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Die Neunte" in Prag .

Chauvinismus fchädigt Kunst und Künstler.

3wischen der deutschen und ber tschechoslowakischen Republit bestehen gute nachbarliche Beziehungen. Im Tschechenstaat bessert sich das Verhältnis zu der deutschen Minderheit um so mehr. als auch deutsche Politiker in der Staatsregierung figen. Ein starkes Zeichen dieser Besserung war es, daß der Deutsche Männergesang­verein in Brag aus Anlaß des 80. Geburtstages des Präsidenten Masaryk eine Fest aufführung von Beethovens Reunter Sinfonie veranstaltete. Dabei wirfte das bedeutendste tschechische Orchester, die Proger Philharmonie, mit unsere Leser tennen das gewaltige Wert Beethovens und wissen, daß dem Schlußcho: An die Freude" der Gesang von vier Soloftimmen vorangeht. Zwei dieser Solopartien waren nun durch Künstler befeßt, die in Berlin tätig find: das Mitgheb ber Staatsoper Fraulein Novotna, eine Tschechin, und der im Gastspielverhältnis zur Staatsoper stehende sübslavische Sänger Riavez. Als Dirigent fuhr der Kapellmeister Alexander 3e mlinski mit.

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So hatte alles in voller Harmonie verlaufen tönnen, wenn nicht bas Hegblatt Narodni Listy" die Entdeckung gemacht hätte, daß slavische Künstler in Prag nicht deutsch singen dürfen. Zunächst be tam es in die Partnerin des Fräulein Novotna, die Prager Sängerin Krasova mit der Angst; sie erflärte, fie tönne nicht genug deutsch. Herr Riavez wiederum, der Südslave, versicherte, er lönne nicht tschechisch fingen, wenn es durchaus nicht deutsch sein dürfe, so fönnte es nur französisch sein. Somit bestand die angenehme Aussicht, daß die Soli in drei verschiedenen Sprachen gesungen werden würden; Turmbau von Babel statt Bölterverbrüberung. Schließlich schloß man ein Kompromiß: die beiden Damen sangen tschechisch, die beiden Herren und der Chor deutsch. Es blieb damit die lächerliche Taftlosigkeit, daß bei einer Ehrung, die Angehörige der deutschen Minderheit dem Präsidenten zugedacht hatten, der deutschsprachige Charakter der Veranstaltung nicht aufrechterhalten wurde, und daß die deutschen Verse Schillers von einem Teil der Sänger in tschechischer Uebersetzung gesungen werden mußten.

Nun hat dieser Standal seine Bellen auch nach Berlin ge schlagen. Er hat nicht mir in der Presse scharfe Kritit gefunden, sondern auch amtliche Folgen gehabt. Der Generalintendant hat der Sängerin Novotna und den Kapellmeister Zemlinski bis zur völligen Klärung der Angelegenheit vom Dienst suspendiert: Fräulein Novotna, weil sie der nationalistischen Pression nach gegeben und tschechisch gesungen hat, und Herrn Zemlinſti, weil er erklärt haben soll, ihm sei es gleich, in welcher Sprache gesungen

würde.

Uns scheinen die beiden Künstler in diesem Standal mur Objekte zu sein. Die eigentlich Schuldigen figen in dem fleinbürgerlichen Chauvinistenlager Prags , in dem man von dem Rosmopolitengeist Beethovens, Schillers und Mafarnts noch nie einen Hauch ver­spürt hat. Die Angst vor der deutschen Sprache, die z. B. auch in den Straßen Prags Inschriften in allen Sprachen der Welt, mur nicht in der deutschen buldet, ist der Ausbruck eines Seelenzustandes, der alles andere ist als nationales Selbstbewußtsein. Der Geist fleinlich gehässiger Berfolgungssucht schafft Berhältnisse, die für beide Teile unwürdig sind. Er hat es verstanden, aus einer Chrung der Deutschen für ben Tschechen Masarnt einen blöden Standal zu machen.

Ein riesiger Steuernachlaß. 1,75 Millionen bei der Zudersteuer in einem Falle- Auf flärung erforderlich.

Struveshof

Struveshof. Struveshof.____________

Zum Ueberfall der Kommunifien auf die Fürforgeerziehungsanftalt.

Rot Front!

Derr Direffor, ich glaube- wir friegen Zugang!"

Bertagung als Rettung?

Ein Vorschlag Grandis.

