(16. Fortsetzung.) „Sa. man soll nicht immer an da» Geld denken, das stört die Kirnst, die man in sich Hot. Und es ist doch dos thöher«. Esten, da» können oll« Leute, auch die gemeinsten, aber Orphelia spielen, wie sie stch der Shakespeare gedacht hat, das kann nur ich. Und ich Hab'— wie sagt man— die Pflicht, sie zu spielen. Derstehst dir, Hilde, was ich mein'? Ich kann mich nur nicht so ausdrücken. JD ja, ich versteh dich schon, Kara." „Denn man ist eine Mutter, hat man die Pflicht für die Kinder, die man geboren hat, und muß sich für sie aufopfern. Denn man ist eine Künstlerin, hat man die Pflicht für sein« künst lerischen Ideen, die man hat. Wenn man ist ein Gelehrter, hat man die Pflicht für die Wistenschast. Nirgends steht geschrieben, daß man Pflichten hat, zu esten oder gut zu leben. Aber wo wären di« Menschen, wenn nicht die Mütter und die Künstler und die Gelehrten und di« bedeutenden Leut' vergessen möchten an olle» andere, al, an da», was sie haben geboren... oder erzeugt.». oder was sie gebären wollend „Sa red'st du?' „Ach, nicht nur ich red' so. Tausende reden so, nur sind sie nicht so angelernt wie ich, aus dem Innern olles herauszureden. Wir sind ja Schauspielerinnen, wir können aussprechen,««» ander« Leut'«rdacht haben. Wie müssen wir uns erst klar sein über unsere Gedanken in unserem Kopf?" .La... ja, na komm zur Hebung. Wir warteten an der Ecke de» Gartens auf den rothaarigen Bruder meiner in Lyon lebenden guten Tante.. Wenn Hilde nach einem solcheit Gespräch zu Grubers kam, hatte sie oft Gelegenheit, daran zurückzudenken. Die Gelegenheiten drängten sich sogar, ob sie wollte oder nicht, auf. Da kam das ein« Mal Herr Gruber»en., den man im allgemeinen nur selten zu sehen pstggte— in den Kreisen der jungen Leute, die zu Grubers eing«lad«n waren, nannte man ihn deshalb den„weißen Elefanten", weil man von dem auch nur spricht und ihn niemals sieht— also Herr Gruber senior kam zum Nachtmahl, er wurde van den beiden Mädeln abgeküßt und sprach von allerhand Dwg-n, von Begegnungen in der Stadt und daß der Josef, sein ihm allein zu- geteilter Bureaudiener, sich krank gemeldet habe, wa» sehr unbequem sei. und dann sagte Papa Gruber schmunzelnd und so nebenbei: „Denkt euch Kinder, ich hob' das rote Automobil gekaust, dos euch neulich aufgefallen ist!" Di« Lutz sprang auf und gab dem Vater einen Extrakuß, und die Dely sagte nichts und man redet« von anderen Dingen weiter. Und di« Hilde hört« hier viel von Geld sprechen und was man sich leisten könne, wenn man'o habe, uird wemi sich zwei junge Menschen verlobten, so fragte man zuerst nach dem Gelde der beiden, und wenn man darüber gut informiert war, so erklärte man befriedigt, daß die beiden es gut getroffen hätten, und so rankten sich die Ereignisse de, Leben, ums Geld, wurden von ihm genährt, wurden erlebt, um den Glanz des Geldes, das im Mittel- punkt von allem war, hervorzuheben. Hier ober, unter der Fuchtel der Frau Neumann-Norrek, sprach man von Kunst, von Dichterwerten und von ihrer Berkörperung. Man verhöhnte die Burgschauspieler, die setzt In Schieberspelunken Kabarettlieder sangen, und man wollte ihre Not nicht anerkennen. Man war tn seinen Ulteilen hart und einseitig, aber man war es. «eil man an die Kunst mit Inbrunst glaubte und sie nicht wollte verunreinige» lassen. Hier, bei diesen jungen Leuten, die lernten, di« eigenen Gesichtszüge unter Schmink- und Perücke zu verbergen und eigene Gefühl« nur in fremden, erlernten Worten auszudrücken, hier war es dos erstemal, daß Hilde etwa» sah, wozu sich in der engen Stube nicht Gelegenheit geboten hatte und was den eleganten, witzigen, behaglichen, welterfahrenen Leuten, die bei Frau Gruber zusammenkamen, durchaus fremd war: die Hingabe an etwas, was nicht Person und Verwandtschaft berührte, nicht Wohlsein und. Genuß erhöhte, sondern um seiner selbst willen bestand, di« Hin- gab« an»in, Idee. In der Theaterschule war ein langoufgeschostener Kerl, an dem olle». Gestalt. Haar. Krawatte und Gesten, züngelnde Flamm« schien. Wenn er Sprachübungen absolviert«, dröhnte der Salon der Neumann-Norrek, und wenn er eine kleine Szene zu spielen hatte, demoliert« er vor lauter Kunstbegeisterung mit seinen langen Armen die Einrichtung. „Entweder der Mensch ist ein Genie oder ein Unhold," sagt« dann die Meisterin nervös.