Ein Geisteskranker als Brandstister Er zündeie einen Oachstuhl an.
Zentrum und Panzerschiff. (Forls?'"!Nl, von der Seite.) die sozialdemokratischen Minister der Meinung, daß»in weiterer Widerstand gegen den Baubeschluß, den ste noch wie vor fiir falsch halten, aussichtslos fei. Nun ergibt sich— immer vorausgesetzt, daß der Artikel des Herrn Dr. Fähr die wirkliche Meinung der Zentrums- parte! widerspiegelt— eine völlig veränderte Sachlage. Ist das Zentrum jetzt bereit, gemeinsam mit der Sozialdemokratie den Kampf gegen das Panzerschiff auszunehmen, so wird ihm Ge> legenheit dazu im reichsten Maße geboten fein. Das Zentrum hätte es allerdings sich und uns leichter machen können, wenn es schon im alten Reichstag mit uns gegen das Panzerschiff gestimmt hätte. Dann hätten wir heute überhaupt kein« Panzerschiff-Affärel Aber diese Affäre kann immer noch zu einem guten Abschluß gebracht werden. Ist da» Zentrum bereit. den von ihm begangenen Fehler zu korrigieren, so werden wir Sozialdemokraten sehr vergnügt darüber sein, und am vergnügtesten werden die sozialdemokratischen Minister sein, denen ja damit aus der Verlegenheit geholfen wird. Herr Dr. Fähr hat in dankenswerter Weise daran erinnert, daß die eigentliche Entscheidung über das Panzerschiff gar nicht bei der Sozialdemokratie und auch nicht bei den sozialdemokratischen Ministern, sondern beim Zentrum liegt. Nach seinem sensatio- nellen Artikel muß in aller Form gefragt werden, was das Zentrum eigentlich und endgültig mit dem Panzerschiff will.
Parteipolitik. Die deutschnationale Landtagsfraktion hat folgende große Anfrage eingebracht: „Die Vorgänge im Anschluß an die diesmalige Verfassungs- feier in einer höheren Schule Berlins haben sich durch die vorgeblich von Schülern veranstaltete Sonderfeier im Plenar- saal des Reichswirtschaftsrats durch öffentliche Aeutzermigen verschiedener Schulmänner und Mitglieder der Schulverwaltung und ihren Widerhall in der Presse zu einem Schulskandal aus» gewachsen, der in seiner praktischen Auswirkung geradezu ein Hineintragen der P a rt« i p o l t t i k in dt« Sch'ule(!) und ein« politische Terrorisierung der rechtsgerichteten Lehrerschafts!) bedeutet. Was gedenkt das Staatsministerium zu tun, um 1. die Gewissensfreiheit der Lehrer, 2. die inner« Autorität der Lehrerschaft, s' 3. ein auf Zucht und Vertrauen gegründetes unpolitisches Schul» wefen zu sichern?* Die Anfrage berichtigt eine andere deutschnationale An» frage, in der der verunglückte Versuch unternommen wurde, das Verhalten der„rechtsgerichteten Lehrerschaft" zu ver- schleiern. Das geschieht jetzt nicht mehr. Damit liegt der Fall klar. Die betreffende Schulleitung hatte die amtliche Anordnung, den Verfassungstag festlich zu begehen, in zynischer" Weise sabotiert. Hierin liegt der Skandal und in nichts anderem. Es wird einem Deutschnationalen nicht schwer falls», sich vorzustellen, was einem Schulmann passiert wäre, der unter dem kaiserlichen Regime eine Kaisergeburtstags- feier zu einer Farce gemacht hätte. Die deutschnationale Landtagsfrakton wird danach auch nicht erstaunt sein, wenn ihre Fragen durch ein Erempel beantwortet werden, das der rechtsgerichteten Lehrerschaft ein für allemal klarmacht, was sie als Iugendbildner der Verfassung schuldig ist.
Kampf gegen den Preiswucher! (Sozioldemokratie und-Panzerkreuzer. In einer außerordentlich stark besuchten Mitgliederversammlung des l8. Kreises Weißense« der Sozialdemokratisäien Partei wurde mit Stimmenmehrheit nach einem Referat des Reichstagsabgeord» neten Falken berg über das Thema„Panzerkreuzer und Gozialdemokratle" die Resolution angenommen, die der Bezirksvorstand der Groß-Berliner Funktionärversammlung vorlegte. Weiter wurde die sofortige Einberufung einesParteitages und die Abwendung der Gefahr, die p r e u- hische Regierung in ihrer jetzigen Form zu zerschlagen, gefordert. Außerdem wurde eine Entschließung angenommen, di« besagt: „Die Mitgliederversammlung stellt mit wachsender Besorgnis fest, daß die Preise fast aller für die. Arbeiterschaft notwendigen Lebens- mittel in unaufhörlichem SteiAen begriffen sind. Eine der Ursachen dieser Preissteigerung Ist der Wucher, der mit den Waren auf dem Weg« vom Produzenten bis zum Verbraucher g«- trieben wird. Die Versammlung erwartet von der Reichstagsfraktion, daß sie diesem unerhörten Preiswucher mit aller Energie zu Leibe geht, indem sie im Reichstag für wirksame gesetzgeberisch« Maßnähmen eintritt." Nach dem Referat des Abgeordneten Falkenberg sprachen 12 Redner scharf, aber sehr sachlich. Ein Mitgliederschwund ist— zur Beruhigung der Herren Kam- mnnlsten— nicht zu fürchten.
