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Ein Rennfahrer-Roman von Andre Reuze. Obersetz) von F. A. Angermayer

Copyright byBOchergilde'' Cutenberg, Berlin

(26. Fonsktzung.) Warum gerade in sünfundoierzig Minuten und zwölf Se- künden?" erkundigte sich Mainguy. .La. dos ist die Verordnung, verehrter Herr Mainguy!... Kein Fahrer darf mehr Zeit für die Etappe brauchen als der Sieger, zuzüglich der Hälft«! Verstehen Sie?" Ms Mainguy seinen Kopf schüttelte, blätterte er in dem vor ihm liegenden Verzeichnis und sagt«: Passen Sie»iwnai gut auf!... Hier ist Draganis Zeit!... Die 283 Kilometer der Etappe Toulon Vizza fuhr der Sieger Dragoni genau in elf Stunden. 52 Minuten und 8 Sekunden. Die Hälft« dieser Zeit ist 5 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden. Zusammengezählt ergibt das also 17 Stunden, 48 Minuten, 12 Se- künden. Wenn diese Zeit abgelaufen ist, muß die Kontrolle g» schlössen werden!" Herr Grignasse hatte dies alles mit der größten Sekbstoerftänd- lichkeit heruntergeleiert, der arme Maler war ober diesem Wasser« sah an Zahlen nicht gewachsen und ließ sich die ganze Sache von Ziavenclle wiederholen. ,Ln der Rundfahrt ist es nicht ganz so schlimm," fuhr Grig- nasse wieder fort,.da brauchen wenigstens die Fümftelsekunden nicht«ingetragen zu werden, wie bei einem Fliegerrennen»der Bahnrekordfohren..." Und trotzdem kann nicht jeder Ihren Posten ausfüllen!" Das will ich meinen!" sagte Grignasse stolz.Dazu gehört eine ganz spezielle Bcgobmig! Vor allem aber Ehrlichkeit und Aus- douer! Ein amtlicher Zeitnehmer muß unbestechlicher sein als der lieb« Katt!" Sie haben ja schließlich die Verantwortung für das Gesamt­ergebnis." Richtig!.., Sehen Sie, da mar einmat in Villacoublay ein Rennen..." Dort kommt«in Nachzügler!" rief Raoenelle. Die Lichter der Terrasse beschienen die inüdschwantende Sil- houett» eines Fahrers. Er war vom Kopf bis zum Fuß mit«iner derartig«» Schmußkruste bedeckt, daß man sein Trikot mit der Nummer nicht erkennen konnte. Als er her«intrat, lehnte er das Rod an«inen Tisch und hob grüßend«i>«n Finger an die Schlafen. Nummer 266. Bestazza Ottamo," oerkündete Herr Grignasse in wichtigem Ton.Dreiundsechzigster der Etappe m 17 Stunden, 38 Minuten und 3 Sekunden!" Mir., egal!" sagt« der Fahrer und ließ sich aus einen Stuhl fallen. Dir ist's egal, so so! Na. aber du könntest dich doch wenigstens beim amtlichen Zeitnehmer entschuldigen, der deinetwegen viel später ins Bett kommt!" sagt« Herr Grignass«. Der Italiener niachte eine nichtssageirde Bewegung und oer. langte zu trinken. Er war offenlichtlich froh, di« Quälerei hinter sich zu haben. ..Bist du nicht der Südfrüchtehändler aus Toulon ?" fragt« Raoenelle.Du wolltest doch schon in der Nähe von Lorient die Karre hinschmeißen?" Die Augen des Fahrers blitzten: Und doch Hab' ich ausgehalten, was?... Teufel, hatte ich «inen Beifall in Toulon , als ich durchs Ziel ging!... Jetzt Hab' ich die Nase voll.'.. Ich geb' auf!" Der Mann mit der grasgrünen Mütze, der bei den Masseuren stand, drehte sich um. Du tust unrecht!" sagte er in einem so echten Provenzoler Dialekt, daß man wohl in der ganzen Umgebung vergeblich nach einem echteren gesucht haben würde.Ich weiß nur da?«ne: ...wen» ich nochmals die Wahl hätte..." Ach, das ist ja Pouilladoux!" Ravenelle und Mainguy hatten ihn von rückwärts nicht erkannt. Und sein Ausscheiden in Brest log schon so weit zurück und wurde inzwischen van so vielen anderen Eindrücken verdrängt, daß man ihn fast vergessen hatte. Natürlich Hatto auch ich die Nase voll! Soll man vielleicht Lust haben, sich weiterzuquälen, wem, man in drei Etappen ganze 73 Franken verdient?... Wenn ich aber gewußt hätte, daß Lands- leute von mir in Marseille viertausend Frank«» gesammelt hotten, die si« mir als Ueberraschung bei der Ankunft geben wollten, hätte mich kein Teufel vom Rad gebracht!" Aber Sie gaben doch wegen Sitzbeschwcrden aus?" fragte ihn Raoenelle. Jawohl, ich kann ja jetzt noch nicht richtig sitzen!... Trotzdem aber hätte ich für die viertausend Franken das Rennen fortgesetzt, und wenn ich hin geworden wäre..." Prost, Pouilladoux!" sagte Bestazza.Ich geb' auf!" Gerardot kann doch auch nicht mehr sitzen und gibt trotzdem nicht aus!" sagte Pouilladoux. Meinetwegen! Ich aber geb' auf!" Das Gesäß von dem armen Gerardot ist nur noch eine einzige Wuilde!" mischt« sich setzt der Masseur Myrtil in das Gespräch. In Perpignan Hab' ich ihm zwei roh« Kalbsschnitzel in die Renn- Hose«ingenäht, und daraus jährt«r jetzt weiter! Der kann auch jag«», daß er die Schnitzel gut durchgebraten hat!" Dem Maler schien diese Sache so unwahrscheinlich, daß er an «inen Scherz glaub««. Doch der Masseur belehrte ihn eine» Besser«»: Das ist vollste Wahrheil!... Gerardot ist Dreizehnter im Ge­samtergebnis und liegt mit ungefähr zwei Stunden zurück." 1 Stunde, 42 Minuten und 6 Sekunden!" präzisierte Herr Grignasse. Na. jedenfalls weit genug, um die Nase voll zu haben! Und trotzdem fährt er weiter, obwohl«r doch ganz aussichtslos im Rennen liegt! Tja. das ist eben groß« Klasse!" Und Crouss«?... Der ist über und über bepflastert," sagt« Foureade.Zwei Stunden habe ich gestern gebraucht, um das Pflast«? vom Bein herunterzutriegen! Als ich«s rasch abreißen wollt«, sagt« er:Menschenskind. mach' langsam, sonst sang' ich zu jodeln an und wecke den armen Vorbist aus dem Schlaf auf!" Der Belgier ist nämlich sein Zimmergenosse." Bei Gombardella ist es genau so!" sagte Myrtil.Dem springen jeden Tag die Krusten wieder auf, und dann blutet er wie ein gestochener Büffel!" Willst du dich nicht endlich einmal einschreiben?" fragte Grig, passe den Touristm.Hast du vielleicht Lust aus«ine Strafe?" Stvaf«»?.,. Die oeriauf ich selber!... Nicht fo viel wie

