Der Abend
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Nr. 552
B275 47. Jahrgang
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Der Reichsausschuß der Wirtschaftspartei ist gestern zusammengetreten, zunächst um über innerparteiliche Fragen zu sprechen. Der Krakehl Kolosser- Drewik ist noch nicht entschieden. Auf dieser Tagung ist jedoch die unberhüllte Wut der Wirtschaftsparteiler über den Preisabbau hervorgetreten. Diese Wut richtet sich in erster Linie gegen die Reichsregierung.
Schon gestern hörte man, daß die Wirtschaftspartei den Justizminister Dr. Bredt ans der Reichsregierung abberufen wolle. Heute hat nun der Reichsausschuß der Wirtschaftspartei den Beschluß gefaßt, die Regierung Brüning nicht mehr zu unterstützen.
Eins ist jedoch völlig klar: die Begründung, die diesem Beschluß beigegeben wird, soll nur die wahre Ursache verbergen das ist der Zorn der Wirtschafts. parteiler über den Preisabbau.
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Der Reichsausfchuß der Wirtschaftspartei hat im Einver nehmen mit dem Reichsjuftizminifter Prof. Dr. Bredt einffimmig folgenden Beschluß gefaßt:
Bereits am 26. September 1930 hat der Reichsausschus be schlossen, daß sich die Wirtschaftspartei an feiner Regierung im Reiche beteiligt, auf welche die Sozialdemokratie unmittelbar oder mittelbar Einfluß ausübt. Die Ereignisse der letzten Zeit beweisen aber, daß die Reichsregierung Brüning ihre Politit in Anlehnung an die die Sozialdemokratie unter Preisgabe lebenswichtiger Interessen des deutschen Bolles und der deufschen Wirtschaft durchzuführen versucht. Nach Ansicht der Wirtjchaftspartei fönnen auf diesem Wege die großen Lebensprobleme des deutschen Bolles in der Innen- und Außenpolifir nicht gelöst werden. Infolgedeifen tehnt die Wirtschaftspartei die weitere Unterstühung des kabineffs Brü. ning ab."
Bredt tritt zurück.
In den Mittagsstunden begab sich der Borshende der Wirtschaftspartei, Abg. Drewik, zum Reichskanzler, um ihm von dem Beschluß des Reichsausschusses Kennt nis zu geben. Reichsjustizminister Dr. Bredt, der gegen wärtig in Marburg weilt, und erkrankt ist, hat, wie wir hören, dem Reichskanzler bereits sein Rücktritts. gesuch übermittelt.
Gegen polnischen Terror!
Amtlicher deutscher Schritt in Genf .
Der deutsche Generalfonful in Kattowitz v. Grünau ist heute früh in Berlin eingetroffen. Sein Bericht über den polnischen Terror gegen die Deutschen in Oftoberschlesien enthält jo umfangreiches und stichhaltiges Material, daß die Reichsregierung nunmehr die Beschwerde nach Artikel 72 des Genfer deutschpolnischen Abkommens an den Völkerbund richten wird. Nach diesem Artikel 72, der dem Artikel 12 des Minderheitenschuhvertrages entspricht, erklärt sich Polen damit einverstanden, daß jede andere Macht, die dem Böllerbund angehört, die Aufmerkjamfeit des Rates auf jede Verlegung des Minderheitenschuhes oder die Gefahr einer solchen Verletzung lenken und der Rat alle Maßnahmen treffen und Weisungen geben kann, die nach Cage des Falles zweckmäßig und wirkjam erscheinen.
Nur" 7% Prozent Lohnabbau. Gesamtverband lehnt ab.
Bochum , 25. November.( Eigenbericht.) Der vom Schlichter gefällte Schiedsspruch für das rheinisch mestfälische Transport und Speditionsgewerbe, der einen 7½ prozentigen Lohnabba u vorsieht, ist von dem Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Per. Jouen und Barenneriches abgelehnt worden.
Er will aber lieber Außenminister bleiben
In Mostau verlautet, daß Außenkommissar Litwinom nadch seiner Rückkehr zum Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare der Sowjetunion ernannt werden wird, weil Rytom nach Ablauf seines Urlaubs nicht mehr auf seinen Bosten zurückkehren dürfte. Litwinow soll jedoch nur dann diesen Posten übernehmen wollen, wenn er die Führung der Außenpolitit beibehält. Diese Frage wird im Zentralfomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Dezember entschieden werden.
Faschiffifches Staatsbantett zu Ehren des Kommunisten.
Mailand , 25. November.( Eigenbericht.)
Der sowjetrussische Volkskommissar des Aeußeren, Zitmi. npm, traf am Montagabend in mail and ein, wo er mit dem nom, traf am Montagabend in mail and ein, wo er mit dem italienischen Minister des Aeußeren, Grandi, eine Unterredung hatte. Amtlich wird über den Verlauf der Unterredung mitgeteilt, baß die ,, beiden Staatsmänner ihre Meinungen über die politischen und wirtschaftlichen Fragen austauschten, die die beiden Länder interessieren, und über die Entwidlung ihrer Beziehungen",
Nach Schluß der Unterredung gaben die Faschisten zu Ehren des Bolfchemisten ein großes Staatsbanfett, an dem sämtliche leitenden faschistischen Persönlichkeiten aus Mailand und Um gebung teilnahmen, und auf dem der Faschist Grandi den Bolfchemisten Litwinow als Freund Italiens feierte.