London , 24. März.( Eigenbericht.) Der italienische Delegierte Grandi hat in seiner heute abend stattgefundenen Unterredung mit Mac­Donald einen Plan unterbreitet, der darauf abzielt, die Flottenkonferenz vor einem völligen Zusammenbruch zu retten. Seine Vorschläge bewegen sich in folgen der Richtung:

Die Konferenz möge sich auf sech 3 Monate ver tagen. Während dieser Zeit sollen Frankreich und Italien den Versuch machen, zu einer freundschaft lichen Verständigung zu kommen. Beide Länder sollen fich verpflichten, während dieser Zeit keinerlei neue Schiffe zu bauen. Macdonald soll als Präsident der Konferenz während dieses halben Jahres Frankreich und Italien als ehrlicher Matler" zur Verfügung stehen, falls eine derartige Vermittlung von einer der beiden Parteien gewünscht wird.

Tausend Mark find genug!

Das Reichsgericht entscheidet gegen die Prominenten. Die Nichtigteitstage, mit der 24 Prominente der Dpernbühne, Darunter Michael Bohnen , Slusnus, Richard Lauber, Barbara Remp. Mafalda Salvatini und andere, die von Deutschen Bühnenverein festgefeßte Gagenbeschränkung für Gaft fpiele auf höchstens 1000 Mart pro bend zu Fall zu bringen ver. juchten, ist gestern vom Reichsgericht endgültig abgewiefen worden.

Wie aus guter Quelle verlautet, ist dieser Plan von der britischen Delegation günstig aufgenommen worden. Eine Verwirklichung dieses Vorschlages würde, wie man in London vermutet, den Abschluß eines Drei mächte paktes vor der Vertagung nicht ausschließen. Schwerer Arbeitskonflikt in England. Bor der Stillegung der gesamten Wollindustrie.

Condon, 24. März.( Eigenbericht.)

Die Wolltegtilarbeiter von Yorkshire haben in einer Urabstimmung mit einer Mehrheit von 7: 1 die von den Unter­nehmern geforderte Lohntürzung verworfen. Der nächste Schrift wird darin bestehen, daß sämtliche Spinnereibefizer die Fortsetzung der Arbeit von der Annahme niedrigerer Wochenlöhne Umständen ist mit einer allgemeinen Stillegung der in den einzelnen Fabriken abhängig machen werden. Unter diesen Wollindustrie, welche ungefähr 200 000 Arbeiter beschäftigt, zu­

technen.

Ein sfandalöses Urteil.

Freispruch für Beschimpfung des preußischen Minifter präsidenten..

Halle, 24. März.

In der fortgeführten Beratung bes Ausschusses für den Reichs. haushalt stellte beim Ctat des Reichsfinansministeriums ber bge. ordnete Iorgler( Stomm.) wiederum die Behauptung auf, daß auf Beranlassung des früheren Präsidenten des Landesfinanzamts Magdeburg, v. Schlieben, turz vor feinem lebertritt in den Reichsverband der Zuderindustrie verschiedenen Zuderindustriellen Steuerrüderstattungen im Gesamtbetrage Don 400 000 m arf gewährt worden seien. Ihm antwortete Reichsfinanz- dem höchft individuellen Charakter ihrer Leistungen betont, der jeder Zur Begründung ihrer Klage hatten die Künstler vor allen minister Dr. Moldenhauer, daß weder beim Reichsfinanz Tarifierung widerspreche, auf die relativ turze Zeit ihrer höchsten ministerium noch beim Landesfinanzamt Magdeburg irgendwelche Leistungsfähigkeit hingewiesen und weiter geltend gemacht, daß das Unterlagen für derartige Behauptungen vorhanden jeien, im Gegen einseitige Borgehen des Bühnenvereins gegen die in der Reichs­teil hätte die sorgfältige Radyprüfung ergeben, daß die Behaupverfassung aufgestellten Grundfäße der Bertragsfreiheit und der tungen jeder Grundlage entbehrten. Die Behauptung sei auch schon aus dem Grunde unsubstanziiert, als fein Landess Freiheit der Kunst verstoße. Im Gegensaß zur ersten Instang hatte brauchten Ausdrüde für geeignet, die Ehre des Ministerpräsidenten finanzamtpräsident den Erlaß von Steuern gewähren dürfe. Dies könne nur das Minifterium selbst tun. Es ist im übrigen noch fest­gestellt, daß Zuckersteuer in genannter Höhe und in der vom Ab­geordneten Torgler bezeichneten Teil im Bereich des Landesfinanz­amis Magdeburg überhaupt nicht erstattet morden find.

