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Die Wahrheit über die Wohnverhältnisse in Moskau  

168,7 Familien auf 100 Wohnungen! Ungeheuerliches Wohnungselend!

Da die Kommunisten auf feinem Gebiet praktische Erfolge| aufzuweisen haben und sie nun mit völlig leeren Händen vor ihre Wähler treten müssen, versuchen sie durch lügenhafte Darstellungen über die herrlichen" Lebensbedingungen in der Sowjetunion   Dumme zu fangen. Die ungeheuerlichsten Lügen wurden fürzlich von ihnen über die Wohnungsver. hältnisse Mostaus verbreitet. Jn einem foeben er. schienenen wiffenschaftlichen Werte Die Volkswirtschaft der Sowjetunion   und ihre Probleme" weift 2. 3 u go w nach, daß in der Sowjetunion   im Durchschnitt aller Städte auf 100 Woh­nungen 168,7 Familien entfallen. Welches unermeßliche Wohnungselend durch diese Zahlen ausgedrückt wird,

zeigt die Tatsache, daß in Deutschland   wo die Bekämpfung der Wohnungsnot unsere größten Kräfte beansprucht- auf 100 Wohnungen 108,2 Familien entfallen.

Im Wahlkampf um die am nächsten Sonntag zu wählende Stadt­verordnetenversammlung spielt das Kapitel Wohnungswirt schaft eine erhebliche Rolle. Nicht nur die Deutschnatio. nalen, sondern auch die Kommunist en bestreiten mit biefem Thema zu einem nicht unerheblichen Teil ihr Wahlprogramm. Der Tenor ihrer Ausführungen sowohl der Deutschnationalen als auch der Kommunisten ist etwa folgender: Die Wohnungsnot ist sehr groß, daß wir ihr in Berlin   noch nicht Herr werden fonnten, daran find die Sozialdemokraten schuld. Die Deutschnationalen wie die Kommunisten verschweigen bei diesen Ausführungen, die im Barlament, in der Breffe und in Flugblättern alle gleichlautend find, daß die Schuld am Wohnungselend und an der Wohnungsnot die Privatwirtschaft der Vortriegszeit trägt. Sie per­suchen aber auch, das von der Sozialdemokratie in der Nachkriegszeit auf diesem Gebiet Geleistete zu verringern. Dabei versäumen die Kommunisten nicht, hierbei zu behaupten, daß es in Rußland   auf diesem Gebiet viel besser aussehe und daß allein die Arbeit nach ihrem und nach russischem Programm die Beseitigung des Wohnungselends gewährleisten tönne. Gerade noch rechtzeitig, um den inneren Wert der kommunistischen   Behauptung nachprüfen zu tönnen, erschien ein Artikel in der Roten Fahne", von Wilhelm Swienty- Moskau ge­zeichnet. Der Artikel erscheint unter der Ueberschrift: Mostaus Kampf gegen die Wohnungsnot! Gewaltige Erfolge auf dem Gebiete des Wohnungsbaues und der Wohnungsaufsicht. Verschwinden des proletarischen Wohnungselends mit dem Aufbau der sozialistischen  Bohnungswirtschaft."

In einem Borwort der Rebattion wird gefagt: Radfolgender Beitrag enthüllt das Lügengeschwäß des ,, Bormärts über die Mos­fauer Wohnungwirtschaft. Der Artikel schildert in bantenswerter Offenheit, mie es in Moskau   auf diesem Gebiet bestellt war und was in den letzten Jahren geschehen ist. Obwohl diese Darstellungen ein unerhörtes Wohnungselend, mie es in Deutschland   in den schlimmsten Zeiten nicht festzustellen war, aufweist, fann es sich der Artikelschreiber zum Schluß nicht versagen, mit folgenden Worten zu schließen: Berlin  , die Arbeit für die werftätige Bevölfe­rung Hie hie Kommunalwirtschaft im Zeichen Stlarets! sozialistischer Aufbau in den roten Kommunen im Zeichen des Fünfjahrplanes hie finanztapitalistische ,, Sparbittatur" über die Rommunen, Zwei Welten, die nicht miteinander zu vereinen sind!"

