Sugenberg im Porzellanladen.|

Der deutschnationale" Führer" macht Politif in Amerifa.

Ein Berliner Montagsblatt ist in der Lage, den Wortlaut eines

Theater und Mufit.

Briefes wiederzugeben, den der Vorsitzende der Deutschnationalen   Hans 3. Rehfisch:„ Pietro Aretino  ".

Schiller Theater.

Partei, Hugenberg  , an eine Reihe von amerikanischen   Zeit­schriften gerichtet hat und der drüben mit Bonne veröffentlicht wird. Das Schreiben erinnert start an jene Professorenbriefe, die Rehfisch ist ein doppelzüngiger Dramatiter. Seine juristischen während des Krieges im Ausland für die deutsche Sache werben und sozialen Thesen flopften bestimmt an das Gewissen der Leute, sollten und dabei nichts anderes erzielten, als das schon brüchige die er vor die Rampe bittet. Aber er redet häufig zu grob und alt­Porzellan der Sympathien ganz zu zertrümmern. Hugenberg   will flug. Er meint es ernst, doch er wigelt. Es entsteht beim Zuhörer den Amerikanern jetzt begreiflich machen, daß die Reparations- die Stimmung, daß man geistig geneppt wird. Der ergiebige Mann fonferenz in Paris   die deutsche Zahlungsfähigkeit nicht über- kombiniert vielleicht Dramen für die Saison, bevor ihm die In­schäzen dürfe, sich vielmehr bemühen müsse, erträgliche Bedingungen spiration für die Ewigkeit geschenkt wurde. Trotzdem erlosch der festzusetzen. Diese Unterredung fängt er jo an: dichterische Schwung noch nicht. Das beweist gerade der Pietro Aretino  ", der nach Rehfischs Zeitdramen kommt, doch dort an­knüpft, wo der Dramatiker vor zehn Jahren die Poesie aufgab, um als reiner Bühnentechniker für erprobte Wirkung zu sorgen.

Die Feinde des deutschen   Voltes außerhalb und innerhalb unserer Grenzen bestehen darauf, daß Deutschland   und hauptsächlich der konservative Teil seiner Be­völkerung, dem allgemein die vage Bezeichnung Reaf­tionäre gegeben wird, verantwortlich für den Kriegsaus­bruch war.

Wer nach dieser Anprangerung der inneren Feinde" Deutsch  lands noch nicht überzeugt ist von der Wahrheit Hugenbergscher Beweisführung, dem kommt der große Mann mit anderen Mitteln, etwa in folgender Tonart:

Tatsächlich war Deutschland   seit dem Dames- Abkommen nicht imstonde, irgendwelchen Betrag aus eigenen Mitteln zu zahlen. Die Amerikaner zahlen deswegen in Wirklichkeit die Tributlaften, die Deutschland   aufgezwungen wurden. Die Amerikaner sind es, die zweifellos im guten Glauben, aber nichtsdestoweniger tat­sächlich den französischen   Militarismus finanzieren und Eng­fand die Mittel liefern, seine Kriegsschiffe zu bauen. Die Ameri= faner find es auch, die dem deutschen   Margis mus die Mittel für sozialistische Experimente in Ver­waltung und Wirtschaft liefern. Deutschland   verliert allmählich durch Abzapfung der Tribute, die es durch Anleihen zahlt, seine finanzielle Substanz. Es ist eine absolute Lüge zu behaupten, daß Deutschlands   Prosperität zunimmt, ebenso wie cs eine absolute Lüge ist, Deutschland   für zahlungs fähig zu erklären. Als Führer" der Deutschnationalen ist Hugenberg   drauf und dran, sogar seine eigene Partei zu einem Trümmerhaufen zu machen. Die Warnrufe aus dem christlichen Arbeiterlager, von

denen wir dieser Tage berichteten, sprechen Bände. Aber der deutschnationale Trümmerhaufen genügt dem großen Manne nicht. Er sieht bereits- oder er will den Amerikanern wenigstens einreden, daß er es sähe! das Chaos und den Bolschewismus in ganz Europa  ! Deshalb sett er den Amerikanern folgende Weisheit vor:

Wenn Deutschland   durch unverständige Politik und durch untragbare Lasten in Verzweiflung getrieben wird, wird es eben falls in die Arme des Bolschewismus getrieben. Nur dann und nicht vorher wird Deutschland   wahrscheinlich eine Gefahr für die ganze Welt werden.

