Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
10 Pf.
Nr. 10
85 47. Jahrgang
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Dollaranleihe für die BVG.
Vor dem Abschluß eines 100 Millionen- Mark- Kredits.
Die Berliner Berkehrs- Aktiengesellschaft( BPG.) steht seit län gerer Zeit mit einem ameritauischen Bautentonjor. fium wegen Gewährung eines langfristigen Auslandsfredifes in Berbindung. Diese Berhandlungen find jetzt in ein entscheidendes Stadium getreten. Es handelt sich um einen Betrag von 25 Millionen Dollar. Die näheren Bedingungen der Anleihe find allerdings bisher nicht bekannt. Der Abschluß des Kredites ist noch nicht völlig perfekt. Jedoch werden die Aussichten allerdings äußerst günstig beurteilt. Wie wir erfahren, hat ein deutsches Bantenfonfortium, es soll sich um den Danatfonzern handelt, der BBG. auf Grund des günstigen Standes der Verhandlungen bereits einen Borschuß gewährt.
Verkehrsrekordjahr 1929.
Das zweite Jahr im Zeichen des Einheitsfahrscheines.
Nachdem bereits die Reichsbahn mitgeteilt hat, daß fie im Stadt, Ring- und Vorortverkehr eine Steigerung von zirfo 6,5 Proz. an Fahrgästen zu verzeichnen hat, ergibt sich nunmehr aus den Schäzungen der Verkehrsergebnisse der BBG., daß hier ungefähr derselbe Prozentsatz an Verkehrszunahme gegenüber 1928 zu verzeichnen ist.
Fälscher und Nationalhelden.
Der zweite Tag im Tscherwonzenfabrikanten- Prozeß.
dieses Komitees agitiert, habe im Jahre 1924 den Aufstand gegen die Sowjetregierung provoziert und später, als sie sah, wieviel blutige Opfer es dem georgischen Volke gekostet, versucht, mit der Sowjetregierung in Beziehungen zu treten. Diese habe aber erflärt, sie wolle nur mit Karumidie verhandeln. Der Präsident der georgijchen bolichemistischen Regierung Eliawa jei mit einem Flugzeug ins Ausland gekommen und habe mit Karumidje eine Unterredung gehabt. Ueber den Inhalt dieser Besprechung will er nichts sagen, darüber würde Karumidje sprechen.
Die heutige Morgenfihung gehörte dem Angeklagten Sada.| stische Regierung, so behauptet S., habe aber gegen die Oberhoheit thiergschwili. Es war ganz unterhaltend. S. ist nicht auf den Mund gefallen. Er ergänzte in gutem Deutsch, was Karumidje gestern zwischen Pathos und Aufregung vergessen hatte. Er legte die politischen Zusammenhänge seines Vaterlandes dar, beging dabei kleine Geschichtsfälschungen, sprigte ein wenig Gift gegen die Sozialdemokratie Georgiens , erhob Karumidfe zu einem nationalen Heros und erzählte, in welcher Weise er und seine Freunde unter Ehrhardts Fittichen deutschnationale Politif getrieben haben. So ficher er feine fleine Geschichtsfälschungen vornimmt, so unsicher wird er, als er von seiner Teilnahme an den Ticherwonzenfälschungen erzählt.
Bafilius Sadathie raschwili ist im Jahre 1899 als Sohn eines Oberingenieurs geboren, fam im Jahre 1917 nach Deutschland , besuchte die geschlossene Mittelschule in Ettal in Bayern , tehtte nach Tiflis zurüd, hatte furze Zeit Anstellung in einer Kon stantinopeler Bank und war im Jahre 1921 wieder in Deutsch Land, hielt sich zuerst in Wien auf, sodann in Hamburg , wo er statt einer Stellung eine Braut sand, studierte in Wien Technik und tam im Jahre 1925 nach München . Hier wurde er gegen ein Monatsgehalt von 100 M. Brivatsekretär bei dem Fürsten " Ver. mont Awaloff . Gleichzeitig war er mit der Herstellung eines geor: gisch- Deutschen Wörterbudjes beschäftigt. Borsitzender: Was hatten geklagter: Ich hatte die Korrespondenz mit seinen politischen Freun Sie denn als Pripatsekretär des Fürsten " Awaloff zu tun? An den zu erledigen. In diese Zeit fällt auch die Aufnahme der Beziehungen des Angeklagten mit dem Kaukasischen Komitec in Paris , das mit Ehrhardt in Verbindung stand. G. fuhr zweimal nach Paris , wo er auch den georgischen Nationali
Es war das zweite Jahr im Zeichen des Einheitsfahr scheins und eines weiteren Ausbaues des Linienneges. Nach vorläufigen Schäzungen betrug der Gesamtvertehr auf Schnellbahn, Omnibus und Straßenbahn im Jahre 1929 zirfa 1482 MilTianen Fahrgäste gegenüber 1390 Millionen im Vorjahr. Das ist also eine Zunahme von zirka 92 Millionen Fahrgästen. Im Jahre 1928 betrug die Steigerung zirka 10 Broz, während sie fich für 1929 auf 6,6 Proz. beläuft. Das Tempo der Zunahme hat aljo nachgelaffen. Der Anteil der drei verschiedenen Verkehrsmittel an dieser Gesamtzahl hat sich nur unwesentlich zugunsten des Omnibusies verschoben Die Straßenbahn beförderte mehr als 60 Proz. aller Fahrgäfte. Bemerkenswert war, daß leit dem Frühsten Kedijua fennenlernte. Sadathieraschwili schildert nun die poliling der Omnibus fast regelmäßig mehr Fahrgäste beförderte als die Schnellbahn( eine Folge der in diesem Jahre in großer Zahl eingeführten Dreiachser und gedeckten Wagen), allerdings zum Schluß des Jahres, von Oftober ab, waren die Ergebnisse von Schnellbahn und Omnibus ziemlich gleich. Infolgedessen schneidet im Gesamtergebnis die Schnellbahn noch mit einem Mehr von einigen Millio nen Fahrgästen besser ab als der Dmnibus.
