60 Schulkinder erfranft.
In michendorf , im Kreise 3 auch Belzig , bas etma 7 bis 8 Rilometer von Potsdam entfernt liegt, mußte heute früh die Boltsschule geschlossen werden, da
von 140 Schülern über 60 fehlten, die an Diphtherie, Scharlach und Majern erkrankt
1500 500
Wifing Raeder.
Der neue Chef der Marine.
Wir lefen im Sozialdemokratischen Pressedienst:
Als Amtsnachfolger des zurückgetretenen Chefs der Marineleitung ist der rangälteste Offizier der Marine, der Rommandeur der Ditfeestreitkräfte, Bizeadmiral Raeder, in Aussicht genommen. Uns scheint, als ob man hier vom Regen in die Traufe kommt. nicht, als ob Raeder zu einer neuen Phöbusaffäre feine Hand leihen würde. Aber Raeder ist der Kommandeur jener Marinestreitkräfte, die bis vor kurzem noch mit dem Bund Biking und den Ehrhardt- Putschisten in engster Verbin dung standen, in deren Befehlsbereich ein Hohenzollernprinz majestätisch empfangen werden durfte und wo heute ein Wikinger oder Ehrhardt- Putschist immer noch mehr gelten soll als jeder Republikaner.
Aus Potsdam , das erst fürzlich von einer schweren| Kriminalinspektion Mitte unverzüglich zur Festnahme schreiten Typhusepedemie heimgesucht wurde, die mehrere fonnte. In einem eingehenden Berhör, das Kriminalfommissar Todesopfer forderte, tommt abermals eine Alarm Serber mit dem Ungetreuen vornahm, stellte sich nun heraus, nachricht von einem neuen Erkrankungsherd in daß Rowolt auch früher schon ähnliche Machenschaften vorgeder allernächsten Umgebung der Stadt. nommen hat. Er hat Gelder wiederholt an Bekannte zu spekulativen 3weden hergegeben, ohne sich auch nur eine Quittung aus stellen zu lassen. Früher gelang es ihm, jedesmal die Mittel zu beschaffen, um bei einer drohenden Revision die Unterschleife zu verdecken. Zu diesem Zwecke hat er aber auch Zahlen verändert, um die Fehlbeträge zu verschleiern. Das ist an mehreren Stellen festgestellt worden. Die Gelder zur Anfchaffung von Grundstüden usw. besonders hat ein Ehepaar erhalten, das auf diesem Gebiete sehr versiert ist. Es befindet sich zurzeit auf Reisen. Ob die Hergabe der Gelder aber nur diesen spekulativen Zwecken gedient hat oder ob nicht mehr oder weniger fofortige Schließung der Schule angeordnet größere Beträge auch von Rowolt in seiner Lebenshaltung verwurde. Die Behörden haben inzwischen alle Maßnahmen braucht worden sind, steht noch nicht sicher fest. Um nach dieser hindern. Heute wurde eine große Zahl von Personen schutz- inspektion Mitte sehr erwünscht, nähere Angaben über den Berkehr ergriffen, um ein Weitergreifen der Seuche zu ver Richtung auch volle Klarheit zu schaffen, wäre es der Kriminaldes Verhafteten zu erhalten. Die Stadtbank dürfte durch geimpft; die Wohnungen der Erfranften sollen unverzüglich Realisierung der Gegenwerte ohne Schaden davonkommen. desinfiziert werden. Nach dem Erlöschen der Krankheit soll, wie mitgeteilt wird, sogleich bie neugebaute Soule bezogen Aufsehenerregender Selbstmordversuch eine Dinge im einzelnen bekannt m
find. Die ersten Erfrankungen liegen schon einige Zeit zurüd, fie haben jetzt aber einen so großen Umfang angenommen, daß auf Beranlassung des Kreisarztes Dr. Manthey aus Belzig die
werden, um jede Infektionsgefahr durch die alten Schulräume zu vermeiden. Soweit bisher bekanntgeworden ist, find glücklicherweise Todesopfer bisher nicht zu beklagen.
*
Wie wir furz vor Redaktionsschluß erfahren, hat die Krankheit auch nach Langermisch, einem Nebenort von Michendorf , übergegriffen, mo ebenfalls ein Scharlach und ein Majernfall gemeldet wird. Sämtliche ertrantten Rinder werden heimbehandelt.