,, Mostau

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Der Artifel beschäftigt sich zunächst mit dem Anwachsen der Be völkerung in der Stadt Mostau, eine Erscheinung, die auch Berlin  aufzuweisen hat, wenn auch nicht im gleichen Prozentverhältnis wie Moskau  . Er teilt dann mit, wieviel Quadratmeter Wohnfläche auf Den Kopf der Bevölkerung entfallen und stellt hierbei fest, daß diese Quadratmeterziffer vom Jahre 1912 ab bis zum Jahre 1930 sich in einem dauernden Rückgang befunden hat und von 7,4 auf 5,2 Qua dratmeter gefallen ist; der erste Nachweis für die Besserung" des

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Wohnungsbaues. In einer Tabelle stellt der Verfaffer fest, daß sich die Zahl der Personen, die sich durchschnittlich in den Wohnungen aufhalten müssen, von 1912 bis 1923 verringert hat. Die für 1923 aufgeführten Ziffern geben aber ein so erschütterndes Bild von der Anhäufung der Menschen in den Wohnun: gen, daß wir sie hier wiedergeben müssen, und daß es uns dringend notwendig erscheint, sie mit den Berliner   Zahlen in Vergleich zu bringen,

Nach der Angabe von Swienty verfügten 1923 in Moskau   über einen Wohnraum von 1 Zimmer und mehr 8,8 Prozent der Be­völkerung, in Berlin   verfügten im Jahre 1927 über den gleichen Wohnraum 50,3 Prozent der Bevölkerung. Bieder nach der Angabe von Swienty verfügten über ein halbes Zimmer d. h. es mußten zwei Personen sich mit einem Wohnraum begnügen 54,9 Proz. der Bevölkerung, in Berlin   waren es nach der Reichswohnungszählung vom 16. Mai 1927 40,9 Proz. der Bevölkerung. Swienty stellt dann weiter fest, daß 31,8 Bro3. der Bevölkerung über ein Fünftel bis zu ein halb Wohnraum verfügten, d. h. von der Gesamtbevölkerung mußten sich 31,8 Proz. in einem Raum aufhalten, der zwei bis fünf Personen zum Wohnen diente. In Berfin wohnten 1927 nur 8,7 Broz( und auch das sind immer noch viel zu viele!) der Bevölkerung in den gleidhjen mißlichen Wohn­verhältnissen. Beiter heißt es in dem Artikel, daß in Räumen, die mit mehr als 5 Personen belegt waren, 4,5 Proz. der Moskauer Be völkerung wohnen mußten. Unter dem gleichen Wohnungselend hausten 1927 in Berlin   nach den Angaben der Reichswohnungs. zählung nur 0,07 Broz. der Bevölkerung.

Bei einem Vergleich der vorgenannten Ziffern wird ber objektive Beurteiler selbstverständlich sofort die Tatsache beachten, daß die Zahlen aus Mostau aus dem Jahre 1923, die Zahlen aus Berlin  aber aus dem Jahre 1927 stammen. Er wird sich sagen, die Kommu nisten in Moskau   werden starte Anstrengungen gemacht haben, um die Verhältnisse in Moskau   gegenüber 1923 zu verbessern. Was sagt der Artikel hierüber? Er stellt fest, daß vom Jahre 1923/24 bis 1928/29 für 357 000 Menschen Wohnungen in Moskau   geschaffen worden sind. Er muß aber in dem gleichen Artikel die Feststellung machen, daß in derselben Zeit 960000 Menschen nach Mostau zugezogen find. Sachlich ist also dadurch fest­gestellt, daß die für 1923 angeführten Moskauer   Zahlen sich nicht ver­beffert, sondern wesentlich verschlechtert haben und

daß das Wohnungselend und die Wohnungsnot in Mostau von 1923 bis 1929 noch eine wesentliche Berschärfung erfahren hat. Das ist der gewaltige Erfolg" auf dem Gebiete des Wohnungs­wesens, der Aufbau der sozialistischen Wohnungswirtschaft" in Sowjetrußland. Nicht unbeachtlich sind noch die Darlegungen, die Swienty in seinem Artifel über die Finanzierung der Woh­nungen in Moskau   macht. Er sagt hierüber wörtlich folgendes:

Die Finanzierung des Wohnungsbaues geschieht durch Kredite der Zentralen Kommunalbank und der Moskauer   Stadtbant, die an die Baugenossenschaften( meist Gewerkschaftsorganisationen bzw. Fabriksowjets) bei einem Zinsfuß von höchftens 1 Proz., der aber in fehr vielen Fällen bis auf 4 Pro3. ermäßigt wird, auf 60 Jahre gegeben werden. Hinzu kommen Zuschüsse des Moskauer   Ar­belferrates und Zuschüsse aus der Industrie, die einmalige, nicht rüdzahlbare Beihilfea darstellen Ein Teil der Roften( bis zu 10 Pro3. der Kreditfumme) wird durch die Mitglieder der Wohnungsbaufoope. rativen felbft aufgebracht."

