Mr. Hichens gleicht sich aus
Von Edmund Finke- Wien
As William Hichens am legten Lage seines jechsjährigen Aufenthalts in den grauen Mauern von Bentonville vor Colonel House stand, der ihm ein paar wohlgemeinte Abschiedsworte auf den Weg in die Freiheit gab, sagte er bedächtig:" Man soll seine Geheimnisse für sich behalten, Colonel . Aber ich glaube nicht, daß meine Lage ganz hoffnungslos ist."
Der Direktor des Gefängnisses sah Hichens kopfschüttelnd nach. Was sollte ein Mann beginnen, der sechs Jahre megen Straßen raub gesessen hatte? Nachdenklich blätterte er den gewichtigen Aft durch, der vor wenigen Minuten durch eine letzte Eintragung zum endgültigen Abschluß gebracht worden war.
Hichens hatte an einem nebeligen Novembertage in der City einen Kassenboten mit vorgehaltener Pistole in ein Haustor gedrängt und dem zu Tode erschrockenen Mann durch die altmodische Formel„ Geld oder Leben!" gezwungen, sich seiner Ledertasche und Der Botenmüße zu entledigen, worauf er ihm trotz des erwiesenen Entgegenkommens durch einen wohlgezielten Kinnhaten t. o. ge= schlagen hatte. An dem Fall war nichts Besonderes. Die geraubten fünftausend Pfund waren gelegentlich der Verhaftung Hichens nicht zustande gebracht worden. Er behauptete, sie verpraßt und verspielt zu haben. Möglich, doch bei der phlegmatischen Charakteranlage Hichens eigentlich unwahrscheinlich. Nun, Colonel House wußte, daß New Scotland Yard seinen Schüßling nicht sobald aus den Augen
verlieren werde.
In London angelangt, war Hichens' erster Weg, noch bevor er sich als entlassener Sträffing in der Polizeiwachtstube des Rayons, in dem er zu wohnen beabsichtigte, meldete, zu Casson 1. Garfield. Diese Anwaltsfirma genoß in ge= wissen Kreisen, besonders bei der Konkurrenz und am Themse Embankement, dem New York Scotland Yard seine Rückseite zue gekehrt, nicht den Ruf einwandfreier Geschäftsgebarung. Dort aber, wo jene Dinger gedreht werden, die weder bei hellem Sonnenschein noch im Rampenlicht Old Bayleys betrachtet werden wollen, wußte man, daß ,, die Beute" nirgends besser angelegt werden konnte als bei Casson u. Garfield. Sie zahlten zwar nur eineinhalb bis zwei Prozent, das andere ging aufs Unkostenfonto, dafür aber war man sicher, daß nach verbüßter Strafe das Konto abgeschlossen bereit lag.
Aber, so dachte Hichens bei sich, er würde sich hüten, das Geld zu beheben. Hundert Pfund fürs erste, um sich einzurichten, das andere würde er nach Bedarf an Decadressen senden lassen. Das war es, was er mit Mr. Garfield rasch besprechen wollte, bevor er seine Ankunft in London „ amtlich" bekanntgab.
Als Hichens aus dem hohen, alten Geschäftshaus in Hampstead trat, beruhigt, da er sich mit den hundert Pfund in seiner Tasche reich und frei wie der Herzog von Westminster fühlte, erhob sich im Innern des Hauses, das er eben verlassen hatte, ein wüstes Geschrei, untermischt mit schrillen Angstrufen, die wenig Gutes verhießen. Ganz instinktiv fetten Hichens Beine sich in Bewegung. Ehe er jedoch um die Ede der Hendonstreet gebogen war, befand er sich inmitten einer Meute wildschreiender Menschen. Zwei rohe Ronstablerfäuste griffen nach ihm und der schöne Traum von Reichtum und Freiheit war zu Ende, ehe er noch recht begonnen hatte. Alles, was Hichens dem aufgeregten Tofen der gegen ihn anbrandenden Menschenmenge entnehmen fonnte, war, daß im Stiegengang des ersten Stockwerks jenes Hauses eine alte Dame niedergeschlagen worden sei, der ein Kerl, welcher mit ihm, ausgerechnet mit ihm identisch sein müsse, die hundert Pfund geraubt habe, die sie an Halbjahrszinsen bei einer Bant behoben hatte. Eine arme alte Frau, hier in diesem anständigen Viertel! Man denke nur! Der Teufel solle den verdammten Räuber holen! Uebrigens, die Polizei habe ihn ja schon gefaßt! Die alte Frau, gestützt auf zwei fette, biedere Kerle, die einen Heidenspektakel volführten, trat aus dem Tore.
