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Der Zwang der Tatsachen.

Die Verhandlungen der Spitzenverbände.

Die bisher ergebnislosen Besprechungen, die auf Wunsch der Unternehmer zwischen den Bertretern der Spizzen organisationen der Unternehmerverbände und der Gewerkschaften stattgefunden haben, find jedenfalls nicht ganz wirtungslos geblieben: sie haben äußerst anregend auf die Phantasie der Zeitungsschreiber und Korrespondenzen gewirkt. Es wäre ein ganz zwecklofes Be­ginnen, unsere Richtigstellungen zu wiederholen, zwecklos vor allem deshalb, meil die phantastischen Behauptungen, die in Zirkulation gelegt werden, eingegeben sind von dem Wunsch, daß es so sein möge, oder daß man glaube, es sei so, d. h. anders als die nüchterne Wirklichkeit.

Die nüchterne Wirklichkeit ist das ungeheure Heer der Arbeits­lojen, das Defizit der Arbeitslosenversicherung, dadurch wesentlich verursacht das Defizit im Reichshaushalt, bei Ländern und Ge= meinden, die nüchterne Wirklichkeit ist schließlich die aus diesen Ursachen unvermeidlich folgende Gefahr einer Wirtschaftskrise

größten Ausmaßes.

Eine derartige Wirtschaftskrise bedeutet nicht nur Not und Elend für die großen Massen der arbeitenden Bevölkerung. Unrentabilität der Betriebe, schwere 3insbelastung der rationalisierten Unternehmen infolge ungenügender Ausnutzung des riefig angeschwollenen figen Kapitals sind Begleiterscheinungen, die auch fapitalstarte Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen.

Anturbelung der Wirtschaft ist also das Gebot der Stunde auch vom Standpunkt der Unternehmer. Diese Tatsachen haben dazu geführt, daß man sich im Unternehmerlager eingehend damit be schäftigt hat, wie der Wirtschaftskrise beizukommen ist. Bei diesen Erwägungen kam man darauf, daß es ohne die Gemert schaften nicht geht. Bei der Machtstellung der Gewerkschaften ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Diese Selbstverständlichkeit hat aber gewisse Leute ganz aus dem Häuschen gebracht. Die Deutsche Zeitung" behauptet, Regierung und Unternehmer stünden ,, unter Gewerkschaftsdiktat" und betrieben ,, marristische Politit reinsten Waffers". Die Rote Fahne " über­schreibt ihren fälligen Schimpfartikel: Ungeheuerlicher Verrat der Gewerkschaftsführer."

Ernst nehmen kann man weder diesen extremen Unsinn, noch die phantasievollen Indiskretionen fleiner Gernegröße oder die daran geknüpften Ausschmückungen schreibseliger Journalisten. Auch Außenstehende müßten schließlich wissen, daß in den Be­ſprechungen schon beshalb ein Lohnabbau nichtvereinbart werden kann, weil die Spikenorganisationen der Gewerk­schaften weder Tarifträger sind, noch die Machtvollkommenheit besitzen, den Gewerkschaften die Tarifpolitik vorzuschreiben. Schon daraus geht hervor, daß alle Schlußfolgerungen über einen Lohn­abbau, die aus den Besprechungen gezogen werden, in das Reich der Phantafie gehören.

Daß die Unternehmer den Wunsch haben, nicht nur von neuen Lohnforderungen verschont zu bleiben, sondern darüber hinaus die unvermeidlich gewordene Senkung der Preffe möglichst auf die Arbeiterschaft abzuwälzen, ist kein Geheimnis. Aber die Herren vom Reichsverband der deutschen Industrie und von der Bereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände sind nicht so nain, anzunehmen, der ADGB . würde diese Bestrebungen unter­stützen, nur weil die Spizenorganisationen der Unternehmer es gern haben möchten.

