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BERLIN  

Donnerstag 17. Januar

-1929

Der Abend

Erideizt taglio enter Soxateg& Fugleich Abenbausgabe des Werwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr.3

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Nr. 28

B14 46.Jahrgang.

66 zzeigenpreis: Die einfaltige Nouvareilleselle

Spalausgabe des Vorwärts"

00 Vf.. Reklamezeile 6 M. Ermäßigungen nach Tarif. Beficedkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. Berlin   Nr. 37586. Fernfprecher: Douboff 292 bis 297

Was die Kriegsindustrie fordert.

Neuer Zollschutz in Amerika.  / Polens   Rüstungssteigerung.

Washington, 17. Januar.

An den heutigen Tarifbesprechungen im Senat be teiligte fich das Kriegsministerium. Es verlangte hohen 3oIlschuk für private Kleinwaffen- Fabrikanten aus

Stürme über den Meeren.

Gründen der Landesverteidigung. Die Regierung jei von Riesendampfer durch Sturzwelle beschädigt./ Rügen vom Verkehr abgeschnitten.

der privaten Fabrikation von Kleinwaffen vollkommen abhängig, da das Arsenal   in Philadelphia   nur 10 Prozent des Kriegsbedarfs liefern könne.

Ein Bertreter des Kriegsamts erklärte im Auftrage des Ministers, die Umstellung einer Fabrit auf die Produktion von Kleinwaffen benötige anderthalb Jahre und ein erhöhter Zollschut würde mehr Fabriken zur Herstellung von Gewehren und Karabinern in Frie­denszeiten aneifern und die Zahl der gelernten Waffenmechaniter auf das im Interesse der Landesver. teidigung erwünschte Maß erhöhen. Die Armee wolle im teidigung erwünschte Man erhöhen. Die Armee wolle im nächsten Sommer Versuche mit neuen automatischen Gewehren ausführen und brauche außerdem Gewehre zur Abwehr von Tanks und Flugzeugen. Hierfür sei fie auf Privatfabriken angewiesen.

Im Anschluß hieran beantragten die privaten Waffenfabriken eine Erhöhung des Gewehrzolls um etwa 50 Prozent zur Abwehr der belgischen Konkurrenz.

Ein Drittel für die Wehrmacht. Polens   Riefenbudget.- Neue Steigerung.

Warschau  , 17. Januar.  ( Eigenbericht.)

In Abwesenheit der Regierungsvertreter, denen Pilsudski   die Teilnahme an den Sihungen verboten hat, wurde am Mittwoch im Haushaltsausschuß das Budget des Kriegs. minifteriums besprochen. Der Referent Kowit teilte mit, daß Pilsuditi das Budget in Höhe von 1300 millionen 3lofi feftjehen wollte, es aber später auf 814 Millionen herabgefeht habe, was 30,64 Prozent der gesamten Staatsausgaben betrage. Das dies­jährige Budget ftellt sich somit um 54 Millionen 3loti höher als dasjenige vom vorigen Jahr.

Der Bertreter der Obersten Kontrolltammer teilte mit, daß der Staat große Beträge für die Kriegsindustrie drauf. zahlen müsse und daß hierbei oft die Grenze des für den Staat Tragbaren überschritten worden sei. Bei den Einfäufen für das Kriegsministerium herrschen große Mißstände. Die Preise, die für Lieferungen an das Minifterium gezahlt werden, übersteigen meistens die handelsüblichen. Bei den letzten Getreideeinfäufen feien beispielsweise für verborbenes Getreide, das überhaupt nicht verwendet werden konnte, Breise gezahlt worden, die in keinem Berhältnis zu den Martinotierungen standen.

In einer längeren Rede nahm der sozialistische Rebner Dr. Liebermann namens der Polnischen Sozialistischen Partei   zu dem Budget des Kriegsministeriums Stellung. Er erklärte, daß es teinerlei 3wed habe, den Voranschlag festzusetzen, da dieser von der Regierung ohnehin überschritten werde; im vorigen Jahr tſt er tatsächlich um 70 millionen 31oti überschritten worden. Das polnische Heeresbudget übersteigt die wirtschaftlichen Möglich­feiten des Landes bei weitem. Das stände in Europa   beispiel. los da. Liebermann beantragte daher eine Herabsehung des Heeres­bestandes um 25 Prozent, d. h. von 210 000 auf 150 000 Mann. Dieser Antrag, der in einer der nächsten Sizungen zur Abstimmung gelangen wird, besitzt jeboch feinerlei Aussichten auf Erfolg, da sich der Regierungsblod und die nationalistischen Rechtsparteien gegen ihn verbinden werden.