st er's, Ma'am?" fragte der Schuhmann, auf Hichens weifend. " So wahr mir Gott helfe, da ist er! Gewiß! O, meine hundert Pfund!"
Beruhigen Sie sich, Frau, wir werden die Sache schon in Ordnung bringen. Können Sie mit auf die Wachtstube tommen? Ja, sehr gut! Vorwärts, Mann! Was Sie zu sagen haben, können Sie dem Wachtmeister erzählen."
Hichens hatte den Mund aufgetan wie ein Fisch, der aufs Trockene geraten ist. Er erkannte das Gefahrvolle seiner Lage. Aber durfte er denn reden, sich verantworten oder gar erzählen, daß er in dem Hause gewesen war, um sich bei Casson u. Garfield Geld, das von jenem fängstvergangenen Straßenraub stammte, ab zuholen? Und genau hundert Pfund! Es war ausgeschlossen, die Anwälte zu verraten.
Uebrigens hätte ihm dieser Verrat sein bei den Anwälten liegendes Vermögen gekostet, das die Polizei auf jeden Fall sofort beschlagnahmt hätte. Woher sollte es denn stammen, als von dem verdammten Straßenraub, für den er sechs Jahre in Pentonville gesessen hatte. Aber sizen und obendrein das Geld verlieren? Alles eines dummen Zufalls wegen. Jove, das war zuviel des Bösen. Hichens versuchte, die hundert Pfund durch ein Kanalgitter zu estamotieren. Es miklang und seine Position stand jetzt um fünf hundert Prozent schlechter als vordem. Wer würde ihm noch glau= ben? Die Männer des Gesetzes feinesfalls. Stumm, mit einem verbissenen Zug um den Mund, bot er dem Schuhmann die Hände zur Fesselung dar.
Die Untersuchung gegen den megen Raubes rückfälligen William Hichens verlief für den Angeklagten hoffnungslos. Wohl überahm Mr. Garfield die Berteidigung und es wurde sogar einwandfrei festgestellt, daß Hichens wirklich im Büro der Rechtsanwälte anwesend gewesen war. Da aber einerseits diese Anwaltsfirma einen schlech ton Ruf genoß, sich hinter ihrem Berufsgeheimnis verschanzte, als Mr. Garfieldt erffären sollte, wozu Hichens ihn aufgesucht habe, andererseits dieser Besuch den Raub durchaus nicht ausschloß und Hichens wegen des gleichen Deliktes vorbestraft war, gestolicte fich hie Angelegenheit für ihn äußerst bedenklich. Dazu kam der Versuch, hundert Pfund auf der Straße wegzuwerfen.
Geradezu tragisch aber wurde die Sachlage erit, als Mr. Garfield die Nachricht brachte, daß die alte Frau infolge der erlittenen Aufregungen gestorben war, was den Vertreter der Anklage bewog, diesen Raub auf Raubmord auszudehnen.
„ Sichens," sagte Mr. Garfield, als er den Häftling im Zentralgefängnis besuchte, ernst und bebrückt„ ich kann Ihnen nicht ver= hehlen, es geht um Ihren Hals!"
