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Beilage

Montag, 25. März 1929

Der Abend

Spalausgabe des Vorwäre

Prohibition, Prohibition...

Eine feuchte Wanderung durch das trockene Amerika Bir  

veröffentlichen die Ausführungen Marie- Therese| aus dem Wasserhahn dort? Whisky?" sagt der Kellner erstaunt Hemmers mit Borbehalt. Man braucht die Objektivität ihrer Schilderungen nicht zu bezweifeln, um sich nicht doch bewußt zu bleiben, daß es auch ein anderes Amerika  gibt. Trotzdem bleibt es nüglich, auch einmal die Kehr­seite der Prohibition zu betrachten.

Am dritten Tag nach meiner Antunft in Nem Dort saß ich in gemütlicher Familienrunde vor lieblich duftendem Punsch. ,, Was ist das, Froschgift?" fragte Onkel Rob, ich habe etwas Befferes mitgebracht", und stellte ein paar echte, importierte, schön vertapfelte Schnapsflaschen auf den Tisch. Brobier erst einmal Georges Heim- Bräu, das ist ihm diesmal mirklich glänzend ge­lungen," forderte die Wirtin auf, und zu meinem Staunen sammel: ten sich auf diesem friedlichen, bürgerlichen Tisch im trodengelegten Amerita Flaschen, Krüge, Gläser wie zu einem Saufgelage.

3m Sprichleischen

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Auf der Oberfläche ist Amerika   trocken, wo man es aber tratt, da fließt Alkohol heraus; schlechter und teurer Altohol. In jedem zweiten Haus findet sich ein Speakeasy" ein Sprichleischen", eine heimliche Kneipe. Es ist gut, zu miffen, daß es teine Rneipen mehr gibt, aber es ist besser, zu wissen, daß es melche gibt", sagt der Amerikaner und kommt sich schrecklich wizig vor. Früher war es den Leuten peinlich, angetrunken zu erscheinen, heutzutage ist es der größte Spaß.

Gestern haben wir uns ein Speakeasy, ein Sprichleischen, an­gesehen. Natürlich ein anständiges Sprichleischen, in das man eine Dame nehmen fann. Wenn man auch in jedem Restaurant, in jedem Lebensmittelladen, den edlen Stoff betommen tann man muß nur wissen, wie die Parole heißt: das rechte Auge zu oder die Nüstern blähen hin und wieder möchte man doch mit Freuden bei einem guten Gläschen in einer gemütlichen Ede fizen,

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Bir flingelten an der Tür eines normalen Wohnhauses und man beäugelte uns durch einen Spalt. Da meine Freunde befannt waren, wurde sofort geöffnet. Ein fleinbürgerliches Wohnzimmer mit Möbelgerümpel. Ein Kellner in schäbigem Hausanzug serviert Scoich Roc Rye, Gin oder Burbon Whisky, das Gläschen 2,50 M. Kleine Angestellte, Geschäftsleute sizen herum. Hier ist es einfach langweilig. Wir werden in ein etwas eleganteres Sprichleischen gehen müssen, in dem das Gläschen schon einen Dollar kostet.

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Die Sprichleischen in New York   sind so mannigfaltig an Schat­spierungen wie die Frühlingsblümchen auf der Wiese, Es gibt haus­badene, fast puritanische Sprichleischen, in denen eine stille, alte Dame die auf diese Weise vielleicht das Geld für das Universi­tätsstudium ihres Sohnes verdient bedient; es gibt Hinterzimmer in Arbeiterwohnungen, die Kneipen sind; es gibt Stammlokale für alle Gattungen von Menschenfindern, und wenn du vielleicht glaubst, das ist eine chemische Waschanstalt nein, das ist eine Schantstube, in dem während der Freistunde der Kommis aus der Schlipshandlung mit Peggie, dem Fraß aus dem Strumpfband­lager, fneipt

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Wenn der Policeman kommt

Natürlich gibt es auch Nachtlofole und Tanzdielen. Im all. gemeinen bekommt man dort aber feinen Alkohol, weil sie der Bolizeinase zu leicht zugänglich find. Aber Alkohol getrunken wird auch dort, mehr fogar, als bei uns in Europa  . Draußen an der Garderobe legen die Herren ihre Belzmäntel ab, übergeben mit Grandezza ihren Hut, überstreichen mit Eleganz ihren Schlips und spazieren mit einem schäbigen Bündel unter dem Arm in den Saal. Jedermann sein eigener Birt. Der eine hat einige Flaschen in Zeitungspapier gewidelt, der andere bringt eine Attentasche, der britte einen ganzen Reisetoffer. Und Selters und Fruchtsaft ver= wandeln sich plöglich in Whisky und Wein es ist die reinste Hochzeit von Ranaa.

