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Pieck und Liepmann als Zeugen.

Der zweite Tag des Jorns- Prozesses.

Am Schluß des zweiten Berhandlungstages tam es zu einer Auseinandersetzung, die zur Erkenntnis der wahren Natur Dieses Prozesses sehr am Blaze war. Das Gericht sprach nämlich die Bitte an den Berteidiger Dr. Levi aus, die Beantwortung seiner Fragen durch die Zeugen nicht zum Gegenstand weiterer Ausfüh rungen zu machen, sondern sich diese für den Schlußvortrag auf­zufparen. Levi erwiderte darauf, daß

bei der Eigenart dieses Pro3effes die Fragestellung und die Behandlung der Antworten nicht so einfach

fei als sonst vielleicht; es handle sich um den Vorwurf, daß Jorns als Untersuchungsführer gegen die Mörder Karl Liebknechts und Rosa Luremburgs die Schuldigen begünstigt habe, und dieser Nach meis fönne zum großen Teil nur so geführt werden, daß die 1 n= 8 med mäßigkeit und unzulänglich feit damaliger Unter­fuchungsmaßnahmen nachgewiesen werde.

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dagegen protestierte, rief man: was will denn der Kerl, der ist wohl ihr Kavalier! Er wurde dann auf dem Korrider eines Stod­werts unter. Bewachung zweier Soldaten mit dem Gesicht gegen die Band isoliert. Dort hörte er nach einer Weile wie Liebknecht und Rosa Luxemburg   unter höhnischem Jubel der Hotelgäste abgeführt

wurden. Nach einiger Zeit tam ein Stubenmädchen vorbei, es fiel einer Kollegin in die Arme und stöhnte, die Erinne rung werde sie nie los werden, wie man die arme Frau niedergeschlagen und herumgeschleift habe. Später Löfte ein Bachtmeister in Lederjacke mit einem Soldaten

mie

Bezirksausschrß für soz. Bildungsarbeit, Berlin  Sonntag, den 28. April, nachmittags 31 Uhr, im Theater am Nollendorfplatz, Wiederholung der Aufführung

Er war Ordonnanzoffizier   beim Hauptmann Pabst und hatte die Einwohnerwehr aufzubauen, die die verschiedenen Bürger- und Arbeiterwehren umschließen sollte. Zwischen den studentischen Mit­gliedern der Division und den sich nun wieder zeigenden attipen Offizieren entstand eine gewisse Spannmg, in seinem Fall spielten antisemitische Motive hinein. Er fühlte sich wiederholt zurückgesezt, so auch, als er. von Pabst beauftragt, Lieb­tnecht nach Moabit   zu transportieren, im Auto außer dem Kapitän­leutnant von Pflugt- Hartung vier ihm unbekannte Männer in Mannschaftsuniform vorfand, die Marineoffiziere waren, denen gegenüber er die Rolle des sechsten Rades am Wagen spielen mußte. Der Offizier, der Liebknecht und Rosa Luremburg bernahm, habe später entlassen werden müssen, weil er förperliche Durchsuchungen etwas zu eingehend betrieb! Als sie im Auto saßen, wurde Liebknecht von hinten ein schwerer Kolbenhieb auf den Kopf versezt. Liebknecht verhielt sich auf der Fahrt vollkommen passiv. Die Zellen, in denen sie später saßen, waren tagsüber offen, fie fonnten mteinander reden und ihre Berteidigung besprechen. Die Dentweise der Offiziere und Soldaten war durchaus militärisch, Widerspruch oder auch nur Zweifel an Worten der Vorgesetzten gab es nicht.

Man glaubte im Felde zu sein, denn man führte Krieg: die Sanitäter wurden von beiden Parteien respektiert.

In der fortgesezten Zeugenvernehmung betundet berDie Nacht vor dem Beil beantragte, weiß er nichts, sonst hätten sie auch nicht gesucht,

Zeuge Wegmann: Während Kurgig durchaus den Ernst zeigte, mit aller Energie die Untersuchung zu beschleu nigen, war der Eindruck des Zeugen von dem später beauf­tragten Jorns wesentlich anders. Hugo Haase   habe ihm erklärt, Rurkig fei ein anständiger Mensch, Jorns aber ein Bier und Weinphilister, von dem das Schlimmste zu er marten sei. Da Wegmanns Notizen bei einer aussuchung im Bollzugsrat, perschwunden sind, fann er nur auf Borhalt aus den Aften antworten. Rechtsanwalt Dr. Levi fragt den Zeugen. ob nicht

gewiffe Hemmungen bei Herrn Jorns bestanden hätten, überhaupt Mitglieder des Vollzugsrates bei der Bernehmung von Zeugen zuzulassen. Das bestätigt der Zeuge, auch daß Jorns alle Anordnuggen, Zeugen oder Beschuldigte zu ermitteln, immer an den Stab der G. K.- Sch. Division gegeben habe, der teilnahmeverdächtig mar.