„ Sie sollten das Hehlen besser verstehen, Mr. Garfield!" „ Lassen Sie das, Hichens, es ist nicht an der Zeit, zu spaßen. Ich habe mit Casson noch einmal die Angelegenheit von allen Seiten durchgesprochen. Auf uns brauchen Sie feine Rücksicht zu nehmen. Wir werden uns zu helfen wissen. Aber für Sie heißt es, so merf mürdig das klingen mag, ebenjo merkwürdig vielleich wie mein „ Berhehlen", es heißt für Sie, Hichens: Geld oder Leben! Ent meber Sie opfern die bei uns hinterlegten fünftausend Pfund oder aber Sie merden eines johönen Tages im Morgengrauen mit
einer Schlinge um den Hals auf der verdammten Falltür stehen, duráj die man hinüber in die trübselige Ewigkeit rutscht."
Hichens knirschte vor Zorn mit den Zähnen.„ Nichts, nichts
werde ich sagen, Mr. Garfield. Sie vergessen, daß ich unschuldig
bin. Ich soll eines dummen Zufalls wegen mein Geld verlieren. Schauen Sie lieber, daß die Polizei den Richtigen erwischt und lassen Sie mich mit Ihren Phantastereien in Ruhe. Dafür bezahle ich Sie nicht."
Ihr Geld? Vergessen Sie doch nicht " Lieber Hichens, find denn diese fünftausend Pfund wirklich
„ Mein Geld, mein Geld," schrie Hichens laut, ohne auf den Bärter zu achten, der teilnahmlos an der Tür lehnte. Leiser fügte ehrlich verdient?" er hinzu: habe ich mir's nicht in sechs verfluchten Kerkerjahren
,, Darüber gehen die verschiedenen Ansichten zweifellos weit aus: einander. Ueberlegen Sie sich's, Hichens! Sie haben nichts von dem Gelde, wenn Sie dafür den Kopf in die Schlinge stecken müssen. In zwei Tagen fomme ich wieder. Bis dahin müssen Se sich entschieden haben, was Sie tun werden. Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Garfield verließ das Sprechzimmer. Hichens wurde in seine Belle zurückgebracht. In seinem Schädel war ein wüstes Durcheinander. Er konnte, er wollte nicht begreifen, daß er auf solche Weise um sein Geld gebracht werden sollte. Was konnte er dafür, daß in dem Hause in Hampstead an dem einen einzigen Tage, an dem er die Anwälte besucht hatte, ein Raub verübt worden war!
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Nein, nein, fie sollten sein Geld nicht haben. Lieber molte er frepieren. Er würde es ihnen schon zeigen. Er war fein Feig ling. Verflucht, das war er bei Jove nicht.
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Aber würden sie ihm jezt überhaupt noch glauben? Sicherlich, da war ja das Geld bei Casson u. Garfield. Fünftausend Pfun Trotzdem. Vielleicht famen sie auf die ausgefallene Idee, daß er die hundert Pfund auch noch so im Vorübergehen mitgenom men habe. Es war wirklich zum Verzweifeln. Was sollte er tun? Drei Fälle waren möglich. Entweder er schwieg und wurde gehenft. Oder er sagte, wie sich die Sache verhalten hatte und man ließ ihn frei. Oder aber, auch das war möglich, er sagte es und würde trotzdem gehenft.
O und er war doch unschuldig, unschuldig wie ein Lamm!
Hichens warf sich auf die Pritsche. Beinahe hätte er geweint. In seinem Schädel freisten wie feurige Worte: Geld, Leben, Geld, Leben, immer schneller, bis er aufbrüllte wie ein Tier und mit dem Schädel gegen die Wand rannte, daß die Feuerräder im Dunkel wohltätiger Besinnungslosigkeit zerstoben.
Als er schwach und gebrochen erwachte, ließ er sich dem Rich er vorführen. Leben, leben, zum Teufel mit dem Gelde! Als er der Reihe nach alles erzählt und zu Protokoll gegeben hatte, zeigte sich auf dem Gesicht des Beamten ein lässiges und wie es schien, ein wenig mitleidiges Lächeln.