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Heiterer Opernabend.

Städtische Oper.

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Zwei alte Neuheiten, zwei Opern, die sozusagen noch keine sind. La serva padrona  "( der Name ließe sich immerhin auch ins Deutsche übersehen und bedeutet: Die Magd als Herrin)- nur als luftiges Zwischenspiel gemeint, um die Pausen der ernſten Oper zu füllen, ist das unzerstörbare Urbild der opéra buffa   und, der glänzendste Anfang ihrer Geschichte geworden. Lebendig ge­blieben durch zwei Jahrhunderte: weil der Spaß, den die Handlung macht, sich nicht abnügt, und vor allem, weil die Musik des, Neapoli­taners Pergolesi   des selben, dessen Pulcinella" durch Strawinsky   eine Art neuer Popularität erlangt hat frisch, natürlich, unmittelbar wirksam ist, nämlich von überzeitlicher Genialität.

Rehsisch will in Pietro Aretino   ein furioses Menschenexemplar fassen, den Humanisten, der Heiligenlegenden und Schmähschriften mit gleicher Tüchtigkeit verfaßte und dazu noch jene Kurtisanen Kurtisanen- enig gespräche, die heute noch, trotz ihrer stilistischen Steifheit, von Kulturhistorifern mit Erfolg zu lesen sind. Dieser Aretino expreßte von Fürsten   und Kaisern Geld, um Venedigs   arme Schlucker zu füttern und einen Harem von Freudenmädchen in seinem Palazzo zu erhalten. Er war zugleich Ehrenmann und Halunke und schlich tete mit seiner genialen, viel gekauften Feder die zahlreichen Händel  , die zwischen den Höfen der westlichen und östlichen Welt zu erledigen waren. Wir würden ihn heute einen glänzenden Revolverjourna listen nennen. Um 1550 bedienten sich Kaiser und Päpste dieses talentiertesten Preßpiraten.

Rehfisch macht ihn zum genialen Schweinigel und zum Gerech tigkeitsapostel und schließlich auch zum erotischen Melancholiker. Nachdem er alle Frauen gehabt hat, versagt sich ihm die feusche Berina. Sie ist eine Gottesbraut falvinistischer Prägung, nicht vom oberflächlichen und sinnlichen Schlag der Venezianerinnen, die Casanova, Aretinos ebenbürtiger Geistessohn, als die vorzüglichsten Dienerinnen der Luft gepriesen hat. Perina gesteht erst im Sterben, daß sie Aretino   irdisch wegstieß, um ihn himmlisch zu vergöttern. und diese außerordentliche Offenbarung macht den Mann tief sitt

lich und hoch pathetisch. Er setzt sich nieder, um die Bölker der Christenheit zum Kulturfampf gegen den türkischen Badischah mit seiner Feder aufzupeitschen.

Rehsisch hat das alles mit großen Sentenzen geschmückt und sogar überladen. Aber der Plan war größer als das Wert. Das Drama ist figurenreich und trotzdem lebensarm. Es pulst in der Hauptperson und in den Nebenpersonen nur das, was der Dichter ihnen geben fonnte: die lauwarme Weltbetrachtung eines liberalen Pfiffitus. Aretino   sollte das Gewissen der Weiber und Völker werden, er wurde im Schauspiel nur ein Großmaul mit gelegent= lichen Edelmutsattaden. Rehfisch konstruiert, doch er ist nicht flug genug für das Gedankenspiel, nicht lyrisch genug für das Liebesspiel, nicht überfinnlich genug für das Spiel, das sich um Glauben und Ahming dreht.

