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Tribüne

Beilage

Donnerstag, 20. September 1928.

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Um den Brocken herum.

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காரம்

er

F.184

Den Broden hat irgendwer den Montblanc der deutschen Broleten" genannt, weil das vom Brocken überdachte Harzmassiv mitten in der norddeutschen Tiefebene eingebaut ist, in die Arbeits­provinzen von Magdeburg  , Halberstadt  , Braunschweig  , Bielefeld   und Rassel, mitten ins Flachland zwischen Elbe   und Rhein  , zwischen Thüringer Wald   und dem Küstengebiet.

Der Brockeit ist und bleibt bis auf weiteres das prominenteste Reiseziel des deutschen   Arbeiters, bis ihm eine bessere Zeit die Re­fervatgebiete der reichen Leute, die Schweiz  , die Hochalpen und die Gebirge am Mittelmeer   erschließt.

Der Brocken verdient es, der Berg der deutschen   Arbeiter zu fein. 1142 meter hebt sich der Granitfegel über das Meer. Während die Thüringer  , die sächsisch- böhmischen und die schlesischen Mittel­ gebirge   in Kampfform aneinandergereiht find, hebt sich dieser Berg aus dem Harzstock heraus mie ein Block. Er überragt sie aus seiner zentralen Etellung und hält mit seinem fahlen Wipfel Wind und Wetter stand ganz allein.

Ein Stüd Urwald. Ein Stück Eiszeit, das in unsere Tage her­überragt: Hochmoore im Elmslicht des Brodengespenstes. Felsblöcke, zu hohen Klippen und Türmen aufgebaut. Kein Wunder, daß ihnen das Bauernvolk die sonderbarsten Namen gab: Der Wolsack, die Kanzel, das Magdbett, der Hegenaltar. Kein Wunder, daß sich die Brockensage" in Duzenden von Varianten in seine Felsen einge­freffen hat.

Die Brockenfage.

Dabei ist die Brodenjage feineswegs etwa gar einem altdeutschen Mythos entsprungen, einer erdgewachsenen Teufel und Heren­tradition. Im 15. und 16. Jahrhundert noch war der Brocken ledig lich eine geographische Sensation.

So schrieb der Gärtner des fürstlich- braunschweigischen Gartens zu Hessen  , Johann Royer, 1648 in seinem Allerhöchsten Bericht: Dieser Berg ist wegen seiner grausamen Höhe und Größe weit beschryen, tan aber etliche Meilen gesehen, aber nicht eher als ümb S. Johannis Baptistae erstiegen und besichtigt werden, der Kälte und Schnees halber, so sich daselbst nach Pfingsten allererst verleuret."

Erst ein dickbäuchiger Leipziger   Magister namens Prae= torius hat im Jahre 1668 den Broden graulich" gemacht, Seit Praetorius ist alles gespenstisch, was irgendwie mit dem Bis ins 18. Jahrhundert Herenberg da oben zusammenhängt. brannten um den Berg die Scheiterhaufen der Heren wie Fackeln, die ein dunkler Kirchenwahn auf die blödeste Denunziation hin dem Feuertod überliefert hat.

Die ,, Walpurgisnacht" mit der Teufelstanzel. dem Hegenaltar, den Irrwischen und Ziegenböden beherrscht seitdem die Phantasie der Bauern und Schulmeister um den Blocksberg   herum. Die Müllerin von Schierke   wird als Here verbrannt, weil das Bieh nicht mehr fressen will. Der Werwolf und der ,, Venezianer", das Schredgespenst abenteuerlicher Kaufleute, die angeblich am Broden Gold machen und andere gespenstige Verrichtungen vorgenommen haben sollen, schreckt das leichtgläubige Bolt. Selten, daß mal ein guter Dichter ein gutes Herenlied zum Hegenrummel macht wie Hölty:

Ein schwarzer Bod,

Ein Besenstod,

die Dfengabel, der Bocken,

Reißt uns geschwind,

Wie Blizz und Wind,

Durch sausende Lüfte zum Brocken! Goethe geht um.