Ein neuer Gparkaffenskandal. Llnregelmäßigkeiken in Weener . Aus Weener (Ostfriesland ) wird amtlich mitgeteilt: ..Seit einer Reihe von Jahren find bei der Sparkasse eine Reihe von ordnungswidrigen Geschäften getätigt worden. Ob aus diesen Geschäften Verlust« entstehen werden und i» welcher Höhe, ist heute nah nicht zu übersehen. Gegen den ersten Redanten der Sparkasse, N., ist wegen der«i wähnten Vorgänge ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Außerdem ist gegen denselben Beamten ein Strafverfahren«ingeleitet wegen Vergehen, die zwar im Zusammenhange stehen mit seiner Tätigkeit als Sparkasfenleiter, bei denen aber di« Kasse als solch« nicht geschädigt worden ist. Bei der Entlassung des zweiten Ren- danten handelt es sich um eine rein persönliche Angelegenheit de? betreffenden Beamten. Ski einer Revision der Kreisausschußverwaltung in Weener hat sich vor kurzem ein bedeutender Fehlbetrag ergeben. Wegen dieser Angelegenheit, die mit der Kreissparkasie in keinerlei Verbindung steht, Ist gegen den Kreisausschuß-OberiNspektor P. ein Disziplinar- und«in Strafverfahren eingeleitet worden. Auch wurde der Genannte in Untersuchungshaft genommen."
In einem Wahnsinnsansall begab sich heule früh der ? 5jährige Paul Riedel unbemerkt auf den Boden im haus« Prinzenallee 46 und setzte G e r ü m p e l, das In einer Bodenkammer lagerte. In Brand. Die alarmierte Feuerwehr haile olle Wllhe, den Irrsinnigen vor dem Flammentod zu bewahren. Arbeiter bemerkten heute morgen gegen ö Uhr, daß aus den Bodenluken des Dachstuhles im Hause Prinzenallee 46 dicke Rauchwolken hervordrangen. Man benachrichtigte die Feuer- wehr, die nach wenigen Minuten mit zwei Löschzügen an der Brandstelle eintraf. In der Zwischenzeit hatte sich das Feuer weiter ausgebreitet, und ein Teil de» Dachstuhles brannte bereits lichterloh. Als mehrere nach oben vordringende Feuerwehrbeamt« sich auf das Nachbarhaus begaben, um von dort Wasser zu geben, stießen sie auf«inen fast unbekleideten jungen Menschen. Beim Anblick der Wehrleute fing er zu toben an und kam In Gefahr, in die Tief« zu stürzen. Nur mit größter Mühe gelang es nach aufregenden Mirni- ten, den Irrsinnigen zu ergreifen und mit Stricken zu binden. Cr wurde angeseilt und über eine hochgerichtet« mechanische Leiter nach unten befördert. Der Tobsüchtig« wurde in das Jüdische Krankenhaus gebracht. Da» Feuer konnte nach einstlindiger Tätigkeit gelöscht wer- den. Die im vierten Stockwerk gelegenen Wohnungen hoben unter Wasser stark gelitten. Nach den bisherigen Ermittlungen hatte sich Riedel, der U n f a l l i n v a l i d e ist, wahrscheinlich schon am Freitag abend auf den Boden begeben und sich in einem Verschlag verborgen geholten. Nachdem er das' Feuer gelegt hott«, kletterte er aus einer Bodenluke hinaus und erklomm das Nachbardach, von wo er das Feuer beobachten wollte. R. ist der Polizei und Feuer-
Schieberdynastie Stinnes.
Wie die Alten sungen—
— so zwitschern die Jungen.
