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Beilage

Dienstag, 20 November 1928.

Ausfahrt der ,, Berlin "

Eine Studienexpedition nach Afrika und Indien .

"

Vor einigen Wochen verließ die Dr. Franz- Stoedtner­Expedition mit dem Hochseekutter Berlin ", Hamburg , um an der Westküste von Afrika und Indien über Land, Sitten und Gebräuche neues Photomaterial zu sammeln. Der Schriftsteller Megerle von Mühfeld, der die Erpe­dition begleitet, gibt uns über die ersten Eindrücke der Reise folgenden Bericht:

So, wie die fieben Schwalben auf dem Telegraphendraht saßen and sehnsüchtig auf den Wetterbericht warteten, genau so saßen wir Eleben auf dem Expeditionsschiff Berlin " und nichten uns guten Wind. Was war nicht alles in den letzten Bochen vorangegangen: eine schier unmenschliche Arbeit hatten wir erwältigt. Nun waren wir dabei, die Dugende von Kisten. die uns ele Firmen freundlicherweise gespendet hatten, zu verstauen, das Ober- und Unterdeď zu seeklaren, doch immer wieder stehen Fäffer no Risten im Bege, obwohl schon zehn Tage seit unserer Abfahrt aus dem Westhafen von Berlin vergangen sind. Im schönen Ham­ burg hatten wir uns länger aufgehalten als mir wollten, denn unser Opel - Motor mußte überholt werden. Dann ging es nach dem Kohlen­

hafen,

Volendam , Hafenbild.

um dort zu kompenfieren, was nicht einer gewissen Tragikomit

entbehrte. Man stelle fich vor, daß das Schiff an einer langen Stahl­

Die Leuchtbojen beginnen zu funkeln, Duzende von Lichtern glimmen in den Abend, bald rot und grün werdend verraten sie, daß turhaven vor uns liegt. Unser Zollbeamter hat unterdessen weiter gegessen. Zwischendurch erzählt er von seiner bösen Frau. Dem Cifer nach zu urteilen, wie er sich über den Schokoladenpudding stürzte, würde er uns am liebsten nach Marseille begleiten, doch als er einmal ans Oberded tommt und unser Monteur Müller ihm aus Bersehen die Ankerfette auf den Fuß legt, eilt unser 3ollmensch in die Messe zurüd und philosophiert: Tut Seefahrt not?"

Unter uns sieben Schwalben befindet sich auch eine Frau, die Gattin des Kapitäns. Natürlich ist sie in Hosen, momentan zerbricht

Das Fischerstädtchen Birdaard.

sie das Geschirr und sich den Kopf, wie man die Kombüse von den zwei Schlafplätzen trennen fönne. Der Gefaßteste von uns scheint Wilke, unser Moses, zu sein. Er fizt am Reeling und schlachtet Kar­toffeln. Nach den Abfällen zu urteilen, scheint er in Gedanken in der Ackerstraße zu sein. Endlich liegt die Berlin " im Amerikahafen vor Anfer, wenn wir nicht lieber umgekehrt sagen wollen, daß der Anfer vor der Berlin " liegt. Mit Stolz fönnen wir sagen, daß fie das

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troffe vertaut ist und bald nach Steuer- und Backbord fährt, dann Franz Josef Furtwängler :

im wilden Kreis herumschießt wie ein toll gewordener Röter, der

nicht von der Leine fann, dazwischen das obe Gemecker des Kompaß­achverständigen, der in seinem fächsischen Platt Anweisungen gibt, die unserem Kapitän bereits die Schwere seiner Aufgabe voraus. Jenden. Endlich stimmt der Kompaß. Die Erbsenjuppe, die ich für uns tochen sollte, ist angebrannt.

Der Zoll hat uns zur liebenswürdigen Begleitung einen Be mten nach. Rurhaven mitgegeben, der sich ungeachtet der per­brannten Suppe auf das Effen stürzt. Die Trillerpfeife ertönt, die Bertauung wird eingezogen, Elbe abwärts, Kurs Kuthaven.. Schulau , Blantenese ziehen vorbei, Passagierschiffe tommen entgegen. Von der kommandobrüde beaugt man uns. Ja, fick mal, det is die Berlin ", n bisfen fleen. Dafür fahren wir auch nicht nach Hull oder Ant werpen, nein, wir wollen meit nach dem Süden. Bootsmann

Amsterdam , Groene Burgwal.