" Ganz recht jo, Mr. Hichens. Einige Tage müssen Sie sich noch geduldigen, bis wir die fünftausend Pfund beschlagnahmt haben werden. Um das übrige brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Der Täter wurde heute früh verhaftet und hat bereits gestanden. Wie gesagt, zwei, drei Tage noch, dann sind Sie frei, Mr. Hichens."
Als eine Woche später Hichens arm wie eine Kirchenmaus am Themseuser stand und nachdenklich ins Wasser spuckle, fand er, daß es auf dieser verteufelten Erde doch irgendeine sehr verborgene göttliche Gerechtigkeit geben müsse. Er beschloß, sich nach Tunlich
teit danach zu richten.
Das tönende Museum kommt
Das Reichspostmuseum macht es vor
Auf der Frankfurter Ausstellung des Jahres 1927, die der Musik im Leben der Bölfer gewidmet war, hat man zum ersten Male die Schallplatte als eine Art Erflärer" verwendet. In jener Abteilung, die uns die Instrumente der verschiedensten Zeiten, Länder und Bölfer vor Augen führte, wurden sie uns nämlich auch vorgespielt; das Grammophon vermittelte hier nie gehörte Musik auf selten gesehenen Instrumenten. Es war eine hör Sch a u" ganz eigener Art.
Die Benutzung der Schallplatte im Dienste einer Ausstellung ron Musikalien liegt eigentlich nahe. Daher ist auch die jetzt in einer Münchener Zeitung aufgetauchte Anregung zu begrüßen, daß in der Abteilung„ Mufit" des„ Deutschen Museums" jedem Instrumente auch die entsprechende Schallplatte beigegeben werde. Wenn sich München diesen Gedanken zu eigen machen sollte, wäre das der erste Schritt zum tönenden Museum, denn die Verwendbarkeit der Schallplatte ist mit der Erläuterung von Musikinstrumenten ja noch lange nicht erschöpft.
Ein Museum für Völkerkunde zum Beispiel würde sicherlich nur gewinnen, wenn es uns durch Schallplatten den Klang seltener Sprachen vermittelte. Die Laute fremder Volksweisen, die frohen Gesänge rumänischer Schnitter, das erschütternde Klagelied der Koreaner cder die Rufe des spanischen Nachtwächters und des orientalischen Muezzin würden die bunten nationalen Trach ten, die wir reihenweise unter Glas bewundern, mit Leben erfüllen und in unserem Geiste das Wesen dieser fernen Menschen oder Zeiten viel lebendiger erstehen lassen, als es noch so gelehrte Abhandlungen vermögen. Und ein knapper, populär gehaltener Bortrag aus berufenem Munde, der jede Abteilung als geschlosse nes Gebiet behandelt, würde die leiertastenmäßigen Erklärungen der Museumsdiener sehr vorteilhaft ersetzen und dem wirklich interessierten Besucher manchen wertvollen Fingerzeig geben.
Diese hier zum ersten Male öffentlich ausgesprochene Anregung ist in allen von uns befragten Kreisen auf lebhaftes Interesse gestoßen und das Reichspostmuseum will jetzt sogar daran gehen, diesen Gedanken in die Birklichkeit umzusetzen. Allerdings vorerst in bescheitenem Rahmen, denn zu einer großzügigen Durchführung fehlen ja noch die praktischen Erfahrungen. Inter esant ist es, daß Direktor Jacobs schon häufig daran gedacht hat, seinen Besuchern die verschiedenen Signale der Posthörner vorzuführen. Er wird sie jetzt auf einer besonderen Schallplatte zusammenstellen. Und während man die behäbigen Postfutscher wird der Bestillon seine Beise ertönen und die Romantik längst und die reichbetreßten Uniformen von anno dazumal betrachtet, entschwundener Tage wieder erstehen lassen.