Sie, aber trotzdem!" Er unterschrieb sich, Isert« sein Glas und»er- schwand. Nach ihm kam Distribue Amadee an, jener Einzelfahrer. der im hellsten Sonnenschein eine Gummipelerine anhatte. Wieder nial Schwein gehobt, daß die Kontrolle noch nich zu ist!... Mensch. Hab' ich schon Angst gehabt!... Drei Reisenschädcn seit Menton und finster, daß man sich den Schädel einschlagen könitte!.., Macht aber nichts, wenn ich nur übermorgen srüh wieder mitfahren kann!" Ucberrascht blieb Distribue Aniodee, der eben gehen wollte, eine Sekunde stehen, grüßte mit der Hand und ging dann au- dem Lokal. Entsetzlich!" sagte Mainguy.Da ist«in Mensch, der stunden»

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Hart am Hanöta des Abgrundes ging die Faiirt. lang allein durch stockdunkle Nacht rollt, urch was ha« er davon?... Ein einziger hier klatscht« ihm Beifall, ein einziger, nicht einmal zwei... und er scheint sich darüber gefreut zu haben..." Ein tapferer Junge!" erwiderte Herr Grignasse.Ich würde mich nicht mundern, wenn er es einmot zu etwas brächte!" Myrtil und Fourcod«, die ihre Parti« Schach beendet hotten, gähnten. Die letzten Gäste waren eben dabei, aufzubrechen. Der Zeitnehmer unterhielt den Maler mit lustigen Anekdoten ans seiner Laufbahn. Plötzlich stand er aus:12 Uhr, 3 Minuten und 12 Se- künden! Meine Herren, die Kontrolle ist amtlich geschlossen!" Schon räumt« et seine Sachen zusammen, als ein Mann, der

