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OienSiag 49. Kebruar 4929

Unterhaltung unö

issen

Vellage des Vorwärts

Schulst vor Frosts fäöfjrenb bisher der Kreis der Frofibeulenträger und<rSg«- rinnen immerhin ein beschränkter war, ist ihr« Zahl in diesem um gewöhnlich strengen Winter ganz mihermdentdich gestiegen. Und sechst gesund«, kräftige Menschen, die sonst gang und gar nicht zu Frosterscheinungen neigen, geraten in Gefahr, sich die Ohren. die Nase, die Finger und die Zehen zu erfrieren. Denn gerade die vom Herzen am weitesten«nsernt liegenden»Körper-. enden" sind ganz besonders dem Erfrieren ausgefetzt. Di« Kälte. schaden auf der Ha« ähneln übrigens stark den Verbrennungs- Erscheinungen. Bei beiden unterscheidet man 3 Grade. Bei der ersten und mildesten Form der Erfrierung zeigt sich«in« lebhaft» Wtung oftmals auch mit bläulichem Ton die in der Wärme ;u jucken und zu kribbeln, zu brennen und zu schmerzen pflegt. Der zweit« Grad der örtlichen Erfrierung ist durch Rötung und Blasenbildung gekennzeichnet. Beim dritten und schwersten Grad« lammt es zum Absterben des Gewebes. Die Verhütung von Erfrievungserfcheinungen aus der Haut ist im großen und gangen recht einfach. Vor allem gilt es. für warm« Kleidung zu sorgen: insbesondere für ausreichend« Bedeckung der gefährdeten Körperenden durch Ohrenschützer, warmhaltende «trümps«, Stiefel und Handschuhe: es ist jedoch daraus zu achten. daß der Blutumlauf dadurch nicht gehemmt wird. Der zweit« Grad der Erfrierung, der mit Blasenbildung einhergeht, wird Vorzugs- weif« an den Füßen beobachtet. Denn der verdunstende Schweiß oder die verdampfende Flüssigkeit naßgewordener Füße entzieht der .Haut noch in höherem Maße und noch schneller die Wärme, als es schon die kalt« Außentemperatur an und für sich tut. Kein Wun­der, wenn es dann im»Fußumdrehen" zu schmerzhaften Frost- blasen kommt, die nicht selten platzen und sich dann zu hartnäckigen Frostgeschwüren entwickeln dank dem Eindringen von Entzün- dungs- und Eitererregern in die entstandenen Risie. Es versteht sich von selbst, daß Personen, die an übermäßiger Schweißabfonde- rung der Füße leiden, knappes Schuhwerk vermeiden müssen und nur bequem si�end« Strümpfe und Schuh« tragen dürfen. Bei grimmiger Kälte wird man das Ausgehen auf das Aller- notwendigste beschränken: Ausgab« der Verkehrsunternehmungen ist es, für gut« Beheizung der elektrischen Bohnwagen, der Auto- Kusse und der Eisenbahnwogen zu sorgen. Anscheinend ist es bis- her noch nicht möglich gewesen, befriedigend« Heizvorrichtungen in den Auto« anzubringen. Wenn man schon gezwungen ist, sich im Freien aufzuhalten, soll man bei der außerordentlich niedrigen Tem> peratur möglichst nicht reden und nur durch die Nase atmen. Denn hierbei wird die eingeatmete Lust erst angewärmt, bevor sie in die empfindlichen tieferen Luftwege gelangt: diese Vorwärmung iehlt ober, wenn die Lust durch den Mund«ingeatmet wird. Bei allen schwereren örtlichen Erfrierungen soll man sich davor hüten. die befallene Partie sofort der Wärme auszusetzen, da dann die Gefahr einer dauernden Schädigung besteht. Im Gegenteil zu- nächst muß dos erforen« Mied mit Schnee oder mit möglichst kaltem Wasser abgerieben und frottiert werden, bis der Blutumlauf wie- der einzulegen beginnt. Dann erst darf dem erfrorenen Teil«H, mählich steigend Wärm« zugeführt werden Alle weiteren Maßnahmen Tinkturen, Balsam«, Salben, Strahlen» und sonstige physikalisch« Behandlungsmethoden ge­hören in das Aufgabengebiet des Arztes: höchstens kann man bis zum Eintreffen der ärztlichen Hilf«, nachdem das erfrorene Mied ausgetaut ist,«inen Vaselinen erband auslegen. Or. med. E. Mosbacher.