Wegen der Unterschlagungen bei der Stadtbank.
Wie wir heute früh ausführlich berichteten, wurde der 48jährige Kaffierer der Stadtbant Walter Rowolt wegen Beruntreuung von 135 000 m. verhaftet. Die Affäre hat inzwischen weitere Kreise gezogen. Die Untersuchung der Kriminalpolizei hat die Beteiligung eines Stadtoberinjpettors Stord bei den Beruntreuungen ergeben. Seine Verhaftung stand bevor.
Um sich der Verfolgung zu entziehen, unternahm er heute mittag
Die Unterschlagungen bei der Girofaffe. im Keller des Hauses Weserstraße 150 einen Selbstmordver
135 000 Marf veruntreut.
Zu den Unterschlagungen bei der Girofaffe 53 der Stadtbank wird mitgeteilt, daß die verunfreute Summe endgültig auf 135 000 21. festgestellt worden ist. Allem Anscheine nach find Gegenwerte in dieser Höhe vorhanden.
Der Magistrat hatte, sobald die Revision die Unterschlagungen ergab, sofort der Kriminalpolizei Mitteilung gemacht, so daß die
Berdis„ Don Carlos ", für die Pariser Große Oper geschrieben, bad Mastenball", vor" Aida ", ist teins seiner ganz start inspirier ten Werte geworden. Es dauert lange, zwei Atte, vier Bilder, ungleich an Wert, dehnen sich, bis endlich das musikalisch- dramatische Genie des großen Berdi sich offenbart: im Monolog des Königs Philipp und noch mehr in seiner daran sich schließenden Zwiesprache mit dem Großinquifitor. Das ist, auch in der düsteren, auf zwei Baßftimmen aufgebauten Klangvision, eine wahrhaft grandiose Szene, hier steht der Musiker unmittelbar im Bann des dichterischen Vormurfs. Im übrigen spüren wir in dieser späteren Schiller- Oper nicht viel von jener schönen Hingerissenheit, wie beim Verdi von 1848, in Luisa Miller "; nichts von seelischer, geistiger VerwandtFhaft. Es find fast mur, im gröbsten Sinn, die theater wirksamen Handlungselemente des dramatischen Gedichts, die mit fester Hand, doch nicht ohne Komit, zum Gerüst einer großen Oper zusammenge fügt find.
Fünf literarische Heffer- Tertautoren, Bearbeiter, leber. fegerzählt der Theaterzettel der Städtischen Oper auf; der sechste, ber die Sache für uns na Möglichkeit brauchbar gemacht hätte, hat ihr gefehlt. Doch hier gerade, im Dramaturgischen , hatte die Arbeit der Regie zu beginnen; aber von dieser ging, leider negativ, der stärkste Eindruck der Aufführung aus: es ist ein Bersagen des Regiffeurs, so fatastrophal, wie wir's nie erlebt haben. Walter Brügmann, der Leipziger Operndirektor, hält noch, mie sich zeigt. beim allerfrühesten Entwicklungsstadium der modernen Opernregie. Dem Ehrgeiz, auffallende, vermeintlich interessante Bühnen bilder zu schaffen, wird alles in der Tat, alles, worauf es mehr antommt, rüdfihtslos preisgegeben: Stimmung, Handlung, Darstellung, Darsteller. Dazu ein kaum glaubliches Ungeschick in der Handhabung der Menschen. Die Sänger hatten es schwer, in dieser Inszenierung sich durchzusetzen. Nur Alexander Kipnis gibt mit jeinem Philipp, ein wenig in Anlehnung an Schaljapins Boris Godunow , eine eindringliche, gefchloffene Leiſtung; und Ludwig Hofmann, auch er ein wenig zur Uebertreibung neigend, macht als Großinquifitor effektvolle Figur. Aus der bis hart an die Grenze des Lächerlichen verzerrten Rolle der Eboli holt Sigrid Onegin , vor allem in der großen Arie des ditten Attes, im Sinne Verdis stärkste Wirkung; und Karl Martin Dehmann hat als Carlos stimmlich sehr schöne Momente, wie es denn um das Mufifalis he, unter Georg Sebastians Führung, in allem Besentlichen gut bestellt ist. Aber in letzter Stunde mußte die Rolle der Königin umbesetzt werden: Elsa Jülich hat dank ihrer Musikalität und gesanglichen Sicherheit den Termin der Première gerettet und den Dank der Intendanz verdient. Wir hätten wohl lieber das Opfer einer Berschiebung in Rauf genommen und um diesen Preis eine Opernaufführung, die der jungen, glänzenden Bergangenheit des Hauses in allem würdiger wäre.