Bas mun, wenn die Polizei die Bube überfällt?" fragte ich meine Freunde.

Hier in diesem Lokal ist es ziemlich sicher; wir haben drei Polizisten, die draußen, Wache stehen."

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Die Hauptsache ist, daß einem die Polizei nicht nachweisen fann, daß einem der verpönte Stoff gehört. Woher kommt die Flasche auf Ihrem Tisch?" Aber bitte, teine Ahnung, eben stand fie noch nicht da!" Und man stößt die Reserveflaschen mit einem Bein diskret unter den Stuhl des Nebenmannes. Profit! Whoopee! Eine arme Frau dagegen, Mutter von 10 Kindern, haben sie soeben in einem der amerikanischen   Staaten zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, weil sie zum vierten Male Alkohol verfauft hat. Nach dem Gefeß dieses Staates ist der Berkauf von Alkohol nicht eine Gesezesübertretung, sondern ein Berbrechen. Wer zum vierten Male für ein Verbrechen abgestraft wird, bekommt lebens­länglich. Da ist nichts zu machen. Die Here wird verbrannt.

Ermisch aber einer einmal einen entschlossenen, profitmütigen New Yorker Geschäftsmann, der Altohol en gros herstellt! Da brachten die Abendzeitungen neulich einen amüsanten Fall. Auf einer Streife stieß die Polizei auf eine große Schnapsfabrit. Röhren, Luben, Fäffer, Flaschen, schwirrende Maschinen. Schnaps fließt

von Faß zu Faß; ist das eine voll, schalten sich die Röhren selbst

tätig ein und füllen das nächste.

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Die brave Polizei frazzt sich hinter dem Dhr. Ben soll man hier verantwortlich machen? Niemand ahnt, wem der Betrieb ge­hört, niemand weiß etwas. Wer ist der Inhaber der Wohnung? Der Mieter hat sie dem Untermieter vermietet, der Unter- bem Unteruntermieter, der Unteruntermieter dem wo mag der Kerl bloß steden? Die Polizei beschlagnahmt den Borrat, während das Unternehmen an einem neuen Ort schon wieder zu blühen beginnt. Materialvernichtung? Berluft? Kleinigkeit! Bei der Konjunftur! Auch gibt es ja Bersicherungen. Die Schnapsindustrie ist groß aügig organisiert.

Kleine Geschäftsunfälle tommen natürlich alle nafelang vor. Die Detektive nehmen ein Speakeasy, ein Sprichleischen, aufs Korn: Wo ist der Schnaps? Die Detektive suchen in allen Eden, alles was je inden, ist eine Steduadel 2ther was ist das Ros sticht

und schüttelt mit dem Kopf. Ja, ich habe immer so meine Zweifel in die heilige Schrift gefeßt, aber jetzt glaube ich, daß sich Moses  ' Stab in eine Schlange verwandelt hat. Whisky aus dem Wasser­hahn? Wer hätte das für möglich gehalten!"

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,, Wem gehört diese Wohnung?" fragt der Polizist, denn er fann sie für zwei Jahre sperren, wenn er den Besitzer findet.

Aber der Kellner hat teine Ahnung, er hat seine Stellung erft vor einer halben Stunde vertretungsweise angetreten.. Hin und wieder wird die Polizei wütend, demoliert die ganze Bude und sperrt den, der ihr gerade zwischen die Beine rennt, ins Loch. Damit muß man rechnen es tann einem ja schließlich auch ein Dachziegel auf den Kopf fallen.