Äie Zuckerfabrik der planste im JCaboralorium nachgeahml Ein Rätsel der Natur, dem man bisher nicht auf die Spur kommen tonnte, ist jetzt durch die moderne Wissenschast gelöst worden. Dem Professor Ba l y von der Universität Liverpool ist es ge- lungen, die Umwandlung der Kohlensäure der Lust in Zucker, die von der Pflanze hervorgebracht wird, im Laboratorium nach- zuahinen. Wie in der Frankfurter WochenschristDie Umschau" be- richtet wirb, stellt« sich bei den Forschungen Billys heraus, daß bei der Einwirkung von Licht auf Kohlensäure die Beschaffenheit der Oberfläche ein« viel größer« Rolle spielt als die reduzierende Wirkung von Zusätzen. Zunächst wurde Zucker nur durch Ein- Wirkung von ultraviolettem Licht auf Kohlensäure erhalten, die durch«ine wässrige Ausschwemmung von reinem Aluminium- Hydroxyd strömt«. Sehr viel wichtiger aber war die Erkenntnis, daß man auch mit Licht aus dem sichtbaren Teil des Spektrums die Bildung von Kohlehydrate erzielen tonnte, wenn man Auf- schwcmmungen von farbigen Karbonaten benutzt«, wie z, L. von grünem Nickelkarbonat ober rosafarbigem Kobaltkarbonat Diese Karbonate müssen aber ganz rein, besonders frei von Alkali sein, weil sonst die Wirkung des Lichts auf die durchperiende Kohlen- säure vollständig ausbleiben kann. Auf diese Weise ist es im Laboratorium gelungen, Kohlehydrate direkt aus der Kohlensäur« zu erhalten, und zwar durch«in Der- fahren, das die Zuckererzeugung der lebenden Pflanze durchaus nachahmt. Es mußte«in« sehr groß« Energie zur Umwandlung der Kohlensäur« angewendet werden, dl« in zwei Teilen zugeführt wird, erstens durch die Oberfläch« und dann durch das Licht. Der auf diesem Wege erhaltene Zucker ist eine phtofynthetifch« Sirup­mischung. die Trauben, oder Fruchtzucker ober auch beides enthält. Baly nimmt an. daß die Feststellung der Notwendigkeit von so außerordentlich hohen Energiestufen bei der Umwandlung der Kohlensäure m Zucker für die Biochemie von größter Wichtigkeit sein wird. Es ergibt sich daraus, daß die noch so wenig erforscht« Ehemie des Ledens überhaupt«ine Chemie der hohen Energie ist, während man sich bisher bei den Versuchen im Laboratorium Haupt- sächlich auf lsie Chemie von niederer Energie beschränkte. Dielleicht eröffnen uns dies« neuen Versuche noch viel tiefere Einblick- in die geheimnisvolle» Vorgänge des Lebens.