sein Rad am Sattel vor sich hcrschob, bleich und jämnierlich abgehetzt in her Tür erschien. Zu spät!" sagte Herr Grignasse. Heiliger Himmel!" stieß der Mann hervor.Ich hob' doch bergab in der Turbie meine Kette gerissen!... Den größten Teil der Streck« Hab' ich zu Fuß geh» müssen!... Ich bin vollkommen tot!... Ich kann doch aber nichts dafür..." Eine Minute sieben Sekunden.zu spät!" erwiderte ihm Grig- iwsse und zeigte aus das Jisferblatt seiner Uhr. Ach. wegen dieser einen Minute!" sagte daraus Mainguy zu Grignasse. Ick) muß Ei« sehr bitten. Herr Mainguy! Ich würde jedes Einmischen Ihrerseits als persönlich« Beleidigung betrachten..." Mit niederhängenden Armen stand der Einzelsahrer Corbaqu« unbeweglich da.-Heiliger Himmel!" wiederholte er immer wieder. Aber mach' dir nichts draus!" tröstete ihn Fourcade.Du hättest ja doch nie im Leben Argevtero im End- spurt auf der Prinzenparkbahn m Paris abgesägt!" Ist denn das... möglich?... Ich... bin... nicht mehr im... Rennen?" Und über sein Gesicht, das aussah, als hätte er schon im Grab« gelegen, kollerten dicke Tränen und gruben zwei schmutzige Furche». Ieanine halt« Chevillard in die Kontrolle noch Nizza einen langen Brief geschickt. Er wagt« kaum, das längliche blaue Kuvert mit der zierlichen Hand- jchrist zu öffnen. Schließlich ober machte er doch den Umschlag ganz vor- sichtig auf, roch an dem seinen Dust des Briefpapiers und las: Mein lieber kleiner Jean! Wenn Sie diesen Brief erhalten, hoben Sie bereits eine neoe Etappe hinter sich, ui»d ich werde wieder etwas ruhiger sein, da ich dann weiß, daß Ihnen nicht- zugestoßen ist. Sie können sich nicht vorstellen, mit«elcher Ungeduld ich die Abendblätter mit den Resultaten der Etappen erwarte. Unser ganzer Modesalon ist aus dem Häuschen. Jede von uns hat ihre» besonderen Favoriten. Abends reißen wir im» die Blätter au» der Hand. Wenn ich dann lese:Eine Spitzengruppe, von Chevillard in schnellstem Tempo geführt, zieht geschlossen durch die Stadt Arles ", schlägt mein Herz wie toll! Waruni führt er bloß immer? frage ich mich dann Er gibt sich doch ganz aus und hat im Endspurt keine Kraft mehr. Mir wäre lieber, Sie würden jetzt weniger an der Spitze liegen, dafür aber in Paris als Sieger einziehen. Ach, lieber Jean, es wird«in herrlicher Tag sein.(Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT. iiiiiiiiiiiinminiittMriwiwimmsMiiiinmtiMinuUliuiiimniNmiluiwifiTmimtiiwtiiitiHiiinuiiimiiiHituiitiHiiiHiiiMiiiiHmtniiininifflMnimiviimiiimnimwiliiiiiiinnBin

Was unsere Oroßstadt jungen interessiert. In einem interessantenBeitrag zur Bestimmung der Inier- esseneinrichiung von Schülern aus Grund von Schülerfrogen" geht Dr. Hans Siebert auf Grund sine» eingehenden Zahlenmaterials der Frage nach der Interessenrichtung der Schüler nach Dabei hat er für Volksschüler festgestellt, daß bei Knaben da» größte Inter - esse für Erdkunde mit 23,9 Proz. vorliegt. Dann folgen Physik und Chemie mit 14,9 Proz., Naturbeschreibung mit 14,3, Deutsch 5,9, Rcl'gion 4,4, Geschichte 2,9, Rechnen und Mathematik 1,7. Turnen und Sport 1,1. Die Ergebnisse stimmen durchweg mit den Ergebnissen sür Schüler an höheren Schulen Lberein. Stenographische Ocrichtsprotokolle. Es ist ein« alle Forderung, daß Gerichtsverhandlungen steno- graphisch festgelegt werden sollen, damit die oberen Instanzen sich über den Gang des Prozesses und dessen Inhalt ein genaues Bild machen können. Welche Bedeutung unter Umständen solche steno - graphischen Protokolle erhalten, zeigte vor kurzem der Fall S l a t c r. Die Verteidigung hatte es gerügt, daß in der ersten Verhandlung bei der Beurteilung der Indizien Slaters Vorleben herangezogen worden sei. Da sämtliche Handlungen des Prozesses durch einen amtlichen Stenographen festgelegt worden waren, so konnte das Berufungsgericht sich davon überzeugen, daß tatsächlich in der Rechtsbelehrung des Richters Slaters Lebens- weife eine Rolle gespielt hatte. Der Münchener Kriminalist von Heutig, der auch an den Rochforschungen de? Falles Iakubowski regen Anteil genommen hat, stellt in Verbindung mit dem Fall Slater von neuem die Forderung aus, daß steno - graphische Protokolle bei besonder» wichtigen und lehrreichen Kriminalfällen geführt werden mögen. Mit Recht hebt er hervor, daß eine wörtlich« Festlegung der Verhandlung aus Wissenschaft» llchen und praktischen Gründen von größter Bedeutung wäre. Das Mädchen mit den drei Müttern. Ein gon; außergewöhnlicher Fall daß ein Mädchen zum drittenmalTochter wird" spielt in Budapest . Das Mäd- che» ist jetzt 22 Jahre oll. Als ihre Mutter im Jahre 1926 starb. eröffnete sie ihr, daß sie nicht ihre Mutter sei. Sie und ihr Mann hätten sie als kleines Kind adoptiert, ihre wirkliche Mutter Theresa Krometz habe si« in der Not weggegeben Das junge Mäd- che» suchte nun mit Hilse der Zeitungen ihre Mutter. Und siehe da: durch den ungarischen Konsul in Sao-Paulo erhielt sie Noch- richt, daß ihre Mutter dort wohn«. Der Mitteilung waren 200 Dollar zur Uebersahrt nach Brasilien beigelegt. Nach dem Tode der Mutter in Sao Paulo kehrt« das junge Mädchen nach Ungarn zurück. Und fetzt geschah da» Unerwartete: Aus der Tschechostowat-i

