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(2, Fortsetzung.) Eine unbestrittene Wahrheit", sagt« der Vikar.De Briese hat das auch schon gesagt. Slls man ihm vorwarf, sein Verfahren ruiniere das Land, weil man dann überall, auch fern von der Lys, rösten könne, sagte er: Ja. die Besitzer der Ly-user werden viel' leicht ruiniert, aber nicht verändert werden wird der Geist der Menschen, deren Vorfahren hier schon den Flachs geröstet haben. Die Werden nicht außer Landes gehen. Im Gegenteil: ich habe ihnen doch die Möglichkeit gegeben, hier ein Neines Vermögen zu erwerben." Julius Debakker gab dem Vikar recht. Er gab ihm zuletzt immer recht.Ich bin nicht aus einer Familie", sagt« er,in der man mit dem Priester streitet." Sem Sirchenswhl stand rechts aus der Empor«. Jeden Sonntag kniete er da: im Sonntagsstaat und durchaus gläubig. Er hatte die Erfindungen De Vricse» ausgenutzt und befaß jetzt die bedeutendste Flachsrösterei im Lystal. Ber- größern wollte er st« nicht mehr. Constant Leynfeele würde eines Tages vielleicht zehn Bottiche im Fluß schwimmen haben und den Ehrgeiz dazu, es auf zwanzrg zu bringen. Debakker aber konnte nicht daran denken, es auf zwei- huitbert zu bringen. Den Mangel an Arbeitskräften ersetzt« er durch fortgefchrittenere Technik. Cr stellte Maschinen auf zum Dreschen und Hecheln. Die Glocken von Eourtrai läuteten den Abend ein. Für die Arbeiter war das das Ende der Arbests-eit. Einige jagten auf chren Fahrrädern nach Hause, die anderen trappten in ihren Holzschuhen den Weg entlang. Leynseeles Leute mußten die Stiegen bis an das Ende des Feldes aufstellen. Um«in halb steben Uhr waren st« damit fertig. Die Sonne schien immer noch heiß auf den leuchten- den Fluß. Dies Jahr werden wir gut verdienen" sagte Constant zu SHia.  Tagsüber trocknet der Flachs gut, und nachts kann man auf dem trockenen Boden gut laufen, wenn man den Tabak über die Grenze schosit." Julia war wie immer der gleichen Meinung. Sie war glück- lich, wenn sie nach schwerer Tageearbeit mit Constant abends nach Hause spazieren konnte, so ganz gemächlich. Sic war stolz aus das Zusammensein und freute sich auf den Kuß, den sie sich nun zu gebe» wagten, wenn nienwnd sie sah. Das war nicht so leicht in einem Lande, tae flach lag wie«ine Tenne und in dem immer viele Menschen mterwegs auf Arbeit waren und weithin über die Felder spähten. Die beiden waren einfach, keusch und ernst. Constant sah zurück über da? Feld nnt den aufgestellton Stiegen. Cr warf gern einen betrachtenden Blick über seine Arbeit. Diese Reihen trocknenden Flachses beglückten ihn mehr als dos Sonnen- leuchten in der Lgs. Dann sah er das Mädchen an: erfüllt von aufrchtig'r Liebe. Er war ein glücklicher Mensch. Der Wind kam von der Sonnenseite. Die langen Schatten der Mühlenflügel glitten in rascher Folg« über die Erde, wie hastige Gesten eines erregten Beters, der sich bekreuzigt und wieder und wieder bekreuzigt voller Angst, nicht einzugehen in die Seligkeit des Parodicsee. In den Feldern hielt sich kein Unkraut. Ueppig wogte das sanber« Ko-n und über ihm segelten die Schwalben. In einer Fülle goldenen Abendlichts wanderten die Liebenden.
