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Beilage

Freitag, 26. Oktober 1928.

Zwischen

Baren

aren und Drawa im Tal der

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärt

oft Wochen dauernde Hatz auf den Bären, der schließlich doch erliegt. Es ist sehr schwer ihn zu finden, und der Jäger, der ihnt allein begegnet, ist erst von dem Augenblick an in Gefahr, wo er den Bären verwundet. Das gereizte und blutende Tier stürzt sich dann cuf den Mann und viele schwere Berlegungen sind dann das Er­gebnis des ungleichen Kampfes. Man erzählt viel von diesen ge­fährlichen Jagden im Tale der Orava, und die Felle der erlegten Tiere sind nicht selten in den Häusern zu sehen.

Wie lange es noch dauern wird, bis der letzte Bär auch hier verschwunden ist, ist schwer zu fagen. Eine Kontrolle darüber ist faum möglich, da es in den höchsten Gebieten noch immer genügend Bären gibt, die nie einem Menschen zu Gesicht kommen werden. In den erwähnten Fällen handelt es sich um abgesprengie Tiere. Und mit dem Bären bleibt auch die Stille und Abgeschlossenheit,

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Wo die Wiesen und Felder der polnisch- galizischen Tiefebene ren den mit Schönheit gesegneten Hängen der Karpathen gesäumt merden, beginnt wildes Land sich bergwärts zu entwideln. Wildes Land, das in Jahrhunderten schwer der Kultur erschlossen wurde, um dessen Boden ein fleißiger Bauernstamm mühselig ringt. Felsen, Eeine, Geröll, hin und wieder eingestreute knappe Dasen, die nur wenig Feldfrüchte tragen, mächtige Wälder, die aus den schneebe­deckten Gipfeln in die Tiefe der Täler steigen. Es sind die von Nord­ost nach Südwest verlaufenden Täler der hohen und der kleinen Tatra. Bor Fremden, außerhalb der wenigen Touristenstraßen, fast shr völlig gemieden. Einige Bäder mit guten Feilquellen, die heute in der Tiefe der Berge versteckt, allerdings auch nur um ein tümmer­liches Dasein fristen, wären als meitere Besonderheit noch zu er­wähnen.

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Fernab vom Verkehr.

Der Fremdenstrom zicht mit der Kaschau- Oderberger Bahn längs der tschechoslowakischen Grenze nach Norden oder Süden, ver liert sich im ungarischen Erzgebirge , oder wendet sich weiter füdlich nach der ungarischen Liefebene. Die Täler vom Kamm des Gebirges streben dieser Bahnlinie entgegen. Wo ein immittelbarer Anschluß nicht möglich ist, verfehren tleine Zweigbahnen bis in die Anfänge der Täler. Hier ist das Gebiet der Orana, eines Gebirgsflüßchens, das vom Kamm in die Tiefe stürzt, sich gewaltfam einen breiten Beg durch Felsgeröll bahnt, langsam zum Fluß wird und fich rofend dem Tiefland zu bewegt. Diese Drava mandert in die Wa a g, Nedar der Tschechoslowatei, die wieder von der Donau aufge= nommen wird. Was da oben in dem Bergiale der Drava vor sich geht, das harte Leben, das sich zwischen den Wäldern abspielt, ist für die europäische Deffentlichkeit nicht weiter interessant. Menschen, die in Einsamkeit geboren sind, leben und sterben in der Einsamkeit, ohne sich um die großen Fragen dieser Welt viel zu fümmern. Es find Slomaten, die nur dann ihr Heimatland verlassen, wenn es fie auch mit dem Kümmerlichsten nicht mehr ernähren fann. Berg menschen, Hirten, Bauern.

Mit Holz in die Tiefe.