Eine neu« Eoeresi-Expedi lion. Der Professor der Harvard » Universität. N. E. Odell. der Mitglied der letzten Expedition noch dem Everest von 1K4 war und al» letzter die beiden verunglückten Berg- steig«? Mallory und Iran « sah, hol erklärt, daß die Vorbereitungen für ein neues britisches Unternehmen zur Bezwingung des höchsten Berge» der West im Gang« sind. Die größte Schwierigkeit, die noch nn Weg« steht, ist die Weigerung des Dalal Lame von Tibet , sein« Erlaubnis zu dem Ausstieg zu geben: er fürchtet nämlich, dadurch den Zorn der Gottheit zu erregen, die auf dem Gipfel des Everest wohnt. Ihren Zorn wird in Tibet der Tod von Mallory und ?rvine zugeschrieben.Wir hoffen aber, diese Schwierigkeit bald überwunden zu haben."«rllärte Pros. Odell.

3)uharry und der Abenteurer

Nachdem Ludwig XV. im Mai 1774 an den Blattern gestorben war. zog sich die letzte und verschwenderischste seiner Mätressen. Madame Dubarry . aus ihr« Besitzung bei Louveciennes in der Nähe von Paris zurück.«Sie war es, die dem Monarchen die blutjunge Müllerstochter zugeführt hatte, von der sich die Kinde Maltern aus Ludwig übertrugen. Wie Nell Gwynn , das Orangenmädchen, die Geliebte des zweiten Karl von England , war auch die Dubarry dunkler Herkunft, der Liebe eines Mönchs zu einem Küchenmädchen entsprossen, aber die bezaubernde Gewalt ihrer«Schönheit hatte sie, zwar nicht dem Namen nach, wohl aber in voller Wirklichkeit, zur Beherrscherin Frankreichs erhoben. Den Glanz des Hofes über- strahlte jahrelang der Juwelenschmuck im Werte von Millionen, den sie zu den rauschenden Festlichkeiten anlegt«. Ihr Hund trug ein Diademhalsband,«in« einzigartige Kostbarkeit. Stoatsminifter waren ihre Lakaien, Kardinäle drängten sich um die Ehre, ihr die Pantoffeln holen zu dürfen, ihr schwarzer Bedienter Zamor konnte sich erlauben, in des Kanzlers Perücke Mackäfer zu verstecken, so paß der höchst« Staatsminister ein Gegenstand tosenden Gelächters wurde. Mit dem Tode des kindischen Grestes Ludwig, der Frankreich finanziell vollends ruiniert, politisch isoliert hatte, war auch die Herrschaft de» übertriebenen Auswand» zu End«. Aber noch innner blieb die Dubarry«ine grande darac, Besitzerin von Schlössern und wertvollen Liegenschaften. Genau wie Rell Gwynn war sie von der Natur verschwenderisch ausgestattet und nicht nur lieblich anzusehen, sondern auch liebenswürdig in Art und