Dienstag
30. Juli 1929
Unterhaltung und Wissen
Ben Tillet: Als ich im Zirkus auftrat
Ben Tillet, der bekannte englische Gewerkschaftsführer und BorArtikel über feine Erlebnisse als junger Sirkusschauspieler.
Sie haben alle ein feineres und freundlicheres Verantwortungsfizender des Gewerkschaftskongresses, plaubert in bem nachstehenden bewußtsein gegenüber Tieren als irgendein anderer Mensch, und selbst in den übelst berüchtigten Buden, die ich in meiner Jugend fennen gelernt habe, war, wenn nichts anderes, so doch mindestens das Tier sakrosantt.
Meine Beziehungen zum Zirkusleben reichen sechzig Jahre zurüd. Wenn ich die Bedingungen von heute mit denen vergleiche, unter denen ich gearbeitet habe, so fann ich nur ausrufen:„ Welch' eine Wandlung!"
Der moderne 3irfus ist in der großen Geschichte menschlicher Arbeit eine Gipfelleistung.
Während schon in jenen alten Tagen alle Tricks an sich wundervoll waren, übertreffen die, die man heute sieht, bei weitem alles, was damals überhaupt nur denkbar war.
Der Charakter der Zirkusvorstellung hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert, und damit auch die Bedingungen, unter denen die Artisten arbeiten. Zu meiner Zeit mußte jeder Artist sich für sich allein abmühen; aus ihm wurde herausgeholt, was überhaupt nur herauszuholen war, wobei der„ Unterricht" oft über clle Maßen brutal war
Bon Hygiene, organisiertem förperlichen Training oder irgend cinem Unterschied zwischen Mensch und Tier war damals feine Rede. Dies oder das mußte gemacht werden, und Mensch oder Tier wurden gewaltsam zu der Arbeit gezwungen.
Den Zirkus von heute betrachte ich als ein modernes Organi jationswunder.
Was der Magnat eines Stahltrustes in der Beherrschung des Rohstoffes und der Metallurgie zu leisten hat, das leistet der moderne Zirkusbefizer in der Organisation förperlicher Befähigung und Begabung lebender Wesen.
Es ist nicht zu leugnen, daß das akrobatische Training außerordentlich harte und grausame Arbeit erfordert, und viele unserer besten Artisten fönnen von zerbrochenen Rippen, verrenften Gliedern und Quetschungen, von mehr oder weniger ernsten Berlegungen erzählen. Aber obwohl diese fleine Gemeinschaft stets bereit ist, Sensationen zu bieten, sind ihre zuweilen nicht sehr geistreichen, dafür aber oft äußerst gefährlichen Nummern nichts als eine Konzession an die Tyrannei des Publikums.
Ich mißbillige aufs schärffte den immer noch wachsenden Hunger des Publikums nach Sensationen, die mit Gefahren für Leib und Leben verbunden sind.
Es war nicht nur ein Zufall, der mich vor mun bald sechzig Jahren zum Zirkusdarsteller machte.
Ich bin in dem nichts weniger als vornehmen Viertel von Bristol geboren und aufgezogen worden. Da die Docs und Werften mein einziger Spielplay waren, war die Lockung eines Zirkus, der dort sein Lager aufschlug, zu groß, als daß ich ihr widerstehen konnte.
Mein Unglüc war, niemals die Liebe einer Mutter tennengelernt zu haben. Schon im Alter von sieben Jahren hatte ich zwei Stiefmütter gehabt, was meinen Wunsch, meine Heimat zu verlassen, noch verstärkt hatte.,
Die Erziehung, die ich genossen hatte, war sehr nachlässig gewefen es gab damals noch feinen Schulzwang, aber ich hatte Zu meiner Zeit hatte der hoffnungsvolle Risley Boy" der in der harten Schule des Lebens genug gelernt, um mich auf eigene tleine Bursche, der den Obermann einer Afrobatentruppe zu spielen Füße" zu stellen und mich mit dem Zirkus davon zu machen. hat noch hundert und eine Arbeit zu tun. Es blieb ihm taum eine Gelegenheit, sich auf seine eigene Spezialität zu fonzentrieren, denn er mußte beim Dressieren von Pferden, Hunden und sogar
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Bald gewöhnte ich mich an meine neue Umgebung, die zwar roh, aber faum schlimmer als die war, die ich bis dahin kennen. gelernt hatte. Wenn ich das harte Los eines Kindes jener Tage nur schwer vorstellen, wie einige von uns es überhaupt überstehen
Beilage
des Vorwärts
Um 3 Uhr nachts öffnet er seine Pforten. Zutritt für jedermann, vorausgesetzt, daß Herr Jedermann eine gefüllte Brieftasche besitzt. Eine Suppe kostet 1 Mt. und ein Kaffee 1,20 Mt., Garderobe ist abzugeben, Zigaretten nur von 25 Stüd à 8 Pfennig abwärts; Musik bettelt mit einem Teller mit einem Worte: Nepp!