Die Deutschnationale Volkspartei   hält den Gedanken des Pri­pateigentums aufrecht als Basis jeder Art staatlichen Lebens. Sie lehnt daher ab, mit dem Sozialismus einen Kom promiß zu schließen. Sie weigert sich aus dem gleichen Grunde als einzige große Partei Deutschlands   die Regierung mit Sozialdemokraten zu teilen. Tatsächlich ist es nur durch die Hoffmann Harnisch  , der Regisseur, will die unglück­Hilfe anderer Parteien möglich, daß die Sozialdemokratie lichen und harten Theatervofabeln flott machen. Es entsteht oft eine fich ihre margistischen Regierungsegperimente leiſten tann. Der Sozialismus ist der erste Schritt zum Bolsche­wismus. Deswegen stellt die Deutschnationale Volkspartei   das einzige Bollwert gegen das Chaos dar

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Barodie des alten klassischen Theaters, besonders dann, wenn die Dramen venezianische Buhlkunst oder Nonnenekstase heucheln sollen. Im Stück erscheint ein englischer Botschafter, der die Krämerpolitit des perfiden Albion zu zeigen hat. Solche Theaterkarikatur, die ganz unfreiwillig ist und gegen den Willen des Regisseurs auf die Bühne fommt, haben wir schon lange nicht mehr gesehen.

Baul Wegener spielt den Aretino   mit seiner förperlichen den Ueberlegenheit im Bewältigen der eigenen Natur und der schwächlichen Frau. Der Künstler ist aber vom Schicksal verfolgt. Immer peinlicher macht sich bei ihm das Lispeln bemerkbar. Könnten ihm nicht demosthenische Uebungen helfen? Max Hochdorf  .

Wenn durch unverständige Regelung der Tributfrage unser Kampf vereitelt wird, wird ein gewaltsamer Einbruch des Chaos in Deutschland   und Europa   die Folge sein, und dieses Ereignis könnte die ganze zivilisierte Welt gefährden. Denn der Bolschewismus und der Sozialismus find nicht besondere Produkte Rußlands  , sondern eine Geelentrant- Schwere, mit seiner bärenhaften Melancholie, mit seiner imponieren­heit der industriellen Menschheit, die, wie die Grippe, über Ozeane reisen fann. ,, Unsere Sache ist ebenso die Ihre!" Man rühmt dem a meritanischen Bürgertum nach, daß es politische Dinge mit fühlem Verstand und nüchternem Rechenstift zu prüfen pflege. Es wird deshalb hugenbergs Denun 3iationen ebenso fritisch unter die Lupe nehmen und die Be­hauptung von der deutschen   Zahlungsunfähigkeit ebenjo lächelnd bei­jeite tun wie das blöde Schwenken des bolschemistischen roten Tuches.

hergs Veröffentlichungen stehen. Es ist vor furzem auf Hugenbergs

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Etwas anderes aber ist es, wie die Deutschen   zu Hugen- Zarathustra: Kolonie" für Nachtkultur. Reden das Wort vom ,, wirtschaftlichen Landesperrat" Von einer merkwürdigen Kolonie nackter Sonnenanbeter, die geprägt morden. Solange der Inhaber von Zeitungskonzernen sich auf dem Gipfel eines der höchsten Berge der Riviera, etma und Nachrichtenbureaus nur ein Privatmann mit politischen Lieb- 30 Kilometer von Nizza   entfernt, angesiedelt haben und unter der habereien war, fonnte man seine Auslassungen mit einem Achsel- Leitung eines Deutschen  , Dr. Goldberg, stehen, erzählt ein Besucher suden beiseite legen. Jegt aber ist er der mit fast diktatorischen des seltsamen Bölkchens in einem Londoner   Blatt. Die 60 Männer, Bollmachten ausgerüstete Führer" der Deutschnatio Frauen und Kinder, die zu der Zarathustra  - Kolonie gehören, gehen nalen Partei. Deshalb ist diese für seine politischen Auslaffungen tagsüber vollkommen unbefleidet. Als aber in diesem Winter auch mitverantwortlich. An sie ist deshalb die Frage zu im sonnigen Süden die furchtbare Kälte einfegte, waren sie ge­stellen, ob und wieweit sie diese Art deutscher Propaganda" in zwungen, ihre spartanischen Gewohnheiten zu mildern und sich in Amerika   billigt, ob sie damit einverstanden ist, daß durch Hugen Tücher zu hüllen. Trozdem hatten sie Furchtbares zu erdulden. bergs Briefe der amerikanische   Kredit an Deutschland   Die Kolonie befigt nur einen einzigen fleinen Ofen, der für das eingedämmt und abgebunden werde, furz, ob sie es Rochen benutzt wird. Sie mußte daher große Feuer im Freien billigt, daß der wirtschaftliche Landesverrat immer anzünden, um die sich die Mitglieder zusammenfauerten. Sie offener und immer ungenierter von ihrem Führer" konnten mit Ferngläsern in das Herz von Nizza   und Cannes   von ihrem Gipfel aus sehen, aber es lag so viel Eis und Schnee, daß getrieben werden darf. es ihnen unmöglich war, herabzusteigen, um Nahrung zu bekommen. Sie waren daher gezwungen, sich von Kräutern und Schwarzbrot zu nähren, und auch bei diesem spärlichen Mahl erhielt jeder nur eine bestimmte fleine Ration. Die Verehrer Zarathustras haben sich aber jo abgehärtet, daß auch in diesem fibirischen Winter fein Todes fall zu beklagen war; aber viele ertranften und erholen sich erst jezt langsam in der Sonne.