Der 3wang der Tatsachen hat die Unternehmer dazu geführt, der Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu zustimmen und ein Notopfer anzunehmen, das nicht einseitig den Beamten auferlegt wird. Der Zwang der Tatsachen erfordert von den Unternehmern eine fühlbare Preisfenfung. Daß sie dabei eine gewisse Rückendeckung suchen, ist natürlich.

Daß die Gewerkschaften schon aus rein wirtschaftlichen Gründen eine Preissentung auf Kosten der Löhne, die aljo gar feine Preissentung wäre und nur alles beim alten ließe, von vornherein ablehnen, bedarf wirklich feines Nachweises. Die Spanne zwischen Preis und Lohn hat zur Wirtschaftskrise geführt. Diese Spanne, die den Verbrauch hinter der Produktionstapazität zurückbleiben ließ, muß behoben werden. Nur darum fann es sich bei den Verhandlungen drehen.

Nach deutschem Vorbild.

.Reform" der österreichischen Arbeitslosen- Versicherung.

Wien , 5. Juni.

Der Wortlaut des gestern im Nationalrat eingebrachten Re­gierungsentwurfes über die Revision des Arbeitslosenversicherungs­gesetzes wurde heute veröffentlicht. Danach sollen die Anwart schaftsfristen erhöht werden, um die Gelegenheits­arbeiter möglichst auszuschließen. Gleichzeitig wird aber den Arbeitern, die mindestens fünf Jahre in einem ständigen Arbeitsverhältnis gestanden haben, eine Erhöhung der Unter­ftügungszeit zugestanden. Jugendliche unter 18 Jahren, fo­weit sie im Familienverbande eine Existenzmöglichkeit be­figen, ebenso die Saisonarbeiter, die durch einen Neben beruf, Landbesitz oder durch Familienverhältnisse die Möglichkeit der Lebensführung haben, find von der Arbeitslosenunterstützung gänzlich, jene Saisonarbeiter, deren Saisonverdienst anderer Ar­beiter mit gleicher Berufsvorbildung gleichkommt, teilweise aus­geschloffen. Eine weitere Bestimmung fieht vor, daß von einem Arbeitslosen die Annahme von Arbeit im Ausland ge­fordert werden kann, wenn die Sicherheit besteht, daß ihm dort nichts Unbilliges zugemutet wird. Auch die Bestimmungen über die außerordentliche Notstandsunterstützung sollen neu geregelt werden, wobei besonders auf die alten Arbeiter Rücksicht genommen werden soll.

Verdientes Ende einer Lockspitelei. Cianca moralisch gerechtfertigt, Menapace moralisch erled gt. Paris , 5. Juni. ( Eigenbericht.)

Das Pariser Strafgericht hat am Mittwoch den früheren Chef­redakteur des Nitti- Blattes Mondo", Cianca, der nach der An flage des faschistischen Lodspigels Menapace zusammen mit dem Chefredakteur des Corriere della Sera ", Tarciani, und dem ehemaligen sozialistischen Abg. Sardelli ein Bombenattentat gegen die italienische Bölkerbundsdelegation in Genf geplant haben follte, zu drei Monaten Gefängnis mit Strafaufschub verurteilt. Die Verurteilung erfolgte aus den formalen Grund, daß das Sprengstoffgesetz trotz des Beweiles guten Glaubens keine daß das Sprengstoffgeleg troß des Beweiles guten Glaubens feine Ausnahmebehandlung zuläßt. Die Strafgerichtsverhandlung schloß mit der vollkommen moralischen Berurteilung des god. Spigels Menapace, der nach dem Ausspruch des Staatsanwalts nur der tiefsten Berachtung aller ehrlichen Menschen würdig sei. Dem verurteilten Cianca stellte der Staatsanwalt das Zeugnis eines Ehrenmannes aus,

Das Volkslied stirbt...

Juodu Bon Hans Bauer.

