Nr. 140
46. Jahrgang
Technik
Sonnabend
25. Mai 1929
Die transozeanische Kabelverbindung ist etwa 70 Jahre alt. Die Kabel werden aber nur zum Telegraphieren benugt, für das erst 20 Jahre später fich entwickelnde Fernsprechen konnten bisher trans0zeanische Kabel nicht verwendet werden. Die Tiefsee wurde für sie als ein unüberwindliches Hindernis angesehen, und nachdem es vor kurzem gelungen ist, auf dem Funkwege Fernsprech verbindungen über die Dzeane herzustellen, scheint auch kein Bedürf nis mehr für transozeanische Fernsprechkabel vorzuliegen.
t
Der frühere Präsident des telegraphentechnischen Reichsamts, gegenwärtig Leiter des neuen Heinrich Hertz Instituts für Schwingungsforschung, Professor Dr. Willy Wagner, hält jedoch die Frage des transoze anischen Fernsprechfabels feineswegs für überholt und hat vor der preußischen Akademie der Wissenschaften den Plan einer solchen Ber bindung zwischen Europa und Amerika in einem Vortrag entwickelt, der jetzt auch in den Abhandlungen der Akademie im Druck erschienen ist. Er betont darin, daß die Funkverbindung viel anfälliger gegen Störungen und daher weniger betriebssicher ist als die Kabelverbindung, außerdem könne sie von jedermann belauscht werden. Am schwersten aber wiege der Umstand, daß in dem praktisch verfügbaren Frequenzbereich nur eine begrenzte Zahl von Funkverbindungen gleichzeitig störungsfrei hergestellt werden kann. Die Umwälzung, die das gesamte elektrische Nachrichtenwesen durch die Einführung der Elektronenröhren in Verbindung mit anderen bedeutsamen Erfindungen erfahren hat, wodurch auch erst regelmäßige Funkverbindungen auf große Entfernungen möglich geworden sind, biete hinreichend Anlaß, die Frage der transOzeanischen Fernsprechtabel erneut zu prüfen. Für unlösbar hielt man sie, weil Tiefseetabel bisher ausschließlich mit Guttaperchaisolierung gebaut worden sind, das seine Isolierfähigkeit auch unter dem gewaltigen Wasserdruck der Tiefsee ( 400 bis 600 Atmosphären) beibehält. Für Fernsprechperbindungen eignen sich Guttapei chatabel aber nicht, weil sie wegen ihrer verhältnismäßig hohen elektrischen Rapazität und erheblichen dielektrischen Verluste die schnell veränderlichen Sprechströme viel zu stark dämpfen. In Fernsprech kabeln über Land werden die Leiter deshalb mit gut getrocknetem Papier umwickelt, das sich durch niedrige Kapazität und kleine dielettrische Verluste auszeichnet. Doch ist diese Art der Isolierung sehr empfindlich gegen Feuchtigkeit und andere schädliche Einwirkungen, gegen die sie durch einen Bleimantel geschützt wird. Deswegen wird sie auch für Fluß- und Flachseetabel mit gutem Erfolg verwendet, wo man ein Plattdrücken des Bleimantels durch eine um die Kabelfeele gemidelte Drahtspirale vermeidet. Doch bei den großen Drucken, mit denen man in der Tiefsee zu rechnen hat, wird das Blei zwischen die Windungen der Spirale gepreßt und die Spirale felbst seitlich zusammengedrückt.
Nun ist Dr. Georg 3 a pf, der Leiter der Felten u. Guilleaume Carlswert A.-G. auf den Gedanken gekommen, den empfind lichen papierifolierten Leiter in ein biegsames wasserdichtes Hohlfeil einzuschließen, das aus Profildrähten nach Art eines Gewölbes gebaut ist. Durch einen äußeren Bleimantel ist es ab gedichtet und zugleich gegen den Angriff des Seewassers ge schützt. Solche Hohlfeile widerstehen nach den angestellten Bersuchen dem Wasserdruck von 600 Atmosphären, der in den Dzeantiefen Don 6000 Metern herrscht.
