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(13. Fortsetzung.) Angesi?)ts beffcn wanbelte Jakob bie Lust an, auf den Sockel neben bem HeUigen zu steigen und einige goldene Wahrheiten aus seinem Buch in die betörte leichtgläubige Menge zu werfen. Jedoch ebenso schnell, wie der Gedanke kam, verwarf er ihn, als er an die Folgen dachte

Am frühen Nachmittag schritt Heinrich unter alten mächtigen Ahornbäumen die Allee hinauf zu Schöneichs Villa. Er hielt sich auf der entgegengesetzten Straßenseite, und seine Schritte verlangsamten sich, je näher er dem Heim des Künstlers kam. Zaghaft, unent schlössen stand er nun vor der eisernen Pforte und wagte nicht auf die Klinke zu brücken. Unschlüssig blickte er die Allee hinunter.. Arn liebsten hätte er umkehren mögen. Wie sollte er sich solch feinen Leuten gegenüber benehmen? Da hätte ihn der Jakob aber auch «inführen können. Sich hinter Flieder- und Haselgebüsch verbergend, wiederholte er die Worte, die er sich für die Begrüßung zurechtgelegt hatte. Nahendes Gespräch von drinnen nötigte ihn, aus dem Versteck hervorzutreten. Sich am Rock herunterstreichend und an der Mütze rückend, trat er zaghaft zur Gartentür ein. Nur immer herein, junger Freund!" Es war der Herr des Hauses, der ihm so ermutigend zurief und auf ihm zutrat, während sich Frau Schöneich mit Försters Lenchen und Jakob auf einer Bant niederließ. Warum so spät?" Jakob zog die Uhr. Warum? Weil es vornehm ist, ein Weilchen auf sich warten zu lassen. Was, Kleiner?" sagte der Maler freundlich, Heinrich die Hand reichend und ihn seiner Frau vorstellend. Laß die Männer reden, kleiner Krauskopf." Die sonnen- gebräunte Frau strich ihm sanft übers Haar und sprach mütterlich auf ihn ein.Bist noch nicht Herr über deine Zeit. Hast gewiß tüchtig rennen müssen. Wirst recht hungrig sein." Dabei führte sie ihn hinauf zur Berando, wo er am Kaffeetisch Platz nehmen mußte. Sie füllte sich auch«ine Tasse mit Kaffee, ließ sich ihm gegenüber nieder und fragt« nach Heimat und Eltern, wie ihm sein Handwerk gefalle und nach vielem anderen. Das mütterliche Wasen der jungen Frau nahm ihn gefangen. Immerfort hätte er in ihr gebräuntes Gesicht schauen mögen, doch wenn ihn ihr Blick traf, schlug er die Augen nieder. Sie erhob sich und füllte zum drittenmal sein« Tasse.Nur nicht zwren". nötigte sie, als er bescheiden ablehnte.So ein lieber netter Junge muß immer fest zupacken, beim Essen, beim Spiel, bei der Arbeit und na, damit hat es noch Zeit nur nicht zimperlich fein. Auch darfst du nicht, wenn jemand mit dir spricht, deine schönen Augen ver. stecken. Immer dreist angeschaut, als ob man des anderen Herz bis auf den Grund durchleuchten wollte. Das tut wohl und fordert zur Aufrichtigkeit heraus." Sie entfernte sich durch die weit offene Tür in«in geräumiges Zimmer, aus dem gleich darauf liebliche Akkorde eines Flügels herausdrangen. Neben ihm im grünen Windenspalier summten Dienen, sich bald in einen blauen, bald in einen weißen Blüten- trichter versenkend. Wie in ein Wunderland fühlte er sich versetzt. Einmal ließ die Spielerin die Beethovenfche Musik zu mächtigem Gewitierrauschen anschwellen, als bearbeite sie mit ihren kleinen Händen alle Tasten zugleich, dann wieder erklang sie weich, sanft und wie aus weiter Ferne. Recht unbehaglich warm machte der Kaffee. Heinrich knöpfte seinen dicken braunen Rock auf und betrachtet« die großen bestaubten Stiefel. Dabei fand er heut seinen ganzen Anzug beinah als ebenso ungeeignet wie einen Strohhut zur Weihnachtszeit. Hier, wo alles eitel Sommerlust war und die Menschen sich auch äußerlich in das heitere Bild einfügten, fühlte er sich ein wenig bedrückt und wäre am liebsten still auf und davon gegangen, als die Musik geendet hatte Verlegen blicke er um sich. Ein etwa vierzehn Jahre altes Mädchen kam, mit einem Ballnetz schwenrend, zur Veranda herauf- geeilt.Wo bleibst du. Heinrich?" Es war Kolbe Hedwig, die Schwester des Former-Wilhelm. Heinrich war froh, hatte er doch nun eine bekannte Gesell- schaftertu. Beide rannten zur hinteren Gartentür hinaus und den anderen noch, die zwischen wogenden Kornfeldern der Fasanerie zu- schritten Die Jugend voran!" rief Schöneich, als die beiden in längerem Abstand hinterdrein schritten.Hildegard mit Lenchen in der Mitte. Und wir Männer wollen dem Ganzen einen würdigen Abschluß geben" Ich denke, das starke Geschlecht geht immer voran", bemerkte Frau Schöneich heiter. .Wenn's zum Kampf geht; wir aber wollen uns der Freude und dem Genuß hingeben." Wie bescheiden die Männer sind!" Hedwig machte ein paar Sprünge. Ein Schwärm farbenpräch- tiger Falter segelte wie trunken hinein ins blühende Kleefeld. Nun erst betrachteten alle das tausendfältige Treiben auf dem würzig duftenden Blütenmecr, in dem sich Bienen, Hummeln, Libellen, Schmetterlinge und Käfer dem süßen Mal« hingaben. Könnten wir Menschen uns doch auch immer so an den ge> deckten Tisch setzen", seufzte Lenchen. Können wir. Schau her!" Jakob zupfte«in« Anzahl Blüten- kelch« aus einer Klesdolde und sog den süßen Nektar ein.Hier, bitte!" Lenchen wehrte lachend ab.Danke. Das Hab ich in meines Vatcrs Bienenstöcken bequemer." Schau einer an! Und das sagst du so leicht hin, als ob sich die von allein mit Honig füllten." Das nicht. Aber weil wir Menschen«s nicht können, sammeln die Bienen den Honig für uns." Der Maler lachte.Die ahnungslosen Tierchen denken gar nicht daran, für uns zu arbeiten. Sie treffen nur Borsorg« für den Winter." So ein scheußliches Meh!" schrie Hedwig in die Belehrungen hinein. Auch die anderen blickten entsetzt zur Erde. Schöneich bückt« sich.Aber ich bitt' euch! Borhin war alles entzückt beim Anblick der bunten Folter; und hier habt ihr doch«inen so lieben prächtigen Kerl in seiner Entwicklung!" Er hob die grün- und ratgezeichnete Schlangenraupe am Wulfmilchzweig in die Höhe. Die Farben sind nicht etwa willkürlich von dem Allerweltsmaler draufgetupft, sondern zweckdicnend gewählt. Seht, hier die Wolfs-