Der Film, der Jannings in einer Bariation seines„, letzten Mannes" zeigt, leidet unter der Tendenz des Manuskripts: einem russischen Großfürsten zu einer Gloriole zu verhelfen. Im Rückblick wird seine Bergangenheit gezeigt: seine Rolle im Kriege, die Miß handlung eines Revolutionärs, seine Liebe zu einer Revolutionärin, die er umftimmt, sein Martyrium während der Revolution und feine Flucht. Jezt ist er alt und gebrochen und sucht sein Brot als Filmfomparse in Hollywood . Eines Tages braucht man einen russischen General, und nun wird seine Vergangenheit in ihm mach: er improvisiert seine Rolle weiter und führt seine Truppen zum Sturm. Dhnmächtig bricht er zusammen und stirbt im Glauben, gefiegt zu haben.
Jojef von Steinberg ist ein Regiffeur von Qualität, aber auch er fann die Schwächen des Manuskripts( von Biro) nicht über. winden. Biele portreffliche Einzelheiten, zum Teil geistreiche Einfalle; aber das Ganze ift zu fehr auf Sentimentalität und russischen
such. Mit einem Rasiermesser brachte er sich tiefe Schnitte an der Kehle bei. Storch wurde in hoffnungslosem Zustande in das Neuköllner Krankenhaus eingeliefert.
Die Verbindungen maßgebender Stellen der Ostseestreitkräfte mit dem verbotenen Bifingbund und Ehrhardt- Leuten wurden im Februar auf dem Preußentag der Sozialdemokratie in Berlin von dem Abgeordneten Heilmann an Hand zahlreicher Dokumente aufgedeckt. Aus diesen Dokumenten ergibt sich, daß
die höchsten Stellen der Ostseestreitkräfte von diesen Verbindungen wußten und die Putschisten in ihrem Einverständnis aus Hauptverantwortung für diesen Skandal auf den gegenichwarzen Fonds bezahlt wurden. Kein Zweifel, daß die wärtigen Kommandeur der Ostseestreitkräfte zurückfällt. Soll er troßdem, troß der Duldung dieser Zustände an die Spitze der Reichsmarine gestellt
Als damals wurden, leitete der. Oberreichsanwalt ein Verfahren ein, das bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Warum, wissen wir nicht. Aber wir sind der Auffassung, daß, solange das Verfahren nicht ab geschlossen und der Tatbestand festgestellt ist, auch der verantwortliche Kommandeur der beschuldigten Truppenteile nicht noch befördert und der ganzen Marine vorgesetzt werden darf.
7,3 Millionen Mart für Straßenbau. Der Haushaltsausschuß der der Sadtverordnetenverfmamlung fimmfe heute der Vorlage betreffend 7,3 millionen fü Straßenbau fowie der Nachforderung für Schnellbahnmehrkosten bei.
Gin Jtallener in Danzig ? Der Kommiffar" des Boiter. Ein Italiener in Danzig ? Der„ Erste Kommissar" des Bölker Streif beim Schnellbahnbau Gesundbrunnen bundes in Danzig , der Holländer van Hamel, wird seinen Bosten verlaffen. Der Bölkerbundsrat ernennt als Nachfolger wahrscheinlich einen ehemaligen italienischen Diplomaten.
Patriotismus eingestellt. Die Revolutionärin, die von Evelyn Brent blendend in der Maste und diskret im Spiel dargestellt wird, ist total verzeichnet. Emil Jankings hat großartige Momente, zuerst als herrischer, brutaler, aber auch chevalerester Großfürft, dann als das gequälte Opfer losgelassener Banden und zum Schluß in seinem letzten herrischen Aufschwung. Das stumme Leid, der hilflose Blick, die Wehmut der Erinnerung das sind
unvergeßliche Eindrüde seiner Menschengestaltung. Am Film selbst wird außerdem das Hezgetriebe im Hollywooder Atelier am meisten intereffieren..
Tönende Welle."
Tri- Egon- Tonfilme im Tauenhien- Palast.
D.