Eingehende Berechnungen über die elektrischen Eigenschaften derartig konstruierter langer Kabel, die Prof. Wagner ausführte,
haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Verbindung des europäischen mit dem amerikanischen Festlande munmehr technisch möglich geworden ist, und zwar mit einer Sprechgüte, die derjenigen der besten Landkabel gleichwertig ist. Die Geetabel müssen ebenso wie die Landfernsprechkabel mit Bupinspulen ausgerüstet werden, die zur Verminderung der Dämpfung dienen und z. B. im Kabel nach Nordamerika alle zwei Kilometer einzuschalten sind.
Die Wirtschaftlichkeit einer solchen Kabelverbindung, wie sie Wagner zunächst für die Verbindung mit Nordamerika , dann aber auch mit Südamerika vorschlägt, beurteilt er sehr günstig, obwohl er die Anlagekosten auf ungefähr das Doppelte eines neuzeitlichen Telegraphenfabels schäßt; denn es kann gleichzeitig auch zum Telegraphieren verwendet werden. Hierfür sind die tiefen Frequenzen zu benutzen, die für die Verständlichkeit der menschlichen Sprache belanglos find; die Telegraphierimpulse sind von den Sprechströmen durch elektrische Frequenzfiebe in der bekannten Rettenleiterschaltung zu trennen. Man kann auf diese Weise je 3000 Buchstaben in beiden Richtungen in jeder Minute übermitteln, also die vierfache Leistung eines modernen Telegraphentabels, z. B. des Kabels Emden - Azoren - New York , erreichen. Das allein sichert schon eine gute Rentabilität, so daß das Fernsprechen gewissermaßen als eine kostenlose Beigabe betrachtet werden könnte. Der Fernsprechbetrieb würde also erhebliche Gewinne abwerfen, obwohl seine Gebühren wesentlich unter den gegenwärtigen Gebühren der Funkentelephonie liegen würden. Weiter erwähnt. Wagner, daß der Fernsprechstromkreis während der weniger benutzten Nachtstunden auch zur Uebertragung hochwertiger Bilder verwendet werden kann. Dieser Weg der Bildübertragung, meint er, wird vermutlich dem Funkwege vorgezogen werden, da der Rabelweg eine vollkommen gleichmäßige und fehlerloſe, von atmosphärischen Störungen und Schwunderscheinungen freie Uebertragung gewährleistet. Von den erweiterten und verbesserten Verkehrsmöglichkeiten, die durch den neuen Kabeltyp geschaffen werden, erwartet Wagner eine fühlbare Ermäßigung der Gebühren für transozeanische Telgramme, Bildtelegramme und Ferngespräche. Diese von einem anerkannten ersten Fachmann gemachten Ausführungen rücken die Frage der transozeanischen Fernsprechlabel in ein ganz neues Licht und lassen hoffen, daß das nötige Kapital aufgebracht werden wird, um diese große Berbesserung des Ueberseesprechens möglichst bald ins Leben zu rufen.
Dr. Bruno Borchardt.
Forschungsarbeiten deutscher Ingenieure.