Der zweite Zeuge Rusch, gleichfalls Abgesandter des Vollzugs­rats, erflärt, auf seine Notizen geftüßt, daß eine ganze Reihe 3eugen genannt worden sind, an deren Bernehmung Jorns. zunächst nicht heranwollte. Jorns hat auch bei den Bernehmungen die von den Delegierten des Vollzugsrats gewünschten Fragen nicht fo präzis gestellt, wie es verlangt wurde, und darum verzichtete später auch Rusch auf Fragestellung. Von diesem Zeugen wurde auch ein damals für die Untersuchung sehr wichtiger Zeuge Alter aufgetrieben. Auch diesen Zeugen wollte Jorns nicht vernehmen, er verlangte genaueste Erklärung, über was dieser Zeuge gehört merden sollte. Auch als diese gegeben wurde, dauerte es noch vier Tage, ehe der Zeuge vernommen wurde.

Jorns habe grob fahrlässig gehandelt,

die notwendige Schärfe und Gründlichkeit vermissen lassen und alles andere, nur nicht die Wahrheit ermitteln wollen. Allen Beteiligten bei der Bernehmung war fofort flar, daß Bogel  gelogen hatte. Trogdem wurde ihm von Jorns geglaubt. Am 27. Januar 1919 erschien bei dem Zeugen ein Dr. Wiener, der be­fundete, daß ihm die drei Kellner gefagt hätten, fie fönnten wichtige Mitteilungen über die Mordsache machen. Auch diese drei Zeugen find nicht sofort vernommen worden.

Pied im Eden- Hotel.

"

wohl

gur Biderlegung einer durch die Breffe gegangenen Dreibung als Beruf angibt Politischer Leiter der KPD  . Berlin  - Branden­ burg  . Der Beuge berichtet, daß er zusammen mit Rosa Lugem­burg von der Wilmersdorfer   Einwohnermehr in das Edenhotel eingeliefert worden ist. Dort reichte ein Hauptmann in der Borhalle Zigarren und Zigaretten herum, wobei er äußerte, Lieb Tnecht und Luremburg dürften das Hotel nicht lebend berlassen. Rosa Luxemburg   wurde höhnisch Röschen" ge nannt, aber auch als die alte Hure" usm. beschimpft. Als Pied

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fich später herausgestellt hat, war es Runge die Wachtposten ab, wobei er leise aber eindringlich auf den Soldaten einredete und dann wegging. Der Soldat forderte Bied nach einiger Zeit auf, sich umzudrehen. Er tat das nicht. Dann hörte er, wie der Soldat das Gewehr hob. Darauf sprang Pied auf den Soldaten zu und hielt ihm vor, daß er noch gar nicht pernonumen fei, das müsse doch vor allem geschehen. Der Soldat geriet in Berlegenheit und befahl Marsch!" Als Pied an einem Zimmer vorüberfam, sprang er hinein und erhielt nach einigem Hin und mit dem schon vorher bemerkten Schild ,, hauptmann Pabst". er zwei Leutnants zu seinem Schutz. Als er abtransportiert wer den sollte, weigerte sich der Chauffeur einen solchen Kerl zu

fahren, worauf

Pied in der Waldschänke" im 300 inferniert wurde. Ein Unteroffizier hat ihm dort gesagt, er tönne' froh sein, lebend aus dem Edenhotel herausgefommen zu sein. Schließlich wurde Pied ins Polizeipräsidium gebracht, von mo er fliehen konnte. Diese Erlebnisse Piecks, die die Verteidigung als einen Be weis für das Bestehen eines Mordplans gegen die drei Kom­munistenführer ansieht, find bald darauf in der lintsraditalen Bresse erzählt worden und der Vorwurf gegen Jorns geht dahin, daß er weder durch die ihm gemeldete Anwesenheit eines weiteren Kommunisten im Edenhotel an dem Mordabend, noch durch diese Beröffentlichung zu einer energischeren Untersuchung gebracht wor­den sei wie durch eine eingehende Darstellung der wieder erschienenen Roten Fahne" am 12. Februar 1919, deren Atten gemäßheit und Richtigteit die Gardetavallerie- Schüßendivision in einer Gegenerklärung ausdrüdlich zugegeben hat.