Bor einigen Wochen nahm sogar die„ Deutsche Tageszeitung" das agrarische Blatt, wenn auch verblümt, so doch deutlich erkenn­bar gegen die Hugenberg Dittatur bei dep Deutsch  nationalen Stellung. Wir sind neugierig, wieweit der neueste Bor­stoß dieses seltsamen Führers in den Kreisen seiner Partei 3u stimmung und Unterstützung findet.

Stegerwald für feste Koalition. Aber gegen Dittatur und Reichstagsauflösung.

Bielefeld  , 25. März.( Eigenbericht.)

Wir

,, Wir haben kein Geld, fein Eigentum und feine Ehe," erklärte Dr. Goldberg dem Besucher. Die Kinder haben feinen Familien­namen; sie sind nur Söhne und Töchter der Zarathustra  - Kolonie. Wir haben auch keine Pässe und gehören feiner Nation an. haben uns eine Welt für uns innerhalb der Welt geschaffen und In Büren   in Bestfalen fand am Sonntag ein Kreisparteitag wünschen nichts, als allein gelaffen zu werden." Die Mitglieder der des Zentrums statt, auf dem Dr. Stegerwald eine programmatische Rolonie bestehen hauptsächlich aus Deutschen  , Italienern, Spaniern Rede über die Stellung des Zentrums zur Koalitionsfrage hielt. und Dänen. Gewöhnlich gehen zwei in Zücher gehüllte Männer Er führte dabei aus: Es gibt nur dreierlei, entweder Diktatur zweimal in der Woche nach den Küstenstädten herab, um dort das oder Reichstagsauflösung oder feste Koalition. Dit nötige zu erwerben; sonst leben sie von den geringen Erträgniffen, tatur bedeute die Zerreißung der Reichseinheit, Reichstagsauflösung die ihnen der Gemüsebau auf dem Berggipfel liefert. Ein Bosten aber Stärkung des Radifalismus. Es bleibe also nur der Weg zu ist stets aufgestellt, der die völlig nadten Angehörigen dieser großen einer feften Roalition. Wohl wäre es unter parteipolitischem Ge Familie warnt, wenn sich Frembe nahen; sie verbergen sich dann fichtspunkt und zu politischen Erziehungszwecken für das Zentrum in ihren Versteden. Der Besucher, der von Dr. Goldberg und einer das Beste, wenn es noch längere Zeit außerhalb der Regierung feiner Frauen in recht unvollkommener Berhüllung empfangen verbliebe. Aber es verfenne nicht die Gefahren, die dies mit sich wurde, unterhielt sich mit den Kindern, die frisch und gesund so bringen würde. Wer im Zentrum für ein bewußtes herumsprangen, wie sie Gott geschaffen. Sie tennen ben Namen Fernbleiben von der Regierung arbeitet, würde praktisch nur ihres Vaters nicht, aber die Mütter find verpflichtet, die ersten vier die Anbahnung der Dittatur fördern. Jede Regierungs- Jahre für ihre Kinder zu forgen; bann werden fie in der Schule toalition müsse sich allerdings flar darüber sein, daß die deutsche der Kolonie gemeinsam aufgezogen. Bolitit in den nächsten Jahren auf allen Gebieten Ausgleichspolitif sein müffe. 3ur Agrarfrage erklärte Stegerwald: Das Zen­trum trete für mäßige Agrarzölle ein, es sei aber durchaus irrig, wenn man in den Kreisen der Landwirtschaft glaube, daß der Bollschuh bas heilmittel fei,