Die Lys" begann sich zu verfärben. Ein langer Streifen am Horizont schien ihr Spiegelbild �u sein. Der Himmel strahste itz flüssiger Klarheit. Sanft und zart sind die Töne im feuchten FlenNern. Da oben, jenseits der Trockenwiesen, arbeiteten emsig Männer im Flachsfeld, das im März gesät war. Mit gebeugtem Rücke» packten sie die Stengel um die Mitte: rissen iimner eine Handvoll heraus und legten sie nieder. Lcynfeel« zog aus einem Haufen an der Straße einen grünen Halm und maß seine Höhe. Ein Meter fast. Das wird was", sagte er und legte sorgfältig den Halm zurück auf den Hausen. Mit eigenen Händen wird er ihn bearbeiten. Vom Feld her kamen drei Frauen: eine alte und zwei sechzehn» jährig« Mädchen. Die Holzschuhe klapperten. Julia sagte ihnen Guten Abend". Bei dem Wetter wird es gut trocknen und, sich gut dreschen lassen." Großartig", ergänzte Constant.Schweres Korn und langes Strob." Alle kehrten in die Stadt zurück. Julia Bondael wohnte in der Hochstraße. Hoogweg, wo ihr Vater«inen Flachsladen hatte. Constant legte seine Pfeife auf die stelnern« Türschwelle. Der alte Bandael war glattrasiert: er sah aus wie ein Messe- Prediger. Als die beiden eintraten, nmt« er Flachshede, die er den kleinen ländlichen Flachsbrschern abkaufte. Die Mischung stellte er selbst zusammen: so wie es die Kundschaft wünschte und es seinen eigenen Interesien entsprach. Aus dem Raum, in dem der Flachs lagerte, führte ein« Tür auf die Straße. Ein« Tür mit Zwei Flügeln, die übereinander lagen. Schlug man die obere Hälfte zurück, so konnte der Kunde von der Straße aus den Flachs besichtigen oder der Händler tonnte sick mit den Ellbogen auf die Kante des unteren Flügels stützen, um nach Kunden auszuspähen. Spitzenorbeiterinnen, die vor der Tür standen, steckten ihr« Zehen unten durch. In diesem Land« bestreut man die Fußböden sorgfältig mit Sand, und die Frauen lausen im Winter auf Strümpfen, im Sommer immer nur barstiß. Auf dem Fensterbrett' stand ein« rote Geranie. Dort saß ein sungcs Mädchen mit einem Kisten auf den Knien, das mit Nadeln ge° spickt war, die Giasköpfchen trugen. Diese Arbeiterinnen, die die Augen übermäßig anstrengen müssen, kam» man von der Straße au» sehen. Sie rücken des Lichtes wegen so dicht wie möglich an das Fenster. Hier war es ruhig. Geröstet wurde in Sonne und freier Luft: verkauft aber tm feuchten Dämmer. Nur dies erhielt dem Faden Weichheit und Gewicht. Bater Bandael hatte im Leben nur zweierlei getrieben: Flachs- Handel«nd Tabakschmuggel. De» Flach» verkaufte er den Eng-
ländern: Tabak sryivuggell« er nach Friakreich Es war nicht so einfach, auf dem Markt Käufer zu finden, die sich übers Ohr hauen ließen, oder Zollbeamte an der Grenze bei Meenen. die«in Auge zudrückten, wenn es zwei Uhr morgens schlug. / Sein Leben lang hatte sich Bandael gemüht» mit Ausdauer und ! Schlauheit, etwas vor sich.zu bringen. Flachs anfosten aber mochte ihn glücklich. An diesem Abend hielt er beim Eintritt der beiden einen Strang in der Unken Hand und glättete ihn mit der Handfläche der rechten. Diese betörenden blonden Fäden reizten die Hände der Mann« wie eine Frau. Sie wurden nicht müde, sie zu berühren. Ion Bandael war trübselig, wenn er eine Zeitlang seine lange Pfeife missen mußte od« seinen Schoppen Bier: aber trübselig« war er, wenn er keinen Flachs streicheln konnte. Eonftant berichtete ihm, wie es mit der Arbeit an der Lys stand, und daß man noch in dieser Rächt nach dem Flachs in den alten De-Briese-Bottichen sehen müßte. Bandael deckte einen kleinen Zwanzig-Kilo-Ballen Tabak auf, der hinter den großen Flachsballen log. Wenn du die Nacht doch heraus mußt, dann bring dos nach Frankreich  ." Warum willst du es n-cht Oustrebon überlasten", fragte Julia: der handelt doch mehr mit Tabak als mit Flachs. Auf«ininal hast du also Angst vor den Zöllnern. Mich hast du nie zurückgehalten. Ich möchte mal wissen, was wir oerdient hätten, wenn wir nur den Flachs gehabt hätten, damals als die großen Herren allein an der Lys herrschten. Will man mit hem Schmuggel anständig verdienen, muß man eine Meute haben und Pferde. Himbe habe ich gehabt, zwölf Stück, ober leider niemals Pferde, sonst wäre ich heute so reich wie Julius Debakker. Was meinst du wohl, damals, Neimzehnhundertvierzehn, was damals gefällig war. Die französischen   Zollwächter hoben sich zusammen- getan und«in eigenes Regiment gebildet Di» ganz großen Schmuggler haben täglich, auf Wagen, dreitausend Kilo Tabak nach Rouboir geschafft. Bis nach Paris   ist belgisch« Tabak gekommen. Heute, heute kaufe ich Bottiche in der Lys, anstatt«inen Wagen fürs Schmuggeln, lind