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Zwölf Kellner sind beschäftigt; jeder hat drei kleine, dicht besetzte Tischchen unter sich. Kellner, die nie im Leben Kellner waren, ihre Physiognomien verraten ganz andere Berufe; sie spielen nur von 3 Uhr nachts bis 8 Uhr morgens Serviermädchen. Sie stecken in weißen Arbeitsfitteln und sehen aus wie Schlächtergesellen in Sonntagsschuhen. Seit Jahr und Tag hackt die Kapelle ihre Schlager herunter: ein Bandonium, Bioline und zwei Gitarren. Ist ein freigebiger Betrunkener anwesend, spielt ihm der Geiger ins Ohr, jede Note zu Bargeld münzend. Die Frauen find müde, wachen erst langsam auf. Seit Dunkelwerden auf der Straße, brennen ihnen die geschwollenen Füße. Es ist so schwer Geld zu verdienen, flagen fie. Herren, mit fühnen Schmissen im Gesicht, trinken Bier und rauchen dide Zigarren. Ab und zu fliegen Studentenausdrücke, rüde Scherze und Schimpfreden über den Tisch: Zuhältergesindel, das sich mittels Rafierflingen Studentenschmisse als empfehlende Legitimation beigebracht hat, und mit den Quarten und Terzen im Gesicht vom harmlosen Publikum als etwas über die Schnur hauende Akademiker eingeschäßt werden.
Rauch und Schmutz erfüllt das Lokal. Man weiß nicht, weshalb man sich eigentlich eine Nacht um die Ohren schlägt. Von der Straße dringt der Lärm des jungen Morgen durch die Borhänge. Reingewaschene junge Mädchen laufen ihren Arbeitsstellen zu, man hört ihr Getrippel auf dem Bürgersteig. Und im Frühbetrieb lümmeln auf Tischen und Stühlen Laster und Gemeinheit. Gläserne Augen gloßen, rotverfärbte Lippen fuchen zu lächeln. Die Musit spielt auf allgemeinen Wunsch einen neuen Schlager: Es gibt eine Frau, die dich niemals vergißt Mutter--", und irgendwo an einem Tisch friegt ein geputztes Mädel das heulende Elend. Mar Bernard:
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Schweinen helfen, beim Zeltaufbau und ähnlichen Arbeiten mithun mit der Jugendfürsorge der heutigen Zeit vergleiche, tann ich mir Das Geheimnis des Atomkernes
und in einem Dußend Nummern mitwirken, als Risley Boy, Seiltänzer, Reiter, furz in jeder Rolle, für die gerade jemand nötig, war. Zehn Aufführungen an einem Tage, auf irgend einem öffentlichem Marktplatz waren feine Seltenheit; außerdem mußte man noch zuweilen auf den Straßen auftreten, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf die heisere Stimme und die asthmatische Trompete des Ausrufers zu lenten.
fonnten.
Biel Fremdes lernte ich im Zirkus tennen. Ich habe Hunde dreffieren helfen, ich habe den gutmütigsten Pony zum feurigen Broncho umdressiert und in vielen Manegestüden mitgespielt, wie in Maria Marten",„ Das brennende Schiff"," Die Piraten " und anderen alten Sensationsstücken.
Ich bin unerschütterlich davon überzeugt und meine Er Eine ganze Reihe aufregender Zwischenfälle ist mährend meines innerung an mein Leben im Zirkus bestätigt diese Ueberzeugung-Sirkuslebens passiert- pon Prügeleien bis zum Mord, von daß die Leute vom Zirkus in ihrer Anhänglichkeit die selbstlosesten Trunkenheit bis zur erhabensten Aufopferung. Jeder einzelne pon Menschen unter allen Schauspielern sind, die ich tenne. Männer meinen damaligen Freunden pflegte in irgendeinem schmutzigen, und Frauen vom Zirtus haben außerordentlich hart zu arbeiten, wenn nicht verdorbenen Kreise zu leben, aber wenn es um die aber ich glaube feft daran, daß es unter ihnen eine höhere Moral Truppe ging, habe ich auch nicht ein einziges Mal den geringsten menfchlichen Zusammenlebens und gegenseitiger Hilfsbereitschaft gibt Berstoß gegen das hohe Gesch der Kameradschaft, and Freundschaft als in irgendeiner anbeten Raffe der menschlichen Gefellschaft tennengelernt.