milch: grün, rot, gelb. Ein« Farbenübereinstimmung wie aus ein und demselben Pinsel." Wirf das Tier weg, Bernhard!" sagte Frau Hildegard mehr befehlend als bittend. Es ist doch giftig und die Wolfsmilch auch", ergänzte Lenchen. Giftig? Das ist ein Irrtum, unter dem Tiere und Pflanzen oft zu Unrecht leiden müssen." Fräulein Lenchen weiß aus Erfahrung, daß kein Tier außer deinen abscheulichen Lieblingen die Wolfsmilch berührt." Diese Wolfsmilch hat zu ihrem Schutz im Geruch und Geschmack etwas Widerliches. Sonst würde sie jedes Tier mit Behagen ver- speisen, und meine Lieblinge müßten des Hungers sterben." Im langsamen Dahinschlendern hob der Künstler hier einen Stein auf, dessen Zusammensetzung und Entstehungsgeschichte er- klärend, dort streifte er ein Käferlein von einem Blatt, dessen Lebenslauf erneuernd. Schaut hier, eine Leiche!" Er löst« eine Kohlraupe ab, die an Spinnfäden an einer Kohlpflanze baumelte.Halt! Da ist auch schon ihr Mörder." Die Raupe auf der flachen Hand und«in wespenähnliches Infekt, so groß wie ein Luchwsizenkörnchen. zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, erklärte er den Borgang, wie vor- bedacht auf ihre Nachkommen die Wespe die fette Raupe anstach und ihr« Eier in deren weichen Leib hineinlegte. Mit dem Feder- messer trennte er den Leib der Rc-upe auf, in dem Hunderte kleiner Maden herumwimmelten.Ein jedes dieser Würmchen bringt im Laufe des nächsten Sommers auch mindestens«inen dieser Schädlinge um." Frau Hilde lachte.Ohne diese kleinen Wohltäter müßten wir dann die Erbsen am Ende ohne Sauerkohl essen!" Nachdem die Wespe auf des Gelehrten Hand einen kleinen Er- holungsfpaziergang gemacht, setzte er sie behutsam auf eine Kohl- pflanze nieder. Nach einer Weile machte er vor einer mächtigen Distel halt, die wie mit Bajonetten gespickt strotzend vor ihm stand. Hildegard wandte sich um.Mein Gott, Bernhard, der Mond geht ja auf, ehe wir die Spielwiese erreichen." Kopfschüttelnd schritt sie mit den anderen voraus. Eilend lief SchGneich nun hinterdrein. Di« Worts Hildegards schmerzten ihn ein wenig. Gern hätte er allen, die mit sehenden Augen blind durch die Well liefen, die Sinne für das Walten in der Natur geschärft. Aber nicht einmal sein bester Freund, sein Weib, bracht« ihm Derständnis entgegen. Doch als er die Gesellschaft«in- geHoll, war die kleine Verstimmung verflogen und er fuhr mit seinen Belehrungen fort:Was meint ihr wohl: auch eine Distel regt zum Nachdenken an. Sie trägt ihr« drohenden Stacheln durchaus nicht bloß zum Verdruß der Menschen. Sie will sich nur vor ihren Feinden schützen, um sich zu erhallen und fortzupflanzen." Sie waren am Waldeingang angelangt. Schöneich betrachtete