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zumeist wohl einseitig ausgesuchten Musikern mit der Frage ge- verloren, aber sie haben einen Bedeutungswandel durchgemacht. Ein Die Zeitschrift für Musik" hat sich an eine große Anzahl von| Baterland, Liebe etwa. Diese Inhalte haben nicht ihre Gültig eit zehnjähriger Junge, der am Radio bastelt, muß sich notgedrungen unter Gott etwas anderes vorstellen als sein Vorgänger, der die Schweine hütete. Das Vaterland ist verschiedentlich in Kollision ge= raten mit anderen Worten wie Paneuropa", Internationaler Elektrotrust" ,,, Gemerfschaftsinternationale" und nicht ganz un­beschädigt daraus hervorgegangen Die Liebe hat ihre Reize durch­aus behalten, aber seit es unter anderem die Psychoanalyse gibt, reden die Liebespartner nicht mehr ganz so wie Romeo und Julia zueinander. Das Wandern ist auch nicht mehr ohne weiteres des Müllers Lust, denn wie unromantisch das Auto auch sein mag: wer und wie schön sich der Brunnen vor dem Tore auf folorierten Post­farten auch ausnimmt: mit meiner Wasserleitung im Haus möchte ich ihn nicht vertauschen. Es wäre albern, hochmütig auf besagten Brunnen herabzublicken, aber es ist genau so albern, dem Heute die, Seele abzuerkennen, weil wir unser Wasser im Hause haben und meil wir auf Grund eines ungeheuren Geschehniss und Gedanken­materials, das alle Tage durch Zeitung, Kino, Radio und vor allem durch das wirbelnder und vielgestaltiger gewordene Leben selbst an uns herangetragen wird, eine veränderte, unnaivere Einstellung zu Gott, Vaterland, Liebe haben.

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wandt, was sie über die Krise des deutschen Volksliedes denken. Fast alle Befragten stellen zunächst einmal fest, daß das Volkslied tatsächlich darniederliegt. Sie machen den Eiegesmarsch der Ma­schine, die Zusammenballung großer Menschenmassen in den Groß­städten, die Amerikanisierung unserer Lebensmethoden dafür ver­antwortlich und drücken ihr tiefes Bedauern über diese Wendung der Dinge aus. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber dann kommen andere und zeigen, daß selbst ein so besinnliches und gemütvolles wie das deutsche Volkslied den Anlaß zu nationalistischem Pathos Da ist der und zu häßlichen Verunglimpfungen abgeben fann. Musikverlag Breitkopf und Härtel, der die Krise des Volksliedes fich eins leisten kann, dem ist es nicht zu verdenken, daß er es benutzt, auf den Gesinnungsverfall nach dem Umsturz" zurückführt und von der Dreigroschengesinnung in den Klaffenkampf getriebener und ver hegter Massen" faselt. Da ist der Musikredakteur der Bayerischen Staatszeitung", Paul Ehlers, dessen begeisterte Volksliederfreundlich feit ihn nicht hindert, ins Böbeln zu fallen, und der sich gegen den bon undeutschen Berführern geschürten Materialismus" austobt und es mit bajuparischer Ungeschliffenheit den widerwärtigen, fauligen, mit Zigarettendunst umnebelten Zuständen der jeßigen Jahre" mal ordentlich besorgt, die einen schweinischen, blasphemischen und Edles und Großes verneinenden Mißbrauch von Sprache und Musit trieben". Da ist die zusammenfassende Nachschrift der Redaktion mit ihrer Verdammung des heutigen Materialismus, der Ber­flachung und Veräußerlichung unseres geistigen Lebens", der Inter­nationalisierung und mit ihrem Lob auf die Natur und auf die Erdverbundenheit mit der Scholle, Dinge, die unseren heutigen Regierenden unendlich ferne lägen". Immer wieder wird die Seele bemüht, die deutsche Seele, die im Berenden sei, und die erst wieder schwingen werde, wenn in den Liedern die Wälder wieder rauschten und die Brunnen wieder plauschten. Born" ,,, befruchtet" ,,, ber­wurzelt": das sind die entscheidenden Vokabeln, mit denen man in die Vergangenheit blidt..

