natürlich nicht viel von Langenlebarn, ober erhalt hatte sie sich doch ein wenig, Fräulein Rose war förmlich aufgeblüht, das große Ereignis ihres Sommers war gewesen, daß der Generaldirektor ihier Gesellschaft er war schon General- direktor! ihr au» dem Engadintal«ine Ansichtskarte mit einem Scherzgedicht zugesendet hatte. Aber um so mehr hatte Hilde zu berichten, und so spät und selig war es noch nie daheim gewesen, wie in jener Nacht, da Hilde von allen ihren großen und kleinen Erlebnissen getreulich berichtete, von den vielen interessanten, netten und lustigen Menschen, die sie kennen gelernt, und von dem groß- zügigen Treiben in der Dilla Viktoria. In ihrer Schilderung, die kaum«ine Einzelheit überging, verschwieg sie nur einen Ausflug und ein gewisses Gespräch mit Edi. Dann fing der Alltag an und in ihm sogleich der erwartete Kampf, den sie wegen ihrer nächsten Pläne austrogen muhte. Aber es ging merkwürdig leicht, denn ein Argument wag schwerer als all« anderen, die si« vorbereitet hotte und ins Treffen führte:Die Lutz Gruber geht ja auch ins Gymnasium!" Sa, die Lutz auch?" Mutt! wurde nachdenklich. Ja. wenn da» in den vornehmen, dah heißt in den reichen Kreisen jetzt Mode war ihre Hilde sollt« stch dem Reichtum nur in ollem anschließen. Also Gymnasium. Zwei Jahre weiter noch die alten Sorgen. Na. wo» an ihr war. wollt« Frau Fernleitner gewiß leisten. Sie hatte wieder Auesicht, französische und englische Stunden geben zu können, und die Stickereiarbeiten könnte sie in der Nacht auf sich nehmen. Ihre Augen waren ja noch jung. Und Hilde half ja auch topfer mit. Aber das sah auch Hilde ein, daß ein weiteres Studium von zwei Iahren viel war, zu viel für ihre materielle Situation, zu viel auch für ihr« eigene Ungeduld. Sie wollte bald frei fein, und dunkel empfand sie es, was sie nicht einmal in Gedanken klar formuliert«, bald eine Dame sein, nicht mehr ein Schulmädel und nicht mehr mit der kleinlichen Sorge belastet sein, Mitschülerinnen über die nächst« Prüfung hinweg- zuh«lfen. Di« Lutz das war ein liebes, braves Ding, ein bißchen Haus- back«» und an den Schulbüchern hängend, weil sie allein nichts andere» anzufangen wüßt«. Aber die Dely. die kein« Schule mehr besuchte, war geistig und sozusagen gesellschaftlich ganz erwachsen. »b«n eine Dom« in ihrem Sprechen, mit ihren Interessen und ihrer Auflassung des Lebens. Hilde das sah sie ein mußte studieren. Dos Studium, die Universität mit ihrer Freiheit und ihren Mög­lichkeiten war für sie der Ausstieg, war das Tor, von dem aus olle Weg« hinausführten, mehr als von jeder anderen Kreuzung ihrer Lebenswege. Hilde worein ihren Ueberlequngen sehr nüchtern geworden, und ff« überlegt« viel. Wie pflegt« die Dely zu sagen?Die erste Reaung ist stnmer h!« schlechteste. Man muß sich die Dinge durch den Kopf g«hen lasten," Also: Gymnasium und dann die Universität, aber das dürft« freilich nicht;u lange dauern. Hilde entschloß sich, einen der Matura« kurs« zu besuchen, die jetzt an vielen Mädchenschulen errichtet worden waren und nur zwei Jahr« lange» Studium erforderten. Sie nahm

diese gewaltig« Arbeit auf sich, dazu ihre Privatstunden. Aber«» war der Müh« wert. Und Frau Fernleitner sah da» alles auch«in und war damit zufrieden und übrigens sie erkannt« immer mehr, wie klug ihre Hilde geworden war und daß sie nun alles reiflich überdacht« wie hatte sie es oerstanden, sich an die Familie Gruber eng anzuschließen! und daß man ihr daher ruhig ihren Willen lassen dürfe. Hilde dachte aber nicht bloß an die Wege, di« vor ihr logen.