Schwarzbach wirft sich am Steuer in die Brust. ich tue dasselbe mit bem Rest ber nicht genoffenen Suppe. Segel werden gelegt, nun fahren wir wie der Deubel mit Zeug und Motor, Kapitän Stoediner will noch vor Abend in Kurhanen einlaufen. Breit wird die Elbe, faftige Grün der Ufer behnt sich, aus den verstreuten Dörfern bimmeln die Glocken zum Besper. Die erste Bache trinit Kaffee mit wenig peffimistischen Gedanken über Kornfrant. Stadeler, un­ferer Filmoperateur, sieht mich, den Koch, lange an. Als er endlich leine Price von mit reißt, weiß ich, daß er mir ewige feindschaft geschworen hat. Das fann gut werden, dente ich, verschwinde in meine Stombuje und toche teils aus But, teils aus Berlegenheit einen Shotalabenpubbing

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Der Abend

Spatausgabe des

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Vorwärts

fleinste Schiff hier im Hafen ist, wenn wir nicht Nußschale fagen wollen. Wir fönnen die Neugierde der am Pier stehenden Passanten verstehen. Denn der Hochseefutter der Dr. Franz Stoedtner­Expedition hat eine Länge von 16 Meter, Breite 5 Meter und einen Tiefgang von 1,90 Meter. Ein Schmuckaften, gerade gut für den 3wed, wissenschaftliche Sujets für Schulen und Universitäten auf zunehmen.

Das Ultraphon übermittelt uns eine heitere Weise. Gläser flirren gegen den nächtlichen Himmel, unsere Gedanken verweilen im schönen Berlin , wir trinten auf das Wohl unseres Protektors, des Herrn Oberbürgermeisters Böß, Kapitän Stoedtner hält eine An­jprache, und zum Schluß erklärt er: Morgen vier Uhr seeflar." Nachdem wir unsere Manneszucht und Disziplin zusammengerissen haben, spricht der Bootsmann: ,, Dann brauchen wir ja gar nicht mehr schlafen zu gehen." Beiboot ausschwingen." So schudkeln wir im Beiboot gegen Kurhaven.

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Im Laufe des Vormittags passieren mir die Feuerschiffe: Helgoland wächst Steuerbord, sonnendurchflutet aus der Nord­fee. Wir haben Kurs auf Bortum, das letzte Stück deutsches Land. Feuerschiff ,, Elbe I" wird hinter uns fleiner und verschwindet im Dunst, der Himmel überzieht sich, Regenböen fegen über das Dec. Der Kapitän schmunzelt und denkt an die guten Aussichten, die uns des Nachts erwarten. Die Gläser. flirren wieder, diesmal ist's aber der Seegang. Die erste Nachtmache zieht auf, ich bin dabei, meine Rochtöpfe festzubinden. Moses steckt die Neese aus dem skylight und fagt refigniert: ,, Seefahrt tut not!"

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Das ist Tempo.

Biel Arbeit stedt in einem einfachen Streichholz Die Bäume müffen gefällt, geschält und zerschnitten werden. Erst in mehreren Arbeitsgängen entsteht überhaupt die Gestalt des zufünftigen Streichhölzchens. Durch ein Tauchverfahren erhalten sie das 3ünd. töpfchen. Die schlechten Hölzer werden teils durch Handarbeit, teils maschinell aussortiert. Dann tommt das Verpacken in die Schachteln, die ebenfalls in mehreren Arbeitsgängen her gestellt wurden, und endlich das Zusammenstellen der Schachtein in größere Gebinde, wie sie im Handel erhältlich sind. Also ein langer, mühevoller und zeitraubender Weg! In Amerifa hat die Streichholzindustrie neuerdings eine Maschine in den Dienst gestellt, die die Herstellungsdauer des Streichholzes wesentlich abkürzt. Diefe einen Maschine zerteilt innerhalb einer Stunde Baumstamm zu Streich hölzern, versieht sie mit Zünd­föpfen, bedruckt sie auf zwei Seiten mit Reflameschriften und ver padt fie in Schachteln und dieje wieder in größere Behälter, die nun fertig zum Versand sind. Vom Baumstanim zum versand- und ver­faufsfertigen Streichholz in einer Stunde! Das ist Tempo!