Den Musikern der Umfrage ist in ihrer Mehrzahl entgegen­zuhalten, was in der Regel Fachleuten entgegenzuhalten ist, wenn sie zu Fragen Stellung nehmen, von denen nur der Ausgangs-, nicht aber der Endpunkt in ihrem Bereich liegt: sie verziehen die Per­fpeftive. Eine Mutter hat ein Rind geboren. Hinterher sind ihre Brüste nicht mehr so straff wie früher. Das ist ein Manto. Aber die Mütter werden trotz dieser Schönheitseinbuße in Ewigkeit Kinder gebären. Man kann, weil man Musiker ist und das Volkslied liebt, nicht über das Heute räfonnieren, nur weil es das Volkslied getötet, hat. Eine Zeit ist als Gesamtes zu begreifen. Man kann ihr nicht vom verklungenen Volkslied her zuleibe gehen wollen. Der Anlauf Jawohl, die Vergangenheit des lieblich hallerden Posthorns. wäre allzu unzulänglich. Die Schlager find blöd. Richtig.( Neben­der zerbröckelnden Stadtmauer, der langsam sich in Gang segenden bei bemerkt: Das Volkslied ist manchmal auch blöd.) Aber die Seele Pferdetutsche hatte ihre Vorzüge. Aber sie hatte feineswegs nur der heutigen Generation liegt man doch nicht im Schlager begraben. Borzüge, und am allerwenigsten ist es ausgemacht, daß Geruhlanvfeit Es gilt heute, den Hunger aus der Welt zu treiben. Es gilt, jedem und Beschaulichkeit das einzige Bobenland wären, auf dem die sein Stück Menschenwürde zu erringen. An diesen Bielen wird feſt­Frucht Seele gediehe. Wir sind heute weniger naio als früher. zuhalten sein, auch wenn einige der prominenten Herren, der Zeit­Ist das gut, ist das böse? Auf alle Fälle ist es verständlich und entschrift für Mufit" ermitteln sollten, daß sich diese Motive nicht be­wicklungsbedingt. Was waren die Motive des Boltsliedes? Gott , sonders gut in Volksweisen umsehen lassen.

Klein- Kunst- Revue.

Deutsches Künstler- Theater.

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Volkstümliches Orchesterkonzert.

