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Sonnabend

8.November1930

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Technik

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Nr. 526 47. Jahrgang

Wassersport und Technik Volkswirtschaft und Heizungsfrage

Wenn die Winterquartier bezogen haben, dann ist es Zeit, neue Pläne für das nächste Jahr auszuarbeiten. So sehr man es bedauern fann, daß der Motor seine Herrschaft auf dem Wasser erweitert, so fann man doch an seinen Neuerungen und Berbesserungen nicht vorübergehen. Vor allem hat sich der Seitenbordmotor für fleinere Fahrzeuge außerordentlich schnell durchgesetzt, weil sein Preis verhältnismäßig niedrig ist.

Ein neuer Seitenbordmotor

Neuerdings ist ein Seitenbordmotor mit umsteuerbaren Schraubenflügeln auf den Markt gekommen. Diese Einrichtung ge­stattet es, mas bisher unmöglich war, das Boot in gefährlichen

Ansicht des Motors mit umsteuerbaren Schraubenflügeln. Situationen fofort zu stoppen, oder aber mit laufendem Motor den Bootssteg anzusteuern und rückwärts wieder zu verlassen. Auch die Geschwindigkeit des Bootes ließ sich bei verschiedenen Fabrikaten nur unbedeutend durch Berstellen der Zündung am Magneten des Motors oder unbequemes Abbremsen am Schwungrad vermittels eines Lappens vermindern. Dies fällt alles bei dem soeben heraus­

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der Abwärme von vielen industriellen Defen und Werken schon weiter gediehen sein. Schmiedes, Schweiß-, Schmelz, Glüh und Trodenöfen, Gas- und Dieselmotoren sowie Dampfmaschinen haben alle verwertbare Abwärme, ganz gleich, welcher Konstruktionsart fie find. Auch bei Arbeitsmaschinen dieser Art wie Dampfhämmern, Walzenzug- und Fördermaschinen tritt Abwärme in reichem Maße auf. In dieser Beziehung gibt es schon lehrreiche Beispiele. Als solches sei ein Hüttenwert angeführt, daß mit Hilfe der Abwärme seiner Walzenzugmaschine nicht weniger als 60 Gebäude heizt. Diese Abwärme entspricht dem Werte von 10 Millionen Wärmeeinheiten­stunden. Die Ausnutzung solcher gewaltigen Wärmemengen würde eine sehr große Kohlenersparnis herbeiführen und damit nicht nur in der Bolts-, sondern auch in der Weltwirtschaft von erheblicher Bedeutung sein. Die aufsehenerregenden Mitteilungen und Vorträge auf der letzten Berliner   Weltkraftkonferenz über die deutsche   und die europäische   Sammelschiene liegen alle ganz in derselben Rich­tung. Maßnahmen dieser Art stellen echte und richtige Rationali fierungen dar, die Arbeit, Kapital und Naturschäze sparen,

Daß in tropischen Gegenden oder bei Bölkern, die auf niedriger| eine solche Zusammenarbeit möglich ist, sonst würde die Ausnutzung Kulturstufe stehen, die Frage der Heizung keine erhebliche Rolle fpielt, ist verständlich. Aber selbst in falten und gemäßigten Zonen ist man im allgemeinen geneigt, dieser Angelegenheit feine allzu große Bedeutung beizulegen. In Wirklichkeit wird sie sogar er­heblich unterschätzt. Denn auf Grund der Vermögensschäzungen von 1913 dürfte bei uns in Deutschland   etwa 1 Proz. des gesamten Nationalvermögens, das sind 2 bis 4 Milliarden Mart, für Hei zungszwecke ausgegeben werden. Man erkennt daraus, daß diese Frage auch in wirtschaftlicher Beziehung feineswegs vernachlässigt werden darf, ganz abgesehen von ihrer hygienischen Bedeutung. Um so wichtiger ist es, wenn man bei solchen Dingen nicht nur den augenblicklichen Zustand in Betracht zieht, sondern auch für die Zukunft vorsorgt und vorausschauende Politik treibt. Das legt für alle Techniker und Wirtschafter die Pflicht auf, mit den vorhandenen Schäzen sparsam umzugehen, und sich mehr und mehr um die Wärme wirtschaft zu fümmern. Die Möglichkeit, durch Abwärmeverwertung bei Maschinen und Anlagen eine rationellere Ausnutzung der Kohlen zu erzielen, muß dahin wirken, daß Neu­anlagen sie auch restlos ausnutzen. Es ergibt sich als Aufgabe für die Zukunft, daß man alle Rohle möglichst nur Der toten sollte. Damit ihre flüssigen und flüchtigen Bestandteile gewonnen und der Landwirtschaft und den Gewerben zugeführt werden können, dürfte in Zentralheizungen und Heizkraftwerken in Zukunft nur noch Stots verbrannt werden.