Das Holz, das dieser Fels gebiert, fäumt in ungeheuren Wäldern, die somer zugänglich sind, die Kämme des Gebirgszuges. Um es rugbar verwerten zu können, muß es viele hundert Kilometer zurück­legen, und für diesen Weg bedient man sich des Flüßchens Drava . In den nördlichen Hängen werten die Stämme geschlagen und in die Tiefe, mie es gerade fommt, gerollt, gemorfen, geschleppt, wo fie an den Ufern der Orava zunächst Ruhe finden. Dann beginnt Me schwierige Arbeit des Behauens der Stämme und ihr Zusammen. fügen zu Flößen. Der Flößer steht im Dienst des Mannes, der die Stämme im Walde kaufte. Es ist seine Sache, sie dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden. Wie lange es dauert, hängt von dem Wasser selbst, von der Witterung und von der Geschicklichkeit des Flößers ab. Eines schönen Tages geht es auf die wilde Bergreife. Die Flöße dürfen nicht zu lang sein, da sie sonst die scharfen Kurven in natürlichen Bett des Flusses nicht passieren können. Sie müssen gut zusammengefügt sein, damit sie nicht bei einem unvorhergesehenen Hindernis im Wasser auseinanderspringen. Es ist ein immer währender Kampf mit dem Wasser und mit den Flößen. In Bind und Wetter steht der Mann am primitiven Baumsteuer, er muß jede Eigenart des Gefälles, jede Etromschnelle, jede Kurve auf das Ge­

Am Steuer des Floßes.

naueste tennen, um nicht schon nach der ersten Stunde zu scheitern. Das Scheitern ist hier etwas besonderes Schlimmes. Das Floß ver­stopft die scharfe Biegung des Flusses und ist, wenn nicht genügend Wasser vorhanden, weder vor noch rückwärts zu bringen. Tage lange Arbeit gehört dazu, um es wieder flott zu machen. So lange es das Licht erlaubt, wird der Weg auf dem Wasser fortgefeht. Mit der Dunkelheit wird das Floß dem Ufer zugesteuert und befestigt. Die beiden Leute, die es führen, schlafen ohne Dach und fach ,, in ihre Schafpelze gehüllt, bis der Morgen fie meder auf die Tour fchickt. Dieses Leben ist so unwahrscheinlich hart und entjagungsvoll,

daß es nur von Menschen geführt werden kann, die nie etwas anderes gefan haben. In Wind und Wetter geboren, in Sturm und Regen aufgemachsen, die einzige Nahrung ist Brot und Spec. Dazu als Getränk das oft sehr lehmige Wasser des Flusses und Schnaps. Schnaps in solchen Mengen, daß es taum vorstellbar ist. Nach Tagen landet man dann am vorgesehenen Platz und andere Flößer führen das Holz den anderen Fluß, die Waag , entlang, und wieder andere übernehmen es auf der Donau .

Bären auf der Flucht.

Die Bären, die in diesem wilden Land gar nicht so selten auf­treten, sind vertriebene Gefellen. Sie kommen aus den höchsten Gipfelgebieten der Karpathen, wo sie Nahrung und Unterkunft in Höhlen noch heute genügend finden. Die Touristen scheuchten sie cuf. Sobald sie es wagten, etwas tiefer zu steigen, um Nahrung zu fuchen, war es mit ihrer Ruhe vorbei. Der Tourist flüchtete wohl, wenn er das Tier kommen sah, das nicht im entferntesten dachte, ihn anzugreifen. Aber dem Bären selbst war diese menschliche Ge sellschaft in seinem Reich noch unsympathischer. Wenn sich im Sommer der Touristenstrom in gewissen Gegenden allzujehr ver­stärft hat, wandert der Bär aus. Er zieht meist durch das zer tlüftete Waldgebiet tiefer hinunter, wird aufgescheucht, und setzt seine Wanderung immer weiter fort. So tam er aud) hierher, jah die Flöße treiben, und auf den kleinen Bergmiesen die Schafe weiden, die irgendein fleines Gebirgsdorf für die gute Jahreszeit mit einem Hirte in die Höhe schickt. Da bleiben sie viele Monate, bis der Winter sie wieder in das Dorf zieht. Der Bär ist ausge= hungert, er findet in diesem Land, das seiner Heimat fern liegt, mur tnappe und unzureichende Nahrung. Sein Magen fnurrt, und nachts drängt er sich hungrig um die aufgescheuchte Ferde, um eines der Lämmer zu erreichen. Er macht fich nichts daraus, denn er liebt vor allem die Pflanzenkost, aber in der Not hat er sich daran gewöhnt, auch mit lebendem Getier vorlieb zu nehmen. Wenn mehrere dieser Opfer gefallen sind, werden die Jäger der ganzen Gegend zum Bärentreiben zusammengetrommelf. Es beginnt eine

Der Bär sucht Nahrung.

fernab von allen Lebensgeräuschen der großen Welt in den Tälern der Tatra. Die großen Wandlungen nach dem Kriege sind hier fast fpurios vorübergegangen. Einst war es ungarisches Land, jetzt ist es slowakisches. Am Leben der Bewohner hat sió) kaum etwas ge­ändert. F. Ka.