250 Mufifer- 9000 Hörer.

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Marcellus Schiffer und Friedrich Holländer sind die Im musikalischen Programm der Berliner Kunstwochen, das Bäter der Klein- Kunst- Revue. Sie haben mit dem Pomp der reinen nicht in allen Teilen nach unserem Sinn ist, steht für Pfingst­Schau aufgeräumt und die Bilder mit Gedankeninhalt versehen, furz montag eine Veranstaltung bevor, die gewiß auch das lebhafte die durchgeistigte Revue geschaffen. In ihrem neuesten Werk ,, Ich Interesse unserer Leser verdient: die gesamte Staatsoperne. tanze um die Welt mit dir sprudelt leider Gedanken- tapelle wird( unter Kleibers Leitung) vormittags in der großen quell nur spärlich. Die 15 Bilder verbindet eine lose Handlung:| Autohalle am Kaiserdam m fonzertieren. Ein Riesen­ein Tänzerpaar will einen neuen Reford aufstellen, es will um die orchester von 250 Musikern Wagners Tannhäuser"-Duvertüre, ganze Welt tanzen, und die reiche Erbtante ist mal dafür und mal Liszts Taffo", Richard Strauß Don Juan", Hector Berlioz ' Ouvertüre Römischer Carneval" und zum Schluß der Ungarische dagegen. Diese magere Idee gibt den Anlaß für eine Reihe von Couplets, um die gewissermaßen die Szenen herumgeschrieben sind. Marsch aus Fausts Verdammung": lauter Werke von hohem Das Publikum kommt schnell in Stimmung. Es fängt sehr luftig Kunstwert, die es zugleich in fich haben, ins Weite zu wirken. wie es an, Friedrich Holländers Musik flingt charmant und unaufdringlich, der Rahmen und der 9000 Zuhörer fassende Raum erfordern. Es kann die Darsteller spielen mit übermütiger Laune, und man erwartet eine nicht immer die Missa Solemnis" oder die Neunte", und es Steigerung des Bühnenspaßes. Aber je weiter der Abend vorrückt, fönnte gar bei solcher Gelegenheit nicht eines der großen sympho­desto weniger fällt den Verfassern ein. So fommt es, daß den nischen Monumentalwerte sein, eine volkstümlich- festlich- schöne Hauptapplaus eine Varieténummer erzielt, das Negerkind Little Stunde Musik soll es werden, man wird sie ,, volkstümlich" nennen Ester, das einen fabelhaften Stepptanz hinlegt. Unbestritten ist dürfen. Der Eintrittspreis eine Mart auf allen Plätzen- mird auch Margo Lions Erfolg. Ihre Couplets ,, Aus Daßte" und Ser hoffentlich auch vielen aus den Kreisen der Berliner Arbeiterschaft Appeal" erregen Beifallsstürme. Sie hat die Bewegung eines den Besuch ermöglichen. Es gilt, durch zahlreichen Besuch deu Schlangenmenschen und eine knarrende Stimme, die sie mit ver- Veranstaltern zu bedeuten, daß sie auf gutem Wege sind, wenn sie zweifelter Berve benutzt. Im luftigen Gegensatz zu ihrer grotesten mit ihren fünstlerischen Darbietungen nicht immer nur an den, Art steht die anmutige Frechheit und Natürlichkeit mit der Carola befizenden Teil des Publikums appellieren, der sich ,, die Gesellschaft" Neher über die Bühne fligt. Liebenswürdig wie immer Baul nennt. Ein repräsentatives Bild des Berliner Musitlebens follten Sörbiger, etwas matt Willi Prager und ohne rechte Auf diese Kunstwochen geben. Aber zur Repräsentation gehört auch das gabe Rosa Valefti. Bolf von Berlin , die Arbeiterschaft: im Saal als Publitum und auf dem Konzertpodium. Darauf wird in 3ufunft, wenn es dazu kommen soll, jedes Kunstwochenprogramm( das nicht wieder, wie das diesjährige unter den Mängeln überstürzter Borbereitung.

Das Zier im Bilde.

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Dgr.

Im Kupferstichtabinett der Staatlichen Museen in Berlin , in der modernen Abteilung, wurde eine neue Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Tierbilder von Künstlern des 19. und 20. Jahr hunderts. Dieser schwarz- weiße 300 im Museum hat ein reizendes Begrüßungsstück: vor der Tür hängt ein Budel, der Männchen macht, radiert von Johann Adam Klein , dem längst nicht genug gewürdigten, vortrefflichen Schilderer deutscher Landschaft aus der 3opfzeit. Und dann find alle großen Meister der neueren Kunst zur Stelle, wie sie sich mit Behagen in die Formen und in die Seele der Tiere vertiefen. Da sieht man die Pferde Géricaults, die Löwen von Delacroix, die Rennbilder von Toulouse- Lautrec und bei den Deutschen geht es von Franz Krügers Pferden zu Menzel, zu Klinger, zur Affendisputation Ernst Moritz Geygers und zu den großartigen Radierungen, in der dieser Künstler die Affen dar gestellt hat, wie sie das Buch der Abstammung des Menschen auf­geschlagen haben und zu lesen versuchen. Liebermanns Reiter und ein Dackel im Lehnstuhl, Slevogt und Corinth führen hinüber bis zu unserer Zeit, bis zu den geheimnisvollen Tierlithographien von Munch und den Holzschnitten von Franz Marc .