Rudolf Neunzig: Brutparasitismus
Bährend der Brutparasitismus( Brutschmaroßer legen die Eier in fremde Nefter und lassen sie darin erbrüten und die Jungen auf ziehen) der Kuckucke und einiger Stärlinge seit langem bekannt ist, liegen die ersten Berichte über das Auftreten dieser Erscheinung von Angehörigen der fintenartigen Familie der Webervögel erst zwei Jahrzehnte zurück. In der Heimat dieser Vögel, in Afrika , wurde von einigen Forschern die brutparasitäre Lebensweise der Dominifanerwitwe entdeckt. Dieser Vogel von der Körpergröße eines Beifigs lebt in Bielweiberei. Zu einem Männchen gehören mehrere Weib chen, deren Zahl sehr verschieden sein kann. Das Männchen ist zur Brutzeit durch ein ansprechendes, farbiges Kleid und durch vier lange Schwanzfedern ausgezeichnet. Einem südafrikanischen Forscher gelang es vor wenigen Jahren, das Benehmen dieser Bögel genau zu beobachten. Er berichtet hierüber:„ Die Helenafafänchen( das find tleine Weberfinken und Wirtsvögel für die Dominikanerwitwen) bauen ihre Nester in ein bis zwei Fuß hohe Dornenbüsche, die dicht mit Gras durchwachsen sind. Das Nest ist stets in der Mitte des Dornenbusches in dem Grase auf die Erde gebaut, und die natürlich vorhandenen Gräser werden benutzt zur Wölbung des Nestdaches und dann weiter mit trodenen Fasern, und Gräsern ausgepolstert. Zu diesem Bau führt eine Röhre vom Rande des Busches, etwa 12 bis 14 Zoll lang. Diese Röhre ist aus den auf dem Plaze, wo die Röhre angelegt ist, vorhandenen Gräsern geflochten und mit hinzugeschleppten Gräsern dicht und dauerhaft gemacht.
Benn solches Nest gefunden war, habe ich stundenlang auf der Lauer gelegen, um zu sehen, ob wohl eine Dominikanerwitme folches Nest aufsucht. Nachdem ich etwa 20 bis 25 Nester so beobachtet hatte, ist es mir nur einmal geglückt, eine Dominikanerwitwe in folche Röhre verschwinden zu sehen, und nach einer halben Stunde tam fie wieder zum Vorschein und flog ab. Das Nest habe ich so fort untersucht und fand sieben weiße Eier darin, fünf waren läng: lich rund und zwei waren didrund. Dieses Nest hat ein Hütejunge 14 Tage beobachten müssen, und in der dritten Woche habe ich dann jelber das Neft geholt. Es waren acht beinahe flügge Junge darin, darunter zwei Dictöpfe. Mithin mußte das Helenafasänchen noch ein Ei beigelegt haben." Es wurden dann noch eine größere Anzahl von Nestern des Wirtsvogels untersucht, und es war selten der Fall, daß kein Ei oder kein Jungvogel des Schmarogers sich im Nest befand. Demselben Forscher gelang es kurze Zeit darauf, den Brutparasitismus eines ähnlichen Vogels, der Königswitwe, nach zuweisen. Sie schmarozzt ebenfalls bei einem kleinen Bebefinken, dem Granataftrild
Gestützt auf diese Beobachtungen und die anderer Forscher, fonnten an Hand von tonserviertem Material eine Anzahl intereffanter biologischer Tatsachen gefunden werden. Wir wissen vom Rudud, daß seine Eier denen der Wirtsvögel in Farbe und Zeichnung angepast sind, um ein Erbrüten des Eies und damit die Aufzucht des Jungvogels zu gewährleisten. Die Konkurrenz bei der Fütterung braucht der junge Rudud nicht zu fürchten, da er seine Nestgeschwister zum Nest hinausbefördert und diese elend zugrunde gehen. Andere fremdländische Kudude, die als Wirtsvögel rabenartige Vögel benutzen, zeigen diefe Unart nicht. Sie werden zu fammen mit den Restgeschwistern aufgezogen. Dafür zeigen sie in