Urteil im Reichsbahnprozeß.
Die Länder fiegen.
In der Berfassungsstreitfrage des Deutschen Reiches gegen die Länder Baden , Bayern , Sachsen und Württemberg wegen der Benennung von Mitgliedern zum Berwaltungs
Ausreden billigst
Erschießen! Erschießen! Erschießen!
Blutrausch der Roten Fahne".
Erschießen! Erschießen! Erschießen! Mit Riefenlettern schreit es die Rote Fahne" über eine ganze Seite. Erschossen werden müssen selbstverständlich die Angeklagten, deren Prozeß in Moskau am Dienstag beginnt. Hysterische Schreie aus dem Lesepublifum der Roten Fahne" werden eifrig zusammengetragen. Besonders schön nimmt es fich aus, wenn u. a. eine Frau an die„ Rote Fahne schreibt: Diese Horde könnte und möchte ich mit meinen eigenen Händen ermürgen. Ein angeblicher Metallarbeiter formuliert: Röpfe ab! ut ab vor der 3.!" Noch fürzer und richtiger würden wir die Formulierung finden: öpfe ab por der GP11.1"
Diese Blutheze zeigt, mas das ganze Gerichtsverfahren int Birklichkeit mert ist. Noch hat der Prozeß nicht begonnen, noch haben die Angeklagten nicht den Mund zu ihrer Berteidigung öffnen tönnen, aber das Urteil der Roten Fahne steht schon fest: Erschießen!" Man stelle sich vor, daß die russische Bresse in dieser Tonart schon wochenlang nach Todesurteilen schreit, und man wird die ganze Gerichtsverhandlung als das würdigen, was fie ift: als eine Farce und als Ablenfungsmanöver von ben wahren Ursachen, die den völligen 3usammenbrudy des Fünfjahresplanes bereits im zweiten Jahre hervorgebracht haben.
Festgenagelt werden muß auch, wie diese blutberauschten Freunde der Maffenerschießungen, die ihr Todesurteil schon vor der Verhandlung fertig haben, in Deutschland heuchlerisch als„ prin
zipielle Gegner der Todesstrafe" auftreten.
rat der deutschen Reichsbahngesellschaft verkündete der Vorsitzende des deutschen Staatsgerichtshofes, Reichsgerichtspräsident Bumte, am Dienstagvormittag turz nach 10 Uhr folgendes Urteil:
1. Der Antrag des Reiches wird abgewiesen.
2. Auf Grund der zur Auslegung des Staatsvertrages über den Uebergang der Staatseisenbahn auf das Reich vom 30. April 1920 abgegebenen Erflärung haben die Länder Bayern , Sachsen , Württemberg und Baden das Recht, je ein Wanderclique, Falfe' fchießt auf mitglied des Berwaltungsrates in der deutschen Reichsbahngesellschaft zu wählen. ( Goebbels ,, Angriff zum Charlotten. Burger Razi- Ueberfall.)
eigene Leute."
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Durch das fortgefehte Steigen des Rheins wird die Lage in Neuwied immer bedrohlicher. Bom Rhein rüdidas Wasser in weitere Straßenzüge vor. Der Nachenverfehr ist in vollem Umfange und versorgt Taufende von Menschen, die auch auf Lauffteigen nicht mehr in ihre Wohnungen tommen fönnen. Die Räumung der Geschäfte und Wohnhäuser, denen schwerer Schaden zugefügt wird, schreitet weiter fort. Ein Grauen bemächtigt sich der Stadt, die nunmehr auch rüd wäris von einem sich auf mehrere Kilometer ausdehnenden Hochwassergürtel umfaßt wird. Hier ist das Gebiet von der Einmündung der Wied in den Rhein bis zum Stadtteil Heddesdorf ein einziger großer See, aus dem gespenstisch die Baumtronen und die eingeschlossenen Häufer herausragen. Auch das Sportstadion liegt in feiner ganzen Ausdehnung tief im Waffer. In diesem Gebiet, dem jogenannten Weidchen, liegen auch große Gärtnereien, deren viele Gewächshäuser bis zu den Dächern unter Wasser stehen. Die Hauptbahnlinie nach Köln führt mehrere Kilometer lang durch überschwemmtes Gebiet. Die Provinzialstraße von Jahr bis Neuwied ist infolge Hochwassers gesperrt. Der neuerdings einsehende Regen bringt neue Unruhe in die Bevölkerung. Das überall aus den Kanälen hervortommende Waffer seht unaufhörlich weitere Straßenteile unter Wasser. Auch der Weinort Ceutersdorf steht zu einem Drittel
Nur Gegner haben Schußverlegungen? Famos, Jungens, unter Waffer. Besondere Schäden haben die Winzer erlitten, die - die haben eben Selbstmord verüben wollen!"
ihren Wein nicht mehr aus den Sellern bringen fonnten.