Lajpat Rai.

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Zum Tode des großen indischen Führers.

In diesen Tagen äschern die Flammen des Scheiterhaufens

auf den Treppenstufen am Ufer des Ganges den entfeelten Körper des indischen politischen Führers Lala Lajpat Rai , der im After von 63 Jahren den Verwundungen erlag, die er bei einer Polizei attade auf die demonstrierende Bevölkerung von Lahore in Nord indien erlitt. Nach Gandhi und C. R. Das der bedeutendste unter den heutigen indischen Politikern, stand Lajpat auch im Kampfe gegen die Täuschungs- und Berschleppungsmanöver des unter dem Namen Simon Rommission" bekannten Studienausschusses zur Reform der indischen Scheinverfaffung an der Spiße und starb als eines der Opfer dieses Kampfes.

1865 wurde Lajpat geboren in Lahore , der Hauptstadt des Fünfstromlandes( Pandschab ), dem nordwestlichen Aufmarsch gelände der arischen und mohammedanischen Bölkerströme, die im Laufe der Jahrhunderte Indien bevölferten. Dort, an der Wiege althinduistischer Stultur, besuchte er eine jener Arya Samaj" Schulen, deren Ziel es ist, die alte Hindureligion und Kultur in ihrer Reinheit wieder herzustellen, die Schladen des Aberglaubens und der Mißbräuche von ihr zu entfernen und sie den sozialen Notwendigkeiten dieses Jahrhunderts gemäß zu gestalten. Mert mürdig, mie groß under den Wiedererwedern altindischer Kultur merte im modernen Indien die Zahl der Nichtbrahmanen ist. Auch Bajpat Rai gehörte zu jener brahmanischen Oberschicht, die sich bis por furzem als der eigentliche Träger hinduistischer Kultur und Bildung betrachten konnte.

Zum Lebensberufe wählte Lajpat erst die Rechtsweisheit und muurde Anwalt; praffiziert hat er niemals. Bald ging er zur Politit über und beteiligte sich besonders auch an den Volkskämpfen, welche durch die Zerschlagung der bengalischen Bolfseinheit infolge eng lischer Berwaltungsmaßnahmen 1905 und in den folgenden Jahren entfacht wurden. In feiner Heimat, im Bandschab, leitete er die Aufruhrbewegung zur Berweigerung der Tribute des Landvoltes in den Jahren der Mißernte. Bald toftete er auch das grauenhafte Schicksal der politischen Verbannten in Birma , dem britisch- indischen Sibirien . Zu Beginn des Weltkrieges wurde er des Landes ver. miesen, weil er mit Mut und Energie auftrat, um zu verhindern, daß auch indisches Blut und Gut geopfert werde im Kampje gegen Deutschland . Er lebte von 1914 bis 1917 in den Bereinigten Staaten. Eine junge Amerikanerin, die dort seine Sekretärin mar, gehört heute zu den tüchtigsten Kämpferinnen um Indiens Freiheit In dem Scheinparlament, das Indien nach dem Kriege gewährt wurde, gehörte Lajpat erst zu der Kompromißpartei, die bereit war, mit England bedingungsweise zusammenzuarbeiten. Der Kampf gegen die Simon- Kommission führte ihn später zu den entschiedeneren Swarajiften. Auch auf dem jährlichen Nationalfongreß der indifchen Freiheitsbewegung war Lajpat stets eine bedeutende, weit hin fichtbare Figur. Seine starte Betonung der hinduistischen Religionsintereffen gegenüber den Mohammedanern brachte ihn zeitweise in ziemlich scharfen Gegensatz zu Mahatma Gandhi , ber, ein befferer Realpolitiker als die Welt der Außenstehenden gemein­hin annimmt, von irgendeiner Hervorhebung religiöser Sonder intereffen unter den im Freiheitstampje stehenden Landesbewohnern

wichts wiffen will.