Umgang, so daß die Dorf- bewohner von Louveciennes , pi« wie die sämtlich« Bauernschaft Frankreichs allen GruNd zur Klag« hatten, sie mit jubelnden Zu­rufen und strahlenden Gesichtern grüßten, wenn sie in ihrer Karosse mit ihrem Hurst», den beiden weißen Assen und dem tintenschworzen Begleiter voriib erfuhr. Da kam die Revolution, und eine» Tages nistete sich-in Fremder in einigen Zimmern der Dorsschent« ein. Um diesen Menschen wehte so etwas wie«in Geheimnis. Tagsüber war er fetten zu sehen, des Nachts nur wäre fein« schaltenhaft« Gestast zu bemerken ge- wesen, wie«in Schemen Schloß und Partgarten der Dubarry um- schleichend. Der Mann sprach zwar die Landessprache mit der Ge­läufigkeit eine» Vollfranzosen, war aber trotzdem ein Ausländer, ein Engländer namens George Grieve,«in Abenteurer wie er im Buche steht. Nachdem er vor Jahren den Bater, einen ehrbaren Anwalt der Stadt Alnwick , verloren hatte, geriet er in Strest mit den Justizbeamten seiner Heimat wegen der väterlichen Hinterlassen. schaft, trommelte im Affekt um sein Recht zu suchen, wie Michael Kohl Haas eine Bande Desperado« zusammen und brannte das Zollhau» in Mnwick nieder. Er mußte ftiehen. Der Wind weht« ihn nach der Neuen Welt, u» er als Volksredner von Fässern herunter für Freiheit und Unabhängigkeit«intrat. Dann tauchte er in Frank- reich aus. Er war es müde geworden, auf Kosten seines Idealisinus zu darben, und oerfucht« nun sein Geschick aus gegenteilig« Weis«. Gr wurde Gentlemaneinbrecher. Konnte er sich zu seinein ersten Coup einen besser geeigneten Ort aussuchen als das Schloß der steinreichen Gräsin Dubarry? Ihr Haus glich der Wunderhöhl« des Aladin. Vom Keller bis zum Dachgeschoß war es inst märchenhaften Schätzen angefüllt. Georg« Grieve lieh zunächst seine Pläne sich ausreifen, dann paßt« er seine Gelegenhest ab. Die kam in einer Januarnocht des Jahres 1791, als die Gräfin zu Besuch bei ihrem Freund«, dem Grasen de Vrissac, in Paris weilte. Griev lockt« mit zwei Kam- plicen, einem weggelaufenen Schulmeister mit Ramen Rotondo und einem gewissen Bloche, seines Zeichens Berussspion, den Nachtwächter Batoü in die Dorffchünke, wo sie ihm echt verschivörerhast eine Droge in den vorgesetzten Wein träufelten, so daß er wie ein Klotz unter dem Wirtshaustisch liegen blieb. Dann erkletterten sie mittels einer Leiter den Balkon des Schlosse», brachen von dort in ein« der

