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BERLIN  Mittwoch, 1. Auguft 1928

.asasis as6 198 10 Pf.

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntag& Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin   SW 68, Lindenfir.3

Spätausgabe des Vorwärts

im

Nr. 360

B 178

45. Jahrgang.

66 Anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile A80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. oftiched tonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37536. Fernfprecher: Donhoff 292 bis 297

Brandstifter des Weltkrieges.

Was das arbeitende Volf nicht vergessen darf!

( bod

Das ist der Krieg:

Der Inhalt eines Massengrabes wird gesammelt.

Ein von der Artillerie zerschossenes Gehöft.

Wie es begann.

I

20 Tote in Bayern  !

Die Ursachen der Eisenbahnkatastrophe.

Am 1. August, vor vierzehn Jahren, ordnete Kaiser Wilhelm II.   die Mobilmachung in Deutschland   an und erklärte Rußland   den Krieg. Am Tage vorher hatte der Zar die russische Ge­samtmobilmachung befohlen, in den Krieg von München  , 1. August. Panslawisten und Militärs hineingehekt: denn am Während Mittwoch vormittag 10,30 Uhr die Reichsbahn­28. Juli war von Kaiser Franz Josef   der Krieg Oesterreich- Ungarns   gegen Serbien   erklärt direktion Augsburg noch mitteilte, daß die Totenliste des Eisen­worden. Berlin   hatte es geschehen lassen, daß die bahnunglüds von Dinkelscherben   auf 16 Opfern stehen­Wiener Hasardeure- Außenminister Berchtold geblieben sei, scheint sich nach anderen Meldungen die 3 ahl und Generalstabschef Conrad- die Brandfackel in der Toten bereits erhöht zu haben. Es find nämlich das Pulverfaß schleuderten. Der Balkan   explo­dierte, Europa   und die Welt gingen in Flammen ihren Berlehungen erlegen folgende in den Berluftliften bis­auf. Den Hergang der Brandstiftung durch die her nicht genannten Personen: Oberlehrer Schent aus Wiener Frevler lassen wir an dem heutigen Gedent. Weinheim   an der Bergstraße im Krankenhaus Zusmarshausen  : tage des Weltkriegsausbruches durch einen kundigen der Ehemann Rehm aus Stuttgart   im Krankenhaus Wiener Darsteller schildern, der in Reichsdeutsch- Augsburg  ; ein un befannter Mann( Cimprunner?) mit land weithin unbekannt gebliebene Zusammenhänge deutlich macht.

Sum vierzehntenmal jähren sich die unfeligen Tage, da der von der Politik des Wiener Kabinetts geschleuderte Feuerbrand eine Welt in Afche legte. Bergegenwärtigt man sich die jämmerliche Kleinheit der Menschen, die die Anstifter waren, den altersschwachen Franz Josef  , den elegant belonglojen Berchtold, den Lehr buchstrategen Conrad, und ruft man sich dann vor die Seele die Berge von Leichen, die der schrecklichste aller Kriege grenzenlos aufgetürmt, die Wüsten der Zerstörung, die er geschaffen, die Ber wirrung aller Dinge und das namenlose Elend, das er zurückgelassen, so sträubt sich unser logisches wie unser ästhetisches Gefühl, das grauenhaft Ungeheure auf Urheber zurückzuführen, die nach Ber­sönlichkeit wie nach Geist gleich nichtig waren. Die Phantasie flüchtet sich in Allgemeinheiten, fucht in dem gegebenen Zustand der wirtschaftlichen und politischen Dinge Europas   um 1914 die Ursache des Weltkrieges. Aber Phantasie und logisches Bedürfnis irren, fie schleichen sich um das Erbärmlich- Tatsächliche schönjelig und fyftemlüstern herum. Seit Jahrzehnten frächzten die Unheils. propheten von dem notwendigen Weltkrieg, nie tam er. Pulverfaß stand da; gewiß.

-

Das

Doch damit es rings Zerstörung ftreue, mußte seine Bernichtungs­träfte der Feuerfunte weden. 3hn warf die Wiener Polifit wieder und wieder.

( Forthegung auf der 2. Seite)

Burgau

Zusmarshsn.

Dinkel­ Scherben  

Münsterhsn.

Krumbach  

Unfallstelle

Oberhausen

Augsburg  

Lech  

19717

Zur Eisenbahnkatastrophe bei Augsburg  . einer Fahrkarte von Sigmaringen   nach München  , auf dem Transport nach Augsburg  ; ein fechsjähriger knabe namens Josef Wiedemann   aus Augsburg  , ebenfalls auf dem Transport nach Augsburg  . Danach dürfte sich die Zahl der Toten auf 20 erhöht haben. Aus Norddeutsch­land und aus Berlin   befindet sich niemand unter den Toten.

Der amtliche Bericht.

Ueber die Ursachen des Eisenbahnunglücks in Dinkelscherben  teilt die Reichsbahndirektion Augsburg   mit, es steht zweifelsfrei fest, daß der Personenzug 911 in folge falscher Weichenstellung anstatt in das dritte Gleis in das vom Güterzug besetzte vierte Gleis einfuhr. Die falsche Weichenstellung hängt zusammen mit dem derzeitigen Umbau des Stell. wertes auf der Westseite des Bahnhofs Dinkelscherben  . Zur Wahrung der Sicherheit während des Umbaues ist dort ein Be­helfsstellwert aufgestellt, durch das die erforderlichen Abhängig= feiten zwischen Weichen und Signalen hergestellt werden. Diese Abhängigkeiten zeigten infofern eine Lücke, als das Signal für die Einfahrt in das dritte Gleis aufgezogen werden kann, wenn die Eingangsweichen auf Gleis 4 gestellt waren. Diese Lücke trat weder bei der Abnahmeprüfung noch im bisherigen Betrieb des Behelfsstellwertes zutage. Es hat sich erst jetzt bei den nachträg­lichen längeren Versuchen im Stellwerk gezeigt, daß dieser Mangel nur bei einer ganz zufällig sich ergebenden Stellung der Ver­schlußelemente zueinander auftreten kann. Die Reichsbahndirektion Augsburg   hatte jedoch neben der mechanischen Sicherung, der das Behelfsstellwerk dienen sollte, zur weiteren Sicherung noch ein be. sonderes Mefdeverfahren angeordnet. Demzufolge hatte der Stell­werksbeamte bei jeder Zugfahrt die Richtigstellung der Weichen zu prüfen und den Vollzug der Prüfung und die Richtigstellung der Weichen dem Fahrdienstleiter in einer dem Wortlaut nach genau festgelegten Meldung anzuzeigen. Beim Unglückszuge 911 hat der Stellwerkswärter insofern eine falsche Meldung erstattet, als er die Borstrecke für diesen Zug in Gleis 3 hergestellt meldete, ob. wohl dies noch vom vorhergehenden Durchgangsgüterzug und auf das Gleis 4 eingestellt war. Diese Falschmeldung ist als erste Ursache des Unglücks anzusehen, das aber nur da­durch eintreten konnte, daß gleichzeitig auch der Mangel in den mechanischen Abhängigkeiten gerade bei der erwähnten Stellung dieser Borstrecke zum ersten Male fich zeigte.

( Weitere Meldungen siehe 2. Seite.) T