Der eigentliche Brodenherr scheint Johann Wolfgang Goethe   zu fein. So schön es ist, wenn sich die Gasthofbefizer am Hohentwiel für Biftor Scheffel, am Vierwaldstätter See   für Friedrich Schiller  und in Braunschweig- Wolfenbüttel   für Gotthold Ephraim Leffing be= geistern, so sehr kann einem diese schreiende Goethe- Reflame rund Ueberall wohin du um den Brocken herum auf die Nerven gehen schaust: Goethe- Haus   Goethe- Zimmer Goethe- Terrasse Goethe- Weg. Fehlt nur noch der Breckenrundflug mit Junkers­maschine Johann Wolfgang Goethe  ", oder ein Rafetenwagen zum Blodsberg mit den Initialen des Diympiers dran.

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Am Brockenhotel aber überreicht dir der Kellner eine Serviette, auf der verzeichnet steht:

Broden- Hotel

Faust I  . Teil. Walpurgisnadji. ( Sonnenaufgang vom Brocken.)

Faust:

Bie feltfam glimmert durch die Gründe Ein morgenrötlich trüber Schein!--

Rudolf Schade, Fürstl. Stollb. Lieferant Goethe   ist dreimal hier oben gewesen. Am Willenhäuschen" neben dem Brockenhotel ist heute noch die Marte dran: ,, 10 Dezember 1777." Es existiert fogar eine Handzeichnung von dem denkwürdigen Tag: Goethe auf der Teufelstanzel in Begleitung des Försters Degen." Da steht er oben, den Zylinderhut am Kopf, den Gehrod in flatternder Bose, den Stod am Gesäß und schaut in das Nebel­meer hinaus. Warum haben sie ihn eigentlich nicht beim Anstieg" abgebildet: mit frummem Budel, den Kragen geöffnet, den Ruckjack

"

auf der Schulter? Das verstieße mohl gegen das Grundgesetz der brockenseligen Untertänigkeit!

Im übrigen wird hier getreulich registriert daß Beter der Große 1697 am Brocken gewesen ist, Fürst Viktor von Anhalt 1757, Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise 1805, Hieronymus Napoleon   1811, Kaiser Wilhelm   I. 1821, Raiser Wilhelm II  ., als Prinz mit seinem Erzieher Hinzpeter 1865, Otto von Bismard 1846 und sofort 15 geschlagene Seiten lang!

Das Brockenhaus.

Kein Wunder, daß das Brockenhaus ein Sammelsurium blödefter Untertanenseligkeit darstellt. Im Speisesaal begrüßt dich in Lebens: größe S. M. Wilhelm Zwo mit Helmbusch und Küraß. Neben ihm im selben Format irgendeine andere Fürstlichkeit mit Bickelhaube

und Ordensband.

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Ich frage den Kellner: Wer ist denn das Gegenstück der ver. flossenen Majestät?"

Der steht mich betroffen an und meint vorwurfsvoll: ,, Das ist seine Durchlaucht, der Fürst Stolberg- Wernigerode  !" ,, Müssen einem denn die beiden Herren eigentlich hier oben das Essen verderben?"

Der starrt mir nach mit offenem Maul, stottert vor Schred etwas vor sich hin und stürzt mit seinem Servierbrett davon. Nach längerem Beschauen der beiden Kolossalgemälde begreift der Durchschnittsbürger allerdings das Arrangement: rechts und links der beiden hohen Herren hängen der Brockenwirt mit seiner Frau! Eine Durchlaucht und eine Majestät gibt den richtigen Rahmen für sie ab.

Erstens die Schwemme": hier fönnen Familien Kaffee fochen." ,, Das Berzehren mitgebrachter Speisen ist nicht verboten." Ein halbdunkler Raum, der lebhaft an das 3Zwischended italienischer Dampferlinien gemahnt.