Regeln für Leistungsversuche an reifel pumpen betitelt sich ein Heft, aufgestellt vom V. D. J. und von einem Ausschuß des Kreiselpumpenverbandes. Die herausgegebe nen Regeln verfolgen den 3wed, für Leistungsversuche an Kreisel pumpen Regeln von allgemeiner Gültigkeit aufzustellen und eine einheitliche Vergleichsgrundlage zu schaffen, wie es bereits für Dampfanlagen, Wasserkraftmaschinen, Bentilatoren, Kompressoren usw. in Gemeinschaft mit den intereffierten Kreisen geschehen ist. Grundlagen für die Untersuchungen fönnen sein: Förderhöhe, Wassermenge, Leistungsbedarf an der Pumpenwelle, WirkungsFörderhöhe, grad, Kennlinien der Pumpe und Lagertemperatur. Die sehr forgfältig gegebenen Anleitungen werden ergänzt durch zahlreiches Zahlen- und Tafelmaterial, doch sollten immerhin nur solche Per
Das Schaltwerk- Hochhaus der
=
-
,, Lokomotiv
-
sonen die Untersuchungen vornehmen, die die erforderliche Sachfenntnis und Uebung befizen. In einem weiteren Heft sind aus der Zeitschrift Maschinenbau " Aufsätze gesammelt, die unter dem Namen„ Getriebe" zusammengefaßt sind. Man muß es als ein besonderes Verdienst bezeichnen, die wertvollen Arbeiten auf dem wichtigen Gebiete der verschiedensten Getriebearten einheitlich zusammengefaßt zu haben. Die einzelnen Arbeiten behandeln: Probleme der Energie Umformer " mehrgliedrige Radgetriebe" ,, Gleichachfige Stirnradumformer"-„ llebersehungsverhält. nis"" Normung von Hochleistungsgetrieben"- Antrieb von Hebezeugen"-3ahnradumformer für große Uebersehungen" getriebe"- Reibradgetriebe"- Berbesserung des Durchzuggrades bei Riemantrieben" y= drauliche Energie Umformer"" Regelung bei stufenlosen Umformern"- Regelbare Flüssig= feitsgetriebe". Es würde diesen Rahmen überschreiten, wenn alle Auffäge nur einigermaßen gewürdigt werden sollten. Für den Konstrukteur ist es wertvoll, zu wissen, auf welchen erprobten Getrieben er aufbauen kann, ohne mühselige und kostspielige Bersuche anstellen zu müssen. Wertvoll zu wissen ist auch, daß bereits Getriebeblätter in leichtfaßlicher Weise herausgegeben sind. zu erwähnen ist noch, daß sich der Normenausschuß des B. D. I. die Normung der Drehzahlen und Stufensprünge der Rädergetriebe bei Werkzeugmaschinen als nächste Aufgabe gestellt hat. Die Durchflußzahlen von Normaldüsen und Normalstaurändern für Rohrdurchmesser von 100 bis 1000 Millimeter Don Prof. Dr.- Ing. M. Jakob und Dr.- Ing. Fr. Kretschmar. Die mühevollen und fostspieligen Versuche, über die in Nr. 311 ausführlich berichtet wird, und die in den Röchlingschen Eisen- und Stahlwerken in Völklingen a. b. Saar vorgenommen wurden, erstrecken sich über drei Jahre. Teilergebnisse sind bereits veröffentlicht worden, die aber durch die endgültigen Versuche zum großen Teil wesentliche Veränderung und Berbesserung erfahren. Wenn auch zu allen Versuchen nur Luft als Versuchsstoff gewählt wurde, so sind doch die wertvollen Ergebnisse nach dem Aehnlichkeitsprinzip auf andere Gafe und Dämpfe übertragbar. Im wesentlichen wurde der Druckabfall bei den zum Bergleich stehenden Normaldüsen und Normalftaurändern in gradlinigen Rohrleitungen gemessen, die von Luftmengen bis über 10 000 Rubikmeterstunden durchströmt wurden. Die gewonnenen Werte werden beeinflußt durch die Rauhigkeit der Rohre, deren Einfluß späteren Versuchen vorbehalten bleiben soll. Immerhin schäßt man die Genauigkeit der gewonnenen Durchflußzahlen für Normaldüsen auf ± 1 Proz., die für Normalstauringe auf+2 Broz. Abbildungen der Versuchsanlage lassen ermessen, welche Arbeit geleistet worden ist.
Dr.- Ing. Schwarz in Nr. 313. Von Brinell wurde zuerst 3ugfestigkeit und Härte bei Metallen behandelt beobachtet, daß bei Stahl zwischen Zugfestigkeit und Kugeldruck einfach lineare Beziehungen bestehen und daß die Zugfestigkeit aus der Härte nach der rein empirischen Beziehung
zu errechnen ist. Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, zu prüfen Kz 0,36 Hn( kg/ mm³) bestehen, auch auf Nichteisenmetalle anwendbar sind, und tommt zu und zu klären, ob die inneren Zusammenhänge, wie sie bei Stahl dem Ergebnis, daß eine lineare Beziehung von Zugfestigkeit und einer Härtezahl bei Nichteisenmetallen wegen der starken Abhängigfeit der Umrechnungszahlen vom Grad der Kaltbearbeitung nicht möglich ist. Während die Umrechnungszahlen bei Stahl nur zwischen 0,3-0,4 liegen, schwanken sie bei Nichteisenmetallen zwischen 0,3-0,6.