sondern auch an die Ziele. Ja, sie war jetzt wirklich sehr klug geworden und da» Beisammensein mit den vielen jungen Mädeln, die reich waren, oder mit solchen, die reich erscheinen wollten, hatte merkwürdigen Einfluß auf sie geübt. Früher, da war sie harmlos dem Leben entgegengeschritten freilich, wie jung war sie ge- wesen und trotzdem wie ein Rotkäppchen dem Wolf, so hatte eine ihrer neuen Freundinnen lachend bemerkt, als sie davon sprachen. Wenn sie aber an die Universität dachte, so mutzte sie

doch auch an den Zweck denken. Lehrerin? Rein, für» Unterricht«» empfand sie keine Neigung. Si« war viel rascher ch» ihre Schüle­rinnen, und etwas, was sie ohnehin selbst wußte, noch zehmal Wiederkauen, war ihr verhaßt. Also? Si« erhielt jetzt aus der Schweiz ziemlich regelmäßig Ansichtskarten, aber wenn si« im Ueberlegen an diesem Punkt angelangt war, brach si« ab. Das wäre ja Unsinn gewesen, ein« törichte Dummejungenlaune, ernst zu nehmen. Die große weite Welt, der Edi jetzt noch schüchtern und erstaunt gegenüberstand, würde ihn noch so manche» vergessen lassen. So«rroochsen, so nüchtern, so unglaublich vernünftig dacht« jetzt Hilde. Das ist da» Ziel und das der Weg dahin! E» darf nur einen Weg geben, den kürzesten, der zum Ziele führt. Und was das Ziel selbst betraf, so hatte Hilde in ihrer Umgebung ein« Menge von abschreckenden Beispielen, wie keines aussehen solle. Dieses lächerliche Fräulein Rose, deren Leben im Dienen verrann, und Mutti, ja auch Mutti, die immer liebte und durch ihre Li«b« litt, und Toni« Hedwig, an die sie übrigens im Rausch der Ausseer Vergnügungen ein« einzige kurze Karte geschrieben hatte. Tante Hedwig, die an ihrem Ziele gründlich vorbeigealtert war und darüber mit bissigen Witzen hinwegzukommen sucht«! Diese» Zielbewußtsein, dos ihr jetzt recht deutlich zur Erkenntnis gelangt war, bewirkte, daß sie fortan nichts um seiner selbst tat, sondern nur weil sie dadurch ihrem Ziele näherkommen mußte. Tagsüber war sie das Schulmädel und arbeitet« wie rasend, um in den zwei Iahren über die Schulepisod« hinauszukommen. Dann lief sie ihre eigenen Schülerinnen unterrichten. Und abend» kam sie mit Dely Gruber zusammen, der sie sich jetzt besonders innig angeschlossen hatte und durch die sie in eine Anzahl anderer Familien kam. Die Hilde Fernleitner war sehr beliebt. Hübsch, eine gute Tänzerin, gebildet, Gymnasium und gar keine Spiel« neiderberin, und so blond man mußte sie gut leiden und gern einladen. Es war ja die Zeit, in der«in Teil der Bevölkerung sich gegen den anderen amüsierte. Hilde war bei allem dabei, tanzte und spielte Theater, spielte auch Theater glänzend. Aber, Hilde, du hast ja Temperament!" rief die Dely,das Hab' ich dir nie zugetraut. Hab' ich dir endlich die Musterhaftigkeit abgelernt?" Das noch nicht!" antwortete die Hilde, aber ihr Ehrgeiz war geweckt. Einmal gab's bei den Grubers«ine Revue. Die Hilde spielte ein Stroßenmirdel, das ein sentimentales Lied zu fingen hatte, und dann eine Schlangenbändigerin. Und danach war olle, einig, daß die Hilde kolossales Talent habe und eigentlich zum Theater müsse. (Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Darf man sich im Kino küssen? Da» New Parker Gericht sagt: ja, man darf sich im Kino küssen. Der Direktor des firnos war anderer Ansicht und hatte ein sich küssendes Paar aus dem Theater gewiesen. E» half auch nichts, daß ein Teil des Publikums für die Liebenden Partei ergriff: es kam zu einem Skandal, die Vorführung mußte unterbrochen werden. Das ganze hotte ober ein Nachspiel vor dem Gericht. Der Direktor erklärte, daß Liebesszenen sich nur auf der Leinwand, nicht jedoch im Saal abspielen dürfen. Die jungen Leute beriefen sich darauf, daß e» stets Sitte gewesen sei, sich im Kino zu küssen und das Küssen in der Dunkelheit niemand beunruhigen könne. Das Gericht war der- selben Ansicht. Der Direktor hatte das Nachsehen. Er mußte eine klein« Geldstrafe zahlen. Der Tod des Deserteurs Paul Grappe . Man erinnert sich vielleicht noch dieses fran.zösi>chen Deser­teurs: Im November 1914 wurde er bei der Schlacht an der Somme schwer verwundet. Sechs Monate verbracht« er im Hospital, dann erhielt er einige Wochen Urlaub. Er kehrte aber nicht mehr an die Front zurück. Zwei Jahre lang verbarg er ssch in einer kleinen Kammer seiner Wohnung: er arbeitete unermüdlich an seiner voll- kommen«» äußeren Umwandlung. Mit Hilfe eines elektrischen Apparates merzte er seinen Haarwuchs am Gesicht aus, er ließ sich lange Haare wachsen und übte