mit Pferden hat es heute auch keinen Sinn mehr: man muß cm Auto haben. Aber eine Nein« Lost auf dem Buckel rüberschassen, was ist dos schon«in Spaß für einen Mann." Bandael Höne auf zu arbeiten. Im Dämmerlicht kann man leicht falsche Schattierungen wählen.Mit Abendaugen bringt man nichts Gutes zuwege", sagt««r. Sie gingen in die Küche, um zu essen und Bier zu trinken. Ein kleines secljsjähria«» Mädchen spielt« dort. Gerade versuchte st«, an -einem roten Stoff zu nähen. I-.ttio faßte sie mitsamt Ihrem Stoff und hob sie mit rascher Bewegung hoch. Lachen sollst du! Ich laß dich nicht eher runter, bis du lachst", drohte die ältere Schwester mit fröhlich blitzenden Augen. Di« Kleine juchtc und schalt die Katze, die sich in die Enden des Stoffes gekrallt hatte und ihn auf den sandbcstreiitsn Steinfliesen hin- und herzerrt« Julia drückte die Kleine an sich, schaukelt« sie und während die
Wanduhr mit dem zinnernen Ziffernblatt eben acht Schläge schlug, küßte sie sie bei fedem Schlag. Die sind wohl nicht all« für sie gemeint", lächelt« Mutt« Bandael. Julia lachte und setzt« den Kaffee auf den blitzenden Herd. Bor der Tür schnüffelte der Hund an Constants Holzschul)«n. Der säuec- liche Geruch des Röstens erfüllte das ganze Haus. Die Fenster- gardinen waren so wett als möglich hochgehoben. Mutter Bandael wollte dos letzt« spärliche Tageslicht für ihre Klöppelarbeit aus- nutzen. Leise klapperten die Klöppel und spielten im Rhythmus mit der tickend-u Wanduhr, deren blanker Messingpendel sich leuch- send abhob von der geweißten Wand. An einem langen Nagel unter einer Leinendecke hing Constants großer Bogen und Köcher. Alle diese Menschen kannten keine Muhe. Sic überstürzten sich nicht, aber hatten doch immer etwas in den Händen. Eine fleißige Raste: geschickt für grobe und feine Arbeit zugleich. Sie sonnten Ziegel und rösteten Flachs, schmuggelten Tabak und klöppelten Spitzen. Das Abendbrot bestand aus zwei Gerichten: Pellkartoffel und gebratene Heringe. Di« Butter war in einen Topf geknetet. Es ging der Familie Bandael gut: aber sie blieb bei ihrer alten Lebens- weife. Und vor dem Esten bekreuzigte sich jeder. Alle sprachen nur von ihrer Arbeit: die Frauen vom Wischen und Scheuern, von Kochen und Wäsche: die Mann« vom Flachs und vom Schmuggel. Jan Bandael pasjte behaglich und trank sein Bier. In diesem Augenblick ging der Französier Lammertyn am Laden vorbei. Flandern   den Flamen", rief Eonstont zu ihm herüber; worauf Lammertyn erwiderte: Der Pfaffe hat weder geröstet noch jemals gehechelt. Der ist nicht bei uns geboren und treibt nicht uns« Gewerbe. Und der Jesuit, der hier während de» Krieges gepredigt hat. hat über die Hand geblasen und gesagt: Soviel bleibt übrig von Frankreich  . Und? Für dich und für die Pfaffen ist Frankreich   wohl der Teufel." Antichrist! der Antichrist!" schrie Constant voller Wut. Aber Lammertyn hatte teme Angst vor dem Antichrist. Er ont wartete nicht und lachte nur. Einem Kerl wie dir sollte man den Schädel einschlagen!" Der alt« Bandael umarmte Eonftant. Ihm gefiel der Mut des jungen Mannes heut« abend. Lammertyn ging wortlos weit« und pfiff die-Braban�onn«, die belgische Nationalhymne. Constant brannte auf Arbeit. Um 10 Uhr sollte er nach den i Bottichen sehen, es blieb ihm aber noch etwas Zeit. Er entschloß sich, den Vikar Raepsnet zu besuchen. Der wohnt« neben der Back- steinkirche. Als Eonftant bei ihm eintrat, faß er vor einem mit Büchern und Zeitschriften überladenen Tisch. Neben Werken kotho- lischer Autoren lagen solche in flämischer Sprache. Der Dikar beherrschte Leynseele. Andächtig lauscht« dieser den Worten des Priesters. De Briese ist unglücklich", sagt« Raespaet.Bon uns erwartet er Rettung für sich und Flandern  . Sollen hie Herren Franzosen in Drüstel und Paris   zu bestimmen haben, ob ein Flame Flandern  oerlasten soll? Das ist unsere Angelegenheit und mutz in flä- inischer Sprache abgemacht werden. Gibt es eine schönere Sprache? Ick) meine, es wäre das krästigste und ausdruckvollste aller Idiome. Wir wollen jedenfalls, daß eins unserer größten Landeskinder «in wirklich« Retter und Wohltäter irt seine Heimat zurückkehren kann. Er' war ein guter Katholik und ein echter Flachsbauer. Sehr wichtig ist, daß wir möglichst stark im christlichen Berbond ver- treten sind, damtt w'r uns bei den Wahlen durchsetzen. Wir müsten ununterbrochen werben: neue Anhänger, in allen Gemeinden. Hier zählen wir tausend: ebensoviel wie die Sozialisten. Das Dorf Harlebek« ist sozialistisch, Breghem christlich: in Heule und Wewelghem halten stch beide die Waage."(Fortsetzung folgt.)