3m Katsteilagstonzert der Boltsbühne, abends 1,8 Uhr im beater am Bülowplay, with u. a. Robert Schumanns Manfred mit Ludwig Büllner in der Titelrolle zur Aufführung gelangen. Mitmirtenbe: Der Berliner  Bolts Chor, bas Berliner Sinfonie Orchester, Lettang Dr. Ernst Zander

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wenig possenhaft zum Teil und im Geistigen von rührender Be­,, Der Dorfbarbier" ist noch ganz Wiener Singspiel, ein scheidenheit; aber das Vorbild, das die Spieloper Lorkings darin Biedergabe bereitet, gibt freilich die Freude am historizistischen gefunden, ist nicht zu verkennen. In dem Vergnügen, das uns die Aesthetisieren den Ton an. ton dieser kleinbürgerlich netten Musik, die das ihr gemäße Spiel Aber gar zu fühlbar fehlen im Grund­mit sinnigem Behagen begleitet, Luft und Mut zur Diversion in weit entfernte Tonleitern", wie Johann Baptist Schent sie bei feinem Schüler Beethoven  , dem„ guten Louis", treuherzig bewundert. Alles in allem zwei Stunden beglückend leichtes Theater. Dank Bruno Walter   und seinen Mitarbeitern: Karlheinz Martin  und Emil Preetorius  . Und vor allem Dank der unvergleich­lichen Maria Ivogün  . Das Haus in der Bismarckstraße ist zum intimen Kammerspielhaus geworden an diesem Abend, zugleich Festabend des Vereins ,, Berliner Presse". Er flingt aus in lauten Ovationen für Bruno Walter  , der, um also gefeiert zu werden, des aktuellen Anlasses der Opernfrise" nicht bedurfte. Wir hoffen, in fürzester Zeit zu erfahren, daß sie überwunden ist.

K. P.

" Der Junge Chor" in der Gingakademie

Ein Konzert des Thießenschen Jungchors ist immer ein Ereignis. Die vorzügliche Vorbildung erlaubt dieser Eliteschar, im Programm ohne alle Konzeffionen ihren eigenen Weg zu gehen, und Heinz Thießens Stempel wäre auch ohne Namen weithin erkennbar. Von den vorklassischen Gesängen ist das Festlied" von Schüz derb und bieder, das Liebe ermacht" von Dowland   weit wir­

tungsvoller in Chorklang und Sah, auch seelisch eindringlicher. Bon

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den alten Volksliedern ist weder das streng kontrapunktische ,, Drei Laub" noch das Braune Maidelein" besonders aufregend. Einen merkbaren Ruck fühlt man von den vier ,, internationalen Volks­liedern" an, deren Bearbeitungen von Heinz Thießen wahre Kost­barkeiten sind. Die einfacheren ,, Da droben" ,,, Schöne Minka" und das schweizerische Das Gäßle" sind bei aller Sazkunst viel natür­licher und zündender als manche früheren seiner Bearbeitungen, Scherchens ,, Bir find so gemein" steht an Blastit und padender Auch die teilweisen neuen Tendenzchöre find freudig zu begrüßen. Wirkung weit über seinen vier„ Lancashire  - Liedern", und das Kampflied der Bauern" von Walter Rohde ist textlich und muſi­talisch ein brillanter Treffer. Hier zeigen sich auch die höchsten Qualitäten des Dirigenten. 3wei Originaltompofitionen Don Thießen aus dem Frühlingsmysterium",„ Krankenhaus" mit seiner feinen, sensiblen Gedankentyrit, und der kanonische, prachtvoll zusammengeraffte Chor der Arbeit" preßt der dirigierende Kom­ponist mit all dem Zauber und der hämmernden Energie aus, die nur ihm so eignet. Das Bläser quintett Bölfer, Blumenfaat, Schwägert, Machut und Binner bringt in vorzüglicher, souveräner Ausführung Hindemiths op. 24 Nr. 2, eines seiner sympathisch­sten, durch Richard Straußsche Anklänge besonders gewürzten Kammermusitwerte. H. Mr.