„Ich freilich glaube dos letztere." „Der Mensch" hungerte sich vorläufig durch und verbrachte mit einem gleichgearteten, nur etwas kurz geratenen Freunde. einem serbischen Bildhauer namens Botlschitsch. seine Tage in ewiger Verzückung. Ob es eine Statue war, die di« beiden be- wunderten, ein« Opernvorstellung, der sie auf den Stehplätzen der merlen Galerie beiwohnten, ein neuentdeckie» Gedicht von Heine, das Drobouer, der Schauspieler, in seinem Zimmer rezitierte, daß die Scheiben klirrten, si« waren immer— zu zweit— begeistert und selig. „Wissen S'. Fräulein Hilde. Ihnen sag' ich',, ober die Alt« darf's net erfahren: I werd' kein gewöhnlicher Schauspieler. Fallt mir nöt ein, in fedrm Blödsinn aufzutreten, den so«in Mädchen- Händler von an Direktor spielen läßt." I werd' Rezitator. Ich will vor dem Volk rezitieren, net in so ein'm engen Raum, sondern in der Volkshall« vom Rathaus oder gar unter freiem Himmel—- da brauch' ich mich nöt zu fürchten, daß ich irgendwo anstoh'. da Hab' ich Platz für meine B«»«gung«n. So was in der Abenddämmerung vortragen..." Und er legt« los: Auf Trümmer der Bastill« Di« Trikolore gepflanztl E» ist des Volkes Dille- Hier wird getanzt! Krach, hatt« er ein Riesengeböude von metallenem Aufsatz um- geworfen, da» nur dank seinem soliden Material unversehrt bleiben tonnte. Hilde mußt« lochen. „Sehen S', da» haben S' von der allzu stürmischen Begeisterung. Immer hübsch besonnen!" »Da» sagen Si«, eine Künstltnn! Mr hab«n nicht besonnen
zu sein, mir haben alles umzustürzen, die Aussätze, di« zu nichts nützen, und die Einrichtungen, in denen solche Aussätze zuviel Platz einnehinen!" „U je, Sie san a Wilder! Lassen S' mich meine Sprach- Übungen machen: Der Inn biegt sich inmitten seines gekrümmten Laufes.. „Lasten G' den Blödsinn konstruierter Sätze! Rezitieren S' Gedichte, was Lobendige», oh, ich werd' Ihnen Freihcitsgedichte beibringen."
„Geben S' auf die Vorhänge acht, Herr Drobauer!" „Freiheit! Freiheit! Ich stoß' mich ja allweil an das Glumpert!" Der arme Teufel setzte stch auf einen Fauteuil, der für seine langen Beine viel zu niedrig war, und lernte ein Gedicht aus- wendig, während Hilde das„I" in seinen verschicdenen Tönungen zu modulieren suchte und ein anderes Mädel in einer Ecke leise und teilnahmslos die Berta aus der„Ahnfrau" rezitierte. JDie Alte läßt uns heute warten. Lauft s' wieder wegen ihrer B«s«nrcitcr hemm? Ein prächtiges Weib, die Alt«. Wenn s' nur
nicht an der nerstaubtesten Literatur ihrer Jugend so hängen macht! Ihre Jugend— für die Hot g'wiß noch der Schiller g'schrieben!" „Seien Sie nicht gemein, Herr Drobauer, auf di« Meisterin last' ich nichts sagen," rief Hilde. Der Lange sah prüfend auf die Hilde. „Wann t Sie mir onschou', stell ich Sie mir als die Dienerin vor, die dem Volke die rot« Fahne voronträgt. Ja, wirklich. Sö könnten das ganz gut sein. Aber wann i Sie hör'I Pfui Teufel! Wie Si« fad sind, bieder und fadl" Hilde dankt« mit einem Hofknix, den sie bereit» in der Schule Neumann-Norrek gelernt hotte. „Was brouchl's denn, um Sie aus Ihrer behaglichen Bürger- lichkeit hinauszutreibcn?" „Sie, meine behaglich« Bürgcrlichkeit! Wenn Sie mein Budget und meinen Arbeitstag kennen möchten!" „Ich wette. Sic haben noch nichts im Leben nnigemacht, noch kein« Schmerzen, noch kein tiefes Erkenntnis, noch nix. Sehen S', haben Si« schon einen Sonnenaufgang erlebt, beim Bauern auf dem Heuboden, auf den man sich in der späten Nacht hing'stohlen Hot? Haben Si« schon„Tristan und Isolde " erlebt, erlebt, den ganzen Tag nichts dafür im Magen und seit zwei Uhr nachmittags ong'stellt, damit man doch einen Stehplatz erwischt? Haben Si« mit Kameraden im Zelt üb«rnacht«t, ganz feucht ist die Rächt und man fürchtet stch vorm Rheumatismus ? Oder haben Sie in der Menge mitdemonstriert? Die Meng«, die schön ist, wenn das Wunder sie ergreift: ja schön sind si«. diese Züge voller Männer und Frauen mit den zusammengeflickten Gewändern und den ob- gearbeiteten Händen. Schön sind sie, sag' ich Ihnen, Tausende, Tausend« mit einem Willen und einer Begeisterung. Haben Sie etwa» davon schon erlebt oder gar alle» miteinander?" „Nein." „Und da wollen Sie a Gem« haben? Da soll ein Vulkan in Ihnen sein, der die Leidenschaften nur so aussispuckt? Di« Theater. schule allein bringt Ihnen kaum ein Talent bei. Ja, kaum ein Talent für di« Naive in«inem Salonlustspiel." Pause. „Seh'n S', wenn man schon nichts Eigene? erlebt hat, so muß man sich tief in das große Erlebnis der Natur oder der Kunst oder des Voltes versenken. Am besten ist es freilich: A Kind müssen S' kriagen und sich bis zur letzten Minute vor der Mutter fürchten, und es dann in aller 5icimlichkeit in einem Kaminett zur Welt bringen." „Sie sind ja blöd!" „Oder Sie müssen alles zusammen mitgemacht haben und noch anderes, und erst durch di« Gesamtheit solcher Eindrücke wird in Ihnen der Funke angezündet, der das Genie bedeutet. Aber Sie san ja zu sad! Mit der Frau Mama einer Premiere in der Loge beiwohnen. Und im Sommer im Kurort paradieren. Im Luxus- Hotel— nicht wahr?"(Fortsetzung folgt.)
Rätsel- Ecke des„Abend", iwniiiiiiiiiiuiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinimiiiiiniiitinimiiiHniiiiiMimmiiiiiiimiiiiinMHiiinuMiniiuiiiiumMiiiiuiitiMiinmwilMwilniBMwn«««»«
Rösselsprung-Rebus.
Ordnungsaufgabe. berg— dem— den— der— tric er— er— er feld— gott— gunst— in— in_ n«— rech— sei sen— sen— schickt — ström— te— te und— und und— wold— wei— wei— wei— welk— wem— will will wun.—. Diese Silben sind so innzuordnen, daß der erste Der, eine» bekannten Wanderlied«» zu lesen ist. Abstreichrätsel. Karausth«, Petriheil.— Ulcmo, Girlande.— Bulletin, Gelege. — Indien , Zuchtrüde.— Nazaretb, Notturno._ Kassette. Terrine. — Kataster, Kaschemme.— Etappe. Cholera.— Imperlekt, Cherusker . — Internat, Pastete.— Bon den vorstehenden Worten ist je eine Silbe zu streichen, und zwar derart, daß die abgestrichene Silbe eines Wortes der Gruppe 1 mit der der nebenstehenden Gruppe Z ein neue, Wort ergibt. Die Anfangsbuchstaben dieser Wörter nennen ein«« bekannte» Äompouisten.
Wabenrätsel.
Jede l««r« Wabe ist der- ortigmit«inemBvchftaben auszufüllen, daß die um einen Nummernkreis her- umliegenden Waden jeweilig«in Wort ergeben, dessen Anfang durch«inen Pfeil angedeutet ist und in Uhrbewegung verläuft. Di« Wörter hoben fol- gend« Bedeutung: 1. Be- tleidungsstück: 2. Scherz ausdruck für Angst: Toilettengerät-,<. photo- graphischer Apparat.
Doppelsinnig. Es gibt einen Baum, man wird es glauben kaum. aus dem dos Pferd, das Echos, das Rind mit Vorliebe zu finden sind.
Auflösungen der Rätsel aus voriger Rummer. Silbenrätsel: 1. Granit: 2. Laer : Z. Sachsen : 4. Eltern: 5. Trikolore: 6. Zigeuner : 7. Zr «ne: 8. Ktrindberg: 9. Taifun; 10. Messina : 11. Artemis: 12. Eidechse: 13. Christian; 14. Thermo- meter: 13. Znnebru»: 16. Glogou: 17. Metropole. —(Gesetz ist mächtig, mächtiger ist die Rat!) Wunderlich: Menelaus . Entzifferungsaufgobe: Das Deutsche Reich ist ein« Republik. (Die Schlüsielwörter hießen: Relk«, Bart, Puschkin, Dante.) E h a r a d e: Froh, Locken, frohlocken. DieRätseltreppe. Wogerccht: Nase. Genre, Debüt, Termin, Nero. Besen.— Senkrecht: Segen, Rede, Butter, Minne, Robe, Sense. Ergänzung, rgtsel: Gemfr, Spule. Gemme, Roman. Grete, Falle, Klage, Nonne, Rinde.— Muemmelmarm. Schieberätsel. WERKTAG S CH» I D E M A K M K O M P J, IMENT l A U B A N 5 U R G R U INS OLPE REG I ERUNG U H» 4 1 N E