Möglich ist eine solche rationelle Wärmewirtschaft nur durch Busammenarbeiten der Industriebetriebe mit den öffentlichen Kraftwerten. Man muß eine gewiffe Dezentralisation dieser Werke anstreben, um zu einer solchen Zu­sammenarbeit zu gelangen. Ein solches Zusammenarbeiten kompli­ziert allerdings den Betrieb, aber man muß darauf hinweisen, daß man auf der Weltkraftkonferenz solchen Kopplungen große Be­deutung zugesprochen hat.

Schon vor Jahren forderte der Schweizer   Ingenieur Hottin ger eine Kupplung des Schweizer   Elektrizitätsnezes, das im Winter einen ausgeprägten Tiefstwert seiner Leistung aufweist, mit den mitteldeutschen Brauntohlen- lleberlandzentralen. Leider sind wir noch nicht einmal so weit, daß innerhalb des eigenen Landes schon

Wie mangelhaft staats- und weltwirtschaftlich wir in solcher Hinsicht noch immer denten, geht schon aus unseren Bauweisen hervor. In einer Zeit, da wir arm sind, bauen wir noch immer viele Einzelfieblungshäuser, jedes mit einer überaus mangelhaften Wärmewirtschaft. Denn jedes Haus strahlt die Wärme reichlich nachy allen Seiten aus, auch wenn wir jedes mit Zentralheizung ver sehen. Aber nicht einmal das tun wir. Denn meist erhält jedes 3immer seinen rauchenden und rußenden Einzelofen. Richtig wäre dagegen, große, gesunde Gebäudekomplexe zu errichten, die int Mauermert die Wärme aufspeichern und die hineingesteckten Heiz­werte viel besser ausnutzen. Und erst, wenn alle in solchen Häusern notwendige Wärme von Fernkraftheizwerken geliefert wird, dann werden wir zu einer Wärmewirtschaft gelangen, die auch die hygie­nisch einzig einwandfreie sein wird, da fie Rauch, Ruß und damit viel Staub und Schmuß aus den Behausungen verbannt. Leider gibt es heute noch feine der Deffentlichkeit bekannte Zahlen, die über die Betriebsergebnisse solcher Anlagen Auskunft erteilen. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Berwaltungen von Fernheiz merten hierin eine größere Bublizität üben würden.

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Spanten und Steven jedoch Rundröhren verwendet worden. Diefes Jeder seine eigene Schallplatte?

Boot weist noch eine Reihe sehr bemerkenswerter Einzelheiten auf. In die beiden Hautenden ist der patentierte Gummisteven a ( Abb. 2) eingeklebt, der niemals verfaulen, sich zerfeßen oder undicht werden kann. Der Vollgummi wirft zugleich als Stoßdämpfer, auf diesem erst fizt dann der Gummistevenbesaz b so, daß also die Haut nicht durch das orydierende Metall, das fast dauernd im Wasser ist, bald ruiniert wird. Die Verbindung von Oberded und Süllrand ist ebenfalls wasserdicht. In das Oberbec ist ein Seil a