Der Schöpfer der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft. Der Präsident der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, Staats­minister a. D. Friedrich Schmidt- Ott , feierte seinen 70. Ge­burtstag. Aus diesem Anlaß ist ihm vom Reichspräsidenten v. Hin­ denburg der Adlerschild des Reiches verliehen worden. Schmidt- Dtt hat nach dem Kriege der deutschen Wissenschaft durch die Schaffung der Notgemeinschaft neue Hilfsquellen von feiten des Reiches, der Industrie und des Auslandes erschloffen. Durch die Notgemeinschaft mit ihren 21 Fachausschüssen konnten jährlich 300 jungen Gelehrten Forschungsstipendien bewilligt werden. So wurden u. a. die Me­teoregpedition, die Expeditionen Filchners, die deutsch - russische Ba mir- Expedition, die Ausgrabungen in Milet und Bergamon er. möglicht.

Zusammenschluß der ibero- amerikanischen Institute. Das neu gegründete jbero- amerikanische Institut im früheren Berliner Marstall unter Leitung des Staatsministers Boelig, das seit 1915 bestehende und unter Prof. Großmanns Leitung neuorganisierte Hamburger und das von dem Hispanisten Prof. Hämel in Würzburg gegründete Institut haben sich zu einer engeren Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, als Die Bereinigten iberoamerikanischen Institute Deutschlands ".

Tonfünftlerfeft in Königberg Pr. Das diesjährige Tonfünftlerfest, die 60. Jahresversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins , findet bom 5. bis 9, Juni in Königsberg Br. statt.

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leidet) bedacht sein müssen. Für diesmal mag das Pfingstkonzert ein Anfang sein.

K. P.

300 Jahre Zeitung in Frankreich .

In Frankreich rüstet man sich schon jetzt, den 300. Geburtstag des Journalismus würdig zu begehen. Es war am 30. Mai des Jahres 1631, als Dr. Theophrafte Renaudot, ein Pariser Arzt, die erste französische Zeitung unter dem Titel Gazette" heraus­gab. Er war der erste, der den glücklichen Gedanken hatte, die immer rege Wißbegierde der Leute durch Nachrichtenvermittlung aus aller Welt zu befriedigen. Gleich die erste Nummer der Gazette" enthielt den Bericht über eine Belagerung, die der Schah von Persien mit dem Aufgebot einer Truppenmacht von 50 000 Mann und 15 000 Pferden ausführte. Bei dieser Gelegenheit stellte der erste Redakteur Frankreichs in einem Programm die Richt

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linien auf, die für seine Arbeit maßgebend sein sollten. In einer Fußnote erklärte der Herausgeber seinen Lesern und Beziehern, daß er streng vermeiden werde, ihnen Nachrichten zu vermitteln, die durch die Parteibrille gesehen oder durch die Leidenschaft getrübt seien. ,, Ich werde darauf halten", erklärte er, daß in der Gazette" feine andere Leidenschaft zu Worte kommen jou als die der Wahrheit."

Und bei einer anderen Gelegenheit führte er aus, diejenigen, die sich darüber beklagen sollten, daß ich zuweilen von großen Taten spreche, ohne denen, die sie vollbringen, besonderes Lob zu spenden, mögen sich gesagt sein lassen, daß, da das größte Lob und die höchste Ehre in der Tat selbst liegt, es fein größeres Lob geben fann, als einfach die Wahrheit zu sagen." Dieser Arzt, der Journalist geworden war, nachdem er zehn Jahre lang allen die sich an ihm wandten, umsonst Rat und Hilfe gewährt hatte, starb in bitterer Armut, obwohl er unter den Mitarbeitern seiner Zeitung teine Geringeren als den König Ludwig XIII . und den Kardinal Richelieu zählte. Noch auf dem Totenbette galten seine Gedanken der Bresse und ihrer großen Zukunft. Die Breffe", schrieb er mit zitternder Hand, gleicht einem Fluß, der in dem Grade anschwilft. in dem er Widerstand findet."

Yvonne Georgi und Harald Kreuzberg geben im Rahmen der Ber liner Kunst wochen am 10. im Bachfaal einen Tanzabend, bei dem fie ihr neues Programm zeigen werden.