Genoffe Dr. Her ertlärte, daß die sozialdemokratische Fraktion

die Folgerungen von sich weise, die von kommunistischer Seite in be. zug auf die Person des früheren Landesfinanzamtspräsidenten v. Schlieben gezogen feien. Es müsse aber bei den betreffenden Etatstiteln noch darüber gesprochen werden, warum bei einer Ber­brauchssteuer, wie der Zuckersteuer, ein Steuererlaß von 1% Mil­fionen in einem einzigen Fall notwendig geworden sei.

Beim Nachtragsetat der Allgemeinen Finanzverwaltung gab dem Abgeordneten Reil die Tatsache Anlaß zu längeren Ausführungen, daß gegenüber den Voranschlägen im Hauptetat 1929 bei brei Steuern Mehrerträge, bei allen übrigen Steuern aber minderein nahmen zu verzeichnen feien, so daß bei den Befih- und Verkehrs. steuern sich ein Minus von 133 Millionen ergeben habe. Auch Jamuar und Februar feien ungünstig gewefen und hätten etwa 25 Millionen weniger als angenommen war, erbracht. Die Regie rungsvertreter baten, es trotzdem bei den angenommenen Bor­schäzungen zu belaffen, da der März voraussichtlich die Minuserträge des Januar und Februar ausgleichen werde.

Des weiteren brachte Genoffe Keil die Frage des Garantie fonds, der seinerzeit auf sozialdemokratischen Antrag hin in den Etat eingesetzt worden war, zur Sprache. Der Garantiefonds habe betragen 1927 15 Millionen, 1928 12 Millionen, 1929 13 Millionen, im ganzen also 40 Millionen. Aus den übernommenen Garantien feien aber bisher schon Ausfälle in Höhe von 48 Millionen zu ver­zeichnen. Wenn alsa, wie er gehört habe, 1930 wiederum nur 13 Millionen eingefeßt werden sollen, so würden tatsächlich nur 5 Millionen zur Verfügung stehen. Da nun aber im Nachtragsetat der Getreidehandelsgesellschaft noch die Gewähr gegeben werden solle, fie bis zur Höhe von 15 Millionen Mart für etwaige Verluste schad. los zu halten, die sie durch die Roggenstüßungsfäufe in den Jahren 1929 und 1930 erleiden fann, so müßte unzweifelhaft der Garantie fonds erhöht werden, da sich sonst schon ein verschleiertes Defizit er­geben würde. Die Aussprache soll in der Dienstagsfizung fortgeführt

werden.

Der neue ruffliche Kalender. Das Präsidium des Bollzungskomitees der Sowjetunion beschloß, den neuen russischen Kalender, in dem die Sonntage und alle firchlichen Feiertage ausfallen, am 1. April in

Kraft zu feßen.

das Kanmergericht, das seine Entscheidung mehr auf wirtschaftliche Gefichtspuntie abstellte, die Klage abgewiesen. Der Bühnenverein habe mit seinen Maßnahmen lediglich bezmedt, den notleidenden deutschen Opernbühnen in ihrer schwierigen Lage durch Beschränkung der Spizengagen zu helfen. Das sei ein durchaus erlaubter Ver tragezwed und die Sittenwidrigkeit der Höchstgagen- Klaufel fei

baher zu verneinen.

Dieses Urteil ist nunmehr vom Reichsgericht bestätigt worden durch Zurückweisung der von den Künstlern eingelegten Revision.

Ein republikanischer Oberlehrer.

Eine notwendige Disziplinierung.

Der sozialdemokratische Bizepräsident des Provinzial- Schul tollegiums Berlin- Brandenburg König hat den nationalsozia= Iistischen Studienrat Löpelmann in Berlin- Schöneberg mit sofortiger Wirtung feines Amtes enthoben und ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Außerdem schwebt gegen Löpelmann ein Strafverfahren megen Beleidigung des früheren preußischen Innenministers Grezesinsti.

Löpelmann hat die Reichs- und preußischen Staatsminister in einer nationalsozialistischen Versammlung in der ge= meinsten Weise herabgelegt. Die deutsche Delegation im Haag bezeichnete er als eine gemeine Lumpenbande".