b

So wird der Motor an Bord befestigt. gefommenen Seitenbordmotor der Roth- Büchner A.-G. in Berlin­Tempelhof fort. Das Bemerkenswerteste an ihm ist, daß die Flügel der Schraube durch einen in jeder Stellung gesicherten Schalthebel.. auf dem Bilde der rechts neben dem Motor heraus­stehende Griff sich so verstellen lassen, daß der Motor bei Leer­lauf in Betrieb geseht und dann, je nach Wunsch, auf Borwärts rder Rüdmärtsgang, aber audy wieder auf Leergang gefchaitet werden kann. Der Einzylindermotor arbeitet im Zweitakt und leistet mit 105 ccm Hubvolumen bei 1800 U. PS. Der 3ylinder liegt waagerecht und mit den anderen Bedienungselementen dem Steuermann fo zugekehrt, daß eventuell eintretende Störungen, wie Verölen der Zündkerze, bequem vom Siz aus behoben werden fönnen. Die Kühlung des Zylinders geschieht durch Wasser, welches Durch eine mitlaufende Kolbenpumpe angefaugt und gegen den Auspufftopf geleitet wird, so daß auch dieser gekühlt wird. Ein gutgebautes Paddelboot mit zwei Personen erreicht eine Ge­schwindigkeit von zirfa 16 Rilometern stündlich, mas ungefähr der Fortbewegung eines Gigachters entspricht. Dieser Motor ist unseres Wissens der einzige, welcher Stoppen und Rückwärtsgang dadurch bewirkt, daß durch den Schaltgriff mechanisch die beiden Schrauben genäht( 26b. 3); über den Stoffwusst, der dadurch am Oberdeck flügel gedreht werden, jo daß sie bei immer gleicher Drehungs- entsteht, wird dann der Metallfüllrand b gezogen, der bann den richtung der Motorwelle sich einmal nach vorn, das andere Mal Steffwulst niemals mehr von selbst herausrutschen läßt; die Spriß­nach hinten in das Wasser einschrauben oder auch im llebergang die decke ist auch verbessert, die Stofftanten c werden mit Gummiftoff Flügel so stellen kann, daß überhaupt teine Schraubwirkung ein- verstärkt und diese Kante wird nun von außen in den im Süll­tritt, also gestoppt wird. Aufmontiert wird der Motor seitlich auf rand befindlichen Falz d( 266. 3) gesteckt; die Spritzdecke läßt sich

dem Backbordded unmittelbar vor dem Steuermann. Mit wenigen

Handgriffen nur durch Lösen von drei Schraubenmuttern

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kann der Motor entfernt und im Boot verstaut werden.

Das leichteste Faltboot der Welt

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In Deutschland   hat neuestens auch das leichteste Falt= boot der Welt die Aufmerksamkeit der Fachleute auf sich gelenft. Es ist das Modell 1930 des Steiner- Leug- Meisterfalt­bootes, dessen Gerüst( Abb. 1) ganz und gar aus Duralumin wie

Abb. 1; Das Aluminiumgerüst.

die Zeppeline besteht, das pöllig salzwasserbeständig ist und somit auch unter den Witterungseinflüssen nicht leidet. Es ist das leichteste Faltboot der Welt. Für die Bängsleisten find edige, für die

Abb. 2: Der patentierte Gummisteven.

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Abb. 3: Die Befestigung der Spritzwasserdecke.

so leicht im Falle des Kenterns lösen. Da Faltboothäute fich im Laufe der Zeit ausdehnen, schlaff am Gestell hängen und dadurch Lauf und Form des Bootes beeinträchtigen, fann das Gestell, um die Haut wieder anzuftraffen, verlängert werden, und zwar all­mählich bis auf 15 Zentimeter. Dies geschieht in der einfachsten Weise durch Einführung von lleberschiebehülsen.

es Dipl.- Ing. Dr. Hannach.