Neben den hochinteressanten Modellen der Drachenflugzeuge Lilienthals, der ersten Flugmaschinen und Luftschiffe werden wir die Stimme des alten Grafen 3eppelin vernehmen, der uns auf einer Edisonschen Sprechmaschinenwalze des Jahres 1908 von seinen Nöten erzählt und dabei von einem bewunderns werten Optimismus beseelt ist, obwohl wenige Tage zupor das große Unglück bei Echterdingen sein Luftschiff zertrümmert hatte. Diese Walze hat für das Postmuseum noch eine ganz besondere Bedeutung, denn sie ist der erste„ tönende Brief". Graf Zeppelin fandte sie seinerzeit nändlich als Ansprache an die voraussichtlich größten Geldspender für den Bau eines neuen Luftschiffes. Die Kulturabteilung des Lindström- Konzerns, die diese wertvolle Walze befist, wird sie dem Postnruseum zur Verfügung stellen. In dieser
alle soll auch Hauptmann Roehl einen furzen Vortrag über den ersten Ozeanflug von Europa nadh Amerifa halten, den er mit dem Freiherrn v. Huenefeld und dem irischen Oberst Fit maurice vollbracht hat.
Direktor Jacobs ist mit großem Verständnis bestrebt, das Mu seum mit dem Geiste unserer Zeit in Einklang zu bringen; er will daher auch eine Sammlung von Schallplatten anlegen, die von Hertz, Marconi, Edison, Lindbergh, dem Grafen Arco und andern großen Männern der Technik und des Verkehrs besprochen worden sind. Dies Archiv, das vor allem späteren Generationen wertvolle Dienste leisten wird, soll bei besonderen Gelegenheiten und Veranstaltungen auch jetzt schon der breiten Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es wird im großen Vortragssaale unter gebracht.
Besondere Führungen von Besuchergruppen und Schulklassen ausgenommen, werden Musik und Vorträge natürlich durch Kopf hörer vermittelt. Die Frage, ob da nun Automaten mit Groschen betrieb aufgestellt werden oder ob die Apparate fostenlos zur Ver fügung stehen sollen, wird weniger durch eine Rentabilitätsrechnung entschieden, die bei einer Angelegenheit der Volksbildung ja nicht den Ausschlag geben darf, als durch praktische Erwägungen. Der leider überall notwendige Kampf gegen den Mißbrauch spricht
zugunsten der Bezahlung eines Zehnpfennigstüdes durch Einwurf in den Automaten, der sich dadurch gleichzeitig auch amortifiert. Der Gedanke, die Schallplatte allgemein in den Dienst der Mujeen zu stellen, wird furz über lang irgendwie verwirklicht merden müssen. Das ist die einmütige Ansicht aller von uns befragten Kreise. Die sich stets stärker entwickelnde Plattenindustrie, das Radio und der Tonfilm lassen diese Prophezeiung heute übrigens faum noch als lltopie erscheinen. Jemand hielt diesem Gedanken die Behauptung entgegen, das Museum habe sich überlebt und reize nicht einmal mehr den Ortsfremden, trotz aller Hinweise in den Reiseprospekten. Dieser Einwand ist eigentlich eine Befür. wortung. Das Museum wird häufig nämlich nur deswegen von außen bewundert, weil es im Innern die frische Luft der neuen Seit ängstlich gemieden hat, weil es in der Entwicklung plötzlich stehen geblieben ist. Die Schallplatte bedeutet daher für das Museum die notwendige Bereicherung und Ergänzung, also: die so oft geforderte Neubelebung!
In einer Unterredung erflärte uns Direktor Jacobs, daß er sich von diesem Versuch viel verspreche.„ Der moderne Mensch ist durch Tonfilin und Radio ganz auf das Akustische eingestellt. Diese Feststellung ist für den Museumssachmann ein wertvoller Fingerzeig." Dieser Berliner Versuch wird im ganzen Reiche und wohl auch im Auslande mit großem Interesse verfolgt werden.