Schatzkammern ein, füllten die mitgebrachten Säcke mst Kostbarkeiten (zwei Millionen Franken sollen sie an Wert erbeutet habe«) und verschwanden im Nachtdunkel. Am nächsten Morgen bot das Hau« ein« Szene äußerster Ber- wirrung. Der Kammerdiener Morin sprengte mst der Hiobspost gen Poris, und am Nachmittag ratterte ein« mst vier Pferden be- spannte Kutsche in Louveciennes «in, mit der Gräm, ihrem Juwelier und dem bekannten Polizerpräsetten Monsieur Pile», dazu als Eskorte ein Trupp berittener Grenadiere. Allein, die Soldaten faßten kein« Räuber unb der Detektiv erkundet« keine Juwelen, die dem Juwelier zur Erkennung hätte« worgelegt werden könne». Eine Belohnung von 2000 Livres wurde ausgesetzt, doch meldete sich vorerst kein Berechtigter. Do kam ei» eigentümliches Serückft auf. Man munkelte sich allenthalben zu. daß die Gräfin Dubarry höchste selber den Einbruch inszeniert, die Einbrecher in ihren Sold genvm- men hätte, um ihre Schätze vor dem Augriss de« Staate» zu. sichern. Der Urheber dieser Ausstreuung war George Grieve, der ruhig weiter in der Dorfschenke wohnen blieb. Einen Monat später wurden die Juwelen in London entdeckt, als sie einem jüdischen Händler namens Simon angeboten wurden Durch die überaus wertvollen Stücke mißtrauisch gemacht, ver- ständigte Simon die Polizei, dl« die Unterhändler festnahm Der Raub selbst mar in einer Londoner Bant vorsorglich deponiert. Die Dubarry und ihr Juwelier bemühten sich nach London und identi­fizierten dort die Juwelen als das Eigentum der Gräfin. Do der Diebstahl jedoch auf fremdem Boden ausgeführt worden war. wei- gerten sich die Behörden des auch sonst nicht immer ganz normalen Georg III. , etwas von dem Raub ihres landflüchtigen Landsmannes herauszugeben. Simvn bekam seil« Belohnung, aber die Edelsteine verblieben In der Hauptstadt seiner großbritannischen Majestät. Die Gräfin hatte ihre Kostbarkesten, der Genttemanejnbrecher Grieve sein Raubgut verloren. Da ersann der Abenteurer ein neue», nach grandioseres Pro- jekt. Er erschien vor dem Wohlfahrtsausschuß und verlangt«im Nomen der össentlichen Moral", daß die Gräfin guillotiniert werde. Der Ausschuß kannte sein« Vergangenheit nicht, er gab ihm eine Handvoll Soldaten und eine unbeschränkte Vollmacht mit. Als er mit seinen Leuten vor dem Schloßpark von Louveciennes gesichtet wurde, floh die Gräfin schreckerfüllt durch die Anlagen und ver­barg sich hinter einem Lorbeerbusch. Aber sie wurde bald«istdeckt. in eine Pos�haise geworfen und nach Pari» ins Gefängnis verbracht. Zum Tode verurteilt, starb sie keineswegs heldenhaft. Schreiend und um Gnade flehend wurde sie am 6. Dezember 1793 qufs Schafott gebracht und enthauptet. In einem Roman der alten Schule wäre Georg« Grieve der verdienten Strafe anheimgefallen Nicht so wollt« es die Wirklichkeit: der Wohlfahrtsausschuß ernannt« ihn zum Treuhänder des Schlosse« mit dem Auftrag, die ausgespeicherten Schätz« öffentlicher Versteige­rung zuzuführen. Aber ein Berkauf fand niemals..statt. Mit.Hilfe de» Schwarzen' Zämor schmuggelt« Grieve oll« Kostbarkeiten aus dem Schlosse heraus und machte sie zu Geld. Nicht genug da mst c da er die Macht hatte, olle diejenigen, die ihm Hilf« und Auskunft ver weigerten, am Leben zu strafen, war er in der Lage, ein Blutbad unter den alten Dienern der Gräfin anzurichten, und das besorgte er iveidlich. An zwanzig Leute sollen seiner Wut zum Opfer gefallen sein Im Besitz seines schlechterworbenen Reichtum» starb George Grieve sechzehn Icchre später in Brüssel , sein dunlelhöutiger Kumpan Zamor war vorher elend in den Gossen von Paris umgekommen. Eine aus Kosten einer ganzen Nation reichgewoedene Frau, das Luxusweibchen eines Fürsten, endete erniedrigt auf dem Schafott, ein Abenteurer inmitten der ihr abgestohlenen Pracht in einem Prunk- gemach. Wahrlich: die Wirklichkeit hat«inen weiten Vorsprung vor dem Roman! Dr. K. W e h n e r.