3weitens das Restaurant": Für fleinere Leute Gedeck 1,50 m. bis 2 M.

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Drittens das hindenburg 3immer": Für den besseren Mittelstand Geded 2 M.

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Biertens der Speisesaal": Für feine Leute Gebed 4,50 M. Fünftens die Weinabteilung": Für hundertprozentige Patrioten! Ringsum an den Wänden vaterländische Gemälde. Ein Goethe 3immer" mit Geburts- und Sterbehaus Ein " Bismard 3immer" für ein Dutzend Feinschmecker, die all­jährlich den Geburtstag des Allten mit einer solennen Zeche hier oben zu begehen pflegen und dann die beiden Brockenwirte in prima Del gemalt!

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Das macht dem Brocken da draußen aber nichts aus, daß man feinen Buckel mit Kleinlichkeit bepadt und gepflastert hat. Er reckt sich in den Himmel mit seinen Tannen und Felsen und Mooren, mit seinem Wollgras, seinen Silberseidenfahnen, seinen Wäldern, in denen Die Köhler und Holzknechte ein färgliches Dasein frönen und mit seinen Wiesen, auf denen kleine Bauern ihr tägliches Brot dem steinigen Boden abtrogen. Er reckt sich und dehnt sich und schaut in das breite Land mit seinen Fabriken und Gruben nach Hannover  und Magdeburg   hinaus und schüttelt alles Kleinliche von sich; denn er ist kein Katasterbeamter und kein Hoffieferant, er ist ein Stück

Im übrigen teilt das Brockenhotel, wie sich das nun mal so ge- Fels aus dieser Erde und reckt sich zum Himmel trogig und hart- von Ewigkeit zu Ewigkeit  .

hört, feine Besuche sorgfältig in seine Klassen ein:

Hermann Schützinger.

Das Krebsinstitut in Buenos Aires  

Das seit dem Jahre 1922 aus kleinsten Anfängen ich ent= wickelnde Krebsforschungsinstitut in Buenos Aires  , über deffen legensreiche Wirksamkeit viel in die deutsche Deffentlichkeit gedrungen ist, hat, wie die Medizinische Welt" Nr. 36 mitteilt, einen neuen Pavillon für Frauen bekommen, der von der argentinischen Liga zur Bekämpfung der Krebskrankheit gestiftet worden ist.

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Dieser vor kurzem feierlich eingeweihte Pavillon entspricht allen Anforderungen eines modernen Krankenhauses; jedem Saal ist eine vollständige Toiletten- und Badeeinrichtung angeschlossen, die für die Hygiene gerade dieser Kranken unumgänglich notwendig ist. Stufenweise wurden Abteilungen für Radiumbehandlung und Gynäkologie angeschloffen, die unter der Leitung von Fachärzten stehen. Diese Spezialbehandlung kommt ebenso den Kranten wie dem Institut zugute, das dadurch über den Verlauf der Krankheit und die Behandlung der Geschwülste wie ihre genaue Lage ftets auf dem laufenden gehalten wird.

Ueberhaupt ist wohl das wichtigste Geheimnis für den Erfolg des Instituts die glückliche Kombination von Krankenhaus und Forschungsinstitut. Neben der ärztlichen Hilfe kommt die wissenschaftliche Forscherarbeit nicht zu furz; der Bau enthält verschiedene wissenschaftliche Abteilungen, die alle dem gleichen Ziel dienen: Studium der Ursachen und Behandlung des Krebses. Die vielfältige Verwurzelung, die das Problem der Krebskrankheit zu einem so schwierigen und einschneidenden macht, ließ einen Organi­

fationsplan entstehen, der auf der engsten Zusammenarbeit des Biologen, des Chemiters, des Anatomen und Arztes beruht. Diese enge Zusammenarbeit ist es erst, die uns tiefere Einblicke in das Krebsproblem verspricht als bei getrenntem Arbeiten je erreicht

werden könnte.