Lajpat gehörte zu den wenigen glänzenden politischen Rednern, die das im Parlamentarismus völlig traditionslose Indien besitzt. Eine Rede von ihm in Hindostanisch zu hören, war geradezu ein fünstlerischer Genuß und auf jeder Parlaments- und Kongreß­tagung stets ein Ereignis

Ein Gentlemen " im guten Sinne, nicht nur unter die Epidermis, sondern bis auf den Grund seiner vo en Inder feele, war ,, Lala- dschi" von größter Höflichkeit und evenswürdig feit. Ich werde nie vergessen wie der barfüßige, in eine weiße Toga gehüllte fleine Hindu, aus dessen braungelben Augen eine stechende Intelligenz blizte, uns in feinem Fraktionszimmer im Delhi - Parlament empfing und uns mit entgegenkommender Bereit. milliteit über die politische Tagesfragen Aufschluß gab. So sehr er auch beschäftigt sein mochte: immer fand er Zeit, dem Besucher einen Dienst zu erweisen und Lajpat mar pielbeschäftigt und ein un­gewöhnlich fruchtbarer Arbeiter. Neben feiner parlamentarischen und rednerischen Tätigkeit leitete er das in englischer Sprache erscheinende Wochenblatt The People" und die Tageszeitung ,, Bande mataram" in indischer Sprache. Außerdem hat er uns eine Reihe mertvoller Bücher hinterlassen, darunter eines über die Bereinigten Staaten, eins über Japan , die anderen über Fragen der indischen Politik( Was England Indien schuldet", Indiens politischer Lehrer", Brobleme der indischen Schulbildung"). Sein legtes, foeben erschienenes 500 Seiten starkes Wert Des unglüd­liche Indien", ist eine umfassende Antwort auf das Machwert von Mano ,, Mutter Indien", das mit einer Kollektion von Zoten aus den Offizierstafinos von Madras und Kaltutta und oberflächlichen Redensarten über indische Einrichtungen uns vorgaufelt, vargibt, die Wesenszüge der ehrwürdigen Mutter Indien gezeichnet zu haben.

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Aber Lajpat Rai begriff auch bald die Bedeutung der sozialen Frage und des jozialen Kampfes in seinem Lande im Zusammen­hang mit dem antiimperialistischen Freiheitstampf. Er wirfte mit bei der Entstehung des indischen Gewerkschaftebundes und führte den Vorsiz auf der ersten Tagung dieser Organisation. In Baris war er 1927 während des Kongresses des Internationalen Gemert­Schaftsbundes anwesend und begrüßte dort Leipart Jouhaug und an­dere Führer der europäischen Arbeiterbewegung. Mit einer an dem vorsichtigen Hindupolitifer ungewohnten Schärfe wandte er sich gegen die sogenannte Public Safety Bill", mit der die englische Re­gierung in Indien fich fürzlich unter dem Vorwande der Be­fämpfung des Bolschewismus" Bollmacht zur rücksichtslofen und untrollierten Berfolgungen des politischen und sozialen Freiheits tampjes verschaffen wollte. Indien vielleicht zum großen Teil die Niederlage dieses Versuches zur Schaffung eines neuen und verschärften Terrorisierungsgefeßes. Mit Lajpat Rais Lode hat ein arbeitsreiches Leben vorzeitigen Abschluß gefunden. Auch die junge Gewerkschaftsbewegung Indiens verliert in ihm einen wertvollen Kampfgenossen, Freund und Be­rater. Aber die fodernden Flammen, die mun seine Gebetne ver. zehren, werden den Maut der indischen Jugend entzünden. In diesem Sinne wird die Seelenmanderung des alten Hinduglaubens zu einer muek, sartigen Bahrheit

Seinem fraftvollen Stampfe dankt