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Daß bei derart eminenter Explosionsgefahr bei der Hand­habung von Alkohol die Preise haarsträubend sind, ist nicht zu ver­wundern. Doch gibt es ein Auf und Ab, je nach der Geschäftslage. Bei Rebelwetter, wenn die Schnapsflotille quietschvergnügt die Küste anschleichen kann, sinten die Preise. Uebrigens braucht man sich durchaus nicht auf die Angaben seines Liftboys zu verlassen. Magazine notieren ungeniert die Kurse der Schnapsbarone und geben den Kostenpunft" für die Einzelflasche. Kein Gesetz tann sie daran hindern.

Braue zu Hause

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Der fleine Mann, der mit diesen Preisen nicht mitkann, braut zu Hause. Amerika   fonstatiert ein Statistiker gibt für die Maschinerie zur Herstellung von alkoholischen Getränken im Privat­haushalt soviel Geld aus, wie für die gesamte Filmfabritation.

Kann die Polizei einer Hausfrau verbieten, sich Malzsyrup, Schläuche, Korken, Zuder und Weintrauben zu laufen? Das Ramel auf einem Reflameplakat der Malzsyrupfabrif zwintert mit einem Auge...

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Und warum muß man Weintrauben absolut als Trauben ver­faufen? So viele merden zerdrückt marum nicht gleich zer­drücken und in Fässern auf den Markt bringen? Ein bis auf die Knochen trockener Propagandist hat dem kalifornischen Weinhandel in seiner Naivität hilfreich unter die Arme gegriffen. Er faufte solch ein Fäßchen Traubensaft, ließ es ein paar Wöchelchen in seinem Bureau stehen, und als er eines Tages prüfte enthielt sein Säftchen leibhaftige 12,85 Proz. Alkohol. Da ging er hin und erhub ein Zetermordiogeschrei in der Presse. Worauf das Geschäft blühte. Man kann schließlich ebensowenig jedem Käufer eines Fäßchens Troubenjaft einen Polizisten zur dauernden Beobachtung auf die Bude schicken, wie es angeht, die Leute auf der Straße nach Schnapsflatons abzutasten der Spaß ginge denn doch über den Spaß.

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Schnaps in der Brieftasche

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entzückenden Necessairechen und geschliffenen Glasbehältern, die zum Würde man aber tasten, man hätte seine helle Freude an den Vorschein kämen. Meine Freundin Gwendoline z. B. hat ihrem Mann zu Weihnachten eine reizende Whcopee Cafe" geschentt, eine Brieftasche mit genial tonstruierten Fläschchen, runden, flachen, gewölbten; sie schmiegen sich konturenlos an die stolze Männer­bruft und fassen etwa% Liter. The New- Yorker", das elegante Magazin, bringt in der Nummer vom 15. Dezember auf Seite 93 einen gutgelaunten, fleinen Hinweis auf die Einkaufsquellen der= artiger Weihnachtsgaben. Hübsche Neuigkeiten gibt es in allen Warenhäusern, z. B. unter den Cocktail- Shatern, allerhand scherz­hafte Kortzieher und Flaschenöffner, Abercrombie, Madison Avenue  , empfiehlt eine Reisetoffer mit besonders reizvoller Flaschenausstattung; Eastman Brothers, 46the Street liefert be­fonders preiswerte fleine, tragbare Bars; Hammacher, Schlemmer, Ovington ufm. offerieren alles Ausdenkbare an Trinterutensilien in feinster Ausführung. Und für den little Snifter", für den Kleinen Schnapsler, fortumwundene Taschenflafons in Lederhüllen zu 3,95 Dollar. Diese Dinge gehen wie die heißen Semmeln.

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Wirklich, mitunter ist man geneigt, zu sagen, seit Einführung der Prohibition ist das Trinken Ehrensache in den Staaten. Der Badfisch nippt an seinem Flaton; die Tage der Apfeltuchen und Schlagsahne. sind vorüber. Der errötend ihren Spuren folgende Jüngling führt seine Flamme nicht mehr in die Konditorei nimmt sie in ein Sprichleise. Auf dem Land macht man abends Autotrinktouren. Die Studentin trinkt, das Societygirl trinkt, die wohlerzogensten Mädchen, die Mädchen der Junior League", deren Mitglieder der besten Gesellschaft angehören, trinken. Heute spa ziert man nicht mehr Zigaretten rauchend durch die Räume, sondern Cocktail schüttelnd. Wer stimmt trocken?