ein strauchähnliches Bäumchen seitlich des Weges, dann blickt« er hinauf zur breiten Krone des danebenstehenden Mutterbauines. Was gibt's denn da schon wieder?" fragte Hüde etwas ungc- duldig, während sie mit der Rechten über die Zweige des iungen Bäumchens fuhr.Au! Das sticht ja!" schrie sie aus Schöneich lachte.Siehst du, mein Kind, die Natur will uns überall auf ihr Zweckbewußtsein hinweisen. Nähert sich ihm ein Reh oder Hose, um seine frischen Blätter zu verspeisen, dann ergeht es denen genau wie dir. Und nun schau mal nach oben. Das ist die Mutter des Kleinen, an ihr ist kein Stachel mehr zu entdecken, well da hinauf weder Rehe und Hasen noch gedankenlose Menschen reichen. Um ihr Schaden zufügen zu können. Und das ist mit Bor - bedacht von der Natur so gewollt. Lohnt es nicht, dergleichen Dinge zu beachten? Aber nun das Spiel!" Er warf seinen Rock ab. Zuerst erschien es Heinrich ein wenig sonderbar: Ein solch hochgelehrter Herr, und an die Vierzig war er gewiß auch schon, und der wollte Kinderspiele mitmachen? Stadtleute sind doch mitunter recht komisch. Er dachte an den albernen Hansjörg in Neuhof, der Sonntags immer mit den Dorfkindern spielte, er galt aber auch darum als Dorfnarr, mit dem jeder feine Possen trieb. Frau Hildegard, die er bedeutend jünger«inschätzte als deren Mann, wollte Heinrich noch als Spielgefährtin gelten lasten Bald jedoch versetzte ihn Schöneichs Gewandtheit in Staunen, der wie«m wilder Junge auf der großen Wies« umhersprang. Immer wußte er neu« Spiele in Vorschlag zu bringen, nahm nichts übel, fügte sich und hielt auf ehrliches Spiel. So wurde er zuletzt Heinrichs liebster Spielgefährte. Trinken! Trinken!" rief Frau Hilde, sich wie die andern er- hitzt ins Gras werfend., Woher nehmen?" sagte Schöneich, langgestreckt in den blauen Himmeln schauend. Das Forschaus ist wett," versetzte Lenchen.und die Früh- milch wird schon gut abgekühlt sein. Da werden Jakob und>ch gleich mal hinüberspringen." Doch Schöneich wehrte ab. Und Hedwig stand schon laufbereit, um Geld und Auftrag in Empfang zu nehmen Einen Krug Milch und einen Krug Beerenwein" rief Schön- «ich und Hedwig eilte davon. Will dein Spielkamerad nicht mit dir?" fragte Frau Hilde lächelnd auf Heinrich blickend. Heinrich sprang auf und folgt« Hedwig. Sie gingen ohne ein Wort zu wechseln, bald neben-, bald hintereinander, wie es die Bäume gerade zuließen. Sonderbar. Mit einemmal hier so mit ihr allein, erschien Hein- rich die Hedwig beinah fremd. Keins sprach ein Wort, nur ihre Blicke trafen sich hin und wieder. Kurz vor dem Forfthaufe machte Hedwig halt. Sie blickte zu ihrem Bsgleiter auf, während sie ihr verworrenes Haar zurecht- strich.Ich geh allein hinüber," sagte sie kurz.Es brauch uns keiner sehen." Und schon oerschwand sie hinter dem Gebüsch. Verwundert, aber dennoch froh, daß endlich der Bann des Schweigens gebrochen war, blieb Heinrich zurück. Als er gelangweill Ausschau nach ihr hiell, sah er zu seinem Erstaunen, wie das Mädchen unweit, hinter Strauchwerk verdeckt, einen tüchtigen Zug aus der Milchkanne trank. Hedwig!" rief er warnend. Ich hall« so furchtbaren Durst," sagte sie näherkommend.Hier nimm," und reichte Heinrich die Kanne mit Beerenwein. Schäm dich!" verfetzt« Heinrich streng. Schweigend schrill sie hinter ihm drein.Wehe, zeigst du mich an!" begann sie nach einiger Zeit.(Fortsetzung folgt.)