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ihrem Nestkleid in der Färbung wesentliche Anklänge an das ihrer Wirtsvögel. Wir sehen also zwei Anpassungserscheinungen, einmal der Eifarbe, das andere Mal des Nestfleides. Aehnliche, allerdings kompliziertere Erscheinungen konnten für die brutschmarozenden Webervögel nachgewiesen werden. Hier werden die jungen Wirts vögel zusammen mit den Schmarozern aufgezogen. Die jungen Wirtsvögel find durch das Auftreten besonderer, Licht reflektierender Organe an den Mundwinkeln und durch eine besondere Rachen zeichnung ausgezeichnet. Die Rachenzeichnungen find regelmäßig gebildete und angeordnete Striche und Bunkte von dunkler Fär: bung auf dem farbigen Gaumen und der Zunge dieser Bögel, die beim Aufsperren des Rachens zu sehen sind. Den meisten Bogel arten, z. B. unserem Sperling, fehlen fie. Bei jeder Art der Webefinken sind diese eigentümlichen Gebilde von anderer Form, Gestalt und Farbe. Nun zeigen eigenartigerweise die jungen Schmaroger genau dieselben Gebilde wie die jungen Wirtsvögel, während ihre nächsten Berwandten feineswegs derartige Gebilde tragen, sondern einen Rachen haben, der dem unseres Sperlings ähnlich sieht. Die Anpassung an die Wirtsvögel geht noch weiter. Auch die Jugendfleider haben dieselbe Färbung. Wir haben somit eine der interessantesten Anpassungserscheinungen vor uns. Die Anpassung der jungen Schmaroßer an die jungen Wirtsvögel ist von Bedeutung für die ersteren, da dadurch ihre Aufzucht und Erhaltung gewährleistet ist. An Hand dieser Untersuchungen fonnte weitere Fälle von brut parafitärer Lebensweise von den oben erwähnten Schmarogern nahestehenden Arten wahrscheinlich gemacht werden, deren Bestätis gung durch Beobachtung in der Freiheit noch aussteht. Die ver. meintlichen Schmaroker führen ebenfalls eine ähnliche Lebensweise. Sie leben in Bielweiberei. Auch ihre Jungen zeigen Anpaffungs. erscheinungen an andere Websfinten, die wahrscheinlich ihre Wirts vögel find.
Allerlei vom Tabat. Im Jahre 1558 wurde der Tabat zuerst nach Portugal gebracht, und von dort schickte im Jahre 1560 der französische Gesandte Nicot, auf den der Name Nicotiana ", wie der Tabat auf lateinisch heißt, und die Bezeichnung Nikotin für den ihn enthaltenen Giftstoff zurückgeführt wird, Samen der neuen Wunderpflanze an die Königin Katharina von Medicis. Nach Deutschland soll der Labat um das Jahr 1570 durch spanische Trup pen gefommen sein; zehn Jahre später brachte ihn Sir Walter Ra leigh direkt aus Birginien. Nun segte überall der Kampf um das neue Kraut ein, das ebensoviel Liebhaber wie Gegner fand. König Jafob I. von England schrieb eigenhändig eine Schrift dagegen, legte 1604 eine starke Abgabe darauf und ordnete an, daß kein Pflanzer in Virginia mehr als 100 Pfund davon anbaue. Der Sultan ließ 1610, um das Rauchen lächerlich zu machen, einen Mann mit einer durch die Nase gestoßenen Pfeife durch Konstantinopel führen. In Rußland wurde 1634 das Naseabschneiden als Strafe für Tabakraucher festgesetzt. In der Schweiz wurden sie mit dem Branger bestraft, und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand in Bern ein besonderes Gericht:" La chambre du tabac", zur Aburteilung der Raucher. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges bür gerte sich das Rauchen dann immer mehr ein, und unter dem Großen Rurfürsten begann der inländisde Anbau des Tabats.
Das größte Problem, das gegenwärtig die Physit beschäftigt und dessen Lösung eine ungeheuere Umwälzung unseres Wirtschaftslebens mit sich bringen würde, ist die 3ertrümmerung des Atomternes. Der Atomfern ist bisher noch eine verschlossene Welt. Nur die äußeren Gebiete des Atoms, die Bahnen, auf denen die negativen Teile der Elektrizität, die Elektronen, sich bewegen, find uns zugänglich. Während die äußeren Sphären des Atoms schon durch schwache elettrische Felder gestört werden fönnen, herrschen innerhalb des Atoms ungeheure elettriche
Kräfte, deren Zertrümmerung nur durch entsprechende äußere Einwirkungen möglich wäre. Gelänge aber diese Bertrümmerung, dann hätte man die Möglichkeit, nicht nur ein Element in das andere zu verwandeln und den alten Alchimistentraum von der Umwandlung von Eiſen in Gold zu verwirklichen, sondern es wurden and riesige elettrische Kräfte dadurch mußbar gemacht werden hat man doch die Bermutung aufgestellt, daß durch die Zertrümmerung zweier Zweipfennigftüde eine Energie erhalten werden fönnte, durch die sämtliche Fabriten der Welt während einer ganzen Woche in Bewegung gehalten würden.