Der Zeuge Liepmann.

Inzwischen ist der damalige Leutnant Liepmann erschienen. Er geht schmer an einer besonderen Krücke und erklärt, eine Badung nicht erhalten zu haben und auf die Zeitungsnachrichten von seiner Flucht freiwillig getommen zu sein. Er ist jetzt im juri ftischen Borbereitungsdienst, nachdem er das Rechtsstudium absol viert und u. a. ein Buch über das Recht zum Waffengebrauch ber bewaffneten Macht geschrieben hat. Nach dem Strieg arbeitete er in der Demokratischen Parteizentrale für die National­versammlungswahl. Als er sein Studium fortsezen wollte, war die Universität geschlossen und er wurde dort, gleich vielen ande­ren, von Werbern für die Garde- Kavallerie- Schüßen- Division ge­wonnen. Sie seien

damals alle friegsmüde gewesen, wollten Frieden haben und von Politif wußten sie nur, was ihnen gesagt wurde, daß nämlich zum Bürgerkrieg geheht werde

Bon einer Begünstigung durch Jorns, der gegen ihn die Todesstrafe vor der Urteilsfällung ins Ausland zu fliehen, wozu er einen falschen Paß erhalten hat.

Auf eine Frage Dr. Levis erklärt Liepmann, es sei wohl mög­lich, daß die aus den Zelten hergeholten Marineoffiziere Liebknecht  töten sollten. Als er nach Ablieferung der Leiche zu Hauptmann Babst fam, war dieser, wahrscheinlich durch Pflugt- Hartung, schon informiert.

Obwohl Jorns am 22. Februar verfügt hatte, daß Divisions angehörige nicht vor ihrer gerichtlichen Bernehmung entlassen werden sollen, hat Liepmann zu der Bersesung Runges in eine andere Truppe mesentlich beigetragen und ist deshalb bestraft worden. Er hat dies auf Ersuchen anderer Offiziere getan. Levi vermutet, daß diese Versegung Runges vom Haupt­mann Pabst veranlaßt war. Außerdem weist Levi darauf hin, daß Oberleutnant Vogel während des Mordprozesses an einem ver­handlungsfreien Nachmittag fich das holländische Bisum besorgt hat. Vor seiner Vereidigung erklärt Dr. Liepmann, daß er,

der damals von Politik und Klassenkampf nichts und ebenso wenig gewußt hat, mer Karl und wer Wilhelm Liebknecht   war, die damals angewendeten Mittel und Methoden, in die er hinein­geschliddert sei, auf das scharfste verdamme.

Sehr gründlich wird die wiederholt gewechselte Unter­bringung der damaligen Untersuchungsgefangenen erörtert, sowie der Umstand, daß sie in das Bellengefängnis Moabit   zurüď. Serns verlegt wurden, als dort Runge eingeliefert war. protestiert entschieden gegen die Annahme, dies sei geschehen, damit Runge für die Hauptverhandlung entsprechend präpariert werden könne. Nach dem Urteil im Mordprozeß hat Hauptmann Babst, wie Jorns im Eifer miterzählt, Bogel   von der südlichen in die nördliche Arrestanstalt zurücbringen lassen( von wo er dann entführt worden ist). Die sorglich auf Reinlichkeit des Ge­fängnisses bedachten Unterbringungsmaßnahmen für diese des Mordes Beschuldigten findet R.-A. Levi in auffallendem Gegensaß zu der sonstigen Behandlung so schwer Be­schuldigter stehend.

Das Gericht gibt schließlich einem Antrag der Verteidigung statt, den Generaldirektor Othmar Strauß, damals im Aus wärtigen Amt, und den Gesandten a. D. von Berger zu ver­nehmen, die u. a. über die Beschaffung falscher Bäffe für Bogel   und Liepmann Auskunft geben sollen.

Der Prozeß geht Montag früh weiter mit der Bernehmung des heute Radolf heißenden Runge, dürfte aber erst am Mitt. woch beendigt werden.

( Gewerkschaftliches fiehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Politit: Dr. Curt Gener; Birtschaft: 6. Alingelhöfez; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : R. S. Doscher; Lotales and Sonstiges: Fris Karstadt  : Anzeigen: Tb. Glede: fämtlich in Berlin  , Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchdruderel und Berlaasanstalt Baul Singer v Co. Berlin G 68. Linbenftrake& Sieran 3 Beilagen. Unterhaltung und Biffen und Blid in die Bücherwelt.

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