Der indizierte Wirkungsgrad der kompressor lofen Dieselmaschine von Dr.- Ing. Fr. Schmidt( Heft
Siemens- Schuckert- Werke in Berlin - Siemensstadtr. 314). Im allgemeinen wird der indizierko Wirkungsgrad von
Der im vorigen Jahr vollendete Bau ist jetzt in seinem ganzen Umfange in Betrieb genommen worden. Die architektonische Erscheinung läßt klar den durch die Betriebserfordernisse bedingten baulichen Grundgedanken erkennen: Große durchlaufende beliebig unterteilbare Werkstätten in der starken räumlichen Konzentration eines Hochhauses; sämtliche Treppen, Aufzüge und Nebenräume in besonderen turmartigen Anbauten.
Dieselmotoren mit Hilfe eines Vergleichsprozesses berechnet, dem eine tonftante spezifische Wärme zugrunde gelegt wird. Diese Rechnung ist sehr umständlich, wenn man die Veränderlichkeit der spezifischen Wärmen und der Alenderung der Gaszusammenfeßung berücksichtigt. In der vorliegenden Arbeit werden zwei frühere Methoden einer Kritik unterzogen und unter Benutzung der AdiabatenGleichung eine Methode zur genauen Bestimmung des indizierten. Wirkungsgrabes gezeigt. Diese Berechnungen erfordern, ebenso wie die früheren, genaue Kenntnisse der spezifischen Wärme der Gafe. An Hand eines Musterbeispiels wird für die kompressorlose Dieselmaschine unter Berücksichtigung der spezifischen Wärmen, der Gewichtsänderung der Ladung durch die Zuführung des Brennstoffes, der verschiedenen Gaszusammensetzungen, eine Berechnung durchgeführt, unter Benutzung zahlreicher Zahlentafeln. Es ergibt fich, daß ber indizierte Wirkungsgrad bei Belaftungsänderung annähernd konstant ist und je nach Konstruktion der Maschine 75 bis 85 Proz. beträgt.
Ueber Begrenzung der Leistungssteigerung der schnellaufenden Verbrennungsmaschine durch Steuervorgang schreibt Dr.- Ing. Manfred Christian in Heft Nr. 315. Der Leistung eines schnellaufenden Ber brennungsmotors find zwei Grenzen gefeßt, einmal durch die Ausmügung der Ladung, ferner durch die erreichbare Drehzahl. Während die Ausnüzung der Ladung bis zur erreichbaren Drehzahlgrenze faft gleich bleibt, verringert sich das Ladungsgewicht mit steigender Drehzahl. In der vorliegenden Arbeit wird über Versuche an Biertatt- Fahrzeugen von 100 bis 500 Rubifzentimetern berichtet, beren Bentilöffnung durch einen Nocken, deren Schluß durch eine Feder betätigt wird. Vergleichsweise werden die bekannten Schiebersteuerungen von Burt und Knight herangezogen. Das Schwergewicht der Arbeit ist der Untersuchung der Beschleunigung der verschiedenen Nodenformen gewidmet, unter besonderer Beobach tung der Steuerzeiten.( Beginn und Ende bes Steuervorganges.) Die angestellten Berechnungen ergaben, daß die erreichbare Höchstdrehzahl von etwa 7000 Umdrehungsminuten bei 45 Millimeter Zylinderdurchmesser auf etwa 5000 bei 80 Millimeter abfällt. Auch verschiedentlich durchgebildete zwangsläufige Bentilsteuerungen zeitigten hierin keine Verbesserung. Alles in allem werden jedoch motors als Fahrzeugmaschine von großem Nutzen sein. die gemachten Erfahrungen bei der Weiterentwicklung des ViertaktIng. E. Hoff.