Mit dem zuletzt Wiedergegebenen stellt also Swienty fest, daß die Träger der Wohnungswirtschaft die Bauge #ossenschaften und die Bautooperativen sind und daß die Mitglieder derselben 10 Broz. der Kreditfumme einlegen

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Die

müffen, menn fie berhaupt zum Wohnungsbau ged langen wollen. In Berlin   fordert die Wohnungsfürsorge gesellschaft der Stadt Berlin   von den gemeinnützigen Bauorgani fationen, daß sie 3 Pro3. Eigenmittel nachweisen müssen. Es gibt auch eine Stelle in Berlin  , die eine Abänderung dieser Bestim mungen der Wohnungsfürsorgegesellschaft fordert und verlangt, daß auch den gemeinnützigen Bauorganisationen auferlegt werden soll, 10 Proz. eigenes Kapital nachzuweisen. Die Kreise, die diese Forderung in Berlin   erheben, find den Kommunisten nicht unbe fannt, es find dies die bürgerlichen Bertreter der Brivatwirtschaft. Die Darlegungen von Swienty zeigen in ihrer ungeschminkten Offenheit, wo das größte Wohnungselend zu suchen ist und wo positive Arbeit im Interesse der Werftätigen geleistet worden ist, und daß die Borwürfe gegen die Arbeit der Sozialdemokratie nichts anderes darstellen als elende Heuchelei.

Nach der eingangs wiedergegebenen Durchschnittswohnfläche, die auf den Kopf der Bevölkerung entfällt, hat jeder Mensch in Mostau 5,2 Proz. Quadratmeter Wohnfläche zu beanspruchen. Wie Fach­

fenner auf dem Gebiet der Wohnungswirtschaft, die Moskau   wieder­holt besucht haben, berichteten, beträgt der Anspruch für die Unter­mieter sogar mur 4,5 Quadratmeter pro Ropf. Es sei die Regel in Moskau  , daß eine Arbeiterfamilie über nicht mehr Wohnraum als durchschnittlich 15 Quadratmeter verfügt. Eine Küche wird von drei oder vier Arbeiterfamilien gemeinschaftlich benutzt, für jede Familie ist in der Küche ein Petroleumherd untergebracht, auf dem die Mahlzeiten bereitet werden.

So also sieht es in Wahrheit in dem gepriesenen Moskau   aus! Die Moskaujünger dürften mit ihrem Dummenfang wenig Erfolg haben. Die deutschen  Arbeiter und Angestellten werden sich am 17. November für die praktische und erfolgreiche Arbeit der Sozialdemokratie entscheiden. Das wird die einzig richtige Antwort auf die unproduktive Maul. athletik der Kommunisten sein.

RUND­

FUNK

AM ABEND

Montag, 11. November

Berlin  .

16.05..Erinnerungen an Alt- Berlin." Paul Lindenberg  . 16.30 Konzert.

17.30 Aktuelle Abteilung. 18.00 Hotel Bristol: Unterhaltungsmusik. 18.50 Otto Specht:

Jagdliche Sitten und Gebräuche".

19.10., Staatsbürger und Kommunalwahlen", Ministerialrat Hans Goslar  . 19.35 Aktuelle Abteilung.

20.00 Lieder.( Björn Talén, Tenor. Am Flügel: Bruno Seidler- Winkler  .) 20.25,, Was haben Sie gegen Gedichte?" Mitwirkende: Gina Meyer, Felix Hollaender  .

21.00 Volkstümliches Orchesterkonzert.

22.30 Funk- Tanzunterricht. Anschließend Tanzmusik.

0.30 Nachtmusik.

Königswusterhausen.

16.00 Französisch( kulturkundlich- literarische Stunde). 17.30 Dr. Karl Beck: Gottfried Keller   in Berlin  . 18.00 Prof. Dr. F. Lampe: Marco Polo.

18.30 Englisch   für Anfänger.

18.55 Viktor: Winterarbeiten am landwirtschaftlichen Maschinenpark. 19.20 Dir. Jany: Kartoffeln als Pferdefutter.

19.35 Hermann Sörgel  : Das Sörgelsche Paneuropa- Projekt. 19.55 Kroll- Oper( Am Platz der Republik): Hans Heiling  ". Von Hclurich Marschner. Dirigent Fritz Zweig  .

Berantwortl. Für die Redaktion: Bolfgang Schwarz, Berlin  : Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Berlag: Borwärts Berlag 6. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Buch bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co.. Berlin   SW 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.

Direktion

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