Rätsel-Ecke desAbend",
»MNlMMMMttMMIMMMtt'MMlMMMMUMMwlUNIIMM
Kreuzworiräisel. Waagerecht: 1. Besördc- rungsmittel; 7 Ort In Tirol: 8. Fluß in Italien  : 9. Operette von Ktlbert: lv. selten: 11 Tee aus englisch  : 12. mit Haren  bedeckt« Tierhaut: 13. Element: 14 eine Kur>«nins  «: 17. Fluß in Olrpreußen: 18 Burggötim von Karthago  : 10. nordische Gottheiten(Mehrzahl). Senkrecht: 1. rheinische In- dustriestadt: 2. wesifälische Landschaft: 3 Teil des Hauses 4 deutscher �Schriftsteller: S. athenischer Staatsmann: 6 einstige Bewohner von Skandinavien  : Id. Papstnam«: 16. Gebirge auf Kreta  . KS.
Verwandlungsräisel. Dos Wort Bater ist in fünf Zwischenstufen in da» Wo« Feuer zu verwandeln, und zwar ist jeweils der durch«in Kreuz bezeichnete Buchstabe durch einen anderen zu ersetzen. dl.
55 Magisches Quadrat. Die Buchstaben sind so umzustellen, daß waagerechte und senkrechte gleich lauten Die Wörter bedeuten: 1. Winterkurort in Südtirol  : 2 Meerestier: 3 dänischer Dichter: 4. deutscher Politit« fi: 5 Frauenname. ps.
Kapselrätsel. Aus den nachstehenden Wörtern sind je drei(aus dem letzten Wort vier) aufeinanderfolgende Buchstaben zu entnehmen, die, richtig zusammengestellt, ein Sprichwort ergeben: Werbung, Bor- wörts, Heinrich, Emblem. Platin, Kutter, Schrift, Backtrog. Kan- dar«, Hofnisch«, Nacht'gall, Rinde, Stirnwand, Wildgans, Darlehen (ch und fch je ein Buchstabe). alc. (Auslösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)
Aullö'ung der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel: Waagerecht: 1. Lanolin: 7. Homer  : 10. Reh: ll. er; 12. Anrede: 14. Ah: IS. Rezept. 18. r«: 19. Halma  : 21. Autobus. Senkrecht: 2. Ah: 3. Nora; 4. Omen; 5. Lehre; 6. Bäckerei; 8. Freiheit: 9. Kanzel; 11. Eduard: 13. Legat: 16, Polo: 17. tumb: 19. Hu; 20. Au. Silbenrätsel: 1. Drama: 2. Eden: 3. Reblaus; 4. Bäckerei: 5. Reichenbach: 6 Avus: 7. vanille: 8. Epinal  : 9. Maßstab: 10. Attest: 11. Notsitz: 12. Nasiau; 13. Düppel: 14. Empor«: IS. Netz- haut; 16. Konkurrenz: 17. Tintenstift.  Der brave Mann denkt an stch selbst zuletzt." Rösselsprung: Sagt ja.zum Leben, was es euch auch bringt, Ob wehmutsvoll der Harfe Satten schwingen, Ob es von Sonnenschein und Liebe singt- Sagt sa zum Leben, und weon's euch gelingt, So seid ihr stark, und niemand kann euch zwingen, Wohl dem. der um die höchsten Preis« ringt. Sogt ja zum Leben, was es euch auch bringt! Schieberätsel: Cri»p!en, David, Heilmann, Lieb'necht. Wels, Ströbel, Künstler. Schöpslin, Belms, Simon. Sender, L.tke. Silberschmidt. Lerwandlungsoufgab«: 1. Mangan: 2. Mandat: 2. Mandel: 4. Marder  ; S. Herder; 6. Heller; 7. Kepler; 8. Kupfer: 9. Kuppel. Berwandlungsrätsel: Nagel, Amme, Rate. Riemen. Else, Ras«, Mall. Ader, Chor, Siegel, Echse, Name, Alm. Norm. Bast. Eichel. Geste, Ost. Sonne. Sumpf. Eid. Nest.»Narren wachsen undegoffen."