Wir verbreiten Flugblätter!

Wie unterm Sozialistengesetz agitiert wurde.

Werbewochen für die Partei sind durchaus nichts neues, wir Sozialisten merben schon so lange für die Partei, wie sie selbst be­steht. Schwerer als jetzt war aber die Propaganda unter dem Schandgesch.

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Vereinszimmer tagte einer der bekannten Rauch klubs", unter denen sich zu damaliger Zeit oft genug die parteigenössischen Organi fationen versteckten. Es dauerte nicht gar zu lange und zwei der bekannten Gestalten erschienen in der Gastwirtschaft und verlangten von der allein anwesenden Genossin Zubeil einen Rognat. Dem so­zialdemokratischen Wirt hatte eine fürsorgliche Polizeibehörde ten Ausschant von Schnaps und Lifören nicht gestattet, sondern ihm nur die Bierkonzession erteilt. Frau Zubeil war nicht blöde, fie ließ sich durch die Lockspitzeltätigkeit nicht verblüffen, bot vielmehr den Kriminalbeamten, denn um solde handelte es sich, Wein oter Sherry" an. Die Biedermänner gingen darauf ein und erhielten einen richtiggehenden zweistöckigen Kognat eingeschenkt. Ohne ein Wort zu sagen, tranten sie einen Schlud; dann ging einer in das Vereins­zimmer und löste die angeblich nicht angemeldete Bersammlung des Rauch flubs" auf. Weder die Mit­glieder des Rauchklubs noch die Wirtin ließen sich das widerspruchs­los gefallen, denn tatsädlich handelte es sich um eine Schifane der Bolizei; Versammlungsleiter und Birtin waren im Besitz der poli zeilichen Anmeldung. Dieser llebergriff der untergeordneten Be­amten stieß auf lebhaften Protest, der in seinem Recht befindliche Rauchflub ließ sich die Geschichte durchaus nicht widerspruchslos ge­fallen, um so mehr, als sich recht bald herausstellte, daß sich die Kriminalbeamten bei ihrem Reviervorsteher nicht erfundigt hatten, ob die Versammlung genehmigt war oder nicht.

Ich erinnere mich noch gut einer Flugblattverbreitung, die mir im Südosten Berlins damals es mar Ausgang der 80er Jahre vornahmen und bei der mir, wie so ost, der Polizei wieder mal ein Echnippchen schlagen fonnten. Gerade das letztere war es ja, was uns unsere so schwere und gefahrvolle Arbeit eigentlich versüßte. Unser Vertrouensmann Emil Wiedemann hatte in seiner Woh mung in der Wendenstraße am Görlitzer Bahnhof die Aufbewahrung der Flugblattbündel übernommen. An allen möglichen Stellen der Wohnung hatte er Pakete und Paketden versteckt, um sie bei einer etwaigen Hausjuhung dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Es mar abends gegen 10 Uhr, die Häuser wurden gerade geschlossen, als mir uns, fünf Mann hoch, bei Wiedemann einfanden. Bir durften damals nicht so mie heute mit unseren Flugblättern loje über dem Arm oder in Pateten auf die Straße. Wir hatten uns allerlei Gegenden des Körpers und des Anzugs ausgesucht, an denen mir sie unterbrachten. Oft genug tam es vor, daß dieser oder jener mit fraftgeschwellter Brust" die Wohnung verließ, dem anderen war das Ende des Rückens nach seinem Aufenthalt in der Wohnung etwas stärker geworden. Wieder ardere hatten sich von Mutter: in die unteren Partien der Jacken und Baletots Geheimtaschen ein­nähen lassen, in die man auch so 30 bis 40 Flugblätter versenken fonnte. So waren wir schließlich, ohne unter uns viel Aufhebens zu maden, fertig zum Transport geworden. Daß die Wiedemanniche Wohnung und wir selbst ständig unter polizeilicher Beobachtung standen, wußten mir längst; jedwede Borsicht wurde beobachtet und so schickten wir auch, ehe mir das Haus verließen, einen Spanner hinunter, der nachsehen mußte, ob die Luft rein mar. Es dauerte gar nicht lange und unser Beobachter fam wieder zurück und meldete uns, daß vor der Tür drei als Kriminalbeamte bejojort das Gefährliche der Situation und mit einem Griff faßte er fannte Männer sich postiert hatten. Sie hatten richtig wieder von irgend jemand Nachricht erhalten, daß eine Flugblattverbreitung im Gange war und so versuchten sie, uns mit unseren Flugblättern auf frischer Tat zu ertappen.