Dr. H. Ander.
Puschkin über den Weltfrieden Der größte Lyrifer der russischen Literatur, Alexander Buschkin, wird auch in sowjetrussischen Kreisen, denen seine Aesthetik eigentlich fern sein müßte, hoch geschäßt und viel gelesen. Eine Puschkin- Gesellschaft in Leningrad beschäftigt sich mit der Herausgabe unbekannter Manuskripte des großen Dichters, den man gern den russischen Goethe" nennt. Puschkin war in der Tat ein universales Genie und nicht nur ein großer Dichter. Er war ein ungemein gebildeter Mensch. der eine wertvolle Bibliothek besaß, in der keine einzige Neuerscheinung der damals modernen Literatur fehlen durfte. Schiller und Goethe kannte Buschkin auswendig, und mit der deut schen Philosophie war er sehr vertraut.
Eine interessante Aufzeichnung in Puschkins Tagebuch, die auf eine Bekanntschaft mit Kants Wert„ Bom ewigen Frieden" schließen läßt, ist vor furzem von der Leningrader Puschkin- Gesellschaft entdeckt worden. Sie datiert aus dem Jahre 1821, ist in französischer die Menschen mit der Zeit die lächerliche Grausamkeit des Krieges Sprache geschrieben und lautet wie folgt:„ Es ist unmöglich, daß nicht entdecken werden. Wie sie das Sklaventum abgeschafft und die fönigliche Macht begrenzt haben, werden sie sich überzeugen, daß wir dafür geboren sind, zu essen, zu trinken und frei zu sein. Die Verfassungen sind ein Schritt, vorwärts in der Entwicklung des menschlichen Gedankens. Dieser Schritt wird nicht der einzige sein, und die Verfassungen werden sich darum bemühen, die Heereszahl start zu vermindern, da das Prinzip der bewaffneten Macht der tonstitutionellen Idee diametral entgegengesetzt ist. Höchst wahr. scheinlich wird man in hundert Jahren ein Berufsheer nicht mehr ennen." In diesem Punkt hat sich aber der geniale russische Dichter gründlich geirrt!
Das Todesmahl des Pilzfachverständigen
Die Franzosen , die bekanntlich große Feinschmecker sind, begnügen sich nicht mit den verhältnismäßig wenigen Genußpilzen, die bei uns zum Verkauf ausgeboten werden, sondern ihre seine Bunge hat den Wohlgeschmack einer sehr viel größeren Anzahl von Arten erkannt, und so findet man dort die Pilzmärkte viel reicher besetzt. Damit nimmt aber auch die Gefahr einer Vergiftung zu, und die Zahl der Pilzopfer war so groß, daß vor fünf Jahren ein Gesetz erlassen wurde, demzufolge auf jedem Bilzmarkt ein Sachverständiger angestellt wird, ohne dessen ausdrückliche Billigung keine Pilzforte verkauft werden darf. Daß aber auch dieser Kenner nicht unfehlbar sind, zeigte ein tragisches Ereignis, das sich kürzlich in dem Orte Fougères ereignet hat. Der dortige Pilzinspektor Victor Cottin ist nämlich gestorben, nachdem er ein Bericht Pilze gegessen hatte. Er hatte die Sorte vorher pflichtgemäß begutachtet und nach dem Essen befriedigt erflärt, daß es ihm vorzüglich geschmedt habe. Ein und eine halbe Stunde später war er eine Leiche. Das Vertrauen in die Unfehlbarkeit der Pilzsachverständigen ist durch diesen Todes. fall start erschüttert worden.
Der älteste noch erhaltene Erdglobus stammt von dem NürnSchiffen auch als erster bis zum Kongo gelangte und der auch, enta berger Martin Beheim ( 15. Jahrhundert), der mit portugiesischen gegen der allgemeinen Ansicht, die Pläne des Kolumbus für aus führbar hielt.