Sowjetstern und Hakenkreuz. Schwere Schlägerei

22 Berletzte. Gotha , 24. März.

In einer nationalsozialistischen Bersammlung in Remstädt bei Botha tam es am Sonntag zu einer schweren Schlägerei, nachdem ein fommunistischer Redner in der Aussprache seine Ausführungen mit den Worten begonnen hatte: Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!" Es wurden fünf SA. Leute und 17 tommunisten verlegt. Die Kommunisten tonnten ihre Verletzten infolge Dunkelheit wegschaffen. Die Nationalsozialisten drängten die Kommunisten aus dem Saal. Diese bombardierten darauf das Lotal mit Steinen. Der Sachschaden in dem Lokal beträgt ungefähr 2000 Mart. Die Staatsanwaltschaft von Gotha bat am Montag verschiedene Kommunisten von ihren Arbeitsstätten hinweg verhaften und in Untersuchungshaft nehmen lassen.

heute der Chefrebatteur der Saale 3eitung", Dr. Gize, vor Begen Beleidigung des Ministerpräsidenten Braun hatte sich dem Schöffengericht zu verantworten. Der Anflage lag ein Artifel Judastuß das Kontorbat zwifchen Sozialdemokratie und nom 22. Juni n. 3. zugrunde, der die Ueberschrift trug Der Kure". In dem Artikel murde die Politik der sozialdemokratischen geheuerliche Berleugnung von Wahrhaftigkeit, Ueberzeugungstreite Führer als schamlose Judas Ischariot - Politit und une und Ehrlichkeit bezeichnet und ihnen der Rat gegeben, fich auf zuhängen; fie merden sich aber ganz gewiß nicht aufhängen", heißt zuhängen: fie merden sich aber ganz gewiß nicht aufhängen", heißt es dann in dem Artikel weiter, bie Herren Braun und Genossen". Das Schöffengericht Halle hielt, an sich betrachtet, die ge­herabzufezen. Der Artikel richte sich zwar hauptsächlich gegen die Sozialdemokratische Partei , doch sollte Braun als Ministerpräsident getroffen werden. Im Gegensatz zu der bekannten Reichsgerichts­entscheidung aus dem 62. Bande die in Abrede stellt, daß einer entscheibung aus dem 62. Bande die in Abrede stellt, daß einer Einzelperson die Wahrung berechtigter Intereffen augestanden werden fann, wenn sie für die Allgemeinheit spricht, gewährte das Gericht dem Angeklagten den Schuß des§ 193. Er habe durch seinen Artikel die Intereffen weiter evangelischer Streise und damit auch seiner selbst wahrgenommen. Das Gericht gab der Meinung Ausdrud, daß sich heute die politischen Verhältnisse berart geändert hätten, daß der Bresse das Recht zuerkannt werden müffe, auch öffentlich berechtigte Intereffen zu wahren. Das Urteil lautete daher auf Freifpruch.

Indische Pariaverfolgung.

Bombay , 24. März.

Bor einem Hindutempel ist es zu Zusammenstößen zwischen den sogenannten unberührbaren, den Barias, der niedrigsten Rafte in Indien , und Mietlingen reicher Hindus gelommen. Die Barias versuchten, sich gewaltsam Eintritt in den Tempel zu ver schaffen, wurden aber von Söldnern der reichen Hindus daran gehindert. Mehrere Führer der Barias wurden bei dem Zusammen­stoß schwer verlegt. Andere Scharen von Barias, die sich in anderen Stadtteilen den Eingang in den Tempel zu verschaffen ver= suchten, wurden von der Polizei zerstreut. Für den 7. April planen die Parias eine Massenkundgebung aus Anlaß der Feierlichkeiten: für den Gott Brahma.

Doheny freigesprochen.

Das Ende des Petroleumifandals.

Washington, 24. März. Der mit großer Spannung verfolgte Prozeß gegen den Pe­troleummagnaten Edward Doheny , der befchuldigt wurde, den früheren Innenminifter im Kabinett des verstorbenen Präsidenten Harding, Albert Fall, mit 100 000 Dollar beftochen zu haben, um die Pachtfonzession auf wertvolle Petroleumländereien in Kalifornien zu erlangen, endete heute mit dem Freispruch des Angeklagten. Die Verteidiger Dohenys hatten geltend gemacht, daß es sich bei der Auszahlung der 100 000 Dollar an Fall lediglich um ein Darlehen gehandelt habe.