Wir flettern über die Mauer.

Aber das sollte ihnen nicht gelingen. Wiedemann hatte sich schon vorher für diesen Fall einen Schlachtplan zurechtgelegt. Der Hof des Hauses mar vom Nachbarhof durch eine gut mannshohe Mauer getrennt und so facelten wir nicht lange, sondern letterten unter Zuhilfenahme eines auf dem Hof stehenden Handwagens über diese Mauer, ließen uns auf dem Nahbarhof an der Teppich stange hinunter und verließen so die Wiedemannsche Wohnung nach der Wiener Straße zu. Für einen Hausschlüssel hatte Freund Wiede­mann schon vorher gesorgt. Wie lange die Kriminalbeamten auf das Wiedererscheinen der Flugblattverbreiter gewartet haben, haben wir nie in Erfahrung bringen fönuen, aber so viel ist sicher, daß die Flugblätter gut und sicher an den rechten Mann gekommen sind.

Ein anderes Mal besuchten wir eine fleine Gastwirtschaft in der Naunynstraße, die Fri 3ubeil, der nachmalige Reichstagsab­geordnete des Kreises Teltom- Boestom, betrieb. In dem Kleinen

War es Kognak oder Sherry?

Inzwischen war Fritz Zubeil auf dem Plan erschienen, er wurde mit wenigen Worten über das Vorgefallene informiert. Der eine der Kriminalbeamte glaubte nim wenigstens mit dem Sherry " den Wirt fangen zu fönnen. Sie haben uns ja hier Rognat eingeschenkt und nicht Sherry , wie Ihre Frau sagte," meinte der gute Mann. Die Sherryneigen standen noch auf dem Schanttisch. Frize erkannte

beide Gläser, goß den restlichen Inhalt auf die Dielen und fragte die Herren Kriminalbeamten mit der Miene des beleidigten Ge­schäftsmannes, wie sie beweisen wollten, daß sie Rognat statt ,, Sherry " bekommen hätten. Alles Protestieren half nichts. Frau Zubeil hatte die Kognafflasche bereits versteckt und eine ähnlich aus­sehende Sherryflasche an deren Stelle gestellt. Fritz Zubeil schlug einen fürchterlichen Krach, sprach von Geschäftsschädigung, falschen Anzeigen usw. und forderte die Beamten auf, ihm soe fort zur Polizeireviermache zu folgen, meil er gegen fie vorgehen wolle. Tatsächlich blieb den beiden auch nichts weiter übrig, als mit Zubeil zusammen den Weg zur Wache anzutreten, von der Frize als Sieger heimkehrte.

Der Revierbeamte hatte sich, wenn man es so nennen soll, noch dafür entschuldigt, daß die Beamten so übereifrig gehandelt hätten, denn die Anmeldung der Bersammlung und ihre Genehmigung lagen tatsächlich vor und von einem Bergehen gegen das Schnapsausschant­verbot war sonst auf der Revierwache nichts befannt. Dem Revier­vorsteher war es jedenfalls nicht möglich, nach dem Geruch, den die beiden Beamten ausströmten, zu entscheiden, ob es. Kognaf oder Sherry mar. Sie hatten offenbar schon andere Lokale inspiziert.

Felix Hildebrandt.