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Anfangs waren die talifornischen Weinbauern naß fürchteten für den Weinbau; jetzt stimmen fie trocken. Ber Gummi­schläuche, Utensilien für Altoholfabrikanten verkauft, stimmt trođen; wer Whisky verkauft und sei es nur 4 Liter an die Nach­barin stimmt trocken; wer Schmiergelder bezieht, stimmt trocken, wie das ganze ungeheure, im Schnaps- Engroshandel investierte Kapital, die mit Kanonenbooten ausgestattete Schnapsflottille bis auf den kleinsten Schiffsjungen.

Und eine Nebenfrage: Rockefeller   betet in der Kirche und gibt Unsummen für die Antialkoholbewegung. Die Wohnungen in seinem Riefenneubau- Block aber, die schwer zu vermieten sind, verpachtet er mit Aufschlag an Schnapswirte. Wie reimt sich das zusammen? Man darf eben nur den Humor nicht verlieren. Marie- Therese Hemmer, New York  .

Welten, die sich fremd find

Sowjetrußland und der Amazonas   Brafiliens, zwei Belten,| durch Abstammung, Politit, Kultur und Weltanschauung unüber­brüdbar getrennt, gewinnen Gestalt, Leben und Wirklichkeit in den beiden neuen Romanen des Fischer- Verlages, in Arthur Solitschers Es geschah in Mostau!" und in Arnold Höllriegels ,, Das Urwaldschiff". Romane? Eher Reportagen größten Formats, Reportagen über Menschen und Dinge, Repor tagen, die nicht an der Oberfläche haften bleiben, sondern die Er­scheinungen von innen heraus durchröntgen, sie psychologisch und fulturwissenschaftlich ergründen wollen, und damit wachsen sie über den Wirklichkeitsbericht hinaus.

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Holitschers Stellung zu Rußland   ist die eines leidenschaft­lichen Liebhabers, der über die Pusteln und Falten im Angesicht der Angebetenen Puder streut, ganz unbewußt und ohne die Absicht, zu täuschen. Er diskutiert mit strenger Objektivität die Probleme des Sowjetstaates, aber seine Reigung entscheidet von vornherein über die Einstellung, über das Kolorit. Wie sieht diese Welt mun aus? Neue Formen sind im Werden. Der Gärungsprozeß nähert sich dem Stadium der Klärung. Es ist die Zeit, als Rußland Anschluß an den europäisch- amerikanischen Kapitalismus sucht. Das Für und das Dagegen wird, in stürmischen Dialogen erörtert. Alle Menschen find hier erregt durch die Leidenschaft der Gedanken und Ideen. Der Intellekt revolutioniert, das Blut ist von ihm aufgesaugt worden. Die Welt erscheint als eine Gedankenkonstruktion, das Leben hat sich zu beugen. Romantische Träumerei, persönliche Liebhabereien gelten nichts vor der Macht wirtschaftlicher und politischer Dittatur.

Und ein kleiner Schullehrer fährt nach Brasilien  , um den Amazonas  , den Traum seines Lebens, zu erblicken. Sein Wunsch wird nicht erfüllt, weil der Dampfer in Bará liegen bleiben muß, es ist schon wieder einmal eine Revolution ausgebrochen, eine harm­loje allerdings, denn die Südamerikaner stehen nicht wie die Russen unter dem 3wang einer Idee. Revolution bedeutet ihnen nur eine angenehme und ehrgeizige Spielerei, eine Opernhandlung mehr, die man nicht besonders ernst zu nehmen braucht. Auch Revolutionen tragen verschiedene Gefichter. Aber es ist nicht notwendig, daß

öllriegel feinen Lehrer in die Wunder des Urwaldes führt. Sie sind keine Wunder, wenn man sie erlebt, wenn man von ihnen nicht mehr träumen darf, fie in phantastischen Farben sich ausmalen fann. Höllriegel zeigt, daß auch im modernen Menschen die Sehn­sucht nach der blauen Blume nicht erstorben ist. Und träumen Holitschers inbrünstig intellektuelle Russen nicht ebenfalls von einer blauen Blume? Sie wächst nicht im brasilianischen, üppigen Ur­wald, sondern zwischen den Dynamos der Wirtschaft. Die falte, russische Landschaft prägt andere Menschen als die dumpfe Tropit am Amazonas  , die die Herrschaft des Intellekts bricht, und wo Brobleme ihre Schwere verlieren.