In der„ Sinfonie der Großstadt" steigert Walter Ruttmann das Tempo stellenweise ins Unerträgliche. Hier in der Tönen= das Tempo stellenweise ins Unerträgliche. Hier in der Lönen den Welle" dagegen muß er es dem ganzen Charakter des Films nach vermindern, denn fein Ohr könnte das Tohuwabohu der Töne und Geräusche ertragen. Der Film, der gleichzeitig Töne reproduziert, ist breiter angelegt. Damit ist man einverstanden, weniger mit dem Gesamtaufbau.
Ein Querschnitt durch die deutschen Rundfunksender und damit durch Deutschland soll der Film sein. Man hört und sieht den Dichter Hermann Stehr , die Herren der Berliner Funkstunde Bronsgeest und Braun, die Sprecher der Sender, ein Zitherduett und dazwischen sieht man Städte und Landschaftsbilder in ausgezeichneter Photographie. Bielleicht will Ruttmann mit Gegenfäßen arbeiten, aber das Belanglose überwiegt. Dem Ende zu steigert sich allerdings der Film.
Leider versagt hier der Musiker Meisel, der sich bemüht, die Landschaften tonlich zu untermalen. Meisels Stärke liegt im Rhythmischen, Lyrit fann er nicht geben. Und überhaupt leidet der tonliche Aufbau des Films unter Unausgeglichenheit. Am Anfang fast ausschließlich Stimmen und Geräusche, später dann Musit, die ebenfalls nach dem Tonfilmverfahren übertragen wird. Eine andere Berteilung wäre besser gewesen. Wie immer kommen die Geräusche am charakteristis hsten zur Geltung, aber auch die Stimmen behalten trop Undeutlichkeiten in der Artifulation ihre persönliche Färbung. Man erkennt sofort Braun oder Bronsgeest, und in der Lönen den Jahresschau", die vor dem Ruttmann- Film lief, werden unter anderem Kerr und Stresemann reproduziert, deren Stimmen durchaus individuell gefärbt bleiben.
Jedenfalls hat Ruttmann , wenn auch sein Film ein tastender Versuch ist und nur sein kann, einen Schritt vorwärts getan und sich von der Albernheit der üblichen Tonfilmmanuskripte losgesagt.
F. S.
Klabund Uraufführung in Frankfurt a. M.
Klabunds nachgelassene Komödie Die Liebe auf dem Lande" gelangte gestern abend im Frankfurter Schauspielhaus zur Uraufführung. Unter der heiteren Maske eines Lustspiels verbirgt sich eine bittere Satire gegen das sowjetrussische Eherecht. Ein Mädchen auf dem Lande heiratet einen jungen Burschen, läßt sich auf Grund ihrer Rechte gleich wieder scheiden, um den nächsten zu heiraten. Ihn betrügt sie bereits in der ersten Nacht mit dem Kommissar, der sie getraut und geschieden hat, und erkennt am nächsten Morgen, daß sie nur den Kommiffar wirklich liebt. Schnell wird auch die zweite Ehe geschieden, und der Weg zum Glück steht offen. Klabund sagt hier, daß auch das fortschrittliche Eherecht nicht die Notwendigkeit der wahren Liebe beseitigen fann. Unter Ben Spaniers Regie sah man eine flotte Aufführung, in der das russische Lokalkolorit gut herausfam. Toni Impetoven als Rommiffar schuf eine prachtvolle, lebendige Figur. Boran ging die Uraufführung eines Einafters von Leo Tolstoi Der erste Branntmeinbrenner". Das harmlose Wertchen wettert gegen den Alkoholismus . Auch hier war die Regie Spaniers lebendig und bunt. Starter Beifall wurde beiden Novitäten bereitet. ( Klabunds Liebe auf dem Lande" ist in der sozialistischen " Frauenwelt" abgebrudt worden.)
w. b.
Noch feine Beilegung.
Der Streit bei dem Untergrundbahnbau der Schnellbahn Ge. sundbrunnen- Neukölln auf der Baustelle der Firma Polemsin u. Zöllner, wo bekanntlich etwa 1000 Arbeiter wegen Nichtbewilligung einer von ihnen geforderten Wirtschaftsbeihilfe die Arbeit niedergelegt hatten, ist auch heute noch nicht beigelegt worden. In der Nacht und in der Vormittagsschicht wurden. etwa 80 bis 100 Arbeitswillige beschäftigt.
191
Vor dem Generalftreit im Lodzer Bezirk.