Bauwunder in Moskau  .

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Vor dem Weltkrieg war Rußland   das weltbekannte Bunderland der Bestechungen. Heute ist das freilich anders, da es vielfach denen an Bargeld fehlt, die gewohnt waren, andere zu bestechen. Dafür geschehen Materialwunder. Hier ein Beispiel. Eine öffentlich­rechtliche Baugenossenschaft baut mit staatlicher Hilfe etwa 27 Häuser. ( Im ganzen wurden in dieser Zweimillionenstadt 1928 nur 150 Neubauten fertig. Mangel an Ziegeln!) Also man engagiert einige hundert Bauern, die Ziegel nach Moskau   jahren müssen, die Fabrik ist in der Nähe Moskaus  . Die geplanten Bauten konnten aber nicht ausgeführt werden, weil zu wenig Ziegel ankamen, irog­dem genug bestellt waren. Es zeigte sich nach langem Suchen, daß eine ganze Anzahl von Häusern durch private Initiative" aus den unterwegs gestohlenen Ziegeln gebaut worden ist! Ein Teil der Moskauer Presse sagt: nun, wenn schon, gebaut ist doch und verloren ist nichts. Ein anderer Teil sagt: nein, die illegalen Häuser müssent eingerissen werden. Denn wohin kommt der Sowjetstaat, wenn dergleichen. Methoden sich ausbreiten? Jezt hört man auch, daß für die verschwundenen zehn Millionen Steine ein regelrechter Marktpreis bestand und viele der Käufer keine Ahnung hatten, daß fie verschwindende Ziegel" tauften.

Fraktur die„ Dürer- Schrift". Beim Dürer  - Jubiläum im perigen Jahre ist eine Tat des Meisters wenig beachtet worden, die für uns noch heute von größter Bedeutung ist. Das ist nämlich der Anteil, den Dürer an der Schöpfung der Fratturschrift, der eigentlich deutschen   Schrift, hat. In welchem Umfang der Meister bei der Ent­stehung der Frattur mitgewirkt hat, läßt sich nicht genau erweisen; es ist aber zweifellos, mie Mar Fleck im Buchhändler- Börsenblatt hervorhebt, daß Dürer bei dem Entwurf der Schrift gewissermaßen Bate gestanden hat und den Schreibmeister Johann Neudorffer   sowie den Formenschneider Hieronymus Andreä  , die die ersten Buchstaben in Frattur geschaffen haben, mit Rat und Tat unterſtüßte. Fled schlägt daher vor, daß die Frattur, die bald ihren Siegeszug durch bas ganze deutsche Schrifttum antrat und es bis zur Gegenwart beherrscht, zum Andenten an diese Tat Dürer- Schrift" genannt werden soll.

Ein Konzert in der Preußischen Akademie wird Dienstag, 26., 8 Uhr, von der Meisterschule des Profeffors Georg Schumann   veranstaltet.

Der Komponift Beer- Walbrunn   geftorben. Der Komponist und Professor an ber staatlichen Akademie der Tontunst Anton Beer- Walbrunn   ist in Münen im Alter von 64 Jahren gestorben. Der Verstorbene ist ut. a. belannt geworden durch die Dper Don Duichote" und„ Das Ungeheuer" und die Burleste ,, Boltenfududsheim".

Ein neues Krebsforschungsinflitut. Der Amerifaner S. Cunniha Childs Sat 100000 Dollar zum Grundstod für ein in Wien   zu errichtendes Krebsforschungsinstitut gespendet. Das Institut, dessen Herstellungskosten fich auf 400000 Dollar Betaufen merden, dürfte auf dem Gebiet der Krebsforschung und-heilung bas größte ber Erbe werben.