meldet« sich eine zweite Theresa Krametz und erklärt« sich bereit, den Beweis zu führen, daß si« es gewesen sei, die vor 20 Jahren ihr uneheliches Töchterlein den reichen Leuten obgetteten hatte. Armes junges Ding! Mag sein, daß si« diesmal ihre wahre Mutter gefunden hoben wird. Des reichen Erbes ihrer Mutter " aus Sao-Paulo wird sie dann aber verlustig gehen. Das englische Gespensterschiff. Nach deutschem Vorbilde hat sich auch die britische Marine ein drahtlos gelenktes Ziels chifs erbaut, es ist da? alte Schlachtschisf ,.C e n t u r i o n". das eine Wnsieroerdrängiing von 23 000 Tonnen hat und somit das größte Zielschiff der Welt ist. Es folgt ollen drahtlosen Kommandos, die von dem ZerstörerShokarl" auf beliebige Entfernung gegeben werden können. DerCenturion" ist mit Turbinen von insgesamt 27 000 PS. ausgerüstet und wie sein SchwcsterschisfZöhringen" unsinkbar. Der Bau dieses Ziel- schiffes, dos bei den letzten Morinemanooern der britischen Flotte verwendet wurde, hat fast 8 Millonen Mark gekostet. Delikater Schlangenbraten. Viele der uns so widerwärtigen Schlangen werden in gewissen Teilen Indiens , vor allein in Bengalen und Asiain, sehr gi ichätzt. Sie dienen victsoch»ichi mir als Haustier«, die sich durch die Vertilgung von allerlei Ungeziefer nützlich machen, sondern auch als gestbraten, die nur bei feierlichen Geiegenheilen. Hochzeiten und dergleichen, aus den Tisch koimnen. Die sür diesen Zweck bestimmten Tiere werden in einem mit einem Deckel oerichlosienen Kord gesperrt und etwa zwei- bis dreimal i» der Woche mit einem lebenden Kücken gefüttert. Man steck! da- unglückliche Tier zu der Schlange in den Korb, wo es seinem Schiesa! nicht ent- gehen kann und von dem Reptil alsbald gepackt und mit ficht- lichem Behagen verschlungen wird. Die Schlange braucht etwa 15 Minuten um den immerhin recht umfangreichen Bissen hinunter zu würgen. Wenn sie infolge Mangels an Bewegung und reich- licher Nahrungsaufnahme den Eingeborenen genügend gemästet er- scheint, wird sie bei passenber Gelegenheit regelrecht geschlachtet und als Fcstbralen zubereitet. Der Herr Bürgermeister brummt... Bürgermeister Bossy Gillis von N e w b u r y p o r t(Vereinigte Staaten ) betrieb eine Tankstelle ohne die behördliche Genehmigung. Dafür erhielt er zwei Monate Gefängnis und 543 Dollar Geldstrafe. Da nun eine Stadt nicht ganz ohne Bürgermeister regiert werden kann, hat man dem Strökling die Benutzung des Telephons gestattet und ihm einige andere Erleichterungen gewährt. Die zwei Monate aber muß Gillis abbrummen, und er wird in dieser Zeit sein Amt vom Gesängais au» verjehevl