Ernteschaden durch Mobilmachung. Was Paraguay   der Landwirtschaft ersetzen muß. Asuncion  , 17. Januar. Die Regierung von Paraguay   hat befchloffen, Kredite in Höhe von 25 millionen pesos zugunsten der Farmer zu bewilligen, die die Armee anläßlich des Grenzftreits mit Bolivien   mobilisiert wurde. nicht imftande waren, ihre Ernten unter Dach zu bringen. Die Regierung ist, bemüht, die Farmarbeiter als erste baldmöglichst zu demobilifieren

Bie der Kapitän des gestern in New Yort eingetroffenen White- Star- Dampfers Majestic, des früheren deutschen   Dampfers Schiff etwa 1500 Kilometer östlich der amerikanischen   Küste befand, ,, Bismard", berichtet, ergoß sich am Montag nachmittag, als sich das eine gewaltige Sturzwelle über den Bug des Dampfers. Durch das hereinbrechende Waffer wurde ein Hilfskoch in dem Augenblid, als er aus der Küche heraustrat, mit folcher Gewalt gegen einen Pfoften geschleudert, daß er fot liegen blieb. Mehrere Mitglieder der Mann­schaft erlitten Berlegungen. Die Welle ris große Ladebäume und Bentilatoren mit sich fort und durchschlug den Dedel der Bordertufe Einige Stahlschotten wurden eingedrüdt und das eindringende Wasser überflutete einen Teil der vorderen Schiffs räume. Acht Leute der Mannschaft wurden in ihren Kojen im Borderschiff eingeschloffen und mußten in dem zwei Meter tiefen Waffer umherschwimmen, bis sie gerettet werden fonnten. Auch einige Räume der 3. Klasse wurden überflutet und vollständig ver­müftet. Eine Anzahl von Passagieren, die durch die Trümmer in freit werden. Ein Teil der Ladung wurde beschädigt. Von den ihren Kabinen eingeschlossen wurden, mußten mit egten be 10 384 Postsäcken, die die ,, Majestic" an Bord hatte, war etwa die Hälfte in der Borderlufe verstaut und wurde vollständig durchnäßt. Beamte der White- Star- Linie erklärten, daß der Dampfer fahrplan mäßig am Freitag wieder abfahren werde und daß bis dahin die notwendigsten Ausbesserungen vorgenommen werden würden.

Sahni, 17. Januar.

Nachdem der feit geffern über Rügen   wehende von schweren Schneeböen begleitete orfanartige Sturm aus Südwest fich gelegt halfe, sprang der Wind nach Norden um. Der Sturm jetzte mit großer Gewalt wieder ein und trieb große Schneemaffen daher.

Ein neuer Sender in Berlin  .

In Berlin   ift ein zweiter Sender in Betrieb genommen worden. Er befindet sich auf dem Dache eines Gebäudes ber Reichspost in der Borhagener Straße. Der neue Sender soll dazu dienen, dem Die Bellen des Biglebener Senders merben nämlich troß der Often Berlins   einen beſſeren Rundfunkempfang zu ermöglichen. Stärte diejer Station durch das Häufermeer der Großstadt so ge­schwächt, daß der Rundfunkempfang im Osten mit Detektorgeräten oft nicht mehr möglich ist,

Die 3njel Rügen ist augenblidlich von jedem Ber­tehr abgeschnitten. Alle Straßen find un paffierbar. fich etwa 100 die Realschule in Bergen befuchende Kinder befinden, Der nachmittags gegen 3 Uhr hier fällige personenzug in dem gerief ungefähr 10 Kilometer vor Saßnih im Schnee feft. gegen 4 Uhr hier fällige Schwedenzug ist auf dem Trajektschiff zwischen Stralsund   und Rügen im Eise steden geblieben.