Uli. Soslschenko: Qel) UVlStH(j S I« lilfl

Bis zum Dorf« Worky war es kaum mehr als drei Kilometer. Trotzdem wagte ich es nicht, den Weg zu Fuß zu machen: der Kot auf der Straße reicht« einem buchstäblich bi» an die Knie. Gleich neben dem Bahnhof stand beim Genossenschastshmis ein Bauernwagen. Ein älterer Bauer in einer Pelzmütze war gerade mit seinen Pferden beschäftigt. .Fährst du vielleicht nach Worky?" fragte ich Ihn. .Warum denn nicht," antwortet« er.«ober umsonst kann ich es nicht tun: einen Rubel wirst du schon zahlen müssen, lieber Freund, der Weg ist heute sehr schlecht." Ich setzte mich in den Wagen und lo» ging es. Der Weg war wirklich schauderhast. Er schien mit der genauen Berechnung angelegt zu fein, daß im Frühjahr alle» Flüssige, was es auf den umliegenden Feldern gab, unfehlbar auf ihm zusammen- lausen mußte. Die Räder unseres Wagens verschwanden fast in diesem unendlichen Kotmeer. .So einen Dreck habe ich noch nie gesehen!" rief ich au«. Ja, Wasser Ist genug da," antwortet« der Bauer gleichmütig. Er saß aus dem Wagen ganz vorn, ließ seine Beine herunter- hängen und schnalzt« mit der Zunge. Da» tat er den ganzen Weg ununterbrochen: denn sobald er auch nur für einen Augenblick mst den» Schnalzen aussetzt«, blieb da» Pferd unverzüglich stehen und bewegt« bloß gutmütig seine Ohren Wir waren etwa hundert Schritt« von der Genossenschaft eist- ferist. als man p'ötzlich hinter uns ein verzwei festes Geschrei hörte. Ein« Frau mit einem großen, grauen Tuch aus dem Kopf watete in größter Eil« durch den Schlamm hinter uns her, mochte aufgeregt« Dewesungen mst den Armen und schimpft«, was Platz hatte: Was glaubst du denn, du Schuft elender! Den hast du denn da mitgenommen, du Hund!? Warte nur!" Hier erhob st« ihre Stimm« zu einem regelrecht« Winseln:.Ich erwisch« dich noch. Gauner du!!" Mein Bauer lächelte in sein«, Bart:..Dl« oersteht sich auf« Schimpfen, was?" .Was hat die denn?" erkundigte ich mich. «Weiß der Teufel!" meinte der Bauer und schneuzte sich..Mir scheint, sie will auch in den Wagen, hat sicher keine Lust, zu Fuß zu gehen." �Aljo laß sie herein!" schlug ich vor.____

«Drei können nicht zugleich fahren bei dem Weg." erwiderte der Bauer,»das geht nicht." Die Frau hinter uns hob ihre Röcke und machte alle An- strengungen, uns einzuholen. Trotzdem kam sie nur langsam vor- wärts. «Hast vielleicht mit Ihr ausgemacht, daß du sie mitnimmst?" fragte ich. «Was soll ich do ausmachen," sagte der Lauer,»ist ja meine Frau, mit der werde ich doch nicht» ausmachen" «Was du nicht sagst! Deine grau?" Ich war ganz erstaunt. .Warum hast du sie denn in den Ort mitgenommen?" Ist halt mitgekommen, st« hat nämlich Geburtstag heute, wkr sind halt einkaufen gefahren in den Konsumverein." Mir, dem Stadtmenschen, wurde es setzt riesig peinlich, im Wagen zu sitzen, um so mehr, als das Geburtstagskind hinter uns ihren Gemahl, mich und sogar meine Verwandten mit immer neuen Schimpfwörtern bedachte. Ich reichte dem Bauer den Rubel und sagte:«Laß die Frau einsteigen, ich gehe zu Fuß." Er griff nach dem Geld und ohne die Mütze abzunehmen, steckte er es irgendwo unter die Haar« hin. Dann begann er wieder mit der Zunge zu schnalzen und fuhr weiter. Ich ging tapfer nebenher und hielt mich am Wagen an, dann fragte ich:.Warum wartest du nicht auf sie?" Der Bauer seufzte:.Geht nicht! Der Weg ist zu schlecht. Aber der geschieht ja nichts, die verträgt schon was." Ich stieg wieder in den Wagen und fuhr bi» zum Dorfe. Ich war die ganze Zett redlich bemüht, mich weder um meinen Kutscher noch um sein Geburtstagskind zu kümmern. Auch der Lauer blieb stumm, und erst al» wir angekommen waren, sagt« er;.So«in Weg! Auch drei Rubel find nicht zuviel dafür." Während ich mit ihm. verrechnet« und mich nach dem Weg zum Gemeindehau« erkundigte, kam auch da« Geburtstagskind an, tri«- fend von Schweiß. Richtet» ihr« Röcke zurecht und ohne ihren Mann anzuschauen, fragt« sie:«Soll ich ausladen, was?" «Freilich ausladen!" antwortet« der Mann.«Sollen die Sachen vielleicht ewig da bleiben?!" Und die Frau machte sich an die Arbeit. __. lDrutlch ms«. ettfcheatoc.)