So ist das Institut das einzige seiner Art. Als Krankenhaus ist es unübertroffen, indem es über glänzende Unterbringungs­möglichkeiten wie modernste Behandlungsmethoden verfügt; alle Methoden, chirurgische, physikalische und biologische kommen in An­mendung, die bei dem jeweiligen Stand der Krankheit irgendeinen Erfolg verheißen. Daneben ist das Institut Stätte der Wissenschaft, ein Forschungsinstitut, in dem die Tendenz sich immer mehr durch fezt, in erster Linie die Biologie der trebstranten Gewebe zu studieren und dem Vorkrebsstadium größere Aufmerksamkeit zuzuwenden, als dem einzigen Mittel, zu einer wahrhaft rationellen Krebsbehandlung zu kommen.

Zu alledem tritt noch eine wichtige soziale Funktion des Instituts, indem es sich mit der Berhütung und Vorbeugung der Krebsleiden beschäftigt, Unwiffende und Zögernde über den Beginn der Krankheit aufklärt und so rechtzeitige und damit wirksame Hilfe ermöglicht.

Die Arbeiten des Instituts dürften weit über die Grenzen Argentiniens   hinaus Bedeutung gewinnen und zur Lösung dieses die ganze zivilisierte Menschheit so lebhaft interessierenden Problems wichtige Beiträge liefern.

FUNK UND­

AM

Donnerstag, 20. September. Berlin  .

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ABEND

16.00 Kommerzienrat Ernst Strasser: Wie liest man einen Kurszettel?" 16.30 Fremdsprachliche Vorträge. Spanisch. C. M. Alfieri ,, Dozent an der Universität Berlin, und Gertrud van Ey­seren: 2a parte: Revistas españolas".

17.00 Uebertragung der Tee- Musik aus dem Hotel Esplanade, ausgeführt von der Kapelle Heinz Lagosch.

18.00

Fontane" zum 30. Todestag( Theodor Loos  , Rezitation). 19.00 Dr. Eugen Schaedle: ,, Wohnung, Nahrung, Kleidung und Technik."

19.30 Dr. Fedor Kaul: Wie bilde ich mich neben meinem Beruf weiter?" I.: Bildung und Volkshochschulen.

20.00 Hermann Kasack  : Kulturfragen in der Literatur." IV.: Sport und Amerikanismus.

20.30 Amerikanische   Komponisten. Dirigent: Bruno Seidler­Winkler.

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1. Mac Dowell: Konzert Nr. 2 für Klavier mit Orchester, op. 23 Larghetto calmato Presto giocoso Largo: Molto allegro( Edward Weiß am Flügel). 2. Arthur Bird  : Eine Karneval- Szene, op. 5( Berliner   Funk­Orchester).

21.15 Sinclair zum 50. Geburtstag. Einleitung: Gerhard Pohl. 22.30-00.30 Tanzmusik( Kapelle Marek Weber  ). ( Leseproben: Robert Marlitz.)

Königswusterhausen. 16.00 Dr. Müller Freienfels: Grundfragen der Sozialpsychologie 16.30 Paul Matzdorf  : Fontane- Feier( unter Mitwirkung der Mär­kischen Singschar). 17.00 Uebertragung des Nachmittagskonzertes Berlin  . 18.00 Ilse Stapff: Verlorene Heimat: Danzig   und Straßburg  . 18.30 Gertrud van Eyseren, Cesar Mario Alfieri: Spanisch für Fortgeschrittene. 18.55 Oek.- Rat Keiser: Das Deutsche Frisch- Ei.

19.20 Dipl. Hdl. Dr. Hans Wieg: Der Kaufmann   und die Banken 20.00 Uebertragung von Leipzig  .

ab 21.15 Uebertragung von Berlin  .