Der Schneesturm über Dänemark  .

Der

Nach einer Mitteilung der dänischen Staatsbahn mußte infolge des ungeheuren Schneefalls auf fast allen Staatsbahnen in Seeland   der Verkehr am Mittwoch abend vollständig eingestellt fchiedentlich sind auch Schneepflüge stedengeblieben. Der Tageszug werden. Insgesamt liegen 15 Eisenbahnzüge im Schnee fest. Ver aus Deutschland   fonnte ebenfalls nicht nach Kopenhagen   durchgeführt werden. Die Fahrgäste mußten in Nastved übernachten. Auf dem Eisenbahntnotenpunkt Rostille herrscht völliges Durcheinander. Von den 150 Zügen, die sonst täglich durch Roskille kommen, konnten der Stadt sind mit eingeschneiten Fahrgästen angefüllt. Weder mur einige durchgeführt werden. Alle Wariefäle, sowie die Hotels vorgestern noch gestern fonnte von und nach Kopenhagen   auch nur ein einziger Güterzug verkehren. Besonders schlimm ist es mit der michversorgung Ropenhagens bestellt. Man rechnet damit, daß am heutigen Donnerstag eine Einschränkung in der Ab gabe von Milch eintreten wird. Verschiedentlich blieben auch Posttraftwagen im Schnee stecken, so daß Hilfe durch Schlitten heran­gezogen werden mußte. In der Nacht zum Mittwoch und am Mitt­moch selbst raste über Bendsyssel ein heftiger Sandsturm. Vor einem Fischerdorf wurde soviel Eis angetrieben, daß sich ein mächtiger Eisberg bildete, der den Häusern mit Bernichtung drohte. Erst wenige Schritt vor dem Ort tamen die gewaltigen Eismassen zum Stillstand.

Wie aus Korför gemeldet wird, ist in der Nacht zum Mittwoch ein leeres Rettungsboot an Land getrieben worden, In Die dem Boot fand man lediglich drei abgebrannte Rafeten. Nationalität des Bootes fonnte noch nicht festgestellt werden; man nimmt an, daß es sich um ein holländisches Boot handelt. Nach Meldungen aus Bornholm   ist es gelungen, die Besagung des bei Gudjem   gestrandeten gestrandeten und mittschiffs geborstenen Dampiers am späten Abend des Mittwoch zu retten. Die 26 Mann starte Bejagung wurde mit Hilfe einer Ratetemeine eingeln an Land geholt.

Rom  , Florenz   und Ancona   im Schnee.

In Florenz   hat es in der vergangenen Nacht start geschnett, so daß Stadt und Umgebung unter einer Schneedecke liegen. Der Berkehr der elettrischen Bahnen tonnte erst am späten Vormittag, der Automobilverfehr nach der Umgebung erst am Nachmittag auf­genommen werden. Aus Ancona   wird gemeldet, daß eine zehn Zentimeter hohe Schneedede Stadt und Umgebung be­deckt. Auch in Rom   hat es heute nacht geschneit. Die Straßen sind von einer leichten Schneedede überzogen,

Umwege der Diplomatie.

Roch vier Formalitäten, ehe Morgan mittut.

London  , 17. Januar Alle Regierungen, die an der neuen Untersuchung über die Frage der deutschen   Reparationen interessiert sind, haben die eng lische Regierung davon verständigt, daß sie mit der Absendung einer Einladung durch den Doyen der Botschafter, den englischen Botschafter in Washington, Howard, an Owen Young   und Bier pont Morgan einverstanden sind. Der diplomatische Korrespon dent bes ,, Daily Telegraph  " rechnet damit, daß sich die Formalitäten noch mindestens eine Woche hinziehen werden. Es muß nun also durch Howard die Einladung den amerikanischen   Sachverständigen übermittelt werden, und sobald deren Zustimmung erfolgt sei, hier­Don den interessierten Regierungen mahrscheinlich auf dem Wege über London   Mitteilung gemacht werden. Die in Frage kommenden Regierungen müßten dann noch einmal ihre formelle Zustimmung geben, worauf die Reparations= tommission zusammentreten werde, um offiziell die Einladung an Howard zu übergeben,