Zu einer Zeit, da wir das noch etwas ferne Ferntonkino int eigenen Heim schon im Geiste erlebt haben, ist es verständlich, daß man wenigstens Schallplatten selbst aufnehmen will. Wer seine eigene Stimme oder die seines Kindes, seiner Schwieger­mutter oder seiner singenden Freundin auf einer Platte verewigen will, möchte dabei nicht gern von einem Warenhaus oder von einer Schallplattenfabrit abhängig fein.

An dem Problem, jedermann Schallplattenaufnahmen im eigenen Heim zu ermöglichen, wird schon seit Jahren gearbeitet. Nun kann dieses Problem als gelöst betrachtet werden. Die beiden Erfinder, Professor Eugen Fischer   und Chemiter Otto 3e cha, haben dieser Tage ihr Berfahren öffentlich vorgeführt. Sie haben dünne Blechplatten mit einem Bezug versehen, dessen Zusammen­setzung ihr Patent ist. Wird nun die Platte mit Alkohol befeuchtet, so ist sie aufnahmebereit. Nach der erfolgten Aufnahme muß diese Platte getrocknet werden. Das geschieht am schnellsten, wenn man fie über ein Spiritusflämmchen schwenkt. Es blieb nur noch, die Borrichtung für die Aufnahme zu verbilligen und auch diese Frage. haben die Erfinder sehr einfach gelöst. Wer einen Radio appa rat mit Lautsprecher besitzt und dazu ein beliebiges Granimo­phon, braucht außer den Platten, die verhältnismäßig billig sind, nur für die Führung der Nadel bei der Aufnahme einen fleinen Führungsapparat, von dem die Erfinder behaupten, daß er gleich­falls sehr billig sei, und die vollkommene Ausrüstung für die Schall­plattenaufnahmen ist vorhanden, Der Radioapparat ermöglicht das elektrische Aufnahmeverfahren. Es ist nur eine fleine limschaltung notwendig. Der Apparat wird gewissermaßen verlehrt geschaltet. Wo sonst der Lautsprecher angesteckt ist, wird die Elektroschali­dose geschaltet. Der Lautsprecher funktioniert als ifrophon. Nach der Aufnahme wird wieder auf die nor­male Schaltung umgeſtedt, und die getrocknete Schallplatte tann sofort abgespielt werden. Was vor wenigen Minuten in den Laut­sprecher hineingesprochen oder hineingesungen wurde, ist wieder ganz deutlich hörbar. Zwar war bei der ersten Pressevorführung in Wien   die Wiedergabe sowohl in der Lautstärke wie in der Klangreinheit etwas verinindert. Solche Mängel hatte aber bis­her jede Form der Schaltübertragung im Anfang aufzuweisen. Im Laufe der Zeit wurden jedoch Berbesserungen erzielt, und es ist sehr wahrscheinlich, daß auch dieses Uebertragungsverfahren sehr bald verbessert wird. Die neue Erfindung nennt sich Phonofon­Platte. Sie dürfte sich bald durchsetzen, weil Radioempfänger und Grammophon nun schon in vielen Haushalten zu finden find und man mit diesem Verfahren nicht nur Stimmporträts auf­nehmen, sondern auch Radiosendungen festhalten fann. Auch für die Aufzeichnung von Verhören bei Gericht für sogenannte sprechende Briefe und ähnliche Zwecke kann die neue Erfindung sehr zwedmäßig verwendet werden. Jedenfalls ist das Ziel erreicht, Schallplattenaufnahmen im eigenen Hause zu ermöglichen. j. m.

150 Jahre Elektrizität. Bor 150 Jahren, am 6. November 1780 entbedte Galvani   die Berührungselektrizität: Froschschenkel, die an einem eisernen Gitter aufgehängt waren, begannen zu zucken. Sein Beitgenosse Bolta erkannte die Ursache und schuf die nach ihm be- 1 nannte Batterie. Heute ist unser Dasein ohne die Ausnüßng der elektrischen Kraft nicht mehr zu denken.