Holitscher   lacht nicht, öl1riegel dekoriert dagegen seine Menschen mit ironischen Arabesten, umspielt sie mit einem ver­stehenden und leise mehmütigen Lächeln. Holitscher glaubt wie die Russen an eine konstruierte Zukunft und Höllriegel wagt einen Blick in die Bergangenheit, cima auf Jean Baul, Die Welten beider

tommen nicht zusammen, sie sind grundverschieden, aber eine ist so wirklich wie die andere, und diese Gegenfäßlichkeit zeigt eins, das Leben bleibt vielgestaltiger, als es einer Idee recht sein tann und zeigt ferner die Relativität aller Wertungen, gemessen an der Mannigfaltigkeit des Seins. F. S. 1

Boston

Ein erfter Hinweis

Upton Sinclair   hat zu Ende des vorigen Jahres einen großen zweibändigen Roman veröffentlicht: Boston  . Es ist ein historischer Roman, der in zwei Bänden die Geschichte des Sacco­Banzetti Prozesses behandelt. Im Mittelpunkt des Ro­mans steht die Gestalt Bartolomeo Banzettis, des geistigen Führers der beiden von der herrschenden Klasse Massasuchetts unschuldig Hingerichteten. Die ganze Geschichte Ameritas vom Jahre 1916 bis zum Jahre 1927 wird vor den Leser hingestellt: die Kriegs­hezze der amerikanischen   Großindustriellen, die ihre Kriegsprofite einstreichen, während die Arbeiterklasse vergebens in Streits um Lohnerhöhung fämpft, die durch die ungeheure Steigerung der Warenpreise notwendig ist; die siegreichen" amerikanischen Truppen fehren aus Frankreich   zurück, Arbeitslosigkeit herrscht: der ameri tanische Bankier fämpft gegen die angebliche Flut der roten" Verbrechen, indem er Polizeitruppen finanziert und anstatt feinen Arbeitern anständigen Lohn zu zahlen, den tonterrevolutionären weißen Terror in Ungarn   und Italien   finanziert.

An den beiden unschuldigen Anarchisten, Sacco und Banzetti, soll die rote Gefahr" in einem weit sichtbaren Beispiel radikal vertilgt werden. Sinclair zeigt die einzelnen Stadien dieses Justiz­mordes: nie zu vergessender Beweis einer haßerfüllten Klassen­justiz, die unbeirrt von allem lauten Widerspruch der gesitteten Welt ihr Opfer haben muß, ein erschütternder, zäher, fiebenjähriger, aber vergeblicher Kampf!

Mit Meisterschaft deckt Sinclair die Korruption der Bostoner  herrschenden Kaffe auf. Dieses Wert Sinclairs ist für jeden So­zialisten ein unschäzbares Lehrbuch der Klassenjustiz.

Wir hielten diesen ersten Hinweis auf das Buch Sinclairs um fo mehr für notwendig, als uns ein amerikanischer Genosse folgen. des schrieb:

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,, Das Buch scheint nicht soviel Sensation zu machen, als man erwartete. Man hört nicht viel von ihm, und die Verkäufe seit feinem Erscheinen vor drei Monaten sind nicht so zahlreich wie bei Petroleum". Das enttäuscht mich, weil ich dachte, es würde an­gegriffen werden. Es ist, soviel ich weiß, fogar in Boston   nicht verboten worden. Offenbar hat sich die kapitalistische Bresse vor­genommen, das Buch tofzufchweigen. Die wenigen liberalen Zeitungen, die ich gesehen habe, sprechen von" Boston  " als von einem ,, hübschen, historischen Roman", ohne daß sie sich besonders bajur oder dagegen eingehen." Maycs