Insgesamt wurden schäßungsweise von der Straßenbahn 928 Millionen, vom Omnibus 275 Millionen und von der Schnell bohn 279 Millionen Bersonen befördert Der verkehrsreichste Monat des Jahres( Dezember ist hierbei nicht berücksichtigt) war der Oftober.
Tariferhöhung auch in Paris . Kommunalisierung der Verkehrsmittel wird gefordert. Baris, 7. Januar. ( Eigenbericht.)
Die zum 1. Januar beschlossene Erhöhung der Tarife für Untergrundbahn, Autobus, Straßenbahn, Gas, Wasser und Elektrizität ift auf einer Sigung der Sozialistischen Partei des Seine- Departements eingehend besprochen worden. Abg. Fiancette, der zugleich Stadtverordneter in Paris ist, erklärte, die Erhöhung sei unver meidlich gewesen. Da in den städtischen Berkehrs., Wasser und Lichtbetrieben der Lohnanteil 70 Prozent der Kosten betrage, hätten nur so die notwendigen 2ohnaufbesserungen durchgeführt werden können In der Aussprache murde wiederholt hervor gehoben, daß die Erhöhung der Tarife in ben Berbrauchertreisen Scharfen Protest ausgelöst habe. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der die Kommunalisierung der Pariser Berkehrsmittel gefordert wird. Die Berträge mit den Unternehmungsgesellschaften sicherten diesen zu hohe Gewinne.
Strafantrag Severings.
Gegen lügnerische Behauptungen der„ Roten Fahne". Der Reichsinnenminister hat gegen bie ,, Rote Fahne", die dieser Tage zweimal die Behauptung aufstellte, das vom Hamburger An geiger" veröffentlichte tommunistische Geheimrundschreiben jei im Auftrage Severings vom Bressereferenten des Ministeriums gefälscht worden, Strafantrag gestellt.
tischen Zusammenhänge in seinem Vaterlande. Im Jahre 1917 marschierten im Rautajus deutsche Truppen ein. Sie wurden von der Bevölkerung als Befreier empfangen, sie unterstützten Georgien in feinem Kampfe gegen die Türkei . Als die Entente den Befehl gab, die deutschen Truppen zu intermieren, wurden sie in mit Blumen geschmüdten Zügen bis an die Grenze gebracht. Die Entente rächte sich dafür, indem sie die armenische Armee in deren Marsch gegen Tiflis unterstüßte. Die Armenier wurden von den Georgiern geschlagen, mußten aber ihren Vormarsch angesichts Englands Drohungen einstellen. Nach der Oftupation Georgiens gegen die Sowjettruppen wurde im Lande ein paritätisches Komitee für die Befreiung Georgiens gegründet, dem sämtliche Parteien, die Sozialdemokratie eingeschlossen, unterstellt waren. Die menschewi
Die Fälscher
vor Gericht.
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Der Angeklagte Karumidje ( corn links) im Verhör. Der Vorsitzende, Amtsge richtsrat Dr. Wartenberge
( rechts).
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Georgisch- deutschnational.
Nach dem Aufstande, fährt der Angetlagte fort, wurde eine gecinte nationale Front geschaffen, die eine nationale Boutik befolgen sollte. Karumidfe war einer der Führer. Er nahm in Deutschland die Fühlung mit denjenigen Männern, die er seit dem Einmarsch im Jahre 1917 tannte und fam durch diese auch zu den rechtsgerichteten Parteien. Während diese den Georgiern militärtechnische Hilfe leisten sollten, wurde eine moralische Unterstützung bei den Mittelparteien gesucht. Die Aufgabe ging dahin, die Sowjetregierung zu stürzen. Das deutsche Volt war aber allzu zersplittert, kämpfung der Kommunisten in Deutschland die deutsche nationale die nationalen Georgier jahen sich verpflichtet, im Interesse der BePolitik zu unterstützen, die Möglichkeit der Einsetzung einer natio nalen Regierung zu schaffen.. Karumidse habe aus diesem Grunde Dr. Weber sowohl wichtige Dokumente als auch InAusland geliefert. Borsigender: Und das falsche Geld follte formationen über verschiedene Stellen in Rußland und im eben als Mittel im Kampfe dienen? Wieviel Geld brauchten Sie? Und was wollten Sie mit dem alten Gelde erreichen?
Angeklagter: Einerseits hofften wir in Sowjetrußland eine Inflation zu verursachen, andererseits Mißtrauen gegen den Tscherwonetz zu erwecken und die Sowjetregierung auch in ihrem Handel mit perfifchen und türkischen Kaufleuten zu zwingen, mit Dollar zu zahlen.
Das Falschgeld sollte im Orient gedruckt werden. Vorsigender: Erzählen Sie, wie sind Sie mit Karumidse bekannt geworden? Angeklagter: Ats Privatsekretär Awaloffs fungierte ich einmal als Dolmetscher bei einer Unterredung zwischen ihm und Karumidje. Karumidje sondierte den Boden, ob ich für ihn zu brauchen sei und weihte mich in die Falschgeldfabrikation ein. Er bat mich, die Druckerei zu besuchen, in der Schneider und Kipping ar beiteten. Ich fand, daß ihre Arbeit äußerst schmutzig ist und sogte