RätseI=Ecke desAbend". lUiiniiuiiiniiiiiiiiiiiiiniiiiiniiiiiiiiiuinimiiniiiiiHiinnniimHiiiiiiiuiiiRuiinnniniuinninaDmiiinitiiiHinininiimnuiiuimniiimiimnmiiuiniiniiiiniiiniiiuiiiiimiiiiiiiiiiR Königszug.

Kapselrätsel. Den Wörtern Bormittag, Andernach , Jugend, Wochenend«, mußte. Hermann, Wanzleben , Genua , Mime, Haltern , Derjüngung, Derunglimpfung, vorzustellen, Bereinigung, sind je drei auseinander- folgende Buchstaben zu entnehmen, die aneinandergereiht«inen de- kannten Sinnspruch ergeben(h--- ein Buchstabe). t-r. Leid und Freud. Es bringt Verletzung, wohl gar Tod, doch steht das Wörtchenvor" zuerst, dann schützt es sicher dich vor Not, und sorgt, daß du nun nichts entbehrst. Zwar war die Freud ' nur augenblicklich, depn«s bleibt immer unerquicklich, wenn das Gegebene man roh dir wieder nimmt am Ultimo.

A. M.

Abzählrätsel.

au, lich, nicht, ge, ist's, ruh, flam, noch, wen. men, al, kann, und, ler, ich, klop, wärts, nicht, fen, doch, ver. hört, sah, dam, ich, ich, men, man, man, un, che», ches, tröst, herz Vorstehend« Silben sind durch eÄe M ermittelnde Zahl abzuzählen, one«ander gereiht ergeben dieselben ein Zitat von Uhland. Icr.

Verwandlungsrätsel. In den Wörtern Wetter, Onkel, Heck, Leder, Engel, Paul, Beil, Elm, Garbe, Daumen, Hand, Nadel, Iller, Kabel sind die Anfangsbuchstaben durch neue zu ersetzen. Di« neugenindenen Buchstaben nennen aneinandergereiht einen Festtag der Republik . kr. Visitenkartenrätsel.

STINE THIEL PRAG

Welchen Beruf übt Fräulein Thiel aus? Gut und gefährlich. Mito*«in Wahlspruch, mite" ein Insekt, Das man im Kleiderschrank entdeckt.

kl.

kr.

Kreuzworträtsel.

Wagerecht: 1 Gruß; 3. gekocht: 6 Ballspiel: 8 of­fener Güterwagen; 9. Getränk; 11 Lerhällniswort; 12. etwas Auserlesenes: 14. biblischer Frauenname: 15 Tierprodutt; 16. geheime Gerichtsbarkeit; 17 zum Gerben benutzte Flüs- sigkeit; 18. griechische' Göttin; 19 Wurfspieß Senk- recht: 1 Spange; 2 rus- sticher Fluß; Z. Brettspiel; 4. Papageienart: 5. Zins- empfönger; 7. Fanggerät; 8. lateinischer Ausdruck fürtödlich"; 19. norwegischer Dichter: 13 männlicher Bornam«; 15<Äe> meinschaft Kt. (Auslösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)

Auflösung der Rätsel aus voriger Rümmer. Kreuzworträtsel. Wagerechte 1. Henne; 4. Politik; 7. Sund; 9. Tell; 10. Ate; 11. Abt; 12. Anker; 13. Bei; 15. Aie; 17. grau; 19. Ebb«; 22. Alkohol; 23. Ernst. Senkrecht. 1. Horn; 2. Nil; 3. Eibe; 3. Ost; 6. Alb; 8. Donau ; 9. Treue; 14. ego; 16. Lei; 18. Ahle; 29. Brot; 21. Don. Kapselrätsel: Nafaden, Fuchsjagd. Zimmer, Golgatha, Grenzpfahl. Bleuen, Madagaskar , Nachlfitv.ma, Bautzen , Nachtdienst, Striemen, Cmanuel, Lichtenberg. Ja, ja im ganzen, da sitzt die Macht. Verwandlung saufgabe: Skat . Saat Sao: Saul, Maul, Maus. Haus. Hans, Hand, Hund, Mund. Mond. Verdächtig: Blümchenkaffee. Rösselsprung: Mit Unrecht nennt manFeld der Ehre" Die Kampfesplätze grimmer Heer«. Ein Feld der Ehr' ist jeder Acker, Aus dem der Mensch sich mühet wacker. JL Fvankl.