Bauen und Wohnen. Eröffnung der Aussteilung in Zehlendorf . Im Rahmen des„Herbstes der Technik" wird heute die Aus- ftellung der Gagfah„Bauen und Wohnen" in Aehlendorf, Fischtalgrund, eröffnet. Am Frcitah zeigte man die Ausstellung den Bertretern der Presse. Regierungsbaumeister a. D. Knoblauch begrüßte di« Pressevertreter und stellte die Siedlung als eine Forschungs- sledlung mit dem Zweck hin, den typischen Kleinwohnungs- grundriß zu finden, eine theoretische Vorarbeit zur Massenherstellung der Wohnung der Zukunft. Für den erkrankten Pro- fessor P ö l z i g nahm im Austrage der Architekten Walter G r o p i u s das Wort zu einer Ansprache, in der er ausdrücklich betonte, daß er sich einer Kritik enthalten wolle. Ueber die Wohnungsnot führte er aus: Es ist ein Jammer, daß Berlin nicht ist, was es sein könnte, die F ll h r e rS n auf dem G e- biete des Wohnungsbau«?. Deshalb soll diese Aus- stellung ein Vorstoß sein, kommendes planvolles Bauen zu er- zielen. Wir müssen das Dilemma lösen, daß die normale Woh- nung öhne öffentliche Bauhilfe heute das Dreifache an Miete kostet, während die Löhne erst die Hälft? der Vsrkrlegstaufkraft erzielt haben. Das Dilemma kann nur gelöst werden durch gemeinsames Vorgehen bei folgenden Punkten: Durch erhöhte Hergäbe von billigem Baugeld durch die öffentliche Hand, durch Ber- billigung des Bauens durch technische Beroolltommnung des Baumaterials und der Baukonstruktionen, durch Zusammen- l e g u n g der Bauvorhaben und durch Ausschaltung von Leerlaus mittels verfeinerter Betriebsorganisation vor und während der Bauarbeit» durch denkbar sporsame Verteilung des zu erbauen- den Wohnraum» auf di« einzelne Wohnung, ohne die zukünftigen Verhältnisse, die noch dem Wiederausgleich der Gesamtwirtschaft zu erwarten sind, mit diesen Maßregeln zu verbauen. Im Auftrag« der Reichsforschungsstelle sprach dann noch Re- gierungsrat L ü b b e r t, der beweisen wollte, warum gerode der „G o g f a h" für ihr« Siedlung«in Zuschuß gegeben sei. Di« Besichtigung der Häuser bestätigte alles, wo» der„Vor- wärt«" und der„Abend" über dies« Siedlung geschrieben haben. Die„Gagfah" hat so gebaut, als ob die Angestellten die Gehälter von Generaldirektoren bekommen. Sehr bezeichnend ist, daß von allen Seiten— auch in der gestrigen Besprechung— den Pressevertretern nie Auskunft über die Mi«k- oder Kauf» preise der Häuser gegeben wurde. Alle Fragen blieben unbeont- wartet. Das Haus, das Professor P ö lzi g gebaut hat, soll im Ver- kauf 48 tzktÜMart kosten. Es muß die schärfste Kritik heraus
wehr durchaus kein Unbekannter mehr, und wiederholt mußte der bedauernswerte Kranke von Stroßenbahnmasten und Bäumen» die er erklommen hatte und von dort wirre Reden führte, her- untergeholt werden. Das Opfer der Liebestragödie. Wir berichteten gestern über eine blutige Liebestragödie in der Korsörer Straße 5, bei der der 2Sjährige Chauffeur Willi S. sein« Freundin, die Z3jährige Maria Skrzypczak. auf dem Treppenflur vor der Wohnung ihrer Ettern durch fünf Schüsse nieder st reckte. Der Täter unternahm unmütelbar darauf einen Selbstmorvversuch.— Während der Mann mit nicht allzuschweren Verletzungen als Polizeigefangener ins Staatskrankenhaus gebracht wurde, wurde Maria S., in hoffnungslosem Zu- stände, bewußtlos in dos Birchow-Krantenhous gebracht. Hier stellten die Aerzte allein drei Cinschußverl'etzungen in den Kopf und Hals fest. Die Schwerverletzte starb im Laufe der Nacht, ohne die Besinming wiedererlangt zu haben. Wieder ein Eisenbahnunfall. Duisburg , 1. September. Gestern nachmittag stieß ein Rangierzuz, bestehend aus 48 beladenen Kokswagen, in Duisburg -Ruhrart in der Nähe der Phoenix-Hütte aus«inen Güterzug wobei mehrer« Wogen zertrümmert wurden. Der ss&rsonentransportoerkehr mußte u m- geleitet werden und erlitt große Verspätungen. Der Materialschaden ist groß. Personen kamen nicht zu Schaden.
fordern, daß die Reichsforschungsstelle für den Bau von Luxus- s i e d l u n g e n Zuschüsse gibt, und es wäre an der Zeit, daß einmal das Parlament die Reichsforschungsstelle zur Verantwortung zieht. Um Häuser für 48 006 Mark zu bauen, braucht es keine Reichsforschungsstelle und auch keine Gagsah, das macht jeder kleine Privatunternehmer besser und mit viel w c- niger Geschrei! Die ganze Ausstellung ist für den Fachmann wie für den Laien wertlos, solange die Gesellschost sich nicht bequemt, einmal zu sagen, was sie in der Frage der Berbilligung der Baukosten erreicht hat. Solange nicht bekannt ist, was für Mieten für die Häuser ge- fordert werden— ohne daß die Gesellschaft Zuschüsse zahlt—, hol es wenig Sinn, diese„Musterstedlung" überhaupt zu besuche». So lang« bleibt ste für uns weiter nichts als eine Reklame- a n g e l e g e n h e i t für den Deutschnntionalen Handlunqegehilsen- verband.