Wie in der Wochenschrift„ Die Umschau" mitgeteilt wird, ist man durch die neuesten Arbeiten eines jungen russischen Forschers B. 2. Kapita auf dem Wege zur Erreichung dieses ungeheuren Zieles. Rapiza, der in dem Laboratorium des berühmten englischen Physilers Rutherford arbeitet und fürzlich zum Mitglied der Britischen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde, hat einen Elektromagneten mit einem Magnetfeld von ungeheurer Spannung erbaut. Nach den theoretischen Berechnungen ist zur Bertrümmerung des Atomfernes die Einwirkung eines magnetischen Feldes notwendig, dessen Spannung auf 100 000 Gauß, wie die Einheit der magnetischen Spannung heißt, geschätzt wird. Die stärksten Elektromagneten, die bisher vorhanden sind, haben eine Spannung von 30 000 bis 50 000 Bauß. Die Aufgabe bestand darin, durch die Drahtwicklung des Elettromagneten einen elektrischen Strom von vielen tausenden Ampère zu leiten, ohne das ganze Gerät zu zerstören. Rapiza rechnete aus, daß die Wicklung undersehrt bleibt, wenn man den stärksten Strom auf die Dauer von 1/100 Sekunde leitet. Er tonstruierte einen selbständig arbeitenden Unterbrecher", der elettrische Stromstöße von 1/100 Sekunde erlaubt. Dieser Strom erzeugt zwischen den Polen des Elektromagnets ein Magnetfeld von 500 000 Gauß Spannung. Auf diese Weise hofft man, das Problem der Atomzertrümmerung zu lösen.
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Der Renntierreichtum Alaskas Wie der Einwohnerschaft eines ganzen Landes, das mur tärgliche Naturverhältnisse aufweist, höchst wertvolle Existenzmöglichkeiten verschafft werden können, dafür bietet Alasta einen Beweis, nämlich durch die Einführung der Renntierzucht. Bor etwa 30 Jahren gab es in Alaska nicht ein einziges Renntier. Dann mies 1891 ber Generalinspekteur des Schulwesens in Alaska , Sheldon Jackson , mit Einfuhr der ersten 171 Renntiere den zu beschreitenden Weg. Bis 1902 maren 1280 Renntiere eingeführt worden aus dem norwegischen Lappland , von wo gleichzeitig etliche Bappländerfamilien mitfamen, um die Eingeborenen in Alasta, die Estimos, im Aufziehen Don Renntieren zu unterweisen. Jene 1280 Renntiere bildeten den Stamm der folossalen Tiermenge, die es heutigen Tages in Alaska gibt und die am 1. Juli d. 3. gerabe eine Million Renne tiere erreichte.
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Mit der Renntierzucht erhielten besonders die Eskimos, die früher in mühevoller Jagd und von einer Gegend zur anderen wandernden Robben und sonstigen Tieren nachstellten, einen lohnenden Erwerb. Nächst Fischerei ist jetzt Renntierzucht der wichtigste Erwerbszweig in Alaska , indem beständig zunehmende Mengen Renntierfleisch nach den Bereinigten Staaten abgesetzt werden. Im vorigen Jahr betrug die Ausfuhr dorthin nicht weniger als 2 Millionen Pfund von solchem Fleisch. Die größten Renntierzüchter find zwei Norwegischamerikaner, die Brüder Lomen, die 1914 mit 1000 Tieren begannen und jest 160 000 besigen, aber die Herden wachsen schnell, indem man rechnet, daß fie sich in drei Jahren immer verdoppeln. Deren Züchterei bildet Großbetrieb, mit Kühlräumen und Berschiffungsstellen, von wo in jeder Saison zwei Dampfer mit Fleisch zur amerikanischen Westküste gehen. In Alaska gibt es mindestens 200 000 Quadratmeilen Land, die mit Renntiermoos be deckt sind und wo Renntierherden von 10 Millionen Tieren oder dem Zehnfachen des jezigen Bestandes Nahrung finden.
G.