Die Lodzer Tegtilarbeiter, die wie gestern gemeldef in den Streit getreten sind, haben angesichts der ablehnenden Haltung der Industriellen, die auf die Forderungen der Arbeiter nicht einmal geantwortet haben, beschlossen, mit den übrigen Arbeiterorganisationen im Lodzer Bezirk Fühlung zu nehmen, um den Generalstreit zu proflamieren. Gleichzeitig haben die Textilarbeiterverbände an den Arbeitsminister ein Proteffschreiben gerichtet, dem sich auch alle anderen Arbeiterverbände angefchloffen haben. brumi100 m
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Umgegend.( Nachdr. verb.) Trocken und ziemlich heiter, leichte westliche Winde, morgens und abends sehr fühl. Für Deutschland : Ueberall vorwiegend heiteres Wetter, teine Niederschläge, wenig veränderte Tagestemperaturen.
91Modenschau bei 3srael.
Dir Firma Israel , Königstraße, lud gestern nachmittag zu ihrer ersten Modenschau. Ein ungemein zahlreiches Publi fum war erschienen und bewunderte unter lebhaften Beifallsfund. gebungen all die vorgeführten Herrlichkeiten. Es wurden franzöfische und eigene Modelle gezeigt, das Beste vom Besten. Die Mode der kommenden Tage ist, trotz aller möglichen kleinen Raffinements, entschieden solider und ruhiger geworden. Es ist ja eine altbekannte Tatsache, daß die Französin, die Modegöttin, zu der sie nun einmal alle beten, in ihrer Kleidung dunkle Farben, schlichte Verarbeitung und nicht allzu große Kürze des Rockes bevorzugt. Und da die diesjährige Mode besonders start unter franzöfifchem Einfluß zu stehen fcheint, so wird auch unser Modebild ein dezenteres als bisher. Die Straßenkleider sind aus Wollstoffen in schwarz, marine oder beige, dazu ein abgetönter Stoffmantel und ein fleiner, flotter Filzhut. Vereinzeit werden auch große Hüte getragen; die Nachmittagskleider sind aus Crepe Satin, Crepe de chine oder Lunasol, einer neuen Kombination von reiner Seide und Kunstseide. Auch hier ist die Verarbeitung sehr schlicht, ja fast herbe zu nennen. Dunkle Farben, hochgeschlossener Kragen, langer Aermel. Die flotten Mannequins glichen bei Vorführung der Nachmittagsgarderobe allesamt züchtigen Bensionsfräulein. Die Abendkleidung hat wieder eine freiere Linie; viel Spizen, Tüll, kombiniert mit Taft oder Crepe Satin und Samtfleider. Die Taille ist höher gerückt, und der Rod, speziell bei Abend. kleidern, rückwärts ganz start, nach vorne zu etwas verlängert.
Eine Gardinenausstellung. Die Firma Bernhardt Schwarz, Wallstraße 13, eines der ältesten Spezialgeschäfte für Gardinen und Zeppiche, zeigt in diesen Tagen in ihrer Gardinenausstellung eine reiche Fülle moderner Fensterverkleidungen. Stoffmaterial und Verarbeitung des Fensterschmuckes wetteifern heute miteinander an Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit. Dominierend an erster Stell steht auch hier wieder die Kunstseide. Für Uebergardinen wird Noppenrips in fatt- leuchtenden Farbtönen, Belvet, India, ein neues, frottéartiges Gewebe und Taft in hübschen römischen Streifen verwandt; für Schlafzimmer wählt man leichtere Behänge in Cretons, Voile mit Balbeln und Rüschen duftig verarbeitet. Die Stores find aus Filetnez, Tüllstoff mit Handdurchzug, Florentinertüll in hübschen, neuartigen Musterungen gehalten. Als Abschluß nach oben dienen Fransenteile, abschattiert in den Farben der Fensterverkleidung, die an hellen, glatten Holzleisten angebracht sind. Auch Fensterdekoratio= nen ohne jeden abschließenden Querbehang wirken durch die ruhige, flare Linie fehr geschmackvoll. Ueberhaupt zeichnet sich der moderne Fensterschmuck, dem neuen Wohnstil entsprechend, durch schlichte Linienführung aus, wodurch eine erhöhte Wirkung von Farbe und Stoffmaterial erzielt wird. Sämtliche Stoffe find indanthren, also licht, luft- und waschecht gefärbt.