Krau Earbones Vernehmung. Die Geschäfte der Liechtensteiner Bank. Die Müller des In Budapest festgenommenen„Vaukiers" Rudolf E a r b o n e. die in Begleitung Ihres Rechtebeisttinbo» gegenwärtig In der Schweiz weilt, ist gesteru über die Geschäft« ihres Sohnes eingehend von dem mit der Aufklärung der Finanzgeschäfte der Sparkasse in Vaduz betrauten Slaalsanwalt Dr. Penzing e r aus St. Gallen eingehend vernommen worden. Wie wir erfahren, hat die Schweizer Untersuchungsbehärde jetzt Beamte nach Berlin «ntjandt, um hier gewissen Spuren nach- zugehen, die zur Aufklärung der jehr verwickelten Finanzgeschäft« führen sollen. Frau Carbone Hot bei der Vernehmung angegeben, daß weder sie noch ihre Familie für die Verfehlungen ihres Sohnes eintreten können oder wollen. Carbone dürste nach den Mit- teilungen der ungarischen Behörden voraussichtlich Mitte nächsten Monats von Budapest nach St. Gallen gebracht werden, sobald die amtlichen Formalitäten erfüllt sind. Durch die Tätigkeit der Schweizer Staatsanwaltschaft sind übri- gens einige neue Fälle in dem Finanzskaiidol entdeckt worden. So konnte ermittelt werden, daß ein angesehener Vaduzer Bürger, Georg Filet, von dem Aussichtsratsmitglied Walser mehrfach große Kredite ohne Deckung erholten Hai, so daß sich das Defizit der Bank jetzt weiter erhöhen wird. Walser hol zusammen mil dem verwoller der Bank Thöny in unveraulworllicher Welse mil den Spargeldern gewirlschaslel. So wird jetzt bekannt, daß die Baduzer Spar- und Wihkosse durch ein Experiment Walsers 300 000 Mark verloren hat. Walser wollte für die Liechlen- steiner Bant die rumänische Staatslotterie pachten und hat mit den maßgebenden Stellen in Rumänien fast ein Jahr lang verhandelt. Nach seiner Behauptung hätte er einigen Persönlich- leiten in Rumänien , deren Zustimmung zu dem Geschäft von Wich- tigkeit war, erhebliche Zuwendungen machen müssen. Das sei in der Form geschehe», daß man in Bukarest eine Film- g e s e l l s ch a f t gründete und die in Frage kommenden rumäni» scheu Beamten an dem Geschäft beteiligte. Als dann der Vorvertrag sür die Pachtung der Rumänischen Staatslotteri« glück- lich unter Dach und Fach war und die Liechtensteiner Bank zu- nächst 2 Millionen Franken an dl« Rumänische Staatskasse zahlen sollte, war es ihr jedoch nicht möglich, die Summe aufzubringen. Im Zusammenhang mit dieser Affäre werden jetzt noch die Namen weiterer Persönlichkeiten genannt, und es verlautet, daß die Staatsanwaltschaft noch einige V e r h a f t u n g e n' vor- nehmen wird._ Caittaux gegen den Bürgerblock. Oer Auftakt zum radikalen Parteitag. Parts, 4. September. (Eigenbericht.) Der Lokalverband der radikalen Partei des Departements Carte hielt gestern einen vorbereitenden Kongreß angesichts des Anfang November in Angers stattfindenden Parteitages ab. Unter dem Vorsitz von Coillaux wurde eine Entschließung angenommen, wobei der Ausschluß sämtlicher R e ch t s e l e m e n t e aus der jetzigen Regierung, also die Auflösung der nationalen Union, ge- fordert wird. Die wcsenllichsten Programmforderungen der rodi- kalen Partei auf außenpolitischem, finanziellem und sozialem Ge- biet könnten niemals durchgeführt werden, solange in der Regierung - und in ihrer Mehrheit noch weiter notorische Vertreter des Ratio- nalismus und der Reaktion bleiben könnten. Die Partei müsse ver- suchen, sich schon jetzt mit den übrigen Linksparteien über ein Minbestprogramm zu einigen, damit sie dann die Initiative zur Bildung einer tragfähigen Linksregierung ergreifen könne.