Frauenstimme. Als er fein Versteck verließ, war es nicht mehr der Sergeant Paul Grappe , sondern eine ZAjährlge Frau. Ini Frühling 1917 gelang es Grappe, sich Papier « auf den Namen einer gewissen Susanne Dangles zu be- schaffen. Susanne beschäftigte sich zuerst mit Nähen, dann wurde sie Fabrikarbeiterin. So lebte sie viele Jahre hindurch. Als aber im Jahre 1925 für Deserteure eine allgemeine Amnestie erlassen wurde, begab sich Susanne zum Friseur, ließ sich die langen Haare schneiden, zog Männerkleidung an und war von nun an wieder Paul Grappe . Di« Rückverwandlung in«inen Mann schien ober bei der bis zum Augenblick zahmen Susanne ein« entscheidende Chorakteränderung bewirkt zu haben. Paul Grappe begann sich dem Trunk hinzu- geben, wurde ausfallend, prügelte Im trunkenen Zustand Frau und Kind. Bor«inigen Tagen macht« er sich wieder über seinen Jungen her und mißhandelte ihn. Seine Frau ergrilf einen Revolver und schoß ehren Mann nieder. Dies ist das Ende des Deserteurs Paul Grappe . Ein halbes Bett wird vermietet. In einer Budopcster Zeitung erschien vor wenigen Tagen ein eigeuaniges Inserat:In einer ruhigen, anständigen Familie wird ein halbes Bett vermietet. Der Preis ist gering. Adresse Madame Androchi, 42 Sandvrgasse, Budapest ." Die Zeitung glaubte, daß es sich um einen Ulk handle und schickte ihren Reponer an die ge- nannte Mresse. Er erkletterte die sechs Stockwerke und läuteis mi der Tür. Ein anständig aussehendes altes Frauchen fragte nach seinem Begehr. Er gab zu verstehen, warum er gekommen sei und erhielt zur Antwort: Das Bett werde von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens vermietet. Tagsüber schlafe das Frauchen selbst daraus, da sie nacht» arbeitt. Da» Leben sei augenblicklich so teuer und der

Verdienst so gering, daß sie gezwungen sei, die Hälfte de» Bestes zu vermieten. Ein Blick in die sozialen Zustände unseres wunder- vollen kapitalistischen Zeitalters. Selbst ein Bett darf man nicht für sich allein haben. Aber so etwas soll nicht allein in Ungarn vor» kommen! Glänzende Aussichten der Kleinkraftwagen. Bor dem Polizeigerichtshof in Brighton kam eine Zeiterschei» nung zur Sprache, die, falls sie Schul - macht, bedenklich stimmen dürste. Ein Londoner Dcrkehrsschutzmann versperrte einem kleinen Kraftwagen mit dem ausgestreckten Arm den Weg. Aber der Herrenfahrer kannte seinen Wagen und fuhr glatt unter dem ausgestreckten Arm des Schutzmannes weiter! Doch di« Nemesis schlief nicht! Der Vorwitzige stieß einige Schritte weiter mit einey» Lost- kraftwagen zusammen, so daß von dem Kleinsttrastwagen nicht mehr viel übrig blieb. Aber es erhebt sich immerhin die bonge Frage: Wie schützen sich künftig Verkehrspolizisten dagegen, daß ihnen ge- wissermaßen der Kraftverkehr unter dem Arm fortrutscht? Soll man sie vielleicht mit kleinen Schmetterlingsnetzen bewaffnen? Der unschuldige Sittlichkeitsverbrecher. In der Näße der Schloßmühle Dohna bei Dresden bemerkten einig« Mädchen auf einmal einen Mann ohne Hofen. Schreiend liefen sie davon, holten den nächsten Polizisten und ließen den wie man in so einem Fall zu sagen pflegtUnhold" festnehmen. Es stellte sich aber heraus, daß es ein ganz unschuldiger und ehren- werler Bürger aus Zschachwitz war, der keine anderen bösen Ab­sichten gehabt hatte als Ameiseneier zu suchen und bei dem Geschäft seine Hosen voller Ameisen bekommen hatte. Der Mann war un- vorsichtig genug, sich, um sich von der unerwünschten Einquartieriwg zu befreien, in allzu großer Näf� der Straße als Sansculotte zu produzieren: jetzt wird er wohl lebenslänglich als Wüstling ge« kennzeichnet sein! Zuchtvieh. Di«Landwirtschastli chen Blätter" sind sehr unhöflich! Sie de- richten über einen Preiszuchtviehmarkt in wenig sympathischer Weise: Der II»-Preis wurde einem Altstier der Gemeinde Donnstadt. der llb-Preis dem Vertreter der Gemeinde Haßloch zuerkannt." Od sich nun der Altstier der Gemeinde Donnstadt oder der Herr Ter- treter der Gemeinde Haßloj) beleidigt fühlt? Franzensbad wird von Gästen aus ollen Ländern besucht, darunter auch aus äst» lichen Gegenden, wo Handel» und Feilschen heimatberechngt sind. Zu einem Bodearzt komnu eine Frau, die Rechnung für die Kon» sultationen zu begleichen. Dr. Lödcl nennt einen Betrag, die Frau legt die H ä l f t e der Summ« auf den Tisch. Ihre Verlenkette und Ringe lassen Si« ol» wohlhabend erkennen: kein Grund, da» Honorar zu ermäßigen. Dr. Label sagt:Gnädige Frau, Sie habe» sich geirrt." Worauf di« Dame:Aber, ein Doktor und handeln?!..."